Gewissensunruhe

  • Onyx9:

    Nur Leid wird geboren, nur Leiden vergeht.


    Ganz so ist es ja nicht:



    Onyx9:

    Es ist äußerst seltsam, daß Theravada hier von Verdiensten spricht, so wie Mahayana;auf heilsame Fährte gelangen...


    Ja, das ist Teil von richtiger Ansicht:


    Zitat

    "Und was, ihr Bhikkhus, ist richtige Ansicht, die von den Trieben beeinträchtigt wird, die an Verdiensten teilhat, die auf der Seite der Vereinnahmung zur Reife gelangt? 'Es gibt Gaben, Dargebrachtes und Geopfertes; es gibt Frucht und Ergebnis guter und schlechter Taten; es gibt diese Welt und die andere Welt; es gibt Mutter und Vater; es gibt spontan geborene Wesen; es gibt gute und tugendhafte Mönche und Brahmanen auf der Welt, die diese Welt und die andere Welt durch Verwirklichung mit höherer Geisteskraft erfahren haben und erläutern.' Dies ist richtige Ansicht, die von den Trieben beeinträchtigt wird, die an Verdiensten teilhat, die auf der Seite der Vereinnahmung zur Reife gelangt." (Majjhima Nikāya 117: Die Großen Vierzig - Mahācattārīsaka Sutta)


    Viele Grüße
    Elliot

    Viele Grüße

    Elliot

  • Losang Lamo:

    Es heißt doch auch "Bettelmönche", was nicht abfällig gemeint ist. Mich wundert diese starre Regel, "nicht bitten zu dürfen".
    Ist da nicht eher ein Insistieren verboten?


    .....


    Und wenn die Mönche sich wortlos mit der Schale an den Zaun stellen, das ist doch auch wie eine stumme Bitte. Also kann das Bitten ja nicht so rigoros "verboten" sein, oder?


    Im Theravada wird das jedenfalls nicht als Betteln oder Bitten aufgefasst. Wenn jemand was gibt ist es gut, wenn nicht, isst man jetzt eben mal nichts. Hab gehört, dass ein Mönch lieber verhungern würde als um Essen zu bitten. Aber das Teilen ist heilsam und entspricht grundsätzlich dem menschlichen Gewissen, ausserdem gibt man lieber sinnvoll, also weniger jemandem, der es z.B. in Alkohol umsetzt. Wahrscheinlich ist noch nie ein Bikkhu neben einer Menschenmenge verhungert.

  • mukti:

    noch nie ein Bikkhu neben einer Menschenmenge verhungert.


    Nicht verhungert ... aber ..


    Vor ein paar Jahren war in einer deutschen Theravada Gruppe ein Mönch zu Gast. Keiner dachte daran, dass man ihm das Essen vor 12:00 reichen musste. Er fragte auch nicht danach und so hat er, bis es jemandem auffiel 3 Tage nichts gegessen.
    Das passiert, wenn sich Laien nicht im Vinaya auskennen.


    Anderseits habe ich noch nie erlebt, wenn sich ein Mönch vor einen Supermarkt stellt, dass er nichts bekommen hat.


    ()

  • Hallo, ja,
    war 'ne Weile weg und bin jetzt wieder da :)


    Onyx9:

    Guck mal, wo ich am Sonntag war:


    Was hast Du da gemacht? Unterstützen durch dabeisein oder mehr?
    Ich kümmer mich 'nur' um mich, mehr geht gerade nicht. Kämpfen tut mir nicht gut. Aber das brauche ich nun ja auch nicht weiter zu bewerten (siehe unten) ;-).Wobei Brachen zu besetzen echt attraktiv erscheint. Aber, das ist ja ein anderes Thema.



    Onyx9:

    Ne, aber mal zum Thema zurück. Ja, ich rede natürlich auch von den Schuldgefühlen, die durch eine miese Kindheit irrebarabel eingestanzt sind und die überflüssige Gewissensunruhe auslösen-und Hemmnisse. Das kommt insbesondere daher, daß man sich selbst ablehnt und permanent rügt (Hass).


