was ist die vorherrschende Meinung zum Thema Wiedergeburt.

  • Nach Buddhadasa Bhikkhu entsteht jedes Mal ein „Ich“, sobald ich mich mit den Khandha -s identifiziere. In diesem Moment durchlaufe ich die Kette der bedingten Entstehung und erfahre gleichsam eine „Wiedergeburt“

    Das ist nicht korrekt. Die KETTE des bedingten Entstehens ist kein Seil, sie besteht aus Kettengliedern. Wenn ich mich mit etwas identifiziere, lande ich auf einem Kettenglied und von da aus auf dem nächsten, entweder über oder unter dem besetzten Kettenglied. Ich kann, wenn ich der Lehre folge, immer frei entscheiden, ob ich das nächste Teil annehme oder eben nicht. Die Leidensentwicklung verlassen, weil ich das Jetzt hier sein erkenne.

    Diese Kette besteht zwar aus einzelnen Gliedern, doch jedes davon ist wie ein metaphorischer Knoten, der am Ende nicht auffindbar ist. Denn es gibt kein „Ding“ an sich, sondern alles ist durch das jeweils andere Glied be-ding-t. Begriffe wie „Seil“ oder auch „Verkettung“ lassen sich daher nur als Hinweise benutzen, um die ganze Dynamik nachzuvollziehen – aber nicht mehr.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Nach Buddhadasa Bhikkhu entsteht jedes Mal ein „Ich“, sobald ich mich mit den Khandha -s identifiziere. In diesem Moment durchlaufe ich die Kette der bedingten Entstehung und erfahre gleichsam eine „Wiedergeburt“

    Das ist nicht korrekt. Die KETTE des bedingten Entstehens ist kein Seil, sie besteht aus Kettengliedern. Wenn ich mich mit etwas identifiziere, lande ich auf einem Kettenglied und von da aus auf dem nächsten, entweder über oder unter dem besetzten Kettenglied. Ich kann, wenn ich der Lehre folge, immer frei entscheiden, ob ich das nächste Teil annehme oder eben nicht. Die Leidensentwicklung verlassen, weil ich das Jetzt hier sein erkenne.

    Diese Kette besteht zwar aus einzelnen Gliedern, doch jedes davon ist wie ein metaphorischer Knoten, der am Ende nicht auffindbar ist. Denn es gibt kein „Ding“ an sich, sondern alles ist durch das jeweils andere Glied be-ding-t. Begriffe wie „Seil“ oder auch „Verkettung“ lassen sich daher nur als Hinweise benutzen, um die ganze Dynamik nachzuvollziehen – aber nicht mehr.

    Das ist meine Kritik an unreflektiertem Erkennen der Realität, dass Dinge sowohl verbunden als auch Einzelteile sind. Das Identifizieren mit entweder Verbundenheit oder Einzelheit ist das Anhaften an einem Extrem und widerspricht der Lebenserfahrung von einem Fließen des Stroms, der aus Wassertropfen besteht. Die Dynamik des Stroms kann nur erkannt werden, wenn die wechselseitige Abhängigkeit der Wassertropfen einbezogen wird.

    Es gibt kein Ding? Wenn ein Löwe dich angreift und du die Augen zumachst, verschwindet der Löwe, aber mit Sicherheit wirst du nie wieder einen so irrealen Gedanken haben. Genau, denn dann gibt es kein Ding mehr.

  • Wenn ein Löwe dich angreift und du die Augen zumachst, verschwindet der Löwe, aber mit Sicherheit wirst du nie wieder einen so irrealen Gedanken haben. Genau, denn dann gibt es kein Ding mehr.

    Der Löwe ist real, aber wenn ich deswegen Angst bekomme und mich mit dieser Angst identifiziere, dann entsteht Leiden als Folge. Das ist nicht schwer zu verstehen.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Nach Buddhadasa Bhikkhu entsteht jedes Mal ein „Ich“, sobald ich mich mit den Khandha -s identifiziere. In diesem Moment durchlaufe ich die Kette der bedingten Entstehung und erfahre gleichsam eine „Wiedergeburt“ – tausendmal am Tag.

