Angst vor Wiedergeburt als Tier

  • Yofi:

    DL konsumiert deshalb Fleisch, weil er als Mönch keine Nahrung, die andere zu sich nehmen, ablehnen kann.


    Da hat er selbst was anderes gesagt... Dass er lange vegetarisch gelebt hat und sein Arzt ihm empfohlen hat, wieder etwas Fleisch zu essen, aus gesundheitlichen Gründen. Das gilt natürlich nicht allgemein, die meisten müssen kein Fleisch essen.


    Zitat

    Als Lieferant pflanzlicher Proteine eignen sich am besten Quinoa, Dinkel und z. B. Linsen. Alle drei sind absolut magenfreundlich und verträglich.


    Ich tue mich generell schwer mit ballaststoffreichem Getreide; Hülsenfrüchte sind wie gesagt gar nicht drin, Linsen noch weniger als andere. Mein Verdauungssystem ist aber auch wirklich sehr geschädigt, das kann man auch nicht verallgemeinern.


    Zitat

    Selbst manche Profisportler leben vegan - es gibt keinen Grund dazu, die Ausbeutung und Qualen egal welcher Geschöpfe zu rechtfertigen, dafür aber einige dringende dafür, diese zu stoppen.


    Stimme Dir grundsätzlich zu, man kann und muss es bis zu einem gewissen Grad aber nicht mit dem Buddhismus rechtfertigen. Es reicht an den gesunden Menschenverstand zu appellieren, sofern vorhanden.


    Zitat

    Und schließlich hat selbst Buddha der Überlieferung nach seinen Körper den hungrigen Tieren geopfert, nicht umgekehrt.


    In einer der Mythen über eines seiner Vorleben als Bodhisattva, die man vielleicht nicht für Fakt nehmen sollte, sondern als Anregungen, Inspirationen. Die Situation in der ein Bodhisattva besser seinen guten und gesunden Körper ein paar Löwenbabies opfert, statt mit seiner Verwirklichung etwas bei vielen Menschen zu bewegen, sind wohl rar gesät. Aber sich in die Situation hinein zu versetzen und das Mitgefühl nachzufühlen, das inspiriert grossartig dazu über den Wert allen Lebens nachzudenken. Generell gilt aber: der Körper ist ein Tempel von Millionen Buddhas (jede Zelle ist einer) und den wirft man nicht ohne wirklich guten Grund weg. Auch wenn ein paar hungrige Löwenbabies wirklich sehr niedlich sein mögen ;)


    kilaya

  • DL hat neulich in Strasbourg beide Gründe genannt, wobei ich einen Zusammenhang zwischen Hepatitis und vegetarischer Kost nicht erkennen kann, und wozu Ärzte raten, die mehrheitlich mit Pharmaproduzenten kooperieren, ist für mich schon lange nicht mehr relevant.


    Ich denke das, was du meinst, ist ein wenig elitäres Denken, sich über andere Mitgeschöpfe zu stellen, wofür ich keine Begründung weder im Bereich der Ethik noch in der buddhistischen Philosophie finden kann. Ich sehe Menschen weniger als jemanden, der eine Mission auf Kosten anderer zu erfüllen hat. Im Christentum stellt eine demütige Haltung den richtigen Weg dar, und um so mehr im Buddhismus. Was allerdings alles als Buddhismus verstanden wird, darüber kann man sicher auch reichlich Spekulationen anstellen. Ich wünsche dir noch gute Besserung.

  • Yofi:

    DL konsumiert deshalb Fleisch, weil er als Mönch keine Nahrung, die andere zu sich nehmen, ablehnen kann.


    Die Österreicher haben nicht viel Grund zum Stolz sein, deshalb waren sie immer ein wenig stolz auf die Freundschaft des später umstrittenen Heinrich Harrer mit dem Dalai Lama. So nach dem Motto "Wir sind Dalai Lama" wurde in den österreichischen Zeitungen immer sehr ausführlich über die Besuche und Zusammentreffen zwischen dem Dalai Lama und Heinrich Harrer berichtet und jede Äußerung des Herrn Harrer, wie denn der Dalai Lama privat so sei, wurde gierig befragt. So weiß der interessierte Österreicher schon seit einigen Jahrzehnten, dass auf ausdrücklichen Wunsch des Dalai Lama Tafelspitz serviert werden sollte - was ich sehr gut verstehen kann. :P


    So wurde meine Pauschalvorstellung, dass Buddhisten generell kein Fleisch essen und der Dalai Lama schon mal gar nicht, schon früh berichtigt.

