Zitate aus dem Theravada

  • Avijja, oder auch moha genannt, bedeutet hier die Unwissenheit oder Verblendung, die Vergängliches als etwas Unvergängliches, Elendes als ein Glück, Wesenloses als etwas Wesenhaftes ansieht. Avijjā ist die Unwissen-heit und das Unverständnis und sagt aus, dass das ganze sog. individuelle Dasein in Wirklichkeit bloß ein beständig wechselnder Prozess geistiger und körperlicher Phänomene ist. Diese Phänomene aber bilden, genau ge-nommen, gar keine wirkliche und als solche sich gleichbleibende Einheit, Persönlichkeit oder Ichheit. Weder innerhalb noch außerhalb dieser flüch-tigen, beständig wechselnden Elemente ist ein davon unabhängig beste-hendes reales Ich überhaupt anzutreffen. Avijjā ist die, aller moralischen Befleckung und Verderbtheit zugrunde liegende Hauptwurzelbedingung in der alle Arten von üblen Willensregungen wie Gier, Hass, Verblendung, Dünkel, Neid, Geiz usw. wurzeln. Die Überwindung und Erlöschung von avijjā, und damit gleichzeitig von dem dadurch bedingten Übel, Elend und Leiden in der Welt, ist daher das letzte und höchste Endziel der Lehre des Buddha, das Ideal, dem jeder wahre Anhänger des Buddha immer näher und näher zu kommen versucht.


    Nyanatiloka.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Nun könnte sich die Frage ergeben: Wer leidet?

    Nach der konventionellen Wahrheit würde man wohl ganz richtig antworten, ein Lebewesen.

    Auf der höheren, über Konzepte hinausgehenden Ebene der letztendlichen Wirklichkeit findet

    man jedoch kein Lebewesen, kein Ich, du, er, sie, es – kein atta, nur anatta. Also ist da in

    Wirklichkeit niemand, der leidet. Daraus könnte nun gefolgert werden, dass es gar kein

    Leiden (dukkha) gibt. Also sind wir schon längst im Nibbāna angekommen, der Leidfreiheit?

    Aber wenn es das „wir“ ja auch nicht gibt...?

    So einfach ist es nun auch wieder nicht. Leiden als unangenehmes Gefühl (dukkha vedanā)

    entsteht aufgrund von Bedingungen, die ihrerseits wieder vielfältig bedingt sind. Eine

    wichtige Bedingung ist der physische oder geistige Kontakt der Körpersinne bzw. des Geistes

    mit einem unerwünschten Objekt. Dieses Leiden folgt seiner eigenen Gesetzmäßigkeit, nicht

    unseren Vorstellungen und Wünschen.

    Dukkha vedanā ist real, ist wirklich. Als Geistesfaktor taucht es da auf, wo Geist ist, wo

    Bewusstsein ist bzw. richtiger ausgedrückt „fließt“, nämlich im Bewusstseinsstrom. Erst wenn

    dieser im endgültigen Nibbāna erlischt, gibt es auch kein dukkha vedanā mehr. Das ist dann

    das „Verlöschen der Daseinsgruppen“ (khandha-Nibbāna) bzw. „Verlöschen ohne Rest“

    (anupādisesa Nibbāna).


    Agganyani.

    (Dukkha.

    Dukkha-Gefühl und universelle dukkha-Natur).


    Im Dhammacakkappavatana Sutta, der 1. Lehrrede des Buddha [S 56.11], in der er bereits die

    vier Wahrheiten gelehrt hat, wird die erste edle Wahrheit wie folgt definiert:

    Dukkhaṃ ariya saccaṃ Die edle Wahrheit vom Leiden

    jāti pi dukkhā Geburt ist Leiden

    jarā pi dukkhā Altern ist Leiden

    vyādhi pi dukkho Krankheit ist Leiden

    maraṇaṃ pi dukkhaṃ Tod ist Leiden

    appiyehi sampayogo dukkho Zusammensein mit Unliebem ist Leiden

    piyehi vippayogo dukkho Getrenntsein von Liebem ist Leiden

    saṃkhittena

    pañc’upādānakkhandhā dukkhā

    kurz,

    die fünf Anhaftungsgruppen sind Leiden.