    Ich habe lernen dürfen, diesen inneren Be-/Entwerter zu erkennen. Alleine das holt ihm vom Thron.
    "Ach, der schon wieder" ist meine Antwort. Große Erleichterung folgt. :)[/quote]



    Onyx9:

    Ich hab aber gemerkt, daß sich diese "Spezialitäten" legen und "auflösen", wenn man regelmäßig, anständig meditiert; bleibt die Gewissensunruhe beim Bruch der Sila.


    Das ist es. Und was ist das besondere daran : Läßt man den ungesunden Quatsch weg und läßt Silas in sein Leben ist das bereits ein Teil der Meditation.



    Onyx9:

    Aber auch allesamt Kompensationsmuster der Psyche bei Ablehnung in der Kindheit.


    Ja. Reaktionen der Psyche, um's Überleben zu sichern.
    Aua.



    Onyx9:

    Aber natürlich hat das Buddha nicht gemeint, so wie die Asiaten auch nicht wissen, was die Westler immer mit ihren "emotionalen Problemen" haben.


    Das verstehe ich nun wieder nicht, muß ja aber auch nicht alles verstehen.



    Liebe Grüße,
    Mirco


    P.S.: Geht's Du noch zu den Zennies im Wedding?

  • Off-topic


    Sukha:

    Keiner dachte daran, dass man ihm das Essen vor 12:00 reichen musste.


    Die 12:00 Uhr-Regel findet sich so nicht im Vinaya, sondern ist nur eine Interpretation der ursprünglichen Regel.


    Gruß
    Florian

  • Sonnenhöchststand ist gemeint.
    Und da in Asien fast Tag und Nachtgleiche herrscht (Äquator), trifft es die Mitte und damit Sonnenhöchststand um 12:00 Uhr herum.
    (Sommerzeit 13:00)
    Das hat man im Westen mit übernommen.
    Essen darf man von Sonnenaufgang bis 12:00 (13:00) Uhr.
    Beim Essen nach Sonnenaufgang richtet man sich aber nach dem tatsächlichen Sonnenaufgang. Das kann in good cold Germany auch schon mal erst um 8:30 sein.


    ()

  • Sukha:


    Vor ein paar Jahren war in einer deutschen Theravada Gruppe ein Mönch zu Gast. Keiner dachte daran, dass man ihm das Essen vor 12:00 reichen musste. Er fragte auch nicht danach und so hat er, bis es jemandem auffiel 3 Tage nichts gegessen.
    Das passiert, wenn sich Laien nicht im Vinaya auskennen.


    Anderseits habe ich noch nie erlebt, wenn sich ein Mönch vor einen Supermarkt stellt, dass er nichts bekommen hat.


    ()


    Das ist ja eine tragikkomische Geschichte :lol::shock: Naja, da hätte er sich besser vor einen Supermarkt gestellt.
    Übrigens hab ich schon öfter gehört, dass in Deutschland Mönche mit Schale herumgehen. Sowas ist glaube ich in Österreich noch nicht vorgekommen..

  • - OFFTOPIC -

    Sukha:

    Sonnenhöchststand ist gemeint.


    Das Nachts nicht gegessen werden soll, habe ich vim Vinaya gefunden. Aber ich glaube,
    das mit Sonnenhöchststand ist Interpretation. Es sollte nur nicht zur "Unzeit" gegessen werden.
    Über den konkreten Sonnenstand zur Beendigung der Essenszeit habe ich nichts gefunden.


