Zur Notwendigkeit des Überweltlichen

  • Zitat

    Gäbe es kein Nirvana müssten wir auf ewig in Samsara verweilen.

    Wenn das wirklich das Verständnis ist, würde es bedeuten, dass man auf ewig in der Welt wiederkehrt. Da wir überwiegend feststellen, dass sich sowieso niemand verlässlich an seine früheren Existenzen erinnert - was wäre denn daran schlecht? Das könnte ja geradezu ein Grund für viele sein, die buddhistische Lehre in den Wind zu schlagen, weil sie gerne in Samsara sind.

    Und das wäre! wirklich fatal.... Alles wäre dann erlaubt...

    Wenn man nur! wegen der Angst agiert, weil er so wie den Schiss hätte von den anderen Existenzen,

    dann es wäre wirklich der verkappte Christentum!

    Gut, das war genau mein Gedanke! Aber keine Like( Ironie), denn es IST kein Buddhismus. Sorry...meine Meinung.

    Man sollte einfach im Innerstem erkennen, dass die leidbringende Emotionen ihm und den anderen schaden, es lohnt sich deswegen nur, aus der so wie egoistischen grunden...den Pfad zu folgen. Man versteht allmählich, dass er sich selbst schadet.

    Schon genug für den Anfang. Lol...

    LG.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Die Welt reizt ausschließliche das Persönlichkeit-ich und dieser Reiz geht von ihm selbst aus. Also fang an dich auf das zu beschränken, das wirklich notwendig ist. Ach geht ja nicht, weil du ja genauso viel oder mehr haben willst als andere.


  • Es ist deine Entscheidung, ob du dir einen subtileren Erkennenszugang mit den grossen Brettern Ich oder Selbst und Welt zunageln möchtest.


    Auch ich möchte nocheinmal anmerken: das hier ist der Theravadabereich. Magst du das respektieren?

  • Ich schalte wieder sehr kurz ein, denn es passt sehr gut in diesen Bereich!


    Zitat

    Wir müssen erkennen, dass die Empfindung von „Ich“ und „Mein“ die Wurzel aller Formen von dukkha ist. Wo immer es Anhaften gibt, ist die Dunkelheit der Ignoranz (avijjā) vorherrschend. Es gibt keine Klarheit, weil der Geist nicht leer (suñña) ist. Der Geist ist erschüttert, er brodelt und schäumt mit dem „Ich-Mein-Gefühl“. Im direkten Gegensatz dazu steht der Geist, der von dem Anhaften an „Ich“ und „Mein“ frei ist. Er ist leer, von ruhiger Heiterkeit und angefüllt mit Geistesgegenwart und Weisheit (sati-paññā).

    Wenn jemand auf intelligente Weise kurz und bündig über die Leerheit spricht, dann drückt er sich, obwohl das für manche erschreckend sein mag, wie ein Zen-Meister aus. Huang Po sagte: „Suññatā (Leerheit) ist das Dhamma, suññatā ist der Buddha und suññatā ist „der Eine Geist“.13 Verwirrung, die Abwesenheit von suññatā, ist nicht das Dhamma, ist nicht der Buddha und ist nicht der „Eine Geist“, sondern etwas neu Zusammengebrautes. Hier handelt es sich um zwei sich diametral gegenüberstehende Dinge, die aufsteigen: Leerheit (suññatā) und Verwirrung. Wenn wir diese beiden Dinge verstanden haben, werden wir das ganze Dhamma leicht verstehen können.

    Man kann das ganze Buch kostenlos herunterladen:


    Bücher - Dhamma Dana

    Buddhadasa Bhikkhu

    Das Kernholz des Bodhibaums – Suññata verstehen und leben



    Zitat

    Buddhadasa Bhikkhu (Thai: พุทธทาสภิกขุ, RTGS: Phutthathat Phikkhu, Aussprache: [pʰúttʰətʰâːt pʰíkkʰùʔ] Geburtsname: Ngueam Phanit (เงื่อม พานิช); * 27. Mai 1906 in Phumriang (พุมเรียง), Amphoe Chaiya, Südthailand; † 25. Mai 1993 in Chaiya) war einer der einflussreichsten buddhistischen Theravada-Mönche des 20. Jahrhunderts.


