Morpho:Punk:
Übersetzung von T.Deshimaru
Ja ! - daran gibt s nun wirklich nix zu kleckern und zu meckern.
Was nicht heisst, dass es da nichts zu kritisieren gäbe, im Gegentum. Ich kenne keine einzige Übersetzung eines klassischen Textes von Deshimaru, die wirklich etwas taugen würde. Schlicht, weil ihm die wichtigsten Voraussetzungen eines guten Übersetzers fehlten: gründliche Kenntnis des geistesgeschichtlichen Hintergrundes des übersetzten Textes und eine mindestens ebenso gründliche Kenntnis der Zielsprache, insbesondere ihrer Lexik.
Deshimaru war ein Spät- und Seiteneinsteiger; ihm fehlte ein solides theoretisches Grundlagenstudium des Buddhismus, wie es im Regelfall ein in Japan ausgebildeter Zenpriester hat. Daher hat er wohl gar nicht erst erkannt, dass 憎愛 die chinesische Entsprechung von dosa und lobha ist, mithin 愛 nicht als 'Liebe' (amour) sondern als Begierde / Gier zu lesen ist. Wenn 愛 im Chinesischen als 'Liebe' gelesen wird, so immer mit der mitschwingenden Bedeutung 'Begierde'. Als jemand, dem tiefere Einsicht in die Subtilitäten der französischen Sprache fehlte, war ihm möglicherweise auch nicht bewusst, dass es eine solche zwangsläufige Assoziation mit 'Begehren' wie bei 愛 beim französischen 'amour' nicht gibt - dass 'amour' wie auch das deutsche 'Liebe' als Begriffe eben auch auf das christliche (paulinische) Konzept 'reiner' (d.h. von Begierden freier) Liebe (ἀγάπη / caritas) als höchster Form der Liebe rekurrieren. Die buddhistische Entsprechung dafür (wobei beide Begriffe keineswegs deckungsgleich sind, sich jedoch stark überlappen) wäre maitri - und damit sind wir schon sehr weit entfernt von lobha, das Sengcan mit 愛 wiedergegeben hat. Das ist nur ein Beispiel für Deshimarus inadäquaten Umgang mit dem Text.
"Zu meckern" gibt es da nur insofern nichts, als sich Deshimaru - wohl mit deutlichem Bewusstsein seiner persönlichen Unzulänglichkeit - zum Nutzen seines französischen Publikums an die Übersetzung gemacht hat, um ihm überhaupt einen Zugang zu diesem Text zu bieten. Auch, wenn dieser Zugang ziemlich verschüttet ist. Aber - es gab nicht nur nichts Besseres, es gab nichts. Und Deshimaru konnte es nicht besser. Aber das war immer noch besser als nichts.
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