  • Hi,
    nur die Hindus sind der Ansicht, dass man aufgrund böser Taten als Tier wiedergeboren wird.
    Ist man Mensch, wird man im Buddhismus auch wiedergeboren. Die Karmafrage ist hier
    lediglich auf eine Verlängerung der zukünftigen Leben zu sehen.


    sakko

  • sakko:

    Hi,
    nur die Hindus sind der Ansicht, dass man aufgrund böser Taten als Tier wiedergeboren wird.


    Nein, Buddhisten auch:



    Zitat

    Für einen Menschen mit falscher Ansicht, ihr Mönche, steht einer der beiden Ausgänge zu erwarten: Hölle oder Tierreich. (A.2.22)

    usw.

  • Wenn man erkannt hat, dass den anderen Lebewesen das Atmen und die Existenz im Daseinskreislauf zu verbieten und sie nach dem Recht des Stärkeren rauszuschmeißen sowie sie in irgendwelcher Art auszubeuten nicht einem guten Miteinander und somit dem eigenen inneren Frieden nützt, muss man sich in keiner Weise mehr mit anderen vergleichen und beispielsweise Nachforschungen darüber anstellen, wie denn ihre Einstellung zur Ernährung sein könnte. Das Recht des vermeintlich Stärkeren gilt bezüglich des Tötens auch im Tierreich nicht uneingeschränkt - die Evolution geht eindeutig einen anderen Weg. Angst haben Menschen vor dem Tod und dem Verlust der vermeintlichen Kontrolle über ihr Leben, wobei sich gerade diese notwendigerweise aufgrund von anatta als eine Illusion erweisen muss. Die Frage ist deshalb nicht die, wie oder ob man irgendetwas sein wird, sondern die, warum man danach fragt und wie man es schaffen würde Ideen dieser Art erfolgreich zu verwerfen. Es scheint, dass alle Philosophien und religiöse Ideologien, die Vorstellungen von Jenseits, die über ihren symbolischen Charakter hinaus gehen, dem Verdrängen von Ängsten dienen. Das ist erwiesenermaßen kein sinnvoller Umgang mit egal welcher Art von Angst, die Auflösung liegt in der direkten Konfrontation. Am besten mehrmals täglich, was ja auch eine gängige Praxis im TB ist - gerade auch von Dalai Lama beschrieben und praktiziert.

  • Yofi:


    Wenn man erkannt hat, dass den anderen Lebewesen das Atmen und die Existenz im Daseinskreislauf zu verbieten und sie nach dem Recht des Stärkeren rauszuschmeißen sowie sie in irgendwelcher Art auszubeuten nicht einem guten Miteinander und somit dem eigenen inneren Frieden nützt, muss man sich in keiner Weise mehr mit anderen vergleichen und beispielsweise Nachforschungen darüber anstellen, wie denn ihre Einstellung zur Ernährung sein könnte.
    ,Es heißt ja auch nicht "survival of the strongest" sondern "survival of the fittest"!


    Das Recht des vermeintlich Stärkeren gilt bezüglich des Tötens auch im Tierreich nicht uneingeschränkt - die Evolution geht eindeutig einen anderen Weg.
    Das wäre doch mal was :hug: .
    Wohin geht denn die Evolution? ;)


    Angst haben Menschen vor dem Tod und dem Verlust der vermeintlichen Kontrolle über ihr Leben, wobei sich gerade diese notwendigerweise aufgrund von anatta als eine Illusion erweisen muss.
    Auf der Stufe dieses "anatta" hat der Mensch bis vor 10.000 Jahren existiert. Dann haben wir die "Macht" erfunden :silent: .
    Meinst du, dass "anatta" wieder über uns kommt?


