Buddhismus ohne Meditation

  • Kann man Buddhist sein und gleichzeitig Mediation ablehnen? Gibt es vielleicht sogar Strömungen innerhalb des Buddhismus, die in diese Richtung gehen? Oder ist das völlig undenkbar?

  • Wenn man nur an Wissen interessiert ist, muss man nicht die Wege des Erfahrens gehen.

    Doch wenn Du "Buddhist sein" gleichsetzt mit "Sohn des Buddha" ist es Imho nicht möglich ohne die Erfahrungen, welche in der Meditation (welche auch immer) aufsteigen.


    Z. B. Ist eine der für mich wichtigen Erfahrungen das Erkennen der ersten Edlen Wahrheit, also von Dukkha. Dies kann man nicht logisch "wissen". Oder auch anatta, das Nicht-Selbst, welches nicht nicht Selbst ist 😉


    Die buddhistische Lehre logisch zu durchschauen ist Imho der erste Schritt vom ganzen unendlichen Weg. Nur mit Wissen kann man ihn nicht gehen, doch ohne Wissen Imho auch nicht.


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    Wenn im dürren Baum der Drache Dir singt
    siehst wahrhaft Du den WEG.
    Wenn im Totenkopf keine Sinne mehr sind
    wird erst das Auge klar.


    jianwang 健忘 = sich [selbst] vergessend

  • kilaya

    Hat den Titel des Themas von „Buddhismus ohne Mediation“ zu „Buddhismus ohne Meditation“ geändert.
  • Kann man Buddhist sein und gleichzeitig Mediation ablehnen? Gibt es vielleicht sogar Strömungen innerhalb des Buddhismus, die in diese Richtung gehen? Oder ist das völlig undenkbar?

    Bist Du denn Buddhist? :?

    Nach meinem Kenntnisstand gibt es keine Strömung im Buddhismus, die Meditation ablehnt: "Hören (von Unterweisungen), darüber Nachdenken und Meditieren" sind wichtige Komponenten im Buddhismus. Allerdings gibt es die unterschiedlichsten Arten der Meditation.

  • Ich finde, der Buddhismus ist eine tolle Religion, weil alles sehr vernünftig und logisch nachvollziehbar ist. In anderen Religionen heißt es oft: „Das ist halt so ... auch wenn es keinen Sinn macht, du musst es einfach glauben.“ Wenn die Meditation ins Spiel kommt, ändert sich das allerdings plötzlich. Dass man damit die Erleuchtung erlangen kann, dafür gibt es ja weder Beweise noch vernünftige Erklärungen, es ist etwas, das man einfach blind glauben muss. Das gefällt mir nicht. Ich habe beim Meditieren auch immer wieder das Gefühl, dass mich dieses Vorgehen in die Irre führt.

  • Ich finde, der Buddhismus ist eine tolle Religion, weil alles sehr vernünftig und logisch nachvollziehbar ist. In anderen Religionen heißt es oft: „Das ist halt so ... auch wenn es keinen Sinn macht, du musst es einfach glauben.“ Wenn die Meditation ins Spiel kommt, ändert sich das allerdings plötzlich. Dass man damit die Erleuchtung erlangen kann, dafür gibt es ja weder Beweise noch vernünftige Erklärungen, es ist etwas, das man einfach blind glauben muss. Das gefällt mir nicht. Ich habe beim Meditieren auch immer wieder das Gefühl, dass mich dieses Vorgehen in die Irre führt.

    _()_:grinsen:

    Ich glaube der Fehler liegt in der Übersetzung:grinsen: wen ich das richtig verstanden habe ist Erleuchtung ein begriff aus dem Westen. Buddha hat glaube ich nicht die Erleuchtung gelehrt sondern die befreiung fom Leiden. Meditation kann nachweislich auswirkungen auf den Körper und den Geist haben. Auserdem hat Buddha auch gesagt das Du nichts einfach Glauben sollst ohne es zu prüfen.

    Wen du Meditierst und nicht an Erleichtung denkst sondern einfach nur sitzt und Dich selber beobachtest dan wirst Du schnell merken wo Du noch Leidest und mit dem Wissen kannst Du dan was gegen dein Leid tun. Wen Du aber nur an den Texten interesiert bist und nicht Meditieren willst ist das auch ok, ob Du dann aber Buddhist bist weis ich nicht. Ich Meditiere und lese Texte und nene mich denoch nicht Buddhist:erleichtert:

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  • buddhistische Meditation hat mehrere Aspekte die auch durchaus nachvollziehbar sind - ein "glauben müssen" ist da daher aus meiner Sicht absolut nicht notwendig.


    Meditation im Buddhismus heißt, dass man sich mit sich selbst auseinander setzt. Das tut man z.B. in dem man sich eben mit dem Gesicht zur Wand setzt und sich sich selbst aussetzt. Man wird dann auf einmal mit alle dem konfrontiert das man sonst den ganzen Tag über mit anderen Dingen überlagert. Gefühle, Gedanken, Sorgen, Freuden, Ängste.. all das tritt dann zu Vorschein. Man fängt dann natürlich an sich mit irgendwelchen Gedankenspielchen davon wieder abzulenken - genau hier fängt aber die "Arbeit" an. Wie geht man mit diesen Dingen die auftauchen um? Schwimmt man mit und springt von einem Gedanken zum Nächsten? Oder beobachtet man diese nur wie sie auftauchen und wieder verschwinden?


    Gedanken auf die wir aufspringen, verfolgen und an welchen wir uns festhalten sorgen immer wieder dazu, dass es uns schlecht geht. Dinge die wir ändern wollen, obwohl wir darauf keinen oder nur einen sehr geringen, indirekten Einfluss haben bereiten uns häufig Kummer. Meditation ist hier eine ziemlich direkte Art sich dem zu stellen.


    Meditation ist eine Übung, nicht nur für den Geist auch für den Körper. Die innere Haltung, die man beim Sitzen einübt verschwindet nicht einfach nur weil man aufsteht.


    Wenn es für dich aber nicht das richtige ist, dann ist es vielleicht einfach nicht das richtige für dich. Man kann sich auch auf andere Weise sich selbst und seinen Gedanken, Gefühlen, dem Ego, und was da noch so alles ist, stellen.


    Falls du irgendwelche Beweise oder ähnliches suchst wie (buddhistische) Meditation neurologisch / psychologisch funktioniert, dazu gibt es viele viele Studien. Ob einem das Wissen über solche Studien etwas bringt, muss jeder für sich selbst entscheiden.

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  • Das stimmt alles, was ihr schreibt. Meditation hat einen Einfluss auf Geist und Körper, aber ob diese Veränderungen die Richtigen sind, kann man ja nicht wissen, sondern muss es glauben.


    Meditation ist ja ein extremes Verhalten, ist das eigentlich mit dem Pfad der Mitte vereinbar?

    • Offizieller Beitrag

    Du hast doch im jahr 2017 schon mal nach der Funktion vom Meditation im Buddhismus gefragt:

    Wenn ich das hier lese, hört sich das für mich so an, als würde einen die Meditation auch nicht viel weiter bringen. Man kann ja scheinbar Versenkungszustände erreichen, die einem beeindruckend vorkommen aber letztendlich auch nicht das sind, was man erwartet hat oder erreichen will. Also hat einen die Meditation doch sogar irgendwie in die Irre geleitet.


    Besteht den nicht die Gefahr, dass die Mediation letztendlich nur ein Spiel mit dem Körper ist und einem einfach nur etwas vorgaukelt? Natürlich, es hört sich logisch an, wenn man sagt, dass das Geistliche/Geistige besser zum Vorschein kommen kann, wenn man durch Meditation den Körper „runterfährt“. Aber könnte das nicht auch ein Missverständnis sein? Der meditierende Körper erzeugt halt einfach Gefühle, die einem so vorkommen, als wäre man offener für diese Dinge, aber das sind letztendlich vielleicht auch nur dieselben Gefühle, die einen schon die ganze Zeit in die Irre führen.

    Dein Problem ist also, dass du der Methode nicht sehr vertraust.


    Für mich rät Buddha dazu, den eignen Geist zu erforschen und es ist ja gerade dieses Forschen selber, wo man dann nach und nach Vertrauen fassen kann.


    Den Geist zu erforschen ist doch etwas, was ganz simpel anfängt. Man kann schauen, ob der Geist ruhig ist oder erregt, ob man wütend ist oder nicht usw. Das klappt doch meistens und von da aus, kommt man dann weiter. Und je besser es klappt, desto mehr fasst man Vertrauen.


    Natürlich gibt es auch Leute, bei denen das nicht klappt. Man denke an einen Soldaten mit postraumatischen Belastungsstörungen. Wenn der seine Augen schließt, kommen womöglich schreckliche Erinnerungen hoch. Von daher würde man ihm villeicht eher eine Gehmeditation in der Natur empfehlen. Und ich denke, auch wenn man Psychosen (z.B drogenpsychosen) hat, kann es einem ähnlich gehen. Da kann man ja ganz verloren sein uns sich fragen, was Wahn und was mystisches Erlebnis ist und ob es womöglich eine Schnittmenge gibt. Man hat Angst sich in etwas hineinsteigert und die Bodenhaftung zu verliert. In so eine Situation ist es durchaus weise, dass man mit Meditation vorsichtig ist. Ich würde in so einer Lage dann auf jeden Fall jede Art von Visualiserung meiden und ich würde auch beim Meditieren die Augen nicht schließen. Aber normalerweise driftet man ja nicht in Trugbilder ab.


    Man kann ja ganz einfach anfangen. Schauen was da ist und versuchen, zur Ruhe zu kommen. Und wenn dir selbst das Sitzen zu komisch ist, dann kann man ja meditativ spaziergehen und versuchen ganz in der Natur zu sein.


    Aber natürlich, muss man als Buddhist nicht meditieren. Rechte Sammlung ist nur ein Teil des edlen achtfachen Pfads.

  • Das stimmt alles, was ihr schreibt. Meditation hat einen Einfluss auf Geist und Körper, aber ob diese Veränderungen die Richtigen sind, kann man ja nicht wissen, sondern muss es glauben.


    Meditation ist ja ein extremes Verhalten, ist das eigentlich mit dem Pfad der Mitte vereinbar?

    Wieso ist Meditation extrem?

    Und ob es die richtigen sind - was wären denn falsche?

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    jianwang 健忘 = sich [selbst] vergessend

  • Na das ist ja mal was, ich glaube meist ist es eher andersrum, Menschen suchen doch normalterweise eher die Meditation ohne spirituellen/religiösen Hintergrund, einfach als Training des Geistes.


    Und nein, an Meditation muss man nicht "glauben". Es ist einfach eine Technik, die den Geist in andere Zustände bringt. Eigentlich kann man sie ganz einfach definieren, dass die Aufmerksamkeit entspannt und mit der richtigen Technik längere Zeit auf einer Sache (etwa dem Atem) gehalten wird, statt wie sonst üblich unwillkürlich umherzuspringen - und dadurch passiert irgendwann was, was sich mit weiterem Fortschritt immer stärker aufbaut. Das ist eine einfache psychische Technik wie im Kopf rechnen, oder etwas erinnern, und hat mit spirituellem erstmal nichts direkt zu tun.


    Aber die Wirkung wird doch auch wissenschaftlich anerkannt, man kann messen, dass das Gehirn dann in einen anderen Zustand rutscht (bei erfahreren Meditierenden). Ausserdem berichten ja die, die Erfolg hatten, von unverwechselbaren und intensiven Wahrnehmungen. Sowas erlebt man schon nach ein paar Wochen Training, wenn es gut läuft. Daran muss man nicht glauben, das erfährt man einfach, klar und stark! Mit viel Glück erfährt man auch ohne Buddhismus, aber der ist dabei maximal hilfreich und kann grosse Schwierigkeiten verhindern.


    Ausserdem bewirkt Meditation auch andere spürbare Veränderungen, es ist wie Muskeltraining für den Geist, er wird konzentrierter, weniger abgelenkt, geduldiger usw dadurch was schnell ganz konkrete positive Auswirkungen auf den Alltag haben kann.


    Um das alles zu wollen, muss man aber schon ernsthaft interessiert sein und in der Lage, eventuell sich selbst und unschönen Dingen in's Gesicht sehen zu können. Und man muss den Anfang durchhalten, Anfangs bedeutet Meditaiton zu lernen sehr viel Frustration, die aber weichen kann, wenn sich die ersten Fortschritte anbahnen und verstetigen.

    Einmal editiert, zuletzt von Bhavanga ()

  • Hallo Antelatis,

    Meditation ist nicht extrem, sondern eigentlich ein ganz natürlicher Zustand. Die meisten? haben ihn nur verlernt, weil sie sich ständig beschäftigen müssen, um sich nicht zu langweilen. Ein alter Mensch auf einer Bank vor dem Haus bei Sonnenuntergang hat vielleicht meditiert, ohne sich dessen bewusst zu sein oder sowohl als auch.


    Genau so wie Buddha das beschrieben hat, als er ein Junge war und unter dem Baum im Garten seines Elternhauses saß, so ging es mir mit 12 nach einer kleinen Radtour, als ich mich auf eine Wiese setzte, hatte ich meine erste Meditationserfahrung. Ich wusste das damals nicht, aber ich habe nie den Moment vergessen. Deshalb ist es für mich ein natürlicher Zustand, der jederzeit verfügbar ist.


    Meditation ist für mich einfach ein Stille-Werden, das ich sowohl in der U-Bahn als auch beim Warten in der Arztpraxis wunderbar durchführen kann. Dazu brauche ich keine bestimmte Umgebung und auch kein "Kissen".

    Das stimmt alles, was ihr schreibt. Meditation hat einen Einfluss auf Geist und Körper, aber ob diese Veränderungen die Richtigen sind, kann man ja nicht wissen, sondern muss es glauben.


    Meditation ist ja ein extremes Verhalten, ist das eigentlich mit dem Pfad der Mitte vereinbar?

    Doch, ob es die richtigen Veränderungen sind, kann "man" wissen, muss "man" nicht glauben. Denn sie zeigen sich an ihren Früchten.


    Der Pfad der Mitte bedeutet, nicht in Asketentum zu verfallen, sondern ein ganz entspanntes Verhältnis zum 8fachen Pfad zu entwickeln. Sonst wären die Empfehlungen des Buddha ja alle Bullshit.

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    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Was du da als erste Meditationserfahrungen beschreibst, ist ja nicht das, wovon ich hier rede, wenn ich von Meditation spreche. Dieses einfache Stille-Werden, wie du es bezeichnest, ist etwas, das für mich zum Pfad der Mitte passt. Wenn man das jetzt aber sozusagen perfektioniert und ins Extreme treibt, dann wird daraus die typische Meditation, und die passt dann nicht mehr dazu. Ich habe das Gefühl, dass eine bewusste Meditation die Übertreibung der notwendigen Stille ist, und das fühlt sich nicht richtig an.

  • antelatis,


    wenn du hier stets davon sprichst, dass Meditation ein Extrem ist, das nicht mit dem mittleren Pfad vereinbar ist, dann erkläre doch mal nachvollziehbar:


    Was ist der mittlere Pfad deiner Auffassung nach?

    Worin besteht besteht denn die Perfektionierung des Stille-Werdens, so dass die Meditation ins Extreme getrieben wird und deshalb nicht mehr mit dem mittleren Pfad vereinbar ist?


    Gruß Helmut

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Einfach Stille werden 😂😂😂🤣

    Sry, wenn man es wirklich kann ist es einfach...

    Ansonsten ist es eine der schwersten Übungen, die man sich vorstellen kann.


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    PS:ich muss schon sagen, Du hast eine merkwürdige Vorstellung von Geistesschulung

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  • antelatis

    vielleicht will Dein Ego es sich nur einfach machen - keinen Bock auf Geistesschulung, (ist ja mit Arbeit verbunden und will dem Ego an den Kragen) theoretisches Wissen reicht...usw.

    Nur so ein Gedanke🤔...bin da auch nicht ganz frei von...🙏

  • Das stimmt alles, was ihr schreibt. Meditation hat einen Einfluss auf Geist und Körper, aber ob diese Veränderungen die Richtigen sind, kann man ja nicht wissen, sondern muss es glauben.

    Es gibt ja eben auch, wie schon gesagt wurde, viele Meditationstechniken, die sich in den unterschiedlichen Strömungen entwickelt haben. Und wir sind ja glücklicherweise an einem Zeitpunkt, an dem Technik und Wissenschaft große Fortschritte machen, sodass wir langsam auch eine ordentliche Menge gesicherten Wissens bekommen.


    Für mich ist Meditation, bzw. die Techniken, die ich erlernt hab, ein enormes Geschenk, und, frech gesagt, das Beste am Buddhismus, aber es gibt durchaus auch Kritikpunkte:


    - Meditation allein reißt es wohl öfter nicht raus. Man verweist gerne mal auf den edlen achtfachen Pfad, den man gesamt verfolgen muss. Ich wäre da etwas vorsichtiger in meinen Formulierungen, stimme aber tendenziell zu. Ohne ethisch-moralische Schulung, ohne den Wunsch, anderen zu helfen und sich nützlich zu machen, bin ich nicht sicher, wie vollständig der Weg ist.


    - Meditation allein ist eben auch nicht ethisch. Man kann z.b. durchaus ein grausamer Nazi-Offizier sein und dann seinen Geist mit einer Meditationstechnik beruhigen. So war es ja z.B. auch im Japan des 2. Weltkrieges, und auch die Samurai waren jetzt nicht allesamt altruistische Gutmenschen... Natürlich macht Meditation einen nicht zum Bösewicht, aber auch nicht automatisch zum Heiligen.


    - Ein schöner Hinweis kam von Tucker Peck, der auf Michael Tafts famosem "Deconstruct Yourself"-Podcast zu Gast war. Tucker ist Psychologe, Psychotherapeut und fortgeschrittener Meditierender und Meditationslehrer, und weiß somit, wovon er spricht, wenn er darauf hinweist, dass es manche Dinge gibt (ernsthafte psychische Krankheiten), die mit Meditation allein nicht gelöst werden können. Da haben wir mit modernen psychotherapeutischen Methoden einen anderen Zugang, der sehr wertvoll ist und für kranke Menschen eine große Chance sein kann. Nicht alles hilft jedem, ganz klar.


    - Meditation kann auch Nebenwirkungen haben: Angstzustände, Stress, bei Retreats sind Weinkrämpfe durchaus nicht so selten. Was nicht schlecht ist, wenn man fachkundig betreut wird. Aber allein für sich meditierend, besonders bei sehr anspruchsvoller Praxis, kann man auch in Regionen vorstoßen, in denen man Hilfe und Anleitung benötigt.


    - Und dann wäre da die ganze Debatte um die Dunkle Nacht der Seele.


    - Zuletzt von einer ganz anderen Seite aufgezogen: in den traditionellen buddhistischen Ländern ist ein Buddhismus ohne Meditation durchaus sehr üblich. Das ist wohl eine grundlegende menschliche Tendenz. Ähnlich, wie sehr viele Menschen hierzulande Christen sind, und wohl auch vielleicht noch gelegentliche obligatorische Gottesdienstbesuche hinter sich bringen, sind Dinge wie tägliches Beten und intensive Bibellektüre für viele Christen völlig theoretisch. Ist in anderen Religionen sicherlich nicht anders. (Fun Fact: alle großen Religionen haben zumindest Unterströmungen mit intensiven Meditationstechniken! Das ist keineswegs der Buddhismus, der allerdings Meditation viel mehr ins Zentrum gerückt hat als andere).


    - Dennoch: In den Ländern, in denen Mehrheiten der Bevölkerung als buddhistisch zählen, sind sehr viele Menschen dabei, die fast nie oder gar nicht meditieren. In Südostasien hat man wohl die gewisse Arbeitsteilung, dass man durch Unterstützung der Mönche eine alternative Route zum guten Karma hat, wie es in Japan ausschaut, weiß ich nicht genau.


    Das sind natürlich alles eher Randaspekte bezüglich deiner Frage...


    Ich habe das Gefühl, dass eine bewusste Meditation die Übertreibung der notwendigen Stille ist, und das fühlt sich nicht richtig an.

    Sorry wenn ich ein bisschen ironisch bin, aber die Aussage ist, so wie sie da getroffen ist, nun, vor allem ein sehr obskures Bauchgefühl. Offenbar ist dir Meditation ein wenig suspekt. Mit Gefühlen ist es so eine Sache, nicht wahr... wenn, dann müsste man sich genau anschauen, welche Technik jemand betreibt, in welchem Ausmaß, was dann dabei rauskommt. Dann könnte man darüber sprechen, ob da wer was übertreibt...


    Die Stille ist allgemein etwas, das an der Meditation generell sehr übertrieben wird. Stille ist oft ein Nebenprodukt, aber fast nie das Ziel.

  • Sorry wenn ich ein bisschen ironisch bin, aber die Aussage ist, so wie sie da getroffen ist, nun, vor allem ein sehr obskures Bauchgefühl. Offenbar ist dir Meditation ein wenig suspekt. Mit Gefühlen ist es so eine Sache, nicht wahr... wenn, dann müsste man sich genau anschauen, welche Technik jemand betreibt, in welchem Ausmaß, was dann dabei rauskommt. Dann könnte man darüber sprechen, ob da wer was übertreibt...

    Als Werkzeug einer Religion, um höhere Erkenntnis zu erlangen, ist mir die Meditation tatsächlich suspekt. Als therapeutische Maßnahme hingegen ist Meditation super. Klar, das ist erst mal ein Gefühl, denn mit Vernunft erklären kann man es ja gerade nicht. So wenig wie man beweisen kann, ob es einen Gott gibt oder nicht, so wenige kann man beweisen, ob Meditation dazu in der Lage ist, den Buddhisten nach Nirwana zu führen. Du sagst, man müsste sich anschauen, mit welcher Technik jemand es versucht und was dabei herauskommt. Es gibt viele Menschen, die ernsthaft meditieren, um Erleuchtung zu erlangen und keiner schafft es ... muss man dann nicht eingestehe, dass nicht viel dabei rauskommt?

  • Wikipedia sagt dazu: Im weiteren Sinne wird er im Buddhismus als Grundsatz verstanden, Extreme zu meiden.


    So habe ich das bisher auch verstanden, Extreme meiden und zwar in jede Richtung. Ich finde das ist auch eine sehr vernünftige Vorgehensweise und das gefällt mir sehr gut am Buddhismus.


    Das Ziel der Meditation ist es doch immer, die Gedanken so weit wie möglich zu beruhigen. Man will die vollkommen innere Leere oder Stille also einen ganz besonderen Zustand erreichen, den man nur mit diese speziellen Technik erlangen kann. Man begibt sich also bewusst in ein Extrem, und meiner Meinung nach verlässt man damit den Pfad der Mitte.

  • Das Ziel der Meditation ist es doch immer, die Gedanken so weit wie möglich zu beruhigen. Man will die vollkommen innere Leere oder Stille also einen ganz besonderen Zustand erreichen, den man nur mit diese speziellen Technik erlangen kann. Man begibt sich also bewusst in ein Extrem, und meiner Meinung nach verlässt man damit den Pfad der Mitte.

    (1) Nein, zumindest im Vipassana ist die Gedankenberuhigung nicht das Ziel, sondern ein Effekt.


    (2) Daran ist nichts extrem oder speziell. Das hast Du schon als Ausdauersportler oder wenn Du ein Musikinstrument gut spielen kannst.


    Wer hat Dir "Man will die vollkommen innere Leere oder Stille" beigebracht?


    Liebe Grüße,

    Aravind.

  • Es gibt viele Menschen, die ernsthaft meditieren, um Erleuchtung zu erlangen und keiner schafft es ... muss man dann nicht eingestehe, dass nicht viel dabei rauskommt?

    Hmm... gute Einwände, kritische Fragen. Erleuchtung ist natürlich ein großes Wort. Wie kommst du darauf, dass keineR es schafft? Ich mein, ich meditier seit 10 Jahren auf die eine oder andere Art, und die Praxis hat mein Leben unschätzbar bereichert. Aber ich trau mir nicht zu, zu entscheiden, wer erleuchtet ist. Das ist halt auch ein Konzept, das zwischen psychologischen Faktoren und hochgradig religiösen Inhalten hängt.


    Ich könnte dir das Buch The Science of Meditation empfehlen. Da wird ne Menge knochentrockener Wissenschaft zu dem Thema präsentiert. Die Ergebnisse, was man an Gehirnen sehr fortgeschrittener Meditierender gemessen hat, sind zum Teil wirklich sehr erstaunlich. Wobei wir natürlich nur in groben Ansätzen verstehen, was diese Erscheinungen bedeuten... aber es sind jedenfalls schon sehr verblüffende Transformationen zu erkennen, die man sonst bei Menschen nicht antrifft, soviel steht fest.


    Und man findet halt in verschiedenen buddhistischen Strömungen auch zum Teil durchaus unterschiedliche Beschreibungen davon, was Erleuchtung genau ist. Und es ist wohl den meisten klar, dass es auch sehr problematisch ist, das überhaupt mit begrenzten sprachlichen Mitteln beschreiben zu wollen.

    Das Ziel der Meditation ist es doch immer, die Gedanken so weit wie möglich zu beruhigen. Man will die vollkommen innere Leere oder Stille also einen ganz besonderen Zustand erreichen, den man nur mit diese speziellen Technik erlangen kann.

    Also, ohne unhöflich sein zu wollen: ich würde so weit gehen zu sagen, das ist so nicht zutreffend.

    - Manche würden sagen, das Ziel ist, komplett den gegenwärtigen Moment zu erleben bzw. in ihm zu verweilen.

    - andere würden sagen, Ziel ist, das wahre Selbst, die Natur unseres Seins, zu erkennen

    - andere sprechen von Nirvana

    - andere von Nondualität

    - andere vom Ablegen aller Fesseln (seeehhhr genau definiert)

    - In der TMI-"Schule", in der ich übe, würde man sagen, das Ziel ist, zunächst Samadhi (Versenkung) zu kultivieren, damit einhergehend erst ein peripheres und dann metakognitives Gewahrsein zu entwickeln (ein Versuch, Achtsamkeit präziser zu definieren, die Begriffe sind sehr genau festgelegt), die sogenannte Samatha-Meditation. Darauf basierend wird dann Einsichtsmeditation (Vipassana) betrieben, um die eigenen geistigen Mechanismen zu durchschauen.


    Ich könnte mehr Beispiele geben, die auch richtig wären. Und viele , die nicht richtig wären :P Merkst du, wie kompliziert das schnell wird? Wie wenig knackige Aussagen dann wirklich rüberbringen können?

  • Wie man das Ziel der Meditation jetzt auch nennen mag, ist es nicht immer der Versuch einen besonderen also extremen Zustand zu erreichen? Sich lange Zeit möglichst still in einer bestimmten Position hinzusetzen und zu versuchen, das Denken auf eine bestimmte Weise zu beeinflussen, ist für dich kein extremes Verhalten?

  • Wie man das Ziel der Meditation jetzt auch nennen mag, ist es nicht immer der Versuch einen besonderen also extremen Zustand zu erreichen?

    Mir ist immer noch nicht ganz klar wieso du Meditation ablehnst . Ob extrem oder nicht ist doch eigentlich egal. Scheinbar nimmst du die Lehre an und dir ist Geistesruhe zu zu extrem. Was ist daran extrem. Ich denke das in der Ruhe auch jede Menge unangenehme Gefühle hochkommen . Vielleicht ist es eher das was dich vor der Meditation abschreckt ?



    Viele Grüße

  • Wie man das Ziel der Meditation jetzt auch nennen mag, ist es nicht immer der Versuch einen besonderen also extremen Zustand zu erreichen? Sich lange Zeit möglichst still in einer bestimmten Position hinzusetzen und zu versuchen, das Denken auf eine bestimmte Weise zu beeinflussen, ist für dich kein extremes Verhalten?

    Nein. Das wurde hier ja schon breit dargelegt. Das Ziel ist nicht, das Denken zu beeinflussen, sondern es zu beobachten.

    Das haben mehr als ein halbes Dutzend erfahrene Praktizierende hier geschrieben, ohne, dass Du meiner Meinung nach darauf eingehst. Mir scheint, diese Vorurteil "extrem" ist Dir wichtig. Ich werde nicht versuchen, Dir das zu weg zu nehmen. ;)


    No worries,

    Aravind.