Ich mag Menschen nicht / Der Weg zu Mitgefühl

  • Gleichmut, wenn mich wer beschimpft, wo ich nichts falsch gemacht habe? Echt muss ich mir alles gefallen lassen? LG

    Nein, du solltest dich verteidigen, aber dabei ruhig und gelassen zu bleiben. Genau diesen Prinzip man benutzt im Aikidō ( und in anderen Kampfkünsten) . Der Gegner ( Der Feind) würde dann besiegt, aber ohne !!! den Hass oder Groll gegen ihn. Eher mit dem Unermesslichen Mitgefühl ihm gegenüber. Die Tat ist nicht gleichbedeutend mit dem Täter. LG.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • - was ihn doch deutlich von einem stoischen "Fels in der Brandung" abhebt/unterscheidet.

    Tut mir leid, aber ich sehe Gleichmut ähnlich wie jemand, der ein Fels in der Brandung ist.


    Aber was nun die stoische Bedeutung ist, da kenne ich mich nicht aus. Dennoch, Unerschütterlichkeit, Seelenruhe und wie ein Fels in der Brandung zu sein, treffen diesen Zustand gut.

    Zitat


    Gleichmut (upekkha in Pali) bezeichnet einen offenen, ausgeglichenen, unvoreingenommenen Zustand von jemandem, der bewusst wahrnimmt, was im Inneren und der Außenwelt vor sich geht, und dies annimmt, ohne sich in emotionalen Reaktionen (Reaktivität) zu verlieren.

    Es ist diese Haltung / Gesinnung, die einen befähigt selbst bei Katastrophen um einen herum oder einer verbalen Verletzung und Gefahren um einen herum, gelassen zu bleiben. Oder wenn man etwas verliert.

    Es hat weniger nur damit zu tun, dass man alle Menschen als gleichwertig sieht. Das Gleichmut alle anderen drei Unermesslichen vereinigt kann aber sein. Ok, hier steht es auch so ( der Quellenlink folgt am Ende ) :


    Zitat


    Gleichmut zu entwickeln bedeutet, über den Dingen zu stehen und nicht mehr involviert zu werden. Dennoch ist es keine trockene Neutralität, denn Gleichmut beinhaltet Wärme und Mitgefühl für andere Wesen.

    Weitere Erklärungen zu dem Begriff :

    Zitat


    Der Buddha beschrieb einen von Gleichmut erfüllten Geist als „erhaben, unermesslich, ohne Feindseligkeit und ohne bösen Willen“.

    Wenn wir zum Beispiel beleidigende Worte nicht mehr persönlich nehmen, nicht darauf reagieren, dann ist da Gleichmut. Dieser entsteht durch Loslassen, durch das Gelöst sein von dem, was äußerlich passiert. Wir bleiben entspannt und gleichmütig.

    Zitat

    Als spirituelle Tugend bedeutet Upekkha Stabilität angesichts der Schwankungen des weltlichen Schicksals. Es ist Ausgeglichenheit des Geistes, unerschütterliche Freiheit des Geistes, ein Zustand des inneren Gleichgewichts, das nicht durch Gewinn und Verlust, Ehre und Unehre, Lob und Tadel, Freude und Schmerz gestört werden kann. Upekkha ist Freiheit von allen Punkten der Selbstbezogenheit, es ist Gleichgültigkeit nur gegenüber den Forderungen des Ego-Selbst mit seinem Begehren für Vergnügen und Macht, nicht für das Wohlergehen der Mitmenschen.

    Upekkha Parami – Die Vollkommenheit des Gleichmutes - MeditationThailand.org/de
    Gleichmut ist das letzte der zehn Parami des Buddhismus. Gleichmut beinhaltet Wärme, Mitgefühl und Loslassen.
    www.meditationthailand.org


    Schön gesagt finde ich: " Freiheit von allen Punkten der Selbstbezogenheit, Gleichgültigkeit nur gegenüber den Forderungen des Ego-Selbst ". :)

    Die Fähigkeit zur Exzentrizität, dem "In-Distanz gehen zu sich selbst" bzw. "sein Erleben zu erleben", habe ich in der Anthropologie gelernt, ist ein menschliches Merkmal.

    In Distanz gehen zu sich selbst kann auch etwas anderes bedeuten oder ? Nicht nur das Beobachten seines Erlebens, sondern das nicht mehr Reagieren auf zB Gedanken, diese nicht zu verfolgen, also diese nur zu beobachten. :? Antrophologie ist ähnlich wie Psychologie, oder ?

    Und wie Soziologie ? Edit : Mir ist gerade aufgefallen, dass du das ja auch so meintest. Auch die Gedanken zu beobachten zu können gehört dazu.

    Bzgl. der korrekten Definition der brahmaviharas und mit welcher Rezitation diese kultiviert werden, sollte Klarheit herrschen.

    Ich glaube da gibt es nicht so oft Klarheit. Die einen Lehrer beschreiben eines davon jeweils so, die anderen wieder so. Der eine betont einen Aspekt dabei mehr als ein anderer.

