Dharmapa:Ich habe vor Jahren bereits Zuflucht zu Buddha, Dharma, Sangha genommen. Nicht aber zum Lama/Wurzellama, weil das in dem Kontext meiner vorigen buddhistischen Richtung nicht üblich war.
-"Fehlt" mir dadurch dieser Teil der Zuflucht, muß oder soll ich die Zuflucht zum Lehrer nachholen?
-Könnte ich, wenn ja, selber einen Lama meiner buddhistischen Richtung Sakya auswählen (wenn beispielsweise S.H. Sakya Tenzin in Deutschland wäre, oder einer seiner Söhne bspw. S.E. Ratna Vajra ?), oder ist das unüblich?
Mir fällt noch etwas auf in Bezug auf die eigentliche Frage: es gibt da zwei Aspekte. "Zuflucht zum Lama nehmen" und "Zuflucht bei einem Lama nehmen"
Beantwortet wurde hier fast nur der erste Aspekt. Also "wen oder was kann ich mir vorstellen, wenn ich eine formale Zufluchtspraxis mache" Dazu gehört in erster Linie das Ngöndro.
Ich glaube die Frage bezog sich aber mehr auf den zweiten Aspekt. Prinzipiell kannst Du bei jedem Lama Zuflucht nehmen, Dir das frei aussuchen und sogar zu verschiedenen gehen und immer wieder Zuflucht nehmen. Manchmal bekommt man einen Liniennamen, einen Zufluchtsnamen. Da sollte man sich vielleicht nicht ständig neue holen. Aber trotzdem kann man jederzeit bei jemand anders Zuflucht nehmen. Denn die Zuflucht nimmt man dann BEI diesem Lehrer, aber nicht zwangsläufig ZU diesem Lehrer.
In vielen tibetischen Schulen ist es so, dass im linientypischen Zufluchtsbaum das Linienoberhaupt bei der Zuflucht zum Lama dargestellt wird. Aber in der Mitte dieses Bereichs mit den Lamas steht der jeweilige Urbuddha. Also in Karma Kagyü die Karmapas und Shamarpas sind um Vajradhara als "Urlama" versammelt.
D.h. man würde z.B. BEI einem vom Karmapa authorisierten Lehrer Zuflucht nehmen und dann in speziellen Meditationen würde man ZU Vajradhara als Essenz des Lamas Zuflucht nehmen, mit den Linienlamas drumherum als dessen "irdische menschliche Vertreter" - dargestellt werden dann eigentlich auch nur die historischen Inkarnationen, nicht die aktuell lebende Inkarnation.
Noch ein wichtiger Begriff in einigen Schulen ist der "Wurzellama". Das ist oft, aber nicht zwangsläufig der, wo man Zuflucht genommen hat. Es ist der, der als Mensch vor einem sitzt und den lebendigen Kontakt zur Linie und dem Dharma darstellt. Teilweise wird er vorübergehend zur Identifikationsfigur. Wechseln kann man alles immer, man wird im Buddhismus nirgends "festgenagelt".