Hatte man es zur Zeit Buddhas einfacher?

  • Ja, Samadhi, ich bin davon überzeugt, dass Siddharta es viel einfacher hatte - genauso wie seine Mitbürger, denn Indien konnte man damals mit dem heutigen Europa nicht vergleichen, und noch nicht mal das heutige Indien mit uns jetzt.

    Hatte man es zur Zeit von Buddha einfacher?

  • Der Blick auf eine andere Zeit und auf eine andere Kultur ist oft verzerrt. Stellt man sich selber als Römer vor, dann hat man ja Cicero und Co vor Augen und denkt nicht an die schlechte Stellung der Frauen oder Sklaven - .an denkt nicht an die Alltagssorgen wie Mietwucher, Baupfusch, Kindersterblichkeit und Krieg. Während einen an der heutigen Zeit alles negative gleich auffällt und einfällt.


    Und so ist es ja auch mit Buddhas Zeit. Buddha stammte ja aus dem Shkya-Klan und dort war es so, dass es eben diese Adeligen gab, dann gab es noch eine kleine Anzahl von freuen Bauern aber die Mehrzahl der Leute waren unfreie Suddas, die keine Chance auf Verbesserung hatten. All die niederen Schichten kommen im Palikanon kaum vor, da sie ja nicht der Sangha beitreten konnten. Siehe hier.


    Und es gab ja sogar Sklaven. Solche wurden der Sangha gespendet, damit sie als Zwangsarbeiter für die Ordinierten leisteten.


    Zitat

    Eine besondere Kategorie von Menschen der Unterschicht sind ārāmikas, Klosterarbeiter. In einigen Artikeln, z.B.

    , haben Schopen (1994) und Ghosh (2016) insinuiert, dass ārāmikas Sklaven oder Zwangsarbeiter waren, die dem frühen buddhistischen Saṅgha übergeben wurden. Beide beziehen sich wahrscheinlich auf verschiedene Vinayas oder kommentierende Literatur, lassen aber das ältere Sutta-Material unberücksichtigt.

    Arāmikas werden im Vinaya recht häufig erwähnt. Eine (fiktive) Gründungsgeschichte wird in Vin

    3.248-250 erzählt, die damit beginnt, dass König Seniya Bimbisāra einem Mönch einen ārāmika anbietet, um beim Bau einer Höhle zu helfen. Nachdem er um Erlaubnis gefragt wurde, erlaubt der Buddha den ārāmika („Bhikkhus, ich erlaube den

    ārāmika“) und die Geschichte endet damit, dass dem Kloster fünfhundert ārāmikas samt ihren Familien gestiftet werden, so dass sie sogar in einem eigenen Dorf namens ārāmikagamaka leben. In einem weiteren Schritt der Institutionalisierung wurde ein spezielles Amt zur Beaufsichtigung der ārāmikas eingerichtet, das ārāmikapesaka (Vin 2.176). Zu diesem Zeitpunkt wurden die ārāmikas ein integraler Bestandteil der größeren Saṅgha-Wirtschaft.


    Ordinierten könnten Haushälter - gahapati. Oftmals verwenden Buddhisten den Begriff so, als wäre damit einfach ein Nicht-Ordinierter gemeint. Aber tatsächlich ist der Begriff näher beim "Bürger" - beim Angehörigen der Bourgeoisie:


    Zitat

    Ein gahapati ist der elitäre männliche Vertreter eines wohlhabenden Haushalts. Wörtlich wird der „Hausherr“ oft vage mit „Hausherr“ übersetzt, was die Tatsache verschleiert, dass ein gahapati nicht nur ein Familienvater war, sondern jemand mit beträchtlichem Reichtum, der mehrere Frauen, Sklaven und Besitztümer unterhalten konnte (AN 3.35, AN 7.47)35. Thapar (1999) zeigt beispielsweise, dass der Begriff schon in vedischer Zeit beträchtlichen Reichtum implizierte (vgl. ṚV 6.16.42, ṚV 10.122.1, oder AV 8.10.2).


