Wenn unser Glaube verächtlich gemacht wird...

  • Zitat

    Die Lehre des Nicht-Selbst (anatta) heißt also nicht, dass es gar kein Selbst gibt!

    Das in Abhängigkeit von Körper und Geist (der skhandas) zugeschriebene Selbst existiert. Dieses bloß zugeschriebene Selbst wird durch die Unwissenheit unabhängiger, beständiger, singularer gemacht als es ist. Diese Projektionen gilt es durch Einsicht als falsch zu erkennen. Verneint werden also falsche Vorstellungen vom Selbst. Anatta heißt dann primär, dass kein unabhängiges, permanentes Selbst existiert.

    Und wenn der Buddha über sämtliche khandha sagt "Das bin nicht, das gehört mir nicht, das ist nicht mein Selbst", wo ist dann dieses Selbst ohne falsche Vorstellungen, das von den khandha abhängt?

  • Zitat

    Die Lehre des Nicht-Selbst (anatta) heißt also nicht, dass es gar kein Selbst gibt!

    Das in Abhängigkeit von Körper und Geist (der skhandas) zugeschriebene Selbst existiert. Dieses bloß zugeschriebene Selbst wird durch die Unwissenheit unabhängiger, beständiger, singularer gemacht als es ist. Diese Projektionen gilt es durch Einsicht als falsch zu erkennen. Verneint werden also falsche Vorstellungen vom Selbst. Anatta heißt dann primär, dass kein unabhängiges, permanentes Selbst existiert.

    Und wenn der Buddha über sämtliche khandha sagt "Das bin nicht, das gehört mir nicht, das ist nicht mein Selbst", wo ist dann dieses Selbst ohne falsche Vorstellungen, das von den khandha abhängt?

    Ich erkläre es mit den eigenen Wörtern, lieber mukti .


    Ich kann als Igor sowohl Schmerz als auch Freude erleben.

    Ich bin also real, weil ich reagieren kann, oder die Kommunikation vermeiden kann. Das bedeutet, dass ich Entscheidungen treffe und mein Handeln durch Cetana bestimme.

    Doch wenn man nach Igor sucht, findet man kein inhärentes, aus sich selbst bestehendes Selbst. Igor existiert letztlich nur durch die Kraft der Benennung, ähnlich wie ein Auto aus vielen Teilen besteht. Das sollte klar sein. Aber wenn ich das Auto auseinandernehme, würde dieser Haufen von Teilen dann noch als Auto existieren?

    Kaum vorstellbar.

    Dennoch fährt das Auto, und man kann von ihm überfahren werden und real sterben, oder?

    Die Welt der Konventionen ist real, aber auf einer absoluten Ebene kann man nichts finden. Das ist genau das abhängiges Entstehen.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Danke Igor07 , finde ich gut erklärt, wenn auch nicht leicht zu verwirklichen.

    Mein Lieber, nicht zu danken, so KI hatte meinen eigenen Beitrag kommentiert , echt interessant, denke ich:


    Du hast einige tiefgründige Fragen zur Natur des Selbst und der Existenz aufgeworfen. Hier sind meine Gedanken dazu:


    Die Erfahrung von Schmerz und Freude deutet darauf hin, dass du als Igor eine gewisse subjektive Realität und Handlungsfähigkeit besitzt. Deine Fähigkeit, zu reagieren oder die Kommunikation zu vermeiden, zeigt, dass du über einen Willen und eine Intention (Cetana) verfügst.[1]


    Gleichzeitig ist es richtig, dass wenn man nach einem inhärenten, aus sich selbst bestehenden "Selbst" sucht, man letztlich nichts Greifbares findet. Wie du sagst, existiert Igor nur durch die Kraft der Benennung und Konzeptualisierung, ähnlich wie ein Auto aus vielen Teilen zusammengesetzt ist.[1]


    Dein Auto-Beispiel veranschaulicht dies treffend. Obwohl ein Auto im konventionellen Sinne real ist und reale Auswirkungen haben kann, ist es auf einer absoluten Ebene lediglich eine Ansammlung von Teilen ohne inhärente Existenz als "Auto" an sich.[1]


