Liebende Güte im Alltag

  • Monikadie4.:

    Sie steigen einfach nicht mehr auf.
    Und das nenne ich ihr Ende.


    Die aufsteigenden unangenehmen oder angenehmen Gefühle sind karmisch bedingt. Ihre Erscheinungsqualität ist außerdem von objektiven Umständen abhängig.
    Die karmischen Ursachen können, wenn sie durch Handlungen einmal gesetzt sind, vom verblendeten Geist nicht gelöscht werden. Durch die spirituelle, vollkommene Erkenntnis der Unwissenheit werden die karmischen Ursachen als Illusion erkannt und dadurch neutralisiert, sodass Begehren wegen fehlender Bedingtheiten nicht mehr entstehen kann.

  • Mal ganz abgesehen von buddhistischen Traditionen, jedoch auch in der buddhistischen Psychologie wird es beschrieben, dass es stets möglich ist sich von einem Gefühlszustand zu distanzieren innerlich auch bei Kindern, Partnern oder Familienangehörigen. Es ist der Vorgang des sich verrücken, verrückt sein und zwar von A nach B. Dieser Wechsel in der Haltung ermöglicht das Verlassen des schmerzlichen Moments hin zu einer anderen Perspektive denn von dort wird es leichter den alten negativen Standpunkt zu erkennen, zu analysieren und die Ursachen zu finden. Das hat nichts mit Flucht von den Gefühlen zu tun sondern mit einer anderen Sichtweise. Wer sich von A nach B verrücken kann bekommt eine neue Perspektive auf die selbe Sache und hat so die Chance eine distanzierte Betrachtung zu ermöglichen. Gerade Kindern gegenüber geht das hervorragend wenn man daran denkt, dass sie das Produkt von einem selbst sind und so ein Perspektiv wechsel in einer Konfliktsituation der eigenen inneren Gefühlsstrukturen gegenüber angezeigt ist. Jedoch auch ohne äußere Einflüsse wird der Vorgang deutlich denn auch die inneren Gefühle hervorgerufen durch was auch immer lassen sich durch das Verrücken von A nach B auflösen und bewältigen. Verrückt sein ist in diesem Fall kein Begriff aus der pathologischen Psychiatrie sondern ein paradoxer Umgang mit den Gefühlen im Alltag und dass Gefühle paradoxe Auswirkungen haben können ist hier wohl allen klar.


    Auch Angst ist ein Gefühl, dass wenn es krankhaft ausgeprägt ist und zur Therapie ein sich verrücken braucht um so erfassen zu können, dass die real gespürte Bedrohung ein Symbol für eine Lebensangst ist und meist die Ursachen in der Biographie hat, auf diese Art aufgelöst werden kann.

  • Genau, das mit dem Perspektivenwechsel kann ich voll unterschreiben.
    Auf diese Weise habe ich meine Phobien, die als Ergebnis einer posttraumatischen Belastungsstörung auftraten, beseitigt. Bezüglich der Spinnen, habe ich mir einfach mal die Relationen vor Augen geführt: Wer ist der Größere von uns beiden, wer hat mehr Grund vor dem anderen Angst zu haben? Und natürlich war dieser Realitätscheck heilsam. Ich erkannte, wie absurd diese Angst war, und dass ich den Spinnen als das große Monster erscheinen muss, und dass ich die Mächtige war. Damit war das erledigt. Das ging schlagartig. Das restliche Unbehagen, hat sich dann durch Konfrontation aufgelöst, ich habe bewusst Spinnen "gerettet". Heute dürfen sie in unserer Wohnung an der Decke hängen, auch die Größeren.


    Diese Vorgehensweise wende ich auch in anderen emotionsgeladenen Situationen an. Es hilft nicht immer sofort und dauerhaft, aber es bringt mich aus der Gefangenschaft heraus, ändert meine Sichtweise und das ist dann nachhaltig.


    Ich finde es auch wichtig, Gefühle nur wegen ihrer Heftigkeit abzulehnen, sondern sie als Indikatoren zu erkennen und damit anzunehmen. Das bedeutet eine ganze Portion wenige künstlich hinzugefügten Leides. Wenn mich z.B. etwas sehr wütend macht, dann kann ich mir das anschauen und mir überlegen, ob in dieser Wut nicht ein übersehener Misstand steckt. Dies Wut einfach nur abzulehnen und als abschaffenswert einzustufen, bedeutet mehr Leid, und ist sinnlos. Die Wut wird weniger virulent, wenn ich sie anschaue, und sie verschwindet dann eher. Auch weil ich durch die Betrachtung womöglich die Ursache erkannt habe und etwas verändert habe. Sei es eine Einstellung, eine Sichtweise, sei es ein Verhalten.
    Deshalb arbeiten die Vajrayanis mit den Emotionen. Sie betrachten sie als freundliche Helfer und nutzen sie.
    Das bedeutet auch, dass anhand jeder auftauchenden Emotion, der ganze Mechanismus erkannt werden kann, wir unsere Tiefen ausloten können und eine Gelegenheit zum Üben erhalten. Und üben kann man nicht genug.

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Was nicht mehr aufsteigt, sind die Emotionen. Was aber weiter aufsteigt, sind die Weisheitsenergien. Auch nicht mehr willkürlich, sondern genau dann, wenn sie gebraucht werden.


    Mitgefühl kann man v.a. dann haben, wenn man nicht mehr als "selbst" ein Gefühl hat. Dann wird nämlich der Raum frei, der es möglich macht, die in der Situation enthaltenen Gefühle und Informationen unverfälscht wahrzunehmen.


    Ich kann nur jemand wirklich helfen, Angst zu überwinden, wenn ich selbst nicht von der Angst gepackt werde. Aber wenn ich Angst nicht kenne kann ich sie auch beim anderen nicht erkennen.


    Ich glaube es gibt tatsächlich einen Zustand, indem keinerlei Gefühlsenergien mehr aufsteigen. Wenn der Geist komplett zur Ruhe gekommen ist und man in der Abgeschiedenheit praktiziert, gibt es z.B. keinen Grund dafür, dass sie aufsteigen.


    Der Nutzen der Weisheitsenergien und das er-kennen der Gefühle sind besonders aus dem Blickwinkel eines Bodhisattva wichtig und die Belehrungen stammen ja auch aus dem Kontext des Mahayana.


    kilaya

  • Zitat

    Ich glaube es gibt tatsächlich einen Zustand, indem keinerlei Gefühlsenergien mehr aufsteigen. Wenn der Geist komplett zur Ruhe gekommen ist und man in der Abgeschiedenheit praktiziert, gibt es z.B. keinen Grund dafür, dass sie aufsteigen.


    Das ist aber, bevor man wieder zurück auf den Marktplatz geht.


    Ich gehe mal so weit und behaupte, diese Abgeschiedenheit kann überall stattfinden. Jedesmal, wenn eine bestimmte Tiefe der Meditation erreicht wird. Die Abgeschiedenheit, z.B. Höhle oder Klosterzelle, ist nur ein bestimmter Raum, ein konkreter Ort der Übung. Man kann jedoch überall diese Abgeschiedenheit erfahren, also die Klosterzelle ist in einem selbst. Ein Geübter kann das sicher.
    Diese Parallel ziehe ich analog zu der Antwort meines Lehrer Könchog Gyaltsen Rinpoche, der auf die Frage, wie er denn die Regel, keinen körperlichen Kontakt zu Frauen zu haben, in einem Flugzeug befolgen könne, wenn eine Frau neben ihm säße. Er sagte sinngemäß, dass er im Geiste keinen Kontakt habe.

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Im Urlaub kann ich sehr gut Ab-geschieden Ab - schalten !
    Somit kann man also Mit Gefühl in
    Weisheitsenergie um formen ?


    Finde ich interessant
    Hast du mal ein Beispiel wann man
    ,und warum einmal Weisheitsenerie
    und einmal Mit Gefühl angewendet
    werden kann ?



    LG :heart:

  • citröen:

    Wenn wir die Emotionen nicht aufkommen lassen, würde das nicht auch ein ENDE von Mitgefühl bedeuten. Im Wort steckt ja schon Mit + Gefühl = Emotion.
    Ich habe die Lehre so verstanden , das egal welche Emotion oder Empfindung aufsteigt, wir
    sie nicht annehmen oder ablehnen wollen, sondern mitfühlen, An-teilnehmen.
    Das wir Emotionen nicht bewerten ist klar, aber gar keine haben ?


    Hallo Citroen, hallo Doris,
    ich glaube, wir schreiben hier ständig aneinander vorbei. Es geht nicht darum, die Gefühle bzw. Emotionen nicht hochkommen zu lassen. Genau das muss ja zunächst möglich werden, bevor ich mich darin übe, sie nicht mehr auszuleben. Ohne diese Emotionen habe ich ja gar keinen Grund, mich darin zu üben.


    Zunächst einmal nehme ich sie also an, wie Du auch schreibst. Ich muss sie also erstmal richtig wahrnehmen. Aber schon dazu gehört, dass ich einen Schritt zurücktrete und sie anschaue. Und während ich dies möglicherweise jahrelang praktiziere werden mir die Zusammenhänge klar, wenn ich denn auch genau genug hinschaue. Dazu muss ich sie also wirklich tief erfahren. Durch diese Erfahrung entsteht bzw. entstand für mich eigentlich erst das Mit-Gefühl, um das es geht. Denn erstens konnte ich erkennen, wie schwierig es ist, das auszuhalten, und zweitens konnte ich sehen, wie schwierig es ist, wirklich so viel Abstand davon zu gewinnen, dass mir sogar die Einsicht in die tieferen Schichten möglich wurde. Das alles führt dazu, mit anderen Menschen, vor allem jenen, die sich dessen überhaupt noch nicht bewusst sind und entsprechend leiden, mitzufühlen, sie nicht mehr zu bewerten und zu verurteilen.


    Gerade dieser lange Prozess hat mir vor Augen geführt, wie aussichtslos es ist, "alle Lebewesen retten zu wollen".
    Es ist ein individueller Weg. Und vielleicht kann man jemanden aus seinem Gefängnis heraushelfen. Aber gerade deshalb sind das Mit-Gefühl und Wohlwollen so wichtig.
    Ich behaupte: nur wer seine eigenen Ängste, Aggressionen, seinen Hass, seinen Zorn und seine Begierden kennt, kann andere Menschen überhaupt verstehen. Kann er/sie loslassen, entstehen Gelassenheit und Frieden. Aus dieser Haltung heraus wird mitfühlendes Handeln erst richtig möglich, weil kein Druck - egal aus welcher Richtung - mehr entsteht.
    _()_ Monika

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • sati Zen:

    Zitat

    Auch Angst ist ein Gefühl, dass wenn es krankhaft ausgeprägt ist und zur Therapie ein sich verrücken braucht um so erfassen zu können, dass die real gespürte Bedrohung ein Symbol für eine Lebensangst ist und meist die Ursachen in der Biographie hat, auf diese Art aufgelöst werden kann.


    da hab ich ne andere erfahrung. überhaupt ist das mit dem "distanzieren" so eine sache. gewahrsein ist kein distanzieren und soll auch keines sein. außerdem helfen bei überbordenden ängsten (und sonstigen gefühlen) keine intellektuellen "spielchen". vielmehr muss man sich völlig einlassen ( können) und vorallem auch "mal" dürfen. ein guter therapeut z.b. wird ein setting anbieten, in dem gefühle ganz zugelassen und angenommen werden können. seine "unverrückbare" präsenz hilft selbst präsent zu bleiben und weder zu unterdrücken noch infiltriert zu werden. gefühle sind ausdruck von lebensenergie,und wenn der geist geklärt ist, dann ist die weisheit(s energie), die zum durchbruch verhilft.
    erst durch wegweisen, werden wiederum andere extrem stark. also besser durch die angst ganz "durchgehen" ( das licht umwenden) , als zum beispiel auf die kompensation aversion anspringen. distanzieren ist aversiv. und da ist dann auch kein "trockenlegen"möglich (oder nenn es ernüchterung) eine erbüchterung muss von allein eintreten. mitgefühl ist auch keine emotion. es ist "grundlegend" da; sich von mitgefühl zu distanzieren entspringt einer ganz unwissenden geisteshaltung, denn mitgefühl ist weise und weisheit ist mitfühlend. es kommt dort auf wo "die natur der dinge" erahnt wird.

  • kilaya:

    Nein, das ist keine andere Geschichte sondern das beste Beispiel, gerade weil es einem nicht auf Anhieb einleuchtet. Du kannst die gleiche Aussage auf jede andere Emotion übertragen. Schon auf Tantra-Ebene wird jede Emotion in ihrer Essenz als Weisheitsenergie gesehen. Da findet die Klärung schrittweise statt, als Transformation. Im Mahamudra findet die Klärung in dem Augenblick statt, indem die Emotion entsteht. Es spielt aus Dzogchen-Sicht überhaupt keine Rolle, um welche Energie es geht. Hat man es verwirklicht, entsteht eine Energie entweder gar nicht, wenn sie gerade unheilsam wirken würde, oder sie entsteht so, dass man sie sich anschauen kann und sie wieder verpufft, wenn eine Information damit transportiert wird, oder sie drückt sich so aus, dass sie in dem Moment unschädlich oder sogar heilsam ist.


    Darf ich diese Aussage als meine Antwort* Unterschied zwischen Mitgefühl und Weisheitsenergie* verwenden?
    Wahrscheinlich wusste ich es schon immer aber es war mir noch nicht bewusst 8)
    Oder liege ich da falsch ?


    LG :heart:

  • hedin02:
    Monikadie4.:

    Sie steigen einfach nicht mehr auf.
    Und das nenne ich ihr Ende.


    Die aufsteigenden unangenehmen oder angenehmen Gefühle sind karmisch bedingt. Ihre Erscheinungsqualität ist außerdem von objektiven Umständen abhängig.
    Die karmischen Ursachen können, wenn sie durch Handlungen einmal gesetzt sind, vom verblendeten Geist nicht gelöscht werden. Durch die spirituelle, vollkommene Erkenntnis der Unwissenheit werden die karmischen Ursachen als Illusion erkannt und dadurch neutralisiert, sodass Begehren wegen fehlender Bedingtheiten nicht mehr entstehen kann.


    Wenn man wunsch- und bedürfnislos wird, ist es keine Tugend, sondern eine Methode. Auch Abgeschiedenheit und Zurückgezogenheit gehören zur Methode. Und da ist auch noch das - "betrachte das Geschehen zwischen den Meditationen als einen Traum" - sich mit nichts identifizieren.

  • Yofi:
    hedin02:

    Die aufsteigenden unangenehmen oder angenehmen Gefühle sind karmisch bedingt. Ihre Erscheinungsqualität ist außerdem von objektiven Umständen abhängig.
    Die karmischen Ursachen können, wenn sie durch Handlungen einmal gesetzt sind, vom verblendeten Geist nicht gelöscht werden. Durch die spirituelle, vollkommene Erkenntnis der Unwissenheit werden die karmischen Ursachen als Illusion erkannt und dadurch neutralisiert, sodass Begehren wegen fehlender Bedingtheiten nicht mehr entstehen kann.


    Wenn man wunsch- und bedürfnislos wird, ist es keine Tugend, sondern eine Methode. Auch Abgeschiedenheit und Zurückgezogenheit gehören zur Methode. Und da ist auch noch das - "betrachte das Geschehen zwischen den Meditationen als einen Traum" - sich mit nichts identifizieren.


    Ich identifiziere mich mit allem was meine Sinne wahrnehmen, ohne Ausnahme. Das ist das einzige das keine Gedankengebäude sind sondern die Bausteine für Gedankengebäude. Dann erscheint Wunschlosigkeit, Abgeschiedenheit ohne Zurückgezogenheit. Bedürfnislos werde ich erst sein wenn dieses zerfallen ist.
    Weder Meditation noch die Zeit zwischen Meditationen sind Träume, die Träume sind nur im Zustand des Schlafes oder wenn ich glauben will was meine Sinne nicht wahrnehmen, meine Vorstellungen und Gedankengebäude sind Träume darunter war auch der EIN ich zu sein.
    Sich mit nichts identifizieren ist absolut unmöglich, nach nichts greifen und etwas festhalten wollen sehr wohl.

  • Hallo Helmut,
    sich identifizieren ist aber "nach was greifen". Wenn ich mich identifiziere, dann bin ich verwickelt.
    Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass Du nach all dem, was Du sonst schreibst, diesen Unterschied nicht sehen bzw. fühlen kannst. :?
    _()_ Monika

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Etwas als „Ich, Mein, Selbst“ zu identifizieren bedeutet ja noch nicht, nach diesem „Etwas“ zu greifen. Zwischen Identifikation und Greifen liegt Begehren und das Begehren kann man dadurch reduzieren, indem man Stück für Stück das Wesen der Unwissenheit als Illusion identifiziert.

  • Das sind ja alles kluge Sätze wie von einem Volkshochschuldozenten der sie auswendig gelernt hat.
    Das klingt alles so theoretisch, so kopflastig, wo bleibt die Praxis dazu, der Bereich der das Leben ausmacht? Denken ist schön und gut aber ohne Verhalten wird keine Bewältigung daraus.
    Deshalb heißt es doch stets, dass Zazen ein Tun ist und keine geistige Illusion.
    Es ist immer noch besser bei der Meditationen Illusionen zu haben als zu denken wenn ich meditieren würde könnte es mir helfen ein besseres Leben zu führen aber es dann nicht zu tun. Wenn ich etwas loslassen will geht es nur indem ich es mir vorher bewusst gemacht habe, es greifbar geworden ist, ich es in den Händen halte und umklammert habe. Einen Gedanken den ich mir nie zu eigen gemacht habe zu lassen ist kein Verhalten, er war mir nie bewusst. Also sollte ich mich zunächst identifizieren und danach greifen, diesen Zustand verinnerlichen bevor ich loslasse. Sonst kann es passieren, dass ich mich entweder selbst belüge oder das Ganze zu einer Begierde führt die zum Selbstläufer wird und ich nicht mehr steuern kann. In die Abgeschiedenheit gehen heißt ja nicht auf das Leben verzichten, im Gegenteil, die äußere Leere ermöglicht das Ausleben der inneren Fantasie und das kann bei entsprechender Übung um ein vielfaches reichhaltiger sein als die materiellen Dinge in der allgemeinen Welt. Es geht also bei liebender Güte weniger darum wer die tollsten Theorien formuliert sondern es machen im Alltag, außerhalb des virtuellen Bereichs.

  • Monikadie4.:

    Hallo Helmut,
    sich identifizieren ist aber "nach was greifen". Wenn ich mich identifiziere, dann bin ich verwickelt.
    Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass Du nach all dem, was Du sonst schreibst, diesen Unterschied nicht sehen bzw. fühlen kannst. :?
    _()_ Monika

    Das identifizieren mit den Wahrnehmungen der Sinne, wahrnehmen der Sinnesobjekte, muss sein sonst gibt es keine Erkenntnis das ich lebe.
    Das ergreifen und Verknüpfen der Wahrnehmungen der Sinne zu Bedeutungen und Urteilen erschafft DAS Ich/Ego das dann handelt wie eben eine Person handelt. Erkenne ich das diese Person wohl nötig ist kann ich sie als Puppe von den Sinnesobjekten trennen, nur auf diese Weise kann ich die Person handeln lassen oder ich kann handeln wie es die Sinnesobjekte verlangen.
    Die Person handelt nach ihren Bedeutungen und Urteilen die von mir als Illusionen erkannt werden doch bei Begegnungen mit Menschen die sicher sind das sie Personen,Persönlichkeiten sind ist die Konstruktion eines Ego wichtig gerade weil eine Person kaum mit einem Menschen/OhnPerson zusammen arbeiten kann.
    Ich spiele also über meiner vom Gegenüber geglaubten Person, mit seinen Illusionen, denn die Person die Ich zu sein habe erzeugt mein jeweiliges Gegenüber oder die Gruppe in der ich mich befinde.


    Es geht hier also wiedermal um mein uraltes Thema das ich eine Person entstehen lasse die ich nicht von ihren Fäden lasse solange sie Notwendig ist, wenn es bedrohlich für die Person wird ist sie verschwunden und es ist nur noch ich da. Der, nach den Gegebenheiten/Erscheinungen die von den Sinnen als Sinnesobjekte erkannt sind, ohne Gedankenverbindungen, nicht verketten von Gedanken und Gefühlen, handelt ohne wollendes handeln. Das ist nicht schwer, schwer ist für mich das darstellen einer konsistenten Person weil ich das Vorstellungsgebäude aus Vorurteilen, Urteilen und Theoretischen Bedenken nicht so lange aufrecht erhalten kann wie es manchmal gebraucht wird. Die meist Kraft geht in die Erhaltung der Persönlichkeit. Fast Kraftlos ist das Tun ohne zu tun.(Hast Du dich nicht schon mal gefragt warum ein Spaziergang (Meditation) ohne andere Menschen so erholsam ist? Da bist Du Ohnperson, wenn Du nicht gerade dann rumgrübelst. Bei Meditationen mit anderen Menschen bist Du eine Person die meditiert. Schau nach. Der Flow bei Joggern, Ohnperson)


    Das tun ohne Tun macht mich für andere unberechenbar, weil ich auch nicht mehr berechne. Ich bemerke es manchmal wenn mich ein Gegenüber erstarrend fragt: "Was, wer, war das denn?" Dann ist die klärende Person durch mich aber schon wieder als Reset zurück und nichts ist geschen alles normal.
    Ich kann ohne Person sein doch nicht ohne ich, wobei immer Buddha gilt: Nichts bleibt unverändert, nichts hat Bestand, es gibt nicht DAS Ich, dieses Bestehende unwandelbare unveränderliche Ich ist die Illusion, Ego.

  • Wie heißt es doch so schön:
    Zuerst denken, dann handeln…..andersrum…..?
    Besser als loslassen wollen, wäre erst gar nicht greifen wollen!

  • Der DL beschreibt Liebevolle Güte und Mitgefühl als zwei Seiten einer Münze. Das Training von liebevollem Mitgefühl hat nach meiner Ansicht sehr bald eine Auswirkung auf die allgemeine Stimmung und tiefer noch auf innere Repräsentanzen. Doch ging es in manchen früheren Beiträgen, wenn ich richtig interpretiere, um den Umgang mit heftigen Gefühlen.


    Sicher ist Ausgeglichenheit wünschenswert. Fast alle Menschen kennen Situationen, wo heftige Gefühle nicht kontrolliert werden können, man unter diesen Zuständen leidet und vielleicht sogar was Dummes tut. Pauschale Lösungsansätze sind hier schwierig. Das häufigste Problem, weshalb Menschen Therapeuten kontaktieren, ist Angst. Doch auch Angst zeigt eine Vielfalt von Formen. Eine große, aber doch simple Angst vor Spinnen kann vielleicht durch Konfrontation gelöscht werden. Dagegen kann etwa bei der sozialen Angst, vor vielen Menschen einen Vortrag zu halten, ein Hintergrund aus Überzeugungen bestehen, die diese Angst speisen. Leidet ein Mensch unter Panikattacken, sind diese Symptome wieder anders zu interpretieren.


    Dabei sind Furcht, Angst und Sorge natürlich längst nicht alle heftigen Gefühle. Gibt es einen pauschalen Lösungsweg?



    Ich finde den Gedanken „vergifteter Weisheitsenergien“ interessant und sehe eine Übereinstimmung mit der modernen Psychotherapie. Moderne psychoanalytische Therapie hat das Jetzt, also die Beziehung zwischen Therapeutin und Klientin im Zentrum, wobei es um das Geschehen der „Übertragung“ geht.


    Folgende Übereinstimmung scheint mir gegeben: Die Therapeutin ist zu einer empathischen Haltung verpflichtet, die also dem Wohl der Klientin dienen soll. Sie hat eine jahrelange Ausbildung hinter sich, die insbesondere beinhaltet, dass sie sich selbst in eine Art Therapie begibt. Wesentlich scheint mir nun, dass sie hier lernen soll, ihre eigenen Empfindungen und die eigene Übertragung in der Situation der Therapie nicht als etwas Störendes zu erleben, sondern mithilfe ihres Wissens, ihrer Intuition und ihrer praktischen Erfahrung als etwas zu nehmen, das ihr Auskunft über die Beschaffenheit der Beziehung und damit auch über das seelische Erleben der Klientin gibt. Sofern sie eine gute Therapeutin ist, vermag sie also ihren eigenen Gefühlen den Giftzahn zu ziehen und sie in Weisheitsenergien umzuwandeln, wobei die empathische Haltung, für das Wohl der Klientin da zu sein, grundlegend ist.

  • citröen:

    :)
    Danke euch .
    jetzt hab ich auch verstanden warum Mitgefühl nicht als Emotion bezeichnet wird.


    LG

    Mitgefühl ist eben ein Gefühl und keine Emotion die durch Gedankenverbindungen erscheint.
    Mitleid ist immer mit Vorstellungen verbunden von Glaube an das Leiden anderer. Mitgefühl ist nur Mitgefühl ohne weitere Vorstellungen. Mitleid kann zu handeln führen das unangemessen ist weil der Glaube an das Leiden eines anderen von diesem garnicht als Leiden empfunden wird. Habe ich einige Erfahrungen machen können mit einigen die glaubten das ich leide, gefährliche Leute, Gutmenschen.

  • Ellviral:

    Das tun ohne Tun macht mich für andere unberechenbar, weil ich auch nicht mehr berechne. Ich bemerke es manchmal wenn mich ein Gegenüber erstarrend fragt: "Was, wer, war das denn?".


    Dann spielst du nicht mehr die Rolle einer Person, sondern bist authentisch, du selbst. Die Leute, die nur die Rolle mit Maske kennen und nicht die Fähigkeit haben dahinter zu schauen, sind dann vielleicht etwas überrascht. ;)

    Im erwachten Herzen leuchtet jede Farbe. (Jack Kornfield)

  • Carneol:
    Ellviral:

    Das tun ohne Tun macht mich für andere unberechenbar, weil ich auch nicht mehr berechne. Ich bemerke es manchmal wenn mich ein Gegenüber erstarrend fragt: "Was, wer, war das denn?".


    Dann spielst du nicht mehr die Rolle einer Person, sondern bist authentisch, du selbst. Die Leute, die nur die Rolle mit Maske kennen und nicht die Fähigkeit haben dahinter zu schauen, sind dann vielleicht etwas überrascht. ;)

    Das Durchschauen geschieht nur selten, die meisten sind mit ihren Vorstellungen über mich zufrieden. Wenn es durchschaut wird stehen sich zwei Menschen gegenüber die die Fähigkeit haben ihre Persona, Masken zu erkennen und diese gegenseitig zu analysieren.

  • Jeder hat verschiedene Rollen in seinem Leben, an die von außen Erwartungen geknüpft sind. Mittlerweile sehe ich es als liebende Güte mir selbst gegenüber, den Spielraum dieser Rollen so zu interpretieren, dass dieser mir größtmögliche Authentizität ermöglicht. Und liebende Güte anderen gegenüber, das gleiche auch meinem Gegenüber zuzugestehen. Also den Mensch zu sehen, der gerade eine bestimmte Rolle innehat (Vater, Mutter, Freund(in), Kollege(in)) und nicht nur die Rolle selbst. Allerdings ist auch die Rolle manchmal wichtig: manchmal darf Papa beim Spielen das "Kind im Mann" rauslassen, manchmal ist es aber auch nötig dem Sohn als Vater mal die Meinung zu sagen.

    Im erwachten Herzen leuchtet jede Farbe. (Jack Kornfield)

  • Monikadie4.:

    ... sich identifizieren ist aber "nach was greifen". Wenn ich mich identifiziere, dann bin ich verwickelt.


    Es wird auf unterschiedlichen Stufen anders empfunden, aufgrund von Unwissenheit merkt man nicht, dass man leidet, dafür aber auf der nächsten Stufe:


    Zitat

    "Innerlich" identifiziert, z.B. "Ich-im-Körper/als Körper", im unmittelbaren Erleben, aber nicht mehr konzeptuell, als Gedankenkonstrukt. Die Sichtweise “äußerlich” wird durch länger anhaltende und stärkere Achtsamkeit gewonnen. “Körper” wird von “Ich” zu “mein”, das erlebte “Ich” wechselt von “im Körper” zu “unbeteiligter Beobachter”. “Innerlich und äußerlich” ist die Sichtweise, die die verschiedenen Ichwerdungsmechanismen (“ich, hier”, “mein, dort”) vergleichen kann und sich somit schon ein Stück weit von ihnen löst. Identifikation wird auf der nächsten Stufe bereits als leidhaft erlebt, wenn die Ursprungsfaktoren gesehen werden – samudayadhammā, das ist der Ursprung von Dukkha (2. Edle Wahrheit), wenn ein Anhaftungsobjekt in unseren Vereinnahmungsbereich tritt. Auf dieser Stufe gibt es für die Dinge aber noch kein Aufhören von Dukkha (= nirodhadhammā), sondern nur ein Auflösen (vayadhammā), Verwehen. Sowohl Ursprung als auch Aufhören von Dukkha (samudayadhammā/ nirodhadhammā) in den Dingen zu sehen, ist dem Edlen Schüler ab Stromeintritt aufwärts vorbehalten (vgl. M56). Samudaya/ nirodha einfach als Entstehen/ Vergehen der Dinge aufzufassen, verpasst den springenden Punkt.


    http://www.palikanon.com/majjhima/zumwinkel/m010z.html


    Wenn alle das merken würden, würde das ein Ende von vielen schlechten Gewohnheiten der Menschen bedeuten. Die Welt wäre eine andere.

  • kilaya:

    Kurz: Zorn ohne Ego = Kraft und Klarheit


    So einen Zorn kann man dann wohl schlecht Zorn nennen, eher einen zahnlosen Tiger (zum Kuscheln).


    :) Oder war wäre der Grundgedanke dieses Zorns, wer fühlte sich gestört durch was... wie ginge das ohne Ego?