Missbrauch in Buddhistischen Gruppen

  • Ji'un Ken:


    Wie wäre es denn, wenn wir uns dem Thema der Studie wieder annähern: "Es gibt Machtmissbrauch in buddhistischen Gruppen"
    Oder wie wäre es denn mit einem Thread "Wie gehen wir mit Machtmissbrauch um?"
    Oder ein Thread in dem wir uns darüber austauschen, was es mit uns macht, wenn wir von Verfehlungen oder auch angeblichen Verfehlungen von Lehrern hören?


    Ich greife dies mal hier auf.


    In einigen Gruppen gibt es tatsächlich Missbrauch und bewusstes Abhängig machen von Schülern. Sei es wegen materiellem Gewinn oder zum stärken des Egos des Lehrers. Seien es sexuelle Übergriffe, die als "religiöses Muss" verkauft werden oder die materielle Ausbeute nach dem Motto, "gebt Euer Hab und Gut dem Lehrer und lebt asketisch".


    Was können die Opfer nun tun?


    Ich halte nichts davon Mutmaßungen und Halbwahrheiten in einem Forum zu verbreiten. Dies hilft weder dem "Opfer" tatsächlich weiter, noch wird man wirkliche Aufklärung dadurch erlangen. Des Weiteren kann man ganzen Gruppen mit Vermutungen und event. sogar tatsächlichen Verleumdungen irreparabel Schaden zufügen und Menschen an den Pranger stellen, die es gar nicht verdient haben. Das bleibt haften, auch wenn es sich später als Unwahrheit herausstellt.


    Was kann man also tun?


    Der direkte Weg wäre die Anzeige.


    Da aber "Missbrauchsopfer" oft eine große Scham haben, muss da meist erst sehr viel Vorarbeit geleistet werden, bevor sie dazu in der Lage sind. Auch ist es oft juristisch nicht greifbar.


    Eine Möglichkeit wäre sich einen Ansprechpartner in einer anderen Gruppe der gleichen Tradition zu suchen.
    Die gleiche Tradition wäre von Vorteil, da dann die Grund-Praxis-Strukturen ähnlich wären. Außerdem gibt es dann eher Möglichkeiten etwas gegen den "Täter" in den eigenen Kreisen zu unternehmen.


    Ist dies nicht möglich, so sollte man sich an eine andere Buddhistische Gruppe wenden.
    Es gibt auch mittlerweile Gruppen, die erfahren sind, solche Menschen aufzufangen.


    Leider gibt es darüber kein Verzeichnis, da die DBU es bis heute nicht geschafft hat da einen Konsenz zu finden.
    Es wird zwar immer gesagt, es müsste mal ...... aber es fehlen die Kompetenzen.
    Auch sind nicht alle Gruppen aus verschiedenen Gründen in der DBU organisiert, was aber nichts über ihre Kompetenzen aussagt.


    Hier unter Krisen/Beratung > Übersicht > Anbieter kann man z.B. auch Hilfe bekommen. Bei einer Gruppe/Anbieter steht es sogar explizit mit drin. ("Hilfe für Missbrauchsopfer in buddhistischen Gruppen")


    ()



  • Ich fürchte, das dieses Thema -hier plaziert- an den Kompetenzen dieses Forums
    sachlich scheitern wird und wieder eine ungute, unheilsame, gewaltfördernde Wendung nimmt.


    Es gibt sektenartige Strukturen, aber es ist verfehlt, wenn man den traditionellen Aufbau
    von buddhistischen Schulen als Brutstätte von Sektiererei ( * ) annimmt und den Buddhismus
    als ganzes durch diese Annahme in Verruf bringt - und die Lehre gleich mit.


    Aus diesem Grund halten vernünftige Leute sich bei diesen Diskussionen zurück, auch Leute, die selber
    schlechte Erfahrungen gemacht haben, sich aber als Buddhisten sehen und weiter praktizieren.
    Ich habe selber erlebt, daß durch die Vorwürfe gegen ein Theravada-Zentrum in Berlin
    Theravada in Berlin selbst unter generellen Anfangsverdacht gestellt wurde. Das gärt seit Jahren vor sich hin.


    ( * ) Dieser Anfangsverdacht zieht Menschen an, die sektenartige Auswüchse zu populistischen
    Rundumschlägen benutzen und die Lehre an sich in Verruf bringen, weil sie ihnen nichts bedeutet
    oder weil sie in Gruppen nicht die Aufmerksamkeit und Stellung gefunden haben, die sie sich gewünscht haben.


    Man darf nicht
    vergessen, daß es keinen Straftatbestand im BGB darstellt, wenn ein Abhängigkeits,-oder
    Missbrauchsverhältniss unter erwachsenen Menschen in spirituellen Gemeinschaften besteht.
    Somit kann es auch nicht angezeigt werden.


    Das Ausbilden einer sektenartige Struktur hat andere Gründe als z.B. den traditionelle Rahmen in den Schulen,
    der eigentlich die Landschaft von Vorbildern, Lehrern, Geübten, Praktizierenden, Anfängern in einem
    fließenden Zustand abbildet; Es hat psychologische Ursachen in menschlichen Bedürfnissen.


    Was die DBU betrifft ist sie schlichtweg überfordert. Sie braucht Leute, die sich um das Thema kümmern.
    Aber wer möchte in diesem Sud aus halbgaren Behauptungen, Erregung, Anschuldigungen schon arbeiten,
    noch dazu als Praktizierender, der sich nach innen wendet ?


    Aber die gesellschaftliche Forderung nach Transparenz und Partizipation wird auch hier ihre Wirkung zeigen.
    Es wird nur eine Weile dauern und braucht besonnene, im Dharma fest verankerte Menschen !


    Einmal editiert, zuletzt von Anonymous ()

  • Anzeige … Wie soll das gehen?
    Man kann jemanden deshalb kaum anzeigen und wenn das öffentlich gemacht wird, dann muss man damit rechnen, dass einem noch eines draufgehauen wird.
    Da wird immer erst mal an der Glaubwürdigkeit der Opfer gezweifelt. Und wenn das dann durch ist, dann kommen die Sätze wie "Du hättest Nein sagen können. Selber schuld. Hättest du was gesagt. Du hast halt so eine Struktur. Du wolltest doch nur Anerkennung und Zuwendung. Du hast eine narzisstische Störung. Wollest ja nur im Mittelpunkt stehen. Wollest nur was Besonderes sein…"
    Mit viel Glück findet man jemanden, der zu einem hält und sich für einen stark macht.


    Die DBU wird niemals einen Konsens finden. Wie denn auch? Das ist nicht anders als in der katholischen Kirche. Es herrscht die Angst, dass eine öffentliche Auseinandersetzung mit dieser Problematik den "Buddhismus als solchen" diffamieren könnte. Dabei sind buddhistische Gruppen nicht viel anders als andere Gruppen. Die Mechanismen machen nicht Halt vor ihnen, nur weil sie sich ein hehres Ziel gesetzt haben. Und die Gruppen sind sich auch nicht einig. Werden es wohl auch nicht, sind sie sich einander ja oft nicht grün. Darüberhinaus vertritt die DBU nur einen Teil der Gruppen.
    Für mich ist das auch die typische deutsche Vereinsmeierei: "Der Verein wird es schon richten."

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Doris Rasevic-Benz:

    und wenn das öffentlich gemacht wird, dann muss man damit rechnen, dass einem noch eines draufgehauen wird.
    Da wird immer erst mal an der Glaubwürdigkeit der Opfer gezweifelt. Und wenn das dann durch ist, dann kommen die Sätze wie "Du hättest Nein sagen können. Selber schuld. Hättest du was gesagt. Du hast halt so eine Struktur. Du wolltest doch nur Anerkennung und Zuwendung. Du hast eine narzisstische Störung. Wollest ja nur im Mittelpunkt stehen. Wollest nur was Besonderes sein…"
    Mit viel Glück findet man jemanden, der zu einem hält und sich für einen stark macht.


    Möchtest du nun mit diesem Beitrag potentielle Hilfesuchende ent-mutigen, sich an jemanden außerhalb der eigenen Gruppe zu wenden? Habe ich das richtig verstanden?


    ()

  • Zitat

    Möchtest du nun mit diesem Beitrag potentielle Hilfesuchende ent-mutigen, sich an jemanden außerhalb der eigenen Gruppe zu wenden? Habe ich das richtig verstanden?


    Ich will niemanden entmutigen. Das ist jedoch die Schwierigkeit, auf die getroffen wird.

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Richtig Doris, der oder die Betroffene wird auf Schwierigkeiten stoßen.


    Allein schon deshalb, weil es für diese Thematik keine Anlaufstelle gibt. Und diejenigen die sich innerhalb der Gruppe nicht betroffen fühlen, werden mit Ablehnung und Unverständnis reagieren.
    Wenn du in einer Gruppe bist und den dortigen Lehrer gut findest und du Vertrauen zu ihm hast, dann ist es bestimmt nicht leicht für dich, wenn jemand zu dir sagt "Er hat das und das mit mir getan". Wem glaubst du nun eher? Dem Lehrer, dem du seit Jahren vertraust oder dem Gruppenmitglied zu dem du vielleicht kaum Kontakt hast? Eine vertrackte Situation.
    Ich habe einige Zeit eine Selbsthilfegruppe für erwachsene Inzest-opfer geleitet. Sie standen vor den gleichen Problemen.


    Nun kommt der Ruf nach einer öffentlichen Aufarbeitung. Wie kann diese Aussehen?

  • Doris Rasevic-Benz:

    Anzeige … Wie soll das gehen?


    Aus einer Buddhistischen Gruppe kann man sich entfernen und in einer anderen Gruppe neu anfangen, und wieder neu anfangen.
    Mein Mann war Herz und Verstand gebunden in der Kirche. Er glaubte alles was sie ihm glauben machte.
    Dann geschah es. Sein Partner ist elendig, jahrelang krank gewesen und dann noch elendiger verstorben. Da machte er seinen ersten und einzigen Fehler. Er bekannte sich zu seinem Partner indem er in der Todesanzeige schrieb das er seinen Geliebten verloren hat. Jahrzehnte wollte die Kirchengemeinde glauben das sie nur als Freude zusammenlebten. Doch nun war es mit dem Selbstbetrug/Verblendung/nicht sehen wollen was ist, vorbei. Sie ließen ihn in all seinen Schmerz allein, natürlich mit huldvollen Sprüchen und man wird sich wiedersehen. Seine Verwandtschaft übrigens auch, für mich ist Verwandtschaft die höllischeste Gruppe überhaupt. Was so in Familien geschieht bring mich zum Spruch: Ich kann garnicht soviel fressen wie ich kotzen möchte. Ein halbes Jahr nach diesem Verlust haben wir uns kennen gelernt. Verlieben hat nach meiner und seiner Erinnerung nur ein Wochenende gehalten. Dann war da nur noch Lieben. Mein Gott hat dieser Mensch unter dem Christlichen Lügengebäude gelitten. Da sind zwei aufeinander getroffen. Der eine fest eingebunden in eine Glaubende Gruppe und einer der sich jeder Gruppe verweigert die Glaubt.
    Wir haben uns ergänzt. Wir sind in Gruppen. Jeder Versuch uns zu binden aus glaubenden/emotionalen/Glück verheisenden Gründen wird verweigert. Nur die Liebe zählt.


    Ihr glaubt doch nicht das sich die Situation für uns wirklich geändert hat? Minderheiten sind ja zu ertragen aber wenn diese behaupten das sie auch Menschen sind werden die Scheiterhaufen gebaut.


    Mein nicht buddhistischer Beitrag doch bin ich mir sicher mit Wandelung bestimmender Worte kann jeder das dazu machen.
    Ich kann keine Hoffnung machen in, mit Gruppen Mißbrauch zu verarbeiten oder zu überwinden.
    Buddha hat sie gegeben: Zuerst nimm Zuflucht zu Dir selber.
    Bei mir bin ich sicher, wenn ich da bin erkenne ich den Partner den ich brauch. Das Du in Dir.
    liebe Grüsse
    Helmut
    Ich wurde NUR emotional mißbraucht. Das körperliche blieb mir .... erspart.

  • Ich bin dafür erst mal an die Prophylaxe zu denken.
    Wie kann sich der Einzelne schützen? Vor allem der unerfahrene Anfänger?
    Dabei hege ich nicht die Illusion, dass es nie mehr solche Fälle geben wird, doch die Hoffnung, dass es weniger werden, schon.
    Prophylaxe könnte auch bei einem früheren Ausstieg behilflich sein.


    Wie könnte diese aussehen?
    Erst mal eine Analyse der bisher bekannten Fälle. Wie auf der Seite von Tenzin Peljor oder bei Jack Kornfield, könnte dann ein Fragenkatalog erarbeitet werden.
    Jede Gruppe sollte sich dem daraus resultierenden Ethikkatalog verpflichten. Eine Beratungsstelle wäre ebenfalls wichtig, mit Ombudsleuten. Allein die Existenz einer solchen unabhängigen Stelle könnte vieles verhindern oder die Strukturen bereits im Keim erkennen lassen (ich gehe nämlich davon aus, dass ein großer Teil der Missstände nicht absichtlich entstehen und durch per se unfähige Lehrer, sondern dass sich das im Lauf der Machtetablierung allmählich und ganz unbewusst ausbildet – Macht korrumpiert).
    Vielleicht könnte ein umfangreicher Fragenkatalog auch für die Selbsterkundung der Anhänger dienlich sein. Mit Hilfe dieses Kataloges könnten sie vielleicht ihre eigene Gefährdung besser erkennen. Zumindest wäre es einen Versuch wert.


    Was dieses Forum tun könnte, wäre eine Rubrik zu eröffnen, die Webseiten mit Hilfe zu diesem Thema enthält. Dort sollte nicht diskutiert werden, sondern einfach nur die Information sichtbar bereitgehalten werden. Denn gerade Anfänger gehen unbedarft an die Sache heran und erfahren erst dann was, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist.
    Es sollte so selbstverständlich sein, schon zu Beginn mit dem Thema konfrontiert zu werden, wie es selbstverständlich ist, dass jeder Medizin ein Beipackzettel beiliegt. Nach meiner Sicht, würde dies von einer prinzipiellen Offenheit zeugen, deren Fehlen an den christlichen Kirchen so häufig bemängelt wird. Ich drücke es mal plakativ aus: Über das Thema bescheid zu wissen, damit umzugehen, sollte so alltäglich werden wie der Umgang mit Kondomen.


    Ich vermute, dass auch diese Vorgehensweise Blüten treiben würde, aber denke nicht, dass so was vermeidbar ist.


    Das Letzte worum es mir geht ist, dass Lehrer unter Generalverdacht geraten oder dass nun jede Berührung oder jede strengere Entscheidung eines Lehrers als Indiz für einen Missbrauch gewertet wird. Das wird wohl kommen, aber ehrlich, nach den Dingen, die ich bisher erlebt habe, ist das schon längst da. Damit dass andere Richtungen das Lehrer-Schüler-Verhältnis im Mahayana nicht verstehen können und dies generell als Abhängigkeit und Missbrauch werten, leben wir schon. Daran wird sich auch in Zukunft nicht viel ändern, das liegt in der Natur der Sache.


    Liebe Grüße
    Doris - Knochensack

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Zitat

    Ich kann keine Hoffnung machen in, mit Gruppen Mißbrauch zu verarbeiten oder zu überwinden.


    Lieber Helmut,


    Du hast schon Hoffnung gemacht. Allein das Gefühl, nicht alleine mit dem Problem zu sein, macht Hoffnung.


    Liebe Grüße
    Doris - Knochensack

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

    • Offizieller Beitrag

    Um eine Abweichung ( beim Lehrer-Schüler-Verhältnis, Struktur, Lehrinhalten) zu ahnden müsste es in der buddhitischen Gemeinschaft erst einmal einen Grundkonsens darüber geben, was ok und was noch buddhitisch ist. Von soetwas ist man weit erntfernt.


    Teilweise wurde versucht, die DBU als Dachverband dazu anzuhalten, Aussagen darüber zu machen, welche Gemeinschaft seriös und welche dubios ist. Allerdings zeigte sich schnell, dass die DBU für diese Aufgabe nicht geeignet ist.


    Es kann ja jeder eine Gruppe aufmachen und sich auf Buddha berufen. Jeder der will kann eine Gruppe für Manager-Zen(Leerheit von Skrupeln) aufmachen, sich selbst den Titel Lama verleihen oder seine Anhänger dazu überreden ihren Besitz und ihren Köper zu teilen, um mit Unschuld, Würde und Besitz auch das Ego schrumpfen zu lassen. So lange es keine "Freiwilige Selbstkontrolle" gibt, bleibt die Frage, inwieweit gegen Gesetzte ( Missbrauch von Schutzbefohlenen, Betrug) verstossen wird, das einzige Kriterium.

  • void:

    So lange es keine "Freiwilige Selbstkontrolle" gibt, bleibt die Frage, inwieweit gegen Gesetzte ( Missbrauch von Schutzbefohlenen, Betrug) verstossen wird, das einzige Kriterium.


    Weiß jemand, wie hier die Gesetzeslage aussieht ? Ist es nicht unheimlich schwierig Missbrauch von Schutzbefohlenen geltend zu machen, wenn es sich um Erwachsene handelt ?

  • Hab ich in meinem Beitrag geschrieben, liebe Syia.


    Machtmissbrauch unter Erwachsenen Menschen ist kein Straftatbestand
    es sei denn er findet bei medizinisch/psych. Behandlungen statt ( (Fiduciary Relationship)


    Der erste Schritt wäre sicherlich das Erarbeiten einer freiwilligen Selbstverpflichtung
    auf Bundesebene.

    Einmal editiert, zuletzt von Anonymous ()

  • Onyx9:

    Hab ich in meinem Beitrag geschrieben, liebe Syia.


    Machtmissbrauch unter Erwachsenen Menschen ist kein Straftatbestand
    es sei denn er findet bei medizinisch/psych. Behandlungen statt.


    Dort las ich "BGB". Habe ich etwas übersehen ?

  • Onyx9:

    Bürgerliches Gesetzbuch
    ****************************


    Danke Onyx. Das BGB ist nur eines unserer Gesetzeswerke. Wie sieht es z.B. im StGB aus ? Wohin wendet sich ein Opfer, um sich Gehör zu verschaffen ?

  • Das ist nach meinem Stand auch im Strafgesetzbuch so geregelt,
    aber vielleicht findest Du ja eine andere Information.


    Weiter oben hat Sukha zweimal einen Link zum Opferschutz eingestellt.

  • Kompetenz und Aufgabe unseres Forums
    Auch wenn es sich für machen so anfühlen mag, Buddhaland ist nicht die Welt. Entsprechend haben wir auch keine Aufgabe oder Verpflichtung, an dieser Stelle endgültig zu befinden oder gar festzulegen, wie die Welt das Problem angehen und lösen muss. Wir können uns zu der Fragestellung als einer von vielen austauschen, Meinungsbildung betreiben und dann für uns als Usergruppe (und damit auch für Neu-User) eine Position zum Thema erarbeiten und – wie angeregt – z.B. eine Informations- und LInksammlung anbieten. Lasst doch mal das Drama des Weltuntergangs, der Unheilsamkeit, des Untergangs von Linien und Gruppen weg, nur, weil wir hier sprechen. Darum geht es a) nicht und b) überschätzen wir uns maßlos, wenn wir davor Angst haben.


    MIssbrauch und Vertrauen
    Wo Vertrauen ist, ist das Risiko des Missbrauchs. Missbrauchs hier zu verstehen als abstrakte Form, sprich jede Form des negativen Nutzens des Vertrauens durch den, in den vertraut wird. Sei es seelisch, körperlich, finanziell oder anders. Jeder sollte – ich sage sogar muss – sich darüber im klaren sein, dass Vertrauen ein Risiko zum Missbrauch beinhaltet. Für meinen Geschmack ist es nicht einfach das Misstrauen als Gegenteil des Vertrauens, dass das Risiko aufhebt, es ist eine Form von Wachheit, die es benötigt. Wie diese Wachheit aufrecht erhalten werden kann, wie man sie erzeugt, ohne Animositäten aufzurufen – eine schwierige Aufgabenstellung. Sie aber zu negieren, führt nirgendwo hin.


    Missbrauch und bestehende Regelungen/Gesetze
    Ich halte den Verweis auf bestehende Regelungen und/oder Gesetze grundsätzlich für zu kurz greifend. Es ist immer so gewesen, dass Anlaufstellen, Regelungen und als letztes Gesetze erst dann geschaffen werden, wenn "es" passiert ist. Wir sollten uns das vor Augen halten, wenn wir achselzuckend auf die Regelungen verweisen. Vergewaltigung in der Ehe war lange nicht strafbewehrt.
    Ähnliches gilt für den läppschen Verweis darauf, dass die Geschädigten alle Erwachsen waren. Ja, sie sind alle mündig und geschäftsfähig, haben somit für ihr Verhalten die Verantwortung zu tragen. Kann und soll das aber das Ende einer Überlegung sein? Ist ein volljähriger Mensch nicht mehr zu missbrauchen? Hört das auf, wenn man 18 wird?


    Vorauseilende Verurteilungen
    Ein Klima der Vorausverurteilung kann sehr unangenehme Folgen haben. Ich habe das als unverheirateter Vater selber erfahren. Nie was passiert, aber allein die Tatsache, dass ich damals einige Tage darüber nachgedacht habe, was passieren könnte, wenn meine Tochter vom gemeinsamen Badevergnügen erzählt, und dies auf einen hystrerischen Empfänger trifft, hat mich sehr nachdenklich gemacht. Ähnliches berichtet meine Schwester aus der JUgendarbeit, wenn es um den Einsatz männlicher Betreuer geht, die sich nicht mehr trauen, Gruppen von Kindern alleine ohne eine weitere, weibliche Aufsichtsoperson auch nur im Auge zu behalten. Die Frage ist, ob und wie weit man sies in Kauf nehmen kann oder muss, um die schlimmen Fälle zu verhindern.- Blödes Rechenmodell, aber mir sind die Umwege, die ein Jugendzentrum gehen muss, um die Gruppen doppelgeschlechtlich zu betreuen, noch lieber, als der Fall der (in welcher Form auch immer) missbrauchten Gruppe. Welcher Weg von einer solchen unguten Vorausverdächtigung zu einem Mittelweg führen kann, ist eine intere4ssante, weitere Frage. Ich nähme aber eine Übervorsicht an solcher Stelle immer in Kauf, wenn auch nicht als Dauerzustand. Und noch mal. Missbrauch hört für mich nicht bei Kindern/Schutzbefohlenen auf.


    Der einfache Weg und warum er nicht so einfach ist
    Ich gebe zu bedenken, dass alle Rufe, die da sagen, "Zeig doch an", "mach es doch öffentlich", "besschwer dich doch" auf verschiedene Hürden stoßen. Da ist Widerstand im Außne. Beginnend bei der Gruppe um einen herum (Ji’un Ken hat da schon was zu gesagt). Auch die Frage, ob und wie ein Missbrauch justitiabel ist, ist ein äußerliches Problem. Noch einmal, es ist nicht ausreichend, auf bestehende Rechtssprechung zu verweisen (s.o.).
    Und die inneren Hürden kann keiner von uns nachvollziehen. Vertrauen ist missbaucht worden. Ein tiefes, eigenes, intensives Ur-Gefühl ist in die Irre geführt gewesen, und es ist damit zu einer Schädigung des Menschen gekommen. Wie verstörend kann sich das anfühlen? Wie viel Scham und Selbstzweifel kann das aufrufen? Ich weiß es nicht, aber ich bin weit, weit entfernt davon, den Opfern zuzurufen, "macht doch einfach dieses oder jenes". Ich muss davon ausgehen, ein mehr oder minder traumatisiertes Gegenüber vorzufinden, dem ich nicht mit Standard-Appellen begegnen kann.


    Wir hier in Buddhaland…
    lasst uns offen bleiben für das Sprechen darüber. Spiegelt Eure Gedanken an der Überlegung, wie ihr agieren würdet, wenn Euer bester Freund/beste Freundin in eine solche Bredouille geraten würde und ihr wärt der oder die, der oder die sich um diesen Menschen kümmern will.
    Was dabei herauskommt, können und müssen wir jetzt gar nicht befinden. Weder ist es sinnvoll, ein Untergangsszenario an die Wand zu malen, noch muss man sich vornehmen, das Problem ein für alle Mal zu lösen, noch muss man darauf verweisen, dass man es gar nicht lösen kann. All das lähmt uns in dem, was uns bewegen könnte, zu einem anderen Blick auf eine einfache Tatsache zu kommen: Vertrauen ist missbrauchbar.


    Hochachtungsvoll
    Mal Sehen

  • Ganz richtig malsehen.
    Und jeder "Fall" ist ein individueller persönlicher "Einzelfall" und muss als solcher gesehen und behandelt werden.
    Pauschalisieren geht gar nicht.


    ()

  • Sukha:

    Ganz richtig malsehen.
    Und jeder "Fall" ist ein individueller persönlicher "Einzelfall" und muss als solcher gesehen und behandelt werden.
    Pauschalisieren geht gar nicht.


    ()


    Ja und Nein. Im jeweiligen einzelnen Falle bin ich bei Dir.


    In der Betrachtung einer "Prophylaxe", wie von Doris angeregt, oder einer Form von Ratgeber, oder auch nur in einer Betrachtung der hinter den Einzelfällen erkennbaren Struktur kann und darf man nicht auf den Einzelfall beschränken.
    Noch einmal meine These: Vertrauen ermöglicht Missbrauch. Nochmal deutlich gesagt "ermöglicht", nicht "zieht nach sich" oder "führt zu". Vertrauen ist immanenter Bestandteil vieler buddhistischer Gruppenbildungen und vertikalen (Lehrer-Schüler) Bindungen. Da ist also eine mindestens die Grundlage für eine Missbrauch-optionierende Struktur gegeben. Ich sage keinen Automatismus voraus, aber ich würde es durchaus in Betracht ziehen wollen, nicht von Fall zu Fall in meiner Beobachtung der Realität nachzueilen sondern im vorhinein diese Grundlage mit in die Betrachtung einzubeziehen.


    Autos können Menschen überfahren. Straßen durch Wohngebiete sind die Grundlage des Schadensfalles, führen aber nicht zwingend zu dem Schadensfall. Es geht nicht darum, die Autos zu verdammen, die Menschen für blöd zu erklären oder die Straßen zu sperren. Es geht auch nicht darum, den Einzelfall des Überfahrenen zu beleuchten. Es geht darum, das Rissiko von Straßen in der Nähe von Menschen prinzipiell und übergreifend zu erkennen, einzuschätzen und zu bewerten. Folge können Verkehrserziehung, Ampeln, Verkehrsberuhigung, Umgehungsstraßen u.ä.m sein. Von Einzelfall zu Einzelfall betrachtet käme es zumindest in der Städte- und Verkehrsplanung nicht zu erfolgreichen Maßnahmen…


    Hochachtungsvoll
    Mal Sehen

  • Ich erlebe eher oft auch das Gegenteil. Nämlich, dass viele überängstlich sind, wenn sie in eine buddhistische Gruppe gehen.
    Angst, in eben eine "Sekte" im negativen Sinne zu rutschen.


    Das ist für viele lange Zeit ein Hemmnis, sich auf die Praxis einzulassen.
    Auch das ist ein Grund, dieses Thema sensibel zu behandeln und nicht Ängste erst zu schüren.
    Die meisten Gruppen sind ja in Ordnung und seriös.