    Buddhadasa – Wikipedia

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Die Leidensaufhebung ist überweltlich (lokuttara) im Sinne des Übersteigens (uttara) der Welt. Man muss einmal aus der Welt ausgestiegen sein, um so eine radikal andere Perspektive erlangen zu können. Man kann das Leiden nicht in der Welt verlöschen lassen. Ohne das Ungestaltete kann das Gestaltete nicht überwunden werden. Daher ist das Überweltliche notwendig.


    Wenn das wirklich das Verständnis ist, würde es bedeuten, dass man auf ewig in der Welt wiederkehrt. Da wir überwiegend feststellen, dass sich sowieso niemand verlässlich an seine früheren Existenzen erinnert - was wäre denn daran schlecht? Das könnte ja geradezu ein Grund für viele sein, die buddhistische Lehre in den Wind zu schlagen, weil sie gerne in Samsara sind.

    Das man sich ja eh nicht mehr erinnert ist ein Argument oder könnte man ja auch als Erlösung sehen oder Glück, bin da auch hängen geblieben an diesen Gedanken, warum ein Wiedergeboren werden, immer was Schlechtes sein soll. Dass es schlecht ist oder als leidhaft gesehen wird, wird wohl erst möglich wenn man eine spirituelle Weite hat oder Einsichten gehabt, dass dann erst der Drang sich aus dem Wiedergeboren werden zu befreien, entsteht. Glück ist aber sicher nicht, dass man immer zu aufpassen muss was man denkt, wie man wirkt, da man sonst auch in ein sehr leidhaftes Umfeld geboren werden kann oder als etwas unterm Mensch. Also diese Sorge oder Verantwortung hätte ein Befreiter nicht mehr.

    Buddha erklärte ja auch die Ablenkungen der Welt, die Schwierigkeit, in diesem die Sinne permanent reizenden Umfeld eine Lebensführung zu etablieren oder aufrechtzuerhalten, die weg vom Begehren nach Sinnesreizung und Befriedigung führt. Entsüchtung in der (Konsum-)Welt? Feuer löschen inmitten des Feuers, oder lieber vom Rand her?


    Ich verstehe 'notwendig' hier nicht.

    Das glaube ich dir nicht, dass Du die Notwendigkeit nicht verstehst. ;) Also ja, vom Rand her löschen. Warum das notwendig ist, habe ich nochmal zitiert. Das was Himmelsbaum aus der Sutra zitiert hat und ein wenig in eigenen Worten noch erklärt hat. Ich muss es immer wieder lesen, da ich das so besser verinnerliche, es mir merke, auswendig weiß, oder nicht mehr vergesse.

    Der Weise, der, auf Sittlichkeit gestützt,

    Den Geist entfaltet, sich in Weisheit übt,

    Ein solch entschlossener und weiser Jünger

    Mag dieses Lebens Wirrsal einst entwirren.


    (Diese Verse finden sich im Samyutta-Nikāya).

    Einmal editiert, zuletzt von Rigpa ()

  • Im Paramatthamañjūsā, Dhammapālas Kommentar zum Visuddhimagga heißt es:


    A Study in Paramatthamañjūsā:

    Supramundane (lokuttarā) is so called because it is above the world, and it has gone beyond the world, as it is not included in the world. {Cha 2001 #5043D: 44}


    Alles, was die Welt ist, ist Leiden. Das Weltübersteigende ist, was dauerhaft und daher ohne Leid ist. Bechert schreibt daher für mich folgerichtig:

    Der Buddhismus: Geschichte und Gegenwart:

    Die Lehre des Buddha … ist ihrer ursprünglichen Zielsetzung nach keine Lehre für die Gestaltung des Lebens in der Welt, sondern eine Lehre zur Erlösung, also zur Befreiung aus der Welt. {Bechert 2000 #2261D: 9–10}


    Dieser Befreiung aus der Welt ist man sich mit dem Stromeintritt gewiss. Der Stromeintritt ist das erste Sehen von Nibbāna:


    Right View and the Scheme of the Four Truths in Early Buddhism:

    the first direct experience of Nirvāṇa which marks the attainment of stream-entry. {Anālayo 2011 #970D: 12}


    Ähnlich bei Nyānaponika:


    Sutta-Nipāta:

    „Dem Erkenntnis eignet“ (dassanena sampanno) bezieht sich auf die vom Strom-Ergriffenen ‚durch Erkenntnis aufzugebenden Dinge‘ (dassanena pahātabbā dhamma), d. h. die ersten drei ‚Fesseln‘. Hierzu siehe Majjhima-Nik. 2. Rede, und die folgende Kommentarstelle dazu: „Warum wird der Pfad des Stromeintritts als dassana (Erkennen oder Erblicken) bezeichnet? Weil er das erste ‚Erblicken‘ des Nibbāna bietet.“ {Nyānaponika 1996 #6D: 258}


    Bodhi kommentiert MN 2 in gleicher Weise:


    The Middle Length Discourses of the Buddha:

    The word “seeing” (dassana) here refers to the first of the four supramundane paths — the path of stream-entry (sotāttimagga) — so designated because it offers the first glimpse of Nibbāna. The higher three paths are called the paths of development (bhāvanā) because they develop the vision of Nibbāna to the point at which all defilements are eradicated. {Ñāṇamoli 2009 #121D: 1169}


    Das Erblicken‘ des Nibbāna wird auch als Dhamma-Auge bezeichnet:

    Sotāpatti:

    With the arising of this ‘eye of the Dhamma’, which corresponds to the first vision of Nibbāna, the noble disciple has seen the Dhamma {Anālayo #973D: 142}


    Nachdem Sehen folgt mit den folgenden überweltlichen Pfad- und Fruchtmomenten die Entfaltung, siehe Buddhaghosa:


    Visuddhimagga:

    Im ersten Pfadmomente aber gilt das Schauen des Nirwahns als (überweltliche) Verwirklichung (lokuttara-sacchikiriyā) durch ‚Erkennen‘ (dassana), in den übrigen Pfadmomenten als Verwirklichung durch ‚Entfaltung‘ (bhāvanā). Diese zweifache Verwirklichung ist hier gemeint. Daher ist die Verwirklichung des Nirwahns durch ‚Erkennen‘ und durch ‚Entfaltung‘ als die Funktion dieser Pfaderkenntnis aufzufassen. {Buddhaghosa 2014 #77D: 836–837}


    Dhammapālas Paramatthamañjūsā führt dies weiter aus:


    Zitat

    It is called dassana (seeing) because of seeing nibbāna first... Thus it is called the plane of seeing (dassanabhūmi) referring to the first path. As the remaining three paths arise through development in the state which is seen through the first path, something new is not seen. Therefore it is ‘development’ and ‘plane’ in the sense already stated. Thus it is called the plane of development (bhāvanābhūmi). There it is stated that understanding is twofold as dassanabhūmi and bhāvanābhūmi. {Cha 2001 #5043D: 44}


    Und im Sarada-sutta heißt es:


    ebenso auch, ihr Mönche, wird der edle Jünger, wenn ihm das ungetrübte, unbefleckte Auge der Wahrheit [dhammacakkhuṁ] aufgeht, mit dem Aufgehen der Erkenntnis [dassanuppādā] von drei Fesseln befreit: dem Persönlichkeitsglauben, der Zweifelsucht, dem Hängen an Regeln und Riten.

    2 Mal editiert, zuletzt von Himmelsbaum ()

  • Alles, was die Welt ist, ist Leiden. Das Weltübersteigende ist, was dauerhaft und daher ohne Leid ist.

    Dauerhaft und daher ohne Leid. Das ist schwer zu begreifen, weil es gibt auch Leidhaftes was man ja nicht gerne dauerhaft hätte. Diesen Drang das Nicht- Dauerhafte zu überwinden, haben wohl erst die Stromeingetretenen. Ich wollte sagen, es kann auch ein Drang sein, von da weiter zu gehen, da man eine innere Sehnsucht hat nach Hause zu kehren ( so in der Art ). Diese Sehnsucht nach Hause zu gehen. :)

    Der Weise, der, auf Sittlichkeit gestützt,

    Den Geist entfaltet, sich in Weisheit übt,

    Ein solch entschlossener und weiser Jünger

    Mag dieses Lebens Wirrsal einst entwirren.


    (Diese Verse finden sich im Samyutta-Nikāya).

  • So habe ich gehört: Einst weilte der Erhabene bei Sāvatthi im Jeta-Haine, im Klostergarten des Anāthapindika. Damals aber belehrte, ermahnte, ermunterte und erfreute der Erhabene die Mönche durch eine Rede über das Nibbāna...


