Die andere Sichtweise

  • Lieber Igor07 ,


    wenn ich dein folgendes Zitat lese, spüre ich den Impuls, dich - und alle unter "dukkha-dukkha" leidenden Wesen - (virtuell) in den Arm zu nehmen und meiner Hoffnung Ausdruck zu verleihen, dass irgendwann die Wissenschaft DAS ultimative Schmerzmittel entwickelt, was uns wenigstens von dieser Art, dem körperlichen, "Dukkha" schnell und nachhaltig befreit. :hug: ^^


    Danach verfügte man auch über viel mehr innere Stärke/Kraft, sich vom geistigen Schmerz loszulösen, den die "drei Götterboten" Alter, Krankheit und Tod, ja ebenfalls mit sich bringen...

    "Ich" leide(t)....wenn ich an mir/mein/mich anhafte.


    (Der Körper verfällt bei Krankheit, Alter und Sterbeprozess, verursacht dabei körperlichen Schmerz, der wahrgenommen wird - wiederum von Teilen des Körpers - wobei dies auch im Geist (zusätzlichen) Schmerz erzeugen kann.

    Es gilt m.E. also zum einen, Distanz zum Körper zu entwickeln und auf körperliche Schmerzen nicht mehr geistig mit Identifikation sowie Ablehnung/Widerstand zu reagieren, zum anderen aber, mit gesundem Menschenverstand, die aktuellen Möglichkeiten moderner Schmerztherapie/Palliativmedizin auszuschöpfen.


    Letzteres war dem Buddha in seiner Zeit leider verwehrt, er konnte sich nur durch den Aufenthalt in Vertiefungszuständen (Jhanas) zeitweilige Linderung der Körperschmerzen verschaffen, aber sein Geist blieb - den alten Texten zufolge - unbeeindruckt gleichmütig, was ein "Leiden" verhinderte. )



    --




    Allgemein zum Thema "andere Sichtweise" möchte ich hier noch einen Aufsatz des buddhistischen Autors Franz Johannes Litsch* anhängen

    (hoffe, es ist dir recht, lieber Igor? ), der damit einer anderen Sichtweise auf das Daseinsmerkmal "Dukkha", des Dharmalehrers Manfred Folkers, widerspricht:


    DAS ÜBERSCHREITEN ALLER KONZEPTE
    buddha
    www.buddha-netz.org


    *https://buddhismus-aktuell.de/autor/franz-johannes-litsch/




    Neue Interpretationen können bestenfalls zu mehr Klarheit, neuen Einsichten, besserem Verständnis führen, bergen jedoch immer auch das Risiko, Dinge zu verzerren/verfälschen, Zweifel und Verunsicherung bei denen zu erzeugen, die der alten Sichtweise vertrau(t)en und damit schlimmstenfalls Spaltungen zu bewirken.

    ich beziehe mich auf Autoren, die Theravāda-Tradition vertreten. Sie alle sind ausgewiesene Fachleute auf diesem Gebiet. Wie bereits betont, geht es nicht um meine eigene Sichtweise, sondern um eine alternative, andere Perspektive.

    Die Sichtweise "anerkannter" Fachleute in Ehren, aber diese muss nicht unbedingt näher an der Wahrheit liegen (und könnte sich ohnehin auch wieder wandeln) - vor allem, da sich die sogenannten Experten oftmals auch nicht einig sind, was mehr Verwirrung als Erhellung bei den "Laien" nach sich ziehen kann.


    Dieses Forum dient ja u.a. gerade auch dazu, sich über "eigene" Sichtweisen auszutauschen - jeder hier kann Lehrer und/oder Schüler sein...

    Woher willst du wissen, lieber Igor, dass deine Sichtweise für den Einen oder Anderen nicht u.U. (alltags)lebensnaher und daher hilfreicher ist, als die von gelehrten Mönchen?

    (Man kann selbstverständlich von beiden lernen, wenn man will und damit eigene Erfahrungen ergänzen, bzw.. besser verstehen..) ;)


    Mögen alle Wesen glücklich und zufrieden sein!



    Liebe Grüße, Anna _()_ :heart: :)

    "...Dieser edle achtfache Pfad aber ist der zur Aufhebung des Leidens führende Weg..." (AN.VI.63)


    "In dieser Stunde hörte Siddhartha auf, mit dem Schicksal zu kämpfen, hörte auf zu leiden. Auf seinem Gesicht blühte die Heiterkeit des Wissens, dem kein Wille mehr entgegensteht, das die Vollendung kennt, das einverstanden ist, mit dem Fluss des Geschehens, mit dem Strom des Lebens, voll Mitleid, voll Mitlust, dem Strömen hingegeben, der Einheit zugehörig." (H.Hesse)

    Einmal editiert, zuletzt von Anna Panna-Sati ()

  • An persönliche Nächste-Leben-Reifung glaube ich nicht, denn da bin ich nicht dabei.

    _()_

    Ob es eine nächste Existenz nach dem Tod gibt oder nicht, ist keine Frage des Glaubens, sondern eine Frage von Erkenntnis und logischer Argumentation.


    Ein Wissenschaftler stellt Hypothesen auf. Dabei geht es nicht um Glauben, denn er liefert Argumente, Begründungen für seine Hypothese.


    Genauso ist es bei dem Thema Wiedergeburt. Man kann in diesem Zusammenhang zwei Hypothesen aufstellen:

    • Es gibt Wiedergeburt, weil ...
    • Es gibt keine Wiedergeburt, weil ...

    Da muss man dann logische Argumente für die Hypothese liefern, die man vertritt.