    Die Frage ist deshalb nicht die, wie oder ob man irgendetwas sein wird, sondern die, warum man danach fragt und wie man es schaffen würde Ideen dieser Art erfolgreich zu verwerfen. Es scheint, dass alle Philosophien und religiöse Ideologien, die Vorstellungen von Jenseits, die über ihren symbolischen Charakter hinaus gehen, dem Verdrängen von Ängsten dienen.
    Philosophien inklusive (als Subsystem) Religionen, sind institutionalisierte Angst (Gerhard Bott: Die Erfindung der Götter)


    Das ist erwiesenermaßen kein sinnvoller Umgang mit egal welcher Art von Angst, die Auflösung liegt in der direkten Konfrontation. Am besten mehrmals täglich, was ja auch eine gängige Praxis im TB ist - gerade auch von Dalai Lama beschrieben und praktiziert.
    Es gibt sicherlich Menschen, bei denen es so funktioniert.
    Nur: Menschen sind verschieden (auch wenn sie alle gleich sind 8)).


    Grüße

  • Man sollte auch wirklich nicht vergessen, dass töten und sterben einfach ein Teil dieses Daseins ist. Natürlich ist es als Buddhist wichtig Leid zu vermeiden, aber dass es kein 100% vegan gibt, sollte man auch nicht verdrängen.
    Und jedem Veganer (der es nicht überrissen hat) würde echt mal empfehlen, nachdem er im Sommer drei Stationen mit dem Bus gefahren ist, sich beim Aussteigen die Windschutzscheibe des Busses anzusehen und die toten Insekten zu zählen.
    Und wenn man dann sagt:"Das sind ja nur Insekten, wie kannst du das vergleichen?", dann sag ich echt:"Guten Tag, Speziesismus!".

  • Irmin82:

    Man sollte auch wirklich nicht vergessen, dass töten und sterben einfach ein Teil dieses Daseins ist.


    Falls man das je gewusst hat, weil den äußeren Anzeichen nach haben Tiere nicht weniger Angst vom Sterben als Menschen. Daran ändert auch die für sie höhere Wahrscheinlichkeit getötet zu werden rein gar nichts.

  • Irmin82:

    Man sollte auch wirklich nicht vergessen, dass töten und sterben einfach ein Teil dieses Daseins ist. Natürlich ist es als Buddhist wichtig Leid zu vermeiden, aber dass es kein 100% vegan gibt, sollte man auch nicht verdrängen.
    Und jedem Veganer (der es nicht überrissen hat) würde echt mal empfehlen, nachdem er im Sommer drei Stationen mit dem Bus gefahren ist, sich beim Aussteigen die Windschutzscheibe des Busses anzusehen und die toten Insekten zu zählen.
    Und wenn man dann sagt:"Das sind ja nur Insekten, wie kannst du das vergleichen?", dann sag ich echt:"Guten Tag, Speziesismus!".


    LOL... Speziesismus - schöner Begriff.


    Man muß noch nicht einmal die Mücken auf der Windschutzscheibe zählen..
    Es reicht, sich sehr deutlich zu machen, daß bei jeder menschlichen Darmentleerung ungefähr so viele Wesen sterben wie es Menschen auf der Erde gibt.


    Zitat


    Das Leben im Daseinskreislauf ist letztlich leidvoll.
    Ursachen des Leidens sind Gier, Hass und Verblendung.
    Erlöschen die Ursachen, erlischt das Leiden.
    Zum Erlöschen des Leidens führt der Edle Achtfache Pfad.

  • Yofi
    Das klingt jetzt sehr hart und tut mir auch leid, aber es ist nicht davon auszugehen, dass es irgendein Tier gibt, das Angst vor dem Sterben hat. Weil um Angst vor dem Sterben zu haben, musst du dir ja erst mal bewusst werden, dass du einmal sterben wirst. Das ist eine irre kognitive Leistung, ungefähr auf einem Level mit der Fähigkeit zu erkennen, dass Zeit vergeht.
    Und man hat das ja sehr wohl mit Menschenaffen getestet, die können über Tastaturen mit dem Menschen kommunizieren und die haben eine ganz abstrakte Vorstellung vom Tod. Du wirst aber trotzdem keinen von diesen Affen finden, der sich aus einer Liane einen Strick baut und sich daran aufhängt und das liegt nicht daran, dass die alle so happy sind.
    Tiere haben natürlich Angst, aber um Angst vor dem Sterben zu haben. musst du dir erst mal bewusst sein, dass du einmal sterben wirst.
    Das bedeutet jetzt aber nicht, dass wir deshalb ein Recht haben, die Tiere auszubeuten, denn das sind natürlich leidensfähige Wesen und ein geistig schwer behinderter Mensch weiß vielleicht auch nicht, dass er einmal sterben wird und den dürfen wir deshalb ja (Gott sei Dank) auch nicht töten.