    „Es gibt, ihr Mönche, ein nicht Geborenes, nicht Gewordenes, nicht Geschaffenes, nicht Gestaltetes. Wenn es, ihr Mönche, dieses nicht Geborene, nicht Gewordene, nicht Geschaffene, nicht Gestaltete nicht gäbe, dann wäre hier ein Entrinnen aus dem Geborenen, Gewordenen, Geschaffenen, Gestalteten nicht zu erkennen. Weil es nun aber, ihr Mönche, ein nicht Geborenes, nicht Gewordenes, nicht Geschaffenes, nicht Gestaltetes gibt, darum läßt sich ein Entrinnen aus dem Geborenen, Gewordenen, Geschaffenen, Gestalteten erkennen.“


    Wenn der Buddha sagt, er lehre Leiden und Leidensaufhebung, dann ist Leiden diese Welt (loka) und alle potentiell-zukünftigen Welten auch. Die Leidensaufhebung ist überweltlich (lokuttara) im Sinne des Übersteigens (uttara) der Welt. Man muss einmal aus der Welt ausgestiegen sein, um so eine radikal andere Perspektive erlangen zu können. Man kann das Leiden nicht in der Welt verlöschen lassen. Ohne das Ungestaltete kann das Gestaltete nicht überwunden werden. Daher ist das Überweltliche notwendig.

    Danke, dass du das Thema hier aufgebracht hast. Ich fand dann eine Datei über Nibbana von Ajahn Sumedho - Die Insel -

    Die Insel - Forest Sangha

    Und das Zitat hier ist aus dem Vorwort:


    Zitat

    Nibbana ist also kein Ding, das man finden kann, denn es entzieht sich konsequent jeglicher Verdinglichung. Es ist ein Ort des ‘Nichtdinglichen’, ein Ort des Nichtbesitzens, ein Ort der Nichtanhaftung. Es ist ein Ort - wie Ajahn Chah betonte - wo man die Realität des Nichtfesthaltens erfährt. Nibbana ist eine Realität, derer sich jede(r) bewusst werden kann – sobald wir Nichtanhaftung erkennen, sobald wir die Realität des Nichtfesthaltens verwirklichen

    :zen:

  • Gefahr für wen, Hajabo?

    Nicht für wen, sondern für was, Monika, nämlich für das Verstehen.

    Denn wie leicht entstehen Mißverständnisse mit allen bekannten Folgen - nur das war meine Sorge. _()_

    Das ist gar nicht notwendig. Für was der Begriff Überweltlich (lokutarro) stehen soll, ist in MN117 aus den Zusammenhängen gut erkennbar und damit hinreichend deklariert.

    Ja Du hast Recht und danke für den Hinweis, damit wäre der Begriff definiert. :)


    Danke auch an He Who Remains, viel Anregung zum Weiterdenken - schöner Beitrag _()_

    Ich weiß nicht, was ich bin; ich bin nicht, was ich weiß: Ein Ding und doch kein Ding, ein Pünktchen und ein Kreis. (Angelus Silesius)

    2 Mal editiert, zuletzt von Hajobo ()

  • Alles, was die Welt ist, ist Leiden. Das Weltübersteigende ist, was dauerhaft und daher ohne Leid ist.

    Dauerhaft und daher ohne Leid. Das ist schwer zu begreifen, weil es gibt auch Leidhaftes was man ja nicht gerne dauerhaft hätte. Diesen Drang das Nicht- Dauerhafte zu überwinden, haben wohl erst die Stromeingetretenen. Ich wollte sagen, es kann auch ein Drang sein, von da weiter zu gehen, da man eine innere Sehnsucht hat nach Hause zu kehren ( so in der Art ). Diese Sehnsucht nach Hause zu gehen. :)


    Nicht vergänglich - das ist für mich besser verständlich als dauerhaft in Bezug auf Nibbana. Vielleicht geht es dir ähnlich, Rigpa

