Freigebigkeit - wie übt Ihr sie?

  • Das vertieft sich sowieso eher praktisch. Es gibt zwar einen theorethischen Hintergrund, aber nur, um diese Sache besser zu verstehen. Einem Geben von Herzen kann der theoretische Background sogar im Wege stehen, wenn man zu rechnerisch an die Sache herangeht.
    Hier, auf Seite 115 bis 128 steht eigentlich alles, was es (meiner Meinung nach) überhaupt über Dana zu wissen gibt:
    http://www.abhidhamma.de/Abhidhamma_Janaka_gesamt.pdf
    Ob die paar Seiten Theorie überhaupt genug Stoff geben für ein ganzes Wochenendseminar? :)
    Aber vielleicht gibt es ja noch "praktische Partnerübungen" dazu. :lol:


    Ich hab mal die Geschichte gehört von einem Schüler, der war so extrem geizig, er KONNTE nichts geben. Jede Faser seines Seins sträubte sich dagegen! Da übte der Guru mit ihm: er schenkte ihm zunächst einen simplen Kohlkopf. Der Schüler freute sich auch und nahm ihn an.
    "Nun schenke ihn mir zurück", verlangte der Lehrer freundlich.
    Dem Schüler brach der Schweiß aus und unter größter Willensanstrengung schaffte er es, den Kohlkopf zurück zu schenken. :) Da hatte er die erste von vielen Übungen schon mal bewältigt. Eine Riesenleistung! Danach ging es stückweise immer einfacher. :)

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Losang Lamo:

    Da hatte er die erste von vielen Übungen schon mal bewältigt. Eine Riesenleistung! Danach ging es stückweise immer einfacher. :)


    Radikal und konsequent, Übung macht den Buddha, äh, Meister }:-)

  • Sherab Yönten:

    Es gibt im September eine Veranstaltung zum Thema "Freigebigkeit".
    Mein Schatz bat mich, darauf zu verzichten weil sie an dem Wochenende etwas mit mir zusammen machen möchte.
    So habe ich ihr also dieses gemeinsame Wochenende gegeben, auf die Veranstaltung verzichtet und
    so Freigebigkeit praktiziert.


    Es ergeben sich gewiss weitere Möglichkeiten, das Thema zu vertiefen ..... :)


    Dafür braucht es also ein Wochenendseminar. Ich mache das einfach so ganz nebenbei in wenigen Sekunden.
    Ich gebe einfach und betrachte mein Denken, falls es einen Auftritt hat und geb meinem Denken sofort eins auf sein Plappermaul.

  • Also ich lebe wie viele andere hier sicher auch in Berlin. Hier gibt es viele Menschen die in Not sind und viele die einen um Geld betteln. Diese beiden Gruppen sind aber nicht immer identisch. Ich kann akzeptieren das viele Alkoholkrank sind, die betteln. Aber es hilf diesen Menschen nicht, wenn man ihnen Geld gibt. Freigiebigkeit bedeutet in einer modernen und komplexen Welt auch die Weisheit zu haben ob es Sinn macht jemanden Geld zu geben. Wenn man jemanden in Indien Geld gibt, dann wird derjenige sicher sich etwas davon zu essen kaufen. In Deutschland bezweifel ich das. Eine Freundin von mir hat mal in einem Obdachlosencafe gearbeitet. Alle Mitarbeiter waren sich darüber einig, dass die die Obdachlos sind, keine Hilfe annehmen wollen. Der Grund dafür ist sicherlich meistens, dass sie Entweder eine Suchterkrankung haben oder auch andere psychische Erkrankungen. Es ist also gar nicht so einfach jemanden zu helfen, der wirklich in Not ist. Es ist ja eben Teil der Krankheit, keine Hilfe annehmen zu können.Ein Teufelskreis aus dem viele nicht mehr herauskommen. Man kann ja auch niemanden zwingen, außer er gefährdet sich oder andere. Was kann man also machen? Ich habe dazu leider auch keine Antwort gefunden, aber den meisten Menschen, die um Geld bitten, scheinen in einer Suchtkrankheit gefangen zu sein und so habe ich mir angewöhnt ihnen z.B. einen Apfel zu geben.

  • stiller_raum:


    ... aber den meisten Menschen, die um Geld bitten, scheinen in einer Suchtkrankheit gefangen zu sein und so habe ich mir angewöhnt ihnen z.B. einen Apfel zu geben.


    So so, sie scheinen ...
    Da freut sich jeder Alki tierisch ... :badgrin: Und wenn er fünf Äpfel hat, tauscht er sie in ein Bier um.
    _()_c.d.

    Tag für Tag ein guter Tag

  • Gedanken zu Moral und Erziehung sollte man da wirklich beiseite lassen was das betrifft.Kein Berliner Alki lässt sich erziehen-aber Du findest sie einmal in Jahr sogar von sich aus auf den Entzugsstationen,zumindest wenn sie krankenversichert und nicht illegal sind - zumal die Sucht und die psychische Erkrankung erst auf der Strasse, "auf Trebe", so richtig Fahrt aufnimmt.Ich möchte damit sagen,dass es nicht an uns ist zu entscheiden was wir mit dem Euro wollen.


    _()_

  • stiller_raum:


    Ich finde das Thema eigentlich nicht so lustig.


    Wie kommst Du darauf, daß ich es lustig finde? Ich sehe das Problem aber so, wie es ist und ich es aus eigener Erfahrung kenne.
    _()_c.d.

    Tag für Tag ein guter Tag

  • crazy-dragon:
    stiller_raum:


    Ich finde das Thema eigentlich nicht so lustig.


    Wie kommst Du darauf, daß ich es lustig finde? Ich sehe das Problem aber so, wie es ist und ich es aus eigener Erfahrung kenne.
    _()_c.d.


    Ich hab's auch so ähnlich verstanden, weil Du den Böse-lach-Smilie verwendet hast. ( :badgrin: )
    Der bedeutet also, man findet etwas nicht lustig, muss aber irgendwie lachen, oder wie? Ich hab diesen Smilie noch nie verstanden, seit ich hier vor dem Rechner hocke.
    Bitte erkläre es mir, freigebig an Erläuterung. :)

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Losang Lamo:


    Bitte erkläre es mir, freigebig an Erläuterung. :)


    Na, Du weisst schon: Zen-Rüpel ... :badgrin:
    Also langsam aufgedröselt: Der Smiley gibt genau mein Empfinden wider, als ich den post von stillem Raum las: Gutmensch schenkt Alki Apfel, damit der nicht säuft und man buddhistisch korrekt freigebig war. Als Kenner der Materie kann ich da nur böse lachen. Man kann dem Alki nur "helfen", wenn man ihm Stoff gibt sprich Alk. Oder richtig helfen, indem man ihn völlig loslässt, bis er selbst einsieht, etwas ändern zu wollen. Das muß er WOLLEN. Nur er. Also kann buddhistisch gesehen hier richtig sein, etwas zu unterlassen.
    _()_c.d.


    Ach so: Jeder sieht mit seinen Augen und somit gewichtet er sympathiemässig auch Smileys anders.

    Tag für Tag ein guter Tag

  • crazy-dragon:
    Losang Lamo:


    Bitte erkläre es mir, freigebig an Erläuterung. :)


    Na, Du weisst schon: Zen-Rüpel ... :badgrin:
    Also langsam aufgedröselt: Der Smiley gibt genau mein Empfinden wider, als ich den post von stillem Raum las: Gutmensch schenkt Alki Apfel, damit der nicht säuft und man buddhistisch korrekt freigebig war. Als Kenner der Materie kann ich da nur böse lachen. Man kann dem Alki nur "helfen", wenn man ihm Stoff gibt sprich Alk. Oder richtig helfen, indem man ihn völlig loslässt, bis er selbst einsieht, etwas ändern zu wollen. Das muß er WOLLEN. Nur er. Also kann buddhistisch gesehen hier richtig sein, etwas zu unterlassen.
    _()_c.d.


    Supi erklärt, danke. So gesehen stimme ich Dir sogar zu, was den Alkoholabhängigen betrifft.
    Aber das Wort "Gutmensch" gefällt mir an sich schon nicht, und in diesem Zusammenhang hier ist es ruppig und vor allem un-ge-recht! Man gibt sich halt Mühe! Nicht jeder überblickt alle Zusammenhänge . Und ob negativ oder positiv eingeschätzt - es muss beides nicht stimmen, was man sich gerade über einen Bettler denkt. Ich hab schon oft bei manchem gedacht: 'Ach, die betteln doch bandenmäßig!', und dann einfach nur testehalber ein Brötchen verschenkt, in der Erwartung es gleich um die Ohren geschmissen zu bekommen... Tja, Fehleinschätzung, die haben sich über ein Brötchen sehr dolle gefreut.


    "Gutmensch" ist das Unwort des Jahrzehnts, denn Gleichgültige sind viel schlimmer! ;)

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Losang Lamo:


    Aber das Wort "Gutmensch" gefällt mir an sich schon nicht, und in diesem Zusammenhang hier ist es ruppig und vor allem un-ge-recht


    Sags ja: Zen-Rüpel sagt, was er gerade auf der Zunge hat. Und: Reden ist Blech, Schweigen allemal besser.
    _()_c.d.

    Tag für Tag ein guter Tag

  • Die Ansicht, Süchtige müssten erst "ganz unten" ankommen, ist zynisch angesichts der Tatsache, dass das Suizidrisiko allein bei Alkoholabhängigen achtmal höher ist als beim Normbürger. Da wird "ganz unten" sehr schnell "ganz oben", z.B. sanft schwingend in den Baumwipfeln.


    Und wer wirklich alkoholabhängig ist, dem wird der Apfel nicht helfen, aus zwei Gründen, nein, drei.


    1. Wer wirklich alkoholabhängig ist kann und darf nicht von 100 auf null 'runterbremsen, die Entzugserscheinungen, werden sie nicht ärztlich kontrolliert und medikamentös abgefangen, können tödlich enden.


    2. Wer wirklich alkoholabhängig ist, ist das üblicherweise aus einer Kombination aus genetischer Veranlagung und psychosozialen Umweltbedingungen. Beides änderst Du nicht mit einem Apfel. Wenn Du ihm helfen willst, setzt Dich neben ihn, iss Deinen Apfel und höre ihm zu.


    3. Wer wirklich alkoholabhängig ist, erfährt in seinem Alltag eine ständige Bevormundung und Besserwisserei. Er wird nie und nirgends als Mensch wahr-, geschweige denn ernstgenommen. Nichtmal beim Arzt oder beim Psychotherapeuten. Alle wissen immer besser, wie er/sie das Leben gestalten sollte.
    Gib' ihm statt des Apfels einen Euro, und Du gibst ihm ein Stück Würde zurück. Selbst dann, wenn er ihn in diesem Moment erstmal in Bier umsetzt.


    LG
    Bailong

  • Hallo,
    Freigebigkeit.....Bei mir funktioniert es auf diese weise:


    Ein regnerischer Tag, ein Junge im feuchten T-Shirt verteilt kostenlosen Zeitung ... und ich mit einem Schirm, ein paar Meter von meiner Wohnung.
    Der Junge bekam mein Schirm. Völlig verblüfft bedankte er sich und ich was glücklich ihn geschützt vom Regen weiter gehend zu zuschauen.


    Ein Obdachloser in einer Menge Menschen, einsam....
    Ein Kaffee und ein paar belegte Brötchen beim Becker... und der Mensch mit einem Lächeln auf dem Gesicht und mein Lächeln für ihn und das Glücksempfinden ihn getroffen zu haben.


    Ein Akkordeon- Spieler mit 2 Kindern, traurige Gesichter, hungrige Augen, in einem fremden Land.
    Und ein dickes Geldschein, ganz unauffällig, in ein Hut rein geworfen und das Glück in mir die Menschen getroffen zu haben.


    Ein Garten, der einem alten Mann gehört. Der Körper kann nicht mehr... das Herz trauert.... vielleicht noch ein Monat, eine Woche, ein Tag... kann er den Garten behalten.
    Ich zupfe heimlich den Unkraut. Der alte Mann freut sich, dass sein Unkraut nicht so stark wächst wie bei mir. Und ich bin Glücklich ihm begegnen zu dürfen.


    Eine alte Frau. Die Tumoren haben überall ihren Platz gefunden. Sie kämpfte. Jetzt hat sie den Kampf aufgegeben.
    Ihre Hand in meiner. Und sie erwidert mein Lächeln. Und ich bin Glücklich sie getroffen zu haben.


    ................... und noch mehrere solche Begegnungen führen Glück in mein Herz.....


    Ein paar Menschen. Mehrere junge Läute. Sie lachen über meine Taten. Sie beobachten es und sie verstehen es nicht oder wollen es nicht verstehen.
    Sie sind alle jung, mehrere von den könnten meine Kinder sein.
    Sie sagen, dass ich ganz merkwürdiges Benehmen zeige, Menschen helfe die Betrüger sein könnten, Sachen Mache, die mir nichts ( materielles) bringen können. Auch gefühlsmäßig könnte ich darüber keinen Glück empfinden, weil die Bedürftigen nun Fremde sind.
    Sie leben ein Leben das ich früher auch gelebt habe. Das Außen-leben nenne ich es.
    Ich bin schon auf der anderer Seite, die immer und immer tiefer nach innen führt.

    Meine Erklärungen bleiben hinter einer dicken Panzerscheibe. Die dringen zu den Menschen nicht durch.
    Und ich bin irgendwie glücklich auch sie getroffen zu haben.....

  • Dana, wenn ich Deinen letzten Beitrag so lese denke ich, gibst Du mit dem Herzen.
    Ich nehme mal an, das hat auch etwas mit Deinem Nick zu tun :)
    Bei mir ist beim Geben noch viel zu viel Verstand dabei.
    Andererseits möchte ich mich auch nicht gerne betrügen lassen. Dies ist manchmal
    im Bahnhof der Fall wo Menschen behaupten, sie hätten kein Geld für ihre
    Fahrtkarten. Auch wird dort vor organisierter Kriminalität und von so genannten
    Bettelbanden gewarnt. Daher spende ich lieber an karitative Organisationen
    oder wenn Menschen unter den Folgen einer Naturkatastrophe leiden.
    Ich muss gestehen, dass ich noch nie Lebensmittel gegeben habe. :?

  • Hallo Sherab Yönten,
    Mit " Dana " werde ich von meinen Freunden, meiner Familie und Bekanten gerufen. Ich trage einen Namen, den man in meinem Geburtsland auf viel fähige Weise abwandeln kann. Eine der Abwandlungen ist halt Dana. :)
    ich schenke keinem obdachlosen Menschen Nahrung.
    Wenn ich in der Stadt bin, lade ich die Mitmenschen auf gemeinsames Kaffeetrinkern ( Tee ) und belegte Brötchen zum Becker. Oder setze mich gemeinsam zu dem Mitmenschen, um zusammen etwas zu verzehren und einen Kaffee zu trinken, und vielleicht ein wenig quatschen.
    Mir ist auch nicht unangenehm Blicke der Passanten dabei zu ernten.... :)


    Ganz ehrlich gesagt, wenn ich etwas schenke, grüble ich nie nach, ob das richtig oder falsch ist, ob jemand mich gerade betrügen will. Ich handle dabei ganz aus dem Bauch her.
    Und eigentlich schenke ich auch keinem etwas.
    So ganz wirklich, ich meine, dass alles, was ich habe, mir nicht so wirklich gehört. Ich habe das selber im Leben und für die Zeit auf der Erde, geliehen bekommen. Ich teile es mit anderen.

  • Mir ist es ein großes Vergnügen alle drei Monate mein Blut zu spenden ( ich habe ein seltene Blutgruppe) und hoffe daher viele Menschen zu helfen. Außerdem bin ich bei der DKMS registriert und werde mir auch demnächst einen Organspendeausweis zu legen.


    Geld spenden mache ich in der Regel zur Weihnachtszeit, da es für mich da einen besonderen Wert hat. Bettlern in der Stadt gebe ich nichts mehr mittlerweile, da viele darunter sind die einer Organisierten Bande angehörig sind.


    Ich gebe lieber den Bedürftigen mein Gehör, einen Rat oder einfach auch nur liebe und aufbauende Worte. Viel mehr Wert als alles andere.