    Agganyani.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Von nibbana (das völlige Versiegen von Gier, Hass und Unwissenheit; das Endziel

    buddhistischer Praxis; Anm. d. Übers.) sagt der Buddha, dass es sich jenseits von

    Werdeprozess und Geburt befindet. Die Leute verstehen das nicht. Sie verstehen nur die

    Angelegenheiten, die sich um den Werdeprozess und die Geburt drehen. Wenn es keinen

    Werdeprozess gibt, dann gibt es auch keinen Platz zum leben. Wenn es keinen Platz zum

    leben gibt, was soll ich dann tun? Wie soll ich existieren? Gewöhnliche Leute denken, es sei

    besser, hier zu bleiben. Sie wollen geboren werden, aber sie wollen nicht sterben. Gibt es so

    etwas überhaupt? Wenn du etwas willst, was gar nicht sein kann, dann hast du ein großes

    Problem. Die Leute denken aber so, weil sie dukkha (die Unzulänglichkeit des Lebens) nicht

    verstehen. “Ich will geboren werden, aber ich mag den Tod nicht.” Letzten Endes geht es auf

    nichts anderes als diese Aussage zurück.

    Der Buddha sagte, dass der Tod von der Geburt herrührt: Wenn du nicht sterben willst, dann

    werde nicht geboren. Die Leute denken: Nun, ich will nicht sterben. Ich will zwar

    wiedergeboren werden, aber ich will auch nicht sterben. Man könnte annehmen, dass sie sehr

    starrköpfig seien. Mit Menschen zu sprechen, die unter dem Einfluss von Verlangen und

    Anhaftung stehen, ist sehr mühsam. Denn es wird äußerst schwierig für sie sein, an den

    Punkt des Loslassens zu gelangen.


    Ajahn Chan.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Daher wollen die meisten Leute nibbāna nicht erreichen, denn da ist

    nichts; gar nichts. Schaut das Dach und den Boden hier an. Oben ist das

    Dach, es ist etwas „Beständiges“. Ganz unten ist der Boden, das ist auch

    etwas „Beständiges“. Aber in dem leeren Raum zwischen dem Boden und

    dem Dach ist nichts, auf dem man stehen könnte. Man kann auf dem Dach

    oder auf dem Boden stehen, aber nicht auf diesem leeren Raum. Wo es

    keinen Ort zum Verweilen gibt, da ist Leere, und diese Leere ist nibbāna.


    Ajahn Chan.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Die Frage, ob der Mensch einen freien Willen besitzt, wird schon deshalb hinfällig, weil in diesen stets wechselnden körperlichen und geistigen Da-seinsphänomenen keine Einheit entdeckt werden kann, die als Mensch zu bezeichnen wäre und daher „Mensch“ im höchsten Sinn ein leeres Wort ist.

    Die Frage, ob der Wille frei sei, muss darum abgelehnt werden, weil der Wille ein bloß für einen Augenblick aufblitzendes, geistiges Phänomen ist und im vorangehenden Augenblick überhaupt noch nicht bestanden hat. Man kann wohl kaum von einem noch gar nicht entstandenen Ding fest-stellen, ob es frei oder unfrei sei. Die einzige berechtigte Frage wäre hier: „Ist die Entstehung des Willens etwas Bedingtes oder etwas Zufälliges?“ Dieselbe Frage stellt sich aber auch bei allen anderen geistigen Phäno-menen, bei allen Dingen und Geschehnissen überhaupt. Die Antwort darauf müsste etwa lauten: „Sei es Wille oder Gefühl oder irgendein anderes geistiges oder körperliches Phänomen, was immer entsteht, entsteht in Abhängigkeit von Bedingungen, und ohne diese Bedingungen kann es nicht zum Entstehen kommen.“

    Nach dem Buddhismus gibt es keinen blinden Zufall, alles geschieht gesetz-mäßig, d. h. in Abhängigkeit von Bedingungen. Wäre dem nicht so, so würde blindes Chaos oder purer Zufall herrschen, was allem Augenschein wider-spricht.