    Oft tut man auch so, als lebte Shakyamuni in einer "traditionellen Gesellschaft" was man mit Stabilität und Vorhersehbarkeit assoziiert. Dem ist aber doch nicht so: Im Gegenteil lebte in einer Zeit rasanter gesellschaftlicher Umbrüche. Wo eben z.B die traditionelle Religion - die noch eine Religion der Klans war - verschwand. Bei den Shakyas verehrte man den Sonnengott Sūrya als Klangott - aber mit der sozialen Desintegration verfiel auch die traditionelle Religion, weswegen eben neue Srmana Bewegungen wie Buddhismus und Jainismus im Aufwind waren. Die alten Strukturen zerfielen und in blühenden Städten wie Varanasi entstand eine neue Schicht von reichen Kaufleuten, die sich für neue Ideen begeisterten.


    Aber gleichzeitig war es eine Zeit von Kriegen und Umbrüchen. Die Skakya Republik wurde ja zuerst von Kosala annektiert, dass dann wieder von Maghada annektiert wurde. Später fiel der ShakyaKlan einem Massaker zum Opfer.


    Mein Herr Buddha,„ sagte Ananda eines Tages im Kloster, “warum bist du so traurig?"

    „Das Volk der Sakya wird in einer Woche massakriert werden“, antwortete der Buddha traurig. "Sie haben gegen das internationale Protokoll verstoßen und einen königlichen Prinzen aus ihrem Nachbarland beleidigt. Sie haben ihre Tat nie bereut und sich nie entschuldigt. Ein menschliches Wesen sollte mit Respekt behandelt werden, ganz gleich, wer seine Vorfahren waren. Das Karma des Sakya-Volkes ist also gereift, und es gibt wenig, was ich tun kann, um zu helfen."

    Es ist also eine chaotische, bunte, unvorhersehbare Zeit. Mit schuftenden Bauern, Klaven, Krieg, Massaker aber auch einer neue entstehenden Klasse reicher Kaufleute, die es sich mit Luxus, Hobbies und Sinnfragen beschäftigen könnten. Die in anderen Worten in fast so einer bequemen Position waren, wie wir heute.

  • Ich finde es eigentlich auch zweckmäßiger den Buddha als einen zu sehen mit dem man Gemeinsamkeiten hat (man erfährt Dukkha ) und der es auf sich genommen hat nicht nur selbst Nirvana zu erreichen sondern aus Mitgefühl das dharma zu lehren.


    Dazu ist es garnicht notwendig auszuloten wer mehr oder weniger Unwägbarkeiten auf dem Pfad vorgefunden hat.

  • Ja, Samadhi, ich bin davon überzeugt, dass Siddharta es viel einfacher hatte - genauso wie seine Mitbürger, denn Indien konnte man damals mit dem heutigen Europa nicht vergleichen, und noch nicht mal das heutige Indien mit uns jetzt.

    Hatte man es zur Zeit von Buddha einfacher?

    Ja, natürlich, void. Denn noch heute sind "Heilige Männer" in Indien hoch geachtet. Es liegt an der Kultur. Der Westen vergöttert den Verstand.


    Das Leben selbst war sicher auch nicht schwerer als heute in Indien auf dem Land. Das Kastensystem existiert immer noch, ganz abgesehen von der Missachtung von Frauen - zumindest auf dem Land.


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    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Ja, natürlich, void. Denn noch heute sind "Heilige Männer" in Indien hoch geachtet. Es liegt an der Kultur. Der Westen vergöttert den Verstand.

    Ist das echt eine Sache von Ost und West?

    Als meine Großmutter ein Kind war, war doch die "religiöse Option" nicht voll da: Auf dem Dorf war es genauso angesehen, wenn man den Betrieb übernimmt, wie wenn man Priester wurde. Und genauso gab es in Japan genügend buddhistische Priester. Und viele Leute die ihr Leben für ihr Land gaben oder auch auch in traditionelle Rollen fügten.


    Aber erst dann so in deiner Generation hat sich das doch krass verändert - man hatte Wirtschaftswunder und Industrialisierung und eine Konsumkultur die sich auf Individuen und deren Selbstverwirklichung stützt. Und so die alten Werte der Hingabe - sowohl an Religion als auch an Nationen oder sonstige große Ideen, irgendwie als Option zum verschwinden brachte. In Deutschland gingen die Anzahl der Priesterweihen un den Keller und in Japan die der Mönche.


