"Buddhismus praktizieren" ohne Kenntnis des Palikanon?

  • Zitat

    Wie z.B. aus D1 hervorgeht, gibt es
    auch die Möglichkeit von Erinnerungen an frühere Leben ganz ohne Erwachung.


    Dies ist ein logischer Widerspruch, der wieder einmal darauf hinweist, dass es Übertragungsfehler bei der mündlichen Tradierung gab (wenn man nicht Shakyamuni selbst solch etwas Dummes unterstellen will). Es ist deshalb nicht möglich, sich an frühere Leben zu erinnern, weil Erinnerung sich nur in einem funktionstüchtigen Hirn abspielt und spätestens mit dem Tod des Individuums endet. Wir können heute bei lebenden Dementen bereits erkennen, wie Erinnerung vergeht, wenn das Hirn nicht mehr mitspielt. Buddhistisch gesprochen sind Existenzen "leer", und auch die Erinnerung selbst wird ja als solche durschaut. Wenn also ein Erwachter solche Erinnerungen hat, dann erkennt er sie als illusorisch (er sagt, wie der Buddha: "Dies bin nicht ich"), er weiß, dass er sich nicht an "sein" früheres Leben erinnert, sondern dass da die Skandha am Arbeiten sind, von denen er nicht mehr abhängt. Dies ist die hohe Lehre des Buddha. Die Lehre von der Wiedergeburt und dem Erinnern an frühere Existenzen ist die niedere, die wahrscheinlich Menschen gelehrt wurde, die sich ansonsten noch mehr daneben benommen hätten und die für Höheres zu dumm waren. Mir persönlich schmeckt das nicht, ich bin für: Ein Dharma für alle. Meines Erachtens sollte man die Unfähigen oder die mit schlechtem Betragen einfach das Sitzen in Versenkung lehren, ohne esoterischen Überbau. Dann tun sie nichts anderes als die Begabteren und alle sind weitgehend gleichgestellt.

  • okkamati: http://www.dhammawiki.com/index.php?title=Oka_to_okkamma


    Du bist schon auf der richtigen Spur, Kapitulation. In diesem Fall kann bel in meinen Augen den Widerspruch zwischen seinen Pali-Anhaftungen und seinem Zen-Weg nicht überbrücken. Letzterer tendiert zu einer Ablehnung des Glaubens an eine Wiedergeburt/ein Wiederwerden. Der Versuch jedoch, dies aus dem Palikanon selbst zu belegen, ist zum Scheitern verurteilt, da die Menge der diesbezüglichen Textstellen dort tatsächlich die Wiedergeburt nahelegt.


    Kapitulation, ich hoffe, Du kannst Englisch? Bitte sei vorsichtig bei bels Erläuterungen, sie lassen sich meist schon durch ein bisschen googeln entkräften.
    Diese Aussage ist falsch:

    Zitat

    Zerfällt namarupa, zerfällt auch vinnana.

    Namarupa sind Name und Form. Im Palikanon stehen sie meist für die fünf skandha. Daher schließt bel falsch rück und nimmt sie als "eine Soße", weil er nicht die in den zwölf Nidânas beschriebene Reihenfolge beachtet.
    Richtig ist es so:
    This question you've asked, Ajita,
    I'll answer it for you —
    where name & form


    are brought to a halt
    without trace:


    With the cessation of consciousness


    they're brought
    to a halt.[http://www.accesstoinsight.org…kn/snp/snp.5.01.than.html]


    http://en.wikipedia.org/wiki/Namarupa
    http://en.wikipedia.org/wiki/Twelve_Nidanas


    (Und im Hinblick auf die untere Antwort: Die Bedeutung "innerhalb Paticcasammupada" ist genau die, die oben aufgezeigt wurde, bels Umkehrschluss ist nicht korrekt. Aus diesem Grund hat er auch in einer anderen (Embryo-)Diskussion nicht verstanden, warum Bewusstsein, vinnana, VOR unterscheidendem Denken, nama, kommt.


    Natürlich handelt es sich hier um eine "Reihenfolge". Darum kommt erst die Geburt, danach Altern und Tod. Wir sind hier schließlich nicht in einer Kurzgeschichte von F. Scott Fitzgerald.