  • Aus "Notizen zum Dhamma", Ehrw. Ñáóavìra Thera

    Kürzere Notizen: Nibbana Seite 73 wegen: Udana VIII,3


    Die Idee von nibbána als dem höchsten Ziel menschlichen Strebens wird auf den gemeinen Mann, der unschuldig die Vergnügen der Sinne genießt, zweifellos den Eindruck einer auf einzigartige Weise abschreckenden Vorstellung machen, wenn ihm gesagt wird, dass es sich um nicht mehr als nur das „Aufhören von Dasein” handelt. Ohne gleich so weit zu gehen (zumindest nicht öffentlich), auf Bradleys Absolutes zu hoffen („Es wäre uneingeschränktes Erleben, das alle Elemente in Harmonie enthält. Denken wäre als höhere Intuition gegenwärtig; Wille befände sich dort, wo das Ideal Wirklichkeit geworden war; und Schönheit und Glück und Gefühl würden in dieser vollkommenen Erfüllung weiterleben. Jede Flamme der Leidenschaft, keusch oder fleischlich, würde im Aboluten noch ungelöscht und ungeschmälert weiterbrennen, eine Note, absorbiert in der Harmonie ihrer höheren Seligkeit.” [a.a.O. (A.&R.), Kap.XV]) – ohne vielleicht ganz so weit zu gehen, würde doch sogar ein nachdenklicher Mensch vielleicht ein höchstes Gut erwarten, das ein klein wenig positiver ist als „bloßes Erlöschen”.

    Wir schrecken vor der Idee zurück, dass unsere Existenz mit ihren Qualen und Extasen völlig unberechtigt ist, und wir fühlen uns von dem Vorschlag abgestoßen, dass wir ohne sie besser dran wären; und es ist nur natürlich, dass der puthujjana nach einer Formel sucht, um etwas aus dem (wie er es sich vorstellt) Schiffbruch zu retten.c


    In Udána (VIII,3 <Ud.80>) spricht der Buddha in folgendem Wortlaut über nibbána:

    Atthi bhikkhave ajátaí abhútaí akataí asaòkhataí, no ce taí bhikkhave abhavissa ajátaí abhútaí akataí asaòkhataí na yidha játassa bhútassa katassa saòkhatassa nissaraóaí paññáyetha.

    Es gibt, ihr Bhikkhus, das Ungeborene, Ungewordene, Ungemachte, Ungestaltete; denn, ihr Bhikkhus, wenn es dieses Ungeborene, Ungewordene, Ungemachte, Ungestaltete nicht gäbe, wäre hier kein Entkommen vom Geborenen, Gewordenen, Gemachten, Gestalteten manifest.


    „So eine positive Bestätigung der Existenz des Unbedingten”, so wird manchmal nahegelegt, „muss doch gewiss beinhalten, dass nibbána nicht einfach nur Vernichtung ist.” Nibbána ist sicherlich „nicht einfach nur Vernichtung” – oder vielmehr, es ist ganz und gar keine Vernichtung: Erlöschen, Aufhören von Dasein ist keinesfalls die selbe Sache wie die (angenommene) Vernichtung eines ewigen „Selbst”, einer ewigen Seele. (Siehe oben Majjhima 102.) Und die Bestätigung der Existenz von nibbána ist positiv genug – aber was genau wird bestätigt? In Asaòkhata Saíy. (1&34 <S.IV,359&371> lesen wir


    Yo bhikkhave rágakkhayo dosakkhayo mohakkhayo, idaí vuccati bhikkhave asaòkhataí/ nibbánaí;

    Die Beseitigung von Gier, Hass und Verblendung – das, ihr Bhikkhus, wird das Ungestaltete/Erlöschen genannt.


    und wir sehen, wenn wir nicht über die Suttas hinausgehen, können wir nicht mehr als die positive Behauptung ableiten, dass die Beseitigung von Gier, Hass und Verblendung existiert. Und dies ist schlichtweg die Feststellung, dass es möglich ist, in genau diesem Leben Gier, Hass und Verblendung loszuwerden (wenn dem nicht so wäre, könnte man ihnen nicht entrinnen und daher – Aòguttara X,76 <A.V,144> - Geburt, Altern und Tod nicht entkommen). Und der arahat hat das tatsächlich geschafft.

    Aber wenn wir in unseren wirren Köpfen nicht umhin können, das Gefühl zu haben, nibbána sollte doch wirklich irgendwie eine Art ewigen positiven Genusses oder wenigstens ewigen Erlebens sein, dann können wir über diese zwei Sutta-Passagen nachgrübeln:


    Tisso imá bhikkhu vedaná vuttá mayá, sukhá vedaná dukkhá vedaná adukkhamasukhá vedaná, imá tisso vedaná vuttá mayá. Vuttaí kho pan' etaí bhikkhu mayá, Yaí kiñci vedayitaí taí dukkhasmin ti. Taí kho pan'etaí bhikkhu mayá saòkháránaí yeva aniccataí sandháya bhásitaí...