    Liebe Grüße,
    Mirco


  • Nicht der konkrete Sonnenstand, aber dennoch recht klar was gemeint ist... Er sagt morgens, Tagsüber und abends ist die falsche Zeit. Auch Nachts ist die falsche Zeit. Und dann spricht er davon das Mittags gegessen werden soll. Und Mittags ist 12 Uhr, wenn die Sonne am höchsten steht...(je nach winter und sommer zeit versteht sich)


    "6. "Ehrwürdiger Herr, als ich allein in der Meditation weilte, da erschien der folgende Gedanke in meinem Herzen: ' Wieviele schmerzhafte Zustände hat der Erhabene von uns genommen! Wieviele angenehme Zustände hat uns der Erhabene gebracht! Wieviele unheilsame Zustände hat der Erhabene von uns genommen! Wieviele heilsame Zustände hat uns der Erhabene gebracht!' Ehrwürdiger Herr, früher aßen wir für gewöhnlich am Abend, am Morgen und tagsüber, außerhalb der richtigen Zeit. Dann gab es einen Anlaß, bei dem sich der Erhabene so an die Bhikkhus richtete: 'Ihr Bhikkhus, bitte gebt diese Mahlzeit tagsüber, außerhalb der richtigen Zeit auf.' Ehrwürdiger Herr, ich war aus der Fassung gebracht und traurig und dachte: 'Vertrauensvolle Haushälter geben uns tagsüber, außerhalb der richtigen Zeit, gutes Essen von verschiedener Art, und doch sagt uns der Erhabene, wir sollen es aufgeben, der Vollendete sagt uns, wir sollen darauf verzichten.' Aus Liebe und Respekt für den Erhabenen und aus Scham und Scheu vor falschem Tun gaben wir jene Mahlzeit tagsüber, außerhalb der richtigen Zeit, auf."


    "Dann aßen wir nur am Abend und am Morgen. Dann gab es einen Anlaß, bei dem sich der Erhabene so an die Bhikkhus richtete: 'Ihr Bhikkhus, bitte gebt diese Abendmahlzeit, die außerhalb der richtigen Zeit liegt, auf.' Ehrwürdiger Herr, ich war aus der Fassung gebracht und traurig und dachte: 'Der Erhabene sagt uns, wir sollen die reichhaltigere von unseren beiden Mahlzeiten aufgeben, der Vollendete sagt uns, wir sollen darauf verzichten.' Ehrwürdiger Herr, ein gewisser Mann hat einmal tagsüber ein wenig Suppe bekommen und er sagte: 'Stell sie beiseite, und wir werden sie am Abend zusammen essen.' Fast alles wird abends gekocht, nur wenig tagsüber. Aus Liebe und Respekt für den Erhabenen und aus Scham und Scheu vor falschem Tun gaben wir jene Abendmahlzeit, die außerhalb der richtigen Zeit liegt, auf"
    http://www.palikanon.com/majjhima/zumwinkel/m066z.html

    "Nur eines verkünde ich heute, wie immerdar: Leiden und seine Vernichtung."
    Buddha


  • Jedenfalls war die Regel anscheinend 100 Jahre nach Buddhas Parinibbana bekannt, weil sie da zusammen mit anderen neun Punkten von einer abgespalteten Gruppe aufgehoben wurde:


    Zitat

    (2) Das Essen von Speisen bis die Sonne zu Mittag den Schatten von zwei Fingern überschritten hatte (duvangulakappa)


    Die strenggläubigen Mönche akzeptierten diese Punkte nicht, und einer ihr Anführer, Yasa Kākandakaputta, verdammte öffentlich das Verhalten der Vajjiputtakas.
    http://www.palikanon.com/namen/va/vajjiputtakaa.htm


    Akzeptiert wurde natürlich nicht, dass diese Punkte erlaubt seien.


    Gruß, mukti

  • Maybe Buddha:

    Er sagt morgens, Tagsüber und abends ist die falsche Zeit.