    Außerdem liest er seine Quellen nicht richtig. In seinem Link zur Pali Text Society wird ja gerade gesagt: "a god, on his rebirth, entered his new mother's womb (kucchiŋ okkami)")

    4 Mal editiert, zuletzt von Anonymous ()

  • berndschneider:

    okkamati: http://www.dhammawiki.com/index.php?title=Oka_to_okkamma


    Du bist schon auf der richtigen Spur, Kapitulation. In diesem Fall kann bel in meinen Augen den Widerspruch zwischen seinen Pali-Anhaftungen und seinem Zen-Weg nicht überbrücken.


    Ja,ja, wiki, wiki :lol:
    http://dsal.uchicago.edu/cgi-b…object.pl?c.0:1:4371.pali


    i.Ü. lese ich den PK nur aus rein literarischem & historischem Interesse, und anders lese ich Dogen auch nicht. Daß sich mir dadurch irgendwelche persönlichen oder gar "Glaubens"fragen beantwortet würden, käme mir völlig verrückt vor.


    Und lies Du auch ruhig D15 - Natürlich hat "namarupa" innerhalb Paticcasammupada eine ganz andere Bedeutung als im Khandha-Modell. Daran ist nix Neues. Aber Paticcasammuppada ist keine Einbahnstraße mit "Reihenfolge" - genau das erklärt ja D15. Man kann natürlich innerhalb einer speziellen Illustration eine bestimmte Reihenfolge wählen - dann hängt die Reihenfolge aber vom Gegenstand der Frage ab. Meine Herren :roll:


    _()_

    Einmal editiert, zuletzt von Anonymous ()

  • Kapitulation:

    Drei Dinge sind erforderlich, damit ein Wesen zustande kommt: Eine empfängisbereite Mutter, ein Vater und ein Geist (gandhabba).
    M38 und M93
    Verglichen mit D15, 21 steht gandhabba für vinnana. Richtig?!


    Richtig. Weil dieser Geist ist ja mit dem Körper bzw. mit dem Materiellen nicht identisch.
    Man kann im Prinzip sagen, der getrübte sich selbst nicht erkennende Geist(der mit den kilesas behaftet ist), ist der, der von Geburt zu Geburt wandert.
    Und es ist doch gerade diese überweltliche Erkenntnis eines Edelen(ariya puggala), dass dieser Geist nicht von dieser Welt ist. Das der Körper und überhaupt alles, was aus den 4 Elementen besteht nicht mit dem reinen von den kilesas befreiten Geist identisch ist. Sondern der Geist ist es, der aus Nichtwissen(avijja) an diesen Dingen anhaftet bzw. sie ergreift und sie somit auch verwirft. Aber wer verstanden hat, dass diese Dinge in der Welt Nicht-Ich sind, der greift auch nach nichts mehr und verwirft auch nichts mehr. Weil er sich selbst erkannt hat.
    Und wer sich selbst erkannt hat, der versteht auch wie "Kapitulation" schon sagte, "Mann, was war ich doch blöd all die Weltzeitalter lang, in denen ich dies für mein Selbst hielt."

  • lagerregaL:
    Kapitulation:

    Drei Dinge sind erforderlich, damit ein Wesen zustande kommt: Eine empfängisbereite Mutter, ein Vater und ein Geist (gandhabba).
    M38 und M93
    Verglichen mit D15, 21 steht gandhabba für vinnana. Richtig?!


    Richtig. Weil dieser Geist ist ja mit dem Körper bzw. mit dem Materiellen nicht identisch.


    Wieso "weil"? Eine solche Dualität war den Indern und auch später den Chinesen völlig fremd - ist ne europäischer Erfindung. "namarupa" ist nicht "Körper". Mit solchen Geist-Körper-Dualismen kommt man dem Buddhadharma nicht bei, das bleibt alles im Theosophischen. Hab keine Interesse daran.


    _()_

  • bel:
    lagerregaL:


    Richtig. Weil dieser Geist ist ja mit dem Körper bzw. mit dem Materiellen nicht identisch.


