Die Irrlehre vom lieben was gerade ist

  • Wobei metta und die anderen apamanna nicht gerichtet sind auf das, was ist, sondern auf das, was an dem was ist, leidet. Ein nicht unerheblicher Unterschied.


    Frau Zölls ist offensichtlich eine versierte Theologin - das, was ist, das Leiden zu lieben, bringt die christliche Lehre knapp auf den Punkt. Eine Liebe, aus der der Mensch Abraham seinen Sohn Gott opfert und aus der Gott seinen Sohn den Menschen opfert. Das artet ja dann auch immer wieder in einen regelsrechten Leidenskult aus - wofür etwa die Zustände in den Sterbehäusern von "Mutter Teresa" recht bezeichnend waren. Das trägt schon die pathologischen Züge eines sublimierten Masochismus.

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  • Wobei metta und die anderen apamanna nicht gerichtet sind auf das, was ist, sondern auf das, was an dem was ist, leidet. Ein nicht unerheblicher Unterschied.

    Oder einfacher gesagt Metta ist Wohlwollen für alle Wesen. Es ist ja nicht alles was ist, ein Wesen (konventionell gesehen).

    Frau Zölls ist offensichtlich eine versierte Theologin - das, was ist, das Leiden zu lieben, bringt die christliche Lehre knapp auf den Punkt.

    Das ist wohl ein Verständnis von Buße die angeblich schon wegen der Ursünde angebracht wäre, mit der ein Mensch geboren wird. Formen übertriebener Askese und absichtlichen Leidens gab es ja schon zu Buddhas Zeiten, zum Glück hat er den mittleren Weg gefunden.

  • "Lieben was gerade ist" ist für mich ein Pfad der Bejahung. Statt die polarisierende Begriff des "Irrlehre" zu verwenden, kann man fragen, warum im Thervada so konsequent ein Pfad der Verneinung ( von Gier, von Hass, von Samsara) beschritten wird - welche Risiken und Nebenwirkungen bei einer Sucht der Bejahung gesehen werden.


    Ich denke es ist so , dass im Thervada alle Ideen einer " Buddhanatur" deswegen gemieden werden weil man in ihnen nicht so das Potential sondern die Gefahr einer Anhaftung - der Konstruktion des Atman sieht. Von daher verwirft man das im Thervada.

  • "Lieben was gerade ist" ist für mich ein Pfad der Bejahung. Statt die polarisierende Begriff des "Irrlehre" zu verwenden, kann man fragen, warum im Thervada so konsequent ein Pfad der Verneinung ( von Gier, von Hass, von Samsara) beschritten wird - welche Risiken und Nebenwirkungen bei einer Sucht der Bejahung gesehen werden.


    Ich denke es ist so , dass im Thervada alle Ideen einer " Buddhanatur" deswegen gemieden werden weil man in ihnen nicht so das Potential sondern die Gefahr einer Anhaftung - der Konstruktion des Atman sieht. Von daher verwirft man das im Thervada.

    Nachdem Gier, Hass und Verblendung die Wurzeln aller Leiden sind, macht es nicht viel Sinn (für mich) sie zu bejahen in dem Sinn dass man sie liebt. Ein Verneinen im Sinne von hassen ist auch nicht der richtige Weg, im Theravada u vermutlich im gesamten Buddhismus geht es um Loslösung durch die Entwicklung von Sammlung und Weisheit. Eine Bedingung oder Grundlage dafür ist die Sittlichkeit und zu ihrer Entwicklung bedarf es einer Anstrengung um unheilsame Handlungen in Werken, Worten und Gedanken zu vermeiden und heilsame zu fördern. Da kommt es also zu einer Bewertung mit Verneinung und Bejahung.


    Die Idee einer "Buddhanatur" taucht im Theravada auch auf, z.B. in Verbindung mit dem "lauteren Bewusstsein":

    Zitat

    Lauter, ihr Mönche, ist dieses Bewusstsein; doch es wird verunreinigt von hinzukommenden Befleckungen. (A.1.10.)

  • Theravada verteidigt doch nur seine Deutungshoheit. Kann man doch ganz klar an den Antworten von Himmelsbaum erkennen.

    Oder ist das kein Theravada? Dann wird es wohl Zeit, das von Theravadis klarzustellen.

  • "Lieben was gerade ist" ist für mich ein Pfad der Bejahung.

