Nirwana

  • Solange ihr „Gefühl“ und „Emotion“ nicht im buddhistischen Sinne trennt, wird die Diskussion darüber nur für mehr Verwirrung sorgen, als für Klarheit.

    Wenn ich das richtig in Erinnerung habe, hast du diese Trennung in eines von Nyanaponika´s Büchern gesehen. Dieses Buch als Maßstab für einen "buddhistischen Sinne" zu erheben, erscheint mir hinterfragenswert.

    Damit möchte ich nicht unterstellen, dass es falsch wäre. Ich habe seitdem einige Sutten aus dieser Perpektive gelesen, konnte jedoch keine begründeten Anhaltspunkte dafür finden.


    Vielleicht magst du erläutern, wieso die Aufspaltung von vedanā in Gefühle und Emotionen für dich mehr Klarheit verschafft? Ich finde Erfahrungen dabei genauso interessant wie Literatur.


    Nun, N. hat diese Unterscheidung ja nicht erfunden. Und es ist mir bei N. auch nicht erstmals begegnet. Ich habe N. als ein Beispiel genannt. Das zumindest meine Absicht. Und in den Übersetzungen der klassischen Texte, wird vedana glaube ich auch nicht konsequent nur mit „Gefühl“ übersetzt. Müsste ich nachsehen.


    Nennen wir es nicht Gefühle und Emotionen, sondern nennen wir es doch einmal das Blaue und das Gelbe.


    Das Blaue kann nur angenehm, unangenehm oder neutral sein. Das Gelbe kann sehr komplex sein und entsteht aus dem blauen. Ziel ist es, das Entstehen des Gelben zu kontrollieren. Wenn ich aber nun das Gelbe, das Blaue nenne und das Blaue, das Gelbe, kann dieser Zusammenhang nicht verstanden werden. damit verschwimmen sowohl das Ziel als auch der Weg dorthin.


    Nun kann ich selbstverständlich nicht bestimmen, dass wir das eine Gelb nennen und das andere Blau, beziehungsweise Gefühl und Emotion, ich kann nur darauf hinweisen, dass hier präzises Denken und Sprache notwendig ist, in dem Sinne, dass wir, wenn wir etwa Gefühl sagen, über das gleiche reden.


    So verhält es sich auch mit „Gier“, „Hass“ und „Verblendung“. wenn wir nicht wissen, was „raga“, „dosa“ und „moha“ wirklich bedeuten, dann führen uns die ins deutsche übertragenen Begriffe Gier, Hass und Verblendung vollkommen in die Irre.

    "Es gibt nur eine falsche Sicht: Der Glaube, meine Sicht ist die einzig richtige."

    Nagarjuna

  • OK ich verstehe den Grund für deine Argumentation ich hab mich vielleicht nicht deutlich genug ausgedrückt (eine typische Eigenheit von Konzepten)

    Ich meinte das jeder sein eigenes Konzept von Nirvana haben kann und doch keines jemals der tatsächlichen Erfahrung gerecht werden kann.

    Konzepte über etwas das niemand kennt? Hmmm nicht sehr überzeugend für mich aber bitte wenn es jemandem hilft

    LG

  • Grüss euch!


    Anna Panna-Sati


    Dank dir für deine Zeilen!


    Kurz zu deiner Vermutung, ich würde Erlösung nicht anstreben weil mein Leben glatt läuft und ich Leid nicht erkennen kann:


    Ich empfinde nicht dass ich mir Kontrolle über mein Dasein einbilde, eher im Gegenteil: Je mehr ich mir bewusst mache dass es keine Kontrolle geben kann desto leichter fällt mir mein Alltag. Für diese Erkenntnis brauchte ich sehr (!) lang, warum sich grad alles ändert weiss ich nicht.


    Leid ist mir in meinem Leben, vor allem beruflich, schon eine wirklich grosse Menge begegnet und grad in letzter Zeit verspüre ich das Bedürfnis mich damit auseinanderzusetzen weil ich schon oft an einem Punkt war wo ich grosse Angst hatte es überrollt mich und manchmal nur im Alkohol Entspannung fand.


    Dass Leid, so wie alles, vergänglich ist und man sich davon innerlich distanzieren kann, hilft mir und lässt mich nebenbei besser auf die schönen Dinge achten.


    Ich möchte mit diesen Gedanken die zweifelsfrei harten Lebensgeschichten vieler Wesen jedoch in keinster Weise legitimieren oder verharmlosen!


