Frage zu Paticcasamuppada(bedingtes Entstehen)

  • hedin:

    Paticcasamuppada > „Bedingtes Entstehen


    Kann es sein, dass hier ein Übersetzungsproblem vorliegt?


    In der buddhistischen Philosophie ist es unbestritten, dass durch den Begriff „bedingtes Entstehen“ die Leerheit aller materiellen als auch geistigen Dinge zu verstehen ist.


    Nein, hier liegt kein Übersetzungsproblem, sondern ein Verständnisproblem vor.


    Die Ansicht "Leerheit aller materiellen als auch geistigen Dinge" läuft im Allgemeinen auf 'Nichtdenken' hinaus.


    Buddhas Leerheit ist hingegen die Leerheit der fünf Khandhas (Form, Gefühl, Wahrnehmung, Gestalter, Bewusstsein) von einem 'Ich'.


    hedin:

    Die „Unwissenheit“ setzt praktisch die Leerheit voraus.


    Unwissenheit setzt nur Begehren voraus.


    hedin:

    Paticcasamuppada erklärt im Grunde genommen nichts anderes als die grobe Aufzählung der einzelnen Schritte in einem Bewusstseinsmoment, welche dann global, bezogen auf das Dasein, mit der vereinfachten Formel Geburt, Leid und Tod übertragen werden kann.


    Das klingt nach rein intellektuellem Verständnis.


    Bewusstsein (vinnana) ist 'nur' ein Glied in der Kette bedingten Entstehens & eines der Khandhas (die übrigen Form, Gefühl, Wahrnehmung, Gestalter spielen sich weitgehend auf der unbewussten+unterbewussten Ebene ab).


    Bewusstsein wird durch (unbewusste) Ursachen bedingt & hat (teils bewusste) Folgen im Bereich der Sinne.


    Daher kann Bewusstsein allein Paticcasamuppada nicht ganz umfassen, ganz zu schweigen von einem Moment.


    Aber für einen der bedingtes Entstehen verstehen will, ist es allemal besser von einem Bewusstseinsmoment auszugehen, als zB von der Drei-Leben-Theorie o.ä.


    Grüße

    Trage nicht das Weltgetöse in die stille Einsamkeit
    Such den Wald, daß er Dich löse von der Krankheit unsrer Zeit.

  • Onda:


    Sollte der Buddhismus ein Problem mit der uneingeschränkten Daseinsbejahung haben, so wäre er eine Lehre, die auf dem Fundament der Aversion errichtet ist. EInen solchen Buddhismus kann man sich wohl ausdenken. Ich suche mir einen anderen. Gut, dass es nicht nur einen gibt.


    Onda


    Du siehst dabei nur die Extreme Daseinbejahung und Daseinsverneinung.
    Und genau da liegt das Problem, denn es liegt in der Mitte.


    Du sagst der Buddhismus ist uneingeschränkt Lebensbejahend. Ich sage "Nein", und schon denkst du ich halte die Lehre für Lebensverneinend.



    Das selbe beim Thema Genuss. Ich sage man sollte sich nicht den Genüssen hingeben sondern davon abstehen und du denkst ich hätte aversion gegen den Genuss.


    Es gibt einen mittleren Weg, zwischen Begierde und Aversion, zwischen Lebensbejahend und Lebensverneinend. Und diesen lehrte doch unser guter alter Kumpel, der Buddha.

    "Nur eines verkünde ich heute, wie immerdar: Leiden und seine Vernichtung."
    Buddha

  • Maybe Buddha:

    Es gibt einen mittleren Weg, zwischen Begierde und Aversion, zwischen Lebensbejahend und Lebensverneinend. Und diesen lehrte doch unser guter alter Kumpel, der Buddha.


    Kann man eigentlich nicht sagen, jedenfalls nicht zu recht.
    Die Lehre und Weg den der Buddha lehrte ist durchaus Leidensverneinend.
    Und dazu gehört auch alles was mit Leiden zu tun hat und dazu führt.
    Man kann nicht soweit gehen und behaupten der Buddha habe zwischen
    Leidensverneinung und Leidensbejahung den mittleren Weg gelehrt.
    Das einzige das der Buddha bejaht hat, ist der Weg der aus dem Kreislauf
    des Leidens bzw. der ständigen Leidenserneuerung raus führt. Und das auch
    vorläufig nur als Mittel zu Zweck (nicht grundsätzlich) wie das Gleichnis vom
    Floß (M 22) ja eindeutig zeigt.


