Buddhismus im Alltag - Eure Erfahrungen

  • Hallo liebe Community,


    ich bin sehr froh dass ich diese Gemeinschaft gefunden habe.


    Ich bin ganz neu hier und beschäftige mich mit dem Buddhismus seit einiger Zeit. Um auf meinem Weg voran zu kommen habe ich schon einige Schritte unternommen.

    Ich lebe seit Jahren vegan, meditiere täglich und versuche so oft es geht mich selbst und mein Reden und Handeln zu reflektieren.


    Ich stelle mir aber die Frage, wie ihr es schafft, den achtfachen Pfad im Alltag anzuwenden.

    Besonders "rechte Rede" und "rechtes Handeln" sind für mich noch meilenweit von einer zufriedenstellenden Umsetzung entfernt - leider.

    Wenn es nur um mich gehen würde, denke ich, wäre das tatsächlich relativ leicht umzusetzen. Aber wenn mein Reden und Handeln wirklich

    komplett mit den Lehren Buddhas in Einklang stehen würden, habe ich Angst, meinen Job zu verlieren und meine Frau und mein Kind säßen zusammen

    mit mir auf der Straße.


    Ich gebe euch vielleicht mal ein kleines Beispiel:

    Wenn ich nur einen Tag auf der Arbeit die absolute Wahrheit sprechen würde (auch wenn sie noch so schön verpackt ist) würde ich mit Sicherheit meinen Job verlieren. Und das wäre auch bei jedem anderen Arbeitgeber so, wenn ich nicht meinen Beruf wechsle. Wenn ich letzteres täte, würde meine Familie aber sicher nicht den Lebensstandard haben, den sie jetzt hat. Das würde bei ihnen sicherlich Leid erzeugen.


    Wie löst ihr das? Ich stelle mir vor, nicht jeder deutsche Buddhist lebt in einem buddhistischen Umfeld. Viele haben normale Jobs und Freunde, Familie, die alle im alltäglichen Hamsterrad "gefangen" sind. Wie geht ihr mit dieser Situation um?


    Auf dem Kissen in der Meditation und im Stillen für mich allein sind viele der Lehren Buddhas umsetzbar, aber in der Rolle als Ernährer, Familien- und Gesellschaftsmitglied tue ich mich schwer.


    Vielen Dank für eure Hilfe :)

  • void

    Approved the thread.
  • Hallo ChriKa,

    schön, dass du hergefunden hast.


    Welche absolute Wahrheit möchtest du denn äußern? Ich tue mich mit der alltäglichen Praxis auch schwer, bin aber mehr der Meinung im Grunde keine Ahnung zu haben.

  • Hallo Gurkenhut,


    vielen Dank für Deine Antwort!


    Es ist weniger eine absolute Wahrheit, die ich äußern möchte, sondern mir bereitet z.B. eher das Schwierigkeiten, was ich zumindest bislang als rechte Rede verstehe. Nämlich nicht die Unwahrheit zu sagen, nicht zu tratschen etc.


    Dass ich in meinem Beruf umgeben bin von Leuten, die von Macht, Gier und Eitelkeiten befallen sind, macht es mir unheimlich schwer in dieser Umwelt im buddhistischen Sinne zu interagieren. Beispielsweise kenne ich Lügen und Fehlverhalten von vielen Kollegen, Vorgesetzen und Mitarbeitern. Wenn mich aber jemand fragt, ob ich wüsste wer dieses oder jenes getan oder gesagt hat, oder was ich von diesem oder jenem Fehlverhalten halte, dann schweige ich entweder oder tue so, als ob ich es nicht wüsste. Würde ich alle Fragen, die mir gestellt werden wahrheitsgemäß beantworten, würde ich meiner Ansicht nach nach kurzer Zeit nur noch Meetings mit dem Personalchef und dem Vorstand haben, wenn Du weißt, was ich meine :)


    Aber allein auch im familiären Umfeld, weiß ich nicht so recht, wie ich mich verhalten soll. Wenn es mir schlecht geht und mein alter Vater mich fragt, wie es mir geht, sage ich "Alles OK, mach Dir keinen Kopf". Ich will eben vermeiden, dass er sich Sorgen macht, wo er doch schon genug Sorgen hat.


    Ich finde es schwer, mein Leben komplett auf den Buddhismus auszurichten, obwohl ich dies natürlich jeden Tag aufs Neue versuche.

