Bewußt-sein setzt ja zwangsläufig voraus, daß ein ETWAS (ein "ICH") da sein muß, dem etwas bewußt ist.
Ein "ICH" existiert aber nur durch Wahrnehmung - oder vielleicht richtiger (für)Wahrnehmung. Wahrnehmung ist der dritte Aspekt der fünf Aneignungen (Form, Gefühl, Wahrnehmung, Aktivität, Erfahrungssuchlauf), aus denen nach dem Buddha das "ICH" besteht, bzw erzeugt wird.
Also ich kann das alles nicht so erkennen wie es wirklich ist, aber Bewusstsein scheint mir etwas Unpersönliches zu sein, eine bloße Funktion des Erfahrens. Es erfährt Bilder mit Form und Farbe durch den Sehsinn, Klänge durch den Hörsinn usw. Nachdem das Ich auch bewusst ist, ist es ebenfalls eine Erfahrung des Bewusstseins, nämlich mittels des Geistsinns, es ist eine geistige Gestaltung die aufgrund von Identifikation mit den khandha entsteht, das "Ichmachen" dem das Begehren zugrundeliegt.
Wahrnehmung setzt eine (gesehene, gehörte u.s.w.) Form voraus, aus denen solche und solche Gefühle hervorgehen, die zu diesen und jenen Wahrnehmungen führen u.s.w. Wahrnehmen kann das "Ich" aber doch immer nur jetzt, in diesem Augenblick. Die Zukunft kann erst wahrgenommen werden, wenn sie da ist, also jetzt nicht, denn sie ist noch nicht da und die Vergangenheit auch nicht, die ist schon vergangen. Ist die Gegenwart aber etwas Reales, hat sie eine Dimension oder ist sie nur eine Vorstellung des "ICH"? Mir scheint, daß eher letzteres zutrifft, denn wo beginnt und endet der scheinbare Augenblick des Gegenwärtigen? Wenn die Gegenwart aber nur ein Konstrukt in der Wahrnehmung des "ICH" ist, muß man dann nicht für Vergangenheit und Zukunft das gleiche annehmen?
Sicher sagen kann man nur, daß etwas vor sich geht, nämlich die fünf Aneignungen.
Mit zunehmender Lebenszeit kann "ich" mehr und mehr erkennen, daß vieles von dem, was "ich" scheinbar einst in die sogenannte Vergangenheit hineingewirkt habe, aus der sogenannten Zukunft wieder an "mich" herangekommen ist, entweder freud- oder leidvoll. Manches schnell, manches erst nach langer Zeit und vermutlich sind die scheinbar nicht in Zusammenhang zu bringenden Erlebnisse zum großen Teil lediglich das Ergebnis eigener Vergeßlichkeit.
Oder, wie auch vom Buddha beschrieben, das Resultat von Gewirktem aus vergangenen Existenzen.
Nicht nur Gottes Mühlen mahlen langsam
Die Gegenwart lässt sich anscheinend gar nicht festmachen, was jetzt ist, ist im nächsten Augenblick schon wieder Vergangenheit. Ich kann keinen Punkt erkennen der genau jetzt ist, wenn ich es versuche ist er schon wieder weg. Es lässt sich dieser Strom ununterbrochener Veränderung nicht anhalten, es ist eine Reise durch Raum und Zeit. Raum und Zeit sind wohl ein Konstrukt der Wahrnehmung wie du sagst, bzw. eine Vorstellung. Hm, das ist schon ziemlich far out.
Dass man Ursachen setzt die sich irgendwann auswirken, damit kann man jedenfalls praktisch was anfangen. Irgendwie hat man ja so ein intuitives Gefühl dass man für alles selbst verantwortlich ist (Erbe ihrer Taten sind die Wesen), auch wenn man den Mechanismus (noch) nicht zur Gänze durchschauen kann.
Ist das noch im Rahmen des Themas? Jedenfalls wird das Ansammeln von Gebrauchsgegenständen unwichtiger wenn man sich um rechte Erkenntnis bemüht. Rechtes Bemühen lässt sich aber nicht auf das geistige Ansammeln von Wissen oder dem Gestalten einer Philosophie beschränken, die man dann ebenso besitzt wie etwas Grobmaterielles und dann etwa stolz drauf wird und gegen andere Ansichten zu Felde zieht.
Sammlung und Geistesruhe sind ja nötig für tiefe Einsichten und die Einsicht soll zum Loslassen von Angesammelten führen und neues Ergreifen und Ansammeln verhindern.