Sakya, Diamantweg und andere...Entscheidungshilfen, Unterschiede.

  • Solche Meister und Geschichten gibt es natürlich in der tibetischen Tradition auch. Gerade die "grossen Yogis" hatten oft keine oder nur eine handvoll Schüler.

  • kilaya:

    Bis auf den letzten Satz stimme ich Dir zu :) Das sind auch meine Erfahrungen und ich glaube keine Sangha kennt diese Geschichten nicht. Aber der Wunsch nach mehr Einfluss hört bei den meisten Lehrern selten schon bei 1000 "Fans" auf. Auch nicht im Buddhismus, das glaube ich nicht. 1000 Schüler hat man glaube ich schnell zusammen, wenn man sich geschickt anstellt. Sogar ohne wirklich etwas zu liefern. Um nicht missverstanden zu werden: ich denke es gibt auch echte Meister mit 5 Schülern. Das Band von Schülern und Lehrern ist auch stark karmisch beeinflusst. Ich würde das generell nicht an einer bestimmten Zahl festmachen.


    Viele :D


    Zitat

    444
    Nachdem gefügig mir das Denken, gefestigt gut die Achtsamkeit,
    Will wandern ich von Land zu Land und auferziehen viele Jünger mir.
    445
    Die werden unermüdlich und entschlossen Ausübende der Satzung sein.
    Sie werden gehen, gegen deinen Willen, dorthin wo alles Leiden endet!" [6]


    http://www.palikanon.com/khuddaka/sn/sn_iii02-3_454.html III:2. Der Kampf (Padhāna-Sutta)

  • Na, ob die Übersetzung hier so stimmt? - nicht, dass ein Wunsch die Mutter der Gedanken war. ;)


    Zitat

    Gewinn und Verlust, Ruhm und Schande,
    Lob und Tadel, Freude und Leiden,
    all dies ist vergänglich, warum sollte also irgendeines dieser Dinge
    Befriedigung oder Unzufriedenheit erzeugen.


    Ja, warum ? Na weil das eben so ist,
    solange noch Zuneigung, Abneigung und Unwissenheit besteht.*schulterzuck*


    Ich finde halt, wenn einem jemand als Unterweiser auftritt,
    also "uneingesetzt", dann braucht man nur gucken, wie er damit umgeht, wenn er nichts (zu)gewinnt. Oder "eine Nadel auf den Fußboden werfen", so wie der Meister in der Geschichte um die 8 Winde, der nur "Furz" schrieb; regt der "Lehrer" sich dann auf, war's das ja schon. :)
    Ich finde es gut, viele "Geschichten" zu kennen, da geht man der eigenen Ego-Anhaftung nich so auf den Leim, auch nich so so ner aufgesetzten Nicht-Anhaftung.

    Einmal editiert, zuletzt von Anonymous ()

  • Es macht ja einen Unterschied, ob man sich viele Schüler sucht, um viele Schüler zu haben, oder weil man den Dharma weitergeben will. Zu lehren wenn man kann ist ja eine der Grundaufgaben eines Bodhisattva. Bis zu einem bestimmten Punkt mag beides gleichzeitig die Motivation sein, was zumindest aus tibetischer Sicht völlig ok ist, solange dabei die Schüler sich entwickeln und nicht dauerhaft blockiert werden. Entweder muss sich der Lehrer selbst auch weiterentwickeln, oder er muss die Schüler loslassen, damit sie dann irgendwann woanders weitergehen können.

  • Die Sache ist ja, zumindest im Zen ist das so, dass die Aufgabe des Bodhisattva ja Erwachen und Helfen ist. Er darf sich sozusagen nicht selber blockieren, in dem er viel zu früh "hilft". Oft "hilft" er dann nur dem Ego.

  • Ich glaube das ist sehr individuell. Es gibt ja auch die Bodhisattvas, die auf weltlicher Ebene helfen z.B. Und während einige vielleicht durch zu viel "lehren und helfen wollen" blockiert werden, sei es durch Egozuwachs oder Helfersyndrom, profitieren andere sehr davon, wenn sie früh weitergeben, was sie selbst gelernt und erfahren haben.

  • Die Frage ist, ist es heilsam (kusala). Ist das was ich tue oder zu unternehmen wünsche, heilsam. Unheilsames soll der Bodhisattva ( in "Ausbildung" :) ) ja verhalten, abgesehen von "Fehler auf Fehler folgen lassen" ( zen saying). Das bedarf langjährigem "Retreat"- Selbsterkenntnis, Gemütsruhe und Wachsamkeit. Erfahrungen und Erkenntnissen usw. zuhören oder äußern, warum nicht, kann einen ja aber auch schlicht ablenken oder auch "in die Irre führen". Wobei Irrtum auch nen Lehrer ist: "Ich habe mich getäuscht, ich habe das Wesentliche aus den Augen verloren".

