Ärger, Wut und Ohnmacht

  • Igor07

    Ich fand deinen kurzen Absatz in einem der vorigen Beiträge wirklich gut, weil sehr einfach und schlüssig erklärt und die Kunst waren die wenigen Worte, die du benutzt hast.


    Dass man meine Beiträge schwer versteht liegt vermutlich daran, dass ich sehr viele weltliche Themen habe und diese irgendwie mit dem Buddhismus verbinden will oder in Einklang bringen, verstehen, um dadurch weniger Leid zu haben.


    Es gibt keine Konversationen mehr, wo ich das Gefühl habe, das sagen oder schreiben zu können, was ich denke. Das habe ich lange Zeit gemacht, es hat mir nur geschadet, daher die logische Folge es nicht mehr zu tun.

  • Opas Gefühle der Enkeltochter gegenüber sind nicht so ganz vergleichbar mit den Gefühlen eines Menschen, der die Beziehung zum beschützenden Amerika verliert und deshalb Ärger, Wut und Ohnmacht empfindet.

    Danke für Deine Sicht! Das hilft mir, meinen Beitrag besser einzuordnen.


    Hier geht es tatsächlich um zwei Dinge, die Du in Deinem Beitrag, den ich zitiert hatte, genannt hattest. Und die ich in meinem Beitrag nicht getrennt habe.


    Das eine ist der Umgang mit Wut, völlig unabhängig davon, wo sie herkommt. Dabei hilft Praxis in Achtsamkeit und Liebender Güte.


    Das andere ist der Umgang mit scheiternden Beziehungen, die zu Wut, aber auch zu allem möglichen anderen Gefühlen führen können. Hier geht es meiner Meinung nach auf dem Weg des Buddha darum, die Lehre von Unbeständigkeit, Annica, zu erkennen.


    Natürlich gibt es das Thema auch in Bezug auf meine Enkeltochter. Wenn ich beispielsweise der Überzeugung wäre, sie müsste sich immer so verhalten, wie ich mir das vorstelle, dann führt das bei autonomen Kindern zu Dukkha, zumindest für mich :) . Und selbstverständlich können Beziehungen auch enden, dazu muss niemand sterben.


    Wichtig ist zu realisieren, dass Beziehungen bedingt entstehen, zu einem gewissen Maß zu Anhaftung führen, und wieder vergehen. Da liegt erst mal kein Problem drin. (außer, wenn man ignoriert, dass anhaftende Beziehungen zu Dukkha führen, wenn sie enden).


    In der Lebensgestaltung kann man dann mindestens zwei Wege gehen.


    Man kann enge Beziehungen vermeiden, so wie Du schreibst,

    Sich nicht so stark binden, dass man bei Verlust Wut und Ohnmacht empfindet, halte ich bei einem erwachsenen Menschen für eine gute Lösung.


    , oder man kann, mit dem Wissen um Anicca, sich darin üben, mit den Emotionen umzugehen, die sich aus scheiternden Beziehungen ergeben. Auch dazu gehören Klarsicht in die Natur der Dinge, Liebende Güte, und viel Praxis.


    Psychologisch nennt man Deinen Ansatz Autarkie (wenn man es negativ ausdrücken wollte: Sterben aus Angst vor dem Tod). Den zweiten Ansatz Autonomie: Das Wissen durch Übung, Klarsicht und Erfahrung, dass man auch Krisen überstehen kann. Beides kommt in praktisch jedem Leben vor.


    Der Weg des Buddha heißt für mich als Idealvorstellung: Gehe Beziehungen ein, wisse, dass sie endlich sind, und genieße gerade deshalb jeden Moment, in dem sie bestehen.


    Liebe Grüße,

    Aravind.

  • Zwei Themen: Ich sehe Dinge, die berichtet werden in Medien diametral anders.

    Ich bin konfrontiert in der Arbeit mit nicht korrekt handelnden Menschen.

    Beide Themen, die ich hier nannte sind bewusst sehr oberflächlich formuliert.