    Sukha:

    Essen darf man von Sonnenaufgang bis 12:00 (13:00) Uhr.


    tsurezuregusa:

    eine gute Seite zur Berechnung der "verbotenen Essenszeit" ist:


    http://static.sirimangalo.org/utils/time.html


    Konservativ wie man ist, schaut man auf den Horizont :lol: und wartet, vor allem im Winter geduldig, bis der helle Streifen erscheint :)


    ()

  • Mirco:

    Hallo, ja,
    war 'ne Weile weg und bin jetzt wieder da :)



    Was hast Du da gemacht? Unterstützen durch dabeisein oder mehr?
    Ich kümmer mich 'nur' um mich, mehr geht gerade nicht. Kämpfen tut mir nicht gut. Aber das brauche ich nun ja auch nicht weiter zu bewerten (siehe unten) ;-).Wobei Brachen zu besetzen echt attraktiv erscheint. Aber, das ist ja ein anderes Thema.


    Es gibt leider zuviel Leute, die sich nur um sich selber kümmern, dann bleibt an den Leuten, die sich auch um andere Sachen kümmern ( müssen ) zuviel hängen.
    Wenn man von gewissen Dingen weiß und sie sieht, bereitet es große Gewissensunruhe nichts zutun. Mir zumindest. Aber das Verschließen der Ohren, Augen und Münder - und der Herzen ist menschlich. Mein Hippie-Kollege Tosh pflegte zu sagen: "Weißt du: 90 % aller Menschen sind Schafe, 5 % sind Wölfe und 5 % sind Hirten, das war schon immer so." Ich hoffe aber, daß du dich um deinen Sohn kümmerst.



    Onyx9:

    Ich hab aber gemerkt, daß sich diese "Spezialitäten" legen und "auflösen", wenn man regelmäßig, anständig meditiert; bleibt die Gewissensunruhe beim Bruch der Sila.


    Mirco:

    Das ist es. Und was ist das besondere daran : Läßt man den ungesunden Quatsch weg und läßt Silas in sein Leben ist das bereits ein Teil der Meditation.


    Das stimmt. Wobei der ungesunde Quatsch nur dauerhhaft "weggeht", wenn Sammlung, Gleichmut und Sittlichkeit zusammenkommen. man braucht sich mit seinen Neurosen nicht weiter beschäftigen, sie sind einfach Teil des Gesamtsystems; es ist irrelevant, ob man Ablehnung und Verurteilung, Härte und Verletzungen nach außen oder nach innen wendet.


    Was ist Sich-selber-schützen ? Sich von Unheilsamen abwenden, das Heilsame fördern.



    Mirco:

    P.S.: Geht's Du noch zu den Zennies im Wedding?



    Unregelmäßig. Dieser "Kampf" geht mir mehr an die Substanz als der politsche Kram, naturgemäß.
    Ich will mich einfach ganz drauf einlassen, geht aber wegen meinen Lebensumständen nicht.


    Bis bald. Nancy

  • Hi Nancy,

    Onyx9:

    Ich hoffe aber, daß du dich um deinen Sohn kümmerst.


    Wollte ich erst schreiben, aber wenn ich gut für mich Sorge, ist auch für mein Kind gesorgt.
    Das hatte ich weggelassen, denn er ist mir so selbstverständlich :)



    Onyx9:

    Es gibt leider zuviel Leute, die sich nur um sich selber kümmern, dann bleibt an den Leuten, die sich auch um andere Sachen kümmern (müssen) zuviel hängen.Wenn man von gewissen Dingen weiß und sie sieht, bereitet es große Gewissensunruhe nichts zutun. Mir zumindest.


    Wenn das geht, ohne das Du davon Schaden nimmst, soll heißen,
    wenn es Dir gut tut und Du mit mehr Kraft rausgehst als Du reinsteckst, ist das ja auch gut so.



    Onyx9:

    Aber das Verschließen der Ohren, Augen und Münder - und der Herzen ist menschlich. Mein Hippie-Kollege Tosh pflegte zu sagen: "Weißt du: 90 % aller Menschen sind Schafe, 5 % sind Wölfe und 5 % sind Hirten, das war schon immer so."


    Ich verschließe nicht meine Augen. Ich habe nur verstanden, daß es verschieden Formen des Hirtentums gibt, die ich nicht miteinandern vergleichen oder bewerten möchte (obwohl der Buddha da klarer gesagt hat, so ist es gut und so ist's besser).