    Ein Argument für die These, dass es Wiedergeburt gibt, ist: Weil der Tod die Wirkung der Geburt ist, wird er selbst als bewirktes Phänomen zur Ursache für neue Wirkungen. Der Tod bewirkt also etwas, das zeitlich nach ihm liegt. Und das ist die nächste Existenz.


    Diese Logik liegt den zwölf Gliedern des abhängigen Entstehens zugrunde, denn diese zwölf Glieder legen auf der Grundlage des abhängigen Entstehens einen Prozess dar, der über zwei Leben abläuft.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Anna Panna-Sati , nochmal:



    ich kann nur sagen, wie ich das Ganze sehe. Diesen Artikel habe ich schon früher gelesen – er ist wirklich super!

    Alle bedingt entstanden-en Phänomene sind vergänglich; alle khandha sind wechselseitig bedingt – und ebenfalls vergänglich.

    Das Problem liegt wahrscheinlich darin, dass wir versuchen, den buddhistischen Gedanken("Gut") mit wissenschaftlichem Denken zu vermengen. Aber der Buddhismus ist keine objektive, messbare Wissenschaft. Der Buddha war ein Mensch – und wenn ich das anerkenne, dann muss ich auch akzeptieren, dass er unter Schmerzen gelitten hat. Es wäre absurd zu behaupten, das sei anders gewesen.

    Durch sehr tiefe Versenkung konnte er den Prozess vielleicht verlangsamen – aber Sterben und Tod bleiben bestehen.

    Ich bin bei sehr vielen Theravāda-Lehrern auf einen Begriff gestoßen, den man im Deutschen wohl am ehesten mit innerer Nicht-Identifikation übersetzen kann. Nicht-Ich bedeutet nicht, dass man sich vom Schmerz befreit – dafür müsste ich zum Arzt gehen.

    Doch der Begriff dukkha wird oft missverstanden – viele glauben, dass der Buddhismus etwas heilen könne. Aber er kann keinen Krebs heilen, keine Tuberkulose, nichts Körperliches. Der Buddhismus spricht vielmehr die existentielle Dimension an: das, was "mich" angeblich ausmacht, ist letztlich nicht auffindbar.

    Aber der Körper bleibt dem Zerfall und dem Tod unterworfen – und das ist nicht meine Schuld. So ist das Leben.

    Deshalb klammern sich viele an die Wiedergeburt – aber das bleibt eine Hypothese, keine überprüfbare Wissenschaft. Wenn wir versuchen, objektive Wissenschaft mit einer Religion wie dem Buddhismus in einen Topf zu werfen, verlieren wir beides.

    Ich war mir im klaren darüber, dass dieser Faden starke Reaktionen auslösen würde – damit habe ich gerechnet.

    Nibbāna bedeutet nichts anderes als das Erlöschen von Gier, Hass und Verblendung – aber nicht ein ewiges Leben. Wer das sucht, landet eher beim Christentum.

    Ich klammere mich nicht an Illusionen. Wenn es mir sehr schlecht geht, gehe ich zum Facharzt. Aber ich lasse den Buddhismus in Ruhe, so wie er ist.

    So sehe ich es. Aber wie gesagt – jeder darf das anders sehen. _()_

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Ich bin und ich werde nicht wiedergeboren, das ist meine Tatsache, weil ich das so beschlossen habe. Wiedergeburtsglaube hat nicht nur mir geschadet. Warum? Ablehnung meines Lebens, Nichtakzeptanz des Erbes meiner Taten.

  • Lieber Helmut,

    ich glaube lediglich nicht an eine persönliche Wiedergeburt. Dieses Konstrukt aus zusammengesetzten Teilen enthält keine Seele, die im nächsten Leben ihre Taten erfährt ...

    Das hat der Buddha ausdrücklich verneint.


    Darüber wird hier seit Anbeginn des Forums diskutiert.


    Meinetwegen kann Jede/r glauben oder auch nicht, dass ein nächstes, vielleicht schöneres Leben auf ihn wartet.

    Es bleibt aber ein Glaube.


    Was Du dann anführst, ist ebenso nicht beweisbar.

    Beispiel: Ein Baum, der seine Samen abwirft, stirbt irgendwann, wird für andere Lebewesen zum Schutz, Dünger, Nahrung. Seine Samen leben u.U. weiter. Alles ist im Wandel.

    Das ist Naturgesetz und hat mit Wiedergeburt nix zu tun.

    _()_Monika

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Was Du dann anführst, ist ebenso nicht beweisbar.

    Beispiel: Ein Baum, der seine Samen abwirft, stirbt irgendwann, wird für andere Lebewesen zum Schutz, Dünger, Nahrung. Seine Samen leben u.U. weiter. Alles ist im Wandel.

    Das ist Naturgesetz und hat mit Wiedergeburt nix zu tun.

    Ich sehe es ganz genau, wie du, liebe Monika :


    Zitat

    Das Selbst ist kein Sein und kein Nichts, sondern endloser Wandel: „Mein eigentliches Wesen ist die Zeit selbst, nicht ein Etwas in der Zeit.“ (Jikme Lingpa)

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Ich glaube an das (ein) Weiterziehen. Wenn ich Lebewesen sterben sehe, etliche Menschen jede Woche, fühle ich, das sie weiter ziehen.

  • Ist das dein Entschluss oder bloss Tatsache?


    Na, MaKaZen, was besagt denn meine Antwort?


    Ein Glaube an etwas oder eben nicht ist kein Entschluß.

    Das ist ein ziemlich harte Antwort auf eine einfache Frage!

