Ab wann zeigt die Meditation ihre Wirkung?

  • Hallo Zusammen,

    kurz zu mir:

    Nach einer langen Depressionsphase + Therapie und inspierenden Gesprächen, habe ich wieder meiner spirituelle Ader gefunden. Wie schön, dass sie mehr wirkt als je zuvor.

    Mithilfe einiger Bücher, Schreiben und Meditation konnte ich schon einiges Bewirken. Daher gehe ich aus das meine positiven Fortschritte ein Zusammenspiel von allem ist.

    Allerdings bin ich was das meditieren angeht, noch recht ungeübt und unerfahren und greife daher gerne auf geführte Meditationen auf Youtube zurück.

    Mich interessieren, wie sehr greifen die Meditationen die ganz bestimmte Themen behandeln: Ängste loslassen, Liebesbeziehungen anziehen, Konzentration fördern etc. oder können Meditationen gar nicht so konkret wirken?

    Wie schnell stellen sich die Effekte der Meditation ein?


    Ich bin sehr gespannt auf die Antworten und vielen Dank im Vorraus der sich die Mühe macht, mir meine Fragen zu beantworten.

  • kilaya

    Hat das Thema freigeschaltet.
  • Hallo und herzlich Willkommen Pixie,

    die Meditation zeigt vor allem Wirkung - wenn überhaupt :? -, wenn Du nichts erwartest, es einfach nur "tust", Dich dem, was da passiert oder nicht passiert, hingibst. Aber am wichtigsten scheint mir nach all meiner Erfahrung mit mir selbst und mit anderen, dass diejenigen, die sich hinsetzen, um etwas zu erreichen, jahrelang "üben" und schlimmstenfalls neidisch auf diejenigen guckend, die doch offensichtlich noch nicht so weit sind und Erfahrungen machen, die sie soooooo gerne gehabt hätten.


    Meditation ist ein Teil des Geistestrainings, so wie Muskelaufbautraining. Nicht jeder bekommt die gleichen Muskeln, aber auf jeden Fall macht es stärker. So ist es auch beim Geistestraining. Auf jeden Fall kostet es Anstrengung, Zeit, macht Arbeit.


    Dazu gehört auch das Reflektieren und Beobachten, das achtsame Gewahrsein dessen, was ist - jetzt und jetzt und jetzt - ohne das Geschehen zu bewerten. Und wenn Du hoffst, dann sei Dir eben des Hoffens gewahr und lass es - wenn möglich - immer wieder los. Sei Dir der möglichen Angst gewahr, schau sie an, ohne sie zu bewerten.

    Das Träumen von Liebesbeziehungen und deren Erfüllung ist nicht Meditation, aber sei Dir dessen gewahr. Meditation ist kein Erfüllungsgehilfe für weltliche Befriedigungen. Sie dient der Befreiung davon - zumindest sollte sie das.

    Sie kann zu besserer Konzentration führen.

    Ich wünsche Dir den Zugang dazu und viel Erfolg.

    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Vielen Dank für deine ausführliche Antwort und die Denkanstöße, deine Antwort war sehr hilfreich.

  • Mich interessieren, wie sehr greifen die Meditationen die ganz bestimmte Themen behandeln: Ängste loslassen, Liebesbeziehungen anziehen, Konzentration fördern etc. oder können Meditationen gar nicht so konkret wirken?

    Wie schnell stellen sich die Effekte der Meditation ein?

    Es gibt 2 sehr unterschiedliche Arten von Meditation:


    Bei buddhistischen Meditationen geht es vorwiegend darum, die eigene Atmung zu beobachten. Natürlich kommen dabei immer wieder unterschiedliche Gedanken und Gefühle hoch. Man versucht sie anzunehmen, ohne sich groß in sie zu vertiefen und lenkt die eigene Aufmerksamkeit wieder zurück auf die Atmung. Natürlich hat so ein Training Auswirkungen, aber man meditiert nicht, um ein bestimmtes Ziel aus dem Alltag zu erreichen. Ähnliches gibt es in allen Weltreligionen.


    Die anderen Arten der Meditation möchte ich mal als reine Achtsamkeitstrainings bezeichnen, wobei das Niveau der Anleitungen und Versprechungen von schrott bis sehr wertvoll sein kann. Hier geht es immer um das Meditieren "um zu". Man will durch Meditation ein bestimmtes Ziel erreichen. Gute Lehrer für diese Achsamkeitstrainings findest du unter MBSR-MBCT Verband: Stress, Stressreduktion, Achtsamkeit, Meditation. Suche auch mal nach Jon Kabat-Zinn.