    Lieber Gruss!


  • Im Buddhismus hat das Gefühl ja eigentlich zuerst den Kontakt als Ursache.



    Vielleicht erinnert man sich noch an Begegnungen mit Gefühlen, die man da nicht kannte. Sozusagen Erstkontakt mit bestimmten Gefühlen, für die man keine Namen zu dem Zeitpunkt hatte, die vollkommen neu für einen waren und sozusagen erst noch entdeckt werden mussten, damit man sie genauer mitteilen kann oder vielleicht von aussen gesagt bekommt: dieses Gefühl meinst du und man hört zum ersten Mal den Namen für diese bestimmte Empfindung.


    Vielleicht erinnert man sich an so etwas im Zusammenhang mit dem Kennenlernen eines angenehmen Gefühls und auch daran, dass ohne alle Begriffskenntnis und Lebenserinnerung und Konzepte und Zuordnungsmöglichkeiten die durch den Körper (und natürlich auch den Geist) gegebene /erspürbare grundlegende Gefühlsinformation lediglich ist: angenehm (bis sehr angenehm) unangenehm (bis sehr unangenehm) oder weder das eine noch das andere.


    Es kann einem auch im Erwachsenenalter passieren, dass man plötzlich auf ein Gefühl trifft, für das man keinen Namen hat, weil man es bis dahin nicht kannte. Die bloss durch Körper und Geist gegebene Bewertungs- /Empfindungsgrundlage ist dann ersteinmal anziehend/angenehm/wohlig/etc oder abstossend (beispielsweise Würgreiz erzeugend)/schmerhaft (aua!)/unangenehm.



    Im Grunde genommen ist mit der blossen Dreifachnterscheidung aller Gefühle (und Empfindungen und Emotionen etc) der Instinkt oder Habitus gezeigt, der das Verhalten bedingt bzw steuert wenn man so will. Mit dem entsprechendem Willen und Aufwand wird man die vormalige Blindheit gegenüber dem Instinkt mehr und mehr los.


    Da stellt man dann auch nüchterner fest: dieses Gefühl ist angenehm, dieses andere unangenehm (bzw auch weder wirklich angenehm noch wirklich unangenehm) man stellt fest - das sind die eigentlichen Qualitäten jedes Gefühls. Anstatt es gross auszumalen und zu beschreiben.


    Im Sinne positiver Charakterentwicklung (das wäre wohl klärungsbedürftig) - besser wohl in diesem Forum so: im Sinne buddhistischen Fortschritts ist eine weitere Dreierunterteilung aller Empfindungen und Gefühle und Emotionen etc Synonyme bedeutsam:



    Heilsam

    Unheilsam

    Weder heilsam noch unheilsam




    Ein passendes Wort zum Schluss aus meinem Tag:



    Der Ärger den ich heute morgen hatte war währenddessen unangenehm und auch nachträglich gesehen.

  • Ja du hast recht wenn ich leide und versuche es zu kontrollieren (was ja nicht geht) dann leide ich noch mehr, und wenn ich mich freue und versuche es festzuhalten freue ich mich weniger..

    Also Kontrolle abgegeben und schon ist man besser dran.. wunderbar es freut mich sehr das du das für dich entdeckt hast

    LG

  • Im Grunde genommen ist mit der blossen Dreifach aller Gefühle (und Empfindungen und Emotionen etc) der Instinkt oder Habitus gezeigt, der das Verhalten bedingt bzw steuert wenn man so will. Mit dem entsprechendem Willen und Aufwand wird man die vormalige Blindheit gegenüber dem Instinkt mehr und mehr los.


    Das heisst dann zum Beispiel auch: manches vormalig als unangenehm Erlebte erzeugt diese Empfindung nicht mehr, bzw nicht mehr so stark oder instinktblind.

  • Solange ihr „Gefühl“ und „Emotion“ nicht im buddhistischen Sinne trennt, wird die Diskussion darüber nur für mehr Verwirrung sorgen, als für Klarheit.

    Wenn ich das richtig in Erinnerung habe, hast du diese Trennung in eines von Nyanaponika´s Büchern gesehen. Dieses Buch als Maßstab für einen "buddhistischen Sinne" zu erheben, erscheint mir hinterfragenswert.