    So wie hier geschehen. Denn alle Menschen als gleichwertig sehen, ist dann doch auch bei Gleichmut da, nur eben ist dies nicht das einzige. Ich hätte alle Menschen als gleichwertig zu sehen, eher bei Metta betont. Aber das ist bei jedem anders. Dem einen geht es schon bei Metta so, dass er alle als gleichwertig sehen kann.

    Und die Unerschütterlichkeit und die Seelenruhe betone ich bei Upekkha.

    Aber bitte nicht böse sein deswegen, dass ich widersprochen habe. Du hast aber auch recht, denn Metta sehen manche eher als anderen alles Schöne und Heilsame zu wünschen.

    Nur, wenn man nicht alle als gleichwertig sieht, würde man das nicht jedem wünschen. Metta in Aktion wünscht es jedem.


    Qualia schrieb, das eines der Unermesslichen jeweils die anderen drei in sich trägt, doch hier wird es anders erklärt. Was stimmt denn nun ? :)


    Zitat


    Wahrer Gleichmut ist der Höhepunkt der vier sozialen Haltungen, die die buddhistischen Texte die göttlichen Verweilungszustände oder Brahmaviharas nennen:

    Selbe Quelle wie die anderen Zitate. Ich verstehe es so, dass die anderen drei nicht auch Upekkha beinhalten. Und das darum jede Unermessliche allein erlebt wird. Hm, ich weiß es aber nicht genau. Ich schaue dann mal gleich, in den von Anna Panna erwähnten Faden rein.

    Der Weise, der, auf Sittlichkeit gestützt,

    Den Geist entfaltet, sich in Weisheit übt,

    Ein solch entschlossener und weiser Jünger

    Mag dieses Lebens Wirrsal einst entwirren.


    (Diese Verse finden sich im Samyutta-Nikāya).

    7 Mal editiert, zuletzt von Rigpa ()

  • Ich bin mir sicher, dass es hier im Forum bzgl. der brahmaviharas richtige Profis gibt, aber ich kann an dieser Stelle gerne aufzeigen, was ich mir erarbeitet habe, wie ich es für mich einsehe und praktisch nutze.

    Es ist nicht allzuviel und man kann es Auswendiglernen, was die tägliche Praxis erleichtert.


    1. Liebe

    Liebe ist der Wunsch,dass alle Lebewesen Glück erleben und die Ursachen für Glück erlangen mögen.

    Rezitation: Mögen alle Wesen Glück erleben und die Ursachen für Glück erlangen.


    2. Mitgefühl

    Mitgefühl ist der Wunsch, dass alle Lebewesen frei sein mögen vom Leid und den Ursachen des Leids.

    Rezitation: Mögen alle Wesen frei sein vom Leid und den Ursachen des Leids.


    3. Mitfreude

    Mitfreude ist der Wunsch, dass alle Wesen niemals getrennt sein mögen von hohen Geburten in Samsara und der Befreiung durch die Buddhaschaft.

    Rezitation: Mögen alle Wesen niemals getrennt sein von Glückseligkeit.


    4. Gleichmut

    Gleichmut ist die Geisteshaltung, alle Lebewesen für genauso wertvoll wie sich selbst zu halten.

    Rezitation: Mögen alle Wesen in Gleichmut verweilen, ohne Anhaftung an Nahestehende und Abneigung gegen Fernstehende.


    Ob es Vollumfänglich ist kann ich nicht entscheiden, aber bestätigen, dass es heilsam wirkt, wenn die Wünsche, die den Sprecher mit einschließen, zu einem Herzensanliegen werden :heart: :rad:


    Edith: mir ist bewusst, dass die Begriffe Liebe-Glück und Mitfreude-Glückseligkeit in unserer Sprache nicht gängig miteinander verknüpft sind, allerdings wenn man feststellt, dass Liebe glücklich und die Fähigkeit zur Buddhaschaft glückselig machen kann, dann ergibt es Sinn.

    2 Mal editiert, zuletzt von Railex ()

  • Igor07

    Ich hatte gestern ein zweistündige Wortgefecht, wo ich nicht ruhig bleiben hätte können, weil wenn jemand 2 Stunden mit mir hysterisch schreit, mir droht mit Dingen, die ich nicht gemacht habe, dann ist für mich Täter und Tat das selbe.

  • Ich hatte gestern ein zweistündige Wortgefecht, wo ich nicht ruhig bleiben hätte können, weil wenn jemand 2 Stunden mit mir hysterisch schreit, mir droht mit Dingen, die ich nicht gemacht habe, dann ist für mich Täter und Tat das selbe.

    Das würde ich nicht abkaufen, sorry. Wenn du dich von dem ( was du schilderst) mitgerissen fühlst, innerlich getrieben fühlst, also keine innere Distanz ist anwesend, dann , ich folge nur, du haftest an angenehmen, wenn etwas nicht passt, dann du re-agierst , also ohne den Abstand aufzubewahren.

    Was ich noch für dich extra hinzufügen wollte, Das Gewinnen und Bewahren der Unerschütterlichkeit (gr. Ataraxie) – war schon das Ziel einiger der sieben Weisen Altgriechenlands, es war auch das Ziel von Sokrates und von Pyrrhon sowie der einigen von Kyniker; und es war später auch das Ziel der Stoa bis zu Seneca sowie der Skeptiker bis hin zu Sextus Empiricus.