    Ich vermute, daß du dich mit deinen Fragen auf die 2. genannte Art beziehst. Leider habe ich damit keine Erfahrungen, weil ich selbst nur die buddhistische Meditation praktiziere. Aber vielleicht hilft dir das Buch (mit CD) "Ein Kurs in Selbstmitgefühl" von Maren Schneider weiter. Sie ist ausgebildete MBSR-Lehrerin und hat in diesem Buch ein 8-Wochen-Programm beschrieben. Auch wenn mir ihr Zeitfenster absolut utopisch vorkommt, ihre Anleitungen sind wirklich gut.

    Ich denke, wenn du ein paar ihrer Übungen machst, weißt du zumindest genauer, in welche Richtung du möchtest. Und wenn das dann doch die buddhistische Richtung sein soll, kannst du sie einfach fragen, denn sie ist auch Buddhistin. Natürlich gibt es auch viele andere gute Bücher und Lehrer, du erkennst Niveau daran, daß sie nicht mit schnellen Heilsversprechen kommen. Man muß beide Meditationsarten wirklich diszipliniert üben.

  • (PS: Bin aber dankbar für jede ausführlichere Beschreibung - das ist nicht so mein Ding :roll: )

    Ist doch gut erklärt! pixie: Zur Erläuterung den Autolinks folgen, da stehen Details.

    So ab 1000 Stunden, wenn du so fragst ;)

    Da muss ich natürlich meinen Standardspruch anbringen: 1000 Stunden. 200 Stunden, wenn Du Dich sehr anstrengst. 8)



    Liebe Grüße, Aravind.

  • Ich möchte Monika in einem kleinen Punkt widersprechen. Meditation dient nicht der Befreiung. Sie ist - meiner Meinung nach - lediglich ein Werkzeug. Wie ein Hammer. Oder besser: Eine Hantel. Wie Monika und die anderen sagen: Meditation soll Dir helfen, den Kreislauf der Gedanken wahrzunehmen.

    Meditation AN SICH bewirkt ansonsten gar nichts. Du kannst Dich sammeln. Was Du mit dieser Konzentration dann anfängst, ist Deine Sache. Die Samurai haben meditiert, um dann besser töten und sterben zu können. Es kann also auch zu zerstörerischen Zwecken verwendet werden - wie jedes Werkzeug.

    Du solltest Dich also fragen: WARUM willst Du meditieren?

    Wann es "was bringt" kann ich Dir nur aus meiner Erfahrung sagen: Es brachte "was", als ich begann, die Sammlung auch im Alltag zu verwenden. Also mehr auf meine Gefühle und Gedanken zu achten. Beim Streiten zu bemerken, dass ich wütend werde und dann bewusst nicht zurücknörgeln, sondern schweigen. Sowas in der Art.


    Zusammengefasst: Meditieren ändert nichts an Deiner Angst. Es kann Dir aber helfen, besser zu erkennen, wann sich Angst breit macht, dann innezuhalten und neue Wege auszuprobieren, mit der Angst umzugehen.

    Alles Liebe!

  • Da muss ich natürlich meinen Standardspruch anbringen: 1000 Stunden. 200 Stunden, wenn Du Dich sehr anstrengst. 8)

    Verdammt, verbaselt. Es muss natürlich heißen: 2000 Stunden, wenn Du Dich anstrengst...

  • Ich möchte Monika in einem kleinen Punkt widersprechen. Meditation dient nicht der Befreiung. Sie ist - meiner Meinung nach - lediglich ein Werkzeug. Wie ein Hammer. Oder besser: Eine Hantel. Wie Monika und die anderen sagen: Meditation soll Dir helfen, den Kreislauf der Gedanken wahrzunehmen.

    Meditation AN SICH bewirkt ansonsten gar nichts. Du kannst Dich sammeln. Was Du mit dieser Konzentration dann anfängst, ist Deine Sache. Die Samurai haben meditiert, um dann besser töten und sterben zu können.

    Na, da definieren wir "Meditation" definitiv verschieden (Monika sicher auch), gibt ja auch viele Arten. Du redest "nur" von Sammlung und Konzentration. Einsichtsmeditation dagegen dient definitiv dazu, Dinge zu erkennen und dann zu verändern.