    Daraus kann man ableiten, dass Tiere dieses Problem nicht haben. Sie teilen den Tod mit uns, aber nicht die Identifikation mit khanda.


    Zitat

    Der Löwe ist real, aber wenn ich deswegen Angst bekomme und mich mit dieser Angst identifiziere, dann entsteht Leiden als Folge.

    Zunächst entsteht wohl ein Fluchtreflex. Wenn nicht, erwächst das Leiden aus dem Löwenbiss. Es entsteht also auch ohne jegliche Identifikation.

    "Ein Mönch, der Fragen stellt und sich unsicher ist, wie er den Geist eines anderen einschätzen mag, soll einen 'Buddha' genau untersuchen, um festzustellen, ob dieser tatsächlich erwacht ist." (Vivamsaka Sutta)

    Einmal editiert, zuletzt von Bebop ()

  • Ich gehe davon aus, dass ein "karmischer Nachfolger" nach dem Tod meines Körpers das fortsetzt, was ich meinen Charakter nenne ("Achte auf Deine Gedanken, denn sie werden ... Dein Charakter und Dein Schicksal), und diesem Nachfolger möchte ich das Leben nicht allzu schwer machen.

    So sehe ich es auch. Ich sehe es auch so wie, dass man wieder wird, aber nicht, dass man sich erinnert. Aber ich weiß es nicht, ob dies möglich ist. Werdekräfte führen dazu, dass man wieder in den Geburt-und-Tod Kreislauf reinkommt, reingezogen wird. Das was man am Ende am meisten war oder wie man war, oder wonach man greift oder was man wollte, zieht dann den passenden Körper an oder umgekehrt diesen zieht das Bewusstsein dann an, und die Umstände, in die man geboren wird.


    Bewusstsein ist Atman, das stirbt nicht. Das alles habe ich so gelesen ( in etwa so ) und manches auch erkannt. :om:


    Doch noch nicht gereinigt von den Verblendungen / von der Unwissenheit, oder noch Verlangen nach etwas oder einen Durst nach etwas - wird dieses Bewusstsein wieder in einen Körper gezogen.


    Wollte das eigentlich gar nicht erzählen, habe es jetzt doch. Hoffe es wird nicht wieder zerissen. :doubt: :)

    Jetzt schon Mathe lernen, um meinem Nachfolger Schule und Studium zu erleichtern ?

    Wie geht "optimales Reinkarnationsmanagement" ?

    :lol: Gute Frage. Ob es dies gibt, so ein Planen und Vorsorgen. Bestimmt. Es reicht völlig aus, dass wir uns versuchen nach dem Dharma zu richten ihn- zu üben, finde ich. : )


    Liebe Grüße

    Der Weise, der, auf Sittlichkeit gestützt,

    Den Geist entfaltet, sich in Weisheit übt,

    Ein solch entschlossener und weiser Jünger

    Mag dieses Lebens Wirrsal einst entwirren.


    (Diese Verse finden sich im Samyutta-Nikāya).





    10 Mal editiert, zuletzt von Hingabe ()

  • Zunächst entsteht wohl ein Fluchtreflex.

    Bei einem Arahat? Das bezweifle ich. Er hat seine Angst bereits überwunden – wie sollte da noch ein Fluchtreflex entstehen?


    Wenn nicht, erwächst das Leiden aus dem Löwenbiss. Es entsteht also auch ohne jegliche Identifikation.

    Das wäre dann kein Leiden, sondern Schmerz, und das ist etwas anderes.



    Bewusstsein ist Atman,

    Wo? Im Buddhismus? "Atman" :?:

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Bei einem Arahat? Das bezweifle ich. Er hat seine Angst bereits überwunden – wie sollte da noch ein Fluchtreflex entstehen?