    ()

  • danke, malsehen!


    ich habe nach 20 Jahren meinen eigentlichen Beruf verlassen und ein knappes Jahr in einem Kindergarten gearbeitet – als älterer Mann. Ich habe erfahren, wie aus reiner Bösartigkeit ein solcher Vorwurf kam, und, egal wie absurd, wie heikel es ist, überhaupt darauf zu reagieren, denn man kann nicht wissen, ob man den Dreck je wieder los wird. Auch das hat mir diesen Beruf echt versaut und damit bin ich wahrlich nicht allein.


    das ist ebenso ein notwendiger Blickwinkel bei Vorwürfen dieser Art, vielleicht auch wenn es um Erwachsene geht.

  • Sukha:

    Ich erlebe eher oft auch das Gegenteil. Nämlich, dass viele überängstlich sind, wenn sie in eine buddhistische Gruppe gehen.
    Angst, in eben eine "Sekte" im negativen Sinne zu rutschen.


    Das ist für viele lange Zeit ein Hemmnis, sich auf die Praxis einzulassen.
    Auch das ist ein Grund, dieses Thema sensibel zu behandeln und nicht Ängste erst zu schüren.
    Die meisten Gruppen sind ja in Ordnung und seriös.


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    Aufklärung hat ja zwei Richtungen: Das Warnen vor dem Negativen und das herausstellen des Positiven. In meiner bescheidenen Erfahrung mit buddhistischen Zentren habe ich einen Dialog beobachten können, bei der die Zentrumsleitung eine Initiative des Schulamtes, Klassen der Mittelstufe im Zuge einer Initiative "Lerne die Religionen, die es gibt, näher kennen" auch in das Zentrum zu schicken, mit den Worten "Buddhismus ist aber keine Religion" zurückwies. Ich bin fast zusammengebrochen – heute vor Lachen, damals vor Fassungslosigkeit. Was ich sagen will, der "Ruch" der Sekte ist immer auch der des Unbekannten, nicht-Konventions-gemäßen. Je selbstverständlicher sich buddhistische Gemeinden in der Öffentlichkeit gerieren und die in meinen Augen eher peinlichen, eigenen Berührungsängste mit dem, was man da "Öffentlichkeitsarbeit" nennt, lassen, desto weniger wird es sich für den Interessierten fremd und "sektiererisch" anfühlen. Es scheint, dass ein gesundes Marketing oft der Innenschau des Ganzen widersprechen möchte. Aber wer verschwurbelt in Hinterzimmern agiert, wird eher sektenartig empfunden, als der, der bei Stadtteilfesten vorkommt, regelmäßig Tage der offenen Tür abhält und in interreligiösen Dialogen aktiv ist. Dabei ist das Hinterzimmer nicht der Punkt. Nicht jede Gruppe hat die Größe, gleich ein Zentrum zu betreiben.


    Ängste schüren – noch mal auf Kinder heruntergebrochen. Wenn ich meinem Kind beibringe, dass jeder Fremde eine potentielle Gefahr darstellt, werde ich möglicherwesie einen ängstlichen und damit für’s Leben beschädigten Menschen hervorbringen. Wenn ich frühzeitig mit dem Kind darüber spreche, wie man fremde Menschen einschätzen lernen kann, was es für Hinweise für wohlmeinende, neutrale oder gefährliche Fremde geben kann und dann entsprechende Verhalten anrate/übe/nahelege, dann erziehe ich einen wachen Menschen.
    Ängste schüre ich, in dem ich Gefahren vernebelt und indifferent anführe. Selbstbewusstsein und Klarheit schaffe ich, in dem ich klar benenne, um welche Indizien es geht. Gefahren schaffe ich (oder ich billige sie zumindest), indem ich aus lauter Lähmung um die Komplexizität des Themas gar nichts sage.
    Um Klarheit, um nichts anderes geht es in dieser Diskussion. Dazu bedarf es erst einer offenen Sammlung von Meinungen und Eindrücken, auch wenn der eine Einwurf dem anderen nicht gefallen mag. Klarheit kann sich später einstellen.


    Hochachtungsvoll
    Mal Sehen