  • Spacy:

    Es heißt ja auch nicht "survival of the strongest" sondern "survival of the fittest"!


    Was wäre der Unterschied?


    Spacy:

    Das wäre doch mal was :hug: .
    Wohin geht denn die Evolution? ;


    Spacy:


    Auf der Stufe dieses "anatta" hat der Mensch bis vor 10.000 Jahren existiert. Dann haben wir die "Macht" erfunden :silent: .
    Meinst du, dass "anatta" wieder über uns kommt?


    Mystiker sagen Yama wäre ein Auslaufmodell... eben dann Nirvikalpa Samadhi. Das glaubt oder weiß man. Eine Alternative dazu gibt es wohl kaum... sagt man ebenfalls. Das ist eine hübsche Idee.


    Spacy:

    Philosophien inklusive (als Subsystem) Religionen, sind institutionalisierte Angst (Gerhard Bott: Die Erfindung der Götter)


    Das trifft doch zu, steht auf meiner Liste. Alle vorgestellten Objekte sind leer und nicht wahr.


    Spacy:

    Es gibt sicherlich Menschen, bei denen es so funktioniert.
    Nur: Menschen sind verschieden (auch wenn sie alle gleich sind 8)).


    Der Gegenpart zum Ergreifen von Theorien ist Praxis, entweder-oder. Oder auch früher oder später, meistens später... oder was heißt hier Vielfalt?


    Grüße

  • Yofi:
    Spacy:

    Es heißt ja auch nicht "survival of the strongest" sondern "survival of the fittest"!


    Was wäre der Unterschied?


    survival of the strongest ist eine Verballhornung der Idee der Evolution Darwins. Sicher ist in der direkten Konfrontation 'the strongest' der Überlebende einer Auseinandersetzung.


    Evolution bedeutet aber auch die Auseinandersetzung mit den Veränderungen der Umgebung. Survival of the fittest meint mit fit eben nicht den Fitness Begriff unserer heutigen Sportstudios, sondern ganz einfach 'to fit' - passen, reinpassen.


    Mit einem Vulkanausbruch etwa verändert sich die Umwelt radikal. Größere, viel stärkere Tiere sterben und einige ihrer früheren Beutetiere wie Spinnen oder Kakerlaken überleben, weil diese besser an die veränderten Bedingungen angepasst sind.


    Survival of the fittest ist also schon der bessere Begriff.
    Was allerdings oft vergessen wird ist der Fakt, daß es bei den Betrachtungen der Evolutionstheorie nicht um das Überleben des Individuums geht, sondern um das Überleben der Spezies. Es macht also für soziale Wesen wie Menschen absolut Sinn sich um ein gutes Miteinander zu kümmern und am Ende um ein vernünftiges Miteinander mit anderen Spezies mit denen wir die Erde teilen.


    Yofi:

    Das Recht des vermeintlich Stärkeren gilt bezüglich des Tötens auch im Tierreich nicht uneingeschränkt - die Evolution geht eindeutig einen anderen Weg.

    Spacy:

    Das wäre doch mal was :hug: .
    Wohin geht denn die Evolution? ;)


    Das Recht des Stärkeren gilt im Tierreich nicht. Raubtiere töten fast nie mehr, als sie als Nahrung benötigen. Bei Rivalitätskämpfen um Reviere oder Paarungsmöglichkeiten wird der Gegner nur in seltenen Fällen getötet. Wenn Tiere Tiere der gleichen Spezies töten ist dies die Ausnahme und hat meist recht gut erklärbare Gründe.


    Es scheint dem Menschen vorbehalten aus Lust am Töten andere Wesen zu zerstören.