    Aber die religiöse Option kann unter bestimmten Umständen plötzlich wieder hochploppen: Ein Freund von mir aus Mazedonien erzählte mir 2001 , dass zu dieser Zeit als es im Land viel Unruhe und Chaos gab, einige seiner Punker-Freunde orthodoxe Mönche wurden.

  • Lieber void, ich meine damit das Auftreten in der Öffentlichkeit, die Asketen, Bettelmönche ...

    Almosengänge sind in der westlichen Welt nicht die Normalität, Hauslosigkeit auch nicht.


    Ich war 1994 in Indien. Das ist eine ganz andere Welt - ein Kulturschock.


    Und die unterscheidet sich kaum von Buddhas Zeiten. Denk doch nur an die heiligen Waschungen am Ganges. Die Tradition hat sich bis heute nicht geändert.


    Ich lernte dort ein Psychiater aus der Schweiz kennen, der sich einmal im Jahr mit heiligen Männern beschäftigte. In Indien werden sie wegen ihrer ekstatischen Zustände beschützt, bei uns kommen sie in die Psychiatrie. Man hält sie für verrückt und nicht für heilig.

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    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • In den Werken von Salgado, wie zB „Genesis“, bekommt man finde ich auch einen guten Eindruck „vom Wandel der Zeit“:


    Auch wie Naturvölker zum Teil heute noch leben, wie unsere Vorfahren früher gelebt haben.


    Wie die Zeit vor 2500 Jahren in Indien gewesen sein könnte, und zum Teil immer noch ist. Ganz im Gegensatz zum Westen mit seiner anderen „Verständlichkeit“.


    „Kafkaeskes Verhalten“ hingegen entstand auch immer mehr mit der immer weiter fortschreitenden Industrialisierung, Globalisierung, Auflösung bis dahin kleiner intakten autonomen Gemeinschaften, hin zu einzelnen von sich selbst entfremdeten Individuen in einer großen Gesellschaft. Die mehr und mehr von anderen und anderem abhängiger wurden.


    Kriege zwischen Gruppen, oder Völkern hat es natürlich immer schon gegeben. Genauso wie Krankheit, Hunger, Tod oder anderes Leid oder Not.


    Heute ist auch wieder Wissen um Vieles vorhanden, was alles schief gelaufen ist, und was im Gegensatz dazu helfen könnte.


    Aber „Rückbau“ bestimmter Dinge wird unter den heutigen Umständen kaum möglich sein. Wie man jeden Tag aufs Neue sieht und erlebt.


    Eine der drei Kostbarkeiten ist die „Sangha“:

    Eine intakte Gemeinschaft, wo alle dasselbe „Ziel“ gemeinsam verwirklichen wollen. Das kann rein spirituell sein. Als auch nicht spirituell. Oder gemischt.


    Je kleiner anfangs, umso einfacher anfangs, bis sie sich unter günstigen Bedingungen immer weiter ausbreiten und dabei ihre Werte aber nicht verliert!


    Entweder gibt es so eine Gemeinschaft in der Nähe, und ich kann mich ihr anschließen, oder ich kann eine gründen, oder nicht, und ich muss schauen wie ich im Grunde ganz allein mit allem zu Recht komme. Als Individuum.


    Ich glaube der Shakyamuni Buddha konnte irgend wann nach dem Erwachen auch nicht mehr weiter „damit still halten“:


    Vor allem weil eine Sache ihm nun noch deutlicher und extremer als zuvor erschien, die Lösung für alles Leiden, ihm selbst plötzlich so ganz nahe und ganz einfach erschien. Er aus Mitgefühl mit anderen damit auch nicht einfach weiter nur ganz still bleiben konnte.


    Wahrscheinlich oder womöglich, wäre er ohne Sangha auch irgend wann wieder mehr angefangen zu leiden: Die Sangha wurde für ihn wahrscheinlich selbst ein Juwel. In dem er sich zumindest wohler und mehr verstanden fühlte, als anders wo.