    Wieso "weil"? Eine solche Dualität war den Indern und auch später den Chinesen völlig fremd - ist ne europäischer Erfindung. "namarupa" ist nicht "Körper". Mit solchen Geist-Körper-Dualismen kommt man dem Buddhadharma nicht bei, das bleibt alles im Theosophischen. Hab keine Interesse daran.


    _()_


    :?: Es geht doch darum, dass dieser Geist sich aber fälschlicherweise für etwas Materielles hält und deswegen auch wiedergeboren wird.

  • »Zu einer Zeit,
    Brahmane, wenn man begierdegefesselten,
    begierdegequälten Geistes weilt und der aufgestiegenen Sinnenlust Aufhebung nicht der Wirklichkeit gemäß erkennt,
    zu einer solchen Zeit sieht und erkennt man wirklichkeitsgemäß weder sein eigenes Heil,
    noch das Heil anderer,
    noch das gemeinsame Heil;
    und selbst die lange Zeit memorierten Sprüche fallen einem nicht ein,
    geschweige denn die nicht memorierten.
    Es ist,
    Brahmane,
    wie wenn sich da in einem Topfe Wasser befindet,
    versetzt mit roter, gelber, blauer oder brauner Farbe.
    Wenn nun ein Mann mit gesunden Augen darin sein eigenes Spiegelbild zu sehen wünscht,
    so könnte er es nicht der Wirklichkeit entsprechend erkennen und wahrnehmen.
    Ebenso auch ist es, Brahmane,
    wenn man begierdegefesselten, begierdegequälten Geistes verweilt;
    zu solcher Zeit erkennt man dann wirklichkeitsgemäß weder sein eigenes Heil,
    noch das Heil anderer,
    noch das gemeinsame Heil;
    und selbst die lange Zeit memorierten Sprüche fallen einem nicht ein,
    geschweige denn die nicht memorierten.
    «
    ff. ....->


    Aus: A.V.193 Die fünf Hemmungen - 3. Saṅgārava Sutta


    Wie wahr !!!
    Sangyä la kyab sun chio.


    Sarva mangalam


    Mit ganz freundlichen und herzlichen Grüßen
    Dorje Sema



  • lagerregaL:
    Kapitulation:

    Drei Dinge sind erforderlich, damit ein Wesen zustande kommt: Eine empfängisbereite Mutter, ein Vater und ein Geist (gandhabba). M38 und M93
    Verglichen mit D15, 21 steht gandhabba für vinnana. Richtig?!


    Es geht doch darum, dass dieser Geist sich aber fälschlicherweise für etwas Materielles hält und deswegen auch wiedergeboren wird.


    Es ging eher darum, ob gandhabba für vinnana steht. Aus dem PK ist das jedenfalls nicht herlzuleiten, auch nicht aus persönlichen Theorien, wenn überhaupt, dann wäre die Frage nur aus dem historisch-kulturellem Kontext heraus beantwortbar, sonst nicht.


    _()_

  • Haben die Herren Professoren nun genug theoretisiert?
    So viele Worte, so viele Theorien, so viel Anhaften an Texte, an Bedeutungen, an Interpretationen ...


    Wo bleibt da die Praxis?


    Die Frage war doch: Kann man Buddhismus praktizieren ohne Kenntniss des Palikanons?


    Für mich gilt wohl: Ja!


    Aber: Bedeutet 10% oder 20% oder 50% Buddhismus praktizieren auch wirklich Buddhismus praktizieren?
    Oder bedeutet Buddhsismus praktizieren, zu 100% Buddhsimus praktizieren?


    Nun - bei 100% wird es wohl für alle schwer.


    Meine bessere Hälfte ist protestantische Christin und meint immer: Ich glaube an die Lehre von Jesus aber nicht daran, dass Jesus der Sohn Gottes war. Ich Frage dann immer: Bist Du dann noch Christin? Sie antwortet dann: Ist doch egal, mir hilft es!


    Was hilft mir der Pali-Kanon? Das lesen originärer Texte ist extrem schwer und erfordert ein Studium derselben in ihrem historische Kontext. Die gelebte und praktizierte Religion kann jeder sofort erfahren und sich derselben anschließen.