    "Das, was gerade ist", ist ein Zeiger auf die messerscharfe Schneide der Gegenwärtigkeit zwischen dem schon Vergangenen und dem noch Kommenden. Dabei bleibt unklar auf welche Seins-Schicht gezeigt wird, Erscheinung oder Wesen oder was ganz anderes.

    "Das Siegel der erreichten Freiheit: Sich nicht mehr vor sich selbst schämen."

    - Irvin Yalom, Und Nietzsche weinte

  • Theravada verteidigt doch nur seine Deutungshoheit. Kann man doch ganz klar an den Antworten von Himmelsbaum erkennen.

    Oder ist das kein Theravada? Dann wird es wohl Zeit, das von Theravadis klarzustellen.

    Es deutet halt jeder so wie er es versteht, es wird sich ja niemand selber als Hoheit verstehen.

  • Nachdem Gier, Hass und Verblendung die Wurzeln aller Leiden sind, macht es nicht viel Sinn (für mich) sie zu bejahen in dem Sinn dass man sie liebt. Ein Verneinen im Sinne von hassen ist auch nicht der richtige Weg, im Theravada u vermutlich im gesamten Buddhismus geht es um Loslösung durch die Entwicklung von Sammlung und Weisheit.

    Meine Lesart ist, dass es bei der Liebe zu dem gegenwärtig Seienden um eine annehmende und akzeptierende Haltung und eine transformative Kraft geht. Um sich von Hass und Gier lösen zu können, muss man sich erstmal eingestehen können, dass man diese Gefühle in sich trägt. Sonst können sie bei einer oberflächlichen Loslösung im Untergrund weiter gären und rumoren. In Verblendung steckt das ja auch schon drin, dass man sich über den eigenen Zustand täuschen kann. Durch eine annehmende Haltung können diese Gefühle eingestanden werden und eine Loslösung wird möglich. Dazu bedarf es einer Transformation, wozu wiederum die Liebe beitragen kann.

    "Das Siegel der erreichten Freiheit: Sich nicht mehr vor sich selbst schämen."

    - Irvin Yalom, Und Nietzsche weinte

  • Mabli:

    Meine Lesart ist, dass es bei der Liebe zu dem gegenwärtig Seienden um eine annehmende und akzeptierende Haltung und eine transformative Kraft geht.


    Natürlich, so ist es von der Theologin Zölls gedacht. Hat bloß mit Buddhadharma nichts zu tun. Und ob das mit dem transformieren so klappt, wie Frau Zölls sich das evt. vorstellt, ist eine andere Frage. Du kannst eine Gefangniszelle hübsch tapezieren - die Zellentür öffnet das nicht.

    Um sich von Hass und Gier lösen zu können, muss man sich erstmal eingestehen können, dass man diese Gefühle in sich trägt.

    Man muss sie vor allem erkennen, auch in ihren subtilen Formen. Dann sieht man, dass auch die "Liebe zu dem gegenwärtig Seienden" nichts als subtile 'Gier' ist, lobha. Und damit Anhaftung.

    Aññatitthiya Sutta

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  • Thich Nath Hanh vertritt eine ähnliche Position wie Doris Zölls. Für ihn sind die Grundpfeiler der Liebe im Buddhismus: Wohlwollen, Mitgefühl, Freude und Freiheit. Liebe ist in diesem Kontext eine Gewalt, Angst und Gier transformierende Kraft und Grunddisposition, die zu Freude und Freiheit führt. Wohlwollen in Bezug auf andere Wesen und in Bezug mich selbst, Mitgefühl mit und Verständnis für das Leiden anderer Wesen und meiner eigenen Person als Voraussetzung für Liebe und tiefe Freude und Freiheit als unmittelbare Konsequenz dieser Form der Liebe. Aber wahrscheinlich hat er den Buddhadharma auch fehlinterpretiert.

    Das ist denn doch nur der Abendwind, der heute mit ordentlich verständlichen Worten flüstert.

  • Thich Nath Hanh vertritt eine ähnliche Position wie Doris Zölls. Für ihn sind die Grundpfeiler der Liebe im Buddhismus: Wohlwollen, Mitgefühl, Freude und Freiheit. Liebe ist in diesem Kontext eine Gewalt, Angst und Gier transformierende Kraft und Grunddisposition, die zu Freude und Freiheit führt. Wohlwollen in Bezug auf andere Wesen und in Bezug mich selbst, Mitgefühl mit und Verständnis für das Leiden anderer Wesen und meiner eigenen Person als Voraussetzung für Liebe und tiefe Freude und Freiheit als unmittelbare Konsequenz dieser Form der Liebe. Aber wahrscheinlich hat er den Buddhadharma auch fehlinterpretiert.

