Allen Wesen dienen

  • 1. Doch das beisst sich sogar sehr mit Buddhas Lehre. Konstruktivismus ist nämlich eine Philsophie. Die Lehre Buddhas nicht.



    2. Wenn sich die Wirklichkeit nicht in Worte fassen lässt, warum schreibst du dann? Warum hat diese Wirklichkeit Buddha erklärt? Und wieso tun das alle anderen permanent?



    3. Hast du da gedacht? Und ist das nun wahr oder nicht, was du da gedacht und geschrieben hast?



    4. Ja? Auf welchem Planeten lebst dann du? Ich lebe hier auf dieser Welt.



    5. Ist das wohl keine Bewertung? Dass Äpfel nicht besser sind als Birnen?



    6. Womit hat deine Bewertung, dass das Leben kostbar ist, dann zu tun? Wenn schon nicht mit dir als lebenden Wesen?

  • Ich stimme all dem uneingeschränkt zu.


    Es scheint dir hier jetzt zu theoretisch und zu wenig alltagsnah zu werden...

    Auf was soll sich die Lehre denn beziehen, wenn nicht auf den Alltag?

    Ja, die Lehre bezieht sich auf den Alltag. Glaubst du denn, dass ich das anders sehe?


    Wir leben in einer Zeit, in der immer klarer wird, dass nicht jeder allein für sein Leiden verantwortlich ist. Es ist nicht nur Karma, wenn ein Tier eine Existenz in der Massentierhaltung erdulden muss, es ist nicht nur Karma, wenn Menschen kein Auskommen mehr finden, versuchen über das Mittelmeer zu fliehen und dabei ertrinken. Es ist nicht nur Karma, wenn Menschen überteuerte Mieten zahlen müssen, weil sich ganze Branchen daran obszön bereichern, es ist auch nicht nur Karma, wenn künftige Generationen globale Kriege um knappe Ressourcen in einer in weiten Teilen unbewohnbaren Welt erleben müssen. Du erkennst meine Beispiele von oben wieder. Wir sind alle dafür auf die eine oder andere Weise verantwortlich – auch durch Passivität!

    Das sind jetzt die Ungerechtigkeiten in der Welt. Das sind Teile des globalen Alltags. Für all das und für noch viel mehr soll ich verantwortlich sein? Um Himmels Willen, ich bin nicht das Göttliche oder das kosmische Bewusstsein. Ich lebe mittendrin und bin Teil davon, aber ich übernehme nicht die Verantwortung für das alles. Was für eine Bürde wäre das, ich würde augenblicklich unter der Last zusammenbrechen.

    Natürlich kann ich etwas tun, ganz konkret im Alltag, ich muss und will nicht passiv sein, aber ich bin nicht Superman oder Spiderman, ich kann nicht die Welt retten.


    Die Erkenntnis kann nicht nur helfen, mich von dukkha zu befreien, sie kann noch viel mehr. Sie verändert mich und meinen Blick auf die Welt. Ich beginne anders zu handeln, anders zu sprechen, und allmählich auch anders zu denken. Das hat eine große Auswirkung auf mein direktes Umfeld.

    Dieser Überdruss oder diese Ernüchterung, von der du sprichst, muss nicht dazu führen, dass ich der Menschen-Wirklichkeit den Rücken kehre. Es wird sich zwar wohl verändern, wem und welchen Dingen ich Aufmerksamkeit schenke, was ich an mein Bewusstsein lasse, alleine schon aus Achtsamkeit mir selbst gegenüber. Das heißt aber nicht, dass ich der Welt den Rücken kehre, das heißt nur, dass ich die Dinge ins rechte Licht rücke und schaue, was ich tun kann, was in meiner Kraft steht.


    Ist das eine Option in einer Zeit, in der es wichtiger denn je ist, zu handeln, in der Nicht-Handeln zu einer Vermehrung von Leid führt?

    Über die "Menge" an Leid im Verlauf der Geschichte kann ich nichts sagen. Ich vermute, dass sie weder zu- noch abnimmt. Aber das weiß ich nicht so genau, im Grunde finde ich das auch nicht so wichtig.


    Du wirkst, als wolltest du dich und alle anderen wachrütteln. Daran ist nichts auszusetzen. Wir sind nur vielleicht so unterschiedlich, dass jede/r auf eine andere Weise gut wachzurütteln ist. Es ist auch schwer zu sagen, was genau ein heilsames Dasein ist, wir stehen alle an unterschiedlichen Punkten.


