Eine metaphyische Frage


  • Wir wissen überhaupt nichts. Ein Bewusstsein wandert von einem Körper zum Nächsten? Wer weiß, wenn man sich anschaut was für absurde Sachen in der Welt möglich sind, wie Nahtoderfahrungen oder bestimmte Quantenphänomene. Die Wissenschaftsgeschichte hat doch deutlich gezeigt das wir ständig was neues herausfinden und noch lange nicht am Ziel sind. Trotzalledem gibt es heutzutage eine weitverbreitete wissenschafsgläubigkeit, die mir unverständlich ist. Ein Mensch in der Antike hätte über die Erkenntnisse die wir heute in der Physik haben nur den Kopf geschüttelt und sich gefragt was wir da reden. Für Sokrates waren dies Menschen, "die nur an die Existenz von dem glauben, was sie in ihren eigenen Händen zerquetschen können", es gibt solche Menschen mehr denn je.

  • HumanitysLastBreath:

    Ich gebe dir Recht, dass das Bewusstsein sich permanent verändert, aber das Fühlende oder Leidende bleibt doch das Gleiche oder? Warum sollte man sich denn sonst als Buddhist für ein gutes Karma engagieren, wenn es nicht etwas gibt was von einem Körper in einen anderen wandert?


    Warum sollte da was "wandern"? Dein Leiden unterscheidet sich doch in keiner prinzipiellen Weise von dem der "Anderen". Deshalb ergibt sich daraus auch die zwingende Konsequenz, dass wenn du Leiden vermehrt oder verminderst, dies sowohl dich als auch alle anderen betrifft. Und zwar deshalb, weil alles in dir durch andere bedingt ist, wiewohl auch alles im Anderen "nicht aus sich selbst heraus ist"


    HumanitysLastBreath:

    Wir wissen überhaupt nichts. Ein Bewusstsein wandert von einem Körper zum Nächsten? Wer weiß, wenn man sich anschaut was für absurde Sachen in der Welt möglich sind, wie Nahtoderfahrungen oder bestimmte Quantenphänomene. Die Wissenschaftsgeschichte hat doch deutlich gezeigt das wir ständig was neues herausfinden und noch lange nicht am Ziel sind.
    Trotzalledem gibt es heutzutage eine weitverbreitete wissenschafsgläubigkeit, die mir unverständlich ist.


    Mir scheint es dagegen leider immer deutlicher, dass die sog. Wissenschaftsgläubigkeit und im selben Maße die sog. Wissenschaftskritik, die im Grunde aber nur Wssenschaftsfeindlichkeit ist, im antiproportionalen Verhältniss zu echten Kenntnissen in und über Wissenschaften stehen.


    Für mich ist das inzwischen der reine Horror, weil sich die meisten Frage, auch die, die hier immer wieder auftauchen, mit den Stoff bis zu 10.Klasse beantworten ließen. Aber nee, es wird über Quanten geschwafelt.


    Wir wissen durchaus was, nämlich Praktisches: wir können Brücken und Flugzeuge bauen, kommunizieren weltweit, wissen an jedem Ort der Welt wo wir gerade sind. Wir lassen unsere Medikamente und Nahrungsmittel von genetisch veränderten Organismen produzieren. Auch für Milch brauchen wir bald keine Kühe mehr.
    Und sog. "Nahtoderlebnisse" lassen sich schon jetzt im Labor reproduzieren.
    Was wir dadurch auch wissen könnten, wenn wir nur wollten, ist dass wir als Gattung und jeder einzelne von uns nix besonderes ist. Aber genau das ist uns zuwider - entweder möchten wir durch ein höheres Wesen geschaffen sein, oder uns doch zumindest in einem unendlichen "Bewußtseinstrom" geborgen wissen. Kein Unterschied: das sind ganz natürliche Ideen, die am Leben und an ihrer Sterblichkeit leidende Wesen produzieren, weil sie den Glauben an ihre Einzigartigkeit nicht aufgeben können .... Daraus ergeben sich auch alle magischen Sichten ... Leider meist keine praktischen, auch nicht solche die unserer Leiden betreffen. Ein beschissenes Hamsterrad.

  • @ moosgarten:
    du schreibst, dass alles in einem von anderen bedingt sei. wie ist das aber zum beispiel mit der melancholie oder anderen formen von "gepflegtem" Schmerz ?- hierzu vor kurzem eine interessante sendung auf RD. bis ins mittelalter noch als form von "sünde" angesehen, dann unter sensiblen gebildeten "hoffähig" geworden, soweit ich mich jetzt an den inhalt noch errinnern kann.

