Von Emotionen schnell zu Mitgefühl wechseln: Wie machen?

  • Die letzte Bemerkung von Deepa trifft es gut, finde ich.

    Es reicht eben nicht aus, zu erkennen, dass der Andere leidet. Daraus entsteht noch kein Mitgefühl. Denn sonst gäbe es ja keine Folterer und es gäbe keine echte Schadenfreude.


    Im Hinduismus (in den Upanischaden) findet man die Aussage, den prima zitierbaren Spruch: tat tvam asi (das bist du).

    Dahinter steckt eine ganz Philosophie: ich und du sind nicht getrennt. Im Innern sind wir ein Wesen. Die vielfältige Welt ist bloße Illusion. Der Schöpfer der Illusion bist du selbst.

    Der Buddha hat es besser gelehrt finde ich: alle Lebewesen waren seit anfangsloser Zeit schon unzählige Male mal unsere eigene Mutter - und: "ich" und "du" sind nur relativ, aus der anderen, gleich gültigen Perspektive, ist es anders herum "du" und "ich".


    Diese Meditationen führen zu großem Mitgefühl, wenn man es nicht spontan von vornherein schon hat (und vorherigen leben entwickelt hat :) )

    :rainbow:

  • Und man darf nicht (i.S.v.: macht man es, ist es kein Mitgefühl), seine Erfahrungen 1:1 auf das Gegenüber übertragen:


    „Ach...was.Das tut doch nicht weh. Ich habe auch schon mal xy erlebt. Mir hat es nicht weh getan. Stell dich nicht so an“


    Dann betrachtet man ihn nicht mit Mitgefühl - man ist bei sich bei und urteilt (und verurteilt ihn ggf.) darüber, ob es ihm zusteht, Schmerz zu empfinden.

    Daraus kann sich auch die unheilsame Ideologie entwickeln dass der Stärkere und Robustere mehr Rechte habe. Obwohl doch Mitgefühl eine besondere menschliche Eigenschaft ist die gebietet zu helfen und zu beschützen anstatt zu verachten und zu beherrschen. Was für eine Verblendung Mitgefühl als Schwäche auszulegen.

  • Zitat

    Als mein zehn Jahre jüngerer Bruder im Alter von fünf Jahren beim Spiel im Nachbargarten starb, merkte ich, dass der Sichtweise meines Vaters etwas Wichtiges fehlte, etwas das ihn (innerlich) verwundbar machte: das liebende Mitgefühl mit sich selbst, ... die Fähigkeit, sich selbst so anzunehmen, wie man nun einmal (völlig unverbogen) ist, mit allen Vorzügen und vermeintlichen Schwächen.


    Das war eine erste wichtige Erkenntnis in meinem Leben.

    (Hervorhebung von mir)


    Nicht nur das für sich - auch.

    Zu meinen Beiträgen: So sehe ich es.


    Viele Wege führen ins Nirvana.

    Deepa

  • ...das liebende Mitgefühl mit sich selbst, ... die Fähigkeit, sich selbst so anzunehmen, wie man nun einmal (völlig unverbogen) ist, mit allen Vorzügen und vermeintlichen Schwächen.

    Das ist mir erst mit dem Buddhismus so richtig klar geworden. Vielleicht ist das aber eine Eigenschaft die man ganz natürlich als Kind hat und die dann durch Erziehung verbogen wird.

  • Meinst Du mit „eine besondere menschliche Eigenschaft“ versus „…nicht-menschliche (im Vergleich: „Hund, Katze, Maus“)“?


    Auch bei Tieren kann man so etwas beobachten - was mann als Mitgefühl bezeichnen könnte - je nach Definition.

    Zu meinen Beiträgen: So sehe ich es.


    Viele Wege führen ins Nirvana.

    Deepa

  • ...das liebende Mitgefühl mit sich selbst, ... die Fähigkeit, sich selbst so anzunehmen, wie man nun einmal (völlig unverbogen) ist, mit allen Vorzügen und vermeintlichen Schwächen.

    Das ist mir erst mit dem Buddhismus so richtig klar geworden. Vielleicht ist das aber eine Eigenschaft die man ganz natürlich als Kind hat und die dann durch Erziehung verbogen wird.