    Metta und Karuna sind doch überall Bestandteile des Buddhismus und Buddha spricht davon, dass man der Welt mit einem breiteren und freundlichen Gemüt begegnen soll. Der Begriff "Liebe" schließt sicher Freundlichkeit und Mitgefühl mit ein, hat aber eben noch andere Bedeutungen


    Dies macht es schwer.

  • Der Begriff "Liebe" schließt sicher Freundlichkeit und Mitgefühl mit ein, hat aber eben noch andere Bedeutunge

    Ja klar, aber es geht bei Doris Zölls und Thich Nath Hanh eben um eine bestimmte Form der Liebe, die auch entsprechend definiert wird. Dass es dabei nicht um Liebe geht, die einen wie auch immer gearteten Mangel kompensieren muss, ist in diesem Kontext wohl klar. Es ist das Gegenteil. Eine Liebe, die daraus resultiert, keinen Mangel mehr kompensieren zu müssen, weil die Versenkung in die Stille jeden Mangel beseitigt.

    Das ist denn doch nur der Abendwind, der heute mit ordentlich verständlichen Worten flüstert.

  • Der Begriff "Liebe" schließt sicher Freundlichkeit und Mitgefühl mit ein, hat aber eben noch andere Bedeutunge

    Ja klar, aber es geht bei Doris Zölls und Thich Nath Hanh eben um eine bestimmte Form der Liebe, die auch entsprechend definiert wird. Dass es dabei nicht um Liebe geht, die einen wie auch immer gearteten Mangel kompensieren muss, ist in diesem Kontext wohl klar. Es ist das Gegenteil. Eine Liebe, die daraus resultiert, keinen Mangel mehr kompensieren zu müssen, weil die Versenkung in die Stille jeden Mangel beseitigt.

    Hier geht es ja nicht darum, wie dies im Sinne des Buddhismus insgesamt oder aus der Sicht des Zen - ebenfalls interessante Fragen - sondern wir es aus der Sicht der Thervada aussieht. Und da denke ich mir, zögert man eher "Liebe" als eine Metapher zu verwenden, weil man bei der Wahl seiner Mittel immer sehr darauf achtet, nicht auf solche zu verfallen, die im Sinne einer Anhaftung verstanden werden können. Während TNH ja eben nicht aus dem Thervada kommt und da in der Wahl seiner Ausdrucke freier ist.


    Die Idee von "Buddhanatur* würde ja im Thervada auch nicht viel Anklang finden was sie doch nicht daran hindern in anderen buddhistischen Richtungen eine tragende Rolle zu spielen.

  • Void, es geht mir um diese Pauschalausage hier:

    Natürlich, so ist es von der Theologin Zölls gedacht. Hat bloß mit Buddhadharma nichts zu tun. Und ob das mit dem transformieren so klappt, wie Frau Zölls sich das evt. vorstellt, ist eine andere Frage. Du kannst eine Gefangniszelle hübsch tapezieren - die Zellentür öffnet das nicht.

    ..., denn der Buddhadharma ist ja wohl für alle Buddhisten eine wesentliche Referenz. Letztlich geht es ja auch hier gar nicht um den Begriff selbst, sondern darum, eine fürsorgliche, mitfühlende, gütige, freudvolle Haltung gegenüber der Welt als Irrlehre zu begreifen. Das sollte selbst im Theravada nicht richtig sein.


    Zitat

    'Kommt, ihr Mönche, überwindet die 5 Hemmungen, die Trübungen des Gemütes, die die Weisheit schwächen und verweilt, mit liebevollem, mit erbarmendem, mit mitfreudigem, mit gleichmütigem Gemüte eine Richtung durchstrahlend, dann nach einer zweiten, dann nach der dritten, dann nach der vierten, ebenso nach oben und nach unten: überall in allem sich Wiedererkennend, durchstrahlt die ganze Welt mit liebevollem, mit erbarmendem, mit mitfreudigem, mit gleichmütigem Gemüte, mit weitem, großartigem, unermesslichem, ohne Feindschaft und Bedrängen'


    Quelle


    Und hier noch ein Vortrag, der den Begriff der Liebe aus der Perspektive des Theravada anhand des Metta-Sutra beleuchtet:


    Das Licht der Lehre 13

    Das ist denn doch nur der Abendwind, der heute mit ordentlich verständlichen Worten flüstert.

