Entscheidungen im Zen

  • Edlen Achtfachen PfadIch gehe bald eine längere Zeit in ein Zenkloster. Ich war dort schon einmal, und habe es als unfassbar stabilisierend und bereichernd erlebt.

    Leider konnte ich die Praxis nicht aufrecht erhalten. Ich meditiere immer wieder im ZaZen und stelle Achtsamkeit her - aber nicht in der Intensität, wie ich es gerne hätte. Es fehlt mir an Disziplin, im Kloster fiel mir das alles wesentlich leichter und ich hoffe, dass mich die Zeit dort (1 Jahr) etwas in die gewünschte Richtung formen wird.

    Jaja, ist wahrscheinlich furchtbar Un-Zen, eine derartige Veränderung anzustreben. :D Aber da ich in meinem jungen Leben bisher nicht zu viel im Stande war, finde ich den Versuch gut, meine Weichen zu stellen.

    Ich halte solch einen Klosteraufenthalt für sehr sinnvoll und hilfreich.
    Aber noch viel wichtiger ist die tägliche Praxis. Und das ist dein Part. Du bist es, der diese Disziplin aufbringen muss. Und natürlich fällt dir das in einem geschützten Rahmen, wie dem eines Klosters, leichter. Aber bewähren muss sich dieser Wille im Alltag.
    Was du da brauchst ist Willenskraft (Viriya). Beim Edlen achtfachen Pfad ist das die Nr.6, die rechte Anstrengung.

    Lieber tgl. fünf Minuten, als einmal im Monat zwei Stunden.

    Ohne eine lange Zeit grimmiger Kälte,
    die Dir in die Knochen fährt –

    wie könnten die Pflaumenblüten

    dich erfüllen mit ihrem durchdringenden Duft?
    (Obaku)

  • Culadasa

    Handbuch Meditation

    Stufe eins: Eine kontinuierliche Übungspraxis etablieren


    Habe das in keinem anderen Buch so ausführlich gefunden.

  • Mogwai-Tree Ist es nicht eine Entscheidung zum Zen anstatt eine Entscheidung durch Zen? Ich meine zu erkennen das da der leichte bekannte Weg genommen wird. Was hat ZazenÜbungen mit dem Alltag zu tun wenn sie dazu führen den Alltag nicht wirklich zu leben? Meine Erfahrung ist das die ZazenÜbung gerade im Alltag wirkt, wenn sie mir hilft Abstand zu gewinnen von meinem unbedingt wollenden Ego. Erkennen wenn ich Will was Ich will, egal wie die Dinge sind. Ich kann wollen was ich will und das heißt das ich im Einklang mit dem bin das ist wie es ist und das ich handeln kann ob ich hilfreich handel oder nicht hilfreich.

    Immer wenn ich bei mir merkte das ich einen Ausweg suchte, aus dem Handeln mit den Dingen so wie sie sind, habe ich mich dem Fluchtversuch verweigert. Das ist Zen-Übung. Nicht dem folgen Was mir als leichter zeigt, dem Willen nicht zu folgen sonder mich um so fester in die Dinge vertiefen die jetzt so sind wie sie sind. Natürlich macht mich das zu einem Jasager/Verwiegerer, einem Wetterwendischen, Weichei und einem sehr, sehr Ahnungslosem und Unwissenden.


    Unwissend, weil ich nie weiß wie das dir erscheint das jetzt so ist wie es ist. Mach doch was du willst, aber weißt Du was Du willst oder nur das was du glauben willst?

    Auch im Kloster triffst Du auf die Dinge die sind wie sie sind und eben nicht so wie du glaubst das sie sind.


    Ich kann erkennen wann jemand das Entscheidet was so ist wie er Glauben will das es ist. Und ich nehme mir die Freiheit mein Erkennen zu zeigen. Nicht um zu warnen, ist sinnlos gegen Glauben wollen, sondern um einen Stein in den Weg zu legen der dazu führen soll ob jemand weiß das er dem folgt was er glauben will.