  • Morpho:

    @ moosgarten:
    du schreibst, dass alles in einem von anderen bedingt sei. wie ist das aber zum beispiel mit der melancholie oder anderen formen von "gepflegtem" Schmerz ?- hierzu vor kurzem eine interessante sendung auf RD. bis ins mittelalter noch als form von "sünde" angesehen, dann unter sensiblen gebildeten "hoffähig" geworden, soweit ich mich jetzt an den inhalt noch errinnern kann.


    Ganz genau. Da werden Verhaltensmuster adaptiert. Heißt natürlich nicht, dass da keine "innere Komponente" wäre. Aber auch die ist letztlich zusammengesetzt. Also nichts "Eigenes".

  • - und das begrifflich zusammensetzende Bewusstsein,
    das Anhaften an Gedanken (drei Welten, Gegenwart, Vergangenheit, Zukunft ), sich daraus ergebende Gefühle, die Verwicklung, - adaptiert ?


  • Wie genau wurden denn Nahtoderlebnisse im Labor erzeugt? Hat man es denn auch geschafft das Menschen die ihr ganzes lang blind waren wieder sehen konnten? Oder das Menschen ihr ganzes Leben in einem Film sahen und Ereignisse oder Menschen sahen an die sie sich nicht mehr erinnern konnten bzw. noch nie gesehen haben? Und das in einem Zustand in dem das Gehirn quasi Tod ist und trotzdem kam das für die Menschen als das Realste vor was sie je erlebt haben? Hat man das in einem Labor hinbekommen? Das was du meinst sind höchstwahrscheinlich außerkörperlichkeits-Erfahrungen, die in einigen Nahtoderfahrungen vorkommen, aber nicht das einzige Element und auch kein notwendiges Element ist.

  • HumanitysLastBreath:

    Wir wissen überhaupt nichts. Ein Bewusstsein wandert von einem Körper zum Nächsten? Wer weiß, wenn man sich anschaut was für absurde Sachen in der Welt möglich sind, wie Nahtoderfahrungen oder bestimmte Quantenphänomene. Die Wissenschaftsgeschichte hat doch deutlich gezeigt das wir ständig was neues herausfinden und noch lange nicht am Ziel sind. Trotzalledem gibt es heutzutage eine weitverbreitete wissenschafsgläubigkeit, die mir unverständlich ist. Ein Mensch in der Antike hätte über die Erkenntnisse die wir heute in der Physik haben nur den Kopf geschüttelt und sich gefragt was wir da reden. Für Sokrates waren dies Menschen, "die nur an die Existenz von dem glauben, was sie in ihren eigenen Händen zerquetschen können", es gibt solche Menschen mehr denn je.


    Ich denke, hier liegt eine von vielen gepflegte Verwechslung von 'Wissenschaft' als Methode des systematischen Forschens und Erkennens von Wirkzusammenhängen und einzelnen konkreten Ergebnissen der Wissenschaft(en) vor.


    Zitat

    Ein Mensch in der Antike hätte über die Erkenntnisse die wir heute in der Physik haben nur den Kopf geschüttelt und sich gefragt was wir da reden.


    Sicher, sicher. Er hätte aber auch nur den Kopf geschüttelt über eine Glühlampe oder ein E-Bike :idea:
    Sokrates hatte keinen Internet Flatrate Zugang 8)

  • Humanity meint vielleicht, dass antike Wissenschaftler der Natur noch nicht derart entfremdet waren, so dass ihnen ihr ganzheitlich-ontologisches Verständnis noch half das oberflächen- intellektuelle Scheinverständnis an seinen Platz zu verweisen.


    Humanity hat doch zwei,drei gute Antworten erhalten, Void, Mattubar,RolfG...; unschick is, wo der Begriff Metaphysik und die philosophische Annäherung an den Dharma sogleich die Andersgläubigen auf den Plan ruft, deren Einlassungen dann Verwirrung stiften, nicht allein mal wieder durch ne unbelegte Behauptung, wie das Nahtoderlebnisse laborant reproduzierbar wären.

    • Offizieller Beitrag
    Morpho:

    Humanity meint vielleicht, dass antike Wissenschaftler der Natur noch nicht derart entfremdet waren, so dass ihnen ihr ganzheitlich-ontologisches Verständnis noch half das oberflächen- intellektuelle Scheinverständnis an seinen Platz zu verweisen.