    Politischer Aktivismus in allen Ehren. Keine Frage. *verbeug*. Wenn ich mich aber in meinen Möglichkeiten und meinem Charakter gemäß menschlich weiterentwickele, so bin ich damit letztlich nicht nur mir eine Hilfe, sondern allen um mich herum.


    Ich verspüre auch immer mal wieder den sehr starken Drang, äusserlich ganz viel bewirken zu wollen. Es zerreist mich dann innerlich nahezu. Das ist für mich dann ein Anzeichen, das innerlich etwas nicht in Ordnung ist, um das ich mich zuerst kümmern sollte. Die wichtigsten Dinge zuerst eben.


    Sorge ich richtig für mich, ist für alle gesorgt. Wie sollte ich denn auch etwas weitergeben, was ich noch nicht habe und wie sollten sich andere mich zum Vorbilde nehmen können, wenn ich nichts verwirklicht habe. Kampf führt zu mehr Kampf, Frieden zu mehr Frieden. Mein Weg ist der innere Frieden, der natürlich auch nach aussen wirkt, geht ja nicht anders.



    Onyx9:
    Mirco:

    P.S.: Geht's Du noch zu den Zennies im Wedding?


    Unregelmäßig. Dieser "Kampf" geht mir mehr an die Substanz als der politsche Kram, naturgemäß.
    Ich will mich einfach ganz drauf einlassen, geht aber wegen meinen Lebensumständen nicht.


    Wegen der Kinder?


    Liebe Grüße,
    Mirco

  • Nur für mich selbst zu sorgen, zu denken, zu fühlen, bereitet mir Gewissensunruhe.
    Ich weiß nicht, ob das gesund oder ungesund ist; es bereitet mir Unbehagen.


    Die Frage des Gewissens ist halt auch eine Frage des Wissens.


    Es ist auch eine Vergegenwärtigung von Recht und Unrecht.


    Ich empfinde es als unrecht mich nur um Dinge zu kümmern, die mir mehr einbringen, als ich reingebe
    und ich empfinde es als Unrecht, meine Tür zu verschließen, wenn ich weiß,
    ich kann etwas tun, was Leiden mindert, oder ich kann etwas dazutun, was ein wichtiges Projekt erhält
    oder eine Sache anstößt.


    Wenn das eine politische Note hat, bitte.

  • Onyx9:

    Es gibt immens viele Dinge die Gewissensunruhe auslösen können.
    Z.B. kann es doch auch Gewissensunruhe auslösen, wenn andere für meinen Unterhalt sorgen.
    Es gibt auch neurotische Ursachen. Schuldgefühle sind so vielfältig und nicht immer begründet.
    Manche empfinden fast keine Schuld und Scham, andere verletzen sich selbst für nichts.


    Bezieht sich das nicht eher auf Mönche und Nonnen die "vom Pfad abkommen"
    und deswegen, weil sie die Regeln brechen, Gewissensunruhe verspüren ?



    Mein Gewissen ist ziemlich rege . . .
    wenn ich mich gegen diese innere, leise, mahnende Stimme stelle,
    hat es meist üble Folgen .
    Diesem "Mahner" sollte ich unbedingt Folge leisten,
    mir geht es dann entschieden besser !


    LG

    Es ist eine wahre Schmach und Schande, daß wir Christen wie blinde Hühner umhergehen und nicht erkennen, was in uns ist und davon gar nichts wissen.
    Johannes Tauler

  • Onyx9:

    Es gibt immens viele Dinge die Gewissensunruhe auslösen können.
    Z.B. kann es doch auch Gewissensunruhe auslösen, wenn andere für meinen Unterhalt sorgen.
    Es gibt auch neurotische Ursachen. Schuldgefühle sind so vielfältig und nicht immer begründet.
    Manche empfinden fast keine Schuld und Scham, andere verletzen sich selbst für nichts.


    Bezieht sich das nicht eher auf Mönche und Nonnen die "vom Pfad abkommen"
    und deswegen, weil sie die Regeln brechen, Gewissensunruhe verspüren ?