    2 Mal editiert, zuletzt von Noreply ()

  • Du bist schon bis zur Hütte gekommen, doch der Ochse ist noch im Stall. Noch ist der nächste Schritt in das achte Ochsenbild nicht geschafft. Das Was Du erkennst ist das da keine Spuren sind von den Patriarchen die doch alle dahin gegangen sind und das macht dich glauben das Du wieder beim ersten Bild bist doch da ist das Suchen nach Spuren im Gestrüpp der Meinungen. In den Welten des so sein wie es ist, Leere und Fülle, gibt es keine Spuren, der Meinungen, Ansichten des Glaubens, mehr. Der Ochse im Stall ist die von dir gewussten Patriarchen. Das was ist wie es ist, ist das sie alle nun nicht mehr sind wenn das Achte betreten wird. Über das Neunte sag ich dir was wenn Du den Stall die Hütte dein Zazen überschritten hast.

  • Aber da ich in meinem jungen Leben bisher nicht zu viel im Stande war, finde ich den Versuch gut, meine Weichen zu stellen.

    Diese Meinung über Dich selbst könnte Teil des Problems sein. ;)

    dass mich die Zeit dort (1 Jahr) etwas in die gewünschte Richtung formen wird.

    Das halte ich für extrem unwahrscheinlich, dass "die Zeit" da irgendwas formt. :)


    Wie wäre es, wenn Du da hin gehst, um Disziplin zu üben?

    Nicht: "es versuchen";

    Nicht: Dich "nur" der Disziplin des Tagesablaufs dort hingeben.


    Ich bin kein Zenny, aber so, wie Du es schilderst, würde ich auch von Zielen Abstand nehmen; Du enttäuscht Dich nur selber. Übe in jedem Moment Disziplin, aber ohne Dich unter Druck zu setzen. Wenn es im letzten Moment mit der Disziplin mal nicht geklappt hat, dann im jetzigen.


    IMHO ist Akzeptanz, wie Du gerade bist (wie wär's mit Liebender Güte?), und konsequente Praxis angesagt!


    Boah, das kam jetzt großväterlicher rüber als ich dachte. Aber als Opa gesteh ich mir das mal zu. 8)


    Viel Gelingen!

    Aravind

  • Noreply: Du hast fast das selbe gesagt wie ich, oder? "Nur" auf Deine unvergleichliche Art und Weise.


    Liebe Grüße, Aravind.

    Wir haben Beide mit unseren Worten wie Großväter gesprochen. Aber wer hört schon aus die ollen Quatschköpfe? Die immer mit dem einfachen Kram. Das weiß ich doch schon lange lange. Wir Wissen das sie Wissen und nicht wissen das das genau das Problem ist. Wissen ja doch es fehlt das getan haben.

    Das brachte mich manchmal sogar dazu das ich glaubte mehr wissen zu müssen um da mitzuhalten.

    Hallo willst Du wohl stehnbleiben!!

    :):grinsen::lol::hug:

  • Mogwai-Tree


    Um der Verwirrung noch einen drauf zu setzen, möchte ich dir sagen, dass ich es zu Anfang für äußerst wichtig halte, sich Ziele zu setzen.
    Selbst der olle Buddha ist ja nicht in die Hauslosigkeit gezogen, weil er bloß mal spazieren gehen wollte. Er hat für sein Ziel sogar Frau und Kind verlassen. Und als er der Legende nach unter dem Bodhi-Baum saß und nicht eher wieder aufstehen wollte, bis er erwacht war, möchte ich doch auch von einem Ziel sprechen, das er gehabt hat.

    Natürlich ändert sich das im Laufe der Jahre. Aber zu Anfang ist ein Ziel etwas wunderbares, ein Upaya, ein geschicktes Mittel. Es ist die Möhre vor der Nase des Esels.:D
    Und auch die Geistesgifte sind zu Anfang, in die richtigen Bahnen gelenkt, wunderbare Hilfsmittel. Früher oder später, wenn man sie nicht mehr braucht verwandeln sie sich in die entsprechenden Weisheitsaspekte.
    Und ich halte es für äußerst wichtig sich einen Lehrer zu suchen und in einer Gruppe zu üben.

    So, ich hoffe, die Verwirrung ist nun komplett. Drei Ärzte, vier Meinungen. Das ist normal. Und wenn doch mal zwei einer Meinung sind, ist bestimmt einer davon kein Arzt.;)

    Ohne eine lange Zeit grimmiger Kälte,
    die Dir in die Knochen fährt –

    wie könnten die Pflaumenblüten

    dich erfüllen mit ihrem durchdringenden Duft?
    (Obaku)

  • Mogwai-Tree

    Und ich halte es für äußerst wichtig sich einen Lehrer zu suchen und in einer Gruppe zu üben.