    Nichts muss, alles darf (:

  • Weil der Tod die Wirkung der Geburt ist, wird er selbst als bewirktes Phänomen zur Ursache für neue Wirkungen.

    Das ist erstmal auch nur eine These. Interpretiere ich die unpersönlich, dann ist sie wahr - fast schon tautologisch. Bezieht man sie auf eine Seele/Essenz fehlt die Evidenz.

  • Ein Wissenschaftler stellt Hypothesen auf. Dabei geht es nicht um Glauben, denn er liefert Argumente, Begründungen für seine Hypothese.

    Eine wisschenschaftliche Diskussion um Wiedergeburt muss wohl schon daran scheitern, dass die Begriffe nicht sauber und scharf definiert werden können. Für den Begriff Wiedergeburt haben kaum zwei Wissenschaftler eine exakt übereinstimmende Definition.

  • Der Buddha war ein Mensch – und wenn ich das anerkenne, dann muss ich auch akzeptieren, dass er unter Schmerzen gelitten hat

    Dennoch ist es faszinierend, dass unterschiedliche Menschen zeit ihres Lebens höchst unterschiedlich unter den verschiedenen Formen von (körperlichen, psychischen, sozialen) Schmerzen leiden, manche sehr stark über lange Zeiträume, manche nur sehr kurz und vergleichsweise schwach.


    Für mich stellt sich die Frage, ist das reiner Zufall oder haben wir es als Menschen zu einem gewissen Grade "in der Hand", wie schmerzvoll unser Leben ist.


    Wobei wir wieder bei der emotional höchst aufgeladenen und gefährlichen Frage sind, ob und inwieweit jeder "seines Glückes Schmied" ist. Allein diese Frage bewirkt bei vielen Menschen ein Aufgehen des Messers in ihrer Tasche oder einen Griff an ihre virtuelle Kalaschnikow ...


    Was mich betrifft, ich habe die Frage für mich noch nicht abschliessend beantwortet ...


    :?

  • Für mich stellt sich die Frage, ist das reiner Zufall oder haben wir es als Menschen zu einem gewissen Grade "in der Hand", wie schmerzvoll unser Leben ist.


    Wobei wir wieder bei der emotional höchst aufgeladenen und gefährlichen Frage sind, ob und inwieweit jeder "seines Glückes Schmied" ist. Allein diese Frage bewirkt bei vielen Menschen ein Aufgehen des Messers in ihrer Tasche oder einen Griff an ihre virtuelle Kalaschnikow ...

    Na ja, das ist genau mein Thema hier. Je mehr wir uns mit unserem Körper, unserer Frau oder unserem Job identifizieren, desto schmerzhafter ist es, all das zu verlieren – und es lässt sich doch nicht vermeiden. Leid-er.


    Wenn jemand sagt, dass die sogenannte Wiedergeburt tausendfach am Tag geschieht – aber nicht im „Leben danach“ –, dann greifen viele gleich zu den Waffen. Denn sie wollen ihre Illusionen behalten.


    Wer ihnen diese Illusionen nimmt, den wollen sie erschießen. Besser sofort.


    Es wundert mich nicht mehr.



    Zitat

    1. “Wiedergeburt” bedeutet keineswegs - wie oft geglaubt wird - das physische Geborenwerden aus dem


    Leib eines Mutterwesens, sondern:


    “Wiedergeburt” in der Erklärung des Buddha ist das wiederholte Auftauchen der illusionären


    Vorstellung, es existiere ein “Ich” oder “Mein”, ein “Ich bin - ich bleibe - ich werde”.


    Ich habe doch von Anfang an diese Seite verlinkt, oder?

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

    Einmal editiert, zuletzt von Igor07 () aus folgendem Grund: Editiert

  • Für mich stellt sich die Frage, ist das reiner Zufall oder haben wir es als Menschen zu einem gewissen Grade "in der Hand", wie schmerzvoll unser Leben ist.

    Die eigene Entscheidung und das nach ihr handeln erzeugt erst das eigene Glück, Unglück.

    Kann man bei Kindern genau betrachten. Die Entscheidung „Das mag ich, das mag ich nicht“ bringt die Schmiede in Gang.

    Jede gehandelte Entscheidung ist das Schmieden des eigenen Glückes oder eben Leides.

    Wir sind immer Erben der Ergebnisse unserer Taten, wobei es gleich ist, ob wir bewusst gewollt oder unwissend handeln.

    Erst nach der Handlung können wir eine Tat anhand des Ergebnisses beurteilen. Niemals vor oder während der Tat. Das trifft auch dann zu, wenn wir den Folgen der Taten anderer ausgeliefert sind. Erst nachher können wir entscheiden, ob wir darunter leiden oder es als einfaches Geschehen annehmen.

  • Ein Wissenschaftler stellt Hypothesen auf. Dabei geht es nicht um Glauben, denn er liefert Argumente, Begründungen für seine Hypothese.

    Eine wisschenschaftliche Diskussion um Wiedergeburt muss wohl schon daran scheitern, dass die Begriffe nicht sauber und scharf definiert werden können. Für den Begriff Wiedergeburt haben kaum zwei Wissenschaftler eine exakt übereinstimmende Definition.

    In meinem Beitrag #52 ging es nicht darum wie Wissenschaftler über Wiedergeburt debattieren. Sie tun es nicht, weil sie das Instrumentarium dazu gar nicht haben.