  • Morpho:

    Wobei Irrtum auch nen Lehrer ist: "Ich habe mich getäuscht, ich habe das Wesentliche aus den Augen verloren".


    Richtig.


    Leider ist es jedoch eine seltene Charaktereigenschaft, Irrtümer und Fehler sich selbst ehrlich einzugestehen und womöglich auch noch zu kommunizieren oder sich gar dafür zu entschuldigen.
    Häufig schweigt man zu den eigenen Irrtümern.

  • Ich seh s nicht moralisch, Sherab. Für einen Irrtum muss sich niemand bei mir entschuldigen. So, jetzt geh ich. :silent:

  • Zitat

    Das bedarf langjährigem "Retreat"- Selbsterkenntnis, Gemütsruhe und Wachsamkeit. Erfahrungen und Erkenntnissen usw. zuhören oder äußern,


    Das ist dann vielleicht ein Unterschied zwischen Tantra und Zen? Im Tantra nutzt man ja den Alltag direkt zur Entwicklung. Also warum nicht auch die Rolle als Lehrer? Aber ich hatte den Eindruck, dass gerade im Zen ja auch der Alltag genutzt wird. Nur würde man es vielleicht vermeiden, frühzeitig zu lehren und statt dessen "Bogen schiessen, Motorrad warten, Putzen, Holz hacken, Wasser holen, Garten gestalten" usw.?

  • Die "Belehrung" des Zen ist ja praktischer Natur. Essen wenn man isst, Gehen, wenn man geht, Holzhacken wenn man Holz hackt; alles loslassen. Der Alltag ist der Lehrer, auch jedes was dir begegnet. Jemanden ins "Hier und Jetzt" "zurückholen", ist die Fähigkeit eines ausgezeichneten Lehrers. Ich finde, da geht's beiderseits nicht um 'Entwicklung'. Wie siehst du das: Entwicklung eines Unterweisenden ?

  • Wenn ich das mal aus meiner eigenen Erfahrung beschreiben soll: ohne in irgend einer Weise ein Lehrer oder gar verwirklichter Lehrer zu sein, habe ich fast von Anfang an immer wieder Belehrungen gegeben, sei es im Dharma-Zentrum, bei Schulklassen oder bei Freunden und Bekannten. Die Basis dafür waren zwei Dinge: 1. ein breites angelesenes Grundlagenwissen 2. ein unerschütterliches Vertrauen, das Richtige über den Dharma zu sagen, wenn die Situation es erfordert. Jedes Lehren war immer auch ein Lernen. Ich habe Dinge gesagt, die ich selbst nicht wusste oder Zusammenhänge erschlossen oder spontan erkannt, einfach weil ich ein Frage beantwortet habe, deren Antwort ich selbst nicht wusste, bis ich sie ausgesprochen habe. Das ist wohl auch unter dem Begriff "Übertragung" bekannt. Gleichzeitig ist das eine gute Übung, obwohl man so gelegentlich stark im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit steht, deswegen nicht überheblich zu werden und sich selbst nicht zu überschätzen: nur weil man etwas erklären kann, heisst das ja noch lange nicht, dass man es auch verwirklicht hat.

  • kilaya:

    Wenn ich das mal aus meiner eigenen Erfahrung beschreiben soll: ohne in irgend einer Weise ein Lehrer oder gar verwirklichter Lehrer zu sein, habe ich fast von Anfang an immer wieder Belehrungen gegeben, sei es im Dharma-Zentrum, bei Schulklassen oder bei Freunden und Bekannten. Die Basis dafür waren zwei Dinge: 1. ein breites angelesenes Grundlagenwissen 2. ein unerschütterliches Vertrauen, das Richtige über den Dharma zu sagen, wenn die Situation es erfordert. Jedes Lehren war immer auch ein Lernen. Ich habe Dinge gesagt, die ich selbst nicht wusste oder Zusammenhänge erschlossen oder spontan erkannt, einfach weil ich ein Frage beantwortet habe, deren Antwort ich selbst nicht wusste, bis ich sie ausgesprochen habe. Das ist wohl auch unter dem Begriff "Übertragung" bekannt. Gleichzeitig ist das eine gute Übung, obwohl man so gelegentlich stark im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit steht, deswegen nicht überheblich zu werden und sich selbst nicht zu überschätzen: nur weil man etwas erklären kann, heisst das ja noch lange nicht, dass man es auch verwirklicht hat.

    Sei wie Du sein kannst, sei das was Du jetzt bist.

  • @ Kilaya:
    a) Worin siehst du da eine Entwicklung ? (Entwicklung impliziert ja ein Iwohin)
    b) Siehst du solche als ergebnisoffen an ?


    Ps. Im Sinne der gegenseitigen Verständigung:
    Im Zen spricht man allerhöchstens als von einem Prozess. Das bezieht sich auf 'die Ausrichtung'.