    Wenn das Ideal ein Typ ist, der nicht mal mehr die richtigen Instinkte zeigt, beweist das die Untauglichkeit eines solchen religiösen Verständnisses. Der Arahant ist hier, wie ich schon oft zeigte, besonders an seiner dann ja auch unmöglichen Fortpflanzungsfähigkeit, ein unvollständiger Mensch.

    Das wäre dann kein Leiden, sondern Schmerz, und das ist etwas anderes.

    Im Palicanon werden Schmerzen als Leiden aufgefasst.

    "Ein Mönch, der Fragen stellt und sich unsicher ist, wie er den Geist eines anderen einschätzen mag, soll einen 'Buddha' genau untersuchen, um festzustellen, ob dieser tatsächlich erwacht ist." (Vivamsaka Sutta)

  • Leiden ist immer an Umstände leiden, in seiner Vorstellung an etwas aus vergangenen Erfahrungen festhalten, weil man es wieder oder nicht wieder erreichen will.


    An Schmerzen leiden ist an den Umständen, die zum Schmerz geführt haben leiden. Schmerzen sind Signale des Körperlichen an das Bewusstsein. Es fühlt sich unwohl und verlangt, dass das Unwohl beseitigt wird.


    Wenn man sich nur um die Umstände sorgt, die zu dem Schmerz geführt haben, wird das Unwohl nicht beseitigt, sondern man leidet an den Umständen, die zu meinem Schmerz geführt haben.

    Der vom Pfeil Getroffene leidet an den Umständen, die zur Verletzung geführt haben, und verhindert so die Beseitigung des Pfeils.


    Wenn jemand an Wiedergeburt glaubt und damit daran leidet, dass es entweder diese gibt oder nicht, wird er sein Leben im Jetzt missachten/verblenden. Er verkennt, dass es ihn nichts angeht, was vor seiner Geburt oder nach seinem Zerfallen war oder sein könnte. Sich mit Überrealitäten/Gedankenwelten verwickeln, verblendet das So-ist-es des eigenen Lebens.


    Als Gedankenexperiment (Pfeile die keine realen Pfeile sind) können Wiedergeburts- und Reinkarnationsgedanken sogar hilfreich sein, sich in das So-ist-es zu fügen, doch meistens führen sie zum Widerwillen gegen das So-ist-es und damit zum Festhalten an Vorstellungen gegen jede Realität.


    Verblendung, die von keinem Gläubigen erkannt werden kann, denn für ihn ist es eine wahre Wirklichkeit. Kein Buddha kann diese eigene Wahrheit ändern. Sich davon zu befreien, ist ganz dem überlassen, der Wirklichkeiten besitzt, die keine tatsächliche Realität sind. Im So-ist-es gibt es weder Wirklichkeit noch Realität, also auch kein Anhaften an diesen.

    Das So-ist-es wird nur unterbrochen, verblendet durch Kommunikation zwischen Meinenden/Glaubenden. Für das Individuum allein sind Wirklichkeit oder Realität von keinerlei Wert.

  • Der vom Pfeil getroffene leidet an der Wunde. Lunge durchbohrt oder Leber oder welches Organ auch immer.

    Herztreffer hat wohl allen Schmerz beendet.

    Wenn das Blut herausströmt, der Organismus in Agonie zuckt, denkt wohl kaum jemand über die Umstände nach (wenn das Gehirn überhaupt noch denken kann), die zum Schuss geführt haben.

  • Wenn das Ideal ein Typ ist, der nicht mal mehr die richtigen Instinkte zeigt, beweist das die Untauglichkeit eines solchen religiösen Verständnisses. Der Arahant ist hier, wie ich schon oft zeigte, besonders an seiner dann ja auch unmöglichen Fortpflanzungsfähigkeit, ein unvollständiger Mensch.

