Reines Beobachten nach Nyanaponika

  • Soweit ich Wahrnehmung verstehe, ist es ein Bewusstseinsvorgang, d.h. es geht nicht ohne Unterscheidung und daher Wahrnehmungsmuster. Man kann also nicht ohne Muster beobachten, kann aber mit der Zeit auch diese Muster erkennen. Es bleibt aber immer ein Muster bzw. Konzept.


    Zitat

    »Was immer es gibt an körperlichen Dingen, ob eigen oder fremd, grob oder fein, erhaben oder gemein, fern oder nahe, das alles gehört zur Körperlichkeitsgruppe. Was immer es gibt an Gefühl . . . an Wahrnehmung . . . an Geistesformationen . . . an Bewußtsein, ob vergangen, gegenwärtig oder zukünftig, eigen oder fremd, grob oder fein, erhaben oder gemein, fern oder nahe, das alles gehört zur Bewußtseinsgruppe.«


    Und die Muster bzw. Konzepte sind karmisch bedingt - da ja die Gestaltungen (Karmaformationen) die Bedingung für Bewusstsein ist.

  • accinca:

    kāya ist Körper im sinne von Struktur wie z.B. die Lehrreden in Kāyas z.B.
    Majjhima-nikaya eingeteilt sind.


    Ah ja, danke.

  • Zitat

    Und die Muster bzw. Konzepte sind karmisch bedingt


    Ja. Vipaka. "Und" Anhaften an Gefühlen-Gedanken-Vorstellungen strickt dieses Muster weiter.


    Nicht der jeweilige Inhalt (dieser Mann ist ein Idiot; ich bin klug; das Wetter ist wunderbar zum Radfahren; wo sind die Zigaretten... ),
    ist relevant ( da würde man ja plöde werden/zerstreut/angespannt, würde man darauf achten ),
    sondern die
    allgemeine Tendenz a la Gesetz
    ( ich wünschte, der würde richtig gegen den Baum laufen-Aversion/; Fördern von Dünkel; Verblendung- ja, keks ;) , die Lust am Rad fahren kommt aus Unwissenheit auf ; Gier/Gewohnheit )


    Deswegen... "muss man aufpassen in welchen Bus man steigt"... (welcher Art Gedanke- Gefühl- Vorstellung man anhängt )


    Damit das Einsteigen nicht ( weiter ) unbewusst, unwillkürlich vonstatten geht ( samsarisch )
    übt es "Satipatthana"( aber nicht in Aspekte geschieden, sondern konkret: "in den Geist schauen"/ Wachsam an der Geistpforte )
    Das ist aber kein TUN,
    sondern ein Prozess von Sammlung, Beruhigung, Läuterung, schließlich geklärterer Wahrnehmung.


    Deswegen passen TUN Wörter ( wie "Be/ob/achten" ) auch nicht so recht, vielleicht jibet im Deutschen aber einfach kein angemessenes ( deutsche Sprache ist ja eh immer so "bestrebt" )


    Voraussetzung ist sowieso eine starke Sammlungs,-und Konzentrationsfähigkeit, deswegen einfach ""Satipatthana" im Gehen, Stehen.Liegen, Essen usw.
    SITZEN sowieso.


    `Bloßes ( lauteres, "einspitziges" ) Gewahrsein` ist per se weise. "Entwickeln" ist zum Glück kein (geläufiges)Zen Wort.
    Mich wunderte schon, dass es letztens eine Zen Lehrerin wieder holt in einem Teaching nutzte. Da dachte ich bei mir: sei bloß vorsichtig... :|
    was du den Leuten ( und dir ) damit unter die Nase reibst. Da wollte ich aufspringen und rufen:
    "Da steht aber ENTFALTEN!!!!" - so wie eine Blüte sich öffnet. Naja, aber das mach ich nicht, nachher müsste ich noch diese Metapher erklären...


    Mich wundern sowieso immer die Ausdrücke der "anderen Schulen". Ich finde, die können erst recht verwirren.
    Was Zazen und Zen Praxis allgemein betrifft, kann ich nur mal wieder Deshimaru "Die Praxis der Konzentration" empfehlen. da bleiben einfach keine Fragen offen. Zumindest für mich nicht.


    Aber euer Thema ist ja "nach Nyanaponika". Deswegen sag ich nix mehr zu. Glück gehabt :grinsen:



    he Mukti, stimme zu. danke.
    Blue_

  • mukti:

    Rein bedeutet hier dass die Tätigkeiten des Geistes und des Körpers beobachtet werden, ohne Identifikation, Ergreifen und Zurückweisen. Das wird zwar gewöhnlich nicht vollkommen gelingen, aber es bewirkt mehr Klarheit und Gelassenheit, ermöglicht einen praktischen Ausblick auf Ziel und Zweck der Lehre und motiviert zu weiterer Praxis.


    Da bin ich aber froh, das wir hier über "rechte" Achtsamkeit reden wie in D 22 und nicht nur über "reine".

  • mukti:
    accinca:

    Da bin ich aber froh, das wir hier über "rechte" Achtsamkeit reden wie in D 22 und nicht nur über "reine".


    Es geht um das was im Threadtitel steht.


    Ja, könnte man denken. Aber auch ein Nyanaponika hat sich an
    die Achtsamkeit zu halten die der Buddha gelehrt hat, denn als
    dessen Schüler will er ja gelten. Aber ich stimme dir insofern zu,
    als für einen der getan hat was zu tun war und jetzt nichts mehr
    zu tun hat, nur noch das "reine" Beobachten übrig bleiben dürfte.
    Aber der einzige Weg der zur Überwindung des Leidens führt ist der
    Weg mit rechtem Beobachten bzw. rechter Achtsamkeit und rechter Übung.
    Und das beinhaltet ein bißchen mehr als nur reines Beobachten und was
    den rechten Pfad angeht, heißt es erst:
    6. Rechte Anstrengung (sammā-vāyṣāma)
    7. Rechte Achtsamkeit (sammā-sati)
    8. Rechte Sammlung (sammā-samādhi)
    Falls man glaubt das Nyanaponika darin anderer Ansicht gewesen sei,
    dann hat man ihn wohl falsch verstanden. Davon geh ich mal zu seinem Gunsten aus.

  • 7. Rechte Achtsamkeit (sammā-sati)


    Zitat

    Diese Achtsamkeit ist ihm gegenwärtig, soweit sie eben zur Erkenntnis und Klarheit dient; und unabhängig lebt er, und an nichts in der Welt haftet er.


    Siehst du das Wort ? Ich seh es,
    doch gut, dass es ( auch ) hier rein gar nicht verwendet wird, der Satz bloß so daher kommt, allein als eine Bestätigung wahrheitsgetreuer Anschauung, genau wie ein Siegel. Einfach so ein schlicht vollkommener Satz.




    Grüße
    Blue_


  • Gut argumentiert, Blue. :D
    Danke für den Buchtitel. Habs mir gleich bestellt.
    _()_ Monika

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • accinca:

    Aber auch ein Nyanaponika hat sich an
    die Achtsamkeit zu halten die der Buddha gelehrt hat, denn als
    dessen Schüler will er ja gelten.


    Ja, und wer in der Lehre weniger fortgeschritten ist kann von ihm was lernen.



    Wenn man nicht bereits so geläutert ist wie dieser Bahyia, wird diese eine Übung nicht genügen, aber das hatten wir schon festgestellt.


    accinca:


    Falls man glaubt das Nyanaponika darin anderer Ansicht gewesen sei,
    dann hat man ihn wohl falsch verstanden. Davon geh ich mal zu seinem Gunsten aus.


    Dass er da nicht anderer Ansicht war geht schon daraus hervor, dass er in dem genannten Buch die Auswirkungen des reinen Beobachtens in vielfältigen Beziehungen zum achtfachen Pfad erklärt.

  • Sag mir mal einer, wie "man" den Geist "trainieren und entwickeln" kann, "den Geist mit dem Geist anwenden",
    oder sagt mir einfach: Was ist das "Geist" ? Nein, zeigt es mir !---
    Wer das fertig bringt, dem schenke ich mich gänzlich hin, schlaflos zu Diensten in ehrfurchtsvoller Geste ;)


    Sorry, zum Scherzen aufgelegt; aber traurig.
    Blue_

  • Manche suchen auch den Geist mit dem Geist, wem es Spass macht :)
    Entweder ist Geist überall oder es passt etwas im Universum nicht. Suchen unnötig.
    Der Geist muss auch nicht trainiert werden - das wäre das selbe wie mit der Suche.
    Der Geist versucht den Geist zu trainieren.


    Geht man demzufolge davon aus, dass er überall ist, dann gibt es nichts zu suchen und auch nichts zu trainieren.
    Geht man davon aus, dass es ihn nicht gibt - ja dann ebenfalls.


    Wenn dann müsste es Gehirntraining heissen, gut zugegebenermassen gibt es auch Geisteswissenschaften, die sollte man aber auch eher Gehirnwissenschaften nennen oder Nachdenkwissenschaften bzw. Grüberleritis, wobei das eher eine Krankheit wäre.


  • Wo soll denn da die Logik sein?
    Auch wenn Geist überall ist, so kann er doch trainiert werden.
    Und warum sollte man davon ausgehen das es keinen Geist gibt
    und einen Körper dann wohl auch nicht.
    Wenn das nicht alles dummes Zenigewäsch ist bzw, aus dieser
    überheblichen Ecke kommt bzw. ursprünglich eingetrichtert wurde?

  • blue_aprico:

    Sag mir mal einer, wie "man" den Geist "trainieren und entwickeln" kann,...


    Mir scheint der Buddha hat da so ein Programm zur Ent-Wicklung, und dass Nyanaponikas Übungsanleitung da schon relevant ist. Demnach hat das reine Beobachten einen dreifachen Wert für die Erkenntnis, die Formung und die Befreiung des Geistes.


    Ein Versuch einer kurzen Zusammenfassung:
    Das beobachtende Innehalten fördert die klare Erkenntnis indem es das vorschnelle Bewerten und Behandeln der Dinge verhindert, das durch Assoziationen, Gefühle und Wünsche entsteht. Und es gibt einen Einblick in die Vergänglichkeit, indem es bewusst macht, dass sich alle körperlichen und geistigen Vorgänge ständig verändern ohne dass sich hinter der erkennenden Funktion des Bewusstseins eine beharrende Substanz verbirgt. Weiters bietet das Beobachten hilfreiche Einsichten in den Mechanismus der Gefühle und Leidenschaften, in die Denkfunktion und die Motive. Dadurch können sich weises Überlegen und Selbstkontrolle besser durchsetzen, was eine heilsamere Formbarkeit des Geistes ermöglicht. In der Gegenwart des Beobachtens wird zudem die sinnlose Energievergeudung des fruchtloses Sehnens nach Vergangenem, sowie dessen Bereuen und Beklagen klarer, und auch die des unnötigen Hoffens, Planens, Fürchtens und Sorgens bezüglich der Zukunft. Und durch das Erkennen unheilsamer Geisteszustände, wie "Lustbehaftet ist jetzt der Geist" oder "die Hemmung der Aufgeregtheit ist jetzt in mir", hängt man sich immer weniger daran und geht ihnen nicht nach. Durch das Bewusstwerden der heilsamen Kräfte gelangt aber das Gute zur Entfaltung. Und weil das reine Beobachten durch die zunehmende Wahrnehmung der Dinge als das was sie sind, nämlich unpersönliche Prozesse, vom Ergreifen entwöhnt und im Lassen schult, zeigt es die Möglichkeit der Befreiung von Gier, Hass und Verblendung und gibt eine Ahnung vom Glück der Loslösung. So schafft es geeignete Voraussetzungen zur Entfaltung der Einsicht in Vergänglichkeit, Leidhaftigkeit und Ichlosigkeit.

  • mukti:
    Monikadie4.:


    Danke für den Buchtitel. Habs mir gleich bestellt.
    _()_ Monika


    Meinst du "Geistestraining durch Achtsamkeit"? Für mich ist das zur Zeit ein hervorragender Begleiter zum tieferen Eintreten in die Erfahrung von Sati.


    Nein, ich meinte das: Deshimaru "Die Praxis der Konzentration"


    "Geistestraining durch Achtsamkeit" hat mich auch lange begleitet. :D Leider habe ich das an eine Freundin verliehen, die es mir nie zurückgab. Aber vielleicht "wirkt" das ja irgendwann bei ihr. Wir haben nämlich leider keinen Kontakt mehr. ;)

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • blue_aprico:

    Sag mir mal einer, wie "man" den Geist "trainieren und entwickeln" kann, "den Geist mit dem Geist anwenden",
    oder sagt mir einfach: Was ist das "Geist" ? Nein, zeigt es mir !---
    Wer das fertig bringt, dem schenke ich mich gänzlich hin, schlaflos zu Diensten in ehrfurchtsvoller Geste ;)


    Sorry, zum Scherzen aufgelegt; aber traurig.
    Blue_


    Ach, Du weißt doch ganz genau, was damit gemeint ist.
    Immer diese Spitzfindigkeiten. :lol:


    Erklär mir mal Konzentration, Einspitzigkeit, Loslassen ...

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)


  • 1. Brille ?
    2. zeig doch mal den Geist, wo ist er ?
    3. Körper ist da, Fakt.


  • Das sind Zenistendiskusionen.
    Geist ist da, Fakt. Ohne Geist nennt man den Körper tot und gestorben.
    Ohne Geist kein Piep, kein Empfinden, kein Leiden, kein Anhangen, kein
    Begehren, kein Gedanke, kein Bewußtsein denn das sind alles geistige Funktionen.

  • Namaste


    der Bedeutungsinhalt ist etwas ganz subtiles. Es ist eine Zusammenfassung all dessen was wir über das Objekt wissen, damit wir wortlos erfassen das wir das Objekt kennen. Damit wir es überhaupt "beiseite lassen" können.


    Ich finde diesen Aspekt sehr sehr wichtig, da genau hier etwas ansetzt. Der Überrumpelungs Überraschungsmoment wenn etwas Fremdes in unserem Geist erscheint.
    Dann verlieren wir das Reine Beobachten.


    Die Methode von Thich Nhat Hanh, alles zu bennen was im Geist erscheint, scheint mir hier eine gute Methode zu sein den "Feind" nicht plötzlich im Wohnzimmer stehen zu haben.


    Gute Wünsche,
    Karma Pema


  • Ist das nicht auch eine Form von Anhaftung ? Anhaftung an den Geist, an das Konzept des Geistes ?
    Wie überwindest Du die Anhaftung an diesen Geist ?

  • Sherab Yönten:

    Ist das nicht auch eine Form von Anhaftung ?
    Anhaftung an den Geist, an das Konzept des Geistes ?
    Wie überwindest Du die Anhaftung an diesen Geist ?


    Das meinte ich oben mit Zenistendiskusionen oder Zenistenprobleme.
    Der Buddha lehrt z.B. den Geist von den begehrlichen weltlichen
    Sinnesobjekten abzuwenden und er Zenist fragt ob das nicht auch
    eine Form von Anhaftung an den Geist ist. Ich wollte es hätte niemals
    Bücher des Zenismus gegeben die glauben was mit dem Buddha zu tun zu haben.
    Da fällt mir dann die Frage allerdings ein:
    Ist Zenismus nicht auch eine Form von Anhangen?
    Wie überwindest Du die Anhaftung an diesen Geist ?


  • Ich praktiziere kein Zen Buddhismus, accinca. Keine Ahnung ob die Frage typisch "Zen" war.
    Zur letzten Frage: Wenn man den Geist als etwas Konzeptionelles begreift, kann man vielleicht
    versuchen, die Anhaftung an dieses Konzept aufzugeben und einfach "nur" in der
    "Natur des Geistes" zu ruhen.

  • keks:


    2. zeig doch mal den Geist, wo ist er ?
    3. Körper ist da, Fakt.


    „Den Dingen geht der Geist voran; der Geist entscheidet:
    Kommt aus getrübtem Geist dein Wort und dein Betragen.
    So folgt dir Unheil, wie dem Zugtier folgt der Wagen.“


    – Dhammapada, Yamaka - Spruch-Paare 1


    Ohne Geist ist der Körper nicht lebensfähig. Wir können ihn nicht sehen, aber wir sehen seine Auswirkungen, sogar am Körper. Er formt sich gemäß unserem Geist (Gene, Erziehung, Denken) und daraus folgendem Verhalten.
    Deine Argumentation ist mir wohl bekannt. Auch ich habe mich jahrelang mit Zen beschäftigt. Nachplappern von Aussagen der Lehrer nützt da auch nichts. Auch daran erkennt man die Wirkungsweise des Geistes. Wir übernehmen, was uns gefällt, was uns vielleicht die bequemste Lösung ist - das nennt sich auch Wohlerfahrungssuche. Die Wohlerfahrungssuche aber sorgt weiter für Stillstand.
    Den Geist zu schulen, würde bedeuten, mich auch von diesem Konzept zu lösen und einfach zu beob-achten, was dies mit mir macht.
    Die Achtsamkeitsmethode gemäß Nyanaponika führt zu einem weiten, offenen Geist. So jedenfalls meine Erfahrung.
    _()_ Monika

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Sherab Yönten:

    Ich praktiziere kein Zen Buddhismus, accinca.
    Keine Ahnung ob die Frage typisch "Zen" war.


    Praktiziere braucht man dazu ja auch nicht.

    Sherab Yönten:


    Zur letzten Frage: Wenn man den Geist als etwas Konzeptionelles begreift,
    kann man vielleicht versuchen, die Anhaftung an dieses Konzept aufzugeben
    und einfach "nur" in der "Natur des Geistes" zu ruhen.


    Weil man es nicht kann!


    Die Konzepte des Geistes sind erforderlich und erwünscht. Konzepte fallen ja
    nicht von alleine vom Himmel sondern haben ihren Sinn bzw. ihre Ursache
    aus denen sie entstehen und benutzt werden.
    Aus diesem Grunde hat der Buddha ja das Konzept der vier rechten Wahrheiten
    gelehrt.
    Insbesondere auch die vierte Wahrheit nämlich die Konzepte zu entwickeln und
    zu verwirklichen die es ermöglichen falsche und unheilsame Konzepte mittels
    heilsamen und rechten Konzepten und Eigenschaften zu überwinden.
    Diese heilsamen Konzepte und Eigenschaften zu üben und den Geist danach zu
    richten, daraus besteht der achtfache rechte Pfad ohne den ein Ende des Leidens
    niemals möglich ist.
    Erst wenn so der Geist schalkegeklärt, gereinigt, geschmeidig, formbar, usw.
    geworden ist, wird er in der Lage sein alle Konzepte aufzugeben wie immer er will.
    Vorher niemals! Das geht garnicht!

  • Karma Pema:

    Namaste


    der Bedeutungsinhalt ist etwas ganz subtiles. Es ist eine Zusammenfassung all dessen was wir über das Objekt wissen, damit wir wortlos erfassen das wir das Objekt kennen. Damit wir es überhaupt "beiseite lassen" können.


    Ich finde diesen Aspekt sehr sehr wichtig, da genau hier etwas ansetzt. Der Überrumpelungs Überraschungsmoment wenn etwas Fremdes in unserem Geist erscheint.
    Dann verlieren wir das Reine Beobachten.


    Das mit dem Bedeutungsinhalt ist mir insofern klar, dass die Dinge eine bestimmte Bedeutung für einen selber haben, und dadurch werden sie sozusagen verfälscht wahrgenommen. Nyanaponika schreibt dazu:


    Zitat

    Das reine Beobachten "säubert" den Untersuchungsgegenstand von dem mit ihm assoziierten und ihn entstellenden Vorurteilen des Gefühls und des Denkens, es "isoliert" ihn von nicht dazugehörigen Betrachtungsebenen; es "hält ihn fest", indem es den Übergang vom rein aufnehmenden Beobachten zur aktiven Stellungnahme verlangsamt oder hintanhält und damit dem betrachtenden Blick der Erkenntnis die Möglichkeit genauer Untersuchung gibt.
    ......
    Eine Sehwahrnehmung z.B. wird, wenn sie von irgendwelchem Interesse für den Betrachtenden ist, selten das reine Sehobjekt ergeben, sondern wird durchsetzt sein mit ich-bezogenen Wertfärbungen wie: schön oder hässlich, angenehm oder unangenehm; nützlich, nutzlos oder schädlich. Ein nicht durch rechte Achtsamkeit kontrollierter Geist nimt meist nur solche mit verschiedenen Beimischungen (Wertungen, Assoziationen usw.) versehene Objekte vollbewusst in sich auf. MIt diesen Beimischungen verquickt, sinkt dann die Wahrnehmung in das Gedächtnis-Reservoir und beeinflusst so auch künftige Objektvorstellungen, Urteile, Entscheidungen, Stimmungen, usw. in oft verhängnisvoller Weise.
    Die Aufgabe der Achtsamkeit beim reinen Beobachtens ist es nun, alle diese fremden Zutaten auszusondern, sie, wenn erwünscht, für sich alleine zu betrachten, das anfängliche Wahrnehmungsobjekt aber von ihnen frei zu halten.


    Soweit ist das nachvollziehbar, man kommt dem Geist auf die Schliche, wie er sich seine eigene unwirkliche Traumwelt gestaltet. Nun gibt es auch diese grundlegende Bedeutung die er den Dingen gibt. Wie in deinem Beispiel vorhin nennt er ein Objekt "Baum", Nyanaponika verwendet das Beispiel einer Rose:


    Zitat

    Wenn wir einen Gegenstand sehen, z.B. eine große, rote Rose, so glauben wir gewöhnlich, dass dies ein einheitlicher, uns unmittelbar gegebener Sinneseindruck ist. Doch was wir zuallererts wahrnehmen, ist bloß ein Farbfleck, der sich von seiner Umgebung in Farbe und Umrissen absetzt. Einzelheiten der Form und Struktur werden erst durch eine Folge weiterer, schnell ablaufender Wahrnehmungsakte hinzugefügt, die den Gegenstand gleichsam von allen Seiten abtasten. Wenn es sich um einen für den Betrachter neues oder nur selten wahrgenommenes Objekt handelt, so wird dieser Vorgang des Sammelns von Einzelmerkmalen dem Bewusstsein viel deutlicher werden als bei einem vertrauten Objekt. Die Bezeichnung "Rose" aber, die wir scheinbar gleichzeitig jener Sehwahrnehmung geben, gehört zu einer ganz anderen Bewusstseinsklasse (nämlich zum geistigen Bewusstein und nicht zum Sehbewusstsein) und stammt aus Erinnerungsbildern ähnlicher Sehwahrnehmungen und deren gewohnheitsmäßiger Assoziierung mit dem Wort "Rose". Und wiederum etwas gänzlich verschiedenes ist das Werturteil "schön" und ein etwaiger Wunsch des Besitzenwollens. Zunehmende Schärfe und Verfeinerung des Beobachtens wird eine Fülle weiterer Einzeltatsachen zu Tage fördern, die wertvolle Einsichten vermitteln können, nicht nur über den Gegenstand selber, sondern auch über den Erkenntnisakt. Es dürfte auch klar sein, wie wichtig und aufschlussreich es ist, die Stadien der Begriffsbildung und Bewertung vom reinen Wahrnehmungsakt zu unterscheiden.


    Was ist hier nun das reine Sehobjekt, aus dem der Geist noch nichts gemacht hat? Einfach nur Form und Farbe, die sich von anderen Objekten unterscheiden.


    Karma Pema:


    Die Methode von Thich Nhat Hanh, alles zu bennen was im Geist erscheint, scheint mir hier eine gute Methode zu sein den "Feind" nicht plötzlich im Wohnzimmer stehen zu haben.


    Wenn also durch den Sehsinn eine Rose auftaucht, dann benennt man sie vielleicht zuerst als "Rose", ein auftauchendes Wohlgefühl als "Gefühl", dann bemerkt man dass die Benennung "Rose" ein Gedanke ist, also bezeichnet man sie "Gedanke", dann "Farbe", "Form", "Sehbewusstsein" usw., bis all diese Prozesse bewusst werden, die ununterbrochen stattfinden und unser Leben und unsere Welt ausmachen. Je konzentrierter und gründlicher man das beobachtet desto deutlicher wird wie sich ein Ich bildet....aber naja, braucht viel Übung. Der ganze achtfache Pfad ist Übung. Aber was sehe ich? "Träge ist der Geist" :?