    Vedaná Saíy. 11 <S.IV,216>

    Es gibt, Bhikkhu, diese drei Gefühle, die von mir verkündet worden sind: angenehmes Gefühl, schmerzhaftes Gefühl, weder-schmerzhaftes-noch-angenehmes Ge-fühl. Diese drei Gefühle sind von mir verkündet worden. Aber dies ist von mir verkündet worden: „Was immer gefühlt wird, das ist in Leiden.” Das jedoch, Bhikkhu, ist von mir in Bezug auf die Unbeständigkeit von Gestaltungen gesagt worden.


    Áyasmá Sáriputto etad avoca. Sukhaí idaí ávuso nibbánaí, sukhaí idaí ávuso nibbánan ti. Evaí vutte áyasmá Udáyi áyasmantaí Sáriputtaí etad avoca. Kim pan'ettha ávuso Sáriputta sukhaí, yad ettha n'atthi vedayitan ti. Etad eva khv ettha ávuso sukhaí, yad ettha n'atthi vedayitaí.

    Aòguttara IX,34 <A.IV,414>

    Der Ehrwürdige Sáriputta sagte dieses: - Angenehm, Freunde, ist dieses Erlöschen! Angenehm, Freunde, ist dieses Erlöschen! – Nach diesen Worten sagte der Ehrwürdige Udáyi zum Ehrwürdigen Sáriputta: - Aber was ist daran angenehm, Freund Sáriputta, wo doch darin nichts gefühlt wird? – Genau das, Freund, ist angenehm, dass darin nichts gefühlt wird.

    Einmal editiert, zuletzt von Noreply ()

  • Aòguttara IX,34 <A.IV,414>

    Der Ehrwürdige Sáriputta sagte dieses: - Angenehm, Freunde, ist dieses Erlöschen! Angenehm, Freunde, ist dieses Erlöschen! – Nach diesen Worten sagte der Ehrwürdige Udáyi zum Ehrwürdigen Sáriputta: - Aber was ist daran angenehm, Freund Sáriputta, wo doch darin nichts gefühlt wird? – Genau das, Freund, ist angenehm, dass darin nichts gefühlt wird.

    Hier kann ich Sariputta nur beistehen. Genau das ist es, wenn das erkannt wird, was das Überweltliche ist: Das Bewusstsein das sich selbst als Bewusstsein erkennt, mehr leider oder eben nicht.

  • „Es gibt, ihr Mönche, ein nicht Geborenes, nicht Gewordenes, nicht Geschaffenes, nicht Gestaltetes. Wenn es, ihr Mönche, dieses nicht Geborene, nicht Gewordene, nicht Geschaffene, nicht Gestaltete nicht gäbe, dann wäre hier ein Entrinnen aus dem Geborenen, Gewordenen, Geschaffenen, Gestalteten nicht zu erkennen. Weil es nun aber, ihr Mönche, ein nicht Geborenes, nicht Gewordenes, nicht Geschaffenes, nicht Gestaltetes gibt, darum läßt sich ein Entrinnen aus dem Geborenen, Gewordenen, Geschaffenen, Gestalteten erkennen.“


    Dieser Text aus dem Udana findet sich auch in Itivuttaka 43. Dort geht es weiter mit:


    „Das Geborene, Gewordene, Entstandene, Geschaffene, Gestaltete, Unbeständige, aus Alter und Tod Gebildete, das Nest des Siechtums, das Gebrechliche, aus dem Strom der Nahrung Entsprungene: es reicht nicht hin, um daran Wohlgefallen zu finden. Der Ausweg aus ihm ist der Friede, das dem Sinnen Unzugängliche, Beständige, die ungeborene, unentstandene Stätte, frei von Kummer und Leidenschaft, die Aufhebung der Leidenserscheinungen, das selige Zurruhekommen der Prozesse*.“


    "Das selige Zurruhekommen der Prozesse" ist saṅkhārūpasamo sukho”ti, was auch übersetzt werden kann mit Zurruhekommen des Gestalteten (saṅkhāra).