    Wer ist nun besser: Der der erleuchtet wird durch das persönliche Erfahren und Leben einer Religion oder der der erleuchtet wird, durch das Studium der Texte?


    Wen interessierts?


    LG,


    Milou

    "... Wer jedoch nur Ochsenscheiße hat im Geist, der sieht nur Ochsenscheiße überall."


  • Guten Morgen Milou,
    dem kann ich mich anschließen. Obwohl das Studium der Texte ja nicht ausschließt, dass die daraus entstandene Er-Kenntnis auch gelebt wird. :D
    _()_ Monika

  • Erdmaus:
    Zitat

    Nehmen wir die Wiedergeburt als Beispiel,


    Die Wiedergeburt ist eines der ganz großen Missverständnisse wenn es darum geht die Überlieferungen zu deuten. Es gibt sie nämlich gar nicht. Alleine der Gedanke, dass eine Person wiedergeboren wird, ist hochgradig illusionär. Jedes Lebewesen lebt nur ein einziges Mal und wärend es lebt erzeugt es Ursachen für einen Nachfolger. Dieser Nachfolger ist aber nicht mit dem Verursacher identisch (genau in diesem Gedanken der Identität ist bereits die Ich-Illusion in Reinstform enthalten ^^). Das Einzige was sie verknüpft ist die Kausalität. Es gibt keine Seelenwanderung (geschweige denn eine Seele) und auch keine Wiedergeburt von Irgendwas. Es gibt keinen Wesenskern und auch keine Wiedergeburt. Es gibt eine neue Geburt, welche kausal mit einem zuvor gelebten Lebewesen verknüpft ist. Das ist etwas bedeutend anderes. Die Diskussion lief aber schonmal in einem anderen Thread.
    [/i] bereits in die entsprechende Richtung. Es sei jedem empfohlen sich diese Frage für sich genommen zu beleuchten und zu hinterfragen ;)


    gruß
    maus



    Mausilein, das haste aber sehr schön zusammen gefasst. Es gibt genau meine Meinung wider. :P


    Mit Metta



    Kat


    edit: Und zum PK: Dessen Kenntnisse halte ich für absolut notwendig. Ich versuche, soviel Zeit wie nur möglich mit dessen Lektüre zu verbringen.


    K.

    appamadena sampadetha!


  • Zunächst einmal liegt der Denkfehler in der Annahme einer Kausalität - i.S. von Ursache und Wirkung - das ist ein Konzept, dass aus dem Zeitbewußtsein kommt.
    Es ist sinnvoller von Bedingungen zu sprechen und zu fragen - was bedingt Geburt? Und natürlich Wiedergeburt?
    http://www.palikanon.com/angutt/a10_061_070.html#a_x61
    http://www.palikanon.com/angutt/a03_062-066.html


    Was das Thread-Thema anbetrifft - so ist Buddhismus und Pali-Kanon gleich, in dem Sinne, dass ohne Kenntnis der vier edlen Wahrheiten und des "Bedingten Entstehens"
    http://www.palikanon.com/wtb/paticcasamuppada.html
    man irgendwas praktizieren mag, aber nicht "Buddhismus". Buddhismus ist aber nur ein Name und nicht das, was wirklich praktiziert wird. Praktiziert wird der WEG, der edle achtfache Pfad - und der ist bedingt durch Buddhas Erwachen. Ohne Buddhas kein Weg, keine Praxis des Weges, kein Pali-Kanon - kein Buddhaland ........