  • Um seine Lehre, das Dharma jahrzehntelang zu lehren benötigte der Buddha keine große Überzeugung, sondern Hingabe und großes Mitgefühl für alle Lebewesen

    die Dringlichkeit erfahren.


    Gleichmut, der durch das heilsame unterstützt und verankert wird erweckt ein Gefühl der Dringlichkeit‘


    Der Buddha verwendete für ein Gefühl an Dringlichkeit das Gleichnis;

    vom Schwiegermutter-/Schwiegervater gefallen wollen und zu (zum) Frieden stellen.

    (Quelle Majjhima Nikaya -28-)


    In Metta🙏

  • Void, es geht mir um diese Pauschalausage hier:

    Natürlich, so ist es von der Theologin Zölls gedacht. Hat bloß mit Buddhadharma nichts zu tun. Und ob das mit dem transformieren so klappt, wie Frau Zölls sich das evt. vorstellt, ist eine andere Frage. Du kannst eine Gefangniszelle hübsch tapezieren - die Zellentür öffnet das nicht.

    ..., denn der Buddhadharma ist ja wohl für alle Buddhisten eine wesentliche Referenz.

    Frau Zölls kommt ja aus der von Willig Jäger gegründeten Schule "Leere Wolke" die ja eben gerade nicht im Rahmen einer buddhistischen Orthodoxie bleiben will sondern eine "west-östliche Weisheit" anstrebt, die in der Eigensicht eine kongeniale Überschreitung hin auf eine die Religionen übersteigende Weisheit ist, aus der Sicht einer buddhistischen Orthodoxie aber als Abweichung und Vermischung mit christlichen Gedankengut aufscheint. Gerade Begriffe wie "Liebe" können da ja dem ersteren als Brücke willkommen sein und für den anderen ins Abseits führen. Dies bei bestem Willen und hehrsten Ansichten aller Beteiligten.

  • Die Irrlehre vom lieben was gerade ist.

    Der Begriff „lieben“ ist bei mir von allen anderen Bedeutungen befreit durch „was gerade ist“.

    Der Begriff „Irrlehre“ ist ein wenig spaltend, bei mir.

    Der Theravada kennt das Dogma, dass alle bedingten Dinge leidhaft sind (sabbe saṅkhārā dukkhā). Damit ist das Lieben von dem, was gerade ist, das Lieben von Leiden. Das sollte nie das Ziel des buddhistischen Weges sein. Der graduelle Fortschritt im Theravada ist u.a. gekennzeichnet durch die Einsichtswissen (vipassanāñāṇa).

    (sabbe saṅkhārā dukkhā)

    alle Zusammengesetzten (Dinge/Vorstellungen) sind unbefriedigend, unvollkommen, unbeständig

    Der Theravada kennt das Dogma, hier Erfahrungs-Wissen, dass alle bedingten/zusammengesetzten Dinge leidhaft sind. Damit ist das Lieben von dem, was gerade ist, das Lieben von Leiden. Weil, auch wenn es glücklich macht, dieses Lieben von dem, was gerade ist, zum unglücklich werden führt oder wenn es traurig, ängstlich macht, wird auch das vergehen, wie das glücklich sein. "lieben", Liebe ist hier also ein Begriff, der sowohl gern-haben, als auch ungern-haben bedeutet. Denn auch das, was wir nicht wollen, ist ein Lieben unserer Abneigung.


    Denn sabbe saṅkhārā aniccā - alle saṅkhāras Zusammengesetzten (Dinge/Vorstellungen) sind unbeständig und sabbe dhammā anattā - alle Dharmas (bedingt zusammengesetzten und unbedingten formlosen Dinge) haben kein unveränderliches Selbst oder Ich.


    Damit ist das Lieben von dem, was gerade ist, das Lieben von Leiden. Der Verblendete erkennt eben nicht, dass das, was jetzt ist, so ist. Nicht Leid erzeugend, sondern nur unbefriedigend, unvollkommen, unbeständig. Das „was ist“ zu lieben, sich also festhalten wollend verbinden, ist das Leiden erzeugende. Doch, weil die Verblendung gegen das Erkennen wollen von annica und anatta nicht durchschaut wird, kommt es zum Leiden, das dukkha des leidens durch Sinneslust und -leid, durch lieben.