    Das dem Buddha vorgeworfen wird einer zu sein der alles verneinen würde
    hat man ihn ja schon immer vorgeworfen. Da ist "Onda" ja keineswegs der
    erste ober winzigste. Daher sagte der Buddha schon damals:


    – "Ein Verneiner ist der Herr Gotama."
    -"Allerdings, Brahmane, könnte man mich in einer Hinsicht mit Recht als einen Verneiner bezeichnen: denn ich weise die Lehre zur Verneinung von Gier, Hass und Verblendung, zur Verneinung der mannigfachen üblen, unheilsamen Dinge. In dieser Hinsicht könnte man freilich mit Recht sagen: 'Ein Verneiner ist der Asket Gotama'; doch nicht wie du es meinst." (A.8. 11)

  • Onyx9:

    LooL, imma dasselbe. Wer nicht will hat schon, sagte meine Omi.


    Du meinst Wiedergeboren- werden ist eine Frage des Wollens ? Glaubst Du tatsächlich, wenn man sich etwas ganz fest wünscht, dann gehe es auch in Erfüllung ?


    Wahrscheinlich wollen viele wiedergeboren werden auch solche die sich Buddhisten nennen, obwohl man als Buddhist ja eigentlich daran arbeiten sollte, genau dies nicht (mehr) zu wollen.


    Es ergibt einfach keinen Sinn zu behaupten Wiedergeboren-Werden würde bedingt entstehen. Das bedeutete schliesslich, dass Wiedergeburt seine Ursache im Werden respektive im Ergreifen, Denken oder Anhaften hätte. Wie sollten Skandals ( in diesem Fall Wünsche und Hoffnungen) über eine solche Macht verfügen wo sie doch eigentlich von sich aus leer (sunnyata) sind ?


    Bedingte Entstehung und Buddhismus per se macht nur Sinnn, wenn man alles ausklammert was vor der Geburt und nach dem Tod ist, sein soll, sein könnte oder man sich auch immer vorzustellen geneigt ist.
    Das einzige das man in diesem Zusmmenhang als Wiedergeborenes bezeichnen könnte wären DNA und RNA. Davon hat Buddha selbst eben auch noch nichts verstanden, er selbst war in dieser Beziehung unwissend. Wiedergeburt ist aber auch gar nicht Kernholz der Lehre sonder Hindu- Beigemüse. Diesen Zopf könnte man getrost abschneiden.


    Bakram

  • Bakram:

    Wiedergeburt ist aber auch gar nicht Kernholz der Lehre sonder Hindu- Beigemüse. Diesen Zopf könnte man getrost abschneiden.Bakram


    Nein, das ist die bittere Wahrheit des Leidens welche der Budhda lehrte.
    Und der Wiedergeburt kann man nach dem Buddha durch wünschen
    nicht umgehen wie er lehrte.:


    "- Was ist nun, Brüder, was man begehrt nicht erlangen für Leiden?
    Die Wesen, Brüder, der Geburt unterworfen, kommt das Begehren an: 'O daß wir doch nicht der Geburt unterworfen wären, daß uns doch keine Geburt bevorstände!'; aber das kann man durch Begehren nicht erreichen: das nun eben nicht erlangen, was man begehrt, ist Leiden.


    Die Wesen, Brüder, dem Alter, dem Sterben, dem Kummer, Jammer, Schmerz, dem Gram, der Verzweiflung unterworfen, kommt das Begehren an: 'O daß wir doch nicht dem Alter, dem Sterben, dem Kummer, Jammer, Schmerz, dem Gram, der Verzweiflung unterworfen wären, daß uns doch kein Altern und Sterben, kein Kummer und Jammer und Schmerz, kein Gram und keine Verzweiflung bevorstände!'; aber das kann man durch Begehren nicht erreichen: das nun eben nicht erlangen, was man begehrt, ist Leiden. " M 141


  • Am besten man differenziert hier sachlich & leidenschaftslos, statt die vorhandenen Vorstellungen wild durcheinander zu bringen.


    1. Geburt (jati) ist nicht dasselbe ist wie Wiedergeburt (uppajati) usw.


    (Das ist in Pali ähnlich vielseitig wie der Wortschatz der Inuit für Schnee.)