  • Letzteres ist auch der Punkt, den ich immer wieder anzusprechen versuche. Es geht nicht nur um Ernährung, das wäre ein Irrtum. Jeder Konsument gibt anhand seines Kaufs einen Auftrag für das nächste Töten. Nun kennen wir auch alle die Dokumentationen der Tierschützer - die Lebensbedingungen der Tiere sowie die Art ihres Sterbens erfüllen nicht mal einen Minimalstandard am mitfühlenden Umgang und man kann es sogar so ausdrücken, dass jede Nacht, während wir in warmen Betten schlafen, millionenfach die schlimmsten, für uns fast undenkbaren Folterungen stattfinden. Am Stadtrand, irgendwo in der Prärie, von wo aus die Fleischkonsumenten die Schreie der Tiere nicht hören können. Es wird beim lebendigen Leib geschnitten, verbrüht und gehäutet. In China, von wo das meiste "Leder" für die Modeindustrie kommt, in einem noch schlimmeren Umfang. Menschen, die bei uns und wo anders das Unfassbare und von Konsumenten Verdrängte möglich machen, bekommen fürstliche Löhne und verhalten sich so, dass wir sie ohne zu zögern als der Hölle entstiegen bezeichnen könnten, denn das, was dort geschieht, kann nur als Hölle bezeichnet werden. Dieses Leiden verläuft sich auch nicht im Sand, es wird hier unter uns in Umlauf gebracht während wir uns wie von allen guten Sinnen verlassen Floskeln über gesunde Ernährung und nervende Nicht-Konsumenten ausdenken. Wir schauen auch alle gemeinsam zu, wie wegen dem Anbau von Milliarden Tonnen Tierfutter jede Minute eine Fläche so groß wie 35 Fußballfelder Regenwald für die nächsten Jahrmillionen von der Erdoberfläche verschwindet, Millionen Tonnen Gülle jährlich auf den fruchtbaren Landwirtschaftsflächen alle Mikroorganismen weg ätzen und den Boden unfruchtbar machen, das Trinkwasser vergiften, sowie wie Menschen in den armen Ländern in Slums elend vor die Hunde gehen, weil ihnen ihr Land, das sie ernährt hat, von Großkonzernen weggenommen wurde. Fleisch zu essen ist auch nicht gesund, es enthält viele Schadstoffe und die Unmenge an tierischem Eiweiß, wie sie auch in Milchprodukten enthalten ist, übersäuert den Körper und verursacht degenerative Erkrankungen sowie Krebs. Also bitte sagt mir jetzt noch einmal, dass es sich beim Fleisch essen nur um eine Bagatelle handelt und dass es nichts mit einer kompletten geistigen Umnachtung und Ahnungslosigkeit hinsichtlich der Verantwortung für sich selbst und andere Lebewesen zu tun hat, wenn man sich auf Geschäfte mit der Fleisch- und Milchindustrie einlässt.

  • fotost:

    Evolution bedeutet aber auch die Auseinandersetzung mit den Veränderungen der Umgebung. Survival of the fittest meint mit fit eben nicht den Fitness Begriff unserer heutigen Sportstudios, sondern ganz einfach 'to fit' - passen, reinpassen.


    Mit einem Vulkanausbruch etwa verändert sich die Umwelt radikal. Größere, viel stärkere Tiere sterben und einige ihrer früheren Beutetiere wie Spinnen oder Kakerlaken überleben, weil diese besser an die veränderten Bedingungen angepasst sind.


    Nicht zuletzt ist einer solchen radikalen - und darüberhinaus globalen - Änderung der (Über-)lebensbedingungen das Ergebnis zu "verdanken", dass die Dinosaurier ausstarben und daher die Säugetiere einen ziemlichen Schritt aufwärts in der Nahrungspyramide tun konnten - mit den bekannten Ergebnissen. Die Spitze war praktisch wegrasiert und nun ging es um's Nachrücken ...

    fotost:

    Survival of the fittest ist also schon der bessere Begriff.


    Richtig. Das ist ja auch die Dummheit der Sozialdarwinisten, "fittest" automatisch mit "strongest" gleichzusetzen, was uns die hirnlosen modernen politischen Ideologien mitsamt ihren militärischen Ressourcen beschert hat. Es handelt sich also um einen durchaus populären Irrtum.


    Wie hier ein ernstzunehmender Sozialdarwinismus aussieht, das hat Toynbee mit seiner vergleichenden Morphologie der Zivilisationen unter dem Ansatz von 'challenge and reponse' (Herausforderung und Antwort) gezeigt - aggressiver Militarismus ist keineswegs die Antwort, die der Zivilisation, die diese Antwort auf die Herausforderung ihrer Lebensbedingungen gibt, ein Höchstmaß an Zugang zu Ressourcen und Stabilität (d.h. Überlebensdauer) ermöglicht.

    fotost:

    Das Recht des Stärkeren gilt im Tierreich nicht.


