Ein säkularer Buddhismus – von Stephen Batchelor

  • Doris Rasevic-Benz:

    hat für mich durch diesen Aufsatz das erste Mal Sinn gemacht und sich mit meinen Erfahrungen gedeckt. Und das ist, liebes boehnchen, das einzig Authentische

    natürlich nie vergessen, dass man sich auch irren kann.
    Doris, in welchen Erfahrungen konkret, gehst du mit ihm so präzise konform?

  • Aiko:


    Oder weil sie sich bewährt haben - um welche Sitten geht es denn? Es geht um das Ablegen schlechter Gewohnheiten und um das Annehmen guter Gewohnheiten - warum sollte man das ändern?


    Schlechte Angewohnheiten haben die Gewohnheit trickhaft auf ihr Bestehen zu achten. Oder anders ausgedrückt, halten wir uns selbst am besten selbst zum Narren. Daher ist ein steter Wandel in der Methodik sehr, sehr hilfreich. Osho war da ein sehr gutes Beispiel. Ganz schlecht ist, wenn Methoden gesellschaftlich verbreitet sind und zum Allgemeingut geworden sind. Die haben überhaupt keine Kraft mehr. In Japan ist ZEN beispielsweise schlicht überflüssig, weil jeder weiß was dahintersteckt. Das ist dann nur noch gähn... .

    Aiko:


    Ein guter Lehrer hat Gründe, weshalb er die Tradition in einer bestimmten Weise weiter gibt. Soweit das aus den biographischen Notizen von Batchelor zu sehen ist, war ihm das Koan-Studium verschlossen, weil er da einfach zu verkopft ist. Kusan Sunim hätte da auch nichts machen können.


    Ja so ist es

  • Bishafu_2:


    Es wäre für manche ganz hilfreich die Vielfalt der Welt wahrzunehmen. Wenn die Natur uns erfreuen will erschaft sie nicht nur eine Rose, sondern einen großen Strauß verschiedener Blumen. So ist das mit allem, sogar mit Religionen. Das Wichtigste ist, dass es uns weiterhilft. Dem einen mag Zen helfen, einem anderen katholisches Christentum oder gar vielen sogar der Koran, einigen wenigen sogar Batchelorismus und (ganz, ganz selten sogar :D ) mag jemand gebohren werden wird dem Amitabha hilft oder wider allen Erwartungen zum trotz wird jemand alle hundert Generationen gebohren dem sogar Theravada weiterhelfen mag!
    Einen einzigen Weg? Diese Aussage ist sehr amüsant oder gar Fundamentalismus.
    Läßt ihr gleich eine Internetbombe platzen. :lol::lol: ?


    Du verstehst nicht das das alles Äußerlichkeiten sind, so wie die Wahl der Ausrüstung, der Kleidung und des Bergführers. Auch der Zugang selbst ist eine Äußerlichkeit, ob du dich nun von Norden, Süden, Westen oder Osten näherst, das macht auf grundlegender Ebene keinen Unterschied, Außer vielleicht das es im Süden etwas steiniger sein kann, und im Norden etwas eisiger, was den Aufstieg naturgemäß etwas schwieriger gestalten wird.


    Aber der Akt des Bergsteigens an sich ist für alle Menschen, für alle Zeiten, vollkommen unabhängig vom Berg, immer der gleiche, Ein Bein vor das andere, Hindernisse überwinden, und den Gipfel fest im Blick. Den Berg interessiert es nicht die Bohne ob du deine Ausrüstung bei Globetrotter (Buddhismus) oder bei Adidas (irgendeine andere Religion) gekauft hast. Ihn interessiert auch nicht woher du kommst, welcher Kultur du angehörst oder wie dein Lehrer heißt. Das ist ihm alles vollkommen egal. Das einzige worauf es ankommt ist, das der Berg bestiegen wird,


    Es gibt nur ein Dharma. Es spielt überhaupt keine Rolle aus welcher Richtung wir uns nähern und welche Techniken wir dabei verwenden. Es gibt daher auch nicht viele verschiedene absolute Wahrheiten zu entdecken, sondern nur exakt genau eine. Aber das versteht man erst wenn es bereits zu spät ist, im besten Sinne. Die Welt der Vielfalt kennt dagegen unendliche viele relative Wahrheiten, aber das hat mit Buddha-Dharma alles überhaupt nichts zu tun. Am Ende gibt es nur einen einzigen Weg, egal welcher Kultur, Schule oder Tradition du angehörst. Nur zu Anfang glaubt man noch das es viele Wege gibt...

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Geronimo:

    Du verstehst nicht das das alles Äußerlichkeiten sind, so wie die Wahl der Ausrüstung, der Kleidung und des Bergführers. Auch der Zugang selbst ist eine Äußerlichkeit, ob du dich nun von Norden, Süden, Westen oder Osten näherst, das macht auf grundlegender Ebene keinen Unterschied, Außer vielleicht das es im Süden etwas steiniger sein kann, und im Norden etwas eisiger, was den Aufstieg naturgemäß etwas schwieriger gestalten wird.