    Nein, für mich nicht, das Gewissen ist ganz wichtig um Einsichten zu haben und das Rechte voranzutreiben, um zu läutern und eine ethische Gesinnung zu entwickeln. Jeder Mensch hat ein Gewissen, nicht nur Mönche. Die Mönche und Nonnen richten sich ja nicht nach Regeln der Autorität willen, sondern weil sie ihr Gewissen ganz reinigen wollen, indem sie immer das Heilsame tun. In jedem sind die Gesetze der Natur und der Vernunft und die liebende Güte angelegt, und wenn man nicht danach handelt, äussert sich das durch Gewissensunruhe, wenn man dafür offen ist und es nicht verdrängt oder unterdrückt.

  • Liebe Sangha!


    mukti:

    Nein, für mich nicht, das Gewissen ist ganz wichtig um Einsichten zu haben und das Rechte voranzutreiben, um zu läutern und eine ethische Gesinnung zu entwickeln. Jeder Mensch hat ein Gewissen, nicht nur Mönche. Die Mönche und Nonnen richten sich ja nicht nach Regeln der Autorität willen, sondern weil sie ihr Gewissen ganz reinigen wollen, indem sie immer das Heilsame tun. In jedem sind die Gesetze der Natur und der Vernunft und die liebende Güte angelegt, und wenn man nicht danach handelt, äussert sich das durch Gewissensunruhe, wenn man dafür offen ist und es nicht verdrängt oder unterdrückt.


    Wobei die Gewissensbildung sehr stark mit der Verinnerlichung von Regeln und Normen aus der sozialen Umwelt zu tun hat. Jemand, der nie gelernt hat was die Unterscheidung zwischen Heilsamen und Unheilsamen ist, wird auch kein Spannungsgefühl erleben, wenn er/sie z.B. jemanden bestiehlt.


    Wohlwollen _()_

    Mögen alle Wesen frei sein von Gier, Hass und Verblendung.

  • mukti:

    Nein, für mich nicht, das Gewissen ist ganz wichtig um Einsichten zu haben und das Rechte voranzutreiben, um zu läutern und eine ethische Gesinnung zu entwickeln. Jeder Mensch hat ein Gewissen, nicht nur Mönche. Die Mönche und Nonnen richten sich ja nicht nach Regeln der Autorität willen, sondern weil sie ihr Gewissen ganz reinigen wollen, indem sie immer das Heilsame tun.


    Ach soooo. Mönche und Nonne sind auch Menschen. Ich dachte, die Robe hätte ab Werk eingebaute Heiligkeit.


    Ne, aber jetzt mal mit zielgerichteter risikobewusster geistiger Haltung, die auf das positive Überleben der Werte, in diesem Falle Theorie und Konzept, gerichtet ist. Im Ernst also:


    mukti:

    In jedem sind die Gesetze der Natur und der Vernunft und die liebende Güte angelegt, und wenn man nicht danach handelt, äussert sich das durch Gewissensunruhe, wenn man dafür offen ist und es nicht verdrängt oder unterdrückt.


    Das finde ich gut beschrieben. Ich wollte sagen, was mit den Silas abgedeckt wird, ist als Naturgesetz schon eingebaut. Ob sich nun jemand an irgentetwas hält, mit irgenteinem Konzept lebt oder ohne: es/sie/er muß immer mit den Konsequenzen seines/ihres Handelns Leben. Und die Silas decken den gröbsten Mist ab, der fürs Entstehen der gröbsten geistigen Hemnisse Verantwortlich sind. Ob man nun dran glaubt oder nicht. 'Natur'gesetzt also. Glaube ich (: .


    Nibbana ist des Menschen Bestimmung. Das ist so ziemlich das einzig wertvolle, was uns von allesn Wesen unterscheidet. Welche anderen Grund im kosmischen Plan sollte es also für uns Menschen sonst geben? Wir sind dazu erschaffen, diese Aufgabe zu erfüllen. Wie ein Organ seine im zugeteilte Aufgabe erfüllt.
    Glaube ich. Wenn es nicht so ist, werde ich während meiner Entwicklung schon noch Des-illusioniert. Bis dahin aber ist's ein mich wundevoll tragendes vertrauensspendendes Konzept.



    Liebe Grüße,
    Mirco


    P.S.: "Tatsächlich ist die Nahrung, die wir als Menschen benötigen, das Aussenden von Gleichmut."
    ("As a matter of fact, your food, the nourishment you need as a human beeing, is radiating equanimity." Ven. Vimalaramsi)


  • Stimmt auch, das Gewissen ist nicht so offensichtlich, sonst wäre ja jeder Mensch ein Heiliger, es wird durch Regeln kultiviert. Und Achtsamkeit hat auch etwas mit einem wachen Gewissen zu tun, denke ich.

  • Mirco:

    Nibbana ist des Menschen Bestimmung. Das ist so ziemlich das einzig wertvolle, was uns von allesn Wesen unterscheidet. Welche anderen Grund im kosmischen Plan sollte es also für uns Menschen sonst geben? Wir sind dazu erschaffen, diese Aufgabe zu erfüllen. Wie ein Organ seine im zugeteilte Aufgabe erfüllt.
    Glaube ich. Wenn es nicht so ist, werde ich während meiner Entwicklung schon noch Des-illusioniert. Bis dahin aber ist's ein mich wundevoll tragendes vertrauensspendendes Konzept.


    Liebe Grüße,
    Mirco


    P.S.: "Tatsächlich ist die Nahrung, die wir als Menschen benötigen, das Aussenden von Gleichmut."
    ("As a matter of fact, your food, the nourishment you need as a human beeing, is radiating equanimity." Ven. Vimalaramsi)


    Vielleicht ist Nibbana Bestimmung, so dass jeder es einmal erreichen wird, vielleicht kann man auch ewig im Samasara bleiben, keine Ahnung. Ein wundervoll tragendes vertrauenswürdiges Konzept und im Grunde der einzige Wert der uns von anderen Wesen unterscheidet, ist es für mich auch, aber da gehören wir eher zu einer Minderheit.


    Gewissensunruhe verhindert jedenfalls den Gleichmut, daher ist meiner Meinung nach ethische Entwicklung, das Hören auf das Gewissen und möglichst nicht dagegen handeln, dazu eine Voraussetzung. Alles Andere wäre nicht Gleichmut sondern Gleichgültigkeit, mangelndes Mitgefühl. Die Nibbana - Lehre verdanken wir auch nur dem Mitgefühl des Buddha.


  • Das denke ich nicht.


    Regeln und Normen entstehen ja oftmals grundsätzlich aus innerlichen Wissen (Gewissen) was richtig und was falsch ist.


    Jedes Land hat unterschiedliche Gesetze. Dennoch wäre es mir neu, das es Länder gibt, in denen Diebstahl erlaubt wäre. Sogar Tiere haben diesen Instinkt (sehr vorsichtig beim stehlen zu sein. Ein schlechtes Gewissen haben sie warscheinlich nicht, aber das weiss ich nicht).


    Ebenso ist töten anderer in fast keinem Land erlaubt. Wobei wiederum komisch-tragischer Weise, gibt es tatsächlich noch Länder, die das zwar als Gesetz haben, es dennoch aber als Strafe einsetzen (Todesstrafe USA zb).


    Daher denke ich schon, das auch Menschen die (staatliche) Gesetze (welche aus inneren Natur-Gesetzen entstehen) nicht verinnerlicht haben, aufgrund von Mord oder Diebstahl etc. ein inneres Spannungsgefühl haben. Und das sie auch diese Erinnerungen in Form von häufigen Gedanken und Träumen davon verfolgen.
    Es kann sein das sie Unruhig und angespannt sind und vielleicht nicht eindeutig wissen woher diese Anspannung kommt, aber sie ist da.