    Der mittlere Weg des Buddha ist also zu verfolgen, zu üben: die Objekte der Sinneslust, lieben, und die des Sinnesleidens, das nicht lieben, nicht mehr als Beständiges und stabile Essenz enthaltendes zu ergreifen und festhalten, zu wollen. Buddha rät also dazu, um frei von Leiden zu werden, den Glauben aufzugeben, dass er ein Ich ist, das ein beständig geglaubtes „was ist“ besitzen kann. Zu erkennen, dass sein Ich selbst dukkha, annica, anatta ist. Dieses Verblenden aufzugeben, auch wenn es wie ein wirklich schmerzhaftes Leiden gefühlt wird.

  • Ich liebe es zu rauchen, weiß schon lange nicht mehr warum und ich lehne es ab, weil es mir finanziell viel besser gehen würde, wenn ich es lassen würde.

    Hier ist eine Leiden erzeugende Doppelverbindung von beiden Extremen, der Sinneslust und des Sinnesleids. Da hilft wohl nur beides zu ignorieren, weder die Sinneslust noch das Sinnesleid zu beachten, denn nach Buddha wäre ich auf dem mittleren Weg.


    Die Verblendung ist das, wenn ich beides ergreife und festhalte bin ich ja davon befreit. Weil ich weder das eine noch das andere ergreife, sondern immer, nur wenn ich rauche, das andere ablehne und wenn ich keinen Tabak kaufen will, das Rauchen ablehne. Lehne ich das Rauchen ab, steigert es die Sinneslust darauf, Rauche ich, wird das Sinnesleid gestärkt.

    Aus meiner klaren Sicht der Lehre ist das eine perfekte Fessel.

    Mal sehen, was das hier bewirkt.

  • denn der Buddhadharma ist ja wohl für alle Buddhisten eine wesentliche Referenz. Letztlich geht es ja auch hier gar nicht um den Begriff selbst, sondern darum, eine fürsorgliche, mitfühlende, gütige, freudvolle Haltung gegenüber der Welt als Irrlehre zu begreifen.

    Es geht darum, Begriffe richtig zu verstehen, ihre Bedeutung. Die vier apamanna, die TNH unter dem Begriff 'Liebe' zusammenfasst, wurden ja schon angesprochen. Und da geht es eben nicht, wie bei Frau Zölls, um "eine fürsorgliche, mitfühlende, gütige, freudvolle Haltung gegenüber der Welt" - was sich leicht als Aufforderung zur Dankbarkeit für die göttliche Schöpfung entschlüsseln lässt. Es geht vielmehr um "eine fürsorgliche, mitfühlende, gütige, freudvolle Haltung" gegenüber allen Wesen dieser Welt, die alle an ihr leiden. Ich denke, der Unterschied ist gar nicht so schwierig zu erkennen.

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  • Frau Zölls kommt ja aus der von Willig Jäger gegründeten Schule "Leere Wolke" die ja eben gerade nicht im Rahmen einer buddhistischen Orthodoxie bleiben will sondern eine "west-östliche Weisheit" anstrebt

    Man kann die Blätter des Teestrauchs mit heißem Wasser aufgießen und erhält Tee als Medizin. Man kann auch 56 Kräuter in Alkohol mazerieren, das Ergebnis mit Wasser auf einen Alkoholgehalt von 35% verdünnen und zuckern - und man hat einen Jägermeister als Medizin. Die Medizin muss der Krankheit gerecht werden. Da macht es einen Unterschied, ob man Müdigkeit und Flüssigkeitsmangel behandelt oder Völlegefühl. Wobei ich bei letzterem eher zu Underberg tendiere, der ist nicht so penetrant süßlich.

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  • Es ist so lange verständlich das Wort ‚Liebe’ im Zusammenhang anzunehmen, bis die Allgemeinheit darin erkannt wird.


    Sobald eine Allgemeinheit verdaut ist ändert sich ein spiritueller Umgang in der ‚ Liebe‘ mit allen Dingen.


    So kann Dhukka ohne weiteres geliebt erlebt werden.


    Weil ein Prozess verdaut wurde der zu Gleichmut und Frieden führte und ’das Dhukka’ vergangen ist.


    Im Jetzt und Hier nicht mehr als solches erfahren wird, sondern die Liebe des Prozesses mit Selbst, Anderen oder in einer Situation berührt.


    In Metta🙏

  • Natürlich, so ist es von der Theologin Zölls gedacht. Hat bloß mit Buddhadharma nichts zu tun.

    Offensichtlich geht es um die Frage, ob Frau Zölls für sich in Anspruch nehmen kann Zen im Besonderen beziehungsweise Buddhismus im Allgemeinen zu praktizieren oder nicht. Dazu kann ich wenig sagen, da ich weder Frau Zölls näher kenne noch die Kriterien für diese Entscheidung zur Hand hätte.