    Mir ist es nicht durch den Buddhismus klargeworden, sondern auf anderem Wege.


    Ist schon erstaunlich, wie man manchmal mit sich selbst spricht - nicht wirklich liebevoll, annehmend.


    Oftmals begegnet man dann anderen Menschen ähnlich. Wobei es auch das Phänomen gibt, dass man anderen eher etwas durchgehen lässt, als sich selbst und umgekehrt.


    Hängt ganz von der Prägung - dem Selbst-/Menschenbild und den erlernten Strategien ab.

    Zu meinen Beiträgen: So sehe ich es.


    Viele Wege führen ins Nirvana.

    Deepa

  • Daraus kann sich auch die unheilsame Ideologie entwickeln dass der Stärkere und Robustere mehr Rechte habe. Obwohl doch Mitgefühl eine besondere menschliche Eigenschaft ist die gebietet zu helfen und zu beschützen anstatt zu verachten und zu beherrschen. Was für eine Verblendung Mitgefühl als Schwäche auszulegen.

    Meinst Du mit „eine besondere menschliche Eigenschaft“ versus „…nicht-menschliche (im Vergleich: „Hund, Katze, Maus“)“?


    Auch bei Tieren kann man so etwas beobachten - was mann als Mitgefühl bezeichnen könnte - je nach Definition.

    Ja ich habe es mit Tieren verglichen und dabei an die Ansicht gedacht dass das Recht des Stärkeren ein Naturrecht sei. Die Fähigkeit auf ein solches Recht freiwillig zu verzichten ist bei Tieren jedenfalls nicht so ausgeprägt wie es beim Menschen möglich ist. So wie etwa der Buddha auf seine Herrschaftsansprüche verzichtet und nach dem Erwachen aus Mitgefühl gelehrt hat.


    Übrigens wenn man sich das vergegenwärtigt dass sein Motiv zu lehren echtes, reines MItgefühl war, dann bewirkt das auch was in einem selber, es ist eine mögliche Meditationspraxis.

  • Ist schon erstaunlich, wie man manchmal mit sich selbst spricht - nicht wirklich liebevoll, annehmend.


    Oftmals begegnet man dann anderen Menschen ähnlich. Wobei es auch das Phänomen gibt, dass man anderen eher etwas durchgehen lässt, als sich selbst und umgekehrt.


    Hängt ganz von der Prägung - dem Selbst-/Menschenbild und den erlernten Strategien ab.

    Ja es ist erstaunlich, das kann auch so ein Hang zum Perfektionismus sein, dann macht man sich Vorwürfe wenn man nicht so funktionieren kann wie man sich das vorstellt. Oder wie andere sich vorstellen dass man zu sein hat.


  • Zitat

    Bonbon? ... Nein, nicht bei meinem Vater. Ich war sein "Sohn", und daher hieß es, (wie auch schon in seinem Elternhaus): "Ein Indianer kennt keine Schmerzeṇ."

    Wenn er das zu Dir gesagt hat, wenn Du Schmerzen hattest, war das kein Mitgefühl. Da wird der Schmerz negiert, statt anerkannt.

    Zu meinen Beiträgen: So sehe ich es.


    Viele Wege führen ins Nirvana.

    Deepa

  • ... mit den Mitmenschen hatte mein Vater durchaus liebendes Mitgefühl.

    Das kenne ich als den Spruch: "Hart gegen sich selbst und mild gegen andere". Klingt zwar erstmal gut, aber es ist doch künstlich und funktioniert dann auch oft nicht.

    Es gibt eine Lehrrede über zwei Akrobaten wo der eine auf die Schultern des anderen steigt und meint jeder solle auf den andereren achten. Der (oder die?) Andere meint aber es wäre besser wenn jeder auf sich selber achtet, damit achtet er auch auf den anderen. (Palikanon, weiß jetzt nicht wo es steht und muss auch gleich weg).


    Oder ganz einfach: Wenn es heißt Mitgefühl mit allen Wesen, warum sollte man sich dann selber ausschließen?

  • Oder ganz einfach: Wenn es heißt Mitgefühl mit allen Wesen, warum sollte man sich dann selber ausschließen?


    Mitgefühl ist immer mit anderen Wesen.