    Aber, wie Du sagst: Beide (Einsichtsmeditation und Samatha) sind Teile eines größeren Werkzeugskasten, der zur Befreiung im Sinne des Buddha führt (plus Metta, Achtfacher Pfad, Vier Edle Wahrheiten). Erst die Kombination mit dem Achtfachen Pfad schließt (nach unserer Lesart) Deinen Samurai aus.


    Liebe Grüße, Aravind.

  • Danke, Aravind. Du hast natürlich recht. Einsichtsmeditation läuft anders.

    Auch Einsichten wirken sich wohl erst aus, wenn man sie im Alltagsleben einbaut bzw. umsetzt. Wie dem auch sei, mein Beitrag war diesbezüglich unvollständig, Danke für die Korrektur.

  • Danke, Aravind. Du hast natürlich recht. Einsichtsmeditation läuft anders.

    Auch Einsichten wirken sich wohl erst aus, wenn man sie im Alltagsleben einbaut bzw. umsetzt. Wie dem auch sei, mein Beitrag war diesbezüglich unvollständig, Danke für die Korrektur.

    No worries, das Samuraibeispiel finde ich schon auch wichtig. Ich denke, man kann es hier nicht oft genug betonen, dass der Pfad des Buddhas eben Techniken und Ethik umfasst.


    Liebe Grüße, Aravind.

    • Offizieller Beitrag

    Mich interessieren, wie sehr greifen die Meditationen die ganz bestimmte Themen behandeln: Ängste loslassen, Liebesbeziehungen anziehen, Konzentration fördern etc. oder können Meditationen gar nicht so konkret wirken?

    Wie schnell stellen sich die Effekte der Meditation ein?

    Meditation ist ein ganz allgemeiner Begriff. So Videos auf YouTube wo Musik abspielt und jemand so beruhigenden Tonfall Sachen sagt, entsprechen dabei eher Autosuggestionen d.h. es handelt sich um eine Form der Selbsthypnose.


    Soweit ich gehört habe, wirkt Hynpose bei unterschiedlichen Leuten sehr verschieden. Es gibt Leute die durch Hynpose das Rauchen aufhören können und andere, bei denen es gar nichts bewirkt. Wie das der Zusmamenhang zwischen Autosuggesiton und buddhitischer Meditation ist, wäre interessant. Aber da bin ich überfragt.

  • ehrlich gesagt kommt das auf die passende meditation an. im buddhismus ist das ziel meist überweltlicher natur - für weltliche probleme gibt es eher nur im mahayana oder vajrayana dafür techniken. (bspw. liebesbeziehungen etc.)

    ansonsten würde ich mich an deiner stelle eher an andere (spirituelle) heilmethoden wenden mit den ängsten. um diese nur alleine mit buddhistischen meditationen aufzulösen, dauert es schon recht lange - vor allem ohne lehrer.

  • Vielen Dank User19823 für deine Mühe. Ich werde mal recherchieren :)

  • > Ängste loslassen

    Mingyur Rinpoche (empfiehlt aus eigener Erfahrung Shamata Meditation/Ruhiges Verweilen):

    My story - Using meditation to deal with panic attacks, stress & anxiety (bei youtube)


    > Liebesbeziehungen anziehen

    Tut mir leid, Meditation ist kein Mittel zur Wunscherfüllung

  • Hi,

    Welche Bewusstseinsveränderungen, durch die Medi eintreten ist abhängig von der Art der Meditation und der en Intensivität: Für den Achtfachen Weg, der Lehre Gotamo Buddhos, gibt es die dazugehörigen acht Freiungen. Dort werden die einzelnen Formen des Bewusstsein beschrieben.

  • So ab 1000 Stunden, wenn du so fragst ;)

    danke für deine konstruktive Antwort :) und die damit verbundene investierte Zeit

    Diese Art der unrechten Rede ist leider fundamentaler Teil dieses Forums - ich hätte Verständnis, wenn Du dich davon abschrecken lässt.


    Um ganz konkret und substantiell zu antworten: Ich habe nach etwa 8 Wochen täglicher Meditation (10 bis 30 Minuten abends) gemerkt, wie sich schlagartig negative Eigenschaften bei mir fast vollständig aufgelöst haben. Zum Beispiel impulsiver Zorn oder Ungeduld. Außerdem habe ichs eitdem viel mehr Mitgefühl und segne alle offensichtlich stark Leidenden aus ehrlichem, tiefen Mitgefühl beim Vorbeigehen. Bei mir hat die MEditation also nach kurzer Zeit riesiges bewirkt!