    2. Jati bezieht sich dabei nicht selten auf soziale Zugehörigkeit (statt metaphysische Seelenwanderung), ganz ähnlich wie in unserem Kulturkreis.


    zB ein 'angeborener' Beruf ("in die Fußstapfen des Vaters treten"), ein Stand ("hochwohlgeborenes Adelsgeschlecht") oder ein 'Haus', das man bewohnt/mit dem man verhaftet ist ("das Haus Windsor") usw.


    Anhaftung an (Identifikation mit) so etwas führt zu Kummer, Jammer & Dukkha (nicht Anhaftung an spekulative Seelenwanderung).


    Überwindung der Anhaftung (der Identifikation) befreit von Kummer, Jammer & Dukkha.


    Wenn man hingegen Wiedergeburt als Seelenwanderung/Reinkarnation versteht, und diese auf Spekulation statt auf Wissen beruht, bleibt auch die Überwindung rein spekulativ (ein weiterer Wunsch).


    Siehe auch SN 22.79


    Grüße

    Trage nicht das Weltgetöse in die stille Einsamkeit
    Such den Wald, daß er Dich löse von der Krankheit unsrer Zeit.

  • bakram:

    Zitat

    Du meinst Wiedergeboren- werden ist eine Frage des Wollens ? Glaubst Du tatsächlich, wenn man sich etwas ganz fest wünscht, dann gehe es auch in Erfüllung ?


    Mein Einwurf war auf das Thema bezogen.Offensichtlich hast Du es noch nicht durchgekaut, also willst Du es noch. :)
    Im übrigen ist die Neu-Geburt nicht willentlich umsetzbar, sie geschieht ganz einfach nach Dhamma-Gesetz.
    Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen, um es mal ganz simpel auszudrücken. Die Heiligen und An-Geheiligten
    passen weder in das eine oder andere.


    Und was Ansichten betrifft-außer der rechten Ansicht, sind sie alle falsch. Und deshalb führen sie nicht auf glückliche Fährte.

  • nibbuti:

    Am besten man differenziert hier sachlich & leidenschaftslos, statt die vorhandenen Vorstellungen wild durcheinander zu bringen.
    1. Geburt (jati) ist nicht dasselbe ist wie Wiedergeburt (uppajati) usw.
    (Das ist in Pali ähnlich vielseitig wie der Wortschatz der Inuit für Schnee.)..


    Nur noch sieben mal Geburt ist keine Wiedergeburt
    würde jetzt auch nicht überzeugt haben.


    "Und nicht, ihr Brüder, gelangen die Wesen durch Verlust von Verwandten, Verlust von Besitztum, Verlust durch Krankheit, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, auf den Abweg, auf schlechte Fährte, zur Tiefe hinab, in untere Welt: durch Verlust an Tugend aber, ihr Brüder, oder durch Verlust an Erkenntnis gelangen die Wesen, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, auf den Abweg, auf schlechte Fährte, zur Tiefe hinab, in untere Welt." D 33

  • Maybe Buddha:

    Es gibt einen mittleren Weg, zwischen Begierde und Aversion, zwischen Lebensbejahend und Lebensverneinend. Und diesen lehrte doch unser guter alter Kumpel, der Buddha.


    Wie so viele andere Konzepte im Buddhismus erschließt sich auch das von Mittleren Weg nicht unmittelbar auf den ersten Blick. Was Mittlerer Weg nicht bedeutet: ein bißchen hiervon, ein bißchen davon. EIn bißchen Askese, ein bißchen Völlerei, ein bißchen Aversion, ein bißchen Begierde. Der Mittlere Weg liegt nicht in der Mitte von Aversion und Begierde. Was den Genuss anbelangt, so gibt es nur ein klares Ja oder ein klares Nein. In mancher Lesart des Buddhismus hat Genuss keinerlei Platz, in anderen Lesarten ist er nicht verpönt. Für mich ist der heikle Punkt nicht der Genuss, sondern das Anhaften. Das Ideal eines gänzlich genussfreien Lebens halte ich für widernatürlich, abwegig und nicht artgerecht.


    Onda

    "Es gibt nichts Gutes, außer: man tut es." (Erich Kästner)
    "Dharma books and tapes are valuable, but the true dharma is revealed through our life and practice." (Thich Nhat Hanh)

  • Maybe Buddha:


    Du sagst der Buddhismus ist uneingeschränkt Lebensbejahend. Ich sage "Nein", und schon denkst du ich halte die Lehre für Lebensverneinend.