    Man ist in dieser gesellschaftlichen Struktur seit Jahrzehnten verflochten und plötzlich entdeckt man diese wunderbare Lehre Budddhas - will sie umsetzen, aber stellt sich die Frage, ob das so überhaupt möglich ist, wie Buddha es uns im achtfachen Pfad nahegelegt hat.


    Deswegen liegt es mir sehr am Herzen zu erfahren, wie ihr mit den alltäglichen Situationen umgeht, die es mir so schwer machen.

  • Bei rechter Rede: Mein Grundsatz ist: Mein Gegenüber sagt immer die Wahrheit, auch wenn ich weiß, dass es nicht so ist.

    Ich antworte meist relativ neutral, wenn jemand es genauer wissen will, wird er schon fragen. Die Unwahrheit, nach meinem Wissen, sage ich nicht, aber meine Antworten könne so sein, dass sie Nachfragen erfordern.

    Fragt einer nach, muss er damit rechnen, dass ich ihm die Wirklichkeit zeige. Buddha hat da einen guten Trick, fragt jemand nach etwas drei Mal dann bekommt er auch das, was er nicht hören wollte.


    Auch war ich immer ein schwarzes Loch für Vertrauliches. Bei mir kommt nichts wieder an den Tag. Ich verbreite also keine Nachrichten, von wegen: „Erzähl aber nicht weiter.“ Dann weiß es schon ein anderer, der es weitererzählen wird.

  • Willkommen lieber ChriKa !


    „Rechte Rede“ bedeutet aus meiner Sicht nicht, immer die Wahrheit zu sagen, sondern heilsam zu kommunizieren. So war das meines Wissens auch im frühen Buddhismus gemeint. Und es kann durchaus heilsam sein, nicht immer gleich mit der Wahrheit ins Haus zu fallen. Beispiel: Ich habe einen echt schlechten Tag. Da fallen mir an meinem Partner seine schlechten Seiten besonders auf. Soll ihm jetzt „die Wahrheit“ sagen, oder doch besser den nächsten Tag abwarten?


    Du bist weder für die Missstände in Deiner Firma, noch für das Verhalten Deiner Kolleginnen und Kollegen verantwortlich.


    Und wer weiss, vielleicht ist es ja manchmal auch so, dass Deine Sicht der Dinge nicht die letzte Wahrheit ist.


    Das heisst auch nicht, dass man sich immer raushalten sollte, es heisst, dass man weise agieren soll.

    "Es gibt nur eine falsche Sicht: Der Glaube, meine Sicht ist die einzig richtige."

    Nagarjuna

  • Die Situation auf Arbeit klingt schwierig. Ich habe bei meinem letzten Job, wo viel getratscht wurde, mich regelmäßig in solchen Runden nicht wohlgefühlt. Aus Gruppensituationen bin ich meist raus gegangen, im zweier Gespräch hab ich auch mal deutlich gesagt, wenn mein Gegenüber Verhalten von Kollege xy ausdiskutieren möchte, möge damit bitte zu Kollege xy gegangen werden und nicht zu mir. Ist manchmal sehr schwierig, aber ich habe mir damit Respekt verschafft statt den Job zu verlieren. Hängt aber sicher auch davon ab, wie die übrigen Kollegen ticken und wie man es genau kommuniziert (so wenig Vorwurf wie möglich, ist ein blöder Balanceakt).


    Reden hat für mich zwei Dimensionen, als sozialer Kitt und dem Anspruch auf sinnvoll und wahr, mit dem zweiten komme ich bei der Frage "wie geht's dir?" auch nicht weiter. Ich sehe es als Opener für ein Gespräch, bin nach einigem im Kreis drehen mittlerweile meist bei "gut genug" oder "Alltagswahnsinn halt". Meinem Vater habe ich mal sein ständiges sich Sorgen machen umgedreht als mangelndes Vertrauen in meine Fähigkeiten mit dem Leben klar zu kommen. War sicher nicht sauber kommuniziert, aber ich würde ihm echt wünschen, sich weniger Kopf zu machen und sein Leben statt dessen für schönere Dinge zu nutzen.

  • Ich finde, das klingt ganz gesund, wie Du das machst, Gurkenhut .

    "Es gibt nur eine falsche Sicht: Der Glaube, meine Sicht ist die einzig richtige."

    Nagarjuna

  • Vielen Dank für eure wirklich wertvollen Sichtweisen Noreply und Hendrik !