    Ich habe lediglich gesagt, so wie Wissenschaftler in ihrem Fachbereich Hypothesen aufstellen, so können wir diese Methode auch im Kontext des Buddha-Dharma bezüglich der Wiedergeburt machen. Es geht darum, ob man logisch begründete Hypothesen dafür aufstellen kann, dass es Wiedergeburt gibt? Ein Beispiel einer logischen Begründung habe ich genannt. Die Frage ist, ist diese Begründung widerlegbar oder nicht.


    Wissenschaftler werden keine Definition von Wiedergeburt liefern. Da müssen wir schon in Buddhas Lehrreden schauen; zum Beispiel in die Lehrreden von den zwölf Gliedern des abhängigen Entstehens (SN 12.1ff). Da hat der Buddha keine Definition in unserem heutigen Sinne gegeben, sondern einen Prozess beschrieben, der darlegt, dass es nach dem Ende dieses Lebens eine neue Existenz gibt. Der Faktor Werden (10. Glied) ist der letzte Moment des gegenwärtigen Lebens und der Faktor Geburt (11.Glied) ist der erste Moment des nächsten Lebens.


    Jetzt kann man natürlich glauben, dass dies so ist, weil es der Buddha so gelehrt hat. Aber der Buddha hat uns immer wieder ermahnt, seine Lehre zu prüfen.


    Die Frage ist also: kann man logisch widerspruchsfrei erklären, dass zwischen dem Faktor des Werdens und dem Faktor der Geburt eine kausale Ursache-Wirkungs-Beziehung besteht?

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Lieber Helmut,

    ich glaube lediglich nicht an eine persönliche Wiedergeburt. Dieses Konstrukt aus zusammengesetzten Teilen enthält keine Seele, die im nächsten Leben ihre Taten erfährt ...

    Das hat der Buddha ausdrücklich verneint.

    Natürlich hat der Buddha eine uns innewohnende Seele (atman) verneint. Das habe ich überhaupt nicht in Frage gestellt. Der Buddha hat Wiedergeburt in vielen Lehrreden gelehrt, er hat aber nicht gesagt, dass dies bedeutet, dass die Person dieses Lebens einfach in ein nächstes Leben hinüber geht.


    Er hat Wiedergeburt verbunden mit unserem wandelbaren zusammengesetzten Bewusstseinskontinuum, in dem die Prägungen unserer Handlungen gespeichert werden.


    Was Du dann anführst, ist ebenso nicht beweisbar.

    Beispiel: Ein Baum, der seine Samen abwirft, stirbt irgendwann, wird für andere Lebewesen zum Schutz, Dünger, Nahrung. Seine Samen leben u.U. weiter. Alles ist im Wandel.

    Das ist Naturgesetz und hat mit Wiedergeburt nix zu tun.

    _()_Monika

    Ich habe auch nicht von Beweisen gesprochen, sondern von der Hypothese, dass es Wiedergeburt gibt und ein Argument, mit dem man diese Hypothese begründen kann, genannt.

    Hypothesen muss man noch beweisen, solange man sie noch nicht beweisen kann, kann man nur überprüfen, ob die Begründungen widerspruchsfrei sind. Sind die Begründungen widerlegbar, kann man die Hypothese vergessen. Kann man sie nicht widerlegen, ist sie eine ernstzunehmende begründete Annahme.


    Was dein Beispiel mit dem Baum angeht, so zeigt es die Kontinuität auf der materiellen Ebene auf. Und die besteht, weil alles abhängig besteht. Da alles abhängig besteht, gibt es auf der geistigen Ebene ebenfalls eine Kontinuität. Deshalb ist unserer Bewusstseinskontinuum etwas, dass nicht abbricht, sondern weitergeht und deshalb geht es nach dem Tod weiter.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Zur anderen Sichtweise wollte ich etwas ausführlicher auf den Begriff „Wiedergeburt“ eingehen.

    Angenommen, ich gehe mit meiner Frau in der Nacht durch eine Straße. Wenn sie von irgendwelchem Abschaum angegriffen würde und ich an die Wand gedrückt wäre, müsste ich zusehen, wie sie – von vielen, die sich als ob Menschen nennen – vergewaltigt wird.

    Sollte ich in so einer Situation keine Gewalt anwenden, nur weil ich im nächsten Leben dafür „büßen“ müsste? Das wäre doch völlig absurd.

    Ich bin in einem solchen Fall sogar verpflichtet, Gewalt anzuwenden.

    Wenn ich den Begriff „Wiedergeburt“ – so wie Nibbāna als das Ende von bhava – wörtlich verstehe, dann hieße das, dass ich einfach nicht mehr geboren werden sollte. Auch das erscheint mir völlig absurd.

    Denn das Leben geht weiter, nur ohne Anklammern oder Anhaften an „Ich“ und „Mein“.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Über das Thema "Buddhismus und Selbstverteitigung" habe ich oft (leider ohne End"erkenntnis") nachgedacht. Als ehemaliger Türsteher in drogenüberschwemmter Discothek.

    Was mir bleibt, ist der von GM Kernspecht empfohlene, angeratene, (angemahnte?) "Zorn des Gerechten".

    Den lebe ich öfters mal aus. Hat Leben (Gesundheit) gerettet, aber auch Selbstvorwürfe (man muss sich selbst verzeihen können) erzeugt.

  • Igor07 Ich glaube das Beispiel gefällt mir nicht aber nun hast du es vorgestellt und vielleicht ist es doch nützlich.


    Der Pali Kanon vermeidet ja meist metaphysische und physikalische Aussagen. Kosmologische Erklärungen sind eher Fußnoten. Fokus liegt auf dem Leiden und dessen Ursachen. Es ist eine antike Psychologie oder eine psycho-Philosphie.


