Übergänge: Altes/Vertrautes l o s lassen - auf Neues/Unbekanntes e i n lassen...

  • Anna Panna-Sati, ewald

    Ich verstehe eure Diskussion nicht ganz. Wenn Mitgefühl da ist, dann ist es doch für alle da. Und wenn es für alle da ist, dann tue ich eben das, was gerade notwendig ist. Ob für mich oder jemand anderen, spielt ja dann keine Rolle.

    Das kann man aber verstehen. Wer sein Mitgefühl nicht auf sich richtet, wird kein Mitgefühl für andere haben. Mitgefühl, fast nur für andere, zeigt sich dann als Mitleid fühlen, nicht als Mitgefühl. Mitleid fühlen verlangt automatisch Verdienste. Verdienste auch nur winzig erwarten ist immer Dukkha erfahren.


    Einen anderen überzeugen wollen, ist Streben nach Verdienst. Mach ich nicht mehr, denn das fesselt mich an meine Meinungen und den Glauben an Gerechtigkeit.

    2 Mal editiert, zuletzt von Qualia ()

  • Da kommen wir nicht zusammen,

    Ich sehe uns gar nicht soo weit auseinander, lieber ewald ! :)


    Bei der - auch von mir praktizierten - Metta-Meditation beginnt man ja stets mit Liebender Güte/Mitgefühl für sich selbst und dehnt diese Haltung nach und nach auf alle Wesen aus, bis hin zu "schwierigen" oder gar feindselig gesonnenen...


    Viele Wege führen nach Rom... ;)

    Du beweist bei jedem meiner Sätze, dass Du eine gegenteilige Ansicht hast. Dann bleib bei Deiner Haltung

    Wenn du das so empfindest... :shrug: , "gegenteilig" würde ich es jetzt nicht nennen, bei gewissen Standpunkten macht Hinterfragen/In-Frage-Stellen ja durchaus Sinn.


    Dein Imperativ "Dann bleib..." wirkt wie der Ausdruck leichter Frustration und ist auch überflüssig, denn auch meine Ansichten unterliegen ständigem Wandel und für eine Weiterentwicklung durch neue Erlebnisse/Erfahrungen bin ich immer offen...

    Ich weiß, warum ich etwas schreibe und kann das mit meiner Lebensgeschichte belegen,

    Das habe ich verstanden und kann es nachvollziehen - es gilt aber auch für mich...

    letztendlich hat der eigene Wille Priorität in der westlichen Welt. Deshalb bleib bei der Fürsorge, bei der Selbstfürsorge und dem Glauben, sich um andere kümmern heilt einen selbst.

    "Des Menschen Wille ist sein Himmelreich"...(und seine Hölle...)


    Dass "sich um andere kümmern" zwangsläufig Heilung für einen selbst bewirkt, glaube ich nicht - das war wohl ein Missverständnis.


    Selbstverständlich ist es auch denkbar und möglich, dass man sich damit nur von seinem eigenen Leid ablenken, sich nicht konfrontieren, hinsehen, möchte und den Anderen quasi "benutzt" (wenn auch in hilfreicher Absicht) - das wäre langfristig unheilsam (siehe "Helfersyndrom")...


    Man könnte es aber auch betrachten, wie der Dalai Lama:


    Zitat

    Aus meiner eigenen, begrenzten Erfahrung habe ich gelernt, dass die größte innere Ruhe durch die Entwicklung von Liebe und Mitgefühl entsteht.

    Je mehr wir uns um das Glück anderer kümmern, desto größer wird unser eigenes Gespür für Wohlbefinden. Kultiviert man warmherzige Gefühle der Nähe für andere, kommt automatisch der eigene Geist zur Ruhe. So können wir sämtliche Ängste und Unsicherheiten besiegen und werden stark genug, alle Hindernisse zu überwinden. Das ist der wahre Schlüssel zum Erfolg im Leben.


    https://de.dalailama.com/messa…d-human-values/compassion





    Liebe(r) Hotte :) ,


    vielen Dank für deinen hilfreichen Beitrag, ein kleiner "Weckruf"..! _()_ :heart:


    Wenn Mitgefühl da ist, dann ist es doch für alle da. Und wenn es für alle da ist, dann tue ich eben das, was gerade notwendig ist. Ob für mich oder jemand anderen, spielt ja dann keine Rolle.