    So, ich hoffe, die Verwirrung ist nun komplett. Drei Ärzte, vier Meinungen. Das ist normal. Und wenn doch mal zwei einer Meinung sind, ist bestimmt einer davon kein Arzt.;)

    ja, aber nur, weil ich mich nicht klar genug ausgedrückt habe! Gegen Ziele spricht gar nichts (imho als Vippy) , gegen das Ziel "Selbstoptimierung, weil ich nicht gut genug bin" alles.


    Liebe Grüße, Aravind.

  • ja, aber nur, weil ich mich nicht klar genug ausgedrückt habe! Gegen Ziele spricht gar nichts (imho als Vippy) , gegen das Ziel "Selbstoptimierung, weil ich nicht gut genug bin" alles.

    Auch hier habe ich keine Berührungsängste. Wenn jemand kommt, der glaubt, sich selbst nicht genug zu sein, kann man ja mal schauen, was er glaubt, das ihm fehlt.

    Manche wollen Zen nur üben, um körperliches oder auch geistiges Wohlbefinden zu erhöhen; sogenanntes Bonpu Zen. Warum nicht. Schon mal ein Einstieg. Mal sehen, was daraus wächst.


    Mogwai-Tree Ich weiß nicht, wie viel du mit Büchern anfangen kannst. Ich kann dir dieses Buch hier empfehlen
    Zen Buddhismus Schritt für Schritt


    Ich habe es gelesen und finde, es bringt Anfängern in der Übung genauso etwas, wie Menschen, die schon lange auf dem Weg sind. Den Autor kenne ich schon gut 20 Jahre und ich halte sehr viel von ihm.

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    Einmal editiert, zuletzt von Festus () aus folgendem Grund: Neue Info hinzugefügt

  • Man könnte das Wort ja auch mal buchstäblich verstehen.

    Ent - scheidung,

    also die Aufhebung einer Spaltung / Trennung / Zerrissenheit

    das trennende Element könnte der Dualismus sein und wenn man ihn bezogen auf eine konkrete Frage hinter sich lassen kann, dann hat die Entscheidung für eine Option nicht den Effekt, dass ein Verlustgefühl übrig bleibt, weil die nicht gewählten Optionen nicht mehr verfügbar sind.


    (Nur so eine Idee - eigentlich ist es zu heiß, um was vernünftiges zu schreiben)

  • Eine End-Scheidung treffen ist gegen den Dualismus das da Möglichkeiten sind. Der Wunsch die Zukunft zu bestimmen wird mit End-Scheidung beendet. Dann wird es eben so wie es wird und dann kann ich ja erkennen ob es eine Hilfreiche Wahl war oder nicht. End-Scheidung beendet auch das jonglieren mit Wirkungen die früher mal mit ähnlichen Situationen gemacht wurden. Vergangenes ist nicht mehr und durch mein End-Scheiden wird diese auch wirklich beendet, jedenfalls bei einem Erfolg. Nicht Erfolg kann das jonglieren natürlich wesentlich heftiger erscheinen lassen. Kommt aufs Ego an.

    End-Scheiden

    End-Täuschen

    End-Wickeln

  • Das ist eine gute Enddeckung (End-Deckung), dass es im allgemeinen Sprachgebrauch Begriffe gibt, die wenn man sie bewusst

    und im Detail wahrnimmt, die Lösung schon enthalten. Wenn die End-täuschung passiert ist die schmerzliche Kränkung vorbei

    und die Illusion erkannt, nur die Angst davor enttäuscht zu werden ist so groß, das Blockaden entstehen können.

    So ist alles Lebende auf der Welt widersprüchlich, zwischen Leben und Tod und somit auch in der Zen-Praxis. Nur das zu

    akzeptieren, damit umgehen zu können und die Gelassenheit nicht zu verlieren, ist Jahe lange Übung im Zen.