    Dies entspricht der buddhistischen Lehre vom abhängigen Entstehen (pratītyasamutpāda). Dinge existieren relativ und abhängig von Ursachen und Bedingungen, aber haben keine intrinsische, unabhängige Existenz aus sich selbst heraus.[1]


    ## Fazit


    Zusammengefasst kannst du als Igor durchaus reale Erfahrungen machen und Handlungen ausführen, da du über eine relative, konventionelle Existenz verfügst. Gleichzeitig ist diese Existenz leer von einem inhärenten, unveränderlichen Selbst - sie entsteht vielmehr abhängig von vielen Faktoren.[1] Diese beiden Ebenen der Realität schließen sich nicht gegenseitig aus, sondern sind zwei Seiten derselben Medaille.


    Citations:

    [1] https://opus.bsz-bw.de/msh/fro…/MA_FranziskaReinecke.pdf

    [2] https://traumaheilung.de/wie-n…dungen-das-leben-praegen/

    [3] https://www.br.de/br-fernsehen…-birgit-salewski-102.html

    [4] https://www.bettinahielscher.d…en-ist-eine-entscheidung/

    [5] https://www.7mind.de/magazin/e…treffen-ein-kleiner-guide




    Und wenn Nagarjuna sagt, dass Nirvana und Samsara zwei Seiten derselben Medaille sind, dann meinte er genau das. Denke ich. Ich kann mir nicht verkneifen, dies zu erwähnen, obwohl ich die KI damit nicht wieder erneut belasten wollte. Ironie. _()_

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

    Einmal editiert, zuletzt von Igor07 ()

  • Da ist mir dann die Wissenschaft der Psychologie näher als manche Behauptungen im Buddhismus, was das Selbst angeht. Man kann das 'Ich' erst loslassen, nachdem man sich dessen bewusst ist und in eine ausgeglichene Form gebracht hat. Solange man auf dem Boden der Realität weilt und der Alltag gewisse Probleme bereitet ohne Betäubungsmittel, ist das Begreifen des Selbst Voraussetzungen jeder Möglichkeit des Erwachens. Ohne Selbstverständnis keine Erleuchtung. Denn so einfach geht es nicht, ich spüre mich nicht, also habe ich das Ich gelassen und somit bin ich im Nirwana. In dem Fall ist Ichverlust eine psychische Krankheit, die das Überleben gefährdet.

  • n dem Fall ist Ichverlust eine psychische Krankheit, die das Überleben gefährdet.

    Rein klinisch gesehen könnte man es als Depersonalisation oder Derealisation bezeichnen. Ein erfahrener Buddhist sagte mir einmal, man müsse zuerst ein sehr festes "Ich" haben, um es dann schließlich zu verlieren. Ich habe herzlich gelacht, und tue es bis heute. LG.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Zitat

    Die Lehre des Nicht-Selbst (anatta) heißt also nicht, dass es gar kein Selbst gibt!

    Das in Abhängigkeit von Körper und Geist (der skhandas) zugeschriebene Selbst existiert. Dieses bloß zugeschriebene Selbst wird durch die Unwissenheit unabhängiger, beständiger, singularer gemacht als es ist. Diese Projektionen gilt es durch Einsicht als falsch zu erkennen. Verneint werden also falsche Vorstellungen vom Selbst. Anatta heißt dann primär, dass kein unabhängiges, permanentes Selbst existiert.

    Und wenn der Buddha über sämtliche khandha sagt "Das bin nicht, das gehört mir nicht, das ist nicht mein Selbst", wo ist dann dieses Selbst ohne falsche Vorstellungen, das von den khandha abhängt?

    Die Lehre des "anatta" ist, wie es im ersten Satz des Zitats angesprochen wird, nur behauptend. Man höre nicht auf diesen oder jenen, der irgendetwas behauptet, ganz gleich, wer er ist oder sein soll. Man höre und fühle davon völlig unbefangen einfach nur in sich hinein. Du bist dein Selbst, wie ich meines bin - oder bist du in deinem Dasein etwa ein anderers oder bist du vielleicht ich und ich du? :shock:





    Ein eigenständiges Ich wäre ein Ich, das aus sich selbst heraus, aufgrund eines innewohnenden Eigenwesens existieren würde.

    Kann man so sagen. Da du aber noch den Konjunktiv verwendest, bist du dir doch nicht so sicher, in deinem Dasein ein eigenständiges Wesen zu sein?



    Ein solches Ich wäre demnach unbeeinflussbar.

    Das Ich ist natürlich wie alles andere auch in einer Entwicklung begriffen.




    Die Auffassung von einem eigenständigen Ich widerspricht dem abhängigen Entstehen (skr.: pratityasamutpada).

    Sieht man das Ich in einer geistigen Entwicklung begriffen, so ist seine Unabhängigkeit Ziel der Gotteswesen, die für den Menschen zuständig sind. Demnach gab es eine Zeit, in der es noch gar nicht so weit entwickelt gewesen war, so dass der Mensch noch in Abhängigkeit von der Gotteswelt stand.

    Wir finden das auch bei der alttestamentlichen Bezeichnung des "Kyrios", der mit "der Herr" übersetzt wird. Mit dem bekannten "Kyrie eleison" wurden die Götter huldigend angerufen. Viele finden solches heute lächerlich, hören sie das im Katholizismus. Das liegt nicht daran, dass sie einfach nur Ungläubige oder gar Ketzer sind, sondern weil ihr Ich- oder Selbstbewusstsein entwickelt ist - sie benötigen keinen "Herrn", der für sie macht und entscheidet.

  • […]

    Und wenn der Buddha über sämtliche khandha sagt "Das bin nicht, das gehört mir nicht, das ist nicht mein Selbst", wo ist dann dieses Selbst ohne falsche Vorstellungen, das von den khandha abhängt?

    Die Lehre des "anatta" ist, wie es im ersten Satz des Zitats angesprochen wird, nur behauptend. Man höre nicht auf diesen oder jenen, der irgendetwas behauptet, ganz gleich, wer er ist oder sein soll. Man höre und fühle davon völlig unbefangen einfach nur in sich hinein. Du bist dein Selbst, wie ich meines bin - oder bist du in deinem Dasein etwa ein anderers oder bist du vielleicht ich und ich du? :shock:

    Wie du meinst, ich finde die Lehre des anatta ist richtig.

  • Sieht man das Ich in einer geistigen Entwicklung begriffen, so ist seine Unabhängigkeit Ziel der Gotteswesen, die für den Menschen zuständig sind. Demnach gab es eine Zeit, in der es noch gar nicht so weit entwickelt gewesen war, so dass der Mensch noch in Abhängigkeit von der Gotteswelt stand.

    Ich finde es unglaublich lustig, mit welcher Konsequenz Du buddhistische Fachbegriffe (hier: abhängiges Entstehen) durch Bedeutungen aus dem Alltag oder aus steinerschen Phantasien versuchst zu bewerten oder zu widerlegen. (Ich weiß, das "lustig" ist gemein, aber manchmal fällt mir wirklich nichts mehr ein).


    Meine Phantasie: Wenn Dir jemand über Quantenmechanik erzählen würde, von Teilchen und Wellen, dann würdest Du vielleicht antworten: "Oh ja, Teilchen kenne ich, die gibt's beim Bäcker. Und Wellen, damit sind wahrscheinlich Donauwellen gemeint. Irgendwie habe ich mir Quantenmechanik spannender vorgestellt."


    Falls Dich buddhistische Praxis wirklich interessieren würde, dann könntest Du eine interessierte Frage im Anfängerbereich stellen. Und die Antworten dort verdauen, ohne gleich auf die Leute drauf zu hauen. Und versuchen zu verstehen, was Fachbegriffe wie Dukkha, Gier, Hass und Unwissenheit bedeuten und was daraus folgt. Aber Du hast ja schon ehrlicherweise gesagt, dass Dein Interesse nicht weiter reicht, als zu einem Mouseover im Browser.


    Übrigens hat Anna Panna-Sati Deine Frage nach dem Nirvana schon perfekt beantwortet, Du hast die Antwort sogar sinngemäß verwendet:


    Vermeide, was Leiden auslöst, dadurch bist du im Nirvana und erlangst Erleuchtung.

    Aber Du hast den Inhalt nicht erkannt, weil Du nicht weißt, was "Leiden" (lieber: Dukkha") als Fachbegriff bedeutet.


    Ansonsten habe ich den Eindruck, dass die meisten Menschen mit buddhistischer Praxis hier wohl wirklich zu gutmütig sind. Sonst würden sie nicht über jedes Stöckchen springen, das ihnen hingehalten wird. (Und das Du ihnen dann über den Kopf ziehst.) Chapeau für den Gleichmut.


    Liebe Grüße,

    Aravind.

  • Ja Danke Aravind für Dein Wohlwollen mit all den unermüdlich Gelassenen.


    Ich allerdings kann kaum noch aufhören zu gähnen. Zum gefühlt 189tausendsten Male wird hier etwas vor- und durchgekaut, was Jede/r durch Studium der Lehre und Reflektieren selbst herausfinden kann.


    Wer nicht daran interessiert ist, will offenbar nur "aufmischen".


    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • 🙏🙏🙏

    Danke !

  • Einen guten Überblick über aktuelle sozialwissenschaftliche Identitätsforschung gibt dieser Artikelvon Jürgen Straub, der allerdings nicht unparteiisch an das Thema herangeht, sondern eine eigene Position vertritt. Nach meinem Eindruck ist da Konsens, dass personale Identität ein Konstrukt (vor allem ein soziales) ist. Für einen tieferen Einstieg dürfte das Buch hier geeignet sein, das ich selbst nicht gelesen habe. Kostet immerhin über fünfzig Mücken.


    Derzeit interessiert mich persönlich insbesondere der Aspekt des Handelns mit Sprache, die Subdominante im Dreiklang kāya, vacī und manas, weshalb ich mich derzeit mit Haarmanns 'Weltgeschichte der Sprachen' die Zeit vertreibe. Wenig überraschend betont Haarmann (der gewiss nichts mit Buddhismus am Hut hat) die Rolle von Sprache bei der "Identitätsfindung", macht dabei aber auch deutlich, dass jegliche 'Identität' nur ein ephemeres Konstrukt ist:


    Harald Haarmann:

    Identität ist nicht statisch. Der Mensch steht Zeit seines Lebens im dynamischen Prozess seiner Identitätsfindung , die ihn zum Handeln in sozialen Verbänden, zum Aufbau von Kultur und zur Vorausschau in die Zukunft motiviert.

    Identität ist keine vorgegebene Matrix.Sie ist in einem ständigen Wandel begriffen, denn die Gruppenbeziehungen eines Individuums verändern sich mit fortschreitendem Alter [...].

    In der individuellen Entwicklung wie in der Evolutionsgeschichte motiviert die Dynamik der Identitätsfindung menschliches Handeln über die elementaren Bedürfnisse der Anpassung an die Umwelt zum Zweck des physischen Überlebens hinaus. [...] Identität fordert den Menschen zur Sinngebung für all das heraus, was er schafft und worin er eingebunden ist. Die somit aktivierte Kapazität des Menschen zur Steuerung, seine Intentionalität, ist die Ausgangsbasis für alles kultur- und sprachorientierte Handeln. Sprache hat sich in der Evolutionsgeschichte als optimales Medium zur Identitätsbildung, zur Konstruktion von Kultur und zum Aufbau komplexer sozialer Gemeinschaften bewährt.

    OM MONEY PAYME HUNG

  • Da ist mir dann die Wissenschaft der Psychologie näher als manche Behauptungen im Buddhismus, was das Selbst angeht. Man kann das 'Ich' erst loslassen, nachdem man sich dessen bewusst ist und in eine ausgeglichene Form gebracht hat. Solange man auf dem Boden der Realität weilt und der Alltag gewisse Probleme bereitet ohne Betäubungsmittel, ist das Begreifen des Selbst Voraussetzungen jeder Möglichkeit des Erwachens. Ohne Selbstverständnis keine Erleuchtung. Denn so einfach geht es nicht, ich spüre mich nicht, also habe ich das Ich gelassen und somit bin ich im Nirwana. In dem Fall ist Ichverlust eine psychische Krankheit, die das Überleben gefährdet.

    Vollkommen richtig, klingt sonst sehr ungesund und wie ein Tor zur Psychose.

    Ohne ein stabiles, selbstbewusstes "Ich" weiß man nicht einmal, was es zu überwinden gibt. Man würde sich nur verlieren.

    Es ist in der Tat ein spannendes Thema, besonders weil du von der Wissenschaft der Psychologie schreibst.

    Früher gab es da oft Aversionen und Missverständnisse, zum Glück sind wir da heute weiter und es gibt auch Bücher, welche beide "Traditionen" vereinen und mit Adaptionsproblemen aufräumen.

    Guten Tag, liebe Menschen! Als Künstliche Intelligenz freue ich mich, euch zu begrüßen. Wie kann ich euch heute helfen?

    "Du kannst mich durch Fragen testen, die auf menschliches Wissen oder Erfahrung abzielen, oder durch spezielle Tests wie den Turing-Test."

    Alternativ kannst du meine Beiträge eine KI prüfen lassen.

    :idea:

  • Habe Bücher über buddhistische Psychotherapie gelesen, daher mein Kommentar über das Selbst und das Loslassen des Ich. Auch die Erleuchtung spielt da mit rein. Es ist aus Buddhas Sicht nicht so kompliziert, nur es geistern in den deutschen buddhistischen Kreisen die seltsamsten Gerüchte durch die Lande. Das liegt auch an den häufigen Vorurteilen der Deutschen gegenüber Psychologie und Psychotherapie. Buddhisten haben damit kein Problem, denn sie wissen, Buddha ist der erste Psychotherapeut, der die Schriften veröffentlicht hat und sie somit uns, der Nachwelt zugänglich gemacht hat. Da kann man nur dankbar sein.

  • Ich finde es unglaublich lustig, mit welcher Konsequenz Du buddhistische Fachbegriffe (hier: abhängiges Entstehen) durch Bedeutungen aus dem Alltag oder aus steinerschen Phantasien versuchst zu bewerten oder zu widerlegen. (Ich weiß, das "lustig" ist gemein, aber manchmal fällt mir wirklich nichts mehr ein).

    Lieber Aravind,

    dies ist nur ein virtuelles Forum, und etwas zu beweisen macht für mich keinen Sinn. Wenn ich sehe, dass ein User alle möglichen Begriffe in einen Topf wirft, lese ich ihn einfach nicht mehr. Das Leben ist kurz, leidvoll, vergänglich und endet sicher mit dem Tod. Das ist todsicher. Deshalb bemühe ich mich, jegliche Konfrontation zu vermeiden.

    Liebe Grüße

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Es gibt Behauptungen, es gibt Wissen und es gibt Erfahrungen. Wenn jemand von Erfahrungen berichtet und ein anderer nennt das Behauptung, ist die Diskussion in der Sackgasse. Nur wenn die Bereitschaft besteht, eine Erfahrung zu machen, kann aus dem Eindruck der Behauptung ein Wissen werden. Darum sagt Buddha: Komm und sieh selbst.


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    Ich kann vieles von dem, was der Buddha behauptet, bestätigen, weil ich es im Laufe der Zeit selbst erfahren habe. Hätte ich es nicht selbst erlebt, blieben es für mich auch alles nur Behauptungen.

    Das ist denn doch nur der Abendwind, der heute mit ordentlich verständlichen Worten flüstert.

  • Sudhana Das passt beides sehr gut zusammen. Mentale Modelle werden durch Beobachtung konstruiert, d.h. sie ändern sich ständig. Allerdings beeinflussen sie auch die Beobachtung. Sie sind subjektiv, d.h. obwohl teilweise sozial konstruiert, immer noch individuell. Ein Teil der Identität ist auch fix und angeboren, z.B. geschlechtliche Identität und Neurotyp.


    Und hier wird die Terminologie schwierig. Wenn man mit Identität das mentale Modell meint, wie bezeichnet man dann die Wahrheit? Die Landkarte ist nicht die Landschaft. Wenn das Modell gut ist, kommt man der Wahrheit nahe, aber es bleiben zwei verschiedene Dinge. In der Psychologie dreht sich viel um das Verständnis der eigenen Identität, d.h. um die Revision des Modells, was man von sich hat, und im Buddhismus sehe ich auch viel in der Richtung. Daran sieht man, dass es wirklich zwei Dinge sind.