    Nun - es gibt verschiedene Strategien, physische Stärke ist eine davon. Die Biologie verweist aber auch deutlich auf andere erfolgreiche Strategien: z.B. Täuschung (Mimikry), Kooperation (man schaue sich nur die evolutionär äußerst erfolgreiche Spezies der Ameisen an) und nicht zuletzt Altruismus, der insbesondere (auch beim homo sapiens) bei der Reproduktion ein großer evolutionärer Vorteil ist.


    Altruismus ist eine ausbaufähige evolutionäre Strategie - und insbesondere religiöse Lehrer (speziell und nicht zuletzt, sondern als einer der ersten, Shakyamuni Buddha) verweisen darauf, dass ihre "sozialdarwinistische" Implementierung die Evolution einen großen Schritt weiter bringen könnte. Ich denke, die menschliche Spezies hat einen solchen Schritt dringend nötig, um nicht zu scheitern. Heute mehr denn je.


    ()


    P.S.: Es ist kein Zufall, dass dies im Thread 'Angst vor Wiedergeburt als Tier' steht. Keine Angst. Die Wiedergeburt als Tier hat schon vor einer ganzen Weile stattgefunden ... es haben nur noch nicht alle gemerkt.

    OM MONEY PAYME HUNG

  • Irmin82:

    Yofi
    Das klingt jetzt sehr hart und tut mir auch leid, aber es ist nicht davon auszugehen, dass es irgendein Tier gibt, das Angst vor dem Sterben hat. Weil um Angst vor dem Sterben zu haben, musst du dir ja erst mal bewusst werden, dass du einmal sterben wirst. Das ist eine irre kognitive Leistung, ungefähr auf einem Level mit der Fähigkeit zu erkennen, dass Zeit vergeht.
    Und man hat das ja sehr wohl mit Menschenaffen getestet, die können über Tastaturen mit dem Menschen kommunizieren und die haben eine ganz abstrakte Vorstellung vom Tod. Du wirst aber trotzdem keinen von diesen Affen finden, der sich aus einer Liane einen Strick baut und sich daran aufhängt und das liegt nicht daran, dass die alle so happy sind.
    Tiere haben natürlich Angst, aber um Angst vor dem Sterben zu haben. musst du dir erst mal bewusst sein, dass du einmal sterben wirst.
    Das bedeutet jetzt aber nicht, dass wir deshalb ein Recht haben, die Tiere auszubeuten, denn das sind natürlich leidensfähige Wesen und ein geistig schwer behinderter Mensch weiß vielleicht auch nicht, dass er einmal sterben wird und den dürfen wir deshalb ja (Gott sei Dank) auch nicht töten.


    Deine Argumentation wurde ja durch Peter Singer bekannt. Vermutlich fühlen viele Tierarten körperliche Qualen nicht anders als wir. Würden sie jedoch von einem Moment zum anderen in aller Ruhe getötet, wäre dies weniger tragisch als wenn man Menschen killt. Der Grund liegt darin, dass Menschen Pläne und Wünsche für ihre Zukunft besitzen. Tiere - nehmen wir jedoch Primaten und Delfine aus der Rechnung - werden durch den Tod weniger frustriert und beraubt als Menschen, behauptet Singer.


    Die Argumentation führt zu einem ganzen Haufen von abstrakten Fragen und komplizierten Überlegungen zur Ethik. Abgesehen davon behauptet Singer mit seiner Argumentation aber gar nicht, dass man den eigenen Bauch guten Gewissens zum Hühnerfriedhof machen darf.


    Aus Sicht der Ethik des Dalai Lama lassen sich zwei Grundüberzeugungen nennen, um moralische Fragen zu beurteilen: Einsicht in die gegenseitige Abhängigkeit und Akzeptanz des gemeinsamen Strebens nach Glück. Auch wenn sich diese zuerst auf das gemeinsame Menschsein richten, sollte der Sinn darin bestehen, Vernunft und Mitgefühl möglichst auszudehnen, Tiere also ebenso in die Familie aufzunehmen.

  • Karnataka:

    Aus Sicht der Ethik des Dalai Lama lassen sich zwei Grundüberzeugungen nennen, um moralische Fragen zu beurteilen: Einsicht in die gegenseitige Abhängigkeit und Akzeptanz des gemeinsamen Strebens nach Glück. Auch wenn sich diese zuerst auf das gemeinsame Menschsein richten, sollte der Sinn darin bestehen, Vernunft und Mitgefühl möglichst auszudehnen, Tiere also ebenso in die Familie aufzunehmen.