  • Leonie

    ok... wie kommst Du dann zu dieser Aussage?


    Zitat

    Was du hier machst, ist nichts anderes als Ergreifen...

    Sie wirft dir Eitelkeit und Selbstbewunderung für dein Engagement vor. Sie verwechselt einfach Ergreifen zum Zweck des Festhaltens und Ergreifen einfach, weil es notwendig ist ohne festhalten, Geistesgifte. Wahrscheinlich kann sie sich nicht vorstellen das jemand so wie sie vollkommen selbstlos ist, obwohl, was ist dann das Vorwerfen von Geistesgiften anderes als nicht Selbstlos sein?

    Natürlich ist vollkommen klar, dass ich sie nur verunglimpfen will.

  • Eigentlich ist es keine Philosophie sondern mehr eine Erkenntnistheorie aber egal was ist denn die Lehre? ;)


    Worte sind immer Abstraktion deshalb können sie gar nie die Wirklichkeit abbilden.

    Dass das Leben kostbar ist meine Bewertung. Das kann man auch anders sehen.


    Wie gesagt solange dir dein Weg Freiheit und ein Leben ohne Leid bereitet ist doch alles gut! ;)

  • Mir ging es nicht darum, von dir zu erfahren, was gut ist, und was nicht. Was gut ist und was nicht, weiß ich selber ein wenig mehr und dswg wollte ich diesem Unfug, den du von dir gibts mal ein wenig Einhalt geben. Nicht dass sich das zu sehr noch ausbreitet. Das fände ich nun zB nicht gut.


    Die BuddhaLehre findet man zB unter palikanon.de. Magst du da vielleicht mal hineinlesen und das worüber du sprichst, mal ein wenig kennenlernen? Diese Lehre kann man vielleicht so nennen wie du jetzt wieder. Aber richtig und dieser Lehre gerecht wird wohl auch das nicht. Buddha erklärte übrigens (wie es mit gesundem Menschenverstand ja normal auch erscheint), dass man eben falsch wie auch richtig 'bewerten' kann. Er erklärte nichts von einer Wirklichkeit wo man nix bewertet (was ja auch nicht möglich ist, höchstens eine Annäherung daran. Aber dass einem alles egal ist, oder permanent in einem wertungsfreien Delirium zu schweben - das kann ja auch nicht der Weg sein ...).



    Also weil Worte Worte (Abstraktionen) sind, können sie die Wirklichkeit nicht abbilden? Das ist aber keine Begründung sondern einfach deine nun wiederholte (unsinnige) Behauptung. Wäre es so, wie du es behauptest, wozu schreibst du dann noch?



    Also hat deine Bewertung 'das Leben ist kostbar' doch etwas mit dir zu tun ... ist beruhigend, dass du wenigstens das noch siehst, in deiner wertungsfreien Wirklichkeit, die man noch dazu ja (angeblich) nicht beschreiben kann. Aber vielleicht würden mir 'in deiner Welt' ja auch die passenden Worte fehlen. Um diese Irrnis iwie auf den Punkt zu bringen.

  • Das freut mich für dich wenn du das so siehst. Weist du nicht zu bewerten heisst nicht das einem alles egal ist im Grunde ist es das Gegenteil. Ich bin weder daran interessiert das sich etwas von dem was ich sage verbreitet noch daran jemanden zu überzeugen.

    Letztlich interessiert mich die Freiheit aller. Deshalb kann ja jeder seinen eigenen Weg gehen.

    Für mich persönlich gleichen sich ziemlich viele Lehren sowieso, egal aus welcher Richtung sie kommen. Die Wahrheit lässt sich überall erkennen.


    Hier mal ein schönes Zitat:


    Auch wenn verschiedene buddhistische Strömun­gen eine Kosmologie entwarfen, in der transzen­dente Personen formuliert und zur Anrufung angeboten werden (z.B. Avalokiteshvara), hält sich die spirituelle Tradition, die auf Buddha persönlich zurückgeht, mit dem Begriff Gott ausdrücklich zurück. Stattdessen spricht sie vom Nirvana(Sanskrit nirvanamनिर्वाणम् = erlöschen). Mit dem Erlöschen ist das Erlöschen persönlicher Begierden gemeint, also seelischer Tendenzen, die der Identifikation des Ich mit der Vorstellung einer separaten Existenz als Gegensatz zum Nicht-Ich entspringen. Während der Westen die mystische Erfahrung als Aufgehen in Gott interpretiert, sprach Buddha vom Erlöschen jener Tendenzen, die den Einzelnen vom Absoluten trennen.