    Du beschreibst eine Situation die aufgrund ihrer Gewalt äußerst leidhaft ist. Schmerz, Kontrollverlust, Mitleid, überwältigt sein, Verletzung, Greuel.


    Was wäre innerhalb des buddhistischen Lehrgerüsts nun eine adäquate Reaktion? Und was hat es mit Karma zu tun?


    Karma wird gerne - ich vermute es ist ein Reflex im Westen - mit der newtonschen Physik verglichen, Actio=reactio. Dieser Vergleich ist aber glaube ich ein kategoriefehler, denn im Buddhismus bezieht sich Karma weder auf Physik (in dieser Kategorie argumentier Newton) noch um Metaphysik. Es geht um das, was sich in unserem innersten abspielt.


    Es geht also darum: wie gehen wir nach der Gräueltat damit um? Wie reagiert unser Geist während dessen? Und in diesem Rahmen wird Karma relevant. Denn unsere geistigen Gebilde sind kausalketten unterworfen. Auf zahlreichen möglichen Pfaden ist ein Gedanke oder eine Emotion Ausgangsbasis für einen anderen Gedanken oder eine Emotion. So kann Wut zu Hass führen, Wut auf eine Person zur Wut auf die Menschengruppe „abschaum“ führen. Dann programmieren wir direkt einen Auslöser um negative Emotionen wieder hervorzuholen und immer wieder zu verstärken. Oder wir landen in Gedankenspiralen. Sehr schön beschrieben hat das Paul Watzlawick beschrieben in seiner „Geschichte mit dem Hammer“.


    Wer schlechte Karma sät wird schlechtes Karma ernten ist also nur insofern an die physische Welt geknüpft als dass wir diese über die Sinne (ggf. verzerrt auf jeden Fall aus einer einzelnen Perspektive) wahrnehmen.


    Das ist ein Unterschied zur Karma Interpretation der Jains, die starten mit einem metaphysischen/ kosmologischen Modell und in der Konsequenz,tragen einige Asketen sogar einen Mundschutz, damit sie keine fliegen einatmen und somit um negatives Karma aus der physischen Handlung zu vermeiden.


    Wenn man also dein Fallbeispiel betrachtet in seiner Relation zum achtfachen Pfad und deiner Handlung in diesem Moment so rüstet und das dharma mit Rüstzeug aus um zu verhindern dass aus den Handlungen Leid entsteht. Und zwar egal wie du dich in dem Moment entschieden hast, ob du „Feigling“ warst oder „Retter“ ob du die Täter angegriffen hast oder nicht. Und ich würde auch behaupten es macht einen unterschied ob die Handlungen in diesem Moment sich aus Hass speisen oder aus dem Wunsch einen geliebten Menschen zu verteidigen. Die geschilderte Situation ist natürlich in gewisser Weise singulär.


    „Ich nehme Abstand Lebewesen zu töten“ als Sila-Gelöbnis hilft natürlich auch dabei dass man weniger Schuldgefühle hegen muss, hilft also den Geist zu beruhigen und bestimmte reaktive Ketten von Geistesphänomenen (wofür im Pali auch der Begriff Dharma verwendet wird) garnicht erst entstehen zu lassen.


    In der physischen Kategorie - die der Buddhismus garnicht direkt bespricht - haben wir Beispiele für sich selbst aufrecht erhaltene Reaktionsketten, eine exotherme Reaktion: Feuer.


    Insofern ist es naheliegend dass vom erlöschen gesprochen wird — Nibbana. Und was ist mit der Wiedergeburt? Dem wieder-werden? Bhava. Es ist das Fort-lodern im samsara.


    Am Ende kann man aus der persönlichen Betrachtung noch einen Schritt weiter gehen und feststellen dass über Sprache und Interaktion karmaketten garnicht auf eine Person beschränkt sind sondern nicht halt machen, andere Personen „anstecken“.


    Wer als Kind Gewalt erlebt hat, ist in Gefahr diese Gewalt an die eigenen Kinder weiter zu geben, wer mit Hass konfrontiert wird ist in Gefahr selbst zu hassen.


    Insofern bietet der Buddhismus für die geschilderte Ausnahmesituation einige Mittel an um das Leid zu mildern, durch Verständnis, Anteil und Rücksichtsname, durch Übung der Brahmavihara und Vermeidung von Geistesgiften.


    Da das Leben in der Gesellschaft nie frei ist von ambiguitäten und solchen Ausnahmesituationen offeriert der theravada Buddhismus den Weg der Bikkhus.


    Deine Ausnahmesituation ist nur ein Beispiel warum vollständiges erwachen im Alltagstrubel schwierig ist.

  • pano. Angenommen, Russland würde Deutschland angreifen und es wirklich tun.


    Wie sollte sich der Mensch da verhalten? Über Karma nachdenken oder die eigene Familie verteidigen?


    Da spiele ich nicht mit. Egal, wer ich bin – ich habe da keine andere Option.


    Na ja, ich denke, da würde ich diese ganzen Begriffe sofort vergessen, sorry.


    Das Leben an sich ist eine Ausnahmesituation. Heute lebe ich, im nächsten Augenblick kann ich mausetot sein.


    Wie sollte ich bitte das ‚vollständige Erwachen‘ verstehen?


    Ich zitiere diese Seite noch einmal:


    Zitat

    Ajahn Buddhadasa sagt:

    Nibbana ist ein natürlicher Zustand, der jedem Menschen innewohnt.”


    Und Wiedergeburt passiert tausendmal pro Tag.


    Es gibt kein endgültiges Erwachen.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

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  • pano. Angenommen, Russland würde Deutschland angreifen und es wirklich tun.