    Nyanatiloka.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Alles, was wir von "Welt" wissen, das wissen wir durch Wahrnehmung, Bewusstsein, Erleben. Wir meinen zwar, dass wir es in unser Bewusstsein aufgenommen haben, weil wir es mit den Sinnen von außen aufgelesen haben, aber wir wissen davon erst in dem Augenblick, wo es als Wahrnehmung in das Bewusstsein eintritt, d.h. in den Geist als der Gesamtheit aller Erlebnisse, Vorstellungen und Erinnerungen. Wir könnten eine Welt jenseits der Wahrnehmung nicht fassen, wir leben nur von Wahrnehmung. Die Auffassung, man werde sich einer Sache bewusst, weil sie "da" sei, ist nicht berechtigt, denn mit Wahrnehmung fängt unser Wissen an. Immanuel Kant sagt: "Wir kennen nur Ding als Erscheinung." Fünfzig Jahre vorher sagte Berkeley, ein englischer Philosoph: "Sein ist Wahrgenommenwerden".


    Paul Debes.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Das Nirvana ist keine Sache der Diskussion, es ist eine Sache der Erfahrung.



    Der Buddha bezeichnete sich selbst lediglich als Wegweiser. Und auf die ironische Bemerkung eines Brahmanen, dass viele, die seine Lehre hörten, doch nicht nach ihr lebten, antwortete er ihm (dessen Haus an einer Wegkreuzung nach Rajagaha stand, der Fünfhügelstand, in der der König lebte), dass ja sicher auch nicht alle, die ihn nach dem Weg nach Rajagaha fragten, auch wirklich dorthin gingen...

    Quelle teilweise: Paul Debes beantwortet Fragen zu buddhistischer Anschauung und Lebensführung.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Nur ein Mensch, der sich einer bewussten Selbsterziehung unterzieht, kann zu einer gesteuerten Veränderung, zur Reinigung des Herzens kommen. Das Herz nach der ursprünglichen Heilslehre des Erwachten umzubilden oder aber den Ratschlägen und Wünschen seines Herzens zu folgen, das ist der Unterschied zwischen dem Gang zum Nibbana und der Weiterwanderung durch den Samsara.

    Wer die Herzbefleckungen einzeln bei sich selbst gründlich betrachtet (siehe das Kapitel "Charakter"), der macht bei sich selber ganz neue Erfahrungen, die seine innere Situation wandeln. Bei immer feinerer und gründlicherer Betrachtung wird leiseste Abwendung und Ablehnung anderen Wesen gegenüber bemerkt, und sofort werden mit aller Kraft und aller Konsequenz diese Anwandlungen ausgerodet, und nicht ruht der Übende, bis er an ihrer Stelle Wohlwollen und herzliche Freundschaft hat setzen können. Daraus erwächst eine innere Freudigkeit und nimmt immer mehr zu.


    Paul Debes.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Jede Meditation, jede aus denkerischem Betrachten gewonnene Einsicht ist ein Kraftimpuls. Jede geistige Bewertung, jede neue Anschauung durchsetzt, durchdringt und beeinflusst mein Gemüt und führt damit zu kleinen und größeren Veränderungen meines Wesens. Alles, was ich bin, ist auf diesen Wegen des geistigen Herannehmens und Abstoßens entstanden. Darum kann aber auch alles, was ich geworden bin, auf diesem Wege wieder aufgehoben werden. Darum kann ich auf diesem Wege alles Schlechte überwinden, alles Gute mir aneignen. Dies ist der Weg der Wandlung, "der gangbare Weg, der um den ungangbaren herumführt" (Majjhima Nikaya Nr. 8).

    Mit jedem Gedanken baue ich an meinem zukünftigen Schicksal, Schaffsal. Ich kann immer Helleres und Lichteres erleben, schaffen bis zum vollkommenen Heil. Ein guter Gedanke nach dem anderen bringt allmählich Tropfen um Tropfen die Veränderung zum Guten mit sich. So kann ich Schritt für Schritt "ohne Hast und ohne Rast" mein Wesen wandeln. Aus diesen Kenntnissen und Erfahrungen erwächst die für die Meditation besonders günstige Gemütsstimmung.

    (Quelle: Meditation nach dem Buddha, von Paul Debes).