    _()_

  • Kat:
    Erdmaus:

    Die Wiedergeburt ist eines der ganz großen Missverständnisse wenn es darum geht die Überlieferungen zu deuten. Es gibt sie nämlich gar nicht. Alleine der Gedanke, dass eine Person wiedergeboren wird, ist hochgradig illusionär. Jedes Lebewesen lebt nur ein einziges Mal und wärend es lebt erzeugt es Ursachen für einen Nachfolger. Dieser Nachfolger ist aber nicht mit dem Verursacher identisch (genau in diesem Gedanken der Identität ist bereits die Ich-Illusion in Reinstform enthalten ^^). Das Einzige was sie verknüpft ist die Kausalität. Es gibt keine Seelenwanderung (geschweige denn eine Seele) und auch keine Wiedergeburt von Irgendwas. Es gibt keinen Wesenskern und auch keine Wiedergeburt. Es gibt eine neue Geburt, welche kausal mit einem zuvor gelebten Lebewesen verknüpft ist. Das ist etwas bedeutend anderes. Die Diskussion lief aber schonmal in einem anderen Thread.
    [/i] bereits in die entsprechende Richtung. Es sei jedem empfohlen sich diese Frage für sich genommen zu beleuchten und zu hinterfragen ;)


    Mausilein, das haste aber sehr schön zusammen gefasst. Es gibt genau meine Meinung wider.
    edit: Und zum PK: Dessen Kenntnisse halte ich für absolut notwendig. Ich versuche, soviel Zeit wie nur möglich mit dessen Lektüre zu verbringen..


    Ist aber doch falsch. Aber natürlich gibt es keine Wiedergeburt eines
    Wesens mit einer Seele die es nicht gibt. Etwas das er nicht gibt, kann
    schließlich weder geboren sein noch wiedergeboren werden. Was nicht
    und niemals geboren wurde kann auch nicht wiedergeboren werden und
    so ist die Wiedergeburt in der Lehre des Buddha selbstverständlich auch
    nicht zu verstehen. Das würde auch nie einer zu recht behaupten.
    In sofern ist die Aussage oben völlig falsch, denn sie geht von Dingen aus
    die hier doch gar keiner behauptet hat oder? Hier geht es doch nur um Dinge
    die es gibt und die immer wieder geboren werden: Das nennt sich Wiedergeburt.
    Und der Buddha lehrte, das hinter der Geburt jeweils spezifische Kräfte (Durst)
    stehen, welche immer wieder zu Geburt führen - auch über die gegenwärtige
    formhafte Erscheinung hinaus von Leben zu leben. Das nennt sich "Wiedergeburt"
    in der Lehre des Buddha und natürlich gibt es nichts Ewiges dabei das sich immer
    gleich bleibt außer vielleicht der Tatsache das sich nichts gleich bleibt.

  • Milou:

    Haben die Herren Professoren nun genug theoretisiert?
    So viele Worte, so viele Theorien, so viel Anhaften an Texte, an Bedeutungen, an Interpretationen ...
    Wo bleibt da die Praxis?


    Wo bleibt Deine, wenn Du Dich bemüßigt fühlst, über die Praxis anderer zu spekulieren, von der Du nun wirklich nichts wissen kannst.


    _()_

  • Ich denke, dass es, um den Rat Buddhas zu folgen, nicht notwendig ist den Palikanon zu kennen. Dem Rat Buddhas zu folgen, hingegen sicher notwendig ist, um ihn zu praktizieren. *schmunzel* Was die "direkten" Schüler Buddhas wohl praktiziert haben mögen?


    Wird ein Rat auch mal zum Rad?
    Führt der Rat nicht aus dem Rad heraus? Was mag der Rat wohl dazu meinen? Da ist guter Rat teuer, aber was gibt's schon zu verlieren? *schmunzel* Das Rad?

  • Freund Dorje Sema,
    diese Speise als Gabe angesehen, habe ich von ihr etwas gegessen um zu wissen ob sie von Beständigkeit ist.


    Für das Reichen aber nur, sag ich:
    Exzellent! Exzellent! Exzellent!

  • Erdmaus:

    Ganz bestimmt! Ich für mich bin zu dem Punkt gekommen zu sagen, dass kein einziger unüberprüfbarer Aspekt der Lehre notwendig ist.


    Das gilt auch für mich.


    Denke aber sogar, dass die Einbeziehung nicht komplett überprüfbarer Aspekte, sogar die große Gefahr in sich birgt, sich zu verzetteln.
    Für eine unpersönliche Natur und deren Gesetze (meinetwegen auch dem Samsara) ist eine Religion und der Glaube ihrer Anhänger völlig bedeutungslos.