    Ich habe nicht gesagt, dass "der Buddhismus" uneingeschränkt lebensbejahend ist. Diese Lebensbejahung ist etwas, das ich persönlich von einer spirituellen Lehre verlange. Deshalb bin ich Befürworter einer lebensbejahenden Lesart des Buddhismus. Auch bei diesen beiden Polen gibt es keinen Mittleren Weg in deinem Sinne. Da muss man sich schon grundsätzlich entscheiden: ja oder nein.


    Onda

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  • Onda:
    Maybe Buddha:

    Es gibt einen mittleren Weg, zwischen Begierde und Aversion, zwischen Lebensbejahend und Lebensverneinend. Und diesen lehrte doch unser guter alter Kumpel, der Buddha.


    Wie so viele andere Konzepte im Buddhismus erschließt sich auch das von Mittleren Weg nicht unmittelbar auf den ersten Blick. Was Mittlerer Weg nicht bedeutet: ein bißchen hiervon, ein bißchen davon. EIn bißchen Askese, ein bißchen Völlerei, ein bißchen Aversion, ein bißchen Begierde. Der Mittlere Weg liegt nicht in der Mitte von Aversion und Begierde. Was den Genuss anbelangt, so gibt es nur ein klares Ja oder ein klares Nein. In mancher Lesart des Buddhismus hat Genuss keinerlei Platz, in anderen Lesarten ist er nicht verpönt. Für mich ist der heikle Punkt nicht der Genuss, sondern das Anhaften. Das Ideal eines gänzlich genussfreien Lebens halte ich für widernatürlich, abwegig und nicht artgerecht.


    Onda


    Es geht auch nicht um den Genuss als solches, sondern um den grundlegenden Durst der dahintersteht. Die Zuneigung, das Begehren nach was auch immer. Die vermeintliche Stillung dieses Bedürfnisses kommt ja erst im zweiten Schritt.


    Der nie enden wollende Durst nach Befriedigung jedoch ist was uns ganz fundamental unfrei macht. Also kann auch nur der noch Gefallen an Genüssen finden der durstig ist. Und sei dieser Durst auch noch so subtil, so das man geneigt ist zu sagen "Es macht mir nichts aus wenn er nicht da ist", so ist er dennoch vorhanden wenn man Freude empfindet beim konsumieren.


    Einer der diesen Durst endgültig überwunden hat, reagiert auf solche Genüsse überhaupt nicht mehr, weil er etwas wesentlich erfüllenderes gefunden hat. Das mag dem sinnlichen Menschen erst einmal widernatürlich erscheinen, aber tatsächlich verblasst die Freude an weltlichen und den meisten überweltlichen Genüssen einfach irgendwann ganz von selbst vor dem Hintergrund des absoluten Friedens.


    Das ist ein natürlicher Prozess, und ein sehr befreiender.

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Onda:

    Für mich ist der heikle Punkt nicht der Genuss, sondern das Anhaften. Das Ideal eines gänzlich genussfreien Lebens halte ich für widernatürlich, abwegig und nicht artgerecht.
    Onda


    Das paßt. Wer hätte auch was anderes gedacht?
    Aber in einem muß ich dir auf alle Fälle besonders Zustimmen.
    Darin stimmen wir überein: Auch ich halte das Ideal
    eines gänzlich genussfreien Lebens für widernatürlich und nicht artgerecht.
    Nicht zu vergessen den Rest der Menschheit die darin übereinstimmt.
    Das gleiche trifft insbesondere auch für den Buddha zu. Auch ihn halte
    ich für widernatürlich und nicht artgerecht. Ein totaler Sonderling also.
    Wer ist auch schon mit einem genussfreien Leben glücklich und zufrieden?
    Nur wer einfältig genug ist wird auf die Idee kommen dem Buddha einen
    Genuß anzudichten (lesart) wenn es z.B. in M7 heißt ein solcher: " mag
    auch Almosenspeise genießen, die aus gesichtetem Reis schmackhaft
    und würzig bereitet ist, und es schadet ihm nicht." Ja, so ist es eben mit den "Lesarten".

    Einmal editiert, zuletzt von accinca ()

  • Mein schönstes Beispiel dazu ist wirklich meine frühere starke Neigung zu Mangos, auch wenn ich das schon mehr als einmal zum besten gegeben habe.


    Als ich damals erfuhr das mir der Geschmack von Mangos irgendwann mal weniger bedeuten würde, fand ich das direkt unangenehm und konnte mich damit nicht wirklich anfreunden. Aber mit der Zeit ist die Befriedigung die ich aus der Frucht zog einfach auf ganz natürliche Weise immer weniger geworden, und es hat überhaupt nicht weh getan.


    Das ist ungefähr so, als ob ich vorher innerlich ein bisschen leerer war, und die Mango füllte diese Leere für eine gewisse Zeit auf. Und wenn die Fülle abnahm, dann kam der Appetit (Durst) wieder. Heute jedoch ist diese innere Leere wesentlich geringer geworden, und so ist mein Verlangen auch kaum noch gegenwärtig. Das ist ein überaus beglückender Prozess, der unabhängig macht.


    Und wenn da irgendwann mal überhaupt keine Leere (im Sinne von Durst) in einem ist, dann hat man wirklich zum ersten Mal wahre Befriedigung und Freiheit erfahren.


    Bis dahin jedoch ist jedes bedingte Glück nach dem sich das Herz neigt ein unfreies Glück. Aber das erkennt man auch erst wenn man es erkannt hat. Deshalb sind die drei immer zusammenhängend: Zuneigung, Abneigung, Unwissenheit = Keine Freiheit.

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)


  • Der Buddha genoß ja auch, nur auf eine ein bisschen andere Art.

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • nibbuti:
    hedin:

    Paticcasamuppada > „Bedingtes Entstehen
    Kann es sein, dass hier ein Übersetzungsproblem vorliegt?
    In der buddhistischen Philosophie ist es unbestritten, dass durch den Begriff „bedingtes Entstehen“ die Leerheit aller materiellen als auch geistigen Dinge zu verstehen ist.


    Nein, hier liegt kein Übersetzungsproblem, sondern ein Verständnisproblem vor.
    Die Ansicht "Leerheit aller materiellen als auch geistigen Dinge" läuft im Allgemeinen auf 'Nichtdenken' hinaus.
    Buddhas Leerheit ist hingegen die Leerheit der fünf Khandhas (Form, Gefühl, Wahrnehmung, Gestalter, Bewusstsein) von einem 'Ich'. [/puote]


    Was „Nichtdenken“ im Zusammenhang mit Leerheit von nama und rupa aus deiner Sicht bedeutet, solltest du noch etwas näher erläutern.


    Buddhas Leerheit (anatta) bedeutet zunächst einmal „Unbeständigkeit“ aller körperlichen und geistigen (nama – rupa) Dinge.
    Infolge dessen sind die 5 Khandhas, die ja alle körperlichen und geistigen Dinge repräsentieren, unbeständig und somit „Leer“ (anatta).


    Die Lehre von „anatta“ verfährt analytisch und zerlegt das Dasein in seine letzten Bestandteile, in lauter leere, wesenlose Phänomene.


    „Paticcasamuppada“ dagegen ist die Lehre von der Bedingtheit aller das sogenannte individuelle Dasein ausmachenden körperlichen und geistigen Phänomene.
    Sie bildet, zusammen mit der Lehre von „anatta“, der Unpersönlichkeit oder Ichlosigkeit allen Daseins, die unumgängliche Voraussetzung und Vorbedingung zum eigentlichen Verständnis der ganzen Buddhalehre.
    Sie zeigt die Bedingtheit und abhängige Natur des mit den konventionellen Namen Ich, Individuum, Mensch, Tier usw. bezeichneten ununterbrochenen Stromes der mannigfaltigen körperlichen und geistigen Daseinsphänomene........
    ......womit ich nun meine Eingangsfrage selbst beantwortet habe.


    nibbuti:
    hedin:

    Die „Unwissenheit“ setzt praktisch die Leerheit voraus.


    Unwissenheit setzt nur Begehren voraus.


    Wie sollte Begehren möglich sein, wenn das Begehren die Voraussetzung für Unwissenheit sein soll? :
    Aber, jedes Gefühl, ob angenehm, unangenehm oder indifferent, körperlich oder geistig mag „Anlass“ werden, zur Entstehung von Begehren.




    Hier kommt es darauf an, was man unter Bewusstsein versteht.
    Die 6 Sinne zusammen mit den Geistfaktoren repräsentieren nach meiner Sicht das gesamte Bewusstsein. Mehr ist da nicht.
    Also warum sollte dieses Bewusstsein Paticcasamuppada nicht ganz umfassen ?


    Zitat, Nyanatiloka:
    "Obgleich der Paticcasamuppada im Abendland sehr häufig in Wort und Schrift behandelt wurde, so muss doch leider festgestellt werden, dass die weitaus meisten Autoren Sinn und Zweck dieser Lehre von der »Bedingten Entstehung« völlig missverstanden haben. Selbst die 12 Grundbegriffe in der Bedingtheitsformel wurden z.T. unrichtig wiedergegeben."


    PS: Der Grund mag darin liegen, dass man auf die begriffliche Trennung dieser beiden Schwerpunkte in der Buddhalehre nicht genügend hingewiesen hat.


    hedin

    2 Mal editiert, zuletzt von Anonymous ()

  • Geronimo:

    Der Buddha genoß ja auch, nur auf eine ein bisschen andere Art.


    Außerdem ist es nur eine Übersetzung. Kann man auch so übersetzen:
    Scheint mir für viele auch sinnhafter:


    12. „Ihr Bhikkhus, wenn ein Bhikkhu von solcher Sittlichkeit,
    solchem Geisteszustand und solcher Weisheit Almosenspeise
    aus erlesenem Bergreis mit verschiedenen Soßen und Beilagen ißt,
    so wird nicht einmal das zum Hindernis für ihn. "

  • Geronimo:


    ...
    Einer der diesen Durst endgültig überwunden hat, reagiert auf solche Genüsse überhaupt nicht mehr, weil er etwas wesentlich erfüllenderes gefunden hat. Das mag dem sinnlichen Menschen erst einmal widernatürlich erscheinen, aber tatsächlich verblasst die Freude an weltlichen und den meisten überweltlichen Genüssen einfach irgendwann ganz von selbst vor dem Hintergrund des absoluten Friedens.


    Das ist ein natürlicher Prozess, und ein sehr befreiender.


    Guten Morgen Geronimo,
    ja, so erlebe ich das auch. Das Verblassen ist ähnlich wie die Spiele oder das Spielzeug aus der Kindheit. Früher habe ich über den Verlust geweint - und es gibt auch Alte, die darüber heute noch weinen "die leuchtenden Augen der Kinder am Weihnachtsbaum, könnte ich das doch noch einmal so fühlen ..." - heute haben diese Dinge keine Bedeutung mehr. Früher habe ich viele Tränen vergossen über den Verlust eines "Verliebten", heute sehe ich das anders. Und dennoch kann ich mich an Freuenden erfreuen und bin nicht ohne Gefühl, aber ich hafte daran nicht an und sehne mich auch nicht danach.


    Einfach ein natürlicher Reifeprozess. Und so ist es auch mit Gier, Hass und Verblendung. So nach und nach verlassen mich diese Hindernisse mit fortschreitender Einsicht. Denn, wenn eine Tür sich geöffnet hat, kommt's ja noch subtiler und womöglich erschreckend härter auf mich zu. Aber die Kraft wächst und die Schleier fallen ohne große "Ausbrüche" mehr. Genau so wie es kein Problem war, nach der Pubertät erwachsener zu werden. Es gibt da aber natürlich Ausnahmen ;) .


    _()_ Monika

  • MonikaMarie1:

    Guten Morgen Geronimo,
    ja, so erlebe ich das auch. Das Verblassen ist ähnlich wie die Spiele oder das Spielzeug aus der Kindheit. Früher habe ich über den Verlust geweint - und es gibt auch Alte, die darüber heute noch weinen "die leuchtenden Augen der Kinder am Weihnachtsbaum, könnte ich das doch noch einmal so fühlen ..." - heute haben diese Dinge keine Bedeutung mehr. Früher habe ich viele Tränen vergossen über den Verlust eines "Verliebten", heute sehe ich das anders. Und dennoch kann ich mich an Freuenden erfreuen und bin nicht ohne Gefühl, aber ich hafte daran nicht an und sehne mich auch nicht danach.


    Einfach ein natürlicher Reifeprozess. Und so ist es auch mit Gier, Hass und Verblendung. So nach und nach verlassen mich diese Hindernisse mit fortschreitender Einsicht. Denn, wenn eine Tür sich geöffnet hat, kommt's ja noch subtiler und womöglich erschreckend härter auf mich zu. Aber die Kraft wächst und die Schleier fallen ohne große "Ausbrüche" mehr. Genau so wie es kein Problem war, nach der Pubertät erwachsener zu werden. Es gibt da aber natürlich Ausnahmen ;) .