    Deshalb und natürlich auch aus persönlicher Erfahrung ist es für mich so das viele Wege zum Ziel führen wenn man das dann überhaupt Ziel nennen will.

  • So ganz ohne Anstrengung scheint es da aber auch nicht zugegangen zu sein:


    Zitat

    Einmal lehrte der Mönch Gotama eine Versammlung von mehreren hundert Anhängern sein Dhamma, und da räusperte sich ein bestimmter Schüler von ihm. Daraufhin stieß ihn einer seiner Gefährten im heiligen Leben mit dem Knie an, um ihm damit zu sagen: >Sei still, ehrwürdiger Herr, mach keinen Lärm; der Erhabene, der Lehrer lehrt uns das Dhamma.< Wenn der Mönch Gotama eine Versammlung von mehreren hundert Anhängern das Dhamma lehrt, ist bei jener Gelegenheit keinerlei Husten oder Räuspern seitens seiner Schüler zu hören. Denn dann befindet sich jene große Versammlung in gespannter Erwartung: >Laßt uns das Dhamma hören, das der Erhabene gleich lehren wird.< So als ob ein Mann an einer Wegkreuzung stünde und reinen Honig aus Waben preßte, und eine große Gruppe von Menschen befände sich in gespannter Erwartung, ebenso ist, wenn der Mönch Gotama eine Versammlung von mehreren hundert Anhängern das Dhamma lehrt, bei jener Gelegenheit keinerlei Husten oder Räuspern seitens seiner Schüler zu hören. Denn dann befindet sich jene große Versammlung in gespannter Erwartung: >Laßt uns das Dhamma hören, das der Erhabene gleich lehren wird.<


    Und sogar jene seiner Schüler, die sich von ihren Gefährten im heiligen Leben trennen und zum niedrigen Leben zurückkehren - sogar sie preisen den Lehrer und das Dhamma und die Sangha; sie geben sich selbst statt anderen die Schuld, indem sie sagen: >Wir hatten Pech, wir haben wenig Verdienste; denn obwohl wir in solch einem wohlverkündeten Dhamma, einer wohlverkündeten Disziplin in die Hauslosigkeit gezogen sind, waren wir nicht in der Lage, das vollkommene und reine heilige Leben bis zu unserem Lebensende zu leben.< Nachdem sie Klosterdiener oder Laienanhänger geworden sind, nehmen sie die fünf Übungsregeln auf sich und befolgen sie. Auf solche Weise wird der Mönch Gotama von seinen Schülern geehrt, respektiert, gewürdigt und verehrt, und seine Schüler leben in Abhängigkeit von ihm, während sie ihn ehren und respektieren.' (Majjhima Nikaya 77)


    Viele Grüße

    Elliot

    Viele Grüße

    Elliot

    • Offizieller Beitrag

    Sie wirft dir Eitelkeit und Selbstbewunderung für dein Engagement vor.

    Ja, das dachte ich mir fast. :grinsen:


    Nun ja, wahrscheinlich hat sie recht. Es gibt nur eine Sache, die bescheuerter und eitler ist, als sich wegen seiner Taten oder Gedanken selbst zu bewundern: Diese Gedanken oder Taten nicht zu denken oder zu tun, weil man befürchtet, andere (oder vielleicht sogar man selbst) könnten einen für eitel oder für von Geistesgiften zerfressen halten.


    Da ich kein Buddha bin, ist all mein Tun und Wollen von Ergreifen, Anhaftung, Ablehnung und Unwissenheit begleitet. Wie auch anders? Dennoch unterhalte ich mich gerne hier, weil dieses Forum mir Gelegenheit gibt, meine Vorstellungen, Gedanken und Zweifel zu formulieren, weil ich inspirierende Antworten bekomme, andere Sichtweisen kennen lerne, Tips und Kritik.


    Mich beschäftigt dieses Thema sehr, Eitelkeit hin Selbstbewunderung her, daher finde ich es gut, dass ich mich hier mit anderen Buddhisten darüber austauschen kann.

  • Sie wirft dir Eitelkeit und Selbstbewunderung für dein Engagement vor.