    Gruß
    Sven

  • Sven:
    Erdmaus:

    Ganz bestimmt! Ich für mich bin zu dem Punkt gekommen zu sagen, dass kein einziger unüberprüfbarer Aspekt der Lehre notwendig ist.


    Das gilt auch für mich.


    Das gilt ganz grundsätzlich natürlich auch für mich.
    Natürlich vorausgesetzt die nötigen Fähigkeiten zur Überprüfung
    liegen auch tatsächlich vor. Andernfalls wäre es nur ein Glaube
    an die Lehre des Buddha oder an eigene Spekulationen.
    Betrachtet man als Relation dazu die Naturwissenschaft mit
    ihren 11 Dimensionen und Multi-Universen d.h. also der Bestand
    von Daseinsformen die mehr als nur spooky sind, mit z.B.
    anderen Naturgesetzen, anderen Atomgewichten, anderen Ladungen
    und völlig merkwürdigen Teilchen und Verbindungen die man sich
    nicht einmal ausdenken kann mit alternierenden Realitäten usw. dann
    erscheinen selbst die unvorstellbarsten Aussagen des Buddha geradezu
    als alltägliche Selbstverständlichkeiten. Jedenfalls, wer selber all das
    nachprüfen wollte, hätte auf alle Fälle viel zu tun. Insofern halte ich
    es für die Praxis wichtiger und auch oft sinnvoller zu fragen ob
    etwas heilsam und unheilsam ist, ob es schädlich ist oder nicht und
    das ist schließlich auch viel wichtiger. Das Heilsame und das Schädliche
    hat der Buddha aufgewiesen.

  • Zitat

    Erdmaus hat geschrieben: Die Wiedergeburt ist eines der ganz großen Missverständnisse wenn es darum geht die Überlieferungen zu deuten. Es gibt sie nämlich gar nicht. Alleine der Gedanke, dass eine Person wiedergeboren wird, ist hochgradig illusionär. Jedes Lebewesen lebt nur ein einziges Mal und wärend es lebt erzeugt es Ursachen für einen Nachfolger. Dieser Nachfolger ist aber nicht mit dem Verursacher identisch (genau in diesem Gedanken der Identität ist bereits die Ich-Illusion in Reinstform enthalten ^^). Das Einzige was sie verknüpft ist die Kausalität. Es gibt keine Seelenwanderung (geschweige denn eine Seele) und auch keine Wiedergeburt von Irgendwas. Es gibt keinen Wesenskern und auch keine Wiedergeburt. Es gibt eine neue Geburt, welche kausal mit einem zuvor gelebten Lebewesen verknüpft ist. Das ist etwas bedeutend anderes. Die Diskussion lief aber schonmal in einem anderen Thread.
    [/i] bereits in die entsprechende Richtung. Es sei jedem empfohlen sich diese Frage für sich genommen zu beleuchten und zu hinterfragen ;)



    » „Da hat nun, ihr Mönche, Vipassi der Erwachsame also erwogen: 'Was muss denn sein, dass Berührung ist? wodurch bedingt ist Berührung?' Da hat, ihr Mönche, Vipassi der Erwachsame, gründlich im Geiste nachforschend, weise die Gewissheit gefunden: 'Sechsfaches Reich (*5) muss sein, dass Berührung ist; durch sechsfaches Reich bedingt ist Berührung.' Da hat nun, ihr Mönche, Vipassi der Erwachsame also erwogen: 'Was muss denn sein, dass sechsfaches Reich ist? Wodurch bedingt ist sechsfaches Reich?' Da hat, ihr Mönche, Vipassi der Erwachsame, gründlich im Geiste nachforschend, weise die Gewissheit gefunden: 'Geistigkeit und Körperlichkeit muss sein, dass sechsfaches Reich ist; durch Geistigkeit und Körperlichkeit bedingt ist sechsfaches Reich.' «


    Wenn du willentlich willst das es so ist,
    dann ist es eben genauso nicht !
    Und wenn du es nicht willentlich willst,
    dann auch nicht
    Und warum/wodurch ist das so ?


    Ist doch mal hochinteressant, oder ?