    Damit möchte ich nicht unterstellen, dass es falsch wäre. Ich habe seitdem einige Sutten aus dieser Perpektive gelesen, konnte jedoch keine begründeten Anhaltspunkte dafür finden.


    Vielleicht magst du erläutern, wieso die Aufspaltung von vedanā in Gefühle und Emotionen für dich mehr Klarheit verschafft? Ich finde Erfahrungen dabei genauso interessant wie Literatur.

    Bosluk . Nach meinem Verständnis man kann sehr viele Leben lang( Ironie?) gegen Gier, Hass , Verblendung vorgehen, aber die Wurzeln bleiben bestehen. Die Wurzeln von kilesa sind Asava ( "Aus-flüsse", die "Neigungen), und auch Anusaya ( so wie die unbewusste Obsesssionen , Ich-Dünkel).

    Wenn ich den Film auf der Leinwand hinschaue, ich identifiziere mich mit den Helden, aber ich blende es aus, dass der ganze Film nichts echt ist, wenn ich den Projektor abknipse, dass es würde nichts mehr. Zwei Ebenen.

    Nach A. Damasio ca.. Die Emotionen kann man als den Nährboden betrachten, der bleibt weiter bestehen, wenn ich Unkraut jäte. Sehr leicht zu verstehen. Die reine kosmetische Reparatur bringt mich nichts weiter, obwohl es besser , als nichts ist, klar .

    LG.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Wenn Anhaftung, Ablehnung und Verblendung, also die drei Geistesgifte, zur Ruhe kommen oder auch nur schwächer werden, wird etwas anderes erfahrbar.


    Zitat

    Wir können durch jede Religion die Erfahrung machen, dass Gott in uns ist, dass die Wahrheit in uns ist. Das nennt man Erleuchtung. Das ist die Einheit von Phänomen und Numen (Anwesenheit eines absolut transzendenten, „gestaltlos Göttlichen“), von Welt und Wahrheit, von Form und Leere. [...]


    Wenn wir eine Erfahrung machen, in der unser Herz berührt wird, empfinden wir große Freude, wir drücken sie in Worten aus oder spüren sie in Geist oder im Körper. Manchmal können wir nichts sagen, da es um eine tiefe, spirituelle Erfahrung geht, wenn unser Herz berührt wird. [...] Vor eurer Interpretation ist die Berührung des Herzens etwas ganz Großes. Ihr könnt nichts sagen. Ihr könnt es durch Zazen erfahren oder durch euer tägliches Leben. Ihr wisst, was es ist, aber ihr könnt es nicht erklären. Es wirkt sehr stark und übt einen unmittelbaren Einfluss auf euer Leben aus. Diese Erfahrung macht euch einen Vorschlag, sie ist ein Hinweis darauf, was ihr von einer tiefergehenden Perspektive aus tun könnt. Diese Erfahrung ist etwas sehr Wichtiges – sie liegt noch vor dem Erfasstwerden durch Bewusstsein oder Intuition. Wenn unser Herz berührt wird, heißt das, wir machen eine Erfahrung, eine Erfahrung im reinsten Sinne.


    Quelle: Dainin Katagiri, Rückkehr zur Stille, S. 103

    Gier, Hass und Unwissenheit, aber auch die kleinste Form von Anhaftung, Ablehnung, Wertung oder Konzeptualisierung trennen mich von der Möglichkeit, dass das Herz berührt wird. Diese Trennung ist Leiden. Die Aufhebung der Trennung öffnet diese Möglichkeit / Wirklichkeit.


    Zitat

    Wenn ihr z.B. baden geht, so gibt es das Meer und euch. Das ist dualistisch. "Zur Nicht-Zweiheit werden" heißt ins Meer springen. Das Meer und ihr werdet eins. Das ist der letztliche Zustand von Einssein. Das Einssein vom Meer und euch ist etwas Aktives.


    Quelle: Dainin Katagiri, Rückkehr zur Stille, S. 106

    In jedem Augenblick meines Lebens ist diese Wirklichkeit anwesend. Ich bin aber getrennt davon durch die drei Geistesgifte, die ein verzerrtes, reduziertes und falsches Bild zwischen mir und der Wirklichkeit erzeugen, enge Wände ringsumher, zwischen denen das Atmen schwerfällt. Diese Trennung ist und erzeugt zugleich die knotenartige Verkrampfung, die ICH (–Sucht) heißt.

    Das ist denn doch nur der Abendwind, der heute mit ordentlich verständlichen Worten flüstert.