    Mitgefühl mit sich selbst ist komisch formuliert und auch komisch zu praktizieren.

    Ich bin ja nicht mit mir, sondern ich bin ich selbst. Wenn wir mal Schizophrenie ausnehmen ;)


    In den Sutren finde ich nicht diesen selbstmitleidigen Ausdruck, der stammt wohl aus unserem modernen Zeitalter.


    Ich kann mich dagegen erinnern an "Jeder ist sich selbst sein eigener Beschützer": das ist eher kluger Egoismus, ein Ausdruck, eine Idee, die der Dalai Lama schon manchmal so benannt hat: man schützt sich durch Ethik gegen andere gleichzeitig auch selbst.

    Ebenfalls kein Mitleid mit sich selbst, sondern Klugheit ist es, wenn man sich realistisch einschätzt, was man leisten kann und was nicht.

    Dass man selbst nicht leiden will, ist ja so wie so schon klar, das wollen auch die Folterer und Tierquäler usw. nicht. Das eigene nicht leiden wollen sollte man nicht irgendwie mit der Geisteshaltung des Mitgefühls verwechseln, sonst verdreht man den Sinn des Mitgefühls.


    Meine Meinung natürlich nur.

    :rainbow:

  • In den Sutren finde ich nicht diesen selbstmitleidigen Ausdruck, der stammt wohl aus unserem modernen Zeitalter.

    Hier von einem selbstmitleidigen Ausdruck zu sprechen ist nicht angemessen.


    Mitgefühl ist eine Geisteshaltung, die sich auf die anderen Lebewesen bezieht. Es besteht in dem Wunsch: "Mögen alle Wesen frei sein von Leid und den Ursachen des Leides."


    Diese Haltung wird man aber erst dann wirklich entwickeln können, wenn man die wahren Leiden und die wahren Ursachen in Bezug auf sich selbst gut durchdrungen hat und dadurch den Wunsch entwickelt, sich von den samsarischen Leiden und deren Ursachen befreien zu wollen. Dann entwickelt man den Gedanken, dass alle anderen Lebewesen in derselben Situation sind wie man selber und entwickelt dann eben den Wunsch, dass auch sie aus diesen Leiden frei kommen mögen.


    Ohne den Wunsch, sich selber aus den samsarischen Leiden befreien zu wollen, wird man kein wirkliches Mitgefühl mit den anderen Lebewesen entwickeln können.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Wieso? ich sehe und fühle doch gerade einen Unterschied darin.

    Genau deswegen schlage ich ja vor, die Begriffe "Mitgefühl mit sich selbst" oder "Selbstmitleid" fallen zu lassen, damit da ein Unterschied zwischen Mitgefühl und Selbstbetrachtung deutlicher wird.


    Ich bin sogar der Ansicht - oh Extrem ! - dass man nur mit Mitgefühl mit anderen, mit Mahakaruna, (ohne Selbstmitleid) ein Buddha werden kann. wenn es denn stimmt, dass die Bodhisattvas freiwillig in die Höllen gehen würden, um Lebewesen daraus zu retten.

    In einer Jataka-Erzählung gibt der Buddha in einem seiner früheren Leben einer hungrigen, sehr geschwächten Tigerin mit fünf Jungen sein Blut zu trinken und sein Fleisch zu essen.


    So groß kann der Unterschied zwischen Mitgefühl und sogenanntem "Mitgefühl mit sich selbst" sein.

    :rainbow:

  • "Selbstmitleid" ist sicherlich ein Begriff, der den Zusammenhang, um den es hier geht, nicht gut wiedergibt, eigentlich sogar sehr missverständlich ist. Deshalb ist es sicherlich angemessen, ihn fallen zu lassen und nicht weiter zu benutzen.


    Den Begriff "Mitgefühl mit sich selbst" finde ich gar nicht so schlecht. Mitgefühl ist ja der Wunsch, dass Lebewesen frei sein mögen von Leid und dessen Ursachen. Diesen Wunsch kann ich sehr wohl auch auf mich selber beziehen und dann von "Mitgefühl mit mir selbst" reden, denn dies bedeutet ja, ich will mich vom Leid und seinen Ursachen befreien. In manchen Übersetzungen wird von Entsagung anstatt vom Mitgefühl mit sich selbst gesprochen. Aber auch das ist ein sehr erklärungsbedürftiger Begriff.