    Die Idee der Metaphysik geht ja von so eine Denken aus in dem "das Materielle" und "das Spirituelle" Pole bilden:


    • Dabei wird "das Materielle" mit einem einem Denken assoziiert, das sich nur ganz meterialistisch mit dem beschäftigt, was man vor der Nase hat. Der Begriff "materialistisch" wird auch mit so einem gierigen, auf den persönlichen Gewinn ausgelegten Denken assoziiert. Und die Naturwissenschaft wird diesem materiellen Pol zugeschlagen.


    • Während "das Spirituelle" mit dem assoziiert wird, was das Materielle übersteigt, also der der "Metaphysik" Es wird mit der Innenschau und der Beschäftigung mit dem Ewigen, Geistigen und Guten assoziiert.


    Ich fürchte, für den Buddhismus passt so ein Denken gar nicht.


    Weil da ja niemals das Geistige geleugnet wird. Dort ist klar, dass die Welt ebenso aus materiellen Phänomenen, wie aus Gedanken und Emotionen besteht.


    Und von daher greift da die christlich-abendländische Materie-Geist Gegensatz nicht, und es ist auch nicht alles was geistig, speirituell, metaphysisch oder gar übernatürlich ist, gut. Diese Grenze interessiert nicht so recht. Nicht das Physische soll überwunden werden sondern nur die Illusion.


    Es ist egal, ob man jetzt nach was Materiellen süchtig ist, oder nach seinen metaphysischen Vorstellungen. Weil die Welt geistige Phänomene mit einschliesst, kommt dem was das materielle ubersteigt ( Metaphysik ) keine so große Bedeutung zu. Während das ja im Christentum, wo der metaphysische Bereich "ein Stückchen näher beim Heerrgott" ist wichtig ist. Auch eine andere Unterscheidung, in der das Metaphysische mit dem Ewigen, Idealen und Traszendenten assoziiert wird und das Materielle ist dem Vergänglichen, Profanen greift da nicht in dieser Weise.


    Ich fürchte, "Humanity" hat noch nicht durchdrungen, dass das im Buddhismus so anders gedacht wird. Und sieht deswegen alles, was sich gegen Metaphysik wendet als Parteinahme für einen "Materiellen Pol".

  • Man könnte auch andere Grenzen ziehen.
    Das Sinnesobjekt das mit den Sinnen wahrgenommen wird und das Denken mit einem Namen verbunden wird, ist das Materielle
    Alles was mit dem Namensgedanken erdacht, nachgedacht, geordnet, bewertet, prognostiziert, geglaubt wird ist das Metaphysische.
    Das was als Sinnesobjekt wahrgenommen wird hat einen Namen und nur einen Namen, darum ist der Gedanke den Sinnen zugeordnet. Alles was im Denken/Nachdenken mit dem Sinnesobjekt gemacht wird ist Metaphysisch.
    rupa und nama: das Objekt und der von mindestens zwei Menschen vereinbarte/geeinigte Name.

  • void


    Ich bin wahrlich kein Freund christlicher Dogmatik, aber ich finde viele von dir da genannte Gegensätze greifen nur sehr oberflächlich.


    Z.B. würde ich sagen, dass die Welt- und Leibfeindlichkeit keineswegs im Christentum besonders ausgeprägter ist, als es dass im Buddhismus ist. Wobei solche Aussagen eh problematisch sind, da wir ja einerseits massenhaft Lehrrichtungen und Auslegungen bei Christen und Buddhisten haben, andererseits der real gelebte Glaube hier wie dort oftmals kaum etwas damit zu tun hat.


    So gibt es z.B. neben der gern bemühten "Macht euch die Welt Untertan"-Stelle in der Bibel halt auch eine ganze Schöpfungstheologie, welche der Welt viel Wert und Aufmerksamkeit beimisst. In diesem Punkt z.B. würde mir überhaupt kaum was Vergleichbares aus dem Buddhismus bis in die jüngste Zeit einfallen. Mit solchen Fragen ist er überhaupt erst konfrontiert worden, seit die Länder in denen er dominiert in der Moderne angekommen sind...


    Welt - Gott und Materie - Geist sind in der abendländischen Philosophie keineswegs durchgängig als wertende, hierarchische Gegensätze aufgefasst worden... Denke doch auch nur mal an die großen alchemistischen, magischen und gnostischen Traditionen.... An Teilhard de Cardin... Oder die gewaltige Denkrichtung des dialektischen Materialismus... Die im Abendland hervorgebrachten Weltanschauungen sind einfach viel zu mannigfaltig, um sie auf so einfache Formeln zu reduzieren.

  • HumanitysLastBreath:

    Warum sollte man sich denn sonst als Buddhist für ein gutes Karma engagieren, wenn es nicht etwas gibt was von einem Körper in einen anderen wandert?


    Die Wirkung von schlechten Handlungen und genauso die Rückwirkungen auf einen selbst treffen zu einem Teil bereits in diesem Leben ein. Kann man leicht ausprobieren: Einfach mal zum Chef sagen, dass er ... Oder oft egoistisch handeln, dann kommt die Rückwirkung schneller als selten egostisch handeln, etc. Was hat Trump für einen Geisteszustand? Ist die Folge/Rückwirkung vieler Jahre egozentrischen Handels. Das ist sein Karma zu Lebzeiten.


    Wobei es nur dieses Leben gibt. Egal an was für eine Art von Wiedergeburt man glaubt, ist es in allen buddhistischen Richtungen so, dass der verstorbene Mensch nicht in einem anderen Menschenen weiterlebt. Das ist im Hinduismus so, aber nicht im Buddhismus. Im Buddhismus hat man nur dieses eine Leben. Lebt man dieses schlecht, schafft man schlechte Wirkungen für andere und sich selbst und auch für andere nach seinem Tod (Effekt der Billiardkugeln: schlechte Eltern -> Kinder haben über Tod der Eltern hinaus psychische Probleme). Hat man seine Leidenschaften bis zum Tod nicht zum Erlöschen gebracht, dauern diese Leidenschaften weiter fort. Letzteres sehe ich persönlich als eher allegorisch an, weil tot ist tot. Aber andere sehen das eher religiös und für das Thema Wiedergeburt gibt es hier ja genügend Threads zum drin graben ;-).

    Die Dinge entstehen, existieren und vergehen. Das ist normal. Ajaan Tippakorn

  • Ergänzung:


    Neben dem schlagwortartigem Buddhismus - Christentum (Theismus) Gegensatz wird dieses Runterbrechen ja auch gerne mit Daoismus - Konfuzianismus gemacht, wobei die einen dann die edlen Naturalisten sind, die anderen die verstaubten Bürokraten...
    Trifft aber eben auch kaum zu. Die wunderbarsten Götterwelten haben nämlich die Daoisten für sich in Anspruch genommen, und auch was z.B. rigide Askese angeht, standen sie den indischen Kasteiern in nichts nach...

  • Anandasa:

    Hat man seine Leidenschaften bis zum Tod nicht zum Erlöschen gebracht, dauern diese Leidenschaften weiter fort. Letzteres sehe ich persönlich als eher allegorisch an, weil tot ist tot. Aber andere sehen das eher religiös und für das Thema Wiedergeburt gibt es hier ja genügend Threads zum drin graben ;-).


    Neulich zitierte ich aus David Brooks, The Road to Character:

    Zitat

    The job of the wise person is to swallow the frustration and just go on setting an example of caring and digging and diligence in their own lifes. What a wise person teaches is the smallest part of what they give. The totality of their life, of the way they go about it in the smallest details, is what get transmitted.


    Never forget that. The message is the person, perfected over lifetimes of effort that was set in motion by yet another wise person now hidden from the recipient by the dim mists of time. Life is much bigger than we think, cause and effect intertwined in a vast moral structure that keeps pushing us to do better, become better, even when we dwell in the most painful confused darkness.

  • Sôhei:


    So gibt es z.B. neben der gern bemühten "Macht euch die Welt Untertan"-Stelle in der Bibel halt auch eine ganze Schöpfungstheologie, welche der Welt viel Wert und Aufmerksamkeit beimisst. In diesem Punkt z.B. würde mir überhaupt kaum was Vergleichbares aus dem Buddhismus bis in die jüngste Zeit einfallen. Mit solchen Fragen ist er überhaupt erst konfrontiert worden, seit die Länder in denen er dominiert in der Moderne angekommen sind...


    Ich denke, die Schöpfungsgeschichten der Theisten sind weitaus eher Mythen als Theologien. Dahinter steckte sicher ein Versuch der Welterklärung, sozusagen ein Vorläufer der Naturwissenschaft.


    Da die Lehre Buddhas nicht den Anspruch einer Welterklärung erhebt, sondern nur auf die menschliche Dimension abhebt, das Ende des Leidens erreichen will erklärt sich das Fehlen solcher Mythen soweit diese nicht über Gedankengebäude, die älter als die Lehre sind in diese hineingeraten sind.


    Wie weit die christliche Geschichte mit einem angeblichen 'der Welt einen Wert zumessen' geführt hat sehen wir jeden Tag.


    Wenn Du etwas im Buddhismus suchst, daß Achtung vor der Natur ausdrückt würde ich auf die Mönchsregeln hinweisen, die implizit dieses enthalten. Bescheidenheit, wenig 'ökologischer Fußabdruck'. keine bleibenden Beeinträchtigungen der Umwelt.


  • Die Schöpfungsgeschichte ist natürlich ein Mythos, der aber ja in der Theologie weiterverarbeitet wurde/wird.
    Dass die Lehre Buddhas nur auf die menschliche Dimension abhebt ist vermutlich deine Auffassung als "säkularer Buddhist" - gedeckt wird diese Sichtweise m.M.n. durch den Pali-Kanon nicht. Siehe all die Anspielungen oder auch Aussagen über diverse Daseinbereiche, Götter und Geister, DN.27, etc. Nur zu sagen, sie sind halt da irgendwie von früher reingerutscht, erscheint mir da etwas zu einfach.
    (Es sei denn, du erhebst den Anspruch zu wissen, was der historische Buddha jetzt von allem dem im Pali-Kanon wirklich vertreten hat, und was nicht...)


    Ansonsten halte ich es wie schon geschrieben: ich denke ein simples ja/nein, gut/schlecht wird weder den christlichen Lehren und der christlichen Geschichte gerecht, noch der buddhistischen...

  • 451:

    Die Biochemie gilt für alle. Das feinstoffliche Gleichgewicht im Körper ist bei "Gemütsleiden" - übrigens, ein sehr schöner Begriff - gestört. Dem Körper fehlen schlicht und ergreifend die notwendigen Bausteine (Aminosäuren, Zink usw.) für die Neurotransmitter (Serotonin, Noradrenalin usw.) Das kann man alles messen.



    Abgesehen davon, dass mir so ist, als ob von Nachahmung gesprochen wurde, wenn nicht, dann nicht,
    ist es natürlich genauso möglich, dass das Geistige Auswirkungen auf den Körper dergestalt hat, dass es zur Erkrankung oder Ungleichgewicht kommt. Man denke nur mal an posttraumatische Störungen. Darüber hinaus ist die Melancholie etwas gepflegtes, man kann sich ja in jede Art Gedanken und Gefühle auch versteigen. Ausserdem habe ich den Begriff Gemütsleiden nicht ohne Grund gewählt, denn Buddha spricht vom Erwachen auch als 'Geist,-und Gemütserlösung' - und, Dukkha ist, a la Buddha Dharma, Leiden am Leidhaftigen ( am Ungenügenden-Unbefriedigenden-Vergänglichen )

    Einmal editiert, zuletzt von Anonymous ()

  • void:


    Ich fürchte, "Humanity" hat noch nicht durchdrungen, dass das im Buddhismus so anders gedacht wird. Und sieht deswegen alles, was sich gegen Metaphysik wendet als Parteinahme für einen "Materiellen Pol".


    Und das ist auch stimmig;
    wo auch der Buddhismus, wenn überhaupt, denn im Grunde stimmt das gar nicht für 'den Buddhismus', das materielle,- das ontologische,- das sinnliche,- das überweltliche,- das gewöhnliche,- das heilige,- das wissenschaftliche,- das mystische,- , das 'leere' Bewusstsein bzw. das Wirkliche (Wahre) des so Wahrnehmenden auf der gleichen Ebene ansiedelt, unterschieden nur nach wesenhafter Konstitution und Befähigung oder "Qualität" der Ego-Anhaftung oder Verwirklichung von Nicht-Selbst. Der "materielle Pol" 'weiss' davon überhaupt nix, denn er hat eine Ab- neigung gegen das "mystische" ( non-rationale und undenkbare ) und überliest-ignoriert so geflissentlich 'Alles -'Spirituelle' der Lehre. Er ( Humanity) hat halt den Begriff Metaphysik statt ... k.A. ... gewählt, das rechtfertigt aber doch nicht so ne Bedrängung.

  • Sôhei


    Zitat

    Nur eines lehre ich, jetzt wie früher: Das Leiden und das Ende des Leidens


    Anuradha Sutta http://www.palikanon.com/samyutta/sam22_090.html#s22_86


    Zum Thema Nutzung von Elementen aus älteren Philosophien. Ich hatte bewußt den Begriff hineingeraten verwendet, das von Dir verwendete 'hineingerutscht' lehne ich ab.


    Mit hineingeraten ist gemeint - Buddha mußte, um verstanden zu werden, Sprache verwenden. Dabei hat er die Sprache verwendet, die die Menschen mit denen er in diesem Augenblick gesprochen hat verstanden haben.


    Zur Sprache seiner Zeit gehörten eben auch Bilder, Parabeln, bekannte Geschichten die dann als Ausgangsmaterial für die Weiterentwicklung seiner neuen Ideen mit im PK stehen, meist aber mit zusätzlichen Erklärungen, weshalb der alte Gebrauch dieser Elemente falsch ist.

  • fotost
    Das Zitat ist mir natürlich bekannt. Ist halt wie mit der Bibel, dem Koran und allen umfangreicheren religiösen und philosophischen Schriften - ich kann für und gegen alles einen Satz darin finden und zur Grundlage für eine bestimmte Sichtweise machen.
    Es ist halt eine Interpretation des Wulstes der niedergeschriebenen Texte; so wie andere auch. Wobei ich ja eure (die der säkularen Buddhisten) noch angenehmer finde als andere!

  • Sôhei:


    Nun ja - wenn das repräsentativ für die Art Informationen ist, mit denen ein wissenschaftlicher Beirat die Bundesregierung zum Thema globale Umweltveränderung versorgt, dann erklärt das so Einiges. Entschuldigend kann man allerdings anführen, dass der Bericht schon 20 Jahre alt ist.


    Zur Einführung in die aktuelle religionswissenschaftliche Diskussion (leider alles auf Englisch):
    http://fore.yale.edu/religion/buddhism/
    Hier für Interessierte ein Online-Kurs:
    http://www.dharmanet.org/coursesM/37/ecology0.htm
    Einen mE interessanten Ansatz vertritt David Loy:
    http://sucra.saitama-u.ac.jp/m…ownload.php?file_id=22074


    Alles Leute, denen Pye und Konsorten da flott von der Leber weg implizit "Missverständnisse" des Dharma bescheinigen. Man möge sich selbst ein Urteil bilden - im Netz findet man problemlos weiteres Material. Fundierter als das Aufsätzchen (wobei mir ein Rätsel ist, wieso eine Fachzeitschrift einen Artikel veröffentlicht, der aufgrund fehlender Quellenangaben nicht einmal für Wikipedia akzeptabel wäre) sind die o.a. Links allemal.


    ()

    OM MONEY PAYME HUNG

  • Sudhana


    Ich habe den Artikel auf die Schnelle eingestellt, gebe ich zu (und richtig, er ist natürlich nicht mehr aktuell).


    Die Passage zum Buddhismus ist ja nun ziemlich kurz - magst du vielleicht kurz erläutern, was du daran so verfehlt findest?


    In die Links von dir habe ich jetzt nur kurz reingeschaut... Wobei ich schon jetzt vermuten würde, dass die Diversität und auch Glaubwürdigkeit buddhistischer Positionen zum Thema Umwelt & Ökologie viel problematischer ist als im Judentum/Christentum und vielleicht auch Islam, einfach aufgrund der viel größeren Bandbreite der darin vorkommenden Lehren (alleine schon was Theravada und Mahayana betrifft).

  • Sôhei:

    fotost
    Das Zitat ist mir natürlich bekannt. Ist halt wie mit der Bibel, dem Koran und allen umfangreicheren religiösen und philosophischen Schriften - ich kann für und gegen alles einen Satz darin finden und zur Grundlage für eine bestimmte Sichtweise machen.
    Es ist halt eine Interpretation des Wulstes der niedergeschriebenen Texte; so wie andere auch. Wobei ich ja eure (die der säkularen Buddhisten) noch angenehmer finde als andere!


    Diese Gleichmacherei ist mir viel zu simpel, sorry.


    Zeig mir bitte den Satz, die Sutten aus dem PK mit dem/denen zur Ermordung von Apostaten, generell anders Denkenden, Schwulen, Kriegsgefangenen etc. ausdrücklich mit absoluter Eindeutigkeit aufgefordert wird.


    Wo Diebstahl relativiert und für die eigenen religiösen Zwecke legitimiert wird.
    Wo Vergewaltigung nicht nur legitimiert, sondern gefordert wird.