  • Drahtseilakt So eine Phase hatte ich am Anfang auch mal. Lass Dich nicht irritieren, wenn die Gewohnheiten offen und subtil wieder zuschlagen, das ist normal. Man hat sozusagen als Ausblick auf das Ziel manchmal solche Erfahrungen, so ein Aufblitzen von Erleuchtungserfahrungen. Diese werden auch in den verschiedenen Traditionen beschrieben. Die eigentliche Arbeit, das voll zu manifestieren, fängt dann erst richtig an.


    Manchmal bekommt man auf eine doofe Frage eine doofe Antwort, das muss nicht als unrechte Rede empfunden werden. Unrechte Rede als "fundamentalen Teil dieses Forums" zu bezeichnen, das wiederum würde ich ganz klar als unrechte Rede bezeichnen. "Fundamental" heisst: das, was es ausmacht, das, was es zu dem macht, was es ist. In Wirklichkeit reden hier einfach Menschen mit Menschen.

  • @kilaya Bei mir war es auch so. Ich hatte bereits in den ersten Wochen meiner "Meditationskarriere" zwei sehr intensive Erlebnisse. Einerseits ein wundervolles Körpergefühl während der Meditation, andererseits eine beispiellose Freunde, Entspannung und Zuversicht die Stunden danach (ich war zu dieser Zeit völlig fertig mit den Nerven, der Unterschied war also extrem). Seitdem mache ich mir keine Gedanken mehr darüber ob Meditation wirken kann oder nicht.


    Es hat allerdings auch viele Monate gedauert um diesem schönen Gefühl nicht mehr hinterher zu rennen. (Aus damaliger und auch aus heutiger Sicht könnte es eine Jhana-Erfahrung gewesen sein, sicher bin ich mir aber nicht.) Ehrlich gesagt ist das noch immer ab und zu ein Hindernis, aber mittlerweile kann ich halbwegs damit arbeiten und es nervt mich nicht mehr nur. Während der Meditation kein Ziel zu verfolgen scheint wirklich äußerst wichtig zu sein, so nervig es auch sein mag. :grinsen:

  • Ich wollte nur für 7 Tage ein retreat machen. Es war in Thailand und nicht auf Westler ausgerichtet.

    Es war die Hölle! Wurde danach zu einer weiteren Woche mit besseren Bedingungen überredet.

    Bin dann 112 Tage geblieben.

    Ab Woche 3 hat sich alles verändert. Auch nach Jahren in retreats, war keines wichtiger für mich als mein erstes.

    Bitte nicht aufgeben!

  • Wenn Lucy 1000 Stunden sagt, dann ist das überhaupt nicht frech.

    Sie hat immerhin 1000 Stunden geübt, um dieses Wissen zu erlangen, das sie nun geteilt hat.

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Drahtseilakt So eine Phase hatte ich am Anfang auch mal. Lass Dich nicht irritieren, wenn die Gewohnheiten offen und subtil wieder zuschlagen, das ist normal. Man hat sozusagen als Ausblick auf das Ziel manchmal solche Erfahrungen, so ein Aufblitzen von Erleuchtungserfahrungen. Diese werden auch in den verschiedenen Traditionen beschrieben. Die eigentliche Arbeit, das voll zu manifestieren, fängt dann erst richtig an.

    Du hast mich glaube ich falsch verstanden. Meine Anfangserfahrung ist schon länger her und der Zustand hat sich seit dem eher noch gebessert, als dass er verblasste. Dennoch tue ich mich ehrlich gesagt SEHR SCHWER mit der Meditation, zumindest hier Fortschritte zu machen.

  • Heute stand ich an einer Bushaltestelle und eine Wespe flog ständig um mich herum. Dann sah ich, dass ich neben einem Mülleimer stand, dessen Abfälle jetzt im Hochsommer die Wespen anzieht. Also ging ich ein paar Schritte vom Mülleimer weg und bin die Wespen los gewesen. Medititieren ist einfach das. Man wird die ständig sich wiederholenden leidvollen Gedanken los, indem man einfach von ihnen weggeht. Nur für eine gewisse Zeit, aber man wird ständig ein klein bisschen besser.

    Die Dinge entstehen, existieren und vergehen. Das ist normal. Ajaan Tippakorn

  • Und achtsamer. Du hast bemerkt, dass die Wespe nicht Dich ärgern wollte, sondern ihrer Gier nach angenehmen Sinneseindrücken (süßer Abfallgeruch) folgte. Kein Grund zu leiden, weder für Dich, noch die Wespe :)