    _()_ Monika


    Gibt wirklich keinen Grund Angst davor zu haben das einem bestimmte Dinge irgendwann nicht mehr so reizen wie sie es früher einmal getan haben, wenn man es richtig macht. Es gibt natürlich auch den selben Effekt der auf Stumpfheit beruht, der aber nun wirklich überhaupt nichts mit dem Weg des Buddha zu tun hat.


    Aber wie man auch hier sehr schön sehen kann, hat das "Ich" erst einmal ganz grundlegend Furcht davor das ihm irgendetwas verloren gehen könnte, und seien es auch noch so trügerische Dinge. Aber auch das ist ein ganz natürlicher Prozess, den wir alle irgendwann durchlaufen. Nur erkennen wir in diesen Momenten nicht, das Verlust hier tatsächlich Gewinn bedeutet. Umso früher man aufgibt sich dagegen zu wehren, umso früher wird man verstehen was tatsächlich Glück ist und was nicht.

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Ist das nun eine Bestätigung meines Beitrages oder eine Belehrung?
    Immer gibt es einen Grund hinzuschauen, reizt es mich zum Widerspruch, und wenn ja, warum, oder fühle ich sofort "Ja, so sehe ich das auch".
    Fühle ich Frieden oder fühle ich Widerstand? Da setz ich an und da hab ich keine Angst mehr vor, auch wenn ich einen Knoten fühle. Ich weiß, es ist bedingtes Entstehen, das durch heilsames Denken und Handeln vergeht.
    _()_

  • MonikaMarie1:

    Ist das nun eine Bestätigung meines Beitrages oder eine Belehrung?
    Immer gibt es einen Grund hinzuschauen, reizt es mich zum Widerspruch, und wenn ja, warum, oder fühle ich sofort "Ja, so sehe ich das auch".
    Fühle ich Frieden oder fühle ich Widerstand? Da setz ich an und da hab ich keine Angst mehr vor, auch wenn ich einen Knoten fühle. Ich weiß, es ist bedingtes Entstehen, das durch heilsames Denken und Handeln vergeht.
    _()_


    Astreine Bestätigung.

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Onda:
    Maybe Buddha:

    Es gibt einen mittleren Weg, zwischen Begierde und Aversion, zwischen Lebensbejahend und Lebensverneinend. Und diesen lehrte doch unser guter alter Kumpel, der Buddha.


    Wie so viele andere Konzepte im Buddhismus erschließt sich auch das von Mittleren Weg nicht unmittelbar auf den ersten Blick. Was Mittlerer Weg nicht bedeutet: ein bißchen hiervon, ein bißchen davon. EIn bißchen Askese, ein bißchen Völlerei, ein bißchen Aversion, ein bißchen Begierde. Der Mittlere Weg liegt nicht in der Mitte von Aversion und Begierde. Was den Genuss anbelangt, so gibt es nur ein klares Ja oder ein klares Nein. In mancher Lesart des Buddhismus hat Genuss keinerlei Platz, in anderen Lesarten ist er nicht verpönt. Für mich ist der heikle Punkt nicht der Genuss, sondern das Anhaften. Das Ideal eines gänzlich genussfreien Lebens halte ich für widernatürlich, abwegig und nicht artgerecht.


    Onda

    Du verstehst immer noch nicht worum es geht.
    Natürlich bedeutet der mittlere Weg nicht "ein bischen Begierde und ein bischen Aversion", sondern nichts von beidem. Das ist der mittlere Weg und natürlich liegt der in der Mitte von Begierde und Aversion. "Es" (was auch immer) weder begehren, noch ablehnen...


    Wieso du jetzt wieder mit Genuss kommst...? Das hat erstmal nichts mit dem mittleren Weg zu tun.


    Gegen Genuss ist nichts einzuwenden, WENN(!) man geniessen kann ohne anzuhaften.
    Das Problem dabei ist allerdings, das zu viel geniessen wiederum zu anhaften führt.
    Ich will nicht behaupten dass das unmöglich ist. Aber doch sehr unwarscheinlich. Daher lehrte der Buddha und auch andere Mönche wie Buddhadasa, die zurückgezogenheit.


    Wenn es bei dir funktioniert, ständiges geniessen ohne anzuhaften, dann ist das schön für dich.
    Aber das ist nicht die Norm und führt im Normalfall doch wieder zu anhaften, Begierde und Aversion.