    Erklär mir bitte einmal, wie ich hier mit liebender Güte arbeiten soll, unabhängig, ob ich richtig oder falsch denke, aber es halt anders sehe?

    Das ist eine wichtige Frage, die bei jedem und jeder auf dem Weg irgendwann auftaucht, denke ich.


    Ich werde darauf auf keinen Fall direkt antworten, ich bin nicht Du.


    Aber ich kann gerne beschreiben, wie es für mich ist, auf der Basis meiner individuellen Erfahrung.


    Wir reden oft so, als wäre Liebende Güte etwas, das man tut. Das ist aber nicht ihr Charakter. Liebende Güte ist ein Zustand, so wie Achtsamkeit und Gleichmut.


    Alle drei werden durch ständige Übung stärker, oder auch sichtbarer.


    Stell Dir vor, Du hast eine rostende Schraube an Deinem Rasenmäher. Du weißt, wie man Schrauben löst, aber die hier ist wirklich hartnäckig. Mit viel Kraft ginge es vielleicht, aber wenn Du Deine Kraft nicht trainiert hast, dann bekommst Du sie trotzdem nicht los.


    Und mit zu viel Kraft kannst Du das Ding auch noch abreißen, herzlichen Glückwunsch!


    Wie jeder Deutsche mit rostenden Schrauben hast Du aber zu Hause einen kleinen Schrank, da ist Kriechöl drin, WD40. Damit kannst die Schraube vorbereiten, und dann geht es mit mittlerer Kraft ganz wunderbar.


    Dummerweise hast Du den Schlüssel für dieses Schränkchen verloren. Schöner Mist!


    So ist es IMHO mit Achtsamkeit und Liebender Güte. Selbst wenn man weiß, wie man Liebende Güte einsetzt: Wenn man sich nicht durch ausdauernde Übung darum kümmert, dass der Schlüssel da ist, dann kann man sie nicht einfach benutzen, wenn man sie wirklich braucht.


    Und Achtsamkeit alleine kann sehr helfen, aber auch zerstörerisch wirken.


    Wenn ich es in kritischen Situationen mal schaffe, Liebende Güte zuzulassen, dann klappt das, weil ich mich immer häufiger darin erinnere, wie das geht, wo der Schlüssel für das Schränkchen ist. Nicht, weil es ein Geheimrezept für die spontane Anwendung gibt.


    Liebe Grüße,

    Aravind.

  • Aravind

    Dass du mir da nicht direkt antwortest kann ich verstehen, dazu müsstest du meine Situation besser kennen und selbst dann wäre es die Frage, ob du dazu Stellung beziehen wollen würdest.


    Vielleicht verstehe ich das Wort "Liebende Güte" falsch. Am ehesten war der kurze Beitrag von Igor verständlich, wo er eben schrieb, man kann sich nur selbst beeinflussen und der Rest selbst von anderen Menschen, die einen schaden wollen, muss man mit dieser liebenden Güte begegnen.


    Was für mich eigentlich bedeutet Akzeptanz. Weißt du ich habe Akzeptanz in vielen Bereichen gelernt, wir leben in einer Gesellschaft, wo sich kaum noch Jemand an irgendwelche Regeln hält, das habe ich akzeptieren können, heißt, wenn sich jemand komplett daneben verhält, rege ich mich darüber nicht auf.


    Wenn es aber darum geht, dass andere Menschen andere bewusst schaden, da tue ich mir da deutlich schwerer. Naiv gefragt, wie soll ich solche Menschen "lieben"? Ich akzeptiere auch diesen Zustand, aber ich zweifle daran, dass es gesund für mich ist, das so runterzuschlucken, wobei wie ihr sagt ändern kann ich es nicht - nicht im Ansatz.


    Wobei ich erinnere mich an eine Diskussion hier, wo es darum ging, wie geht man mit Menschen um, die anderen Menschen großes Leid zufügten, teils bewusst, teils unbewusst. Die Diskussion endet letztendlich ebenso mit der Antwort Güte, weil der Hass nur noch mehr Leid für einen selbst erzeugt.