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    Sokrates

  • Denn die Welt, die

    wir erleben, ist das Spiegelbild unserer Herzensqualität. So

    wie jedes Traumbild nicht aus dem Nichts kommt, sondern

    eine Ursache hat, und zwar von den unterschiedlichen wogenden

    Gemütsstimmungen aus Tageserlebnisfetzen und Gedankenbildern

    jüngerer bis ältester Vergangenheit gebildet wird –

    so hat erst recht unsere viel mehr zusammenhängende und

    kontinuierliche Tageswahrnehmung, also unser gesamtes Erleben,

    eine sehr reale und substantielle Herkunft. Diese besteht

    nur eben nicht in einer „realen objektiven Welt da draußen“,

    von welcher wir meinen, wir würden von ihr eben durch unsere

    Wahrnehmungen wissen, sondern die Herkunft der als real

    erlebten Welt besteht in der Beschaffenheit des Herzens mit

    seinen Trieben, Neigungen, Drängen, Wünschen und Vorstellungen.


    Paul Debes.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • In dem Bemühen, die Tugendregeln einzuhalten, beobachtet

    der ernsthafte Nachfolger im Lauf der Jahre und Jahrzehnte

    bei sich eine Erhöhung und Erhellung seines inneren Wesens.

    So wie ein Schiff in einer Schleuse von einem niedrigeren

    Wasserspiegel nach und nach gehoben wird, bis es die gleiche

    Höhe mit dem oberen Wasserspiegel gewonnen hat, und wie

    sich ihm damit eine ganz andere neue Sicht auftut – so auch

    erfährt der durch die Tugendübung sich erhebende und erhellende

    Mensch eben dadurch eine sich verändernde und zuletzt

    unvergleichlich hellere Gemütsverfassung, mit welcher er von

    allen früher gespürten Widerwärtigkeiten, Hindernissen und

    Dunkelheiten in gar keiner Weise mehr berührt wird. Sie sind

    für ihn geradezu „nicht mehr da“. Schon mit dieser Erfahrung

    geht ihm eine Ahnung von der Gültigkeit der Grundaussage

    248 ausführlich beschrieben in „Meisterung der Existenz“ S. 372ff.

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    des Erwachten auf, dass alle Dinge nicht an sich so da sind,

    wie wir sie erleben, sondern dass die Beschaffenheit des eigenen

    Herzens, das Maß an Gier, Hass, Blendung allein die Qualität

    unseres Erlebens zwischen Glück und Qual bestimmt.


    Paul Debes.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Wegen der Blendung durch die sinnliche Wahrnehmung

    (Fata Morgana) die Wirklichkeit nicht sehen, nicht mit ihr

    rechnen - das ist Wahn (avijjā), der in der Bedingungskette als

    die erste Bedingung für den gesamten Leidenszusammenhang

    zu immer nur wieder Altern, Sterben und Geborenwerden

    führt und darin festhält. - Aber durch den weltunabhängigen

    Herzensfrieden werden Gier und Hass, die drängenden Triebe,

    die auf weitere Wahrnehmung gerichteten Hungerleider, völlig

    aufgelöst. Durch diese Befriedung wird die von den Hungerleidern

    herkommende Blendung aufgelöst. Durch Auflösung

    der Blendung fallen die sinnesverwirrenden Täuschungen fort

    und dadurch werden alle anderen Wirklichkeiten, von welchen

    die Aufmerksamkeit durch die Täuschung abgezogen war,

    offenbar - werden ebenso offenbar wie für den Hasen, wenn

    der Autofahrer seinen Wagen anhalten und das Licht auslöschen

    würde, nun die gesamte Landschaft offenbar würde und

    damit seine rettenden Auswege. - Die Aufhebung der Täuschung

    lässt das Aufkommen des Wahrwissens, vijja~, zu.


    Paul Debes.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Der Buddha sagte, ob Reich oder Arm, Jung oder Alt, Mensch oder Tier,

    kein Wesen in dieser Welt kann sich lange in einem Zustand aufrecht erhalten,

    alles erfährt Veränderung und Entfremdung. Das ist eine unumstößliche

    Tatsache im Leben, an der wir nichts ändern können. Der Buddha sagte

    aber auch, dass wir doch etwas tun können, nämlich diesen Körper und diesen

    Geist zu betrachten, um ihre Wesenlosigkeit zu erkennen, um zu erkennen,

    dass keines davon "ich" oder "mein" ist. Sie existieren nur vorübergehend.