    Na ja, der arme Arahat – Ironie beiseite. Man kann das auch anders betrachten: Zwischen der reinen Empfindung (die zunächst neutral ist) und dem Begehren (das daraus entsteht, aber schon emotional gefärbt ist – im Sinne von „wie ich fühle, so nehme ich wahr“) gibt es eine Lücke. Wenn ich achtsam genug bin, muss ich nicht reflexartig re-agieren, sondern kann bewusst a-gieren . So lässt sich das Leben viel intensiver erfahren und auskosten – und auch die Fortpflanzung gehört selbstverständlich dazu.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Der vom Pfeil getroffene leidet an der Wunde. Lunge durchbohrt oder Leber oder welches Organ auch immer.

    Herztreffer hat wohl allen Schmerz beendet.

    Wenn das Blut herausströmt, der Organismus in Agonie zuckt, denkt wohl kaum jemand über die Umstände nach (wenn das Gehirn überhaupt noch denken kann), die zum Schuss geführt haben.

    Das ist der erste Pfeil, der leicht zu reparieren ist, wenn da nicht der zweite Pfeil wäre, auf den ich mich beziehe. Was soll ich mit einer Quelle, wenn ich im Strom bin?


    Wenn der Schreiber als lesend verstehender nur gelesen hätte, wäre es nicht zu einem Beitrag dieser Art gekommen.

    2 Mal editiert, zuletzt von Qualia ()

  • Wenn es einen Arahat gibt, gibt es auch einen, der nicht befreit ist, solange er glaubt, dass er ein Arahat ist.

  • Sicher trifft Buddhas Aussage zu, das es nach einem Pfeiltreffer keinen Sinn macht darüber nachzudenken, wer die Pfeilspitze geschmiedet hat.


    Nur ist mMn nicht, wie ich es bei dir - möglicherweise falsch - verstanden habe, jeder "erste" Pfeil leicht reperabel.

  • Sicher trifft Buddhas Aussage zu, das es nach einem Pfeiltreffer keinen Sinn macht darüber nachzudenken, wer die Pfeilspitze geschmiedet hat.


    Nur ist mMn nicht, wie ich es bei dir - möglicherweise falsch - verstanden habe, jeder "erste" Pfeil leicht reperabel.

    Woran erkennst du, dass ich körperverletzenden erste Pfeilen enst nehme?

    Ich bin nur hilflos gegen tödliche, eingebildete zweite Pfeile.

    Doch nun ist genug, sind nur Rechtfertigungen und damit sinnlose Ausreden.

    :oops:

  • Als Gedankenexperiment (Pfeile die keine realen Pfeile sind) können Wiedergeburts- und Reinkarnationsgedanken sogar hilfreich sein,

    Ein solches Gedankenexperiment ("Wo und unter welchen Umständen möchte ich wiedergeboren werden") führt mich aktuell zu der sehr interessanten Erkenntnis, dass ich unter mangelnder Zielklarheit leide. Das Problem des Esels, der verhungert, weil er sich nicht entscheiden kann, ob er das Gericht zu seiner Linken oder das Gericht zu seiner Rechten essen soll.


    "Wer weiss, was er will und sagt was er will, bekommt was er will".


    Wenn ich im reinen Land des Buddha Amitabha wiedergeboren will, aber meine vielleicht ist es dort doch sehr langweilig, und dann meine, Texas oder Mileis Argentinien ist zwar deutlich unsicherer, aber spannender und abenteuerlicher, was dann ?

    Die Entscheidung "vertrauensvoll dem Herrn überlassen", wie der Sufi-Meister Mojud oder der von Heinz Rühmann gespielte Pater Brown, der nach jedem gelösten Kriminalfall von seinem Bischof an einen anderen Ort strafversetzt wurde ?


    (:

  • JoJu91

    Der erste Pfeil wird dich treffen, das Leben hat einige bereit, von denen du erst weißt, wenn sie dich körperlich verletzen. Vorher glaubst du, dass es sie nicht gibt. Es ist noch schlimmer: Sie existieren erst, wenn sie dich treffen.

    Der erste Pfeil, da gibt es keine Wahl oder Vermeidung, weil er erst real ist, wenn er dich trifft.