    Was mir aber auffällt ist eine in meinen Augen leicht tendenziöse Auslegung ihrer wenigen Worte aus dem Interview. Die Aussage "das lieben, was gerade ist", umzudeuten zu "die Dinge lieben" und schließlich zu "das Leiden lieben", ist zumindest keine besonders wohlwollende Interpretation. Was hat sie denn eigentlich gesagt?

    Der Sinn des Lebens sei nicht, Kinder zu kriegen, Geld zu verdienen oder große Werke zu tun, ist sie überzeugt. „Das ist alles vergänglich. Der Sinn des Lebens ist es, dass Du fähig wirst, das[sic] du das, was gerade ist, lieben kannst.“ Sie wolle weder eine Abneigung noch eine Vorliebe haben, sondern stattdessen alles, was ist, anzunehmen[sic]. Ihr helfe dabei Handarbeit. Sie mag nicht unterscheiden zwischen sich und den anderen, sondern: „Das andere bin ich.“

    Mit dem Sinn des Lebens nimmt sie natürlich ein großes Thema in Angriff. Erstmal sagt sie, was nicht der Sinn des Lebens sei: Nachkommen zu zeugen und groß zu ziehen (sexuelle Reproduktion), beruflicher Erfolg (materielle Reproduktion) oder etwas Bleibendes zu schaffen. Warum fällt das für sie raus? Weil diese Dinge vergänglich sind. Also muss der Sinn, den sie im Folgenden formuliert etwas unvergängliches sein. Was auch immer das sein mag. Sie spricht dann von einem Prozess der Befähigung dazu, das was gerade ist lieben zu können. Wobei lieben für sie anscheinend im Widerspruch zu einer Wertung im Sinne einer Ablehnung oder Bejahung steht. Stattdessen möchte sie alles, was ist, annehmen. Wie ihr jetzt Handarbeit dabei hilft, wäre tatsächlich noch interessant zu erfahren.

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  • Zitat
    Zitat

    Die Irrlehre vom lieben was gerade ist

    Ich bevorzuge auch eher die ursprünglich reine Lehre

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  • Offensichtlich geht es um die Frage, ob Frau Zölls für sich in Anspruch nehmen kann Zen im Besonderen beziehungsweise Buddhismus im Allgemeinen zu praktizieren oder nicht.

    Nein. Es geht um die Frage, ob Frau Zölls eine "Brückenbauerin aus dem Buddhismus ist", wie in der Ankündigung des Films behauptet. Wobei ich übrigens sehr bezweifle, dass Frau Zölls sich selbst so sieht. Was sie 'praktiziert', weiss ich nicht, es ist in diesem Kontext auch nicht von Bedeutung. Sie ist sicher eine moralisch integere Frau und in Meditation geschult und erfahren. Der buddhistische Weg - auch der des Zen - ist jedoch dreifach. Hier in diesem Thread geht es um prajñā / paññā, 'Weisheit'.


    Ich will Frau Zölls nicht Weisheit absprechen - aber auf buddhistische Weisheit verweist das hier thematisierte Zitat eindeutig nicht. Da braucht man auch nichts tendenziös umdeuten oder umformulieren, "der Sinn des Lebens ist es, dass Du fähig wirst, das du das, was gerade ist, lieben kannst“ ist unmissverständlich genug. Immerhin zeigt der von Dir angegebene Kontext des Zitats (der freilich nicht von Frau Zölls stammt und sie nur indirekt 'aus zweiter Hand' widergibt), dass sie das Prinzip anicca verstanden zu haben scheint. Mit duḥkhatā sieht es schon deutlich anders aus und mit anātman möglicherweise nochmals anders - der Stallgeruch des Benediktushofs und die ehemalige Profession lassen das erwarten. Gedō Zen (j外道) halt. Dagegen ist nichts einzuwenden - außer, dass das mit Buddhismus nichts zu tun hat. Ein Missverständnis, das dieser Film fördert.


    Ansonsten - etwas annehmen, wie es kommt ist nicht 'lieben', genau wie etwas loszulassen, wie es geht, nicht 'lieben' ist. In keinem Sinn. Das nennt sich im Buddhismus khanti pāramī / kṣānti pramita und lässt sich mE am besten mit 'tolerierender Akzeptanz' übersetzen. Es impliziert Abwesenheit von Hass und Liebe, auch in subtilster Form. Im Theravada wie im Mahāyāna eine der 'perfekten Geisteshaltungen', die Bedingungen des Erwachens sind.

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