    »(*5) Das sechsfache Reich umfasst die fünf Sinne mit dem Denken als sechsten Sinn. Vergleiche Bruchstücke der Reden 171:



    Fünf Wunschgebiete kennt die Welt,
    Gedenken noch als sechstes dann;
    Den Willen wer da von sich weist,
    der Leiden ledig wird er so.



    Der fünf ersten mag wohl auch ein unerfahrener, gewöhnlicher Mensch überdrüssig werden:
    was aber da bezeichnet wird als "Denken" oder als "Geist" oder als "Bewusstsein",
    davon kann der unerfahrene, gewöhnliche Mensch nicht genug haben, nicht ablassen, nicht loskommen;
    und warum nicht?
    Lange hindurch hat ja der unerfahrene, gewöhnliche Mensch sich daran geschlossen,
    es gehegt und gepflegt: '
    Das gehört mir, das bin ich, das ist mein Selbst.'
    Darum kann der unerfahrene, gewöhnliche Mensch davon nicht genug haben, nicht ablassen, nicht loskommen:
    Samyutta Nikaya II. Es ist hiermit das feinste und zähste Willensband, der Geist des Menschen, als Fessel erkannt und verworfen.
    «


    Digha Nikāya\14. Mahāpadāna Sutta


    Faszinierend und sehr bemerkenswert.


    Interessant ist allerdings das sich der Text als auch die Anmerkung hier nicht findet ?


    siehe: Digha Nikāya - Die Längere Sammlung\Mahā Vagga - Großes Buch\ Zweiter Teil - Erste Rede \14. Mahāpadāna Sutta


    Hätte jemand bitte die Güte mir das zu erklären ?
    Beide url's werden mit pali com angezeigt.
    Vielen lieben dank im voraus


    Sarva mangalam


    Mit ganz freundlichen und herzlichen Grüßen
    Dorje Sema



  • Ah ja,
    ich war wohl bei (alt) ?


    Dīgha Nikāya, die Längeren Lehrreden - (neu)


    Da ist aber dann doch ein erheblicher Unterschied vom einen zum anderen, oder ?
    Immerhin fehlt die Passage nebst Anmerkung gänzlich in der neuen Version ?
    Wie kommt's ?


    Sarva mangalam


    Mit ganz freundlichen und herzlichen Grüßen
    Dorje Sema



  • Geronimo:


    Selbst andere große Schulen, wie z.B. Mahayana sind ohne Kenntnisse
    des Palikanons nur unzureichend zu verstehen, da auch sie aus
    ihm hervorgegangen sind.


    Stimmt. Der Palikanon ist in den Mahayana- und Vajrayana-Schulen des Buddhismus fester Bestandteil. Ohne Kenntnisse dessen, ist das weitere Studium der Sekundärschriften relativ fruchtlos. Soweit mir bekannt ist, ist es ohnehin für die Mönche und Nonnen des Tibetischen Buddhismus verpflichtend. Ich denke, dass man sich jedoch vor allem bei uns im Westen versucht davor zu "drücken". Es ist eher weniger ein Problem der Asiaten, deren Ausbildung zumindest im Kloster einer festen Systematik folgt. Das Palikanon ist sehr umfangreich und man braucht eine gute Übersetzung, die den Sinn nicht nur korrekt widergibt sondern auch einen persönlich anspricht - vom Kangyur und Tangyur oder der Zen-Literatur will ich hier gar nicht erst anfangen zu reden.


    Viele (nicht alle) widmen ihre Aufmerksamkeit z.B. bevorzugt dem ZaZen, weil sie meinen, sie kämen auch ohne das Schrift-Studium (sogar ohne Zen-Literatur) in der Zen-Übung weiter. Bei einigen Anhängern des Tibetischen Buddhismus konnte ich feststellen, dass sie zwar sehr wohl das Schriftstudium in ihre buddhistische Praxis integriert haben, aber eben nur punktuell. Es wird sich oft nur mit jenen Texten des Kangyur oder Tangyur beschäftigt, wenn diese einen Bezug zu aktuellen Meditationspraxis haben (z.B. Ngöndrö). Eine wirkliche Systematik habe ich auch da nicht erkennen können.