    "Nur eines verkünde ich heute, wie immerdar: Leiden und seine Vernichtung."
    Buddha

  • Den Mittleren Weg verstehe ich so, dass der Buddha von der Askese zu einer "gesunden" Enthaltung gefunden hat:


    "Wenn man eine Saite zu stramm spannt, reißt sie. Wenn man eine Saite zu locker spannt, kann man nicht auf ihr spielen."


    Von Genießen und Aversion ist mit keinem Wort in diesem Zusammenhang die Rede. Aber, um das völlig zu durchschauen, muss es wohl erst richtig erfahren oder zumindest intuitiv erfasst werden. Alles Andere ist Wortklauberei geboren aus Theorie.


    Aber vielleicht werden diese Themen auch immer wieder derartig geführt, um die Theras aus der Reserve zu locken :grinsen: . Mag ja sein, ist aber ein Eigentor, denn es führt bei denen, die offen sind, zu noch mehr Einsicht. :D
    _()_

  • Nur das Leben kann erlebt werden.
    Eine Lehre die sich nicht um das Leben und erleben kümmert, kann ich nicht gebrauchen.


    Niemand muss seinen Genuss einschränken, selbst bei Buddha ist das so, er hat auch viele Dinge genossen. Dazu kommt lediglich ein gewisser Gleichmut um auf dem Boden zu bleiben bzw. darin nicht seine Erfüllung zu suchen, da kein Genuss so etwas geben kann.


    Also Mangos kann man schon noch genießen :D Und ein gewisser Lebensgenuss ist auch sehr heilsam, gesundheitsfördernd, wobei eine pessimistische Einstellung sehr unheilsam und ungesund ist. Vor allem solche Dinge wie ständige Einbildung von Ekel bei Nahrung und Körper kann ziemlich ungesund auf die Psyche wirken, das hatte Buddha wohl nicht bedacht.


    Siehe: http://www.palikanon.de/majjhima/m152n.htm


    "Weiter sodann, Anando, hat ein Mönch mit der Zunge einen Saft geschmeckt und wird angenehm bewegt, wird unangenehm bewegt, wird angenehm und unangenehm bewegt. Und er erkennt 'Bewegt worden bin ich da angenehm, bewegt worden unangenehm, bewegt worden angenehm und unangenehm: das aber ist zusammengesetzt, ist grob geartet, bedingt entstanden; es gibt eine Ruhe, es gibt ein Ziel, und zwar den Gleichmut.' "

    Nibbana:..Befreit von der Zuordnung durch Form, Vaccha, ist der Tathagata tief, grenzenlos, hart auszuloten, wie die See. 'Wiedererscheinen', ist nicht anwendbar. 'Nicht wiedererscheinen',ist nicht anwendbar... MN72 (http://zugangzureinsicht.org/)

  • Maybe Buddha:


    Gegen Genuss ist nichts einzuwenden, WENN(!) man geniessen kann ohne anzuhaften.


    Na also.


    Zitat

    Wenn es bei dir funktioniert, ständiges geniessen ohne anzuhaften, dann ist das schön für dich.


    Das mit dem "ständigen Genießen" ist jetzt das Produkt deiner Phantasie.
    Mögest du deinen Sonntag genießen!


    Onda

    "Es gibt nichts Gutes, außer: man tut es." (Erich Kästner)
    "Dharma books and tapes are valuable, but the true dharma is revealed through our life and practice." (Thich Nhat Hanh)


  • Mir geht es vorallem um die "Falle" in die man tappen kann, wenn man sich sagt "Ich kann genießen solange ich nicht anhafte" und man sich dann einbildet nicht anzuhaften und weiter genießt wie je zu vor. Denn dieser Spagat ist doch eher schwer.
    Ich will nicht sagen das es bei dir so ist, das du dir nur vormachst nicht anzuhaften, aber andere könnten deine Aussagen so auffassen, das sie alles geniessen können ohne Gefahr und das man Genuss ganz einfach vom anhaften trennen kann. Denn im Genuss besteht immer die Gefahr der Anhaftung.
    Ich wollte deine Aussagen nur relativieren bzw. auch die Gefahren darin aufzeigen.


    Dir auch einen schönen Sonntag

    "Nur eines verkünde ich heute, wie immerdar: Leiden und seine Vernichtung."
    Buddha