    Und das ist das Wesen von Satipatthana, der direkte Weg ( nach Buddha) zur Befreiung. Alles Gute!

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Tim99 Er Igor07 hat ganz sicher recht. Ohne jeden Zweifel. Mit den Jahren der Übung dieser Aussagen, vielleicht sogar Achtsamkeitstraining, werden sie dich irgendwann in Schweißausbrüche der Erkenntnis bringen, weit über ein intellektuelles „Sicher hast du recht.“ hinaus.


    Epiktet: Handbüchlein der Moral. Eine bessere Kurzfassung kenne ich nicht. Ich benutze das immer mal zwischendurch, wenn ich wieder mal glaube, dass ich nicht auf dem mittleren Weg bin.

    Es ist entweder Anfang oder Ende.

    Kein Vergehen oder Entstehen, dazwischen ist genießen.

  • Igor07

    Ich hatte gestern ein zweistündige Wortgefecht, wo ich nicht ruhig bleiben hätte können, weil wenn jemand 2 Stunden mit mir hysterisch schreit, mir droht mit Dingen, die ich nicht gemacht habe, dann ist für mich Täter und Tat das selbe.

    Das tut mir leid, dass so mit dir umgegangen wird.

  • Guten Tag allerseits :)


    ich wollte mal berichten, wie es mir in den letzten Monaten so ergangen ist und wie es um meiner Metta Praxis bestellt ist.


    Das wichtigste zuerst: ja, ich habe den allgemeinen Menschenhass besiegt und mein Mitgefühl gilt fast allen Menschen. Ausnahme ist noch mein Exmann, der mir und meiner Tochter viel Leid beschert hat. Aber ich hab es geschafft, sogar meiner langjährigen Mobberin gegenüber ehrliches Mitgefühl zu empfinden. Das erfüllt mich mit Stolz.


    Die intensive Beschäftigung mit dem Buddhismus und die Praxis haben definitiv dazu beigetragen. Selbst die Kleinigkeit ein Räucherstäbchen am Altar für die Menschen zu entzünden, hat geholfen. Jedes Lächeln, das man anderen entgegenbringt, jede noch so kleine Hilfestellung oder Geste, alles zählt und nach und nach festigt sich Metta im Herzen.


    Die Liebe zu mir selbst ist ebenfalls stärker geworden. Ich kann ungeschminkt unter Leute gehen und es macht mir nichts aus. Männer verstehen das vielleicht nicht so, aber für mich ist das tatsächlich eine Errungenschaft. :erleichtert: Ich trainiere sogar Dju Su mittlerweile. Ich traue mir das zu. Früher habe ich immer gesagt, ich könnte sowas nie. Zu viel Angst vor Schmerzen beim Kampfsport. :lol:


    Es ist ein so wunderschönes Gefühl und ich bin so dankbar dafür. :verliebt:


    Vielen Dank für eure Hilfe. Vielen lieben Dank! :luftkuss:


    Liebe Grüße

  • Unglaublich, wunderbar Ferunchen, das freut mich total.


    So ein Feedback hab ich hier noch nie gelesen, und ich bin seit 2008 mit kurzen Unterbrechungen dabei.


    Alles Gute für Dich und Deine Tochter weiterhin.


    ❤️ Monika

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Sehr schön. Den ex Mann würde ich nun auch nicht als “übeziel” für Metta nehmen. Da reicht s vielleicht auch wenn man einen Punkt erreicht dass er einen nicht mehr “juckt” wenn man dran denkt. Sprich Metta ist gut, manchmal reicht auch Gleichmut.


    Wichtig ist auch , dass man bei allem Mitgefühl für “Täter” auch sich selbst nicht vergisst oder verleugnet. Aber da scheinst du auf einem guten Weg zu sein.

  • Du hast viel geschafft, gratuliere, eine tolle Leistung, ich kann das ein wenig einschätzen, so sind unsere Geschichten trotz Unterschieden ähnlich und da hast du deutlich mehr Schritte geschafft als ich.


    Toll wirklich, finde ich super, sorry, dass ich kein besseres Wort habe, wobei großartig wäre besser gewesen.


    Ich musste und muss leider zur Kenntnis nehmen, dass das Leben eben nicht immer fair ist und dass selbst wenn man alles tut um zu Deeskalieren es in bestimmten Momenten nicht möglich ist.


    Ich werde mich allerdings nicht wehren, außer man greift mich mit Dingen an, die nicht korrekt sind, da bin ich gezwungen, aber sonst lasse ich es über mich ergehen, was bleibt mir über und nein Mitgefühl habe ich für diese Menschen keines.


    Ich habe viel Mitgefühl für alle möglichen Menschen, aber nicht für kriminelle Energie, alles Gute weiterhin auf deinem Weg und ich werde mich auch steigern, ich bin "noch" nicht so weit wie du.


    Kampfsport ist eine ideale Form der Kombination mit dem Buddhismus, siehe Shaolin Kung Fu oder auch andere Dinge.