    Eure Tipps nehme ich gerne an und werde versuchen sie umzusetzen.


    Vor allem den "Trick des Buddha" und die Interpretation der rechten Rede als "Heilsame Kommunikation" sind Dinge die mich in meiner Problematik wirklich nach vorne bringen. Ich danke euch vielmals!


    Mich würde wirklich interessieren, wie allgemein der Hintergrund der Menschen in diesem Forum ist. Ich kann mir vorstellen, dass es viele Menschen in diesem Forum gibt, die keine "Mönche oder Nonnen" sind und um so mehr würde mich interessieren, wie sie im Alltag nach dem Buddhismus leben.


    Wie habt ihr von "konsum- und leistungsgesteuert" geswitcht auf Dharma? Wie gehen eure Freunde und eure Familie damit um? Wie seid ihr aus dieser Struktur ausgebrochen ohne zusätzliches Leid bei euren Angehörigen zu verursachen?

  • Gurkenhut

    Vielen Dank für Dein Statement.

    Schöne Sichtweise auf jeden Fall! Es ist gut zu lesen, dass Du der Auffassung bist, dass man beginnenden Smalltalk nicht gleich mit "Wahrheiten" erwidern muss, sondern es so zu sehen wie man es auch im allgemein auffasst, als Opener. "Alltagswahnsinn halt" klaue ich Dir! ;)

  • Dass ich in meinem Beruf umgeben bin von Leuten, die von Macht, Gier und Eitelkeiten befallen sind, macht es mir unheimlich schwer in dieser Umwelt im buddhistischen Sinne zu interagieren.

    Sieh es als Übungsfeld an, um dich angemessen zu verhalten. Auch, wenn mal jemand einen Fehler macht, Macht, Gier oder der Eitelkeit verfällt, sollte man sich nicht über diese Person stellen. Alles was man tun kann, ist selbst versuchen möglichst angemessen zu handeln.

    Würde ich alle Fragen, die mir gestellt werden wahrheitsgemäß beantworten, würde ich meiner Ansicht nach nach kurzer Zeit nur noch Meetings mit dem Personalchef und dem Vorstand haben, wenn Du weißt, was ich meine

    Wahrheit ist gerade in sozialen Dingen schwer festzumachen. Ein und dieselbe Aussage kann ganz unterschiedlich verstanden werden. Wie Hendrik schon sagte, ist rechte Rede vorallem heilsame und damit angemesse Rede. Was das genau ist, hängt ganz von der Situation und den beteiligten Personen ab. Sich dann eine Absolute Regel für alle Situationen vorzusetzen ("immer die Wahrheit sagen") wird der Vielfalt der Menschen und Situationen nicht gerecht.


    Ich will eben vermeiden, dass er sich Sorgen macht, wo er doch schon genug Sorgen hat.

    Deinem Vater nicht zu sagen wie es dir geht, mag aus deinem Blickwinkel vielleicht eine Wohlwollende Lüge sein. Aus der Sicht deines Vaters, ist es aber vielleicht so, dass er sich dann erst recht Sorgen macht, weil er merkt, es stimmt etwas nicht. Bei Kollegen wiederum kann "ne alles gut" eher passend sein, weil Kollegen unter Umständen nicht die richtigen Ansprechpartner für gewisse Themen sind.


    Ich finde es schwer, mein Leben komplett auf den Buddhismus auszurichten, obwohl ich dies natürlich jeden Tag aufs Neue versuche.

    Jeden Tag, jeden Moment auf's Neue, das ist der einzige Weg den ich kenne. Ich versuche immer wieder mein Handeln zu reflektieren. Beobachte, wo ich anderen gegenüber vielleicht voreingenommen bin oder wo ich mich unangemessen / unheilsam verhalten habe. Und ganz wichtig für mich ist die Zazen Praxis. Durch das Erkennen der Leerheit der Dinge bietet sich ein anderer Blick auf die Dinge. Alles was ich wahrnehme ist nur ein Blickwinkel auf die Welt. Was ich für richtig halte, hält jemand anders für falsch - und umgekehrt. Es geht damit dann weniger darum, ob ich z.B. jetzt eine Lüge aufdecke, sondern um die Menschen - inkl mir - die in dieser Situation gerade sind. Wie wirkt sich mein Handeln auf sie aus? Wie würde es mir an der Stelle der anderen gehen? Darauf versuche ich immer wieder zurückzukommen um eine Handlungsgrundlage zu schaffen.