    Der zweite Pfeil ist der, der dich zu den Gedanken bringt, die du hier RE: was ist die vorherrschende Meinung zum Thema Wiedergeburt. vor dir hinlegst und nicht entscheiden kannst, welchen du abschießen sollst, oder welcher dich verletzen/erleuchten soll.


    Der zweite Pfeil ist der des Leidens an etwas, Dukkha, um den drehen sich alle Reden des Buddha. Immer um den zweiten Gedanken-machen-Pfeil. Diesem Pfeil kannst du ausweichen oder sogar lenken, verletzen kann dich dieser Pfeil nur noch, wenn du nicht geübt hast, deine Gedanken zu betrachten. (Satipatthanasutta) Wenn du die Gedanken nur beobachtest, können sie dich in Situationen deines Handelns bringen, die dich oder andere in psychische Schmerzen bringen, körperliche Schmerzen machen sie erst, wenn du sie immer wieder auf dich und andere abschießt.


    Der erste Pfeil ist unabwendbar und unbestimmbar und ohne jeden Lenker. Du wurdest geboren, du wirst altern, du wirst krank und du wirst sterben, tot sein wirst du nicht, denn davon wirst du nichts wissen.

    Der zweite Pfeil ist der des Überzeugtseins, dass du wiedergeboren bist, nicht alt wirst, nicht krank wirst, nicht sterben wirst, denn du wirst natürlich wiedergeboren. Tod existiert hier für dich auch nicht. Dieses Überzeugtsein oder dieses Geborensein, Altern, Krankwerden, Sterben verhindern können, ist Dukkha.

  • Bei einem Arahat? Das bezweifle ich. Er hat seine Angst bereits überwunden – wie sollte da noch ein Fluchtreflex entstehen?

    Wenn das Ideal ein Typ ist, der nicht mal mehr die richtigen Instinkte zeigt, beweist das die Untauglichkeit eines solchen religiösen Verständnisses.


    Der Arahant ist hier, wie ich schon oft zeigte, besonders an seiner dann ja auch unmöglichen Fortpflanzungsfähigkeit, ein unvollständiger Mensch.

    Es ist wohl reine Spekulation, ob ein Arahant noch einen - natürlichen - Fluchtreflex bei Gefahren besitzt oder nicht - ich würde meinen/spekulieren, dass solche überlebenswichtigen Instinkte auch bei einem Erwachten (Nibbana/Nirvana) nicht verloren gehen.

    (D.h. er würde eine Hütte - allerdings ohne Panik- verlassen, wenn sie in Flammen steht und sich vor einem Löwen - ohne Panik - z.B. in ein Gebäude "retten"...)


    Nimm es mir bitte nicht übel, Bebop, aber nur, weil du etwas "schon oft gezeigt/gesagt" hast, ist es dadurch ja nicht automatisch wahr und erwiesen.... ;)

    Für dich wären dann beispielsweise unfruchtbare Menschen "unvollständige Menschen"?

    M.E. eine fragwürdige und diskriminierende Einstellung, die man - gerade als Buddhist - definitiv hinterfragen sollte.

    (Immerhin trägt ein nicht-fortpflanzungsfähiger Mensch nicht dazu bei, dass weitere leidende Wesen (wieder)geboren werden und kann gleichzeitig ebenso, wie nicht Fortpflanzungswillige, mithelfen, Überbevölkerung zu begrenzen...)


    ---------------------------------



    Wiedergeburt kann man m.E. in zweifacher Hinsicht verstehen:


    1. zu Lebzeiten, insofern, dass das Ego von Moment zu Moment wieder(geboren) wird, solange man es nicht - temporär - z.B. in der Meditation, losgelassen hat oder vollständig erwacht ist.


    2. nach dem Tod, in der Weise, dass ein "Bewusstseinskontinuum" ("Feinstoffliches"/"Energie") in einem neuen Körper weiterlebt - im Schlepptau: das Karma der vorherigen Existenz....