    Einmal editiert, zuletzt von Thorsten Hallscheidt ()

  • Letztendlich sind wir alle Blinde, die von Farben reden

    :) :like:


    Das sehe ich genau so.

    Für einen Erstklässler bleibt es sich gleich, ob er über die Definition oder das Konzept von Integralrechnung nachdenkt, er begreift sie so oder so nicht.

    Soweit ich Buddhas Lehre verstanden habe, ist es müßig sich den Kopf über Nirvana zu zerbrechen: Solange es noch ein ICH gibt, das es zu erreichen hofft, sind alle Gedanken darüber falsch und ist es erreicht, gibt es niemanden mehr, der darüber nachdenkt.... _()_

    Ich weiß nicht, was ich bin; ich bin nicht, was ich weiß: Ein Ding und doch kein Ding, ein Pünktchen und ein Kreis. (Angelus Silesius)

  • Solange es noch ein ICH gibt,


    Solange man sich Kraft eigenen Erkennens nicht dazu entschieden hat, es zu unterlassen ein Ich (eine Art objektive Seele) zu behaupten hat man einen ersten grossen buddhistischen Einsichtspunkt nicht erreicht.


    Zeige dieses Ich, was soll es sein? Unabhängig von deiner Person also Körper und Geist.


  • Das denke ich ganz und gar nicht.


    Greifen wir mal zum Entstehungsmythos des Buddhismus. Buddha habe unter einem Baum meditierend Erwachen erlangt. Kurze Zeit darauf, traf er seine alten Weggefährten. Denen berichtete er, was er erkannt hatte. Worauf sie ihm folgten - oder sogar gleich ebenfalls erwachten?


    Wie lange wird diese erste Belehrung gedauert haben? Einen Nachmittag, zwei oder drei Tage? Auch an anderen Stellen in den klassischen Texten ist immer wieder davon die Rede, dass Zuhörer sogleich erleuchtet wurden, wenn ich mich richtig erinnere.


    So kompliziert kann das Buddhadharma also nicht sein.

    "Es gibt nur eine falsche Sicht: Der Glaube, meine Sicht ist die einzig richtige."

    Nagarjuna

  • Das sehe ich genau so.

    Für einen Erstklässler bleibt es sich gleich, ob er über die Definition oder das Konzept von Integralrechnung nachdenkt, er begreift sie so oder so nicht.

    Soweit ich Buddhas Lehre verstanden habe, ist es müßig sich den Kopf über Nirvana zu zerbrechen: Solange es noch ein ICH gibt, das es zu erreichen hofft, sind alle Gedanken darüber falsch und ist es erreicht, gibt es niemanden mehr, der darüber nachdenkt....

    _()_ _()_ _()_


    P.S. Nichts umsonst der Buddha immer betonte, wie schwierig es, seine Lehre mit dem Begrifflichen Verstand zu erfassen. Ich -Wahn man sieht bei sich selbst nichts. So "funktioniert" unsere Wahrnehmung.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • bojjhanga

    Samyutta Nikaya 46

    Zitat

    Was aber ist, ihr Mönche, die Nahrung, um das noch nicht erschienene Erwachungsglied Einigung erscheinen und das noch nicht erschienene sich weiter entfalten und reif werden zu lassen? Man kann sich, ihr Mönche, Ruhe vorstellen, man kann sich Sammlung vorstellen: was dabei an gründlicher Aufmerksamkeit sich ausbreitet, das ist die Nahrung, um das noch nicht erschienene Erwachungsglied Einigung erscheinen und das erschienene sich weiter entfalten und reif werden zu lassen.


    Was aber ist, ihr Mönche, die Nahrung, um das noch nicht erschienene Erwachungsglied Gleichmut erscheinen und das erschienene sich weiter entfalten und reif werden zu lassen? Es gibt, ihr Mönche, Gedanken, die das Erwachungsglied Gleichmut fördern: was dabei an gründlicher Aufmerksamkeit sich ausbreitet, das ist die Nahrung, um das noch nicht erschienene Erwachungsglied Gleichmut erscheinen und das erschienene sich weiter entfalten und reif werden zu lassen.


    ...