    Dann kommen solche fundamentalistischen Gedanken wie Gier ist Tabu, eine Todsünde, nicht auf. Die Gier ist eine menschliche

    Schwäche und welcher lebende Mensch will behaupten frei von Schwächen zu sein? Es gibt also einen Unterschied zwischen

    dem Theoretisieren über das Leben, auch im Buddhismus und der virtuellen Welt und der Lebenspraxis die man nur selbst

    verantworten kann. Ein Ideal und als solches wird Zen gern dargestellt, nutz nichts wenn es in der Praxis nie vorkommt.

    Gerade Achtsamkeit bedeutet das Dasein im Jetzt bewusst zu machen und weniger zu fantasieren wie schön es wäre wenn

    es so wäre wie es aber nun mal nicht ist. Auch der Moment ist kein Dogma, wenn es nicht geht kommt ein anderer Moment.

    Nur um diese Entscheidung selbstständig und stabil zu formulieren ob ich eher zum Leben oder zum Tod tendiere um die

    Balance nicht zu verlieren ist intuitiv zu erfassen und das braucht Jahre der Übung im Leben und die Zen-Praxis ist hilfreich.

  • Viriya, die Willenskraft. Die fehlt mir auf jeden Fall. Die Frage ist ja, wie man das ändern kann. Sich so einer äußeren Struktur hinzugeben halte ich da schon für sinnvoll, so gut wie jeder angestellt arbeitende Mensch macht es ja so, und auch viele darüber hinaus. Die Routine zwingt einen, auch wenn man nicht will. Nur bin ich dann eben nicht gezwungen, zur Arbeit zu fahren und Leistung zu vollbringen, sondern Ja zu sagen zum Hier und Jetzt. Ich hoffe, dass mir das hilft, das danach weiter aufrecht zu erhalten. Der Mensch ist ja ein Gewohnheitstier. Dass es von da nicht alleine laufen wird, ist klar. Ich würde mir gerne eine Sanga suchen, da, wo ich mich danach nieder lasse.


    So eine Routine hatte ich schon lange nicht mehr. Dementsprechend laufe ich auch nicht wirklich vor etwas weg, mit dem ich mich einfach arrangieren könnte. Hier wartet nunmal nichts auf mich. Ich fühle mich wie ein Landstreicher, der runtergekommen und ziellos an den Pforten eines Tempels klopft, um Einlass gewährt zu bekommen.

    Ob diese Meinung über mich selbst zu fehlendem Wohlbefinden beiträgt? Na klar. Wegzaubern tut es sie leider nicht.

    Ob ich mich einfach weiter meinem metaphorischen Landstreicher tumhingeben könnte? Klar. Solange es bis zum Kloster noch dauert, ich tippe August, mache ich das auch so gut und so Zen es geht. Aber ich halte es nicht für falsch, Hilfe anzunehmen, wenn man es alleine nicht schafft. Ich schlafe idR bis Mittag, obwohl ich es liebe, früh aufzustehen. Heute habe ich sogar bis grade eben, 18:00 uhr geschlafen, weil ich einfach nichts zutun hatte (habe mich nach 2 Stunden wach sein wieder hingelegt). Bin aufgestanden, habe mir ein paar Dharmavorträge von Kodo Sawaki durchgelesen, dann etwas Youtube geschaut, und uff. Ist in diesem völlig unstrukturierten, ziellosen sein auch schwer zu sagen, wann man sich gegen das hier und jetzt stellt und einen Ausweg sucht. Die meisten Menschen haben eben viele Verpflichtungen und ein bisschen Freizeit, das sie dann liebevoll gestalten können. Da ist es schon leichter zu erkennen, wann man sich gegen das wehrt, was eben grade ist. Es ist, weil es sein muss, es ist die Verpflichtung des Individuums, da gibt es im kleinen nichts dran zu rütteln, vielleicht auch nicht im Großen, also auf lange Sicht.

    Aber hat man das nicht, dient der ganze Tag ja irgendwie der eigenen Bespaßung. Ich bewerte es dann immer wieder wie ein Weglaufen.

    "Ich könnte mir ja einen Kaffee machen." "Warum? Kannst du nicht einfach die Selbstverachtung aushalten, die du grade spührst, weil du Löcher in die Wand starrst?" "Ich könnte ja spazieren gehen, Bewegung ist gesund. Aber so wirklich ist mir nicht danach." "Du hast erkannt was gut ist, los, beweg dich, egal wie du das findest." "Aber vielleicht sollte ich lieber noch diesen und jenen Anruf tätigen, das ist auch wichtig.." Ich verliere mich in den Entscheidungen. Diese ständige, absolute Freiheit ist für mich ein Folterkäfig. Ich mache auch immer wieder meine Fortschritte darin, hier meinen Frieden zu finden, aber dann rudere ich wieder völlig zurück.


    Das Klosterleben hat ja noch andere Vorzüge. Ich bin 24. Ich lebe bei meinen Eltern. Ich konnte sie davon überzeugen, dass das Klosterleben für mich Psychotherapie bedeutet, und dadurch meinen späteren Einstieg in den Ernst des Lebens rechtfertigen. Hier ein Jahr in Ihrem Gästezimmer zu hocken, werden sie bestimmt nicht unterschreiben.


    Es bringt mich unter Menschen, subtrahiert Ablenkungen, und alle möglichen negativen Assoziationen, die ich eben mit meinem derzeitigen Umfeld habe.


    "Weißt du was du willst, oder was du glauben willst?" Eine Mischung aus beidem. Ich war schon in besagtem Kloster und weiß also zumindest Stück weit, was mich erwartet. Das auf ein Jahr hochzurechnen, weil ich darin Wert erkenne, hat wohl auch viel mit Glauben zutun. Ich weiß, dass da eine Menge unkalkulierbares drin steckt. Wie du sagst: Die Dinge sind auch da so, wie sie sind. Aber damit möchte ich mich ja auch anfreunden.


    Als ich einmal 2 Wochen da war, war die Beziehung zu mir selbst auf jeden Fall eine komplett andere als jetzt. Ich erinnere mich, wie ich problemlos 'ne Stunde ins Feuer starren konnte, mit geringem Abstand zur Flamme, obwohl ich den Schmerz auf meinem Gesicht spürte. Es machte mir einfach nichts. Es war eben kein "oh nein das tut weh schnell weg hier". Es war... " ". Ich erinnere mich, wie losgelöst von sozialen Normen ich war, die mich so oft in Angst und Schrecken versetzen. Ich erinnere mich, wie ich mich kommentarlos in ein Zweiergespräch stellte, worauf mich eine der Nonnen als "weird" bezeichnete. Das hat grademal zu 5% weh getan. 40% von mir fanden es süß. 55% waren es egal. Also entgegnete ich nur "I know", ohne mich zu entfernen. Sie fand es dann wieder charmant, wie im Reinen ich mit meinen Schwächen bin.


    Das sind so Erlebnisse, die für mich in meinem Alltagsbewusstsein straight out of Fantasyland sind. Aber dort wurden sie wahr. Ich war frei. Ich fühlte mich dauerhaft wie ein Forscher. Ich merkte, wie intensiv und toll nachdenken eigentlich sein kann, wenn man es wohl rationiert tut. Ich konnte feststellen, wie viel ich negatives auf meine Mitmenschen projeziere. Ich konnte sehen, wie viel "nein" eigentlich so in mir steckt. Ich konnte selbst zu körperlichem Schmerz in der Meditation Ja sagen, der haltungsbedingt war, und somit auch eine Angst in mir auslöste, dass ich mir mit dieser Art zu sitzen dauerhaft schade.


    Kurzum. Ich war ein Anderer. Ich habe mich so vorher noch nie kennengelernt. Ich weiß, dass er in mir wohnt, ich habe ihn ja gesehen. Aber er versteckt sich nunmal wieder vor mir. Auch, wenn mein jetziges Ich ebenfalls Mitgefühl und Akzeptanz verdient. Manchmal ist vielleicht einfach besser, den einfacheren Weg zu gehen, anstatt es sich selbst unnötig schwer zu machen.


    Zur Zeit habe ich leider wieder mehr Angst vor dem Kloster, weil eine bestimmte Art Rückenschmerz wieder zugenommen hat, ich glaube, das ist durch meine ZaZen Praxis bedingt. :( Das würde irgendwie einiges zunichte machen. Erstmal weiter beobachten.


    LG und danke für eure durchdachten Antworten

  • Allein was Du hier schon alles geschrieben hast, was Du alles tun kannst und auch tun müsstest sehe ich nur ein Problem: Deine Arroganz etwas ganz besonderes werden zu wollen. Steh auf und wasch deinen Teller ab, wenn Du schon ohne zu arbeiten isst. Ach so, du bist ja was ganz besonderes, nur sehr lästig für deine Mitmenschen.

  • Wo liest du das heraus?


    Ich halte meine Wünsche für die Zukunft eigentlich für ziemlich bescheiden und meinen Umgang mit meinen Mitmenschen für angebracht.

    Einmal editiert, zuletzt von Mogwai-Tree ()

  • :?Erwischt! Helmut hat mich mal wieder zum nachdenken gebracht.:?

    Erst einmal die Frage wo liest Du bei Mogwai Tree heraus, dass er besonders sein möchte?


    Nichts desto trotz frage ich mich gerade; warum habe ich/wir mir/uns Zen denn eigentlich ausgesucht?

    Irgendwie fand ich die Lehre schon besonders?

    Und dieses, was man im Zen besonders findet, möchte man doch eigentlich auch besonders gut lernen, das ist irgendwo

    auch der Antrieb/das "Besondere"?.


    Ich weiß, als Zen-Praktizierende gibt es nichts Besonderes, es ist der ganz normale Alltag zu bewältigen und trotzdem

    brauchen wir doch den inneren Antrieb zur Achtsamkeit und den Wunsch so lang wie möglich im Hier und Jetzt zu verweilen und das finde ich schon "Besonders".;):?


    Liebe Grüße von Schneelöwin:moon:

    Liebe Grüße Schneelöwin


    "All is always now"




  • Ja, die Lehre des Zen finde ich schon besonders. Besonders wirkungsvoll, wie einfach sie letztlich auch sein mag. Und auch auch ein bisschen romantisch, in ihrer Selbstlosigkeit, aber das ist für mich eher konzeptuell als Wirklichkeit.


    Insofern, ja klar möchte ich dieses "besondere" in mein Leben holen, das hat aber nichts damit zutun, dass ich mir "Zen" auf meine Stirn tattoowiere und den ganzen Tag im Gasho rumlaufe. Ich möchte einfach meine Lebensqualität erhöhen, und das halte ich in meiner Situation nicht nur für einen Luxus, den ich mir erfüllen möchte, sondern für eine Notwendigkeit, um mit meinem Leben zurecht zu kommen.
    Und das tue ich nebenbei auch nicht auf Kosten anderer.

  • Wo liest du das heraus?


    Ich halte meine Wünsche für die Zukunft eigentlich für ziemlich bescheiden und meinen Umgang mit meinen Mitmenschen für angebracht.

    Keine Wünschen haben ist vollkommener Unsinn denn genau dieser Irrglaube verhindert das Du deinen Arsch hoch bekommst und endlich was arbeitest zum Nutzen deiner Mitmenschen und nicht mehr wie ein Blutsauger an deiner Familie hängst. Kloster? Fang erstmal an was zu tun um überhaupt was essen zu können. Ein Tag ohne Arbeit ist ein Tag ohne Essen. Essen ohne dafür was zu tun ist Diebstahl. Du hältst dein Wünsche für die Zukunft FÜR bescheiden, frag mal die die davon betroffen sind.

  • Ja, die Lehre des Zen finde ich schon besonders. Besonders wirkungsvoll, wie einfach sie letztlich auch sein mag. Und auch auch ein bisschen romantisch, in ihrer Selbstlosigkeit, aber das ist für mich eher konzeptuell als Wirklichkeit.


    Insofern, ja klar möchte ich dieses "besondere" in mein Leben holen, das hat aber nichts damit zutun, dass ich mir "Zen" auf meine Stirn tattoowiere und den ganzen Tag im Gasho rumlaufe. Ich möchte einfach meine Lebensqualität erhöhen, und das halte ich in meiner Situation nicht nur für einen Luxus, den ich mir erfüllen möchte, sondern für eine Notwendigkeit, um mit meinem Leben zurecht zu kommen.
    Und das tue ich nebenbei auch nicht auf Kosten anderer.

    Hast Du jemals zugehört wenn andere dir berichten wie belastend du bist? Deine Lebensqualität erhöhen? Du kannst ja noch nichtmal aus eigener Kraft die jetztigen herstellen und erhalten. Woher ich das weiß, ich kann lesen!

  • Ich möchte dich an dieser Stelle eigentlich nur darauf hinweisen, dass du überhaupt nichts über mich weißt, mit Sicherheit auch nicht, warum ich derzeit nicht arbeite. Viel Spaß dabei, deine eigenen Projektionen zu erforschen.

  • Weisst Du Elly, ich verstehe Dich immer noch nicht. Klar kann ich lesen; wahrscheinlich denke ich nur anders als Du.

    Rückblickend hatte ich mit24 schon eine ziemlich beachtliche berufliche Geschichte hinter mir - aber die Wirklichkeit was da eigentlich

    ablief, das möchte ich heute Nacht garnicht im Detail beschreiben - war trotz von Außen für andere als sichtbare Erfolge verzeichnend,

    eine ziemlich schlimme innere Armut für mich. Ein Jahr Klosterleben hätte mir helfen können, um dahingehend aufzuwachen; ich bin darauf leider nicht gekommen, sonst wäre ich sicherlich ganz schnell so eine Art Zwangsbuddhistin geworden.

    Verurteile bzw. Beurteile nie einen Menschen, den Du nicht wirklich kennst.


    Liebe Grüße von Schneelöwin und ein gutes Nächtle

    Liebe Grüße Schneelöwin


    "All is always now"




  • Ich bin irgendwie dankbar für deine Postings, du hast mich ordentlich angetriggert, und das ist ja eine wunderbare Gelegenheit, non-reaktiv und präsent zu bleiben. Wollte es eigentlich dabei belassen und das mit mir ausmachen, aber ich kann mir nicht helfen, das starke Bedürfnis nochmal zu Antworten bleibt. Ich bin mir nicht sicher, was das ist - ein Rechtfertigungsbedürfnis, oder ob ich vielleicht durch dich Fallstricke in meiner Betrachtung meiner Situation erkennen zu versuche. Erfordert, dass ich mich weiter öffne und verletzlich mache, mal sehen ob ich das später bereue.


    1) Du wirfst mir vor, ich würde ein parasitäres Leben führen. Hier eine Gelegenheit für dich nachzufühlen, wie du zu diesem voreiligen Schluss springst, denn ich habe nie beschrieben, in wie fern ich mich an der Haushaltsführung beteilige oder wo das Geld her kommt, das für mein Essen aufgewendet wird.


    Ich verfüge durchaus über gewisses Geld, ich sagte ja, dass meine Zukunftspläne nicht auf die Kosten anderer gehen. Das Kloster zahle ich selbst.

    Ich habe das Geld allerdings nicht selbst verdient, vielleicht siehst da darin ja auch eine Notwendigkeit, auf mich herab zu blicken.

    Es kommt auch nicht von meinen Eltern und ist nicht geklaut.

    Das Essen bei meinen Eltern zahle ich nicht, was aber nur daran liegt, dass sie mein Geld nicht wollen. Ich könnte Ihnen welches geben, das wäre okay für mich, aber sie haben wirklich nicht wenig davon. Sie würden das Kloster auch für mich bezahlen, wenn ich das Geld nicht hätte. So läuft das eben bei uns. Ich denke nicht, dass ich mich dafür schämen muss. Jeder kriegt eben einen anderen Start ins Leben, und wenn ich finanziell Glück hatte, habe ich dafür meine anderen Sorgen. Ich beneide Menschen nicht, die sie nicht haben, aber ich wünsche mir grundlegenden Respekt von denen, die sich damit nicht rumschlagen müssen.


    Am Haushalt beteilige ich mich ein wenig, meine Eltern sind da leider sehr intransparent mit mir, was es zu erledigen gilt. Ist schon irgendwie merkwürdig, fast schon darum zu betteln, mehr mithelfen zu können, deswegen habe ich das aufgegeben und mache eben einfach, was mir zufällig begegnet. Fände es eigentlich schöner fürs Gemeinschaftsgefühl.


    2) Für mich geht es beim Kloster eigentlich darum, diese Robustheit, die ich schon einmal verspürte, als ich dort war, stärker in mich zu integrieren. Ich halte Zen für eine sehr stabilisierende Praxis. Stabilität finde ich in mir bisher nicht, was der Grund ist, warum meine bisherigen Beschäftigungsverhältnisse kleine Katastrophen waren.Es ist nicht so, als hätte ich nicht gewollt, dass es funktioniert. Auch wenn ich durchaus mehr Akzeptanz für meine Situation hätte aufbringen können. Ihr mehr Respekt gegenüber bringen. Frühzeitig gewisse Schutzmaßnahmen einleiten können. Systematischer überlegen, wie es vielleicht doch klappt. Aber ich habe mir eingeredet, dass ich das nicht brauche, wollte meinem Job nicht noch mehr meiner Zeit, Gedanken und Energie schenken (mit anderen Worten, Feierabend hieß für mich Feierabend) und landete schließlich in einer psychiatrischen Klinik. Halte es auch für Möglich, dass es da eigentlich kein Abwenden von gab, aber ich frage mich doch schon manchmal, ob es anders hätte laufen können.


    Glaubst du eigentlich an psychische Krankheiten, oder sind das für dich alles Ausreden für Faulheit und Parasitentum?


    Besagte Klinik konnte für mich leider nicht das tun, was sie versprach, seitdem bin ich auf der Suche. Meine heißeste Spur ist bislang Zen. Ich verfolgte auch schon andere, leider erfolglos. Dass ich mich einfach wieder ins Berufsleben begebe, aus irgendeiner fiktionalen gesellschaftlichen Verpflichtung heraus, halte ich in Anbetracht meiner Vorgeschichte für ziemlich kurzsichtig. Ich werde bestimmt nicht mein Leben lang von Gelegenheitsjob zu Gelegenheitsjob humpeln, weil ich zu was ernstem nicht die Ausdauer habe, aber dennoch gefälligst zu arbeiten habe. Nein, ich nutze was das Leben mir geschenkt hat und versuche, mehr aus mir zu machen.


    3) Ich möchte diese Stabilität erreichen, um auf eigenen Beinen stehen zu können, das ist eigentlich das einzige Ziel, das ich für die Zukunft habe. Einen Job finden, den ich aushalten kann, der irgendwo auch zu mir passt. Ich möchte keine Frau, und auch keine Familie gründen, die Gründe dafür behalte ich für mich. Ich möchte sozial eingebunden sein. Diese zwei Dinge reichen mir aus jetziger Sicht, und ich habe berechtige Sorge, ob mir das gelingt.

    Zugegeben, es ist auch kein sehr passioniertes Ziel, wegen dem ich morgens mit vollem Herzen aufstehe, um es zu erreichen. Wäre schön, sowas zu haben, würde bestimmt auch helfen, motivierter zu sein. Aber es ist halt was es ist, Passion regnet nicht vom Himmel nur weil ich es gerne hätte.

    Wenn Zen mir dabei nicht zu helfen vermag, mein Ziel zu erreichen, tja, dann kann ich mich wohl warm anziehen und darf meine Ansprüche noch weiter senken. Werde dann bestenfalls einen stillen, repetitiven, sozial weitestgehend isolierten Job ausüben können, schlimmstenfalls von Gelegenheitsjob zu Gelegenheitsjob springen. Wäre ein ziemlich sinnfreies Leben, wenn man das nicht für eine Familie auf sich nimmt. Aber solange ich noch eine Chance, eine Hoffnung sehe, dann werde ich sie nutzen.
    Wie du sagst, ich schaffe es ja nicht mal jetzt aus eigener Kraft, eine grundlegende Lebensqualität aufrecht zu erhalten. Vielleicht ist es dann ja klug, etwas zu unternehmen, um das zu ändern, anstatt einfach mit dem Kopf durch die Wand zu gehen und seine ballastartige Existenz hinter sich zu lassen, egal, was es kostet. (Schade, dass ich mich auch so wahrnehme, auch wenn ich mit meinem Klosteraufenthalt ja eigentlich niemanden Belaste). Dass du deine Mitmenschen aufgrund ihrer Unfähigkeiten verurteilst, ist ja wohl das aller Letzte und eine riesige Überraschung, wenn es von einem Buddhisten kommt.

    5 Mal editiert, zuletzt von Mogwai-Tree ()

  • Weißt du schon in welches Kloster du gehen möchtest Mogwai-Tree ?

    Ohne eine lange Zeit grimmiger Kälte,
    die Dir in die Knochen fährt –

    wie könnten die Pflaumenblüten

    dich erfüllen mit ihrem durchdringenden Duft?
    (Obaku)