    Das Problem besteht aber auch bei Praktizierenden des Theravada-Buddhismus. Im Theravada stürzen sich auch viele Neulinge bevorzugt auf die Shamata- oder Vipassana-Praxis (wie im Zen) ohne zuvor sich quasi im "Grundstudium" das notwendige Grundlagen-Wissen zu erarbeiten oder zumindest diese Meditationspraxis mit einer entsprechen buddhistischen Lebensführung zu verbinden. Ich denke, das Hauptproblem liegt nicht darin, welcher Richtung oder Schule des Buddhismus man sich zugehörig fühlt, sondern generell in mangelnden Kenntnissen der systematischen Auseinandersetzung mit Buddhas Lehre: Wissen (Buddh. Grundlagen) - Ethik (Buddhistische Lebensführung) - Praxis (Buddhistische Meditation). Diese drei Elemente gehen Hand in Hand.


    Viele haben einfach Probleme damit, diese drei Elemente des Buddhist-Seins gleichberechtigt nebeneinander und zeitlich abgestimmt in ihre tägliche Routine bzw. in ihren Alltag zu integrieren. Ein effektives Zeit- und Organisations-Management wäre vielleicht das Erste, was einem Neuling in der Sangha bzw. in einem buddhistischen Zentrum beigebracht werden sollte. ;)


    Bis die Tage
    Harlekin


  • (Wobei ich denke, dass die Systematik oder Integrität von Weisheit (panna), Ethik (sila) und Sammlung (samadhi) sich mit der Zeit von selbst einstellt, entsprechend den Bedürfnissen, wenn man zB nur Sammlung übt nicht an meditativen Zuständen haften bleibt.)


    Willkommen Harlekin

    Trage nicht das Weltgetöse in die stille Einsamkeit
    Such den Wald, daß er Dich löse von der Krankheit unsrer Zeit.

  • Harlekin:

    (..............) Ich denke, das Hauptproblem liegt nicht darin, welcher Richtung oder Schule des Buddhismus man sich zugehörig fühlt, sondern generell in mangelnden Kenntnissen der systematischen Auseinandersetzung mit Buddhas Lehre: Wissen (Buddh. Grundlagen) - Ethik (Buddhistische Lebensführung) - Praxis (Buddhistische Meditation). Diese drei Elemente gehen Hand in Hand.


    Viele haben einfach Probleme damit, diese drei Elemente des Buddhist-Seins gleichberechtigt nebeneinander und zeitlich abgestimmt in ihre tägliche Routine bzw. in ihren Alltag zu integrieren. Ein effektives Zeit- und Organisations-Management wäre vielleicht das Erste, was einem Neuling in der Sangha bzw. in einem buddhistischen Zentrum beigebracht werden sollte. ;)


    Hallo,


    ein schöner Beitrag!


    Nach meiner Erfahrung (vor allem mit mir selbst...) wird die Ethik vernachlässigt ("Wieso? Ich bringe doch niemanden um und klaue auch nicht. Und das mit dem sexuellen Fehlverhalten, das ist doch was für die Mönche...").


    Interessant, dass du Zeit- und Organisations-Management erwähnt hast. Wichtige Sache, die leider niemanden beigebracht wird, muss mensch sich selbst erarbeiten. Achtsamtkeit ist jedenfalls die Grundlage.


    Und, BTW: Vielleicht wäre hier so ein Sub-Fred zur Selbsthilfe nicht schlecht. So neben dem Fred zu Buddhisitscher Praxis... *überleg*



    Mit Metta



    Kat, die lieder hier zu viel Zeit versurft hat... :?


    edit: unvollständiger post

    appamadena sampadetha!

    Einmal editiert, zuletzt von Kat ()

  • Kat:

    Wichtige Sache, die leider niemanden beigebracht wird, muss mensch sich selbst erarbeiten.


    Bei einem guten Lehrer wirst Du auch das lernen. Ein diszipliniertes Selbstmanagement, angepasst an die persönlichen Lebensumstände ist eine aus meiner Sicht wichtigste Grundlage, gerade auch für Neulinge.


    Liebe Grüße
    Kusala