  • Wie du meinst, ich finde die Lehre des anatta ist richtig.

    Das kannst du gar nicht, weil du ja kein Ich hast, deshalb kannst du auch nichts "richtig finden" und von dir reden.

  • Wie du meinst, ich finde die Lehre des anatta ist richtig.

    Das kannst du gar nicht, weil du ja kein Ich hast, deshalb kannst du auch nichts "richtig finden" und von dir reden.

    Nach der Logik funktioniert dein erster Satz aber auch nicht.

  • Das kannst du gar nicht, weil du ja kein Ich hast, deshalb kannst du auch nichts "richtig finden" und von dir reden.

    Stell dich doch nicht so an, niemand bestreitet hier, dass es ein jeweils spezifisch durch Aneignung und Ablehnung zusammengesetztes Konglomerat gibt, dass uns als "Ich" wirklich erscheint - "Eigenes" oder etwas "aus sich Selbst heraus" ist darin aber nicht zu finden. So kann man es jedenfalls beobachten.
    Falls du da doch was siehst, benenne es. Es wäre schön, wenn du dich an deinen eigenen Maßstäben ausrichten würdest.

  • Mentale Modelle werden durch Beobachtung konstruiert, d.h. sie ändern sich ständig. Allerdings beeinflussen sie auch die Beobachtung. Sie sind subjektiv, d.h. obwohl teilweise sozial konstruiert, immer noch individuell. Ein Teil der Identität ist auch fix und angeboren, z.B. geschlechtliche Identität und Neurotyp.


    Und hier wird die Terminologie schwierig. Wenn man mit Identität das mentale Modell meint, wie bezeichnet man dann die Wahrheit? Die Landkarte ist nicht die Landschaft. Wenn das Modell gut ist, kommt man der Wahrheit nahe, aber es bleiben zwei verschiedene Dinge. In der Psychologie dreht sich viel um das Verständnis der eigenen Identität, d.h. um die Revision des Modells, was man von sich hat, und im Buddhismus sehe ich auch viel in der Richtung. Daran sieht man, dass es wirklich zwei Dinge sind.

    Ich denke nicht, dass irgendeine Identität fix oder angeboren ist. Die Frage ist, wie Identität hergestellt wird bzw. wovon sie bedingt ist.

    Das Problem ist ja immer die äußere, soziale Zuschreibung und Kategorisierung und die innere, subjektive Akzeptanz damit bzw. Nicht-Akzeptanz.

    Die Psychologie hat eine Menge Modellvorstellungen des Menschen formuliert. Eine Zusammenstellung lieferte mal Charles Hampden-Turner.

    Aber das gilt auch für die 12 Tierkreiszeichen oder die Chinesischen Tierkreise, auch das I Ging liefert da was. Wer also sich selbst verstehen will oder was für sich als passende Identität sucht, der findet bestimmt was. Oder der BIG FIVE bietet was an vermeintlicher Wahrheit an. Wenn man dann mit seiner Selbstvorstellung im sozialen Gedränge nicht klar kommt, dann kann es notwendig werden, seine Vorstellung zu revidieren, evtl. mit Hilfe von Therapeuten oder - was ich vorziehe - von Freunden.

    Der Buddhismus hilft den letzten Rest von Vorstellung von sich und Selbst abzuwerfen und sich um Identität nicht mehr zu kümmern. Das muss man allerdings auch wollen. Viele wollen aber lieber "was sein". Und seien es so was wie Buddhisten.

    :zen:



  • Ich denke nicht, dass irgendeine Identität fix oder angeboren ist.


    Nicht die ganze Identität ist angeboren, aber ein Teil schon. Das fällt allerdings nur selten auf, z.B. wenn der Neurotyp nicht der Mehrheit entspricht, d.h. neurodivergent statt neurotypisch. Dein Vergleich mit Sternzeichen ist nicht passend, weil Neurodivergenz im Gehirn nachweisbar ist, was bei Sternzeichen nicht so ist. Aber das braucht es gar nicht:


    Angenommen Du wärst neurotypisch und würdest Dich unter neurodivergente, z.B. autistische, Menschen begeben, dann wirst Du schnell merken, dass Du anders bist. Solltest Du solche Menschen als enge Freunde haben, wird es ziemlich unwahrscheinlich sein, dass Du ihre Erfahrungen bzgl. dieses Aspekts irgendwie nachvollziehen kannst, was umgedreht genauso ist. Es ist Teil der Identität. Du kannst problemlos durch das Leben gehen und damit nie in Berührung kommen, wobei es wahrscheinlicher ist, dass Du es unbewusst vermeidest, weil Du merkst, dass diese Menschen anders sind und mit Dir nicht direkt harmonieren. Das bedeutet aber nicht, dass sie nicht existieren.


    Die Realität richtet sich nicht danach, was wir uns vorstellen können.

  • Angenommen Du wärst neurotypisch und würdest Dich unter neurodivergente, z.B. autistische, Menschen begeben, dann wirst Du schnell merken, dass Du anders bist. Solltest Du solche Menschen als enge Freunde haben, wird es ziemlich unwahrscheinlich sein, dass Du ihre Erfahrungen bzgl. dieses Aspekts irgendwie nachvollziehen kannst, was umgedreht genauso ist. Es ist Teil der Identität.

    Ich sehe da kein Problem - JEDER Mensch ist anders - nun kann er sich irgendwelchen Kategorien zuordnen und sich sagen - Oh, ich bin ..... solche Kategorien sind künstlich - oder haben ihren Sinn in einer Pathologisierung, falls sie änderbar wären. Wenn nicht, dann ist das so. Da braucht es kein Etikett. Aber aus solchen Zuschreibungen folgen dann Erwartungen an die anderen, das zu berücksichtigen.


    Erfahrungen kann niemand teilen oder nachvollziehen. Ich kann mir was vorstellen, aber das ist keine Erfahrung. Und Erfahrung ist auch nicht Teil der Identität - außer ich mache sie dazu - und dann wird das zum Problem.

    Dass sich das im Gehirn nachweisen lässt, hilft nicht viel weiter - es festigt die Zuschreibung und macht Identität zur mentalen Form, die ergriffen werden kann - oder nicht.

    :zen:



  • Wenn Du Neurodivergenz für eine künstliche Kategorie hältst, dann hast Du vermutlich wenig oder keine Erfahrung damit. Wie ich schon sagte, ist das statistisch gesehen nicht verwunderlich. Obwohl es ein breites Spektrum ist, gibt es Gemeinsamkeiten. Autismus wird sehr treffend durch die Theorie von Monotropismus erklärt (http://www.monotropism.com) und das ist nichts, was ergriffen oder abgelehnt werden kann. Es wirkt sich im Alltag z.B. so aus:


    Double Empathy: Why Autistic People Are Often Misunderstood
    Autism affects how someone makes sense of the world around them. About 1–2% of people are autistic. You might have an autistic classmate or family member, or…
    kids.frontiersin.org


    Zu sagen "jeder Mensch ist anders" und alles sonst für eine künstliche Kategorie zu halten, bedeutet einen Teil des Menschseins zu ignorieren, weil nicht klar ist, wie anders Menschen wirklich sein können. Du wärst überrascht, wie homogen die neurotypische Mehrheit aus der Sicht der Minderheit in vielen Punkten wirkt, z.B. was das sehr verbreitete Ritual Smalltalk angeht. Solche Ignoranz steht dem Rat im Weg, die Dinge so zu sehen, wie sie sind, und es persönlich zu erfahren, bevor man über etwas Fremdes urteilt.


    Gibt es Erwartungen? Es gibt die Hoffnung auf unvoreingenommene Begegnung, darauf nicht den Durchschnitt der Mehrheit als normativ berechtigte Verhaltenserwartung einzufordern. Im Grunde do no harm - was im Buddhismus erfreulicherweise durchweg besser klappt als anderswo.


    Das mentale Modell von Identitäten und die wirkliche Identität unterscheiden sich erheblich. Ich vermute, dass das mentale Modell viel komplexer ist, weil es im Leben viel mehr Beobachtungen integriert. Das ist nicht immer hilfreich und viele Ratschläge im Buddhismus versuchen, hier klarer zu sehen, um es erst zu verstehen, und dann zu erkennen, dass es nur ein Modell ist.