    Ja, das dachte ich mir fast. :grinsen:

    Zur Erinnerung, worum es bei meiner Kritik ging - Beitrag 73 - es ging um deine sinnentstellende Wiedergabe einer Lehrrede - aus der sich herleiten lässt, dass du den Inhalt nicht verstanden hast.

    :zen:

  • Sie wirft dir Eitelkeit und Selbstbewunderung für dein Engagement vor.

    Ja, das dachte ich mir fast. :grinsen:

    Zur Erinnerung, worum es bei meiner Kritik ging - Beitrag 73 - es ging um deine sinnentstellende Wiedergabe einer Lehrrede - aus der sich herleiten lässt, dass du den Inhalt nicht verstanden hast.

    Du meine Güte "sinnentstellende Wiedergabe" . Sinn entstellen kann doch nur etwas sein dessen dem du einen, deinen Sinn, gegeben hast.

    Zitat

    - aus der sich herleiten lässt, dass du den Inhalt nicht verstanden hast.


    Hier kann ja wohl nur gemeint sein das er deinen Sinn nicht verstanden hat.

  • Genau mein Ding: Wenn da ein Fettnapf ist mach ich ihn mit mir voll damit andere ihn auch sehen können.

    Allen Wesen dienen. Allen!!!

  • Fahrt nur fort mit der Zunahme an Scharfzüngigkeit und Seitenhieben mit verminderter Impulskontrolle, Freunde der gepflegten Unterhaltung. ^^


    Ich hatte zwar für diesen Sommer keinen meiner "heißgeliebten" Kommunikations-Threads mehr geplant, aber bitte, bitte... an mir soll es nicht liegen... :lol:


  • Noreply


    Es geht nicht um mich oder um meinen Sinn - es geht um den Sinn der Lehrrede M 22 - . Daraus wurde ein Abschnitt zitiert und ich habe auf den korrekten Zusammenhang hingewiesen.

    :zen:


  • Dem Artikel würde ich an deiner Stelle lieber gar keinen Glauben schenken. Das ist nach reiflicher Überlegung mein Kommentar dazu. Man könnte den Artikel ja auch ernster aufnehmen, denke ich mir. Aber mir ist das nicht möglich.



    Zu deinen letzten Sätzen:


    Verschiedene Wege führen meistens zu verschiedenen Zielen.


    Und mal ernster noch: Wenn ich kein Ziel benenne und danach strebe, dann habe ich mich aufgegeben. Egal ob ich das (jeweilige) Ziel 'spirituell' oder 'künstlerisch' oder 'sportlich' oder oder nenne.

  • Naja wie gesagt wenn du das so siehst ist das doch gut. Eine dogmatische Sicht auf irgendwelche Lehren oder Texte halte ich persönlich für nicht ganz ungefährlich. Kein Text oder keine Lehre sollte sich über eine andere erheben und vorgeben die höchste Wahrheit zu sein. Das hat in der Vergangenheit immer wieder zu Konflikten geführt. :)

    • Offizieller Beitrag

    Für all das und für noch viel mehr soll ich verantwortlich sein? Um Himmels Willen, ich bin nicht das Göttliche oder das kosmische Bewusstsein. Ich lebe mittendrin und bin Teil davon, aber ich übernehme nicht die Verantwortung für das alles. Was für eine Bürde wäre das, ich würde augenblicklich unter der Last zusammenbrechen.

    Mit Verantwortung meine ist, dass die derzeitige ökologische und soziale Schieflage nicht vom Himmel gefallen ist. Sie ist Produkt von Milliarden Einzelentscheidungen, mal mit größeren mal mit kleineren Auswirkungen. Es gibt keine Dynamik, die außerhalb von jedem Einzelnen wäre. Du oder ich sind nicht alleine Schuld oder verantwortlich, dennoch trägt jeder auf seine Weise zum gesamten bei.

  • Naja wie gesagt wenn du das so siehst ist das doch gut. Eine dogmatische Sicht auf irgendwelche Lehren oder Texte halte ich persönlich für nicht ganz ungefährlich. Kein Text oder keine Lehre sollte sich über eine andere erheben und vorgeben die höchste Wahrheit zu sein. Das hat in der Vergangenheit immer wieder zu Konflikten geführt. :)


    Wenn du magst, kannst du ja auch auf meine Zeilen eingehen. Oder auch nachfragen. Wenn das an mich gerichtet war: keine Ahnung, was genau du damit genau meinst. Evtl liest du nochmal, was ich geschrieben hab.