    Genau, WENN Mitgefühl, das alle Wesen einschließt, da ist.....


    Leider ist es im konkreten Alltag nicht immer leicht, zu entscheiden, was jetzt "gerade notwendig" ist, oft sieht man sich dazu gezwungen, Prioritäten zu setzen, wie es sich an den folgenden Beispielen zeigt...:


    Beispiel 1:


    Die 1. Tugendregel/Sila betont das "Abstehen vom Töten anderer Lebewesen", aber einst kamen Fischer zum Buddha und fragten, was sie denn tun sollten, da sie keine andere Alternative zum Lebenserwerb hätten, als eben Fische zu fangen.

    Mitgefühl mit den Fischern oder den Fischen?

    Der Buddha sah in diesem Fall ein, dass das Überleben der Fischer (und ihrer Familien) Priorität vor dem Weiterleben der Fische genießt und erlöste sie von ihrem Dilemma.


    Beispiel 2:


    Seit dem Beginn meiner Erkrankung (siehe Beitr. #6 /# 47) befinden mein Mann und ich uns in einer Übergangsphase der Konfrontation mit div. Symptomen - Hoffnung und Zuversicht wechseln mit Frustration und Resignation, Gewöhnung und Arrangieren im Alltag erweisen sich als Herausforderungen, mit denen wir individuell unterschiedlich umgehen.


    Mitgefühl empfinde ich nicht nur für mich, sondern auch für meinen Lebenspartner, der sich innerhalb kürzester Zeit nun in seinem Leben total umstellen musste (Er wurde im März 70 Jahre alt, ich bin 62 J. ...).


    Ein Streitpunkt ist mein Rollstuhl. Ich schätze ihn als "Werkzeug", das mir ermöglicht, bei den täglichen Spaziergängen Sitzpausen einzulegen, die aufgrund von gelegentlichen Schwächezuständen nötig werden.

    Allerdings wird er die meiste Zeit geschoben - bei Anstiegen und auf holperigen Wegen von meinem Mann - und er reagiert zunehmend gereizt/genervt, fordert nachdrücklich, dass ich den Rolli zu Hause lasse, denn ich bräuchte ihn doch nicht mehr...

    Der Rolli erinnere ihn obendrein an meine Krankheit (die er - offensichtlich - noch nicht wirklich akzeptiert hat), klagt er und beeilt sich, allen Nachbarn und Bekannten, die wir unterwegs treffen, zu versichern, dass ich den Rolli ja "eigentlich gar nicht mehr benötigen würde"...


    Was jetzt tun?!

    Mein Selbst-Mitgefühl rät mir, den Rolli zu nutzen, bis ich mich auch ohne ihn "sicher" fühle, das Mitgefühl mit meinem Mann, es "ohne" zu versuchen (was ich mir aber -noch- nicht zutraue)...


    Die (vorläufige) "Lösung":

    Kauf eines zusammenklappbaren Campingstuhls (in einer Hülle mit Tragegriff), den mein Gatte nun - gerne! - :D auf unseren Märschen trägt und auspackt, wenn mich die Kräfte verlassen....


    Die Blicke der Leute auf der Straße (die meinem Mann nicht egal sind, mir schon...) und die Frage, ob wir "zum Zelten gehen" wollten :lol: lassen mich allerdings befürchten, dass mein Mann in Kürze auch von diesem "Hilfsmittel" die Nase voll hat... :?




    Liebe Grüße, Anna _()_ :heart: :)

    "...Dieser edle achtfache Pfad aber ist der zur Aufhebung des Leidens führende Weg..." (AN.VI.63)


    "In dieser Stunde hörte Siddhartha auf, mit dem Schicksal zu kämpfen, hörte auf zu leiden. Auf seinem Gesicht blühte die Heiterkeit des Wissens, dem kein Wille mehr entgegensteht, das die Vollendung kennt, das einverstanden ist, mit dem Fluss des Geschehens, mit dem Strom des Lebens, voll Mitleid, voll Mitlust, dem Strömen hingegeben, der Einheit zugehörig." (H.Hesse)

  • Hallo, lieber Qualia :)

    Wer sein Mitgefühl nicht auf sich richtet, wird kein Mitgefühl für andere haben.