    LG

  • Guten Morgen Timi,

    Du sollst nicht jeden lieben!!!

    Maximal aber wohlwollend bleiben - und ignorieren.


    Ich begreife einfach nicht, warum Du solchen Menschen, die anderen schaden, nicht aus dem Weg gehen kannst, warum Du nicht woanders arbeiten oder wohnen kannst.


    Liebende Güte begreife ich als innere Stille, als Frieden, bevor der "Verstand" sich einschaltet und bewertet, verurteilt, sich ständig eine Meinung bildet, sich über andere erhebt ...


    Das erreichst Du nur durch ständige Achtsamkeit/Aufmerksamkeit, Lesen oder Hören guter Texte z.B. Jack Kornfield "das weise Herz" (die helfen mir sehr), Meditieren und Disziplin.


    Wenn es niemanden, keine Sangha, nichts in Deiner Gegend gibt, ist das natürlich schwer, aber so geht es vielen. Sogar hier in Hamburg habe ich in 40 Jahren nicht das gefunden, was mir "vorschwebt". Und das war gut so. Es geht auch ohne!!!


    _()_Monika

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Vielleicht verstehe ich das Wort "Liebende Güte" falsch.

    Timi .


    Die liebende Güte ist eher unpersönlich. Anders ausgedrückt: Uns alle verbindet dasselbe Schicksal – egal ob Mörder oder Heiliger –, wir sind vergänglich und werden sterben. Diese innere Verbundenheit mit allen lebendigen Wesen, die leiden, wird technisch gesprochen als paṭicca-samuppāda bezeichnet – das Prinzip des bedingten Entstehens –, ähnlich dem Modell des holografischen Universums.

    Erzwingen kann man diese Erkenntnis nicht. Sie entsteht nur dann, wenn der Mensch die drei Daseinsmerkmale direkt wahrnimmt: dass alles vergänglich ist, schwer zu ertragen (oder auf Deutsch "leidhaft") und ohne einen inneren Kern. LG.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Man kann, um zwischenmenschliche Konflikte zu klären, auch buddhistische Floskeln verwenden, aber es bleiben Floskeln, ein oberflächliches Reglement, an das man glaubt, sich halten zu müssen.

    Wenn ich Menschen um mich habe, die ich unsympathisch finde, werde ich versuchen sie zu ignorieren so gut es geht, liebende Güte hin oder her, ich muss meine Seele schützen und nicht dem Buddhismus gehorchen. Sie sind mir unsympathisch, weil sie etwas an sich haben, von dem ich aus Erfahrung weiß, dass es mich beeinträchtigt. Natürlich hilft Achtsamkeit, um mit äußeren Konflikten fertig zu werden, ich kann loslassen und meine Haltung ändern. Ich kann Menschen, die mich triggern, eine Gleichgültigkeit gegenüber entwickeln, dann können diese Gefühle keinen Schaden anrichten. Ich kann einen Mörder nicht vom Morden abhalten, aber ich kann mich so verhalten, dass ich keine Schuldgefühle entwickle, obwohl ich zugucken musste und Zeuge wurde. Habe etwas erlebt, aber ich bin nicht der Täter, so kann ich die negativen Gefühle des Vorwurfs loslassen und muss nicht in liebende Güte, sondern in Gleichmut verfallen. Ich kann diesem Erlebnis gegenüber eine gleichgültige Haltung einnehmen und muss mich nicht von den Gefühlen zerfressen lassen, weil es heißt, im Buddhismus liebt man immer. Ich liebe mich immer, aber nicht die Anderen, kann doch jemanden, der Gift für mich ist, nicht lieben. Jedoch wenn ich ausgeglichen bin und in mir ruhe, dann kann ich das Gift eines Anderen verarbeiten, ohne, dass es mir schadet, ich kann sogar Energie daraus gewinnen.