    Für "mein" Leben, "meine" Praxis, zählt das Leben im Hier und Jetzt und daher verbinde ich mit Wiedergeburt/Wiederwerden Punkt 1.


    Punkt 2 wäre als eine reine Glaubensfrage für mich nur mit :shrug: zu beantworten, ich schätze es als unwahrscheinlich ein, glaube es nicht, halte es aber auch nicht für völlig ausgeschlossen....


    Auf jeden Fall ist es doch seltsam, dass sich, im Westen, Menschen häufig geradezu auf eine mögliche Wiedergeburt zu freuen scheinen, sie ersehnen (wohl in der Annahme, es werde "ihnen" dann mindestens genauso gut oder besser, als im Jetzt-Zustand ergehen), während man in buddhist. Ländern Asiens die Wiedergeburt unbedingt vermeiden und im Hinduismus eine möglichst verbesserte Reinkarnation erreichen will.


    WiederGEBURT impliziert ja stets auch,

    wieder zu leiden und - WiederTOD, d.h. man muss wieder und wieder STERBEN.... :roll:


    Buddha Shakyamuni glaubte nicht nur an Wiedergeburt, er war offenbar auch überzeugt, dass man, unter bestimmten Bedingungen, den Ort der Wiederkehr mitbestimmen könne (Zum Schluss wird aber klar, was wirklich erstrebenswert ist...).

    (MN 120):




    Liebe Grüße, Anna :) _()_ :heart:

    "...Dieser edle achtfache Pfad aber ist der zur Aufhebung des Leidens führende Weg..." (AN.VI.63)


    "In dieser Stunde hörte Siddhartha auf, mit dem Schicksal zu kämpfen, hörte auf zu leiden. Auf seinem Gesicht blühte die Heiterkeit des Wissens, dem kein Wille mehr entgegensteht, das die Vollendung kennt, das einverstanden ist, mit dem Fluss des Geschehens, mit dem Strom des Lebens, voll Mitleid, voll Mitlust, dem Strömen hingegeben, der Einheit zugehörig." (H.Hesse)

  • 2. nach dem Tod, in der Weise, dass ein "Bewusstseinskontinuum" ("Feinstoffliches"/"Energie") in einem neuen Körper weiterlebt - im Schlepptau: das Karma der vorherigen Existenz....

    Anna, es tut mir sehr leid, aber dieses ganze Märchen würde einfach MMK von Nagarjuna widersprechen, da kann ich nicht mehr … Schau mal:


    Zitat

    Im Buddhismus geht es um positive Veränderungen, deren Ergebnisse oft als Früchte oder Verdienste bezeichnet werden. Im Volks-Buddhismus gibt es zudem den Glauben und die Hoffnung, dass diese Früchte des jetzigen Lebens einfach und unverändert durch die Wiedergeburt zum nächsten Leben weitergegeben werden. Aber so einfach ist das nicht, wie Nagarjuna nachweist. Dabei würden auch die Früchte fälschlich als isolierte Dinge (Entitäten) und ohne Wechsel-Wirkungen verstanden.


    Nagarjuna destruiert einen solchen Glauben, und sei er noch so feinsinnig mit scharfsinnigen angeblich unabweisbaren Argumenten begründet. Sie sind in sich widersprüchlich und nicht haltbar. Er warnt uns eindringlich davor, irgendetwas naiv und unreflektiert zu glauben oder uns auszudenken, was wir uns zwar so sehr wünschen, das aber nicht mit der erfahrbaren Wirklichkeit übereinstimmt. Es muss zu Enttäuschungen und Stillstand führen. Wir kommen so auf dem Weg der Befreiung nicht voran:


    Nicht ein fernes erträumtes Ergebnis ist der Mittlere WEG der Überwindung von Hindernissen und Blockaden (abgehobener Idealismus), sondern Befreiung durch unser klares aufrichtiges Handeln im konkreten Hier und Jetzt!



    Entschlackung der buddhistischen Grundlagen im MMK
    Für unseren buddhistischen Weg der Befreiung benötigen wir verlässliche Fakten und Grundlagen, sonst werden wir später enttäuscht und f...
    yudoblog-b.blogspot.com

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Auf jeden Fall ist es doch seltsam, dass sich, im Westen, Menschen häufig geradezu auf eine mögliche Wiedergeburt zu freuen scheinen, sie ersehnen (wohl in der Annahme, es werde "ihnen" dann mindestens genauso gut oder besser, als im Jetzt-Zustand ergehen), während man in buddhist. Ländern Asiens die Wiedergeburt unbedingt vermeiden und im Hinduismus eine möglichst verbesserte Reinkarnation erreichen will.


    Dies trifft meiner Ansicht nach auf Buddhisten in "Theravada"-Ländern nicht zu. Das Gros ersehnt auch dort eine bessere Wiedergeburt. Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach. Bevor man aus dem Leidenskreislauf ausscheidet will man es einmal so richtig knallen lassen als Gott oder zumindest reicher.

  • Auf jeden Fall ist es doch seltsam, dass sich, im Westen, Menschen häufig geradezu auf eine mögliche Wiedergeburt zu freuen scheinen

    Das ist ja auch das, womit die Kirche „lockt“:

    Das man nach dem „Tod“ ins „Paradies“ kommt.

    Und darum gehen (gingen) viele ja auch artig in die Kirche, um nach dem „Tod“ nicht in die “Hölle“ zu kommen…

    Sonst würde da auch keiner oder wenige noch hingehen…


    (Die zehn Gebote kannten die Urvölker ja schon…)


    Während sie im Alltag genauso ausschweifend weiter leben (lebten)…


    Den Menschen gibt es ja noch nicht so lange…


    Das Krokodil hingegen schon sehr lange…

    Und es macht sich auch um „Wiedergeburt“ keine Gedanken…

    Es lebt um zu überleben, und um seine Art zu erhalten…

    Sonst nichts…

    Es weiß und vertraut dem Universum instinktiv…

    Und es frisst auch nur so viel wie es wirklich braucht…


    Der Mensch hingegen…

    Vertraut dem Universum schon lange nicht mehr…

    Hat deshalb Angst vor dem Sterben…

    Oder macht sich unnötige Gedanken über die „Wiedergeburt“…


    Und giert ständig nach immer mehr…


    Heute Abend…

    Erscheint ganz still und leise…

    Der fast „volle Mond“…


    Der außerhalb der Erde am nächsten sichtbare Zeuge…

    Des „Ganzen Universums“…


    Während der heutig moderne Mensch weiterhin oft gefangen ist…

    In seinem eigenen ganz kleinen „Universum“…

    Und begrenztem Geist…


    💫

  • Bevor man aus dem Leidenskreislauf ausscheidet will man es einmal so richtig knallen lassen als Gott oder zumindest reicher.

    Volltreffer ;)


    Ist "aus dem Leidenskreislauf ausscheiden" und "es einmal so richtig knallen lassen" wirklich ein Widerspruch ?


    Ich denke an das Theaterensemble, das in einem Theaterstück auf der Bühne ein tragisch-schaurig-schönes Herz-Schmerz-Liebesdrama aufführt. Die Schauspieler auf der Bühne erleben die emotionale Achterbahnfahrt des Dramas (fast) so intensiv als wäre es echt, aber mit dem subtilen Hintergrundwissen "es ist nur ein Spiel" ...


    :taenzerin: :taenzer: :?:

  • Der zweite Pfeil ist der, der dich zu den Gedanken bringt, die du hier RE: was ist die vorherrschende Meinung zum Thema Wiedergeburt. vor dir hinlegst und nicht entscheiden kannst, welchen du abschießen sollst, oder welcher dich verletzen/erleuchten soll.

    Verstehe ich Dich richtig, dass Du damit für den Weg des Pater Brown plädierst, der am Ende jedes Films sinngemäß immer meinte "ich bin gespannt, wohin der Herr mich als Nächstes führen wird" ?

  • Der zweite Pfeil ist der, der dich zu den Gedanken bringt, die du hier RE: was ist die vorherrschende Meinung zum Thema Wiedergeburt. vor dir hinlegst und nicht entscheiden kannst, welchen du abschießen sollst, oder welcher dich verletzen/erleuchten soll.

    Verstehe ich Dich richtig, dass Du damit für den Weg des Pater Brown plädierst, der am Ende jedes Films sinngemäß immer meinte "ich bin gespannt, wohin der Herr mich als Nächstes führen wird" ?

    Nur wenn sich die Person Qualia, dass „ich bin gespannt, wohin der Herr mich als Nächstes führen wird“, IN sich erdenkt. (zweiter Pfeil: meinen, glauben) Denn nur für die Person gibt es ein „mal sehen …“, die Person weiß immer, was jetzt kommt, ich nie (erster Pfeil: erkennen der Unwissenheit).


    Pater Braun geht aber noch einen Schritt weiter und gibt sein "mal sehen" an ein Wesen ab, das er als allmächtig-wissenden Gott erkennt. Er glaubt, fremdbestimmt gehorsam sein zu müssen, das macht einen Pater aus. Doch nur Mara (in mir Erdenkender) kann zwingend sein durch Überzeugen von Meinung, Glauben.


    Qualia setzt seine Haut aufs Spiel und kann sich nur darauf herausreden, dass er, falls es ihm nach der Tat unwohl geht, selbst daran schuld ist.


    Dort ist kein anderer und noch blöder auch keine mystischen Wesenheiten. Mara ist das Männchen in seinem Denken und außen ist kein Gott oder Teufel, der ihn irgendwohin führen könnte.

    Nur Mara kann sich als Führer aufführen. Als den genau Wissenden, was jetzt passiert, kann man auch Ego nennen, als Gegenspieler des Ichs.

    Ohne Mara kein Führen, doch wenn Qualia die Meinungen Maras nicht an der Wirklichkeit prüft, erscheint Verführung, ein mich scheinbar zwingender zu meinen Taten.


    Wenn Qualia nicht Herr im Haus ist, wird Qualia von einem Nicht-Wissenden Ich, zu einem Glaubenden an Maras Wahrheiten. Von einen Ich zu einem Ego, eine bedeutende Person (Pater Braun), edel, hilfreich und gut. Alle Zweifel an seinen Taten beseitigend, denn sie sind immer gut, weil vom allwissend-mächtigen Gott vorgegeben.

    Einmal editiert, zuletzt von Qualia ()

  • Das Gros ersehnt auch dort eine bessere Wiedergeburt. Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach. Bevor man aus dem Leidenskreislauf ausscheidet will man es einmal so richtig knallen lassen als Gott oder zumindest reicher.

    Ach ja, sind es nicht diese Persönlichkeit-Ansichten?


    So: ditthi


    Das knallt wirklich, aber ich bleibe dort stecken. Als "Gott", wer denn sonst?

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Für dich wären dann beispielsweise unfruchtbare Menschen "unvollständige Menschen"?

    Natürlich. Unvollständig in ihrer körperlichen Funktion. Was du als diskriminierend siehst, ist für mich nur eine wertfreie Feststellung. Der Arahant ist aber in meinem Beispiel einer, der unvollständig sein will, der sich das aussucht. Einen Menschen nicht zu zeugen, weil er leiden könnte, würde nur beweisen, dass er kein Arahant ist, denn das Menschsein ist ja im Buddhismus als Weg aus dem Leiden definiert, das ist also der Sinn des Lebens, ein Erkenntnisprozess und Befreiung. Würde das Nichtsein die Lösung darstellen, wäre der Dharma eine Anleitung zum Suizid. Ist er aber nicht

    "Ein Mönch, der Fragen stellt und sich unsicher ist, wie er den Geist eines anderen einschätzen mag, soll einen 'Buddha' genau untersuchen, um festzustellen, ob dieser tatsächlich erwacht ist." (Vivamsaka Sutta)