    Wie sollte sich der Mensch da verhalten? Über Karma nachdenken oder die eigene Familie verteidigen

    Ich frage mich ob du meinen Text gelesen hast? Wie du dich in einem solchen Fall verhältst, diese Entscheidung nimmt dir niemand ab.

  • pano. Angenommen, Russland würde Deutschland angreifen und es wirklich tun.


    Wie sollte sich der Mensch da verhalten? Über Karma nachdenken oder die eigene Familie verteidigen

    Ich frage mich ob du meinen Text gelesen hast? Wie du dich in einem solchen Fall verhältst, diese Entscheidung nimmt dir niemand ab.

    Ja, sicher.


    Sieh hier:













    Hue32 , es ist ein Missverständnis, dass im Mittelpunkt buddhistischer Ethik Gewaltlosigkeit stehe. Dieses Prinzip erstreckt sich auch nicht auf Tiere und Insekten. Das findest du bei den Jains.


    Im Gegenteil kennt der Mahayana eine ganze Reihe von Rechtfertigungen für Gewalt. Selbst das Theravada kennt kein striktes Tötungsverbot. Hier ist es Mönchen durchaus erlaubt, Fleisch zu essen.


    Die Geschichte des Buddhismus ist auch eine Geschichte der Gewalt, wie bei anderen Religionen - nur vielleicht nicht ganz so schlimm.


    Und auch der Dalai Lama befürwortet unter bestimmten Bedingungen Gewalt, wie es im Mahayana halt üblich ist: Wenn ein Bösewicht droht, andere zu töten, ist ein Bodhisattva aufgerufen, diesen vor schlechtem Karma zu bewahren. Dieses schlechte Karma nimmt der Bodhisattva auf sich indem er den Bösewicht tötet.




    Oder Hier:


    Zitat

    Im alten Königreich Sri Lanka war es den Mönchen strikt verboten, Gewalt auszuüben und zu töten. Den Königen jedoch, die als Bodhisattvas galten und deren Aufgabe es war, Dhamma und Sangha zu schützen, war die Ausübung von Gewalt und Kriegführung nicht nur erlaubt, sondern geradezu geboten. Dem folgten später auch die theravāda-buddhistischen Königreiche Südostasiens. Einige Herrscher hatten keine Skrupel, sich gegenseitig verheerende Kriege zu liefern und dabei auch wertvolle Buddhastatuen und Texte zu erbeuten. Das schlechte Karma, das sie sich damit schufen, versuchten sie durch den Bau von Stupas, die Stiftung von Klöstern und den Unterhalt von Mönchen wiedergutzumachen. Auf den Pāli-Kanon konnten sie sich dabei allerdings an keiner Stelle berufen. Noch fataler war darum die Rechtfertigung von Töten und Gewalt in späteren Mahāyāna-Texten. Dort sind Bodhisat tvas „bereit“, das schlechte Karma des Tötens auf sich zu nehmen, um den Täter vor schlimmen Höllenstrafen zu bewahren; solches Töten wird gar als „Befreien“ bezeichnet. Da das Motiv lauter sei, würden im Gegenteil große Verdienste erworben.(9) Sogar das Töten von Irrlehrern wird gerechtfertigt, weil jene großen geistigen Schaden verursachten. Im Mahāparinirvana-Sūtra, einem zentralen indischen Mahāyāna-Text, der viele Jahrhunderte nach Buddhas Tod dessen Lebensende beschreibt, wird von dem Erwachten behauptet, er habe in einem früheren Leben als König einen Brahmanen getötet, um ihn vor dem schlechten Karma zu retten, das der Brahmane auf sich lud, indem er den Mahāyāna schmähte. Das für die Yogācāra-Schule bedeutende Bodhisattva-Bhūmi vertritt dieselbe Auffassung. Ein Bodhisattva, der sehe, wie sich jemand durch sein Handeln selber schwere karmische Folgen schaffe, habe das Recht, den Übeltäter zu töten, um ihn vor den Folgen zu bewahren.(10) Asanga, der Begründer der für Tibet zentral gewordenen Yogācāra-Schule, erklärt in seinem Kommentartext Bodhisattvabhūmi-Shāstra, dass ein Bodhisattva töten dürfe und sogar müsse, wenn ein Mensch im Begriff sei, ein fühlendes Wesen zu verletzen. Dies sei ein mitleidiger Akt und schaffe kein schlechtes Karma. Das waren keine rein abstrakten und folgenlosen Überlegungen. Überliefert ist das Beispiel jenes tibetischen Mönchs, der 842 König Langdarma tötete, um ihn von weiteren Gewalt maßnahmen gegen Dharma und Sangha abzuhalten.(11) Als Gewalt legitimierende Begründung wird auch auf die Lehre von der Leerheit (sūn yatā) Bezug genommen: Niemand sterbe letztlich wirklich, da die sinnlich wahrnehmbare Welt ohnehin nur eine Fiktion sei.



    Der BODHISATTVA in den buddhistischen Traditionen



    Auf den Nenner gebracht: Diese ganzen Begriffe kann man hin und her drehen, wie Michael Zimmermann provokativ ausdrückt – es gibt gar keinen Buddhismus per se.

    Darum geht es mir hier.