  • Wenn ich Menschen um mich habe, die ich unsympathisch finde, werde ich versuchen sie zu ignorieren so gut es geht, liebende Güte hin oder her, ich muss meine Seele schützen und nicht dem Buddhismus gehorchen

    Das sind ja zwei verschiedene Dinge. Liebende Güte zu üben heißt ja nicht öfter mit einer Person zu interagieren. Der Buddhismus befielt nicht.

    Buddhistische Praxis kann dich aber befähigen mit einer Person umzugehen die dich normal auf die Palme bringt, ohne durch die Decke zu gehen.


    Das ist besonders nützlich im Umgang mit einer Person die man garnicht ignorieren oder vermeiden kann: der eigenen Person.



    Manchmal ist es auch kontraproduktiv zu ignorieren. Das populäre Stichwort dazu war vor einer Weile „spiritual bypassing“.

  • Buddhistische Praxis kann dich aber befähigen mit einer Person umzugehen die dich normal auf die Palme bringt, ohne durch die Decke zu gehen.


    Das ist besonders nützlich im Umgang mit einer Person die man garnicht ignorieren oder vermeiden kann: der eigenen Person.

    Das ist ja meine Rede, wenn es um Außen geht und wenn es ums Innere geht, ich kann mich selbst ignorieren. Bevor ich wegen einer Ungerechtigkeit platze vor Wut und eine große Sauerei entsteht, kann ich mich mit meinen Gefühlen selbst ignorieren und bin nicht mehr wichtig. So entsteht Gelassenheit mit Anwendung der vier edlen Wahrheiten. Zu beachten dabei, ich lasse mein Ego los.

  • Gut, dass Du nachfragst, ich hatte noch einen Nachtrag, habe den aber vergessen zu posten.


    Wenn es aber darum geht, dass andere Menschen andere bewusst schaden, da tue ich mir da deutlich schwerer. Naiv gefragt, wie soll ich solche Menschen "lieben"?

    Durch Übung. Aber das steht nicht an, denke ich.


    Aber wichtig: Müssen tut man gar nichts, schon gar nicht aus buddhistischer Sicht.


    Und der erste Mensch, dem man mit Liebe der Güte begegnen kann, ist man selbst. Die Frage ist hier IMHO nicht: Wie kann ich diesen Menschen Metta entgegenbringen. Sondern: Wie kann ich das erst einmal für mich selber üben.


    Die Schraube in meinem Beispiel ist Deine Schraube, nicht die von jemand anderen. Es geht darum, es für Dich leichter zu machen. Wenn Du magst.


    Lese gerade ein Buch von Shaila Catherine, da bin ich auf die schöne Leitfrage (Leidfrage? ;) ) gestoßen:

    Quote

    Möchtest Du recht haben, oder möchtest Du in Frieden leben?

    Es gibt meist gute Gründe, warum wir uns für das Erste entscheiden. Zum Frieden führt das nicht, so viel ist sicher.


    So wie Du schreibst (und Monika und andere): Du kannst nur Dich selbst ändern, und die Art, wie Du mit dem Verhalten von anderen umgehst.



    Liebe Grüße,

    Aravind.

  • Aravind

    Danke für deine schöne Erklärung.


    Das Zitat ist sehr lehrreich und schön, auch hierfür Danke. Ich mag Zitate.


    Ich bin so dankbar dafür für all die guten Sachen, die der Buddhismus anbietet, die selbst Jemand wie mir eine Chance für ein lebenswertes Leben gibt.

    Edited once, last by Timi ().

  • Ich bin so dankbar dafür für all die guten Sachen, die der Buddhismus anbietet, die selbst Jemand wie mir eine Chance für ein lebenswertes Leben gibt.

    Das klingt, als ob der Buddhismus ein Tante-Emma-Laden ist, mit ganz viel Süßigkeiten. Dabei hat Buddha das 'Leid im Dasein' beschrieben, denn ohne Leiden geht es nicht.

    Der Umgang mit Ärger, Wut und Ohnmacht ist möglich, aber es braucht dafür spezielle Fähigkeiten und die zu erwerben bedarf eines gewissen Arbeitsaufwandes. Es liefert einem also der Buddhismus nicht das Gute, die Metamorphose kann man nur selber vollziehen. Die Chance für ein lebenswertes Leben ist ja veranlagt, nun gilt es dies umzusetzen. Da jedoch die Anlagen bei jedem anders sind, ist auch die Umsetzung bei jedem anders. Die Buddhismus ist eine Orientierung, aber die Lösung ist individuell. Ich bin auch dankbar für die Erfahrungen, die ich machen konnte.

  • ewald

    Ich wollte was Positives anmerken. Wenn du meine Geschichte kennen würdest, was aber unnötig ist, würdest du verstehen, warum ich mich auf das beschränke, was ich geschrieben habe.

  • ewald

    Ich wollte was Positives anmerken. Wenn du meine Geschichte kennen würdest, was aber unnötig ist, würdest du verstehen, warum ich mich auf das beschränke, was ich geschrieben habe.

    Warum wiederholst du deine Geschichte nicht, wenn sie notwendig ist, dich zu verstehen?

    Je öfter man seine Geschichte erzählt, vor allem wenn sie Traumatisierung beinhaltet, je besser kannst du mit ihr umgehen.


    Wenn man seine Geschichte nicht erzählen möchte, das ist auch o.k. dann sollte man sich jedoch im Alltag nicht so äußern, dass das Kennen notwendig ist um zu verstehen.


    Der Buddhismus ist keine Sache, aus der man bekommt, was man braucht, es ist eine Weltanschauung, eine Philosophie, mit der man so denken und fühlen kann, dass man sich vor allem selber versteht und die eigenen Bedürfnisse.


    Ansonsten: Würdest du würden, würdest du mich besser würdigen.

  • ewald

    Je öfter man eine Geschichte negativer Emotionen erzählt, desto öfter erweckt man diese negativen Emotionen in sich wieder.

  • Je öfter die negativen Emotionen durch Erzählen, erweckt werden, desto schneller kommt das Lachen.

    Menschen haben oft Schwierigkeiten, auf das Wesentliche reduzierte Menschen zu verstehen.

    Ein Mensch, der sich auf das Wesentliche reduziert, hat Schwierigkeiten, sich anderen Menschen verständlich zu machen.

    Ich werde den Weg des mich Reduzierens nicht mehr verlassen, kann ich auch nicht.

    Den gehe ich seit Jahrzehnten.

  • Die Aussage ist diametral gegen die der Psychologie und des Mentalcoachings. Denn ich hole mir den Ärger, die Wut, die negative Emotion erneut in mein Gedächtnis und wie gesagt, Ärger ist gleich da, wie in der Situation.


    Wobei klar, man kann gegen jede Aussage dagegen halten, ich kenne einige solcher Menschen, verstehen tue ich es nicht, denn egal, was man sagt, die andere Seite sieht es anders.

  • ewald

    Je öfter man eine Geschichte negativer Emotionen erzählt, desto öfter erweckt man diese negativen Emotionen in sich wieder.

    Ja, das stimmt auch, Timi.

    Andererseits habe ich auch meine damalige Kanada-Odyssee durch ständiges Erzählen verarbeitet.


    Deshalb ja auch die Empfehlung, in der Chronik zu schreiben. DU befreist Dich mit der Zeit - egal wer Dir antwortet oder wer das liest.


    ❤️ Monika

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Ich denke es liegt ein Mehrwert emotional negativ besetzte Erlebnisse nochmals Revue passieren zu lassen. Aus einer kontrollieren Position heraus kann man sich darin üben, die reflexhafte negative emotionale Reaktion zu vermeiden. Zum Beispiel scham. Wenn man zum Beispiel weiß dass scham in einer Situation gar keine angemessene Reaktion war (weil man nicht schuld war, oder weil man ein Kind war und ein erwachsener hätte Verantwortung übernehmen müssen, und natürlich weil Scham unheilsam ist), so kann man den Rückblick nutzen um Mitgefühl sich selbst und anderen gegenüber zu üben, um Gleichmut zu üben, etc.


    Das setzt aber auch voraus dass man sich in der Lage fühlt den negativ besetzten Situationen noch mal gedanklich zu begegnen. Denn wenn einen die negativen Emotionen erneut überwältigen hat man keine Gelegenheit einen heilsameren Umgang ein zu üben.


    Ich würde also dazu raten vergangene emotionale Themen nicht nach dem Motto „der indianer kennt keinen Schmerz“ anzugehen. Vielmehr kann man sich gezielt über Bagatellen zu mittelschwer negativ besetzten Ereignissen vorzuarbeiten. In einer Art und Weise dass man sich sicher fühlt die emotionale Kontrolle nicht zu verlieren.


    Und ich würde auch nicht zögern bzgl. traumatischer Erinnerungen ggf. professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. (Sofern nicht schon ausprobiert).


    Also bevor ich mobbingerfahrungen als Schüler herauskrame übe ich mich erstmal an der Erinnerung an die unverschämte Seniorin beim Bäcker neulich die sich vordrängelte. Komme ich damit besser klar dann erinnere ich mich einfacher an die Situationen mit dem schlimmen Kollegen der mich immer zum kochen bringt. Und dann habe ich irgendwann genug Übung um besser mit den großen schlimmen Erinnerungen umzugehen, etwa das als existenziell bedrohlich wahrgenommene mobbing in einer Lebensphase in der man sowieso äußerst empfindlich ist.

  • Ich rede nicht mit Psychologen, ich habe meine Erfahrungen und darüber rede ich.

    Menschen haben oft Schwierigkeiten, auf das Wesentliche reduzierte Menschen zu verstehen.

    Ein Mensch, der sich auf das Wesentliche reduziert, hat Schwierigkeiten, sich anderen Menschen verständlich zu machen.

    Ich werde den Weg des mich Reduzierens nicht mehr verlassen, kann ich auch nicht.

    Den gehe ich seit Jahrzehnten.

  • Monika

    Ich habe mir ein paar Vorträge von Jack Kornfield bereits angehört.


    Meine Lebenserfahrung hat mich zu dem Punkt gebracht, dass ich versuche nicht mehr über die Vergangenheit nachzudenken, maximal über die positiven Dinge, die nehme ich mit, aber das Negative ist für mich abgeschlossen. Zumal ich mich jahrelang mit Selbstvorwürfen belastet habe.


    Dass ich da stehe, wo ich stehe, ist aussagekräftig genug. Heißt Ursache und Wirkung, da braucht man nicht mehrere Leben, das geht oft zeitnah.

  • Die Legende vom Kolibri

    Es gab eines Tages ein großes Feuer im Wald.

    Alle Tiere flohen voller Angst in alle Richtungen, denn es war ein sehr heftiges Feuer.

    Plötzlich sah ein Jaguar einen Kolibri über seinen Kopf hinwegfliegen, allerdings in die entgegengesetzte Richtung. Der Kolibri flog auf das Feuer zu!

    Was auch immer geschah, er änderte die Richtung nicht.

    Wenige Augenblicke später sah der Jaguar ihn erneut vorbeifliegen, diesmal in dieselbe Richtung, in die der Jaguar ging.

    Er konnte dieses Kommen und Gehen beobachten, bis er beschloß, den Vogel danach zu fragen, weil ihm dieses Verhalten sehr seltsam vorkam.

    "Was machst Du, Kolibri?", fragte er.

    "Ich fliege zum See", antwortete er, "ich trinke Wasser mit meinem Schnabel und werfe es auf das Feuer, um es zu löschen." Der Jaguar lachte. 'Bist Du verrückt? Glaubst Du wirklich, daß Du dieses große Feuer mit deinem kleinen Schnabel allein löschen kannst?'

    „Nein", sagte der Kolibri, „ich weiß, daß ich das nicht kann. Aber der Wald ist mein Zuhause. Er ernährt mich, er bietet mir und meiner Familie Schutz.

    Dafür bin ich sehr dankbar. Und ich helfe dem Wald zu wachsen, indem ich seine Blumen bestäube. Ich bin ein Teil von ihm und der Wald ist ein Teil von mir. Ich weiß, daß ich das Feuer nicht löschen kann, aber ich möchte meinen Teil dazu beitragen."

    In diesem Moment waren die Waldgeister, die dem Kolibri zuhörten, von dem Vögelchen und seiner Hingabe an den Wald gerührt.

    Und wie durch ein Wunder schickten sie einen sintflutartigen Regenguß, der dem großen Feuer ein Ende bereitete.

    Die indianischen Großmütter erzählt)en diese Geschichte ihren Enkelkindern und schlossen mit den Worten:

    "Willst Du Wunder in Deinem Leben anziehen? Dann erfülle Deinen Teil."

    Verfasser unbekannt


    Dieser Brief lag bei den Räucherstäbchen die ich bestelle…


    Ich habe mich darüber gefreut zu hören…


    Das man nicht allein ist so wie man ist…


    Das auch andere so denken und fühlen…


    Und das ist auch wichtig…


    Und schenkt weiterhin Glaube und Kraft und Vertrauen…


    In sich selbst und Allem…


    Auch wenn diese „Gemeinschaft“ relativ klein ist im Verhältnis zu Anderen…


  • @Timi Da liegst Du falsch, was Du meinst ist ein Verdrängungsmechanismus, aber nicht die therapeutische Aufarbeitung negativer Erfahrungen. Gerade durch das Wiederholen der negativen Erlebnisse schwächt sich der Schmerz im Gehirn ab, das böse Trauma wird zu einem Bestandteil des eigenen Daseins und hat die Kraft der Zerstörung verloren.


    Deshalb wendet man bei Hilfskräften, die schweren Unfälle oder Katastrophen begleitet haben, das Debriefing an, sie erzählen unmittelbar nach dem Einsatz ihre Erlebnisse im Detail. Das schützt sie vor einer späteren Traumatisierung oder einer PTBS.


    Gefährlich für die Seele ist es, wenn die negativen Erlebnisse abgespalten werden, das kann zu psychischen Symptomen führen. Ein krasses Beispiel ist die multiple Persönlichkeit, ein Mensch, in dem sich mehrere Persönlichkeiten abgespaltet haben und so unabhängig kommunizieren.


    Du Timi entscheidest für Dein Leben, wie Du es gestalten willst und wenn Buddhas Lehre Dir dabei hilft, ist es eine gute Sache.

  • Das Gegenteil, Ewald, ist auch erfahrbar, also das, was man festhalten will.


    Nämlich, wenn ich alles von meiner großen Liebe bis ins Detail mehrfach erzähle, verliert es seinen Zauber.

    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Die freudigen Erlebnisse sind eben Freude erzeugend. Die traumatischen Erlebnisse sind zerstörend, wenn sie nicht so lange mitgeteilt werden, bis man sich selbst freuen kann, diese nicht mehr als zerstörend zu empfinden. Erlebnisse gehören zu unserem Leben, wenn sie uns in Glücklich oder Verzweiflung bringen, sind sie Traumata.

    Traumata müssen kommuniziert werden, bis sie nur noch Erfahrungen sind.

    Ja leider, das vergangene Leben ist dann total langweilig und nicht mehr der Rede wert. Kümmern wir uns um unsere echten Erlebnisse, genau jetzt.

    Menschen haben oft Schwierigkeiten, auf das Wesentliche reduzierte Menschen zu verstehen.

    Ein Mensch, der sich auf das Wesentliche reduziert, hat Schwierigkeiten, sich anderen Menschen verständlich zu machen.

    Ich werde den Weg des mich Reduzierens nicht mehr verlassen, kann ich auch nicht.

    Den gehe ich seit Jahrzehnten.