  • Morpho:

    @ Kilaya: a) Worin siehst du da eine Entwicklung ? (Entwicklung impliziert ja ein Iwohin)


    Die Entwicklung oder der Prozess bezieht sich in dem Beispiel auf das eigene Lernen und die Erfahrung, die tantrisch genutzt wird. Ich sehe keinen wesentlichen qualitativen Unterschied zu der Art, wie im Zen der Alltag Praxis ist. Es ist dabei egal, woraus der Alltag besteht, alles ist Teil der Erfahrung.


    Morpho:

    b) Siehst du solche als ergebnisoffen an ?


    Kommt auf die Ebene an. Es gibt eine Entwicklung zu mehr Wissen, mehr Erfahrung usw., die aber nicht zwangsläufig zur Erleuchtung führt, aber für einen Bodhisattva allemal nützlich sein kann. Man könnte sagen, wenn man "sich ergebnisoffen macht" öffnet sich der Pfad, der Erleuchtung möglich macht. (Bitte beachtet die sehr präzise gemeinte Sprache)

  • Ich sag mal, Wissen, also Verstandeswissen, ist ja recht vergänglich; man muss auch immer "nachlegen", so wie Feuerholz. Es ist dasselbe Feuer, aber es brennt nur, wenn es "gefüttert" wird, erinnert, korrigiert, abgeglichen, wieder gehört. Im Zen werden wir dazu angehalten, das alles "zu vergessen", um die Wirklichkeit, das Da-Sein, zu "ergründen". Zu erforschen, aber ohne drüber nachzudenken. Würdest du mir zustimmen, dass gewisse Fähigkeiten, wie eine außergewöhnliche Kommunikationsstärke, so wenig unser eigen sind, wie Körper, Gefühle, Gedanken ? ( Jemand mit gewissen Fähigkeiten und Fertigkeiten ist oft versucht, wenn sie positive Empfindungen auslösen, diese eher als "mein" zu verstehen und dann daran anzuhängen und auch einen Unterschied zu machen zwischen sich und anderen. Es frustriert ihn vielleicht oft auf "Doofis" und "Unfähige" zu treffen und negative Stimmungen entstehen in ihm. Oder er sieht das als Zeichen einer Besonderheit und "unterhält" dann Hemmnisse. Ich glaube, der bleibt dann "stehen". Auf dem selben Fleck.

  • die Ansammlung von Wissen schafft noch lange keine Weisheit...so oder so Ähnlich hats mal Albert der Einstein ausgedrückt...
    ja und das mit den gewissen Fähigkeiten/Fertigkeiten ist auch so ne Sache: wenn mir was Kniffliges gelingt, bei der Arbeit zb. dass da auch was anderes/mehr dazuspielt als nur: ICH kann das....


    Ich hab da so’n Schwager, der ist grundsätzlich der unumstößlichen Überzeugung:
    !man muss alles wissen!
    Und ich weiß natürlich grundsätzlich nicht alles, auch manchmal die banalsten Dinge nicht..
    Also hält er mich für blöde…

  • Dein Schwager weiß bestimmt auch nicht alles. :lol:


    Frag ihn mal Sachen oder geh im Gespräch "selbstverständlich" davon aus, dass er Dinge "natürlich" weiß (sollte er tatsächlich diese Einstellung haben), die eher deinem Spezialgebiet entstammen. Würde gern sehen wie er dann schaut. :grinsen:

    Im erwachten Herzen leuchtet jede Farbe. (Jack Kornfield)

  • @kilya: du kannst jedenfalls zusammenhänge erläutern und auch aufklären, im tibetischen kontext, - bis dato kenne ich da keinen anderen "laien", der mir das vermochte, und natürlich genügt dazu kein reines faktenwissen, nicht dass wir uns da falsch verstanden haben: da ist auch ne starke anbindung, erfahrung und weise intuition, nebst der sprachfertigkeit. letztendlich denke ich aber, so fähigkeiten, natürlich, setzt man für die sangha ein und für sonstige interessierte, es ist aber fürderhin sehr wichtig, den großteil des tages der eigenen sammlung zu widmen. und das ist ja mehr ein "back to the roots". stille. nicht reden und so. ( ich vergleiche ja auch immer mit zen und da hält man sich mit erklärungen sehr zurück; das ist auch für den Lehrer, die praxis des lehrers, wichtig ) in der lehre sagt man "entfaltung" ( bhāvanā ). vergleichbar vielleicht auch so wie "ein kind seine talente, vermögen oder seine wesensveranlagung entfaltet, das ist ja ein prozess, doch wird es zu sehr fremdbestimmt oder eingeengt oder erfährt das keine förderung, dann tritt das kaum oder wenig zutage. vor allem ist das auch ein sinnlicher prozess. selbiges hast du bei der entfaltung von weisheit und mitgefühl. das ist ja unsere aller "veranlagung", unabhängig von intelligenz, sprachvermögen oder äußerlichkeiten.