    Anders zu denken.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

    Einmal editiert, zuletzt von Igor07 () aus folgendem Grund: editiert

  • Es geht also darum: wie gehen wir nach der Gräueltat damit um? Wie reagiert unser Geist während dessen? Und in diesem Rahmen wird Karma relevant. Denn unsere geistigen Gebilde sind kausalketten unterworfen. Auf zahlreichen möglichen Pfaden ist ein Gedanke oder eine Emotion Ausgangsbasis für einen anderen Gedanken oder eine Emotion. So kann Wut zu Hass führen, Wut auf eine Person zur Wut auf die Menschengruppe „abschaum“ führen. Dann programmieren wir direkt einen Auslöser um negative Emotionen wieder hervorzuholen und immer wieder zu verstärken. Oder wir landen in Gedankenspiralen. Sehr schön beschrieben hat das Paul Watzlawick beschrieben in seiner „Geschichte mit dem Hammer“.

    Das sollte ich bestimmt wissen, pano .


    Aber ich wollte es noch einmal hervorheben: Wer Gewalt absichtlich und bewusst ausübt, kann für mich nicht als ein „leidendes Wesen“ im Samsara betrachtet werden.

    Das sollte ich klar und schnell handeln.

    In einem anderen Thread habe ich das auch schon gepostet, daher noch einmal:


    Zitat

    Wenn Gerechtigkeit bedeutet, andere daran zu hindern, noch mehr Schaden anzurichten, macht das sehr viel Sinn. Aus buddhistischer Sicht leiden diejenigen, die großen Schaden angerichtet haben, und haben wenig Kontrolle über ihren Geist und ihre Gefühle. Daher könnten sie auch anderen schaden. Wir müssen sie daran hindern, dies zu tun, sowohl um ihrer selbst willen als auch um der potenziellen Opfer willen. Diese Leute erzeugen ein enormes Negativ Karma wenn sie anderen schaden und in zukünftigen Leben stark leiden werden. Wir haben also Mitgefühl mit den Menschen auf beiden Seiten: mit den Tätern und mit den Opfern des Terrorismus. Mit Mitgefühl müssen wir die Menschen fassen, die den Terror verübt haben, und sie einsperren. Wir tun dies nicht, weil wir sie bestrafen oder leiden lassen wollen, sondern weil wir sie vor ihren eigenen schädlichen Einstellungen und Handlungen schützen wollen, die sich selbst und anderen schaden.


    Frieden und Gerechtigkeit nach dem 11. September

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Es geht also darum: wie gehen wir nach der Gräueltat damit um? Wie reagiert unser Geist während dessen? Und in diesem Rahmen wird Karma relevant. Denn unsere geistigen Gebilde sind kausalketten unterworfen. Auf zahlreichen möglichen Pfaden ist ein Gedanke oder eine Emotion Ausgangsbasis für einen anderen Gedanken oder eine Emotion. So kann Wut zu Hass führen, Wut auf eine Person zur Wut auf die Menschengruppe „abschaum“ führen. Dann programmieren wir direkt einen Auslöser um negative Emotionen wieder hervorzuholen und immer wieder zu verstärken. Oder wir landen in Gedankenspiralen. Sehr schön beschrieben hat das Paul Watzlawick beschrieben in seiner „Geschichte mit dem Hammer“.


    Wer schlechte Karma sät wird schlechtes Karma ernten ist also nur insofern an die physische Welt geknüpft als dass wir diese über die Sinne (ggf. verzerrt auf jeden Fall aus einer einzelnen Perspektive) wahrnehmen.


    Das stimmt wohl, aber diese Situation, wie ich sie mir ausgedacht habe, kann real passieren.

    Und wie ich damit umgehe, ist meine eigene Entscheidung.

    Denn ich kann ohne Hass und Wut a-gieren, aber nicht blind( durch Kilesa) re-agieren. Folglich könnte es mir besser gelingen, meine Frau zu schützen – oder, wenn das nicht möglich ist, später besser mit dem Trauma umzugehen.

    Denn, wie gesagt, es gibt niemals „meine Frau“, so wie es auch nicht „meinen Körper“ oder „meinen Tod“ gibt.

    Darum geht es immer wieder. Man muss nur aufmerksam lesen. LG.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Und ich würde auch behaupten es macht einen unterschied ob die Handlungen in diesem Moment sich aus Hass speisen oder aus dem Wunsch einen geliebten Menschen zu verteidigen.

    Da kann ich dir nur zustimmen, die karmische Wirkung bei - mitfühlender - Verteidigung dürfte eine neutrale (oder vielleicht sogar heilsame) sein, im Gegensatz zu ausgelebtem Hass, der sich womöglich schon länger im Geist "angestaut" hat(te)...

    Wenn sie von irgendwelchem Abschaum angegriffen würde

    Entschuldige bitte, lieber Igor, das sind Gedanken, die im Geist Hass erzeugen (und die Titulierung/Wortwahl zeigt, dass du diese Menschen wegen ihres Verhaltens verachtest)....


    Natürlich ist das irgendwie verständlich, aber, wenn du schon a priori, allein durch die Vorstellung eines solchen Szenarios (das sich hoffentlich NIE ereignen wird!), Hassgedanken aufbaust,

    stände zu befürchten, dass du in der tatsächlichen Akut-Situation - aus dieser Voreingenommenheit (unterschwelliger Ablehnung und Hass) heraus - negativ beeinflusst, denken, reden und handeln würdest, was zu unnötiger Eskalation führen könnte.


    Beispiel:

    Spazierst du mit deiner Frau spätabends durch die Stadt und euch begegnet eine Gruppe junger Männer, wirst du womöglich - von diesen (Angst/Hass-) Gedanken vereinnahmt - Unsicherheit ausstrahlen, welche unter Umständen erst die Aufmerksamkeit der Männer auf euch zieht und sie auf "Ideen" bringt...(besonders, wenn sie durch Alkohol/Drogen "enthemmt" sind).


    Wiedergeburt - hin oder her - das wäre nicht gut für dich.

    Aber ich wollte es noch einmal hervorheben: Wer Gewalt absichtlich und bewusst ausübt, kann für mich nicht als ein „leidendes Wesen“ im Samsara betrachtet werden.

    Ob du es so betrachten kannst oder nicht, spielt letztlich nur eine Rolle für dein inneres Wohlbefinden, das durch Ablehnung/Hass/Angst negativ beeinträchtigt wird.... :shrug:

    Im Modus der "himmlischen Verweilstätten" (Brahmaviharas/ Unermesslichen)) verweilt es sich mit Sicherheit glücklicher.


    Aber das ist deine Entscheidung...

    Und wie ich damit umgehe, ist meine eigene Entscheidung.


    Denn, wie gesagt, es gibt niemals „meine Frau“, so wie es auch nicht „meinen Körper“ oder „meinen Tod“ gibt.

    Darum geht es immer wieder.

    Genau, das besagt die Wahrheit "im höchsten Sinne".

    Konsequenterweise müsste man dann allerdings auch erkennen, dass es so etwas wie "meine eigene" Entscheidung nicht gibt.

    Sie ist nur bedingt entstanden.... :shrug:



    Liebe Grüße, Anna _()_ :heart: :)

    "...Dieser edle achtfache Pfad aber ist der zur Aufhebung des Leidens führende Weg..." (AN.VI.63)


    "In dieser Stunde hörte Siddhartha auf, mit dem Schicksal zu kämpfen, hörte auf zu leiden. Auf seinem Gesicht blühte die Heiterkeit des Wissens, dem kein Wille mehr entgegensteht, das die Vollendung kennt, das einverstanden ist, mit dem Fluss des Geschehens, mit dem Strom des Lebens, voll Mitleid, voll Mitlust, dem Strömen hingegeben, der Einheit zugehörig." (H.Hesse)

  • Genau, das besagt die Wahrheit "im höchsten Sinne".

    Anna Panna-Sati .


    Es gibt das nicht – darüber hatte ich sehr lange eine Diskussion mit Metta.

    Hast du den ganzen Text gelesen? :?: -beide? - :?:

    Die Dinge sind so, wie sie sind. Es geht um Konventionen.

    Wenn jemand Kinder missbraucht oder Frauen vergewaltigt, dann sollte er frühzeitig gestoppt werden – egal, wie er heißt. Solche Wesen sind keine Engelchen mit Flügelchen.

    Ich habe gebeten, nicht mit Mahāyāna-Begriffen über die „zwei Wahrheiten“ zu argumentieren.

    Im Theravāda gibt es das so nicht.

    Und das ist eine Folge sowohl der Drei-Leben-Theorie als auch der sogenannten „Flux“-Theorie. LG.


    P.S.


    Wenn Nyanatiloka Jāti als Wiedergeburt übersetzt und dabei von der Wahrheit im höchsten Sinne spricht, dann widerspricht er sich selbst mit dieser Drei-Leben-Theorie.

    Denn bedingtes Entstehen geschieht im Jetzt, während ich dies schreibe. Ich – wie auch der Buddha – bin vergänglich, also sterben wir beide. Der Körper ist bedingt entstanden, und das sollte logisch sein.

    Der Buddha hatte anattā verwirklicht bzw. realisiert, deshalb hatte er keine Angst mehr vor dem Tod. Ich aber nicht. Das kann jeder verstehen, scheint mir.


    Nochmal Anālayo:


    Zitat

    Laut der Ariyapariyesanā-Sutta (MN 26; Anālayo 2013: 109f und 2017c: 8ff) motivierten zusammen mit den Erscheinungen des Leidens, wie Alter und Krankheit, auch die Tatsache des Todes den zukünftigen Buddha, seine Suche nach Erwachen zu beginnen. Nachdem er erfolgreich das Erwachen erlangt hatte, verkündete der Buddha, dass er die Unsterblichkeit verwirklicht habe. Dies war keine Form des ewigen Lebens, da sein Körper weiterhin dem Sterben unterlag. Er verspürte einfach keine Unruhe mehr angesichts des Todes. Mit anderen Worten: Nach früher buddhistischer Lehre kann die Freiheit vom Tod bereits im Leben verwirklicht werden.



    LETZT!, nicht woanders.


    Es tut mir leid, wenn sich so viele Menschen an religiöse Dogmen klammern, um sich selbst zu beruhigen. Ich bin jedoch kein Junkie, der geistiges Opium braucht (Karl Marx).


    Wenn jemand vor meinen eigenen Augen meine Frau vergewaltigt – und so etwas passiert irgendwo real – sollen diese Täter etwa „Engel“ sein? :shrug:


    Dann waren die Kinder die „Zeugen“, und am Ende werden sowohl die Frau als auch der Ehemann meist umgebracht.


    Und die „leidenden Wesen“ – sprich: die Mörder – leben brav weiter.


    Anna Panna-Sati

    So etwas sollte niemals passieren, ganz egal, wie ich diese Leute be-nenne. Punkt.


    Die Moderation kann alles löschen, aber nicht die Wahrheit.


    Anna Panna-Sati "es so etwas wie "meine eigene" Entscheidung nicht gibt."--


    Wenn man über die Drei-Leben-Theorie spricht, dann gibt es keine eigene Entscheidung. Man kann ruhig auf das nächste Leben warten, denn alles ist wie vorbestimmt. Stimmt! ( ironie)


    PLUS:


    Dharma heilt keine psychischen oder somatischen Krankheiten, das steht sogar bei den beiden Autoren.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

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