    Dieser Wunsch nach eigener Leidfreiheit hat nichts mit Selbstmitleid, was immer das sein soll, zu tun und ist, wie oben bereits erwähnt, die Grundlage auf der man Mitgefühl mit anderen Lebewesen entwickelt.


    Mahakaruna ist das große Mitgefühl, das eines der Ursachen für den Bodhisattva ist, der später durch die Vollendung des Bodhisattvapfades zum Buddha wird. Aber Mahakaruna allein reicht nicht aus um ein Bodhisattva zu werden. Dafür sind als weitere Ursachen Bodhicitta und non-duale Weisheit erforderlich. Auf dieser Grundlage wird man ein Bodhisattva und tritt in den Bodhisattvapfad ein. Dann muss sich der Bodhisattva über fünf Pfade schulen, um ein Buddha zu werden.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

    • Offizieller Beitrag

    Dieser Wunsch nach eigener Leidfreiheit hat nichts mit Selbstmitleid, was immer das sein soll, zu tun und ist, wie oben bereits erwähnt, die Grundlage auf der man Mitgefühl mit anderen Lebewesen entwickelt.

    "Selbstmitleid" beschreibt eine Haltung des Jammerns. Es ist nicht die Haltung der Mutter, die für ihr weinendendes Kind da ist, sondern die Haltung des weinendes Kindes das nach der Mutter verlangt "Ich bin so arm, mir geht es so schlecht, tröstet mich jemand!". Man könnte sagen, es ist der Mangel an Mitgefühl mit sich selbst. Weil man seinem eigenen Leid nichts entgegensetzten kann betonen man die eigene Erbärmlichkeit um das Erbarmen der anderen zu wecken. Das geht auch in die andere Richtung: Je mehr Mitgefühl man in sich trägt, desto mehr verschwindet "Selbstmitleid".

  • Interessant ist auch, dass es sogar bei Mitgefühl (für andere) zwei verschiedene Arten bzw Entwicklungen gibt. In der einen Art ist man selbst mit involviert (geistig), die andere Art enthält gar keinen "Ich-Bezug" mehr.

  • Oder ganz einfach: Wenn es heißt Mitgefühl mit allen Wesen, warum sollte man sich dann selber ausschließen?


    Mitgefühl ist immer mit anderen Wesen.

    Mitgefühl mit sich selbst ist komisch formuliert und auch komisch zu praktizieren.

    Ich bin ja nicht mit mir, sondern ich bin ich selbst. Wenn wir mal Schizophrenie ausnehmen ;)

    Selbstreflexion ist schon eine menschliche Eigenschaft:


    Zitat

    Selbstreflexion bezeichnet die Tätigkeit, über sich selbst nachzudenken. Das bedeutet, sein Denken, Fühlen und Handeln zu analysieren und zu hinterfragen mit dem Ziel, mehr über sich selbst herauszufinden. Dabei können wir uns nicht nur selbst als individuelle Person hinterfragen, sondern auch als Teil eines Systems, zum Beispiel als Teil einer Familie oder eines Teams.

    Selbstreflexion – Wikipedia


    Wenn z.B. aufgrund des Versagens bei Idealen oder Konventionen, die man nicht zu erfüllen imstande ist, Gefühle von Schuld oder Minderwertigkeit entstehen, dann kann es dazu kommen dass man sich selber hasst, auch ohne Schizophrenie.

    Da kann man dann Frieden finden wenn man "liebendes Mitgefühl mit sich selbst " entwickelt wie mkh' geschrieben hat: "die Fähigkeit, sich selbst so anzunehmen, wie man nun einmal (völlig unverbogen) ist, mit allen Vorzügen und vermeintlichen Schwächen."

  • Verstehe, was Du meinst. Es war eine andere Zeit und Dein Vater hat getan, was er für angemessen hielt. Die Motivation mag sicher gewesen sein, Dich zu schützen - gleichzeitig ist es für mich nicht Mitgefühl, wie ich es verstehe.


    Wobei ich nicht dabei war und mir dementsprechend der Tonfall, die Mimik und Gestik dazu fehlt.


    Zumindest wird verbal vermittelt, dass Du keine Schmerzen zu haben hast.


    Menschen, die so etwas vermittelt bekommen und nicht da rauswachsen, sind die, die u.a. aufm Zahnfleisch zur Arbeit kriechen, statt achtsam mit ihrem Körper umzugehen.

    Geprägt durch die Eltern „Ein Indianer kennt keinen Schmerz“


    Mitgefühl - Annahme ist für mich, dem Kind in der Situation zu signalisieren, dass es ok ist Schmerzen zu haben und das mitzuteilen - nebst (z.B.) die Wunde zu versorgen - was auch immer möglich und notwendig ist.


    In einer ruhigen Minute kann man dem Kind seinem Entwicklungsstand entsprechend vermitteln, dass es wichtig ist [was auch immer Deinem Vater wichtig war].

    Zu meinen Beiträgen: So sehe ich es.


    Viele Wege führen ins Nirvana.

    Deepa

    Einmal editiert, zuletzt von Deepa ()

  • Ich erinnere gerade wieder den Text, den ich schon öfter zum Thema Mitgefühl, Empathie, Liebe,..gepostet habe.


    Die Schriftgröße bekomme nicht verkleinert.


    Zitat

    […]Bevor ein so großes Projekt initiiert werden konnte, führten die Forscher, immer über den Zeitraum von einer Woche, mehrere Schulungsprogramme für Meditationsanfänger durch, die über altruistische Liebe und Empathie meditierten. Diese Vorstudie konnte bereits aufzeigen, dass die meisten Empathie beim Anblick des Leids eines anderen Menschen empfinden können und dass dieses Leid systematisch mit ausschließlich negativen Gefühlen wie Schmerz, Hilflosigkeit, Ängstigung und Entmutigung verbunden wird. Die neuronale „Signatur“ der Empathie ähnelt der von negativen Empfindungen. Allgemein ist bekannt, dass der bei Empathie mit dem Schmerz eines Anderen aktivierte Bereich des neuronalen Netzes (vordere Inselregion und Gürtelwindung), auch bei eigenem Schmerzerleben reagiert.

    Tania Singer und ihre Kolleginnen haben etwa 100 Themen auf zwei Gruppen aufgeteilt. Eine Gruppe meditierte über Liebe und Mitgefühl, eine andere über Empathie. Die ersten Ergebnisse zeigten am Ende einer Meditationswoche über altruistische Liebe und Mitgefühl, dass die Probanden eine sehr viel positivere und liebevollere Wahrnehmung bei Videoauszügen mit leidenden Menschen zeigten. „Positiv“ bedeutet aber nicht, dass die Probanden das Leiden als annehmbar empfanden, sondern dass sie mit konstruktiven Geisteszuständen wie Mut, mütterlicher Liebe und Hilfsbereitschaft reagierten und nicht mit negativen Geisteszuständen, wie Hilflosigkeit, Abwehr, Entmutigung und Vermeidung.

    Darüber hinaus wurde Empathie nicht mehr systematisch mit einer negativen und störenden Wahrnehmung fremden Leids verbunden. Diese Veränderung wurde auf die Tatsache zurückgeführt, dass die Probanden zugewandte Empfindungen für den Nächsten für alle Situationen geübt hatten. Sie waren so in der Lage, dem Anderen in einer schwierigen Situation mit Liebe und Mitgefühl zu begegnen und Resilienz angesichts des Leidens des Anderen zu entwickeln. Normalerweise findet Resilienz beim Patienten statt; nach der Definition von Boris Cyrulnik handelt es sich dabei um die Fähigkeit zu überleben und ein Trauma zu überwinden, indem innere Ressourcen aktiviert werden. Unter Resilienz verstehen wir hier, die Fähigkeit des Probanden, sein ursprüngliches Hilflosigkeitsgefühl zu überwinden und es durch aktive Anteilnahme und Mitgefühl zu ersetzen. Die Daten der gemessenen Hirnaktivitäten bei den Probanden haben ebenfalls gezeigt, dass das Areal des neuronalen Netzes für das Verbundenheitsgefühl und das Mitgefühl aktiviert war, was in der Gruppe, die nur über Empathie meditierte, nicht der Fall war. […]

    Empathie und Mitgefühl: Welche Unterschiede und Zusammenhänge gibt es zwischen diesen beiden Emotionen? – Matthieu Ricard | Neurowissenschaft | Buddhismus

    Zu meinen Beiträgen: So sehe ich es.


    Viele Wege führen ins Nirvana.

    Deepa

  • Bei Mitgefühl geht es ja auch überhaupt nicht um Verstehen. Beispiel Eltern, und alle anderen Ahnen wollen das ihre Kinder mit der Welt zurechtkommen und sie führen, leiten ihre Kinder den Bedingungen gemäß. Mit, hauptsächlich, Mitleid durch Erkennen des eigenen Leides das sie ihren Kindern ersparen möchten. Mitgefühl ist erst zu erkennen, wenn die Kinder selber Kinder haben und diese auch Kinder haben. Da fällt auf, was man selber alles gemacht hat und nicht anders machen konnte, weil es eben so gemacht wurde und im Kontext der sozialen Bedingungen war in den Beziehungen in denen die Menschen, die Familie lebte. Da erscheint dann Mitgefühl. Ja zuerst Mitleid, mit dem was man getan hat und dann erscheint ein ganz merkwürdiges Gefühl der Zufriedenheit und Mitgefühl mit seinen Handlungen. Da fallen alle Rechtfertigungen, Verteidigungen Angriffe weg.

    Mitgefühl kann sich nur auf den beziehen der es empfindet mit allen anderen da draußen gibt es Mitleiden.

    Wenn ich meine Handlungen und deren Folgen so betrachte, erscheint Mitleid mit denen, die die Folgen ge-, ertragen haben, bei mir erscheint Mitgefühl, mit dem der so gehandelt hat, weil es eben doch nur so war wie es die Bedingungen erforderten. Vorsicht, das mit dem Mitgefühl mit seinen eigenen Handlungen funktioniert nur bei den Handlungen die ohne Geistesgifte ausgeführt wurden. Bei vergifteten Handlungen erscheint Scham und der Wunsch es zu gestehen, aus der Erinnerung, zu beichten nicht, um Vergebung zu erlangen, für was denn auch, sondern um es endlich zugegeben haben das man gierig, hassend und aus glauben wollen, obwohl ich es besser wissen musste, gehandelt hat. Es muss dem gesagt werden den es traf, ganz egal wie er reagiert. Dann kann bei mir kann Mitgefühl mit meinen Handlungen erscheinen. Ich habe endlich Mitgefühl mit mir und kein Mitleid mehr mit meinen bösen Handlungen. Einfach dadurch das ich es dem Opfer beichte, um nichts von ihm zu bekommen, auch kein Verzeihen. Ist ja sowieso vergangen und sogar meist vergessen vom Opfer. Es gab oft die Situation, dass ich eine vergiftete Handlung meinerseits gebeichtet habe und der den es traf, überhaupt nicht mehr erinnern konnte. Doch mein beichten, brachte ihm eine Erleichterung und machte frei, einfach so ohne Erinnerungen wurde ich wieder ein Freund. Durch Zugeben meiner vergifteten Handlungen vor meinen Opfern und mir erlange ich Mitgefühl mit mir und Mitleid mit allen anderen.

  • damit da ein Unterschied zwischen Mitgefühl und Selbstbetrachtung deutlicher wird.

    Das sind aber zwei Paar Stiefel, und die meisten praktizieren Mitgefühl und Liebende Güte für sich selbst und andere, neben oder zusätzlich zur Selbstbetrachtung (wenn Du damit so was wie Einsichtsmeditation meinst?). Ich weiß, für Dich nicht, aber halt für die meisten anderen Praktizierenden.


    Das unbedingte Annehmen steht hier im Vordergrund, nicht die Betrachtung. Mitgefühl mit Dir selbst praktizierst Du zum Beispiel, wenn Du siehst, dass Du Dich nicht-perfekt verhältst, nicht Deinen Ansprüchen genügst. Aber, statt Dich dafür abzuwerten, nimmst Du Dich damit bedingungslos an, statt Dich runter zu machen. Das kannst Du jetzt Selbstbetrachtung nennen, gehört aber für die meisten Menschen in eine ganz andere Kategorie.


    Liebe Grüße,

    Aravind.