  • Aus: Die Lehre des Buddha und ihre wesentliche Bedeutung, R. G. de S. Wettimuny

    Auszug aus Kapitel 13 Nibbana


    Außer den eben genannten kann man noch weitere Beschreibungen

    der Arahatschaft finden, wie das Ungeborene , das

    Nicht-Gewordene , das Ungeschaffene .

    Bhikkhus, es gibt das Ungeborene, Nicht-Gewordene, Ungeschaffene

    und das Nicht-Bestimmte. Wenn es, bhikkhus, dieses

    Ungeborene, Nicht-Gewordene, Ungeschaffene und das

    Nicht-Bestimmte nicht gäbe, wäre hier kein Entkommen vom

    Geborenen, Gewordenen, Geschaffenen und Bestimmten zu erkennen.

    Aber, bhikkhus, da es das Ungeborene, Nicht-

    Gewordene, Ungeschaffene und das Nicht-Bestimmte gibt, ist

    hier ein Entkommen vom Geborenen, Gewordenen, Geschaffenen

    und Bestimmten zu erkennen.“141


    Arahatschaft wird als Ungeborenes, Nicht-Gewordenes, Ungeschaffenes

    und Nicht-Bestimmtes bezeichnet, da es in Bezug auf

    den Arahat keine „Person“ (die „Ich“und „Mein“ sagt) mehr gibt,

    die geboren, werdend, geschaffen und bestimmt sein könnte.

    Eine andere gängige Beschreibung der Arahatschaft ist

    „höchstes Glück“. Dieses höchste Glück

    wird von dem Buddha wie folgt beschrieben: „Wo es ein Überschreiten

    der weltlichen Sinnesvergnügungen gibt, bezeichnet

    man dieses Losgelöstsein als Glück. Die Zerstörung der Einbildung

    „Ich bin“ aber ist in der Tat das höchste Glück.“142

    141 Ud 8, 3.

    142 Mahavagga I, 3.

  • Nibbana ist für mich theoretisches Wissen,

    Entrückung ist für mich theoretisches Wissen,

    Schauung ist für mich praktische Erfahrung aber selbst dafür gibt es keine Worte und Worte wären auch nicht die Erfahrung.

    Was bleibt also anderes übrig als auf dem Weg weiter gehen und selber schauen, wohin er führt.

    Die Worte sind wie der Wind, der einem beim Gehen um die Ohren weht, viel wichtiger ist das Gehen.


    Nur so Gedanken, die mir gerade beim Nachdenken über diesem Faden in den Sinn kamen. :?_()_

    Ich weiß nicht, was ich bin; ich bin nicht, was ich weiß: Ein Ding und doch kein Ding, ein Pünktchen und ein Kreis. (Angelus Silesius)


  • Wichtiger noch ist das richtige Gehen in die richtige Richtung. Und da sind Worte gar nicht so verkehrt. Man kann mit Worten die Erfahrung, egal welche, nur ungenügend ausdrücken und nie so, dass ein anderer diese Erfahrung genau so erfährt, ohne sie gemacht zu haben. Das gilt aber nicht nur fürs Erwachen, sondern fängt schon beim Tee trinken und Farben sehen an. Meine Erfahrung und die Interpretation davon ist geprägt durch meine Geistfärbung.


    Also auch wenn es schwierig ist, positiv über Nibbana zu sprechen, ist Sprache dann doch nicht so nutzlos, dass man gar nichts brauchbares darüber sagen kann. Nibbana ist nicht Leiden. Dies ist eine Nibbana-Aussage, die den alten Texten nach, korrekt ist. Nibbana ist nicht Bewusstsein ist ebenso korrekt. Hier haben wir also korrekte Aussage über Nibbana an denen man sich orientieren kann und so hilft Sprache nicht nur einfach zu gehen, sondern auch anzukommen, wo man ankommen will.


    Das waren jetzt noch meine Gedanken zum Abend. _()_

  • Gute Gedanken - angenehm auch zu lesen, finde ich. Passt hierher.

    Ist das Theravada??


    Ich möchte auf deine schnippische Frage reagieren, ich verstehe ja auch dein Gefühl, denke ich. Ich hätte es auch anders sagen können: Bitte erkläre in diesem Bereich kein Selbst. Das wäre aus meiner Sicht ein Aufmerksamkeitspunkt von ernsthaften Theravadaanhängern. Nicht zuletzt weil ein Glaube an ein Ich - im Gegensatz zum bewussteren Sprechen von 'Ich' und 'mein' in den Texten dieser Tradition als grundlegendste Fessel des Daseins aufgefasst wird - Bosluk erklärte es an anderer Stelle dieses Threads.


    Freundlich gesonnenes und aufmunterndes Sprechen muss man nicht so hinterfragen -ok meine Worte davor, dann dein Gefühl und dann deine Frage. Gut. Aber mal im Ernst. Ja ich würde sagen, das ist (auch) Theravada. Abstehenwollen vom nicht hilfreichen Wort, sagen wollen von hilfreichen Worten.


    buddhistisch halt

  • Was das für mich pesönlich bedeutet? Buddha hatte die Bedingtheit, die alles in dieser Welt durchdringt, transzendiert. Also, von einer Seite er lebte so wie ausserhalb der Zeit, im Licht der Ewigkeit, wo es kein Tod und folglich keine Geburt, Krankheit , usw... geht. Aber er war auch hier, mit dem allem, mit den Menschen um ihn herum, die ihn hörten, ihn auch berühren könnten und dieses ewiges , unaussprechliches, konnten in seinen eigenen Augen sehen. Einfach spüren.

    Das heisst für mich , man könnte zugleich in Nirvana verwurzelt sein, und hier, in der Welt des Samsara weiter agieren.

    Wahrscheinlich, wir alle leben im Licht des Ungebrenes, des Un-beding-ten, also im Licht der Ewigkeit, aber wir merken es nur nichts.

    Wahrscheinlich, "erlöschen" bedeutet einfach im Hier und Jetzt zu leben. Für den Kreislauf der Zeit zu sterben, um am "ende" einfach den Mensch zu bleiben.


    Zitat

    In der Interpretation Nyanatiloka Mahatheras ist Nirwana gleichbedeutend mit einem Leben in der Ruhe und im Glück: „Ein Buddha lebt sanftmütig in einer Welt des Kampfes. Er verweilt suchtlos in einer Welt der Süchte. Er ruht leidbefreit in einer Welt des Leidens. Nirwana ist das höchste Glück. Gut ist es, einen Erleuchteten zu treffen. Sein Licht erhellt die Welt. Seine Weisheit weist den Weg zum Glück.“[10]


    Nach Nyanatiloka Mahathera: Dhammapada. Worte des Buddha.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  •  
    Zitat

    In der Interpretation Nyanatiloka Mahatheras ist Nirwana gleichbedeutend mit einem Leben in der Ruhe und im Glück: „Ein Buddha lebt sanftmütig in einer Welt des Kampfes. Er verweilt suchtlos in einer Welt der Süchte. Er ruht leidbefreit in einer Welt des Leidens. Nirwana ist das höchste Glück. Gut ist es, einen Erleuchteten zu treffen. Sein Licht erhellt die Welt. Seine Weisheit weist den Weg zum Glück.“[10]


    Nach Nyanatiloka Mahathera: Dhammapada. Worte des Buddha.

    So einen Menschen hab ich gesehen und gehört, den nennen die Leute: seine Heiligkeit Dalai Lama.

    Hab vor lauter Staunen, dass es soeinen Menschen gibt, nichts von dem behalten, was der Mann sagte, hab mich gebannt in Freude zu diesem Menschen.

  • Wichtiger noch ist das richtige Gehen in die richtige Richtung. Und da sind Worte gar nicht so verkehrt.

    Also auch wenn es schwierig ist, positiv über Nibbana zu sprechen, ist Sprache dann doch nicht so nutzlos, dass man gar nichts brauchbares darüber sagen kann.

    Das sehe ich auch so, He Who Remains, theoretisches Wissen ist auf jeden Fall nützlich. Ich meinte nicht, daß Worte nutzlos seien, sondern eine Art Wegweiser sind, um nicht vom Wege abzukommen oder sich überhaupt erst auf den Weg zu machen. Aber wie leicht verirrt man sich, weil man den falschen Wegweisern gefolgt ist oder sie falsch verstanden hat.

    Ich weiß nicht, was ich bin; ich bin nicht, was ich weiß: Ein Ding und doch kein Ding, ein Pünktchen und ein Kreis. (Angelus Silesius)

    Einmal editiert, zuletzt von Hajobo ()