Zudem gibt es Abgründe, die große Verwirrung stiften, bis man merkt, dass man selbst dieser Abgrund ist. Diese Verwirrung bedarf der Kontrolle, zumindest scheint es so. Hier kann der Buddhismus ein schönes Framework bieten, über die Abgründe hinweg zu meditieren. Mittelfristig ist es natürlich zum Scheitern verurteilt. Denn dann zerschießen dir die Abgründe dein schönes, heiles Buddhistendasein. Letzteres ist wahrscheinlich das Wertvollste an dieser Praxis.
Danke für den Beitrag – er trifft genau ins Schwarze. Ich habe ihn mehrmals gelesen, aber vieles steht zwischen den Zeilen, in jener unmittelbaren, lebendigen Erfahrung, die der Sprache als Ausdrucksmittel kaum zugänglich ist.
Ñāṇavīra Thera beschreibt das existentielle Problem sehr klar und präzise:
Nur in der vertikalen Betrachtung, geradewegs hinab in den Abgrund des eigenen persönlichen Daseins, ist der Mensch fähig, die gefährliche Unsicherheit seiner Situation zu erfassen; und nur ein Mensch, der diese tatsächlich erfasst, ist bereit, der Buddhalehre zuzuhören. Aber das menschliche Wesen, so scheint es, kann nicht sehr viel Wirklichkeit ertragen: Zum größten Teil ziehen sich die Menschen erschreckt und bestürzt von diesem schwindelerregenden Blick auf das Dasein zurück und suchen Zufluflaucht in Ablenkungen.
Deshalb sollte klar sein: Der "normale" Mensch bemüht sich, diesem Abgrund auszuweichen. So entsteht der spirituelle Materialismus – und damit auch die große Selbsttäuschung. Lieber hält man an den eigenen Illusionen fest, als sie loszulassen. Nirvana passt in keine mentale Schablone. Der Mensch versucht ständig, es zu einem Objekt zu machen – etwas, das man haben, besitzen kann. Dabei ahnt er tief im Inneren: Es gibt nichts, was ihm gehört. Es gibt nichts, das er als „Selbst“ bestimmen könnte.
Doch gerade diese Illusion von Kontrolle wirkt beruhigend. Lieber werde ich depressiv – das gibt mir zumindest scheinbar die Macht, mein Leben zu gestalten.
Abschließend möchte ich sagen: Oberflächlich betrachtet kann der Buddhismus sogar Depressionen verstärken. Man denke nur an Schopenhauer – den ewigen Misanthropen, ein Leben lang.
Aber wer die drei Daseinsmerkmale wirklich verinnerlicht hat, der geht darüber hinaus. Und dort gibt es keine Definitionen mehr, keine Trennungen, keine Dualität. Darüber zu sprechen macht keinen Sinn – wie es auch Ludwig Wittgenstein richtig bemerkt hat.