    Es ist wie dieses Haus: es gehört nur dem Namen nach dir, du könntest

    es nirgendwohin mitnehmen. Ebenso ist es mit deinem Vermögen, deinem

    Besitz und deiner Familie -- sie sind alle nur dem Namen nach dein,

    sie gehören dir nicht wirklich, sie gehören der Natur. Diese Wahrheit gilt

    aber nicht nur für dich allein; alle sind gleichermaßen davon betroffen,

    selbst Buddha, der Erhabene, und seine erleuchteten Schüler. Sie unterschieden

    sich nur in einem von uns, und zwar darin, dass sie die Dinge nahmen,

    wie sie sind; sie hatten erkannt, dass es nicht anders sein kann.


    Ajahn Chan.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Das Ziel des buddhistischen Übungsweges ist die Befreiung vom Leiden, und der Buddha macht es überdeutlich klar, dass das Leiden, von dem es sich zu befreien gilt, das Leiden der Fesselung an den Samsara ist, den wiederholten Kreislauf von Geburt und Tod. Selbstverständlich hat der Dhamma eine unmittelbar sichtbare und persönlich nachvollziehbare Seite. Durch unmittelbare Betrachtung unseres eigenen Erlebens können wir erkennen, dass Kummer, Anspannung, Angst und Sorge immer aus unserer Gier, unserem Hass und unserer Verblendung entstehen und deshalb durch Entfernung dieser Befleckungen aufgehoben werden können. Die Wichtigkeit dieser unmittelbar sichtbaren Seite der Lehrausübung kann nicht hoch genug eingeschätzt werden, denn sie dient dazu, unser Vertrauen in die Wirksamkeit des buddhistischen Weges zu bestätigen. Wenn man jedoch die Wiedergeburtslehre herunterspielt und die ganze Bedeutung des Dhamma nur in der Linderung von geistigem Leiden durch vertiefte Selbsterkenntnis sehen will, dann heißt das den Dhamma jener weitergehenden Perspektiven zu berauben, denen er seine volle Breite und Tiefe verdankt. Indem man das tut, läuft man ernstlich Gefahr, die Buddhalehre am Ende zu wenig mehr als einem ausgefeilten altertümlichen System humanistischer Psychotherapie zu degradieren.


    Bhikkhu Bodhi.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Igor07 ,


    kannst du eine Quellenangabe für das Zitat im vorherigen Beitrag #389 angeben?

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Im Buddhismus sind Vertrauen und Hingabe aber nur der Ansporn dafür, den Weg zu betreten und ihm mit Ausdauer zu folgen; für sich alleine sind sie kein Garant für die Erlösung. Die Hauptursache von Fesselung und Leiden, so lehrt der Buddha, ist die Unkenntnis hinsichtlich der wahren Natur des Daseins; folglich muss in der buddhistischen Befreiungsstrategie das Hauptwerkzeug die Weisheit sein, das Wissen und die Einsicht, wie die Dinge wirklich sind. Nachforschen und kritisches Hinterfragen, gelassen und ohne Vorurteil, stellen den ersten Schritt in Richtung Weisheit dar, denn sie erlauben es uns, unsere Zweifel aufzulösen und eine gedankliche Vorstellung der Wahrheiten zu gewinnen, von denen unsere Erlösung abhängt. Aber Zweifel und Fragen können nicht unbegrenzt andauern. Haben wir uns erst einmal entschieden, dass die Buddhalehre unser Beförderungsmittel zur geistigen Freiheit sein soll, dann müssen wir auch an Bord kommen: wir müssen unser Zögern hinter uns lassen und den Übungsweg beschreiten, der uns vom gläubigen Vertrauen zur befreienden Schau bringt.


    Bhikkhu Bodhi.