    Mitgefühl ist ja der Wunsch, dass "alle Wesen glücklich, zufrieden und frei von Leiden (und den Ursachen des Leidens)" sein mögen.


    Daher zeugt im Buddhismus auch das Lehren des Buddhadharma vom höchsten Mitgefühl...


    Meinst du denn, ein Bodhisattva hätte kein Mitgefühl auf sich gerichtet, weil er freiwillig auf das Nirvana verzichtet, bis alle anderen Wesen erlöst sind?

    Mitgefühl, fast nur für andere, zeigt sich dann als Mitleid fühlen, nicht als Mitgefühl.

    Mitleid empfinden zu können stellt m.E. die Basis für das Entwickeln von Mitgefühl dar...

    Und natürlich gibt es auch noch das - manchmal anscheinend unvermeidliche, aber (besonders im Übermaß) unheilsame - Selbstmitleid...



    Liebe Grüße, Anna _()_ :heart: :)

    "...Dieser edle achtfache Pfad aber ist der zur Aufhebung des Leidens führende Weg..." (AN.VI.63)


    "In dieser Stunde hörte Siddhartha auf, mit dem Schicksal zu kämpfen, hörte auf zu leiden. Auf seinem Gesicht blühte die Heiterkeit des Wissens, dem kein Wille mehr entgegensteht, das die Vollendung kennt, das einverstanden ist, mit dem Fluss des Geschehens, mit dem Strom des Lebens, voll Mitleid, voll Mitlust, dem Strömen hingegeben, der Einheit zugehörig." (H.Hesse)

  • Mich interessieren nur Menschen, alle anderen machen mir keine Sorgen.

    Solange ein Bodhisattva daran arbeitet, dass alle Wesen befreit sind, verzichtet er nicht darauf, Buddha zu werden oder ins Nibbana zu kommen, er wird es nicht. Sein Wunsch, alle zu befreien, verhindert das.


    Bodhidharma hat sein Mitgefühl bewiesen, indem er dem Schüler, der sich den Arm abgeschnitten hat, um von ihm angenommen zu werden. Ein bisschen spät, oder nicht?


    Die Basis von Mitgefühl ist liebendes Vertrauen. Sicher nicht Mitleid.

  • Mitgefühl ist ja der Wunsch, dass "alle Wesen glücklich, zufrieden und frei von Leiden (und den Ursachen des Leidens)" sein mögen.


    Daher zeugt im Buddhismus auch das Lehren des Buddhadharma vom höchsten Mitgefühl...


    Meinst du denn, ein Bodhisattva hätte kein Mitgefühl auf sich gerichtet, weil er freiwillig auf das Nirvana verzichtet, bis alle anderen Wesen erlöst sind?

    Wenn Mitgefühl in dem Wunsch besteht, dass alle Lebewesen frei sein mögen von Leid und dessen Ursachen, dann ist man selbst mit dabei. Ohne Wunsch, selbst vom Leiden und seinen Ursachen freikommen zu wollen, wird man kein echtes Mitgefühl für andere Lebewesen entwickeln können.


    Nur auf der Grundlage von Mitgefühl wird man zu einem Bodhisattva und tritt deshalb in die Übungen eines Bodhisattvas ein. Auf dem Pfad ist der Bodhisattva weiterhin von Mitgefühl bestimmt.


    Der Bodhisattva verzichtet allerdings nicht freiwillig auf das Nirvana. Das ist eine im Westen weitverbreitete Fehlinterpretation, die man immer wieder auch in der Wissenschaft findet. Auf dem Pfad verwirklicht der Bodhisattva das Nirvana eines Arhats, weil er alle Leidenschaften samt ihren Ursachen aufgibt. Dieses Nirvana ist aber nicht sein eigentliches Ziel. Sein eigentliches Ziel ist die Verwirklichung der Buddhaschaft.


    Deshalb stimmt es nicht zu sagen:

    Solange ein Bodhisattva daran arbeitet, dass alle Wesen befreit sind, verzichtet er nicht darauf, Buddha zu werden oder ins Nibbana zu kommen, er wird es nicht. Sein Wunsch, alle zu befreien, verhindert das.

    Sein Wunsch, allen Wesen zur Befreiung verhelfen zu wollen, behindert den Bodhisattva nicht in seiner spirituellen Entwicklung. Aufgrund des Wunsches zum Wohle aller Lebewesen die Buddhaschaft zu erlangen wird er den Bodhisattvapfad verwirklichen und dann in der Lage sein, den Wesen den vollständigen Weg zur Befreiung aus Samsara aufzuzeigen. Als Bodhisattva ist er aufgrund seiner Fähigkeiten bereits in begrenzten Maße dazu fähig.


    Der Wunsch des Bodhisattva, alle Lebewesen aus Samsara zu befreien ist kein Hindernis für das Erlangen seines Nirvanas in Form der Arhatschaft, sondern dieser Wunsch ist eine Voraussetzung dafür, dass er auf seinem Pfad alle Leidenschaften samt Ursachen aufgibt. Dieses Nirvana verwirklicht er nebenbei auf dem Weg zur Buddhaschaft, die sein eigentliches Ziel ist das darin besteht, nicht nur die Leidenschaften samt Ursachen aufgegeben zu haben, sondern auch alle Wissensschleier.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Die Basis von Mitgefühl ist liebendes Vertrauen. Sicher nicht Mitleid.

    Sowohl, als auch....

    Wenn du selbst nie Schmerzen gespürt hast, kannst du sie bei einem anderen Wesen auch nicht nach- oder mitempfinden/-leiden und schwerlich Mitgefühl entwickeln.

    (Das wäre dann höchstens noch mithilfe kognitiver Empathie möglich...)


    Liebe Grüße, Anna _()_ :heart: :)

    "...Dieser edle achtfache Pfad aber ist der zur Aufhebung des Leidens führende Weg..." (AN.VI.63)


    "In dieser Stunde hörte Siddhartha auf, mit dem Schicksal zu kämpfen, hörte auf zu leiden. Auf seinem Gesicht blühte die Heiterkeit des Wissens, dem kein Wille mehr entgegensteht, das die Vollendung kennt, das einverstanden ist, mit dem Fluss des Geschehens, mit dem Strom des Lebens, voll Mitleid, voll Mitlust, dem Strömen hingegeben, der Einheit zugehörig." (H.Hesse)

  • Helmut , hast du da vielleicht etwas, wo sämtliche "Wissensschleier" aufgeführt sind, oder könntest du erklären, was damit genau gemeint ist!? _()_

  • Das kann man aber verstehen. Wer sein Mitgefühl nicht auf sich richtet, wird kein Mitgefühl für andere haben.

    Ich habe mich doch gar nicht ausgeschlossen. :?


    Leider ist es im konkreten Alltag nicht immer leicht, zu entscheiden, was jetzt "gerade notwendig" ist, oft sieht man sich dazu gezwungen, Prioritäten zu setzen, ...

    Typisch Samsara halt. :)


    Was jetzt tun?!

    Mein Selbst-Mitgefühl rät mir, den Rolli zu nutzen, bis ich mich auch ohne ihn "sicher" fühle, das Mitgefühl mit meinem Mann, es "ohne" zu versuchen (was ich mir aber -noch- nicht zutraue)...

    ... dann muss sich dein Mann eben noch ein bisschen gedulden.


    Die (vorläufige) "Lösung":

    Kauf eines zusammenklappbaren Campingstuhls (in einer Hülle mit Tragegriff), den mein Gatte nun - gerne! - :D auf unseren Märschen trägt und auspackt, wenn mich die Kräfte verlassen....

    Eine prima Lösung. :like: :)

    DON'T HATE, MEDITATE.

    Einmal editiert, zuletzt von Hotte ()

  • Habe das nicht alles gelesen, stelle nur fest, bin Zen-Buddhist und folge nicht dem Dalai Lama, auch seine Verwendung des Begriffs Mitgefühl teile ich nicht. Wenn Mitgefühl eine Ausrede ist, um die eigene schmerzliche Krankheit nicht heilen zu müssen, dann gehe ich diesen Weg nicht. Buddha zeigt klar auf, wie über die vier Edlen Wahrheiten mit dem Leid (Dukkha) umzugehen ist. Dabei taucht Mitgefühl auf, jedoch eindeutig zur Heilung von Gier und Hass und man kann heute noch in Europa hinzufügen, von Konsum und digitaler Zerstreuung.

  • Wenn Mitgefühl eine Ausrede ist, um die eigene schmerzliche Krankheit nicht heilen zu müssen,

    Du beziehst dich wohl auf das Zitat, das Anna Panna-Sati in Beitrag #152 eingestellt hat. In diesem Zitat steht aber nichts davon, dass Mitgefühl dazu dient, die eigene schmerzliche Krankheit nicht zu heilen.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Das Mitgefühl im Außen und so wird der Begriff oft verwendet, auch beim Dalai Lama, lenkt vom Fühlen im Inneren ab und das verhindert das Heilen der eigenen Krankheit. Das Mitgefühl mit sich selbst ist das A und O für ein gesundes Leben.

  • Das Mitgefühl im Außen und so wird der Begriff oft verwendet, auch beim Dalai Lama, lenkt vom Fühlen im Inneren ab und das verhindert das Heilen der eigenen Krankheit. Das Mitgefühl mit sich selbst ist das A und O für ein gesundes Leben.

    Im indo-tibetischen Mahayana, das sich hauptsächlich auf den Sanskritkanon stützt, werden für das Mitgefühl mit anderen und das Mitgefühl mit sich selbst zwei verschiedene Begriffe benutzt.


    Das Mitgefühl mit anderen ist Karuna. Das Mitgefühl mit sich selbst ist Nihsarana. Dieser Begriff wird mit dem etwas sperrigen Begriff Entsagung ins Deutsche übersetzt.


    Entsagung ist der Wunsch, sich selbst aus den Leiden Samsaras zu befreien. Mitgefühl ist der Wunsch, dass die anderen Lebewesen frei sein mögen von Leid und dessen Ursachen. Inhaltlich sind diese beiden Geisteshaltungen identisch, aber sie beziehen sich auf verschiedene Bezugsobjekte.


    Aufgrund des abhängigen Entstehens gibt es natürlich einen Zusammenhang zwischen beiden. Erst wenn ich für mich selbst den Wunsch nach Entsagung entwickelt habe und dann erkenne, dass die anderen Lebewesen in derselben misslichen Situation sind wie ich selbst, kann ich ihnen gegenüber Mitgefühl entwickeln und den Wunsch ihnen zu helfen.


    Mitgefühl lenkt deshalb nicht von eigenen leidvollen Situation ab, denn nur wenn ich für mein eigenes Wohlergehen arbeite, kann ich auch wirklich für das Wohlergehen der anderen wirken.


    Sich nur um das eigene Wohlergehen zu drehen, mag zwar zur eigenen Gesundheit, also zur eigenen Krankfreiheit beitragen, aber diese Haltung ist immer noch mit Selbstzentriertheit verbunden; also mit einem Makel.


    Das A und O für die eigene Gesundheit ist durch drei Aspekte bestimmt:

    • Die Entsagung, dem Wunsch nach eigener Leidfreiheit
    • Mitgefühl, dem Wunsch nach der Leidfreiheit der anderen
    • Die Handlungen durchzuführen, die die eigene Leidfreiheit und die Leidfreiheit der anderen bewirken.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Danke Helmut, hab mir auch nochmal Gedanken zur Bedeutung von "Wissensschleier" gemacht.

    Ich vermute, es geht um Verblendung und verkehrte Ansichten, also das Dharma Mudra nicht beachten, bzw. keine oder die falschen Konsequenzen daraus zu ziehen.

  • Zitat

    Das Mitgefühl mit anderen ist Karuna. Das Mitgefühl mit sich selbst ist Nihsarana.


    In der deutschen Sprache findet man Mitgefühl vs. Liebe, Mitleid vs. Achtsam.

    Genau so eine unverständliche Bastelei mit Buchstaben. Klären nichts, bringen nur Ratlosigkeit, Streit oder Bahnhof.

  • Zitat

    Das Mitgefühl mit anderen ist Karuna. Das Mitgefühl mit sich selbst ist Nihsarana.


    In der deutschen Sprache findet man Mitgefühl vs. Liebe, Mitleid vs. Achtsam.

    Genau so eine unverständliche Bastelei mit Buchstaben. Klären nichts, bringen nur Ratlosigkeit, Streit oder Bahnhof.

    Erlebe ich ganz anders, die genaue Untersuchung dieser Phänomene, das Benennen und Unterscheiden in der Vielfalt der Sprache, hilft mir,die Phänomene zu identifizieren, mir bewusst zu machen und mit ihnen umzugehen.

    Oftmals sind kleine Nuancen ganz wichtig.

    Ich erlebe es erhellend, fördert gegenseitiges Verständnis und vermittelt wertvolle Inhalte.

  • Aus dieser, also auch Erfahrung anderer, bin ich zum fast nur Deutsch schreiben gekommen. Das wird aber von Deutschen auch nicht so ganz verstanden, vor allem wenn mein Deutsches mit Worte aus, z. B. Pali, Sanskrit Worten beim Leser übersetzt werden. Deutsch ist eine pingelige Sprache. Ich meine, was ich schreibe, in Deutsch. Man braucht nur lesen und nichts im eigenen Denken zu übersetzen. :)

  • Danke Helmut, hab mir auch nochmal Gedanken zur Bedeutung von "Wissensschleier" gemacht.

    Ich vermute, es geht um Verblendung und verkehrte Ansichten, also das Dharma Mudra nicht beachten, bzw. keine oder die falschen Konsequenzen daraus zu ziehen.

    Railex .


    Dieses ganze Wirrwarr mit den Begriffen spiegelt die/erlebte/ Wirklichkeit nicht korrekt wider.


    Ich kann das Buch von Bhikkhu Anālayo empfehlen: Mitgefühl und Leerheit in der frühbuddhistischen Meditation“.


    Echt empfehlenswert! :like:

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Danke Igor07,

    mir macht es aber Freude Phänomene mit Worten auf-und nachzuspüren.

    Die Begriffe stehen in Beziehung zu den Phänomenen und dem Bewusstsein, sind also Teil meiner erlebten Wirklichkeit.


    Der Buchtipp klingt interessant!! _()_

  • Die Begriffe stehen in Beziehung zu den Phänomenen und dem Bewusstsein, sind also Teil meiner erlebten Wirklichkeit.

    Ich habe irgendwo aufgeschnappt, dass nicht-westliche Sprachen anders funktionieren.

    Wenn ich hierzulande sage: „Ich wurde von der giftigen Schlange gebissen“,

    dann würde man es anderswo vielleicht so ausdrücken: „Die giftige Schlange hat durch mich – oder dank mir – ihr Gift ausgespuckt“ oder: „Den Biss durchgeführt“.

    Das ist doch eine ganz andere Perspektive – und auch eine andere Bedeutung, oder?

    Und dann: „Es regnet“ – was ist da eigentlich das Subjekt?

    Was ist dieses „es“, das den Regen, also das Objekt, verursacht?

    Ist das nicht eigentlich Unsinn? :shrug: :roll: ;)


    Zitat

    „Mein eigentliches Wesen ist die Zeit selbst, nicht ein Etwas in der Zeit.“ (Jikme Lingpa)

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Helmut , hast du da vielleicht etwas, wo sämtliche "Wissensschleier" aufgeführt sind, oder könntest du erklären, was damit genau gemeint ist!? _()_

    Ich habe keine Auflistung der Wissensschleier so wie es eine Auflistung der Leidenschaften oder der Geistesfaktoren gibt. Ich habe nur allgemeine Erklärungen meiner Lehrer.


    Danach sind diese Wissensschleier keine Leidenschaften. Sie sind subtile karmische Prägungen, die unser Handeln, Sprechen und Denken im eigenen Geisteskontinuum hinterlassen. Subtil bedeutet, dass sie schwer zu erkennen sind und daraus folgt, dass sie auch schwer zu überwinden sind.


    Nachdem der Bodhisattva auf seinem Pfad die Leidenschaften samt ihren Ursachen aufgegeben hat und damit ein Arhat ist, bestehen diese subtilen Wissensschleier latent in seinem Bewusstsein weiter. Diese gibt der Bodhisattva auf den letzten drei Stufen seines Pfades auf, denn sie sind Hindernisse für das Erlangen der Buddhaschaft, die er ja anstrebt.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Dieses ganze Wirrwarr mit den Begriffen spiegelt die/erlebte/ Wirklichkeit nicht korrekt wider.


    Ich kann das Buch von Bhikkhu Anālayo empfehlen: Mitgefühl und Leerheit in der frühbuddhistischen Meditation“.


    Echt empfehlenswert! :like:

    Ich lese das Buch mit großem Interesse, danke@Igor07

    Aber auch hier wird mit vielen Begriffen gearbeitet, z.b. nahe und ferne Feinde des Mitgefühls oder der Unterschied von Karuna, was eher kontemplativ kultiviert wird und aktivem Mitgefühl (anukampā)

    Es wurde auch betont, wie wichtig es ist, Mitgefühl in der Meditation zu üben und ein wirkliches Interesse daran zu entwickeln, dass andere Wesen frei von dukkha werden.

    Die Not der Anderen zu mindern, solle zum Objekt meines Geistes werden, welches man mit Freude verfolge.

    Nach der Kontemplation über das allumfassende dukkha, ist dies der nächste folgerichtige Schritt und deshalb lehrte der Buddha den Dharma.


    Gut geschrieben, nah an den Texten mit aufgezeigten Parallelen zwischen Pali und Mahayana Texten und verständlich :like:

  • Nach der Kontemplation über das allumfassende dukkha, ist dies der nächste folgerichtige Schritt und deshalb lehrte der Buddha den Dharma.


    Gut geschrieben, nah an den Texten mit aufgezeigten Parallelen zwischen Pali und Mahayana Texten und verständlich :like:

    Railex , danke für dein feedback.


    Ich wollte hier aber erzählen, warum ich diesen Autor besonders mag – und das passt sehr gut zum Thema.


    Er erzählt es selbst in einem Interview: Als er jung und schön war, etwa 19 Jahre alt, lebte er in Italien und verdiente sein Geld als Fotomodell. Er hatte scheinbar alles – betörende junge Frauen, die besten Restaurants, edle Hotels.


    Doch eines Tages wurde bei ihm eine unheilbare Krankheit diagnostiziert – was sich später als Irrtum herausstellte. Der Arzt sagte ihm damals, er habe nur noch sechs Monate zu leben.

    Und das hat sein ganzes Leben verändert, es völlig auf den Kopf gestellt.


    Wenn ich über diese Geschichte nachdenke, frage ich mich:

    Muss man wirklich eine tödliche Diagnose erhalten, um sich endlich die grundlegenden Fragen über das Leben und seinen Sinn zu stellen? Ha, ist das nicht komisch? Oder? ;)

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Lieber Igor,

    auf Deine Frage fiel mir sofort ein


    Ja, muss man, denn dann erhält man einen Schock. Der wirkt nun mal tiefer als "nur philosophische Gedanken" der Sinnsuche.


    :eek: _()_ Monika

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Sinnsuche

    Bei mir gab es gerade den Freudschen Verleser: „Sinnsucht“.

    Am Rande bemerkt:


    Wenn die innere Sehn-sucht nach dem Sinn-("Sucht") mich innerlich zerreißt,


    wenn es mir um die Frage von Leben und Tod geht –


    nur dann kann es mich wirklich transformieren.


    Ansonsten bleibt es reine Philosophie für den Kopf.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates