Umgang mit dem Tod eines geliebten Menschen

  • Danke Euch allen für Eure unterstützenden Worte und Vorschläge, wie ich Möglichkeiten habe damit umzugehen. Schwer bleibt es natürlich und ja die Trauer wird sich verändern irgendwann. Therapien hab ich viele in meinem Leben gemacht sie waren nicht hilfreich, ich glaub es waren ein Viertel Jahrhundert - verschiedene Therapien, verschiedene Therapeuten, behaupte austherapiert zu sein.


    Mein bester Freund hat mir ein sehr hartes Mail geschrieben zu dem Thema, dass er versteht, dass ich mich alleine fühle, aber ich bin erwachsen und es sei da nicht ungewöhnlich und ich solle aufhören zu jammern. Na ja war auch hilfreich irgendwie. Ich denke, es geht auch ums Annehmen, dass gewisse Dinge eben so sind wie sie sind, das muss ich wohl lernen, wichtig wäre dass es mir endlich gelingt regelmäßig meine Meditationen zu machen, weil eines ist klar, wenn man nichts macht wird sich nichts verändern.


    Was mir ein wenig hilft ist auch, dass ich weiß, dass meine Mutter mich zu Lebzeiten sehr geschätzt hat, nämlich meine Persönlichkeit trotz all meiner Probleme und wie gesagt auch wenn sie tot ist und es keine Seele und keinen Geist gibt ist das für mich trotzdem ein wenig Ansporn zu versuchen weiterzuleben und nicht unterzugehen, LG und nochmals Danke, Son

  • Hallo Son,


    das hier ist eines meiner Lieblingsvideos auf Youtube: https://www.youtube.com/watch?v=Gg6xCDuLSNk Was wird, liegt in unserer Hand. Wir bestimmen, ob wir mit negativem Denken negative Rückwirkungen herbeiführen oder mit positivem Denken positive Rückwirkungen. Negative Rückwirkungen machen definitiv keinen Spaß und es wir nur immer schlimmer, außer man macht selbst eine Kehrtwende. Habe das selbst erfahren müssen nach fast 10 Jahren in einem ziemlich niedergeschlagenem und lethargischem Modus. Je früher man wechselt gutes Karma anzustreben, desto besser geht es einem in Zukunft und desto besser kann man lieben Menschen ein liebevolles Andenken bewahren und sich freuen über das Gute, das man von ihnen bekommen hat.


    Gruß, Anandasa

    Die Dinge entstehen, existieren und vergehen. Das ist normal. Ajaan Tippakorn

  • Danke Anadasa für das schöne und lehrreiche Video - hab es zweimal angesehen und auch Danke für deinen schönen Text, wo du mir deinen Zugang zu dem Thema gut erklärt hast, ich muss das auch unbedingt schaffen, meine Mutter hat es jahrelang gebetesmühlenartig gepredigt, dass ich einfach positiver Denken muss. LG Son

  • Hallo Frank,


    Danke dass du geantwortet hast. Wir leben in einer Zeit, wo das Leben meiner Ansicht nach an Bedeutung verloren hat, ich mein der Wert des Lebens, die Zeit ist so schnelllebig, wenn jemand stirbt ist das rasch vergessen für andere, für einen selbst bleibt oft ein Riesenloch. Ich sehe da aber auch die ganze Gesellschaftsentwicklung nicht gut, dass das eben so ist, ich sehe das bei mir in meinem Unternehmen, da sterben Menschen, die 30 Jahre oder länger teilweise in Normal- oder Führungsfunktionen waren und dann ist es so, wenn sie sterben, dass es so ungefähr so lautet, "hast du schon gehört Herr oder Frau XY ist gestorben" - das waren dann meist die 30 Jahre auch schon und so ist es auch im Privatbereich, wenn ich nicht meine Verwandtschaft manchmal anrufen würde, also die Geschwister meiner Mama hätte ich keinen Kontakt, auch zu den Freundinnen und Freunden versuche ich Kontakt zu halten, aber es ist alles sehr einseitig. Das macht schon traurig und nachdenklich, weil meine Mama war ein sehr guter Mensch, korrekt, hilfsbereit und hat für andere gelebt und das wirklich gut im Sinne der anderen, sie hat sich aufgeopfert, wohl auch ein Grund ihres frühen Todes, ihr Herz konnte einfach nicht mehr.


    Das mit neuen Freunden finden ist sehr schwer in meinem Alter, ich bin an die 50 Jahre und wie gesagt, die Menschen die ich kenne suchen mich auch nicht wirklich und ich will auch nicht immer derjenige sein, der den Kontakt sucht, es soll da schon ein Gleichklang sein, sonst ist das keine Freundschaft für mich.


    Therapien habe ich im Zuge meiner Erkrankungen über Jahre gemacht, ich denke ich bin da austherapiert und es gibt auch keinen Trost, das ist die Realität, sie ist weg, tot - grad Buddhisten sehen das ja auch sehr pragmatisch.


    Also ich fühle mich da schon sehr alleine, aber mein bester Freund hat mir grad auch vor einigen Tagen geschrieben, es sei normal als Erwachsener alleine zu sein und ich solle nicht rumjammern, also werde ich das versuchen, damit selber klar zu kommen, da ich keine Ansprechpartner habe, mit der "Gegenfamilie" gibt es auch keinen Kontakt mehr, da es hier unterschiedliche Standpunkte zum Thema Erbschaft gibt, wobei ich dazu nur einen Satz sagen will, dass ich korrekt gehandelt habe, aber interessiert auch niemand und selbst wenn man recht hat heißt das ja nicht das man recht bekommt. Das belastet mich zwar, aber ist im Vergleich zum emotionalen Verlust ein Nebenthema, danke nochmals Frank, wie gesagt, dass du zumindest einige Tipps eingebracht hast und Verständnis, LG Son

  • Hallo Frank,


    ich mag deine Beiträge und deine Sichtweisen, ich werde deine Schriften aufmerksam lesen und erst dann Stellung beziehen. Weil es ist ja einiges was du mir da zum Lesen mitgegeben hast und es wäre nicht sehr wertschätzend würde ich das nicht ansehen, zumindest die Teile, die ich für wertvoll für mich und interessant halte, aber auch das wird Zeit brauchen. Ich möchte dir wirklich danken, weil ich habe nur über das erste Mal drüber geschaut und das klang alles sehr interessant und hilfreich. Aber nochmal ich möchte hier keine 0815 Antwort geben, das tue ich nicht mal auf einen Beitrag, schon gar nicht, wenn man mir Material zum Lesen schickt.


    Sogar dein Link im Beitrag ist insofern erstaunlich, weil die Seite auch eine meiner Lieblingsseiten ist.


    Gut, ich bin heute ein wenig müde und möchte mich ausruhen, da ich ja auch gesundheitliche Probleme habe, wie du weißt, aber nochmals wirklich Danke und ich habe am Tag oft viel Zeit, weil und ich hoffe das liest niemand in meinem Job, na ja nicht grad überlastet bin, da bleibt dann auch mal Zeit für so wertvolle Dinge zu lesen.


    Zu Hause möchte ich einerseits die Aufgaben meines Lehrers kultivieren, andererseits meine Partnerin und mein Haustier auch Zeit widmen. Aber nochmals vom Denken und von der Persönlichkeit her kommen mir deine Beiträge sehr sympathisch rüber und da möchte ich wirklich Danke sagen, weil so viele Menschen schreiben ja doch nicht und da bin ich für jeden Beitrag sehr dankbar, und wie gesagt, gib mir ein wenig Zeit deine Unterlagen zu sondieren und zumindest so zu überfliegen, dass was hängen bleibt, wertvoll scheint es allemal zu sein.


    Irgendwo oder irgendwer hat gesagt "Buddhismus erklärt in zwei Worten" - Praktiziere Achtsamkeit - das hat mir sehr gut gefallen und das versuche ich auch, LG Son

  • Lieber Frank,


    ich danke dir, wie gesagt, ich muss und werde mich mit den wertvollen Dingen, die du mir geschickt hast beschäftigen. Heute hat mich grad wieder sehr weltlicher Ärger getroffen, nämlich Lüge in Bezug auf den Tod meiner Mama. Es ist traurig und enttäuschend, wenn Menschen, die man so lange kennt, dann nach Jahrzehnten so lügen und unkorrekt sind und sich an Vereinbarungen, die sie mit Verstorbenen zu Lebzeiten hatten keinerlei Wert mehr legen, also da fällt mir Mitgefühl wirklich schwer, weil Lügen und Betrügen ist auch im Buddhismus garantiert kein Kavaliersdelikt.


    Ich muss nur selbst wieder runterkommen, weil der Ärger schadet ja im Moment wieder mir..., aber ich versuchs, LG Son

  • Hallo Frank,


    ich stehe bei deinem Spruch grad auf der Leitung, was meinst du damit? Kannst mir auch eine PN schreiben, danke, LG son

  • Gerade solch schwierige Situationen empfinde ich immer wieder als gute Übung. Dann kann man sich fragen "wer ist wütend, wer leidet, wer ist traurig, woher kommt das, dass gerade sowas wie Trauer vorhanden ist" dabei kann man sich hinhocken und das mal aufdröseln und genauer anschauen + untersuchen, das ist Meditation die einem dann auch neue Einsichten bringt. Ich mag solche Situationen die mich ohne Umwege zu mir selbst zurückbringen und zum genaueren untersuchen was gerade los ist.

  • Frank: es gab eine schriftliche Vereinbarung, die wurde vernichtet, aber sind Rechnungen vorhanden, die Investitionen belegen, ob das reicht und Zeugenaussagen ist fraglich, es bekommt nicht immer der recht, der auch recht hat.
    keks: Deinen Zugang verstehe ich schon gut und es ist auch der buddhistische Zugang, aber Mitgefühl mit Menschen zu haben, die bewusst Böses tun, Unkorrekt sind, Lügen, Betrügen ist schwer, da mit Mitgefühl zu antworten, schließlich war es meine Mutter und ich sehe mich da schon auch in der Pflicht ihre Wünsche zu Lebzeiten sehr wohl auch darüberhinaus zu vertreten und ich sag dir eins, mir geht es nicht um persönliche Bereicherung, wenn wie gesagt, da was positiv rauskommen würde, würde ich mich verpflichten es zu spenden! Aber Mitgefühl zu haben mit Menschen, die so aggieren, das müsst ihr mir bitte trotz allem wirklich nochmals erklären.


    Ich hab das ja schon wo anders geschrieben, soll eine Mutter, deren Kind von einem betrunkenen Autofahrer getötet wird wirklich mit Mitgefühl reagieren? Kann sie ja, weil Wut und Zorn wird ihr schaden, das ist die rationale Seite, aber versetzt euch bitte mal selbst als Betroffene in solche Situationen, ob das echt möglich ist, das auch in der Praxis dann so zu leben, ich zweifle. Bei geringen "Vergehen" ja, aber bei großen Vergehen sag ich Nein. LG Son

  • Danke, dass du mir immer wieder mal antwortest Frank, im Falle von Lügen gibt es von meiner Seite kein Mitgefühl. Es enttäuscht mich und macht traurig, ich bin nicht mal wütend, es bestätigt mir mein Menschenbild, das ist alles. Mitgefühl habe ich mit Menschen, die Fehler unbewusst machen, aber nicht bewusst Böses tun oder Stehlen, Lügen, Betrügen - das ist auch ein Gebot des Buddhismus, das ist für mich Rechtfertigung genug. Ich versuche gut zu sein, aber ich lasse nicht alles zu. LG Son

  • Son:

    Danke, dass du mir immer wieder mal antwortest Frank, im Falle von Lügen gibt es von meiner Seite kein Mitgefühl. Es enttäuscht mich und macht traurig, ich bin nicht mal wütend, es bestätigt mir mein Menschenbild, das ist alles. Mitgefühl habe ich mit Menschen, die Fehler unbewusst machen, aber nicht bewusst Böses tun oder Stehlen, Lügen, Betrügen - das ist auch ein Gebot des Buddhismus, das ist für mich Rechtfertigung genug. Ich versuche gut zu sein, aber ich lasse nicht alles zu. LG Son



    Wann, meinst du, bin ich meiner "bewußt", Fehler zu machen?
    Wenn Lügen, Betrügen, Stehlen Kriterium sind, warum bist du nicht Christ/in?. Oder (nach moderner Auslegung ohne Kabbala, die schon vorab freimauerisch sind) warum nicht nach dem Talmud? - Ist das nicht alles auswechselbar?


    Gruss

  • Lügen und Stehlen, ist auch in Buddhismus ein NO GO - außerdem ob ich nun Christ oder Buddhist bin hat mit meinem Statement nichts zu tun. Ich bin kein Fanatiker einer Religion, außerdem hat jede Religion auch das Christentum in gewissen Bereichen wohl mehr als ähnliche Zugänge als der Buddhismus und die meisten der Buddhisten hier wurden vermutlich wie ich als christlich geprägt geboren.


    Hast du denn Mitgefühl, wenn jemand einem dir geliebten Menschen tötet, selbst wenn es nicht Absicht wäre? Wirklich? Ich nicht, sorry, dass ich hier mal etwas härter schreibe, aber ich behaupte Menschen können nur Dinge beurteilen, wenn sie sie selbst erlebt haben bzw. kennen und das ist bei vielen die irgendwelchen Idealen nachjaggen eben dezidiert nicht der Fall. Ich bin auch kein buddhistischer Mönch sondern ein Laie. LG Son

  • Hallo,


    es ist eigentlich mehr als ein Jahr vorbei seit ich meine Mutter verloren habe, verändert hat sich für mich viel, es ist ruhig geworden im Sinne einer gewissen Einsamkeit. Traurig macht mich, dass auch ein positives Gedenken an meine Mutter im Sinne eines Treffens, der ihr zu Lebzeiten nahestehenden Menschen niemanden interessiert.


    Vieles was nachdem Ableben gesprochen wurde war leeres Geschwätz, niemand hat sich nur an ein Versprechen gehalten. Daher habe auch ich mich mittlerweile von diesen Menschen zurückgezogen, weil auch wenn meine Mutter tot ist so sehe ich es nach wie vor so, dass man aus Respekt an ihr Leben, welches vorwiegend für andere ausgerichtet war ihr einerseits im positiven Sinne gedenken sollte und auch vielleicht ein Stück dessen was ihr wichtig war zu Lebzeiten respektieren sollte.


    Es war unter anderem ein Wunsch, dass man ihr Grab manchmal besucht und pflegt - diese Aufgabe erfülle zu 100% ich, was ich gerne tue, aber, dass sonst niemand hingeht oder ganz selten erfühlt mich schon mit Befremdung, weil beim Erben waren alle schnell da, aber jetzt ist meine Mutter nicht mal eine angezündete Kerze ihren Lieben wert.


    Daher ist mein Motto jetzt eigentlich folgendes: "Auch du wirst irgendwann dieses erleichternde Gefühl verspüren, keine Fragen mehr an einen bestimmten Menschen zu haben... - Nicht, weil sie beantwortet wurden sondern dich die Antworten nicht mehr interessieren."


    Bevor ich mich mit diesen Menschen umgebe und oberflächliche nichtssagende Kontakte pflege lebe ich lieber alleine und ich habe mittlerweile genug Selbstwertgefühl um zu wissen, das ich auch ohne soziales Umfeld überleben kann, weil was bringen mir Menschen, die mit mir in Wirklichkeit gar nichts zu tun haben wollen.


    Son

  • Lieber Son,


    wir kennen uns aus dem Holocaust-Thread. Dieser hat mich interessiert, weil ich über eine sehr vergleichbare Gewalterfahrung verfüge, in deren Verlauf ich lebensgefährlich verletzt wurde und auch Familie betroffen war.


    Nun, ich habe eine Bekannte, da hat der Mann den Kindern überraschend die Kehlen durchgeschnitten. Was sagt man nun der Mutter? Was sagt sich die Frau selber? Da fehlen einem die Worte. Für mich war eine der Lösungen, erst einmal mit sich selber im Gespräch zu bleiben und Achtsamkeit zu üben. Sich nicht hilflos traurig zu fühlen, sondern erst einmal zu erkennen, dass es Trauer ist, die einen durch den Alltag begleitet, einen schwächt und würgt.


    Ich weiß, dass das sich für Dich vielleicht dämlich anhört. Ich habe ja schließlich selber jahrelang kaum noch ein Wort gesprochen, weder mit mir noch mit anderen, weil ich einfach keine gefunden habe. Und weil mich das, was andere gesagt hätten nicht erreicht hätte. Aber, Son, wir müssen in engem Kontakt mit uns (und anderen) bleiben. Nach großem Leid ist die persönliche Haltung entscheidend und die braucht Kommunikation und Achtsamkeit, damit sie nicht krumm wird (Thema Bitterkeit oder Hass). Danach kommt das Einsichtnehmen - was ist Leid, wieso erfahre (gerade) ich Leid, wie kann ich es auflösen. Wie genau löst man Erinnerungen an großes Leid auf? Da bin ich auch nicht so gut drin. Ich wache immer noch manchmal auf und sehe Blut die Wand runterlaufen.


    Insgesamt ist es so, dass man das Buddhaland durchaus nutzen kann, um guten Rat zu finden. Die Beiträge von Sudhana sind unfassbar lehrreich und haben eine saubere Ausstrahlung, die aus durchlebter Praxis kommt. Was mir Kilaya und mkha' bislang geraten haben, das ist ebenfalls durchlebte Praxis. Suche Dir gezielt diejenigen aus, die heilsam schreiben.


    Was ich nicht mehr mache, Son, ist, den Leidensprozess anderer Menschen einschätzen. Manche kapseln ihre Gefühle ab - und stellen deswegen keine Kerze mehr auf, weil sie "Angst haben, vor Schmerz ohnmächtig zu werden" (das sagte mir ein Vater, dessen Tochter vergewaltigt und getötet wurde). Solche Sicht kommt, meine ich, ebenfalls daraus, dass man nicht mit sich im achtsamen Kontakt ist. Also nimmt man an, dass man es nicht kann. Man riskiert es dann auch gar nicht. Die schiere Annahme führt dann zur "krummen Handlung".


    In einer dramatischen und möglicherweise entscheidenden Phase unseres Lebens, beginnen wir etwas zu tun, was wir sonst nie getan haben: Wir beginnen auf ungeprüfte Annahmen hin zu handeln. Das möchte ich Dir gerne aus durchlebter Praxis mitgeben: Frage Dich bei jedem Gedanken "Hat mir das jemand gesagt, dass das so ist - oder habe ich das gerade einfach selber erfunden?". Wir können es uns nicht erlauben, aus ungeprüften Annahmen heraus zu handeln, mein Lieber. Ich höre Bitterkeit aus deinen Zeilen. Sei Achtsam, dass Deine Haltung nicht krumm wird! Sei aber auch lieb und mitfühlend Dir gegenüber. Das ist auch wieder so eine Weisheitskeks-Weisheit, die bei mir ziemlich löchrig funktioniert - aber wir sollten dran bleiben, Son. :)


    Engelbert

  • Vor vielen Jahren starb meine Stieftochter. Ich habe sie als Pubertierende kennengelernt, ein intelligentes, aufgewecktes Mädchen mit großem Potential und habe Verantwortung für sie und ihre Zukunft übernommen. Nach einer mehrjährigen typischen Drogenkarriere (typisch heisst in diesem Alter: die Eltern leben die Karriere als Ko-Abhängige mit), nach drei Therapien mit drei Therapieabbrüchen und Rückfällen in die Sucht, nach einer HIV-Infektion und schließlich dem Tod des derzeitigen Lebenspartners durch Überdosis kam der Bilanzselbstmord. Einziges Erfolgserlebnis in diesen Jahren: der Schulabschluss, in einer Therapieeinrichtung natürlich. Ihre Beerdigung leitete ein katholischer Priester - aus Mitgefühl. Ihm war es egal, dass ihm seine Kirche die Beerdigung von Selbstmördern eigentlich verbot und dass weder meine Frau noch ich in der Kirche waren. Meine Tochter selbst sah sich als Jüdin (ihr leiblicher Vater war Jude). Der erste katholische Priester, vor dem ich wirklich Respekt empfand. Das war der Punkt, an dem meine Zufluchtnahme begann.


    Vor ziemlich genau einem Jahr starb meine Schwiegermutter im Alter von 97 Jahren. Wir hatten ganz in der Nähe eine Einliegerwohnung für sie gefunden - ebener Zugang mit Terrasse direkt neben der Haustür und Ausblick auf Weinberge und den nahen Soonwald. Sie liebte es, bei schönem Wetter auf der Terrase zu sitzen. Meine Frau war die letzten Jahre jeden Tag mehrere Stunden bei ihr. Ihren eigenen Haushalt, so lange es irgend ging, führen zu können (auch wenn es eigentlich meine Frau war, die den Haushalt zusätzlich zu ihrem eigenen für sie führte). Das war ein Teil ihrer Würde, die wir ihr so lange wie möglich bewahren wollten. Nach einer Lungenentzündung letzten Winter bekam sie nach Ausheilung nicht mehr richtig Luft. Sie war auf dauerhafte Sauerstoffzufuhr angewiesen - das hieß, 24-Stunden-Bereitschaft. Schweren Herzens suchten wir einen Pflegeplatz in einem Heim. Sie war fünf Tage dort, dann hatte sie losgelassen. Wir haben einen Familienbaum in einem Friedwald, wo wir ihre Urne beigesetzt haben. Es war eine buddhistische Zeremonie - das war mit ihr so schon vor vielen Jahren abgesprochen und sie hatte den Priester, der die Zeremonie dann leitete, kennengelernt und er sie. Ich habe ihm assistiert. Die anderen Familienangehörigen hatten kein Problem mit der 'heidnischen' Beerdigung.


    Hier im Wohnzimmer steht ein Foto von ihr und davor ein Salzstein, in den man ein Teelicht stellen kann. Abends zündet meine Frau das Teelicht an.


    ()

    OM MONEY PAYME HUNG

  • Hallo Ihr Beiden,


    Danke für Eure Erzählungen über Eure persönlichen und doch sehr verschiedenen Erfahrungen. Ich mag dieses Forum sehr, weil hier viele Menschen schreiben, die viel Lebenserfahrung haben einerseits und auch sehr unterschiedliche Meinungen und Zugänge zu den verschiedenen Themen und trotz der Unterscheidung sind von allen Beiträgen lehrreiche Dinge, die ich mitnehmen kann und dafür möchte ich mich sehr bedanken, bei jeder und jedem, der sich an meinen Fragen oder auch Texten, die ich reinstelle beteiligt.


    Für mich sind natürlich auch einige Beiträge hilfreicher als vielleicht andere, aber trotzdem möchte ich nicht werten, weil jeder versucht sein Bestes und das schätze ich, selbst wenn es mal Kritik gibt, auch die ist ja lehrreich oft, na ja mehr als Lob eigentlich.


    Der Buddhismus ist für mich schon ein großer Anker im Leben geworden, auch wenn es sicher hier viele gibt, die deutlich tiefer im Glauben verwurzelt sind und sich besser auskennen. Ich versuche mein Bestes und mache auch kleine Fortschritte denke ich. Mein Glaube ist für mich essentiell geworden - es ist der Mittelpunkt in meinem Leben, die Lehren zu versuchen in mein tägliches Leben einfließen zu lassen und sich auch weiterzuentwickeln.


    Und ich werde hier ja auch immer wieder mal darauf aufmerksam gemacht, wo ich falsch denke, wie eben dass ich nicht werten soll, wie andere z.B. ihre Trauer empfinden. Ich kann das wirklich nicht wissen und sollte da auch nicht urteilen.


    Wobei ich sagen muss, ich denke, wo ich lebe ist es sehr schwer Menschen zu finden, die vielleicht etwas über den Tellerrand rausschauen. Ich gehe sogar soweit, dass man sie fast suchen muss, in meinem Alltag lerne ich leider nur sehr oberflächliche Menschen kennen bzw. ist schon ein gewaltiger Unterschied, wenn mir hier jemand was schreibt, als wenn ich in der Realität mit jemanden spreche.


    Viele Menschen leben als ob sie unsterblich wären und handeln leider auch danach, nochmals vielen Dank für Eure Anregungen, Ratschläge und Erzählungen wie ihr mit euren persönlichen Schicksalsschlägen umgegangen seid, Liebe Grüße Son

  • Son:

    Meine Frage jetzt, darf ich sie denn in der Form vermissen? ...
    aber ich weiß nicht ob das im buddhistischen Sinne richtig ist...


    Warum machst du dir Gedanken darüber, ob das was du tust erlaubt ist oder einer Vorgabe entspricht? Ich glaube nicht, dass das Ausdruck eines entspannten Verhältnisses zu dir selbst ist.
    Ich denke, dass das Vergessen wichtiger ist als das Trauern, was nun aber nicht bedeutet, dass ich sagen würde, dass man nicht trauern dürfe.

  • Son:


    Wobei ich sagen muss, ich denke, wo ich lebe ist es sehr schwer Menschen zu finden, die vielleicht etwas über den Tellerrand rausschauen. Ich gehe sogar soweit, dass man sie fast suchen muss, in meinem Alltag lerne ich leider nur sehr oberflächliche Menschen kennen bzw. ist schon ein gewaltiger Unterschied, wenn mir hier jemand was schreibt, als wenn ich in der Realität mit jemanden spreche.


    Wenn all die Forenschreiber, mit denen du dich hier schriftlich gut austauschen kannst, in deiner Nachbarschaft und Familie leben würden, hättest du die gleichen Probleme bzw. würdest dieselbe Einsamkeit empfinden.


    Es macht einen himmelweiten Unterschied aus, sich schriftlich mit Menschen auszutauschen, die man noch dazu nicht persönlich kennt, als mit dem Nachbarn von neban über seine Gefühle zu sprechen.


    Du solltest die Menschen um dich herum nicht als oberflächlich abstempeln. Warum sollten sie keine tiefgründigen Gedanken haben und Suchende sein? Du siehst doch nur die Äußerlichkeiten und vermutlich wirkst du auf andere in deiner Gegend auch nicht anders. Überall gibt es Leid und innere Einsamkeit.


    "Meistens wohnt der, den man sucht, nebenan" (Franz Kafka). Eine Erfahrung, die ich schon öfter in meinem Leben gemacht habe (wobei das "nebenan" nicht genau streng-wörtlich ausgelegt werden darf).


    Geh hinaus und auf die Menschen zu.

  • Zitat

    Engelbert schrieb: Frage Dich bei jedem Gedanken "Hat mir das jemand gesagt, dass das so ist - oder habe ich das gerade einfach selber erfunden?". Wir können es uns nicht erlauben, aus ungeprüften Annahmen heraus zu handeln, mein Lieber



    Nun, lieber Son, hast Du einen Gedanken geäußert, nämlich: "ich denke, wo ich lebe ist es sehr schwer Menschen zu finden, die vielleicht etwas über den Tellerrand rausschauen. Ich gehe sogar soweit, dass man sie fast suchen muss, in meinem Alltag lerne ich leider nur sehr oberflächliche Menschen kennen"


    Und das ist gut, denn jetzt kannst Du Deinen Gedanken prüfen! Gedanken-TÜV: Stelle diesem Gedanken Fragen gegenüber:


    Wer hat das gesagt?
    Ist es eine Pauschalisierung?
    Ist es ein Vermeidungsverhalten und vielleicht möchte ich gar keinen Menschen wirklich begegnen?
    Habe ich diesen Gedanken in einem kleinen Versuch bewiesen (mache einen kleinen Versuch)?
    Schreibe ich den Menschen eine Eigenart zu, die diese vielleicht gar nicht besitzen?
    Sind alle Mütter und Väter, die in meiner Umgebung wohnen, oberflächlich zu ihren Kindern?
    ...


    Es gibt so viele Fragen, mit denen wir unsere Annahmen konfrontieren sollten, bis wir einen Gedanken als "Wahr" klassifizieren können. Wenn wir dies nicht tun, dann führen diese ungeprüften Gedanken zu negativen, uns verletzende Gefühlen und uns verletzende Handlungen, in Deinem Fall führt dieser Gedanke in den sozialen Rückzug. Das ist eine der schlimmsten Verletzungen.


    Herzliche Grüße,


    Engelbert

  • Hallo Engelbert,


    ich habe nochmals genau über dieses Prüfungsthema nachgedacht und bin zum Schluss gekommen, dass ich zumindest die Menschen, die mir nahe stehen sehr genau geprüft habe. Meine Stiefvater habe ich 40 Jahre geglaubt zu kennen und er hat sich wirklich alles andere als dem entsprechend gegeben als wie seine Persönlichkeit zu Zeiten als meine Mutter noch lebte. Es sind hier ohne näher drauf einzugehen gravierendste negative Dinge passiert, die sogar strafrechtlich relevant wären, wobei ich darauf nicht hinaus will, was würde ich dadurch gewinnen, aber ich habe sehr genau geprüft und das "Urteil" ist eindeutig.


    Detto der Rest "meiner Familie" - die kenne ich über 30 Jahre - ich denke auch hier kann man durchaus von einer Überprüfung sprechen, ob die Fakten den so sind wie man sie sich vorstellt.


    Und auch andere Menschen, die ich sehr lange kenne - auch hier kann ich es glaube ich beurteilen.


    Wo du recht hast, wo ich Menschen nicht beurteilen kann oder nicht prüfen sind Menschen, die ich noch gar nicht kennenlernte oder wenig kenne.


    Dein Zugang dass meine Verbitterung groß ist, da hast du recht, aber wie gesagt, ich komme mittlerweile mit dem Alleinesein gut zu recht. Weißt du das mag jetzt arrogant klingen, aber ich denke, ich bin ein Mensch, der durchaus seine Qualitäten hat und auch anderen helfen kann und auch will, aber wenn niemand das möchte, was soll ich dann tun, mich aufdrängen? Ja, das könnte ich in gemeinnützigen Vereinigungen, aber nicht bei Menschen, die ich kenne.


    Ich habe mir sogar überlegt auf Menschen zuzugehen, die alles andere als gut für mich waren in den Monaten nach dem Tod meiner Mutter bzw. die ich sogar mitverantwortlich für ihren frühen Tod mache, aber ich habe es mir dann anders überlegt, weil hier ist Mitgefühl nicht angezeigt, diese Menschen wollen mit mir nichts zu tun haben, ich würde eher das Gegenteil erreichen, wie gesagt, ich wäre sogar offen, Menschen zu treffen und mit ihnen zu sprechen, die aus meiner Sicht wenig Gutes getan haben.


    Das mag jetzt alles sehr arrogant klingen, ist es aber nicht, weil einen schärferen Kritiker als mich selbst gibt es nicht, also ich reflektiere schon so, dass ich weiß, wie nicht perfekt auch ich selbst bin. Wie gesagt die Lehren des Buddhismus sind für mich am wertvollsten im Augenblick, sie geben mir Kraft, ich muss sie nur noch stärker in mein Leben integrieren und ich muss auch lernen ohne Abhängigkeiten zu leben, sei es von Menschen oder anderen Dingen, also Thema Anhaftung, ganz wichtig und die Achtsamkeit natürlich.


    Aber Situation auf ihre Richtigkeit zu überprüfen finde ich einen wertvollen Denkansatz, an den du mich erinnert hast und da bin ich wirklich dankbar, alles Gute Son

  • Son:

    Mein Stiefvater ... seine Persönlichkeit ... meine Mutter ... negative Dinge ... der Rest "meiner Familie" ... andere Menschen...


    Das ist jetzt ein unfairer Excerpt aus Deinem Beitrag, aber er zeigt, wo das Problem liegen könnte, ohne dass ich Dich nun kenne. Du orientierst Dich in Deinem Verhalten grundsätzlich an anderen. Und wenn die sich dann ändern, dann passt Du Dein Verhalten eben erneut an. So kommt keine Ruhe in Dein Leben.


    Ich versuche durch den Buddhismus diesen Knoten zu zerschlagen. Es kann doch nicht sein, dass ich meine Stabilität und mein Wohlergehen an eine sich wandelnde Welt knüpfe. Da werde ich ja irrsinnig, wenn ich jeder Bewegung in dieser Welt nachsinnen und mit einer Veränderung meinerseits darauf reagieren muss, um mich selber wieder in meine Komfortzone zurückzuverbringen. Das habe ich ja bisher so gemacht, es funktioniert nur eben nicht, weil sich immer irgendwo etwas verändert. Es gibt immer einen Ar*** der meine Heiligkeit stört.


    Entweder Du lebst für Dein Umfeld - dann sei aber nicht bedrückt, wenn dieses tut, was es will, und Dich auf eine wilde Fahrt mitnimmt. Oder Du setzt selber die Maßstäbe, Deine Maßstäbe, ins Zentrum Deines Lebens, und löst Dich ganz bewußt von den Einflüssen Deines Umfeldes.


    Solange du überlegst, was Dein Stiefvater tut oder nicht tut, und dies bei Dir zu Konflikten führt, sind da Verbindungen zwischen Dir und ihm, die es Dir nicht erlauben, frei zu handeln. Aus dieser Abhängigkeits-Situation kann kein Wohlergehen wachsen, denn Abhängigkeit, selbst die schönste und süßeste Abhängigkeit, ist immer mit Freiheitsentzug verbunden. Obwohl ich keine große Ahnung von all den vielen Texten des Buddhismus habe, ist wohl doch die Freiheit der Urzustand, zu dem wir uns hingezogen fühlen.


    Herzliche Grüße


    Engelbert

  • Wenn wir Glück haben, dann kommt Sudhana und untermauert das ein wenig mit buddhistischer Erkenntnis, damit wir lernen können, wie es sich wirklich verhält.

  • Jetzt sind hier schon viele Selbsterfahrungs-Geschichten eingestellt worden, jede ist anders,
    und man kann nicht einen trauernden Menschen mithilfe der eigenen Geschichte trösten. Doch dass so viele überhaupt geantwortet haben, und sich auch viel Zeit damit genommen haben, - allein das wird Dir, son, schon ein gewisser Trost sein.


    Mir selbst steht der Verlust meiner Mutter nicht mehr so fern.
    Wir bilden eine Lebensgemeinschaft seit nun schon über dreißig Jahren, wir sind sechzig und neunzig Jahre alt.
    Vor noch zwanzig Jahren wäre der Verlust meiner Mutter der Horror für mich gewesen. Der Gedanke daran machte mir damals Angst, und das, ohne diese Angst richtig definieren zu können. Inzwischen sehe ich es schon lange gelassen, der Tod ist etwas ganz Natürliches, er gehört zum Leben mit dazu, so sehe ich es und so lebe ich es. Ich bin mittlerweile bereit für den Abschied, den ich ohne Bedauern nehmen kann.
    Wenn ich Abschied nehmen muss, wird sich mein Leben extrem verändern. Daran denke ich täglich.
    Gleichzeitig führt das hohe Alter eines Elternteils unweigerlich dazu, über das eigene Verfallsdatum nachzudenken, was dazu führte, dass ich zurzeit an meinem Testament feile. So wird man dann automatisch bereit für den Fall des Falles, und kann loslassen.