    Eigentlich ist ja sogar schon der Gedanke von Besitz un-natürlich. Umso mehr dann noch, wenn man den Besitz eines anderen nimmt (ohne dessen Erlaubnis).
    Daher haben schon fast alle Menschen die einiges Besitzen bzw einen hohen Besitzanspuch auf "ihre" Dinge haben, ein ständiges Spannungsgefühl deswegen (auch wenn sie in dem Fall nicht wissen, das dieses Spannungsgefühl durch ihren Besitz ausgelöst ist. Bei Besitz ist dieses Nichtwissen wo das Spannungsgefühl herkommt noch viel grösser, als zb beim stehlen, da Besitz gesellschaftlich normal ist, stehlen aber nicht).
    Es gibt ja sogar noch Völker verschiedener Nomaden-Stämme, die so gut wie keinen Besitzanspuch haben bzw so gut wie keinen Besitz. Sie haben kein Land (und auch kein Anspuchsdenken auf Land) und die wenigen Dinge die sie besitzen, besitzen sie nicht selbst sondern in der Gemeinschaft. Diese Völker zählen zu den friedlichsten und Glücklichsten überhaupt.Weil sie instinktiv mit den Naturgesetzen in Klang leben (obwohl sie sich dessen warscheinlich nicht mal unbedingt Bewusst sind).

    "Nur eines verkünde ich heute, wie immerdar: Leiden und seine Vernichtung."
    Buddha


  • Ja, das Gewissen bestimmt wesentlich die Lebensqualität. Finster, verspannt, unzufrieden, beengt oder heiter und gelöst, das wird vom Gewissen besonders mitbestimmt.


    Manchmal ist von der Relativität des Gewissens die Rede, z.B. hat ein Naziverbrecher geschrieben, er hatte ein schlechtes Gewissen, weil er sein Tagepensum an Vergasungen nicht erfüllt hat. Das ist aber eine Ausrichtung des Gewissens auf eine Autorität, in dem Fall sogar auf eine teuflische. Das Gewissen ist aber selber eine Autorität oder Institution, die allenfalls durch rechte Ausrichtung auf Regeln kultiviert oder sichtbarer gemacht wird. Wer sich nicht irgendwie verbiegen lässt, weiß schon was richtig und falsch ist. Die Unwissenheit bedeckt aber oft das Gewissen, das vordergründige Begehren verhindert die Einsicht.

  • Ich glaube das nicht, das man das vorher irgendwie gelernt haben muss. Es gibt auch genug Mörder und Vergewaltiger die partout nicht einsehen können was sie falsch gemacht haben, die aber erstaunlicherweise den Rest ihres Lebens von Albträumen verfolgt werden...

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Geronimo:

    Ich glaube das nicht, das man das vorher irgendwie gelernt haben muss. Es gibt auch genug Mörder und Vergewaltiger die partout nicht einsehen können was sie falsch gemacht haben, die aber erstaunlicherweise den Rest ihres Lebens von Albträumen verfolgt werden...


    Genau das meine ich. Die Spannung, die Unruhe entsteht bei unheilsamen Handlungen, so oder so, das heisst egal ob man intellektuell seine Fehler einsieht oder nicht.


    Die Frage ist wie man Gewissensunruhe definiert.
    Geht es dabei nur um das "wissen" das man etwas fallsch gemacht hat und deswegen unruhig ist. Oder aber auch um die innere Unruhe die in einem entsteht wenn man falsch gehandelt hat ohne sich seines falschen Handelns bewusst zu sein...
    Die Gewissensunruhe entsteht in beiden fällen und führt auch in beiden Fällen zum Leiden. Der Unterschied ist nur, das wenn man sich bewusst ist was man falsch gemacht und das daher die Unruhe kommt, man es in zukunft unterlässt und somit mit seinen Fehlern der Vergangenheit abschliesst und zukünftig nicht mehr unter der Gewissensunruhe leiden muss.

    "Nur eines verkünde ich heute, wie immerdar: Leiden und seine Vernichtung."
    Buddha