    Zwei Gesichter der Buddhalehre

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Die Lehre des Buddha verweist auf die Verwirklichung des geläuterten Geistes jenseits aller kulturellen oder religiösen Konditionierungen. Das bloße Verweilen im erwachten Gewahrsein ist schon äußerst wirksam und höchsten Respekts würdig. Dabei ist diese Fähigkeit universell. Wenn wir lernen, unsere konditionierten Reaktionen auf Gewalt und Hass loszulassen, werden wir alle in der Lage sein, darauf mit der natürlichen Lauterkeit unseres Geistes zu reagieren. Mit einem erwachten Geist können wir über die Konventionen von Rasse, Religion oder Kultur hinausgelangen; wir können aufhören, andere zu beschuldigen und gewalttätig zu reagieren, so dass die Kraft der Liebe und des Mitgefühls ungehindert aufsteigen und sich verbreiten kann. Es liegt an uns allen, dies zu verwirklichen, es auszuprobieren und zu dieser Erkenntnis zu erwachen.


    Ajahn Sumedho.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Hallo Igor07 ,


    vielen Dank für den Link. Ich schätze Bhikkhu Bodhis Darlegungen des Dharma sehr.

    Kein Problem, Helmut . Was kannst du mir von ihm raten? Welche Bücher, meine ich?

    Mich freut immer, wenn ( nicht) meine Zitaten die Leuten zum Nachdenken oder Kontemplieren anregen. Ich , persönlich, gehöre zur alten Generation und lese die gedruckte Bücher.

    Und meine eigene Meinung, die deutsche Schule von Theravada, so wie von Paul Dahlke, dann Kurt Schmidt, .. und besonders die Triade von Paul Debes , Fritz Schäfer und Hellmuth Hecker ..hatten die Lehre nichts nur ausgezeichnet erfasst und verinnerlicht. Ihre absolutes Wissen auch von Pali-Sprache und allen möglichen Nuancen hatte es ihnen ermöglicht, diese ewige Lehre eher zu ver(deutsch)-lichen. Denn Deutsch war ihr Mutterssprache, so wie auch von Nyanatioka oder Nyanaponika, obwohl die meistens nur auf englisch veröffentlicht wurden, und nur später auf deutsch übersetzt. Deswegen ich bin mir vorsichtig mit Bhikkhu Bodhi. Wenn man ihn echt in Original liest, das wäre sehr gut. Nur meine eigene Meinung.

    Wenn die authentische Lehre mit den zuverlässigen Quellen ich versuche hier ( auch auf den anderen Threads) zu präsentieren, dann es verwirrt die einige. Brauchen wir alle neuen Nyanatiloka, frage ich mich dann? Ich würde weiter den Thread führen, und mich würde sehr freuen, wenn es wenisgtens, die Leute, innerlich inspireren oder begeistern würde. Wie mich selbst.

    LG, Igor.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • „Maler Herz“ malt die Wahrnehmungen, und unsere inneren

    Reaktionen in der Art der Herzensbefleckungen sind ein

    zusätzliches Entwerfen, wodurch wir die Welt als dunkel und

    gefährlich empfinden. Das ist die Blendung - das Wahrgenommene

    durch die Brille der eigenen Gefühle zu betrachten.

    Wer ungehemmt mit seinen Tendenzen rollt - in Gier und Hass

    -, der stirbt entsprechend und wird im nächsten Leben die Ernte

    erfahren: Als stark Begehrender wird er nicht bekommen,

    was er wünscht, als stark andere Verletzender wird auch er

    verletzt, wie er es auch schon im Erdenleben erfahren hatte.

    Indem wir aber erkennen, dass alles, was außen erscheint,

    nur Projektion unseres inneren Seins ist, dass Welt nur durch

    uns besteht, dann erkennen wir die Schädlichkeit, die unmittelbare

    Gefahr der Herzensbefleckungen, dann haben wir den

    Willen, sie zu überwinden.


    Paul Debes.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • So lehrte uns der Buddha, den Körper von den Fußsohlen bis zum Scheitel

    zu prüfen und zu untersuchen und dann wieder zurück bis zu den Füßen.