    Aber der Akt des Bergsteigens an sich ist für alle Menschen, für alle Zeiten, vollkommen unabhängig vom Berg, immer der gleiche, Ein Bein vor das andere, Hindernisse überwinden, und den Gipfel fest im Blick. Den Berg interessiert es nicht die Bohne ob du deine Ausrüstung bei Globetrotter (Buddhismus) oder bei Adidas (irgendeine andere Religion) gekauft hast. Ihn interessiert auch nicht woher du kommst, welcher Kultur du angehörst oder wie dein Lehrer heißt. Das ist ihm alles vollkommen egal. Das einzige worauf es ankommt ist, das der Berg bestiegen wird,


    Es gibt nur ein Dharma. Es spielt überhaupt keine Rolle aus welcher Richtung wir uns nähern und welche Techniken wir dabei verwenden. Es gibt daher auch nicht viele verschiedene absolute Wahrheiten zu entdecken, sondern nur exakt genau eine. Aber das versteht man erst wenn es bereits zu spät ist, im besten Sinne. Die Welt der Vielfalt kennt dagegen unendliche viele relative Wahrheiten, aber das hat mit Buddha-Dharma alles überhaupt nichts zu tun. Am Ende gibt es nur einen einzigen Weg, egal welcher Kultur, Schule oder Tradition du angehörst. Nur zu Anfang glaubt man noch das es viele Wege gibt...


    Okay, bleiben wir bei dem Beispiel mit dem Berg!


    Nach einer tiefergehenden Analyse wirst du feststellen, dass du Hilfe brauchst, wenn du den Gipfel erreichen möchtest. Ich meine, der Berg ist wirklich hoch und steil. Diese Hilfe wird dir in deinem Fall von einheimischen Sherpas angeboten, die sich bereit erklären, dich auf den Gipfel zu führen. Die Sherpa sind eine Bevölkerungsgruppe im nordöstlichen Teil von Nepal. Sie sind in der Regel Buddhisten und gut an die äußerst harten Lebensbedingungen im Hochgebirge angepasst. Zudem haben sie ungefähr ein Liter mehr Blut in ihrem Körper sowie die doppelte Menge an roten Blutkörperchen als ich und du. Dadurch sind sie zu schier unglaublichen Leistungen fähig. Es fühlt sich also schon mal ziemlich gut an, zu wissen, dass sie dich unterstützen werden.
    Gut, du stehst jetzt am Fuße dieses gewaltigen Berges, die Sherpas warten geduldig neben dir, in der Ferne hörst du ein Yak schnauben. Nimm dir einen Moment, um dich einmal anzusehen. Was hast du eigentlich an? Trägst du dasselbe wie ein traditioneller Sherpa? Nun, vermutlich nicht. Stattdessen trägst du so etwas wie eine 3-lagige Gore-Tex Pro Hose für mehre hundert Euro, eine wasserfeste, atmende Lafuma Prescott Jacke, Triple Points Gamaschen von Lowe Alpine und Ajungilak Bivakboots.


    Fassen wir mal kurz zusammen: Dein Ziel ist das Erwachen, so wie es Buddha gelehrt hat und du weißt, du kannst dieses Ziel erlangen. Dazu sind wir doch hier, nicht wahr. Dass wir bestimmte Dinge, die wir uns vornehmen auch erreichen. Mingyur Rinpoche bezeichnet in seinem Buch „Buddha und die Wissenschaft vom Glück“, uns Menschen als sogenannte „Purushas“. Übersetzt bedeutet das soviel wie „mächtige Wesen“. Ja, wir sind mächtige Wesen, weil wir einen Willen haben und diesen Willen realisieren können. Der Punkt ist nun, dass wir unsere Ziele jedoch nicht auf traditionelle Art erreichen werden, sondern auf eine moderne Weise, auf unsere Art und Weise. Wenn du einen 7000er besteigst, wird in deiner Tasche wohl eher ein Satellitentelefon stecken, anstatt einer Gebetsmala aus Yakknochen. Oder?


    Und genauso verhält es sich momentan mit dem Buddhismus in den westlichen Ländern. All die wunderbaren Qualitäten, die durch die buddhistische Praxis erreicht werden können, sind genau jene Qualitäten, die viele Menschen in ihr Leben integrieren möchten. Viele Menschen wollen mitfühlende Menschen sein, weise Menschen, achtsame Menschen, sie wollen ein sinnvolles Leben führen und dabei die Gipfel ihrer Bewusstseinsebenen erklimmen. Doch sie wollen dies nicht auf eine kulturfremde Art und Weise erreichen. Ja, sie können es nicht auf einer kulturfremden Art und Weise erreichen.
    Übersetzt bedeutet dies, auch wenn es buddhistische Ziele sind, die du erreichen möchtest, so bleibt dein persönlicher Bezugspunkt doch ein westlicher. Ich meine, du stehst am Rande dieses riesigen Berges und hast teleskopische Wanderstöcke in deinen Händen, die von Vaude Himalaya Mitt Unisex Handschuhen umhüllt sind. Dabei checkst du den Wetterstand, der dir durch hochmoderne Gerätschaften aus einer weit entfernten Wetterstation übermittelt wird. Du wirst vermutlich nicht den Geist des Berges anrufen und um Sonne beten (auch wenn dies unter Umständen wirksamer ist, als auf einen Plastikkasten voller Drähte und Festplatten zu starren).


    Meiner Meinung kommen so wenig Menschen mit den Qualitäten des Buddhismus in Berührung, weil sie denken, sie müssten sich wie Sherpas kleiden und anfangen sich gelbe Zipfelmützen auf den Kopf zu setzen. Das stimmt jedoch nicht. Darum geht es gar nicht. Ich bin der Auffassung, dass ein buddhistischer Ansatz, der die weitreichenden Erkenntnisse der westlichen Kultur integriert, eine mächtige und zukunftsträchtige Möglichkeit darstellt, sich den buddhistischen Inhalten auf eine angemessene Weise zu nähern.


  • Ich finde das hast du schön erklärt. Ich möchte nur noch hinzufügen das man dafür aber jemanden braucht der definitiv schon einmal oben gewesen ist, sonst verirrt man sich nur :)


    Was unsere westliche Herangehensweise zum Dharma angeht, so ändert sie aber eigentlich nichts daran, das auch wir ganz grundlegend Ruhe, Einsicht und Genügsamkeit kultivieren müssen, wenn wir dem Buddha folgen wollen. Da gibt es nichts das uns hier irgendwie besonders weiterhelfen könnte, außer vielleicht das wir uns im Moment wenig mit Existenzängsten auseinandersetzen müssen. Das kann für die Praxis von gewissem Vorteil sein, aber optimal ist das Hausleben für die Praxis ja sowieso nicht, auch wenn das die meisten Haushälter naturgemäß anders sehen ;)


    Die Natur des Geistes ist jedoch in jeder Region und zu jeder Zeit gleich. (Nur die Inhalte nicht, aber die sind sekundär wenn man sich erst einmal auf den Weg gemacht hat)

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Bishafu_2:
    Aiko:


    Oder weil sie sich bewährt haben - um welche Sitten geht es denn? Es geht um das Ablegen schlechter Gewohnheiten und um das Annehmen guter Gewohnheiten - warum sollte man das ändern?


    Schlechte Angewohnheiten haben die Gewohnheit trickhaft auf ihr Bestehen zu achten.


    Gut zu wissen.

    Zitat

    Oder anders ausgedrückt, halten wir uns selbst am besten selbst zum Narren. Daher ist ein steter Wandel in der Methodik sehr, sehr hilfreich. Osho war da ein sehr gutes Beispiel. Ganz schlecht ist, wenn Methoden gesellschaftlich verbreitet sind und zum Allgemeingut geworden sind. Die haben überhaupt keine Kraft mehr. In Japan ist ZEN beispielsweise schlicht überflüssig, weil jeder weiß was dahintersteckt. Das ist dann nur noch gähn... .


    Wofür war Osho ein gutes Beispiel?
    Wir halten uns dann nicht zum Narren, wenn wir uns mißtrauen. Nicht der Wandel in der Methodik, die verschleiert nur die Einsicht, wie aufgewühltes Wasser, sondern das Mißtrauen gegenüber der eigenen Erfahrung hilft.
    Was kümmert mich Japan? Die Japaner, die erkannt haben, dass sie in Japan mit authentischem Zen nicht viel ausrichten, weil das Tempelsystem verkommen ist, die haben es ja hierher gebracht oder von dort hierher weiter gegeben. Ganz wie Bodhidharma - . Und Antaiji ist ein Beispiel für den umgekehrten Impuls - und das ist doch auch kraftvoll und keineswegs überflüssig.
    Dafür mussten aber auch erst die Möglichkeiten gegeben sein und diese Entwicklung ist eben noch jung.

  • Merkur-Uranus:


    Nach einer tiefergehenden Analyse wirst du feststellen, dass du Hilfe brauchst, wenn du den Gipfel erreichen möchtest. Ich meine, der Berg ist wirklich hoch und steil. Diese Hilfe wird dir in deinem Fall von einheimischen Sherpas angeboten, die sich bereit erklären, dich auf den Gipfel zu führen.


    Ich finde da Free-Climbing passt besser als Beispiel. Da gibt es keine Sherpas und keine Rucksäcke und die Herausforderung ist sicher ebenso groß - wenn du also oben ankommen willst, dann brauchst du Technik und Erfahrung. Und so einer ist dann auch Lehrer - der sich mit der Technik gut auskennt und der Erfahrung hat und einschätzen kann, was du dir zumuten kannst.
    Zen ist ähnlich - letztlich kommt es auf die körperliche Erfahrung an und die Technik tritt immer mehr in den Hintergrund, als Äußerlichkeiten - wie Zendo Austattung, Verneigungen blablabla .......


    Zitat


    Fassen wir mal kurz zusammen: Dein Ziel ist das Erwachen, so wie es Buddha gelehrt hat und du weißt, du kannst dieses Ziel erlangen. Dazu sind wir doch hier, nicht wahr. Dass wir bestimmte Dinge, die wir uns vornehmen auch erreichen.


    Und? Genau das ist unser Problem - Das Ziel ist ein Nicht-Ziel - je mehr du es zu erreichen wünschst, umso mehr entzieht es sich. Deshalb wirst du so nicht erwachen, denn es ist nichts, was du dir vornehmen kannst.
    Aber - du bist da auf einen Trick herein gefallen, den dir die Leute vom Dach der Welt vorgaukeln. Erst mit den bekloppten Europäern sind die Sherpas überhaupt soweit nach oben gekraxelt - alleine waren die nicht so bescheuert. Und jetzt verkaufen sie ihre Klamotten an uns - sie wissen ja worauf wir Wert legen. Z.B. darauf -

    Zitat


    Mingyur Rinpoche bezeichnet in seinem Buch „Buddha und die Wissenschaft vom Glück“, uns Menschen als sogenannte „Purushas“. Übersetzt bedeutet das soviel wie „mächtige Wesen“. Ja, wir sind mächtige Wesen, weil wir einen Willen haben und diesen Willen realisieren können. Der Punkt ist nun, dass wir unsere Ziele jedoch nicht auf traditionelle Art erreichen werden, sondern auf eine moderne Weise, auf unsere Art und Weise. Wenn du einen 7000er besteigst, wird in deiner Tasche wohl eher ein Satellitentelefon stecken, anstatt einer Gebetsmala aus Yakknochen. Oder?


    Zitat


    Und genauso verhält es sich momentan mit dem Buddhismus in den westlichen Ländern. All die wunderbaren Qualitäten, die durch die buddhistische Praxis erreicht werden können, sind genau jene Qualitäten, die viele Menschen in ihr Leben integrieren möchten. Viele Menschen wollen mitfühlende Menschen sein, weise Menschen, achtsame Menschen, sie wollen ein sinnvolles Leben führen und dabei die Gipfel ihrer Bewusstseinsebenen erklimmen. Doch sie wollen dies nicht auf eine kulturfremde Art und Weise erreichen. Ja, sie können es nicht auf einer kulturfremden Art und Weise erreichen.
    Übersetzt bedeutet dies, auch wenn es buddhistische Ziele sind, die du erreichen möchtest, so bleibt dein persönlicher Bezugspunkt doch ein westlicher.


    Auch der tibetische Buddhismus ist ein "westlicher", ein Produkt des Kolonialismus - als er nämlich mit den Europäern zusammen kam - haben die Tibeter die Errungenschaften der Kolonialherren - der mächtigen Wesen - bewundert und angenommen. Und sie haben an uns dann das verkauft, was sie hatten/haben - Glücksblasen. So erhalten wir uns gegenseitig - sie können teile ihrer Tradition auch hier pflegen und wir nehmen das ihnen ab. Dafür verlassen wir unsere toten Religionen und bilden uns ein, mit der neuen Religion hätten wir was Kraftvolles.

    Zitat


    Meiner Meinung kommen so wenig Menschen mit den Qualitäten des Buddhismus in Berührung, weil sie denken, sie müssten sich wie Sherpas kleiden und anfangen sich gelbe Zipfelmützen auf den Kopf zu setzen. Das stimmt jedoch nicht. Darum geht es gar nicht. Ich bin der Auffassung, dass ein buddhistischer Ansatz, der die weitreichenden Erkenntnisse der westlichen Kultur integriert, eine mächtige und zukunftsträchtige Möglichkeit darstellt, sich den buddhistischen Inhalten auf eine angemessene Weise zu nähern.


    Und jetzt sind wir soweit - dank Sherpa Batchelor - dass wir unsere eigenen Rezepte für Glücksblasen entwickeln.

  • Aiko:

    Zitat

    Und sie haben an uns dann das verkauft, was sie hatten/haben - Glücksblasen. So erhalten wir uns gegenseitig - sie können teile ihrer Tradition auch hier pflegen und wir nehmen das ihnen ab. Dafür verlassen wir unsere toten Religionen und bilden uns ein, mit der neuen Religion hätten wir was Kraftvolles.


    Weißt Du, ich war oft "bei den Tibetern" und ich habe nie, wirklich nie, eine derartige Gesinnung gesehen oder erfahren. "Die Tibeter" kommen aufgrund von Bodhicitta hierher, belehren und agieren; vielleicht empfindet es der eine oder andere als kleine Abwechslung, aber sie verlieren sich nie in Äußerlichkeiten; überhaupt verlieren sie nie das wesentliche spirituelle Element, den Pfad.



    Es wäre auch günstig, wenn Du Deine Zitate zuordnen würdest.

  • Jikjisa:

    Aiko:

    Zitat

    Und sie haben an uns dann das verkauft, was sie hatten/haben - Glücksblasen. So erhalten wir uns gegenseitig - sie können teile ihrer Tradition auch hier pflegen und wir nehmen das ihnen ab. Dafür verlassen wir unsere toten Religionen und bilden uns ein, mit der neuen Religion hätten wir was Kraftvolles.


    Weißt Du, ich war oft "bei den Tibetern" und ich habe nie, wirklich nie, eine derartige Gesinnung gesehen oder erfahren. "Die Tibeter" kommen aufgrund von Bodhicitta hierher, belehren und agieren; vielleicht empfindet es der eine oder andere als kleine Abwechslung, aber sie verlieren sich nie in Äußerlichkeiten; überhaupt verlieren sie nie das wesentliche spirituelle Element, den Pfad.


    Der Pfad ist nichts Spirituelles - die tibetische Kultur ist durch die chinesische Besetzung aus ihrem feudalen Schlaf geworfen worden und die Führung im Exil hat das Beste draus gemacht. machen müssen - ich hab' dafür volles Verständnis. Wenn die materielle Grundlage entzogen ist, dann bleibt oft nur noch der Handel mit dem was man so als Ware anzubieten hat. Und das ist in diesem Fall, das was tibetische Kultur hier bedeutet - das wird konserviert und mumifiziert und plagiert. Der Pfad hat damit nichts zu tun. Und natürlich auch nicht Bodhicitta. Allerdings denke ich, dass die Tibeter hier sehr viel Bodhicitta erfahren, da ihnen ja viel Mitgefühl entgegen gebracht wird. Und das ist doch schön.

  • Syia:

    Ich bin dem Dualismus unterlegen und komme aus dem diskursiven Denken nicht raus.
    Ich kann mir nur Mühe geben die Lehre zu verstehen, aber nicht behaupten sie so zu verstehen, wie Buddha sie gemeint hat.


    Also das ist jetzt ein etwas anderes Problem nicht so sehr
    die Frage einer willkürlichen Interpretation. Natürlich sind am
    Anfang noch nicht alle Dinge der Lehre völlig klar. Das ist eine
    Frage der Entwicklung auf dem Wege wie sie der Buddha auch
    damals schön öfter ansprach zum Beispiel in M 75 gegen ende
    zu dem Māgandiyo. Selbst bei weltlichen gewöhnlichen Dingen
    versteht man nicht immer alles gleich am Anfang.
    Der Buddha lehrte aber auch Dinge, die eigentlich ein jeder richtig
    verstehen könnte. Darauf muß man dann aufbauen üben und Geduld
    bewahren und die Lehre bedenken. Einen anderen Tipp habe ich da auch nicht.

  • Aiko:

    Wofür war Osho ein gutes Beispiel?
    Wir halten uns dann nicht zum Narren, wenn wir uns mißtrauen. Nicht der Wandel in der Methodik, die verschleiert nur die Einsicht, wie aufgewühltes Wasser, sondern das Mißtrauen gegenüber der eigenen Erfahrung hilft.


    Misstrauen gegen den eigenen Verstand ist hilfreich! Die Erfahrung ist unverfälscht, der Verstand auf den so viele hier schwören veralbert uns.

    Aiko:


    Was mich Japan? Die Japaner, die erkannt haben, dass sie in Japan mit authentischem Zen nicht viel ausrichten, weil das Tempelsystem verkommen ist, die haben es ja hierher gebracht oder von dort hierher weiter gegeben. Ganz wie Bodhidharma - . Und Antaiji ist ein Beispiel für den umgekehrten Impuls - und das ist doch auch kraftvoll und keineswegs überflüssig.
    Dafür mussten aber auch erst die Möglichkeiten gegeben sein und diese Entwicklung ist eben noch jung.


    Was kümmert dich Japan? Das sollte ein Beispiel für überkommene spirituelle Strukturen sein. Ein Beispiel für erstarrte Methodik und dafür dass eine Mönchskaste ihre spirituelle Aufgabe dem bequemen und angepassten Leben geopfert hat. Solche Beispiele findest du in ganz Asien und sehr oft betrifft das den Buddhismus. Kritik an bestehenden Strukturen ist zu 99,9 % gerechtfertigt und meist gehören sie bestehenden Strukturen grundsätzlich erneuert.


    Osho war ein gutes Beispiel für die Aufforderung: Sei ein selbständig denkender und handelnder spiritueller Mensch, suche deine Methode und sehe wie weit sie dich trägt! Wenn die erste Methode nicht mehr trägt, suche weiter, und weiter.

  • Aiko:

    . Die einzige Frage ist, was heißt weiter helfen? Alle Wege führen zum Sterben - ganz von selbst.


    Ei, Ei Ei! Diese Todesfixierung hat etwas deprimiertes, obwohl ich weiß, dass es nicht die Aussage sein soll. Schau der Tod existiert doch eigentlich gar nicht! Wir gehen den Weg, das Baby wird zum Kleinkind, das zum Kind, das zum Jugendlichen, ... . Wo bleibt das Baby, wenn dieser Mensch zum Kind geworden ist? Genau so ist das mit dem Tod, er ist auch nur ein weiterer Schritt und auch kein schlechter.


    Wohin sollte eine Praxis oder Religion weiterhelfen? Eigentlich ganz einfach, es sollte dem Einzelnen Menschen helfen, weniger Widerstand gegen das Leben entgegenzusetzen und Freude über und im Leben vermitteln indem sie eine Verbindung zum Göttlichen oder zum Tao schafft.

    Einmal editiert, zuletzt von Bishafu_2 ()

  • Geronimo:

    Du verstehst nicht das das alles Äußerlichkeiten sind, so wie die Wahl der Ausrüstung, der Kleidung und des Bergführers. Auch der Zugang selbst ist eine Äußerlichkeit, ob du dich nun von Norden, Süden, Westen oder Osten näherst, das macht auf grundlegender Ebene keinen Unterschied, Außer vielleicht das es im Süden etwas steiniger sein kann, und im Norden etwas eisiger, was den Aufstieg naturgemäß etwas schwieriger gestalten wird.


    Aber der Akt des Bergsteigens an sich ist für alle Menschen, für alle Zeiten, vollkommen unabhängig vom Berg, immer der gleiche, Ein Bein vor das andere, Hindernisse überwinden, und den Gipfel fest im Blick. Den Berg interessiert es nicht die Bohne ob du deine Ausrüstung bei Globetrotter (Buddhismus) oder bei Adidas (irgendeine andere Religion) gekauft hast. Ihn interessiert auch nicht woher du kommst, welcher Kultur du angehörst oder wie dein Lehrer heißt. Das ist ihm alles vollkommen egal. Das einzige worauf es ankommt ist, das der Berg bestiegen wird,


    Es gibt nur ein Dharma. Es spielt überhaupt keine Rolle aus welcher Richtung wir uns nähern und welche Techniken wir dabei verwenden. Es gibt daher auch nicht viele verschiedene absolute Wahrheiten zu entdecken, sondern nur exakt genau eine. Aber das versteht man erst wenn es bereits zu spät ist, im besten Sinne. Die Welt der Vielfalt kennt dagegen unendliche viele relative Wahrheiten, aber das hat mit Buddha-Dharma alles überhaupt nichts zu tun. Am Ende gibt es nur einen einzigen Weg, egal welcher Kultur, Schule oder Tradition du angehörst. Nur zu Anfang glaubt man noch das es viele Wege gibt...


    Verzeih mir, wenn ich jetzt direkt werde:
    Das sind nicht deine Worte und nicht deine Erfahrungen. Das ist angelesen und das ist auch ok so, aber du versteckst dich hinter den Worten eines anderen und das nimmt mir die Freude an einem Austausch mit dir.

  • Bishafu_2:
    Aiko:

    . Die einzige Frage ist, was heißt weiter helfen? Alle Wege führen zum Sterben - ganz von selbst.


    Ei, Ei Ei! Diese Todesfixierung hat etwas deprimiertes, obwohl ich weiß, dass es nicht die Aussage sein soll.


    Ich lach' mal. Du weißt ja eine Menge.


    Zitat


    Schau der Tod existiert doch eigentlich gar nicht! Wir gehen den Weg, das Baby wird zum Kleinkind, das zum Kind, das zum Jugendlichen, ... . Wo bleibt das Baby, wenn dieser Mensch zum Kind geworden ist? Genau so ist das mit dem Tod, er ist auch nur ein weiterer Schritt und auch kein schlechter.


    Leben-Tod - Shoji - http://www.antaiji.dogen-zen.de/deu/sho.shtml
    Brich dir keinen ab und lies mal das von Dogen über Leben-Tod.

    Zitat


    Wohin sollte eine Praxis oder Religion weiterhelfen? Eigentlich ganz einfach, es sollte dem Einzelnen Menschen helfen, weniger Widerstand gegen das Leben entgegenzusetzen und Freude über und im Leben vermitteln indem sie eine Verbindung zum Göttlichen oder zum Tao schafft.


    Das ist schön für dich, wenn Praxis und Religion dir eine Hilfe sind. Für mich ist Praxis einfach nur Praxis. Und Religion nur Religion. Ich mach' da nicht noch was draus.

  • accinca:


    Also das ist jetzt ein etwas anderes Problem nicht so sehr
    die Frage einer willkürlichen Interpretation.


    Es geht mir weniger um Willkür, als um Vermögen.


    Wenn ich mir anschaue wie oft sich bei Sutten-Diskussionen an einem Wort aufgehängt wird, dann stellt sich doch die Frage,
    ob dieses Wort korrekt übersetzt wurde oder überhaupt genauso gesagt wurde. Schließlich handelt es sich ja um Gedächtnisprotokolle,
    die dann auch noch übersetzt wurden.


    Hast du die Ausführungen Batchelors über die vermeintliche Wortwahl gelesen ?


    Unter diesen Voraussetzungen von "richtigem Verständnis" sprechen zu können liegt mir fern.


  • Oh, ich sag' mal so, vor vielen Jahren, als ich all diese Bücher las, hätte ich solche Zeilen nicht formulieren können. Das kam erst mit der Praxis, und nachdem ich das meiste wieder vergessen habe was ich da so las. Und im Übrigen habe ich damals auch nichts von Leuten wie Sawaki oder so gelesen, also können meine Worte dort auch nicht herkommen :)


    Verständnis braucht Zeit und Ruhe.

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • boehnchen:

    Der Dalai Lama selbst ist aktiver Fürsprecher einer Säkularisierung


    Wenn das stimmt, dann hat der Dalai Lama aber wohl eine andere Vorstellung von "Säkularisierung" wie Batchelor !

    • Offizieller Beitrag
    Matthias65:
    boehnchen:

    Der Dalai Lama selbst ist aktiver Fürsprecher einer Säkularisierung


    Wenn das stimmt, dann hat der Dalai Lama aber wohl eine andere Vorstellung von "Säkularisierung" wie Batchelor !


    Stephen Batchlor geht in seinem Essay von einer jungen Frau aus, die unter Schmerzen leidet. Sie macht deswegen Achtsamkeitsmeditation und profitiert davon. So können, - argumentiert Batchelor - buddhitische Meditation vielen Menschen helfen, ihr Leben zu verbessern und weniger traurig, unausgelichen und unzufrieden zu sein. Ihne dass damit das "soteriologische" Ziel einer Buddhschaft, also ein Ausstieg aus dem Daseinskreislauf verbunden ist.


    Auch der Dalai Lama sieht es so, dass das Ziel der Buddaschaft in diesem Leben nur für ganz wenige Menschen ein realitisches Ziel ist. Für Mönche die das zu ihrer Lebensaufgabe gemacht haben, sowie für einige Laien, die die schwerere Aufgabe übernehemen, das in einem weltlichen Umfeld zu versuchen. Aber der Dalai Lama sieht es so, dass der Buddhismus auch für Leute geeignet ist, die das ganz weltliche Ziel haben glücklich und zufrieden zu werden. So wie es ja in der Geschichte des Buddhismus immer die Mehrheit war, die für sich ein besseres jetziges und zukünftiges Leben erhofften. Ein solcher "säkularen Buddhismus" hatte also immer seinen Platz.


    Vieles an dem Anliegen von Stephen Batchelor ist berechtigt. Von jedem Buddhisten zu fordern, er solle einen auf Pseudo-Mönchn machen ist ja ähnlich verlogen, wie wenn sich jeder Hobbysportler vormachen würde, er trainiere für die olympischen Spiele. Batchelor ist damit angnehm volks- und realitätsnah. Aber mit der Forderung die Soteriologie ganz aus dem Buddhismus rauszunehmen, schiesst er über das Ziel hinaus. So als denkt man, man würde die Sportvereine fördern, indem man den Profisport verbietet und Olympiaden ächtet.


    Natürlich ist es wichtig Buddhismus in der Welt mit ihren unvollkommenen Menschen zu verankern. Aber gerde um der Welt zu helfen, braucht es Ideale die über sie hinausweisen. Das ist bei ganz sakularen Werten wie der "Menschenwürde" nicht anders: Eben weil im Getriebe von Interesssen und Kompromissen eh alles verschlissen und auf das Allzumenschliche reduziert wird, ist es gut Menschen zu haben, die für das Ideal eintreten, das die "Würde des Menschen unantastbar" ist. Extremisten, die ihr Leben geben würden, um dafür zu kämpfen, statt dem üblichen Schlendrian zu verfallen.


    Und so ist es auch für den Buddhismus gut, dass es da das "soterologische" Ziel des Befreiung vom Leid gibt und und Leute, die ihm folgen gibt. Auch im Sportverein freue ich mich jemanden zu haben, der wirklich eine Ahnung von der Sache hat. Bei Batchelor ist es aus seiner Biographie heraus natürlich zu vestehen, dass es ein Befreiungschlag war, sich von dem für ihn unpassenden und drückenden monastischen Ideal zu befreien. Aber kann und sollte man das verallgemeinern?

  • Das ist doch aber alles nichts neues. Hier eine wirklich sehr schöne Rede für Menschen die sich "nur" ein angenehmes Leben wünschen. Den Himmel kann man ja ignorieren wenn es einem Unbehagen bereitet.



    http://www.palikanon.com/angutt/a04_061-070.html

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

    3 Mal editiert, zuletzt von Geronimo ()

  • @ Geronimo
    @ Void,


    ist aber nicht die Entsagung aus dem Daseinskreislauf die Hauptmotivation eines jeden Buddhisten ?
    Egal ob Theravada oder Mahayana praktiziert wird ?
    Alles andere mag ja hilfreich sein, um in diessem Leben glücklich zu leben, aber es hat nichts damit zu tun, Leerheit wenigstens ansatzweise zu realisieren oder gar zu verinnerlichen. Die Freude in diesem leben (und ebenso das Glück) ist vergänglich, die "Glückseeligkeit" Nirvana oder Buddhaschaft erreicht zu haben, ist eine völlig neue Qualität. Alles andere streichelt ein wenig das Ego: Hier mal ein bißchen Achtsamkeitsmeditatiom, dort mal ein wenig "rechte Rede" u.s.w. Wenn Batchelor diesen Wellness-Gedanken als Ziel verfolgt, mag es ja für ihn und seine Anhänger o.k. sein, es hat jedoch nur noch am Rande etwas mit Buddhismus zu tun, geschweige denn mit einem Buddhismus 2.0.

  • Zitat

    Auch der Dalai Lama sieht es so, dass das Ziel der Buddaschaft in diesem Leben nur für ganz wenige Menschen ein realitisches Ziel ist. Für Mönche die das zu ihrer Lebensaufgabe gemacht haben, sowie für einige Laien, die die schwerere Aufgabe übernehemen, das in einem weltlichen Umfeld zu versuchen. Aber der Dalai Lama sieht es so, dass der Buddhismus auch für Leute geeignet ist, die das ganz weltliche Ziel haben glücklich und zufrieden zu werden. So wie es ja in der Geschichte des Buddhismus immer die Mehrheit war, die für sich ein besseres jetziges und zukünftiges Leben erhofften. Ein solcher "säkularen Buddhismus" hatte also immer seinen Platz.


    Ich hatte keineswegs den Eindruck, dass Herr Batchelor, sich auf diese Art von säkularem Buddhismus beschränkt hat. Das ist sicher ein Weg, um die Vorteile zu nutzen.
    Für mich ist das Ziel "Nirwana" auch ein ganz weltliches. Ich weiß nicht, wie das überhaupt zu trennen sein soll und was das Gegenteil von "weltlich" sein soll?


    Wie stark die Arbeit an sich selbst jeden selbst zu welchem Ergebnis führt, dass ist nicht abhängig davon, ob jemand Buddhaschaft anstrebt oder "nur" ein zufriedenes Leben. Es ist möglich, Achtsamkeit zu praktizieren um seine Trigeminusschmerzen zu bewältigen und dabei die tiefste Einsicht in den Geist zu bekommen. Jemand der Jahrzehnte im Kloster lebt, weil er Buddhaschaft erlangen will und praktiziert wie ein Wilder, kann gerade mal ein paar Texte auswendig und ein paar Lehrreden wiedergeben und zwei Stunden ununterbrochen sitzen.


    Und überhaupt, wo soll da ein Unterschied sein? Das ist eine künstliche Trennung. Wenn jemand ins Kloster geht, so ist das nur eine Art Berufsentscheidung. Es ist die Entscheidung, an welchem Ort jemand praktizieren will. Nichts weiter. Ernsthaftigkeit, Disziplin (und ich meine nicht äußerliche Disziplin, die hat auch jeder Arbeitnehmer, der gewissenhaft seinen Job macht und die Regelmäßigkeit auch der Häftling) sind nicht an Äußerlichkeiten gebunden, letztere sind nur Krücken, Hilfsmittel, Rhythmusgeber.
    Batchelor schreibt von dem, das allein dem Glauben unterliegt, wie die Wiedergeburt und die Höllenbereiche (eben nicht als übersetzbare Metaphern), die Spekualtionsobjekte also. Das finde ich auch überflüssig, ja hinderlich, da es zum Spekulieren geradezu verführt. Das ist nicht nur Zeit- und Ressourcenverschwendung, es passt überhaupt nicht in unsere Gesellschaft. Das genau wird bei den christlichen Kirchen beklagt, dieser Irrationalität wird ständig widersprochen, aber beim Buddhismus wird die gleiche Sauce dann gegessen und als unverzichtbar betrachtet. Wiedergeburt und Jungfrauengeburt sind aus einer Familie.


    Liebe Grüße
    Doris

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Matthias65:

    @ Geronimo
    @ Void,


    ist aber nicht die Entsagung aus dem Daseinskreislauf die Hauptmotivation eines jeden Buddhisten ?
    Egal ob Theravada oder Mahayana praktiziert wird ?
    Alles andere mag ja hilfreich sein, um in diessem Leben glücklich zu leben, aber es hat nichts damit zu tun, Leerheit wenigstens ansatzweise zu realisieren oder gar zu verinnerlichen. Die Freude in diesem leben (und ebenso das Glück) ist vergänglich, die "Glückseeligkeit" Nirvana oder Buddhaschaft erreicht zu haben, ist eine völlig neue Qualität. Alles andere streichelt ein wenig das Ego: Hier mal ein bißchen Achtsamkeitsmeditatiom, dort mal ein wenig "rechte Rede" u.s.w. Wenn Batchelor diesen Wellness-Gedanken als Ziel verfolgt, mag es ja für ihn und seine Anhänger o.k. sein, es hat jedoch nur noch am Rande etwas mit Buddhismus zu tun, geschweige denn mit einem Buddhismus 2.0.


    Ich finde es schwer dem "Buddhismus" ein Ziel zuzusprechen. Menschen haben Ziele, aber Einrichtungen selbst können immer nur das sein was die Menschen aus ihnen machen. Der Buddha hat zweifelsfrei gelehrt um den Menschen den Weg zur Todlosigkeit zu weisen. Aber wenn ihm nur den wenigsten folgen wollen, was kann der Buddha dafür?


    Aus Mitgefühl jedoch hat er auch einfachen Haushältern mit normalen weltlichen Wünschen und Bedürfnissen Tips gegeben wie sie ihr Leben etwas angenehmer gestalten können. Das ist zwar aus höchster Sicht nicht genug, aber für andere entscheiden konnte auch der Buddha nicht. Jeder muss den Weg selbst gehen (wollen).


    Ich persönlich mag ja den Begriff Wellness Buddhismus, auch wenn manche das vermutlich als Beleidigung auffassen. Daran ist aber garnichts schlimmes. Wer einfach nur ein nettes, erfülltes Leben genießen will, der wird beim Buddhismus vieles finden können das ihm dabei helfen kann. Aber dem Buddha wirklich folgen kann man auf diese Weise nicht, auch wenn das die wenigsten verstehen wollen.


    Und genau das ist auch ein bisschen das Problem bei Batchelor und allen anderen die ihr eigenes Ding machen. Sie möchten dem Buddha nicht ganz folgen. Und weil es vielleicht schwieriger ist sich diesen Umstand selbst einzugestehen werfen sie lieber etwas in den Raum wie: Es könnte ja sein das der Buddha die Sache ganz anders gemeint hat...


    Und dann präsentieren sie irgendetwas das all die Dinge aus der Lehre herausstreicht mit denen sie persönlich nichts anfangen können. Das wird dann auch gerne Weiterentwicklung oder Anpassung an das moderne Leben genannt, aber im Endeffekt passiert mit dem Weg des Buddha selbst überhaupt nichts. Er ist klar und für alle Zeiten gleich, was vielleicht auch das am allerschwierigsten zu verstehende Merkmal des Dharma ist:


    Ruhe, Bedürfnislosigkeit, Triebbefreiung, wahre Erkenntnis, Nibbana, all das bedeutet immer genau das selbe. Und der Weg nach Innen kennt eben nur eine Richtung :)

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)


  • "Wiedergeburt" ist auch materiell anders zu verstehen.

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Batchelor argumentiert wie folgt:


    Zitat

    Denn der Verzicht auf solche Schlüsseldoktrinen wie Wiedergeburt, das Gesetz des Karma und Befreiung vom Kreislauf von Geburt und Tod, würde gewiss das ganze Gebäude des Buddhismus selbst unterminieren. Jedoch für die, die außerhalb der indischen Kultur aufgewachsen sind, und die sich in einer durch die Naturwissenschaften geprägten Moderne zu Hause fühlen, also denen zu predigen, dass man das Dharma nicht «wirklich» praktizieren kann, außer man hält an den Grundsätzen der antiken indischen Soteriologie fest, macht wenig Sinn.


    Ein verständlicher Ansatz, aber widersprüchlich ausgeführt. Das Gesetz des Karma und die Befreiung von Geburt und Tod ist eben das Dharma. Wenn man es weglässt, praktiziert man nicht mehr Dharma. Und es ist nicht mehr Buddhimus, weil dieses Dharma eben das gemeinsame Kennzeichen aller buddhistischen Richtungen ist, das was den Begriff "Buddhismus" ausmacht.


    Wenn man also etwas aus dem Buddhismus entnimmt zum Zweck einer besseren Lebensqualität, dann müsste man diesem Entwurf eine andere Bezeichnung geben. Das aber als den ursprünglichen Buddhismus und das wahre Dharma hinzustellen, erscheint mir doch etwas verstiegen.

    • Offizieller Beitrag
    Doris Rasevic-Benz:

    [
    Batchelor schreibt von dem, das allein dem Glauben unterliegt, wie die Wiedergeburt und die Höllenbereiche (eben nicht als übersetzbare Metaphern), die Spekualtionsobjekte also. Das finde ich auch überflüssig, ja hinderlich, da es zum Spekulieren geradezu verführt. Das ist nicht nur Zeit- und Ressourcenverschwendung, es passt überhaupt nicht in unsere Gesellschaft. Das genau wird bei den christlichen Kirchen beklagt, dieser Irrationalität wird ständig widersprochen, aber beim Buddhismus wird die gleiche Sauce dann gegessen und als unverzichtbar betrachtet. Wiedergeburt und Jungfrauengeburt sind aus einer Familie.


    In seinem Buch "Buddhismus für Ungläubige" hat er ja noch eine Definition von säkular vetreten, der es datrum ging alles übersinnlich, magische wegzulassen. Die in obigem Artikel zum Ausdruck gebrachte Ansicht, geht aber von einer viel breiteren Bedeutung von "säkular" aus. Jetzt ist für Batchelor auch das Ideal der Befeiung aus Samsara ein unnötige "Soteriologie", die man fallen lassen sollte. So habe ich das zumindest verstanden.


    Und es ist wirklich eine legitime Frage, ob ein Buddhismus ohne Befreiung und Buddhaschaft ein Buddhismus ist. Bei Höllenbereichen ist das nicht die Frage.