    Was aber ist, ihr Mönche, der Nahrungsentzug für das Erscheinen des noch nicht erschienenen Erwachungsgliedes Einigung und für Entfaltung und Reifwerden des erschienenen? Man kann sich, ihr Mönche, Ruhe vorstellen, man kann sich Sammlung vorstellen: dazu keine Aufmerksamkeit ausbilden, das ist jener Nahrungsentzug für das Erwachungsglied Einigung.

    Was aber ist, ihr Mönche, der Nahrungsentzug für das Erscheinen des noch nicht erschienenen Erwachungsgliedes Gleichmut und für Entfaltung und Reifwerden des erschienenen? Es gibt, ihr Mönche, Gedanken, die das Erwachungsglied Gleichmut fördern: dazu keine Aufmerksamkeit ausbilden, das ist jener Nahrungsentzug für das Erwachungsglied Gleichmut".

    :zen:

  • Ich -Wahn man sieht bei sich selbst nichts. So "funktioniert" unsere Wahrnehmung.


    Ich seh den immer wieder bei mir selbst. Meistens nachträglich (:. Dann und wann zum Glück aber auch im Moment. Ich nehme an, das ist nicht nur meine individuelle Wahrnehmungsmöglichkeit ...

  • Wie trennt man Gefühl und Emotion im buddhistischen Sinne?

    Hi, siehe es hier:


    Zitat

    Gefühl (vedanā) ist ein unmittelbares Einteilen jeglichen Sinneseindrucks in angenehm, unangenehm oder neutral. In diesem technischen Zusammenhang hat das Wort nicht die anderen deutschen Bedeutungen von Berührungsempfinden und Emotion.

    Anmerkung

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • So kompliziert kann das Buddhadharma also nicht sein.

    Wie erklärst du dir, lieber Hendrik , dass Ananda, der wohl 43 Jahre dem Orden Buddhas angehörte und die letzten 25 Jahre davon, dem Buddha als "Aufwärter"/Diener zur Seite stand, alle Lehrreden mithörte (und sich - kraft seines phänomenalen Gedächtnisses - auch merken konnte), außerdem als sehr klug und mitfühlend anerkannt war, erst nach dem Tod Buddhas erwachte?


    War er vielleicht zuviel damit beschäftigt, zu organisieren (den "Laden" zusammenzuhalten) und den Buddha zu bedienen, so dass zu wenig Zeit für die meditative Praxis blieb?

    Oder war er zu "verkopft"? :?

    Wirklich liegt alle Wahrheit und alle Weisheit

    zuletzt in der Anschauung. (Arthur Schopenhauer)


    Oh wünsche nichts vorbei und wünsche nichts zurück!

    Nur ruhiges Gefühl der Gegenwart ist Glück. (Friedrich Rückert)

  • Wie trennt man Gefühl und Emotion im buddhistischen Sinne?

    Hi, siehe es hier:


    Zitat

    Gefühl (vedanā) ist ein unmittelbares Einteilen jeglichen Sinneseindrucks in angenehm, unangenehm oder neutral. In diesem technischen Zusammenhang hat das Wort nicht die anderen deutschen Bedeutungen von Berührungsempfinden und Emotion.

    https://www.palikanon.com/majjhima/zumwinkel/m000b.html


    dann sollte man sich an diese spezifische Übersetzung halten für die gilt:



    Zitat

    Die folgenden Wortdefinitionen sind für die vorliegende Übersetzung maßgeblich. Sie sind darüberhinaus als ein Diskussionsbeitrag zur Entwicklung einer klar definierten künftigen deutschsprachigen Dhamma-Terminologie gedacht, die zumindest für den Theravāda-Buddhismus Gültigkeit haben könnte.


    Also in dieser Übersetzung wird so eine Begriffsdefinition vorgeschlagen. Ich teile sie nicht, denn auch ein körperliches Empfinden (so ist die Sprache) ist angenehm oder unangenehm oder keines davon.



    Diese vorgeschlagene Übersetzung von vedana


    Hi, siehe es hier:


    Zitat

    Gefühl (vedanā) ist ein unmittelbares Einteilen jeglichen Sinneseindrucks in angenehm, unangenehm oder neutral.

    https://www.pa


    ein unmittelbares einteilen in ... damit ist kein Gefühl beschrieben, mehr eine Handlung



    Folgenden Quelle finde ich hilfreich


    Zitat

    Gefühl', ist die zweite der 5 Daseinsgruppen (siehe khandha).

    Es läßt sich seiner Natur nach in 3 Klassen einteilen:

    Zitat
    • angenehmes,
    • unangenehmes und
    • indifferentes Gefühl;
    ebenso in 5 Klassen:


    • körperlich angenehmes und unangenehmes Gefühl,
    • geistig angenehmes (Freude usw.) und unangenehmes (Trübsal usw.) Gefühl,
    • indifferentes Gefühl (siehe somanassa, domanassa, upekkhā).


    Mit Hinsicht auf die 6 Sinne läßt sich das Gefühl in 6 Klassen einteilen: durch Seh-, Hör-, Riech-, Schmeck-, Körper- und Geisteindruck bedingtes Gefühl.


    Gefühl ist einer der 7 mit allem Bewußtsein untrennbar verbundenen Geistesfaktoren, siehe nāma.


    In der Formel von der Bedingten Entstehung (siehe paticcasamuppāda) bildet das Gefühl die Bedingung zur Entstehung des Begehrens.

    Die 5 Arten der Gefühle werden unter den 22 Fähigkeiten (siehe indriya)aufgezählt.

    vedanā



    Interessant finde ich es, zu sehen dass in der Tat in manchen Texten so unterschieden wird (gefühl, emotion). Natürlich ist zB Groll etwas, was man lange hegen und pflegen und entfalten kann und die erst Erfahrungsbewertung dazu war vielleicht wirklich einmal einfach 'nicht gut/unangenehm' (irgendwas was jemand gemacht hat zB) insofern ist eine Unterscheidung zwischen einfachen kurzen Empfindungen und schwereren andauernden Gefühlen nicht zu vernachlässigen. Diese letzten 'schweren andauernden Gefühle' würde ich dann aber mehr als einen aktuellen oder vergangenen Zustand des Geistes beschreiben, den man dann auch als unangenehm/belastend oder auch als angenehm/unbelastet erfahren und beschreiben kann.

    Einmal editiert, zuletzt von eitelpfuetze ()

  • Hendrik hatte ja dazu aufgefordert, Gefühl und Emotion im buddhistischen Sinne zu trennen, da sonst nur Verwirrung entstehen würde.


    Bisher ist aber der Unterschied zwischen Gefühl und Emotion im buddhistischen Sinne nicht aufgezeigt worden. Auch der Beitrag von Igor07 macht die Notwendigkeit dieser Unterscheidung nicht deutlich, sondern erklärt nur die grundlegende Bedeutung des Pali-Begriffs vedana. Der Begriff hat noch einige andere Aspekte. Auch der Beitrag von eitelpfuetze erläutert nur den Faktor Gefühl.


    Es geht aber doch um die Unterscheidung von Gefühl und Emotion. Dies ist weiterhin nicht erklärt. Welcher Pali-Begriff wird denn mit dem deutschen Wort Emotion übersetzt und was bedeutet dieser Pali-Begriff dann im Unterschied zu vedana?

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

    Einmal editiert, zuletzt von Helmut ()

  • eitelpfuetze . Das weiss ich. Ich habe so wie Abhidhamma von Nayanatioka , so auch sein Buddhisticher Wörterbuch. Klar, es geht um Theravada-Sicht.

    Was ich selbst sehr interessant finde, man kann doch nicht die eigene Arbeit von Herz oder den Nieren beobachten, dafür sie sind zuständig sehr alte Areale im Gehirn, so wie bei der Eidechese, so wenigstens ich hatte studiert. Es heisst dann:


    Als Hirnstamm, Truncus cerebri oder Truncus encephali (lateinisch truncus „Stamm, Rumpf“)[1] werden die unterhalb des Zwischenhirns (Diencephalon) lokalisierten Bereiche des Gehirns ohne Berücksichtigung des Kleinhirns (Cerebellum) bezeichnet.


    Aber wenn ich Magen-Beschwerden kriege, dann ich bekomme so wie den bestimmten Hintegrund, der sich nichts so "normal" identifizieren kann, denn, dazu der Mensch ist keine "Eidechese", aber er besitzt das:


    Die Großhirnrinde (lateinisch Cortex cerebri,[1] kurz: Cortex) ist die äußere, an Nervenzellen (Neuronen) reiche Schicht des Großhirns (Telencephalon).


    Also, rein neurobiologisch gesehen, die Emotionen können sehr einfache Organismen haben, so auch wie die Ämöbe, wenn ich die mit dem Nadel steche, dann sie zieht sich zurück. Emo(tion)-bewegt-sein( engl)

    Unter den Gefühlen man versteht etwas sehr konkrtes, dass ich nur als der Mensch mit der Selsbt-Reflexion es "benennen" kann, also es wäre dann der Prozess von "Papanca", rein buddhistich gesehen. so :conceptual proliferation( wiki).

    Nirvana man kann also rein neurobiologisch so eklären, dass ich den ganzen Prozess auf ewig stoppen kann. Das wäre eher so wie Eqiavalant zu Nicht-Ich.

    Das ganze Problem, nach Nyanatioka, besteht aber darin, dass es so im sehr tiefen Unbewussten ( eher "Archetypen", siehe Wiki) dieser ganzer Hintegrund, so wie die "Kulissse" oder "Gestalt " nach F. Perls ( siehe wiki) bestimmt so oder so mein Verhalten, und wie ( und was auch) ich spüre, denke und wahr-nehme. Wie man kann das ganze in rein buddhistiche Begriffe passen sollte ( oder wollte) , das wäre dann die andere Frage.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Hendrik hatte ja dazu aufgefordert, Gefühl und Emotion im buddhistischen Sinne zu trennen, da sonst nur Verwirrung entstehen würde.


    Bisher ist aber der Unterschied zwischen Gefühl und Emotion im buddhistischen Sinne nicht aufgezeigt worden. Auch der Beitrag von Igor07 macht die Notwendigkeit dieser Unterscheidung nicht deutlich, sondern erklärt nur die grundlegende Bedeutung des Pali-Begriffs vedana. Der Begriff hat noch einige andere Aspekte. Auch der Beitrag von eitelpfuetze erläutert nur den Faktor Gefühl.


    Es geht aber doch um die Unterscheidung von Gefühl und Emotion. Dies ist weiterhin nicht erklärt. Welcher Pali-Begriff wird denn mit dem deutschen Wort Emotion übersetzt und was bedeutet dieser Pali-Begriff dann im Unterschied zu vedana?


    Genau das ist die eine Frage :) Welcher ists denn nun ...


    Eine weitere Seite dieser Frage ist: was soll denn nun genau unterschieden werden: wenn man ja über Gefühle wie zB Ärger, Freude, glückselige Euphorie leicht so empfindend bewerten kann: angenehm, unangenehm, weder angenehm noch unangenehm.

  • Es geht aber doch um die Unterscheidung von Gefühl und Emotion. Dies ist weiterhin nicht erklärt. Welcher Pali-Begriff wird denn mit dem deutschen Wort Emotion übersetzt und was bedeutet dieser Pali-Begriff dann im Unterschied zu vedana?

    Helmut . Im Diesem Buch:


    Nyanatiloka (Übers.): Handbuch der buddhistischen Philosophie. Abhidhammattha-Sangaha. Kapitel 8: Kompendium der Bedingungen. Jhana Verlag, Uttenbühl 1995, ISBN 3-931274-00-4.


    es gibt nur den Begriff: vedana.

    Auch bei Paul Debes "Die Begriffe" auch. Über die "Emotionen" ich kann überhaupt nichts finden. Dieser Begriff , rein buddhistich gesehen, ist nichts auffindbar. Das ist rein westliche, oder eher die moderne Interpretation. Wenn jemand hier ewas sehr konkretes posten würde, ich bedanke mich im voraus. Und so Visuddhimagga:


    Zitat

    Weil aber hier nur zu verstehen ist

    Das wohlige Gefühl karmagewirkt,

    Kann dies Gefühl in einer Weise nur

    Für das Begehren die Bedingung sein.


    Visuddhi Magga XVII.4a


    Das ist Pali-Sprache, tut mir leid.


    Und so wiki:


    Empfindung (skr.: वेदना, vedanā, pi.: vedanā – „Wahrnehmung“, „Empfindung,“ „Emotionen“, „Leiden“, „Schmerz“). Die drei Arten von Empfindung sind: 1. angenehm, 2. unangenehm, 3. weder-angenehm-noch-unangenehm. Aus der Empfindung entsteht ..


    Es gibt keine eindeutige Übersetzung.

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    Sokrates

  • (…)

    Nur die Praxis von Satipatthana, und zwar rund um die Uhr, das kaum möglich ist.


    Majjhima Nikāya 10


    Und dort steht das:


    Zitat

    (II. Betrachtung der Gefühle)

    32. "Und wie, ihr Bhikkhus, verweilt ein Bhikkhu, indem er Gefühle als Gefühle betrachtet [13]? Wenn ein Bhikkhu ein angenehmes Gefühl fühlt, versteht er: 'Ich fühle ein angenehmes Gefühl;' wenn er ein schmerzhaftes Gefühl fühlt, versteht er: 'Ich fühle ein schmerzhaftes Gefühl;' wenn er ein weder-schmerzhaftes-noch-angenehmes Gefühl fühlt, versteht er: 'Ich fühle ein weder-schmerzhaftes-noch-angenehmes Gefühl.' Wenn er ein weltliches angenehmes Gefühl fühlt, versteht er: 'Ich fühle ein weltliches angenehmes Gefühl;' wenn er ein spirituelles angenehmes Gefühl fühlt, versteht er: 'Ich fühle ein spirituelles angenehmes Gefühl [14];' wenn er ein weltliches schmerzhaftes Gefühl fühlt, versteht er: 'Ich fühle ein weltliches schmerzhaftes Gefühl;' wenn er ein spirituelles schmerzhaftes Gefühl fühlt, versteht er: 'Ich fühle ein spirituelles schmerzhaftes Gefühl;' wenn er ein weltliches weder-schmerzhaftes-noch-angenehmes Gefühl fühlt, versteht er: 'Ich fühle ein weltliches weder-schmerzhaftes-noch-angenehmes Gefühl;' wenn er ein spirituelles weder-schmerzhaftes-noch-angenehmes Gefühl fühlt, versteht er: 'Ich fühle ein spirituelles weder-schmerzhaftes-noch-angenehmes Gefühl.'"

    Das passt zur ganzen Problematatik.

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    Sokrates

  • Hallo Igor07 .


    Die Definition "feeling" für Vedana kommt aus dem englischen Kontext:


    SuttaCentral
    Early Buddhist texts from the Tipitaka (Tripitaka). Suttas (sutras) with the Buddha's teachings on mindfulness, insight, wisdom, and meditation.
    suttacentral.net


    Ebenso ist im Englischen der Begriff Emotion sehr oft in den Übersetzungen der Lehrreden zu finden:


    SuttaCentral
    Early Buddhist texts from the Tipitaka (Tripitaka). Suttas (sutras) with the Buddha's teachings on mindfulness, insight, wisdom, and meditation.
    suttacentral.net

    Das ist denn doch nur der Abendwind, der heute mit ordentlich verständlichen Worten flüstert.

  • Thorsten Hallscheidt .

    Richtig, erkläre mir , bitte, worin liegt der Unterschied zur "Emotion"?

    Feeling(engl- Gefühl ( deutsch). Wo ist die "Emotion" geblieben? ( aber buddhistisch gesehen :!: ). Und wie man rein buddhistisch es differenzieren kann? :?: Denn das ist die Kardinal-Frage, keine linguistische.

    Danke im voraus.

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    Sokrates

  • Zitat

    Zwei Gefühle hab' ich, Anando, angegeben je nach dem Standpunkte, und drei Gefühle hab' ich angegeben je nach dem Standpunkte, und fünf Gefühle hab' ich angegeben je nach dem Standpunkte, und sechs Gefühle hab' ich angegeben je nach dem Standpunkte, und achtzehn Gefühle hab' ich angegeben, je nach dem Standpunkte, und sechsunddreißig Gefühle hab' ich angegeben je nach dem Standpunkte, und hundertacht Gefühle hab' ich angegeben je nach dem Standpunkte. Also hab' ich, Anando, je nach dem Standpunkte die Lehre dargelegt. Wenn sie nun, Anando, bei also von mir je nach dem Standpunkte dargelegter Lehre dem rechten Worte, der rechten Rede nicht gegenseitig zustimmen, beistimmen, beipflichten wollen, so ist von ihnen zu erwarten, daß sie zanken und streiten, miteinander hadern, und scharfe Wortgefechte führen werden. Also hab' ich, Anando, je nach dem Standpunkte die Lehre dargelegt. Wenn sie nun, Anando, bei also von mir je nach dem Standpunkte dargelegter Lehre dem rechten Worte, der rechten Rede gegenseitig zustimmen, beistimmen, beipflichten wollen, so ist von ihnen zu erwarten, daß sie sich vertragen, einig, ohne Zwist, mild geworden, einander sanften Auges ansehn werden.


    Majjhima Nikaya 59