    Meine Mutter und ich sind, obwohl als Lebensgemeinschaft geeignet, extrem verschieden. Ich habe viel mehr Ähnlichkeit mit meinem Vater.
    Manchmal frage ich mich, ob ich etwas verpasst habe, aber so ganz ernsthaft ist mir diese Frage nicht. Man könnte immer etwas finden als Begründung, etwas verpasst zu haben. Aber gleichzeitig könnte man es auch umdrehen und betonen, dass man etwas gelernt hat, das einen bereichert hat in dieser ganzen Zeit.
    Ich denke, die Fürs und Widers halten sich hier die Waage.
    Während des Zusammenlebens mit meiner Mutter habe ich zum Beispiel meine Hobbys eingeschränkt, inzwischen zum größten Teil aufgegeben. Ich bin der Dreh- und Angelpunkt ihres Lebens, ihre Haushälterin, ihre Pflegerin (da habe ich teilweise Unterstützung) und ihre Kommunikation. Es ist anstrengend, mit einem dementen Menschen zu kommunizieren. Gleichzeitig interessant, im Verlauf des geistigen Abbaus die Veränderungen zu beobachten. Dann dazu der Job, der zusätzlich die Wochenenden erheblich einschränkt (zugleich aber bei bestem Betriebsklima).
    Gerne würde ich in meiner Freizeit gesündere Sachen machen und viel in die Natur gehen, sehr gerne klassische Konzerte besuchen und zu wissenschaftlichen Vorträgen und mehr zu buddhistischen Veranstaltungen gehen. Undsoweiter. (Habe gegenwärtig manchmal Bedenken, zu verblöden.)
    Doch das alles ist mir nicht vergönnt, aber ist das ein Verlust? Das ist schwer zu sagen.
    Wie gesagt, wenn sie nicht mehr da ist, wird sich mein Leben extrem verändern. Wobei ich hoffe, dass ich in der jetzigen Phase meine Gesundheit noch nicht zu sehr ruiniert haben werde, um dann später noch machen zu können, was jetzt nicht geht.


    Ich denke, wenn man eine sehr enge innere Verbindung mit einem Menschen hat, dann fällt dieser Abschied schon schwerer.
    Wenn da eine sehr nahe geistige Verwandtschaft besteht.
    Das ist bei uns nicht der Fall, obwohl meine Mutter da heftigst protestieren würde, denn ich bin, wie sie glaubt, ihr Ein und Alles.
    Meine Hoffnung ist, dass nicht der gewaltsame Fall eintritt, dass ich vor ihr gehen muss. Diese furchtbare Katastrophe möchte ich ihr an ihrem Lebensende ersparen. Sie soll unbedingt in Frieden sterben! Sobald aber mein Testament fertig ist, ist es mir egal, wann ich diese Welt verlassen muss, Hauptsache, die Natur hält die übliche Reihenfolge ein, dass Alt vor Jung stirbt.


    Es ist mir wichtig, auch diese Aspekte in das Thema mit einzugeben.


    Liebe Grüße, Amdap

    Verlange nicht, dass alles so geschieht, wie du es wünschest,
    sondern wolle, dass alles so geschieht, wie es geschieht,
    und es wird dir gut gehen.
    Epiktet

  • Hallo Amdap und Engelbert,


    ihr habt sehr konträre Beiträge geschrieben, beide sind aber lehrreich und interessant, was ich ja gerade an diesem Forum sehr schätze. Wobei ich mir denke, wenn ich hier nicht interessante und vielleicht auch gute Menschen treffe, wo dann.


    Ich möchte zuerst antworten auf Amdaps Beitrag.


    Sicher fühle ich mich wertgeschätzt bzw. ist es nicht selbstverständlich, dass ich Antworten auf meine Beiträge bekommen. Ja, dieser Beitrag vielleicht eher noch als der zweite Beitrag, den ich im Forum habe passt herein.


    Weißt du ich denke, man kann sich nicht wirklich vorbereiten auf so eine Situation, ich wusste bei meinen beiden Eltern, dass sie sterben werden, bei meinem Vater war ich 15 Jahre alt und bin beim ihm aufgewachsen und habe ihn ein Jahr begleitet. Es war damals irgendwie surreal für mich, die Sonne scheint draußen und ein geliebter und enger Mensch stirbt, ich habe das damals gar nicht begriffen. Ja, die Ärzte haben mir von Anfang an gesagt, wie es ausgehen wird, aber ich hab mit dem Begriff Tod nichts anfangen können. Das hat sich Jahre später verändert, als mein bester Freund bei einem Unfall verstarb, da verstand ich es, wobei bei meinem Vater war es viele Jahre so, dass ich nicht sprechen konnte drüber, ich verfiel in eine Art Gelähmtheit, Sprachlosigkeit.


    Bei meiner Mama war das anders, ich habe wie du versucht die letzten 30 Jahre sehr bewusst mit ihr zu leben, wir haben fast jeden Tag telefoniert bzw. uns so oft es ging auch gesehen, sie war meine Hauptbezugsperson, wie die oben erwähnten beiden Menschen zu voriger Zeit.


    An dem Tag als sie verstarb wollte sie mich besuchen kommen und ich hab mich sehr gefreut auf diesen Tag, also für mich war das schon sehr traumatisch, nicht dass ich gar nicht damit rechnete dass mal so was passieren könnte, aber sie war gesünder als ich und voller Lebensfreude, Pläne, es ging ihr total gut, sie war auch relativ jung. Und wie du sagst, es ist einfach ein Unterschied wie man zu jemand steht, sie war für mich das engste Bindungsglied in meinem Leben, mit ihr und hier wiederhole ich mich habe ich alles äußerliche verloren, was mir etwas bedeutet hat. Da gibt es niemanden mehr, denn ich anrufen kann oder auf den ich mich verlassen kann.


    Du hast dein Testament angesprochen, ich habe meines auch geschrieben, aber ich sag dir ich hatte ernstliche Probleme jemand zu finden, dem ich was vererbe. Ich habe mich dafür entschieden, es im Sinne meiner Mutter zu machen, obwohl ich zu meinen Erben gar keinen Bezug habe.


    Da aber so ziemlich nichts nach ihrem Tod bzw. in der Phase ihres Todes so passierte, wie sie es sich gewünscht hätte, wollte ich wenigstens mich an die Dinge halten, die ich wusste, die ihr wichtig waren.


    Ich stehe auch heute dazu und nein, es ist nicht reiner Egoismus, ich bin auch traurig, weil da ein sehr wertvoller Mensch gegangen ist, denn viele liebten und mochten und ein Mensch, der sein Leben für andere gelebt hat und vielen geholfen hat, mir besonders natürlich und die Dankbarkeit steht für mich auch im Vordergrund.
    Aber ich bin auch traurig für meine Mutter, weil ich wusste, wie gerne sie gelebt hat, sie hat ihr Leben lang unglaublich hart gearbeitet und ich hätte ihr sehr gewünscht, dass sie in ihrer Rente ein wenig mehr Zeit gehabt hätte das Leben zu genießen, weil sie hatte sie ja auch was geschaffen und hatte die Möglichkeiten, die Dinge zu machen, die ihr in ihrer Zeit als sie noch im Arbeitsprozess stand nicht möglich waren.


    Nochmal ich denke wirklich beurteilen kann man solche Situationen erst, wenn man selbst betroffen ist und wie du sagst, es ist ein Unterschied, wie ich zu dem Menschen stand und mein Verhältnis war extrem eng, daher fällt mir mein heutiges Leben auch sehr schwer, das gebe ich zu, aber ich versuche auch das was mich meine Mutter gelehrt hat zu leben, nicht ihr Leben, aber die Werte, die sie mir beibrachte und natürlich nicht alles sondern die Dinge, die ich auch als richtig empfand und das waren sehr viele.


    Wie es dir mal gehen wird ist schwer zu sagen, ich kenne viele ähnliche Situationen wie du sie beschreibst, da sind die Menschen auch sehr alt und trotzdem hängen die Kinder sehr an ihren Eltern, ich weiß nicht, ob es wirklich leichter wird, je älter ein Mensch wird, ja vielleicht im Sinne, dass man sagt, der Mensch hat sein Leben gelebt und ist alt geworden, aber da kann man wieder entgegensetzen, es zählt ja oft nicht das Alter sondern wie man gelebt hat, man kann auch jung sterben und ein erfülltes Leben gehabt haben. Wobei mein eigener Zugang schon auch der gewesen wäre, wenn meine Mama ein gewisses Alter erreicht hätte, dass es mir leichter gefallen wäre loszulassen. Sie hatte ja nie Angst vor dem Tod und oft betont sie habe ja ihr Leben gelebt, also sie sah es am entspanntesten, aber nichts desto trotz war sie nicht wirklich darauf gefasst, na ja eigentlich niemand in ihrem Umfeld, aber das Schicksal fragt nicht.


    Ja, Engelbert, dein Ansatz ist wie gesagt ein ganz anderer, wobei ich zugeben muss, wie „immer“ ein sehr lehrreicher und interessanter Ansatz. Ich meine, du hast recht mit deinen Thesen, ich frage mich nur, ob das viele Buddhisten oder gar alle so leben können und tun oder ob das eine Art der Anschauung ist, die du vertrittst.


    Wie gesagt interessant und eine gewisse Logik steckt dahinter und auch eine Kraft, weil du dich eben nicht von anderen abhängig machst, wobei ich sage dir ehrlich, alleine wenn man in der Arbeitswelt ist, wie ich und viele hier vermutlich, dann ist das schon nicht ganz einfach. Für mich ist die Arbeitswelt die größte Herausforderung buddhistische Prinzipien zu leben. Ich arbeite in einem sehr großen Unternehmen und wie gesagt da nur ansatzweise meinen Glauben einzubringen ist schwer, selbst wenn ich es bewusst versuche, das „System“ bremst einen da aus. Weil hier ist man einfach von anderen abhängig und ich sag mal das sehr viele unterschiedliche Charaktere und kaum welche wie soll ich sagen, die ein kleines Stück über ihre Endlichkeit hinaus denken. Oder anders gesagt hier herrscht die pure Oberflächlichkeit und so wird auch agiert, das macht mir besonders zu schaffen.


    Deine Anregung nehme ich gerne mit zum Nachdenken, ob ich sie leben und in den Alltag umsetzen kann weiß ich nicht noch, weil wir alle haben ja unsere Muster ein Leben lang eingelernt, gewohnte Muster zu verlassen ist nicht leicht.


    Wobei ich dir dahingehend antworten kann, dass ich nach etwas nachdenke zum Schluss gekommen bin in Bezug auf das nähere Umfeld meiner Mutter mich eben nicht von dem abhängig zu machen, wie da agiert wurde und trotzdem das zu machen, was mir mein Gefühl sagt, nämlich gut zu sein, alles Gute, Son


    PS: Engelbert, wie würdest du denn damit umgehen, wenn deine eigene Familie wirklich sehr viel Negative Dinge getan hat und mit dir auch gar nichts mehr zu tun haben will? Ich mein, das ist schon schwer, da zu sagen, ich mache mein Ding, mich interessiert nicht, was die denken, würde ich ja auch tun, aber glaub mir, die wollen von mir gar nichts hören und würden nicht den Intellekt haben um zu verstehen, dass ich das eine vom anderen unterscheiden kann, die würden das als Provokation sehen oder als Ironie, wenn ich eine gute Handlung setze, ich sag jetzt nur mal ein kleines Beispiel wie Geburtstagskarte, selbst das musste ich mir überlegen, nicht dass ich es nicht wollte, aber ob das überhaupt gewünscht ist, weil dass ich die ungeöffnet zurückbekomme mit retour an Absender, also das würde mich schon irgendwie nicht erfreuen.


    Aber generell würde ich mich sehr freuen wie du diese Haltung in deinem letzten Beitrag im täglichen Leben umsetzen kannst, das ist eine spannende Frage für mich. LG Son