    Jeder der schon mal außerhalb von D längere Zeit in einer anderen Kultur gelebt hat, wird auch verstehen, warum manches in D extrem schwieriger erscheint als woanders. D, die derzeit (noch) drittgrößte Volkswirtschaft der Welt, wo auch primär alles darauf ausgerichtet ist und getrimmt wird.


    Und deshalb würde ich auch sagen, das der Shamyamuni Buddha es zumindest in einer Sache einfacher hatte.

    Einmal editiert, zuletzt von Samadhi1876 ()

  • Vieles, was wir heute als Freiheit erleben ist aber eine Bürde.


    Zum Beispiel dürfen wir Frauen berufstätig sein, haben aber meistens noch dieselben hausfraulichen Pflichten behalten, werden verantwortlich gemacht dafür, dass uns Männer missbrauchen, denn offenbar sind wir zu verführerisch gekleidet, müssen aber dennoch hübsch sein und klug ...


    Die Liste ist lang.


    Dies ist eine schwierige Zeit. In Buddhas Zeiten war alles klar geregelt, Jede/r hatte seinen/ihren Platz.


    Natürlich möchte ich nicht dahin zurück. Natürlich habe ich auch meinen Weg gemacht. Aber leichter ist es heute nicht bei all den glücklich machenden Angeboten.


    Es gab vermutlich noch nie soviel psychisch Kranke wie heute. Woran das wohl liegt? :?

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Dies ist eine schwierige Zeit. In Buddhas Zeiten war alles klar geregelt, Jede/r hatte seinen/ihren Platz.

    Nein, es war doch wie gesagt eine Zeit enormer Umbrüche, in der die alte Gesellschaftsordnung zusammenbrach, die auf Klans und Klangottheiten basierte. In der alte Ordnung gab es - wie bei den Kelten - einerseits das einfach Volk und andererseits eine Obrigkeit gab, die wiederum aus adeligen Kriegern (Asterix, Majestix) und Brahmanen( Miraculix) die für die Klangoberhäupter komplexe Rituale durchführen.


    Aber all dies brach zusammen als sich immer mehr große Königreiche mit einer städtischen Kultur ausbreiten. Gerade Buddhas Familienclan - die Shakyas sind ja ein gutes Beispiel dafür, dass man seinen Platz plötzlich verliert. Eben war man noch die Elite einer Adelsrepublik, dann schluckt einen die Monarchie Kosala die dann wiederum von dem Reich Maghada geschluckt wird. Wo früher ein Flickenteppich kleiner Fürstentümer mit Maharajas war, ist man auf einmal anonymes Mitglied in einem großen Reich.


    Jemand der von einem kleinen Klan in eine große Stadt wie Varanasi kommt, ging es vielleicht ähnlich wie eine. Asterix der nach Rom kommt. Alles mit was man aufgewachsen ist - der Ehrenkodex einer Kriegerkasten - gilt nicht mehr, alles ist ein lautes, buntes Durcheinander wo sich alles nur uns Geld dreht.


    Und deswegen - wegen der Entfremdung, der Orientierungslosigkeit, dem Wegfall des Vertrauten strömen die Menschen in den Hirschpark und hören neuen Śramaṇa Lehrer wie Buddha oder den Jain Lehrer Mahavira zu.


    Die Idee von einem immergleichen Orient und einen dynamischen Westen ist ein Stereotyp.

  • Aha, und das passierte alles an einem Tag?


    Nimm es mir nicht übel, void, aber es gab damals nur ca. 250 Millionen Menschen auf der Welt im Gegensatz zu heute, wo rund 1 Million Asylbewerber in den letzten Jahren nach Deutschland kamen.


    Die Vergleiche hinken. Denn natürlich hat jede Zeit ihre besonderen Herausforderungen.


    Mir geht es jedoch darum, wie fühlten sich diese an, ihr ALL-TAG und nicht der Verlust reicher Kasten an andere Invasoren.


    Wenn ich gewusst hätte, was mich in meinem Leben erwartet, dann hätte nicht leben wollen.


    Zum Glück wissen wir das nicht.

    Aber leichter ist es in dieser Welt nicht, sich mit der Lehre Buddhas zu befassen, sonst gäbe es viel mehr Menschen.


    Die Verlockungen der Wohlstandsgesellschaft und damit verbundenen Gier und Hass sind größer als der Wunsch nach Verzicht, der als Befreiung deklariert wird.

    Befreiung bedeutet für die meisten viel Geld und Geltung, erst dann die Gesundheit.


    Erst durch Leiden erkennen wir, was wirklich zählt. Wie auch Dein Beispiel zeigt, erst dann kamen die Menschen, um Buddha zu hören.


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    Ayya Khema

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  • Es gab vermutlich noch nie soviel psychisch Kranke wie heute. Woran das wohl liegt?

    Diese Frage ist wissenschaftlich leicht zu beantworten: Weil man sie heute diagnostiziert und halbwegs ernst nimmt.


    So hat sich beispielsweise die Selbstmordrate in Deutschland seit den 70ern halbiert.


    Liebe Grüße, Aravind.

  • Meine These ist nicht, dass sich in den vergangenen 2500 Jahren, nichts getan hat,sondern schlicht, dass Buddha ebenfalls in einer Zeit eines großen Gesellschaftlichen Umbruchs lebte - von einer Stammesgesellschaft in das was man heute "Antike" nennt.


    Aha, und das passierte alles an einem Tag?

    Nein, so ungefähr im Zeitraum von 100 Jahren. Es ist als im Vergleich zu heute, eine eher langsame Entwicklung.


    Worauf ich hinaus will ist, das der Buddhismus keine "Schönwetterreligion" - die unter stabilen Bedingungen entstand, sondern in einer Zeit von Wandel und Durcheinander - von Verlust und Vergänglichkeit.


    Von der Sterbeforscherin Elisabeth Kübler Ross gibt es ja die berühmte 5 Phasen des Umgangs mit Tod/Verlust/Vergänglichkeit:

    1. Nicht-wahrhaben-wollen/Verleugnung,
    2. Wut (Zorn),
    3. Verhandeln (Feilschen),
    4. Depression und
    5. Akzeptanz (Zustimmung).

    Und so ähnliche Phasen wird es wohl auch bei gesellschaftlichen Umbrüchen sein, wo der Verlust des Gewohnten immer offensichtlicher wird. Wir sind nach einer langen Phase der Vedrängung ( 2009- 2016) jetzt in einem "Zeitalter des Zorns" und vielleicht kommt dann auch eines der Resignation und Entsagung,wo dann der Buddhismus wieder aktueller wird. Wir haben ja immer nur eine Momentaufnahme.

  • Der Alltag des Menschen erschien mit der Sesshaftwerdung und damit auch mit der Einteilung in Herrscher, Händler, Arbeitende und Sklaven. Alle empfanden sich immer als Gleiche und Gleichere, ganz gleich in welcher Schicht.

    Sesshaft sein ist ohne Hierarchien unmöglich. Und Hierarchien sind immer ungerecht oder eben hilfreich, richtet sich nach der Mitgliedschaft und dem Status in seiner Schicht. Das es der früheren Generation besser ging, ist dem Versagen der zeitgemäßen Generation geschuldet und ihrem unerschütterlichen Glauben, dass es der nächsten Generation besser geht. Übersehen wird geflissentlich, dass jede Generation ihre Umwelt erschafft. Die Väter haben versagt, aber Gott wird es richten. Hoffnung verdirbt jedes Handeln zum Jetzt, ist gut.

  • Worauf ich hinaus will ist, das der Buddhismus keine "Schönwetterreligion" - die unter stabilen Bedingungen entstand, sondern in einer Zeit von Wandel und Durcheinander - von Verlust und Vergänglichkeit.

    Das ist für neue Religionen sogar normal. In der Regel etablieren sie sich, wenn sie für jemanden politisch nützlich sind.


    Liebe Grüße, Aravind.

  • Natürlich spielt das eine nicht unerhebliche Rolle. Ich vermute jedoch, dass die psychischen Probleme vorallem in früheren Zeiten in bestimmten Gesellschaftsschichten durch Wohlstand, Intellektualität und Langeweile entstand, während es heute auch durch Leistungsdruck und permanenter Überforderung der Fall ist.


    Solange Menschen existentiell genug zu tun haben und das Zusammenleben mit Nachbarn und Freunden noch direkt stattfand anstatt durch Smartphone, war das Leben erträglicher.


    In meiner Kindheit/Jugend haben meine Eltern viele Kontakte gepflegt und auch mit Nachbarn im "tiefsten Eimsbüttel" in Hamburg gefeiert.


    _()_Monika

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Ich vermute jedoch, dass die psychischen Probleme vorallem in früheren Zeiten in bestimmten Gesellschaftsschichten durch Wohlstand, Intellektualität und Langeweile entstand, während es heute auch durch Leistungsdruck und permanenter Überforderung der Fall ist.

    Liebe Monika,


    ich fürchte, bei diesem Thema bringen einen Vermutungen nicht weiter.


    Wenn Du mit "früher" vor dem zweiten Weltkrieg meinst: Keine Ahnung. Da habe ich nicht gelebt, und über die Psyche der Menschen ist fast nichts dokumentiert. Außer eben von melancholischen Intellektuellen im Kontext Literatur.


    Nach dem zweiten Weltkrieg ist es ziemlich klar: Leistungsdruck und Überforderung waren allgegenwärtig, fast komplett unabhängig von der Schicht. Schon alleine deshalb, weil die meisten Menschen keine Chance hatten, ihr Kriegstrauma zu verarbeiten.


    Liebe Grüße,

    Aravind.

  • "Man" hatte es wohl nicht leichter. Aber der Shakya-Clan des Shakyamuni, als oligarchisch bezeichnet, wenigstens bis zu seiner Vernichtung durch den König von Kosala.

    "Ein Mönch, der Fragen stellt und sich unsicher ist, wie er den Geist eines anderen einschätzen mag, soll einen 'Buddha' genau untersuchen, um festzustellen, ob dieser tatsächlich erwacht ist." (Vivamsaka Sutta)

  • Zum Beispiel dürfen wir Frauen berufstätig sein, haben aber meistens noch dieselben hausfraulichen Pflichten behalten, werden verantwortlich gemacht dafür, dass uns Männer missbrauchen, denn offenbar sind wir zu verführerisch gekleidet, müssen aber dennoch hübsch sein und klug ...


    In den 1970er Jahren habe ich als schüchterner junger Mann unter der verführerischen Kleidung meiner Mitschülerinnen durchaus gelitten, denn lange Zeit schienen diese faszinierenden engelsgleichen Wesen völlig unerreichbar ...


    :cry:

  • Dies ist eine schwierige Zeit. In Buddhas Zeiten war alles klar geregelt, Jede/r hatte seinen/ihren Platz.

    Früher (ich sage mal vor der Industrialisierung) hatte der Mensch im Großen und Ganzen kaum Wahlmöglichkeiten.

    Im Dorf geboren, aufgewachsen und dort alt geworden, gestorben.

    Der Job des Vaters erlernt, oder Hausfrau geblieben.


    Und ja, es sind immer schon Menschen in andere Länder gezogen, weil sie hungerten. Oder wegen Kriege. Das passierte meistens nur einmal in ihrem Leben.


    Durch die technologische, kulturelle, und gesellschaftliche Vernetzung hat der Mensch heute viel, viel mehr Möglichkeiten, wie er

    a. im Großen sein Leben gestaltet. (Ausbilung, Wohnort)

    b. im kleinen sein Leben gestaltet. (Mache ich einen Auflug in die nächste Stadt, 50 Kilometer)


    Die Wahlmöglichkeit war bis vor ca. 150 Jahren eingeschränkt.

    Egal ob in Indien, Europa oder Amerika.


    Ob durch eine bessere Wahlmöglichkeit das Leben besser geworden ist.

    Ich denke ja.

    Ich kann wählen, ob ich zum Zahnarzt gehe oder nicht. (Früher gab es diese Wahl nicht)

  • Zur Zeit des Buddha konnte man in Indien den Buddha aufsuchen, seine Schüler oder auch andere sehr weise Menschen, das machte es einfacher, den rechten Weg zu finden.