    Ohne böse Hintergedanken - Du weisst schon, dass der Dalai Lama kein Vegetarier ist? Aus gesundheitlichen Gründen, natürlich ...


    ()

    OM MONEY PAYME HUNG

  • Dalai Lama ist z. T. ein einfacher Mönch, wie er sich gerne selbst beschreibt. Welche Nahrungsmittel ihm vorgelegt werden, entscheidet er also nicht selbst. Die Art, wie er sein Verhalten kommentiert, entscheidet er sicher unter Einbezug von vielen Kriterien. Tibetischer Buddhismus für Laien beruht nicht auf Geboten. Nicht weil jemand es vormacht, sondern aus eigener Überzeugung sollte man Schutzbedürftige als solche behandeln.

  • Sudhana:


    Ohne böse Hintergedanken - Du weisst schon, dass der Dalai Lama kein Vegetarier ist? Aus gesundheitlichen Gründen, natürlich ...


    ()


    Ja. In geringen Mengen isst er Fleisch, schreibt er. In dieser Hinsicht ist er für strenge Veganer wohl kein Vorbild. Übrigens scherzt er, als Biene wiedergeboren zu werden. Weißt du, wieso der Dalai Lama das glaubt?


    Zum angesprochenen Sozialdarwinismus:
    Wir nennen Tiere, die in komplexen Sozialstrukturen leben, höher entwickelt. Innerhalb der Gruppe konkurrieren auch diese Tiere durchaus, kooperieren aber zugleich auf einer höheren Ebene.
    Natürlich wussten die frühen Menschen, dass nicht das stärkste Individuum, sondern die tauglichste Gemeinschaft im Kampf gegen die raue Natur überlebt. Diverse Funde deuten auch darauf hin, dass Bedürftigen geholfen wurde. Konkurrierten allerdings zwei vollkommen unabhängige Gruppen um ein Territorium, gab es für die überlegene Gruppe vermutlich wenig Anlass, auf Gewalt zu verzichten.
    Die heutige Wirklichkeit ist viel stärker von gegenseitiger Abhängigkeit geprägt. Auch hat sich unser Denken und Empfinden verfeinert.

  • Karnataka:


    Die Argumentation führt zu einem ganzen Haufen von abstrakten Fragen und komplizierten Überlegungen


    ... zu Spekulationen. Neben der direkten Gewalt gegen jegliche Art der Natur, die man nur noch mit einem rigorosen Vernichtungszug vergleichen kann, maßt sich der Mensch auch an, über das Empfinden anderer Urteile auszusprechen. Nur wurde aber diese Zeit des Verfalls und der Degeneration vorausgesagt, und mit Sicherheit werden wir bald in dieser Richtung noch eine bisher ungeahnte Steigerung erleben.

  • Yofi:

    Dalai Lama ist z. T. ein einfacher Mönch, wie er sich gerne selbst beschreibt. Welche Nahrungsmittel ihm vorgelegt werden, entscheidet er also nicht selbst. Die Art, wie er sein Verhalten kommentiert, entscheidet er sicher unter Einbezug von vielen Kriterien. Tibetischer Buddhismus für Laien beruht nicht auf Geboten. Nicht weil jemand es vormacht, sondern aus eigener Überzeugung sollte man Schutzbedürftige als solche behandeln.


    Diese Aussage stimmt nicht, auch wenn der Dalai Lama sich häufig fälschlicherweise selber so bezeichnet. Sobald ein Junge als Nachfolger des vorherigen Dalai Lama erkannt wird, führt er kein Leben als einfacher Mönch mehr. Auch beim 14. Dalai Lama ist dies nicht anders als bei seinen Vorgängern. Ihm stehen z.B. ein Privatsekretär, Leibarzt, Leibkoch, Leibwächter, Lehrtutoren und anderes Personal zur Verfügung, was ein echter "normaler" Mönch wohl nie nutzen könnte und vielleicht auch nicht möchte. Auch widerspricht seine Rolle und sein Engagement im politischen Bereich den Regeln des Vinaya, speziell auch dem der Mulasarvastivada-Tradition, in der er ordiniert wurde.