    _()_

  • Sieh es als Übungsfeld an, um dich angemessen zu verhalten. Auch, wenn mal jemand einen Fehler macht, Macht, Gier oder der Eitelkeit verfällt, sollte man sich nicht über diese Person stellen. Alles was man tun kann, ist selbst versuchen möglichst angemessen zu handeln.

    Ja, Du hast vollkommen Recht. Ich denke, ich muss eben damit leben und daran wachsen, dass die Dinge so sind. Das wird mir in jedem anderen sozialen Gefüge ebenso wiederfahren.



    Wie Hendrik schon sagte, ist rechte Rede vorallem heilsame und damit angemesse Rede. Was das genau ist, hängt ganz von der Situation und den beteiligten Personen ab. Sich dann eine Absolute Regel für alle Situationen vorzusetzen ("immer die Wahrheit sagen") wird der Vielfalt der Menschen und Situationen nicht gerecht.

    Schön zu sehen, dass sich da schon mehrere Personen einig sind. Das bestärkt mich darin, die rechte Rede nicht stur mit "Wahrheit um jeden Preis" zu deuten.


    Durch das Erkennen der Leerheit der Dinge bietet sich ein anderer Blick auf die Dinge. Alles was ich wahrnehme ist nur ein Blickwinkel auf die Welt. Was ich für richtig halte, hält jemand anders für falsch - und umgekehrt. Es geht damit dann weniger darum, ob ich z.B. jetzt eine Lüge aufdecke, sondern um die Menschen - inkl mir - die in dieser Situation gerade sind.

    Das Konzept der Leerheit habe ich, um ehrlich zu sein, noch nicht vollständig begriffen. Aber Deiner Meinung, dass jede individuelle Wahrnehmung nur ein Blickwinkel auf die Welt ist, kann ich mich anschließen. Wenn ich das richtig verstehe: Quasi den individuellen Bias als gegeben annehmen, mit dem wir alle leben. Und auf dieser Einsicht basierend zu versuchen, Rede und Handeln so in die Tat umzusetzen, dass niemand leiden muss. - Das finde ich eine schöne Idee und das kann ich umsetzen! Vielen, vielen Dank für Deine Hilfe!

  • Das Konzept der Leerheit habe ich, um ehrlich zu sein, noch nicht vollständig begriffen.

    Leerheit bedeutet erst einmal, dass nichts aus sich selbst heraus besteht. Wir bestehen aus verschiedenen Körperteilen und sind abhängig von vielen Dingen. Alleine können wir nicht überleben. Wir brauchen andere Menschen, Tiere, Pflanzen. Wie wir auf die Welt schauen ist abhängig davon, wie unser Körper funktioniert, aber auch von unserer Umgebung und Umwelt. All diese Komponenten unterliegen einem stetigen Wandel. Auch, wenn wir denken, dass ein Selbst haben, welches kontinuierlich fortbesteht und sich nicht verändert ist dem in Wahrheit nicht so.


    Eine Folge dieser Leerheit ist, dass eben auch unser Blick auf die Welt abhängig von den unendlich vielen Dingen ist. Wenn ich zweimal in dieselbe Situation gehe, einmal gut gelaunt und einmal hungrig, dann kann ich diese Situation ganz unterschiedlich wahrnehmen. Bin ich gut gelaunt, stören mich Kleinigkeiten vielleicht gar nicht so, und ich sehe alles positiv - selbst wenn es gar nicht so gut läuft. Bin ich durch den kleinen Hunger schon gereizt, bin ich vielleicht schneller genervt und neige dazu, alles negativ zu sehen - selbst wenn es gar nicht so schlecht läuft. Und so geht es nicht nur mir, sondern allen Menschen.

    _()_

  • Wenn ich nur einen Tag auf der Arbeit die absolute Wahrheit sprechen würde (auch wenn sie noch so schön verpackt ist) würde ich mit Sicherheit meinen Job verlieren. Und das wäre auch bei jedem anderen Arbeitgeber so, wenn ich nicht meinen Beruf wechsle. Wenn ich letzteres täte, würde meine Familie aber sicher nicht den Lebensstandard haben, den sie jetzt hat. Das würde bei ihnen sicherlich Leid erzeugen.


    Hallo ChriKa,

    angenommen, eine Arbeitskollegin oder ein Arbeitskollege mobbt Mitarbeiter, sodass sie das Unternehmen verlassen.

    Was ist die absolute Wahrheit?

    • Mobbing, andere Menschen werden verletzt?
    • oder, die Mobbing Täter haben persönliche Probleme und projizieren diese auf andere.
    • oder, die Mobbing Opfer haben was schlimmes gemacht, sodass die Mobbing Täter Angst hatten.

    Du wirst es nie wissen.


    angenommen, du meditierst jeden Tag.

    Was ist die absolute Wahrheit?

    • Du bist ein Buddhist.
    • Du magst das Christentum nicht.
    • Du bist faul und sitzt nur rum.


    Wir werden es nie wissen.



    Für mich ist der erste Schritt die Akzeptanz.

    Weil ich es nicht weiss.


    Liebe Grüße,

    Bernd

  • Hallo, lieber ChriKa ,

    Für mich ist der erste Schritt die Akzeptanz.

    Ja, dieser Einstellung würde ich mich anschließen, denn grundsätzlich ist es unheilsam, mit (innerlich) ablehnender Haltung in eine Situation hineinzugehen, Andere (und sich selbst) "abzuwerten".


    Also die Gegebenheiten erstmal annehmen, wie sie sich darstellen.

    Der zweite Schritt wäre dann, sich selbst heilsam zu verhalten, was in der geschilderten Lage nicht einfach sein dürfte, aber nicht unmöglich ist. Da hilft dann Selbstmitgefühl (und keine "Selbstverurteilung", weil man gesteckte Ziele nicht erreicht hat) ebenso wie Mitgefühl mit den Anderen (Warum verhalten sie sich so, sie schaden sich doch letztlich selbst...?).


    Die Wahrheit zu sagen, dafür braucht es vor allem die innere Haltung von Metta und Karuna/Mitgefühl. Sollte innerlich noch Ärger (Angst, Groll) vorhanden sein, wird vermutlich nichts Gutes dabei herauskommen (der Andere nimmt die negativen Emotionen unterschwellig wahr).....Da wäre Abwarten und Schweigen die bessere Entscheidung.


    Solltest du jedoch mittel- bis langfristig wahrnehmen, dass du die negativen Gefühle bzgl. deiner Arbeitsstelle nicht "loslassen" kannst, wäre es besser und gesünder, einen Wechsel in Betracht zu ziehen....


    Alles Gute!


    Liebe Grüße _()_ :)

    "Fähigkeit ruhiger Erwägung - Anfang aller Weisheit, Quell aller Güte."

    (Marie von Ebner-Eschenbach)


    "...In der Aufhebung des Begehrens (tanha) besteht die Aufhebung des Leidens.

    Dieser edle achtfache Pfad aber ist der zur Aufhebung des Leidens führende Weg..."

    (AN.VI.63)

  • xiaojinlong

    Vielen Dank für Deine Erklärung. Ich kann mit dem Begriff der Leerheit jetzt viel mehr anfangen.

    Dem Konzept, dass wir kein kontinuierliches Ich besitzen, kann ich viel abgewinnen.


    Bernd

    Auch sehr schön erklärt, Dir auch vielen Dank für Deine Antwort.

    Besonders die Ableitung, dass aus der eigentlichen Unwissenheit die Akzeptanz entstehen muss - davon kann ich viel für meine eigene Sichtweise mitnehmen.

  • Wie löst ihr das? Ich stelle mir vor, nicht jeder deutsche Buddhist lebt in einem buddhistischen Umfeld. Viele haben normale Jobs und Freunde, Familie, die alle im alltäglichen Hamsterrad "gefangen" sind. Wie geht ihr mit dieser Situation um?


    Auf dem Kissen in der Meditation und im Stillen für mich allein sind viele der Lehren Buddhas umsetzbar, aber in der Rolle als Ernährer, Familien- und Gesellschaftsmitglied tue ich mich schwer.


    Vielen Dank für eure Hilfe :)

    Herzlich willkommen!


    Einmal bin ich als Mönch, aber auch als Haushälter fast zerbrochen an dem Dilemma.


    Einer der größten Lehrer in Thailand hat mich mal in die Arme genommen, was eigentlich ein tabu war

    Und hat mit einem Lächeln auf den Lippen folgendes zu mir gesagt :


    "Kannst du dich darin üben, dass Gute in dir und der Welt zu fördern und zu vervielfältigen, und das schlechte zu vermindern und zu unterlassen, so gut es nur geht"


    Ich sagte zögerlich ja


    "Die buddhistische Lehre mit all ihren Ritualen, Geboten usw, hat nur einen Zweck, nämlich Frieden und Freiheit in dein Herz und damit auch ein Stück weit in die Welt zu bringen.

    Sie soll dein Leben erleichtern und befreien."


    Inzwischen ist mir klar geworden, dass ich kein weiteres Schlachtfeld in meinem Herzen kreieren sollte, sondern einen kleinen Tempel für das Stille Meer des Friedens.


    Ein innerer zurückszugsort der immer verfügbar und unzerstörbar ist

    Meiner Meinung nach, gibt die buddhistische Lehre ihre Schätze nicht auf einmal frei, sondern in kleineren und größeren Dosen.


    Und nach dem ersten Durchbruch habe ich diese kleinen Momente der Befreiung wohl übersehen.


    Wir haben inzwischen die besten Bücher, Talks, Videos zu Verfügung und gehen an die Sache mit der deutschen Gründlichkeit heran.


    Aber in Wirklichkeit ist schon der Weg das Ziel, und jeder noch so kleine Akt der Liebe, Geduld, Wohlwollen, Mitfreude ist der erste Schritt in das stille Meer des Friedens, das hinter all dem ganzen steckt.


    Ich freue mich sehr für dich, dass du diesen Weg schon gefunden hast.


    Gib dein bestes, aber kreiere kein weiteres Schlachtfeld in dieser Welt.


    LG Martin

  • ♥ lich willkommen ChrKa,

    Es wurde hier schon alles geschrieben. Ich möchte nur hinzufügen


    Der achtfache Pfad beginnt zu jedem einzelnen Punkt mit


    Ich übe mich ...


    und das dauert bei mir bereits Jahrzehnte. Aber heute kann ich sagen, dass jeder Groll und seine Folgen, jedes falsche Wort auch noch nach Jahren Schmerzen verursacht. Nicht der, den andere mir bereitet haben, sondern nur mir der, den ich verursacht habe.


    Und darum geht es vorallem, Dein eigenes Leiden zu verringern. Dadurch verringerst Du automatisch das Leiden in der Welt.


    Alles Gute und viel Kraft

    _()_ Monika

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Hallo Pause


    ich danke Dir vielmals, dass Du diese kleine, aber sehr eindrucksvolle Geschichte mit mir geteilt hast und weiß Deine wertvollen Ratschläge sehr zu schätzen.

    Mein bestes zu geben und keine weiteren Schlachtfelder zu hinterlassen - das kann ich versuchen, damit kann ich starten.

    Manchmal vergesse ich, dass ich mich gerade erst auf den Weg gemacht habe. Ich denke, ich muss noch ein Stück weit verinnerlichen, dass diese Reise nicht in ein paar Wochen, Monaten oder Jahren zum Ziel führt. Sondern wahrscheinlich, wie Du es sagst, der Weg das eigentliche Ziel ist.



    Hallo Monika


    herzlichen Dank auch für Deine wundervollen Worte. Gerade dass Du mich auch nochmal daran erinnert hast, wie die einzelnen Sätze des achtfachen Pfades beginnen, geben mir zusätzliche Kraft und Mut, diesen Weg fortzusetzen. Manchmal hat man eben das Gefühl - "Mensch, Du musst noch mehr Gas geben - dieses Thema ist noch nicht perfekt umgesetzt" deswegen freut es mich um so mehr, dass Du und auch die anderen Mitglieder rückblickend von euren Erfahrungen erzählen. Ich habe niemandem in meinem Umfeld, von dessen Erfahrungen ich lernen könnte und leider vor allem auch keine Sangha.

    Ich bin sehr dankbar, dass ich mich austauschen kann und mir hier so viel geholfen wird.

  • Hallo Anna Panna-Sati


    vielen lieben Dank für Deinen Beitrag und Deine Sichtweise.

    Wirklich sehr schön, dass Du mir hier sogar eine methodische Lösung für das Problem lieferst. Wunderbar!

    Ich gebe zu, was Metta und Karuna angeht, über ich noch nicht täglich. Gerade Karuna sollte ich noch mehr in meine Meditation einfließen lassen. Sehr gute Tipps!

  • Ich gebe euch vielleicht mal ein kleines Beispiel:

    Wenn ich nur einen Tag auf der Arbeit die absolute Wahrheit sprechen würde (auch wenn sie noch so schön verpackt ist) würde ich mit Sicherheit meinen Job verlieren. Und das wäre auch bei jedem anderen Arbeitgeber so, wenn ich nicht meinen Beruf wechsle. Wenn ich letzteres täte, würde meine Familie aber sicher nicht den Lebensstandard haben, den sie jetzt hat. Das würde bei ihnen sicherlich Leid erzeugen.


    Wie löst ihr das? Ich stelle mir vor, nicht jeder deutsche Buddhist lebt in einem buddhistischen Umfeld. Viele haben normale Jobs und Freunde, Familie, die alle im alltäglichen Hamsterrad "gefangen" sind. Wie geht ihr mit dieser Situation um?


    Auf dem Kissen in der Meditation und im Stillen für mich allein sind viele der Lehren Buddhas umsetzbar, aber in der Rolle als Ernährer, Familien- und Gesellschaftsmitglied tue ich mich schwer.

    Hi, ChriKa . Das gute Beispiel. Aber man kann wenigstens dem Arbeitgeber indirekt hindeuten, dass man nichts mit dem allem und seinen Methoden einverstanden wäre. Wenn du sehr guter Mitarbeiter ist, er würde es tolerieren, denn dich zu feuern wäre dann für den Chef den finanziellen Verlust bedeuten, und er würde es nichts tun.

    Man kann einfach schweigen, aber nichts sofort die absolute Wahrheit auszuschütten. Nirgendwo steht, dass man sich selbst schaden sollte.

    Denn das ganze Leben ist relaltiv, also bedingt, abhängig. Von der konkreten Situationen im Alltag auch.

    Das ist schwer, aber für wen? Wenn du genug im deinem Innerem Den "eigenen Buddha" als dein "wahres Gesicht" ( allegorie) vorgefunden hatte, dann du würdest einfach nichts imstande den anderen zu verletzen, oder zu schaden. Denn das alles entsteht spontan, kommt von deinem innerem Kern aus.

    Der Mittlere Weg, aber , bitte, nichts sofort --"die absolute Wahrheit". Denn das wäre schon der Extrem, so wie ich es sehe.

    LG, und viel Erfolg dir auf deinem Weg!

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Hallo Igor07


    Dir auch vielen Dank für deine Hilfe! Ja...ein guter Hinweis mit dem mittleren Weg und sehr schön finde ich auch Deine Anmerkung, dass nirgendwo geschrieben steht, dass man sich selbst verletzten sollte. Deine Worte werde ich mir zu Herzen nehmen. Ich hoffe Du hast Recht, dass eines Tages mein "innerer Buddha" so weit ist, dass solche Themen keine Herausforderung mehr sind.

  • Wir haben inzwischen die besten Bücher, Talks, Videos zu Verfügung und gehen an die Sache mit der deutschen Gründlichkeit heran.

    Darf ich als Österreicher auch die deutsche Gründlichkeit anbehmen? 😉


    Liebe Grüße,

    Bernd

  • Wir haben inzwischen die besten Bücher, Talks, Videos zu Verfügung und gehen an die Sache mit der deutschen Gründlichkeit heran.

    Darf ich als Österreicher auch die deutsche Gründlichkeit anbehmen? 😉


    Liebe Grüße,

    Bernd

    Natürlich. Ich bin auch ein Österreicher 😂

  • Ich finde es auch schwer in den Alltag zu integrieren. Z.B. bei der Arbeit, bin im Vertrieb dort wird immer mehr und immer mehr verlangt. Größere Vertriebszahlen.

    Ich bin seid etlichen Jahren bei der freiwilligen Feuerwehr wo ich such anderen helfen kann.

    Aber ich sehe den Egoismus wachsen der durch die Medien verbreitet wird.

    Mitleid genau wie Empathie verschwinden immer mehr.

  • Ich finde es auch schwer in den Alltag zu integrieren. Z.B. bei der Arbeit, bin im Vertrieb dort wird immer mehr und immer mehr verlangt. Größere Vertriebszahlen.

    Ich bin seid etlichen Jahren bei der freiwilligen Feuerwehr wo ich such anderen helfen kann.

    Aber ich sehe den Egoismus wachsen der durch die Medien verbreitet wird.

    Mitleid genau wie Empathie verschwinden immer mehr.

    Wir können andere in der Regel nicht ändern. Aber was wir machen können, ist uns und anderen gegenüber mehr Mitgefühl zu entwickeln und manchmal hat das auch Auswirkung auf andere.