    Schau dir einfach den Körper an. Welche Dinge siehst du? Gibt es da etwas

    an sich Sauberes? Kannst du eine bleibende Essenz finden? Dieser ganze

    Körper verfällt ununterbrochen. Der Buddha hat uns gelehrt, dass er uns

    nicht gehört. Es ist natürlich für den Körper, so zu sein, weil alle bedingten

    Phänomene Änderungen unterliegen. Wie hättest du es sonst gerne? In

    der Tat ist nichts falsch daran, wie der Körper ist. Es ist nicht der Körper,

    der Leiden verursacht, es ist falsches Denken. Wenn du die Dinge falsch

    siehst, gibt es ganz bestimmt Verwirrung.

    Es ist wie mit dem Wasser eines Flusses. Es fließt natürlicherweise bergab,

    es fließt nie bergauf. Das ist seine Natur. Stünde jemand am Flussufer und

    wünschte, das Wasser solle bergauf fließen, wäre er töricht. Wo immer

    er hingehen würde, gäbe sein törichtes Denken seinem Geist keine Ruhe.

    Er würde unter seiner falschen Ansicht leiden, weil er gegen den Strom

    denkt. Mit richtiger Ansicht würde er sehen, dass das Wasser unvermeidlich

    bergab fließen muss, und bis er diese Tatsache erkennen und

    akzeptieren würde, wäre er verwirrt und frustriert.


    Ajahn Chan.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Hallo Igor07 ,


    ich habe von Bhikkhu Bodhi In den Worten des Buddha . Es ist eine kommentierte Zusammenstellung von Sutten aus dem Pali-Kanon. Ich finde es sehr hilfreich.


    Ich habe von ihm noch Wege in die Zukunft. Ich habe dieses Buch allerdings noch nicht gelesen.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • ich habe von Bhikkhu Bodhi In den Worten des Buddha . Es ist eine kommentierte Zusammenstellung von Sutten aus dem Pali-Kanon. Ich finde es sehr hilfreich.

    Vielen Dank, Helmut . LG.



    Rechte Ansicht zu haben bedeutet nicht einfach, eine bestimmte Liste von formelhaften Lehrmeinungen herunterzubeten oder besonders geschickt mit einer beeindruckenden Anzahl kryptischer Pali-Begriffe zu jonglieren. Zur rechten Ansicht zu gelangen ist im inneren Wesenskern eine Frage des Verstehens -- auf zutiefst persönliche Weise die wesentlichen Seinswahrheiten zu verstehen, um die sich unser Leben dreht. Die rechte Ansicht hat den großen Überblick zum Ziel. Sie versucht, unseren Platz im gesamten Daseinszusammenhang zu begreifen und die Gesetzmäßigkeiten zu erkennen, nach denen sich unser Leben zum Besseren oder Schlechteren entfaltet. Die Grundlage der rechten Ansicht ist die Vollkommene Erleuchtung des Buddha, und indem wir danach streben, unsere Ansicht geradezurücken, geht es uns um nichts anderes, als unser eigenes Verständnis von der Natur des Daseins mit demjenigen des erleuchteten Buddha in Einklang zu bringen. Rechte Ansicht mag mit gedanklichen Konzepten und Aussagenwissen beginnen, aber sie hört damit nicht auf. Durch Studium, tiefes Nachdenken und meditative Entwicklung verwandelt sie sich allmählich in Weisheit, die Weisheit der Einsicht, welche die anfanglosen Fesseln des Geistes zu sprengen vermag.



    Von Ansichten zur Einsicht

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Das Welterlebnis ist der Schatten der Seele. So licht oder so dunkel das Herz ist, so auch ist das Welterlebnis. Darum wird die Welt verbessert nicht an der Welt, sondern am eigenen Herzen. Der morgenländische Mensch lebte weitgehend in dem Bewusstsein, dass die Welterscheinungen geistiger Art, Einbildung, maya sind, und er wusste auch weitgehend - und der Buddha bestätigte es ihm - dass Welterscheinungen geschaffen werden von den Trieben des Herzens, der Psyche, die aus dem Geiste je nach seiner Verderbtheit oder Klarheit hervorgehen, und das dass jede Psyche diejenige Welt erlebt, die ihren Qualitäten zwischen licht und dunkel entspricht.


    Quellen: Meisterung der Existenz durch die Lehre des Buddha, von Paul Debes. Die ursprüngliche Lehre des Buddha und die moderne Naturwissenschaft, von Heinz Reißmüller.)

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates