Die Irrlehre vom lieben was gerade ist

  • Da kann man nichts machen. (:

    Nö. Wenn es so da steht, wie Du es wiedergegeben hast (was ich Dir gerne glaube), dann habe ich das nötige dazu schon geschrieben. Jedenfalls scheint mir Thanissaro Bhikku, für dessen oben verlinkte Abhandlung über die brahmavihāra ich eine Gegenempfehlung aussprach, doch deutlich exakter und differenzierter mit den Quellen umzugehen und deswegen für eine persönliche Vertiefung des Themas geeigneter.


    Dass eine solche Vertiefung des Verständnisses durch die Quellen nur als Wechselwirkung mit dem Nachvollzug der in ihnen beschriebenen ethischen und meditativen Praktiken möglich ist, darüber sind wir uns sicher einig.

    Jedenfalls eine gute Zeit euch allen während der kommenden Tage, die hoffentlich erholsam, friedlich und erfreulich sein werden.

    Ja ist denn schon wieder Weihnachten? :) Jedenfalls - Danke gleichfalls.


    _()_

    OM MONEY PAYME HUNG

  • Ich habe nochmal über den Satz "das Leiden lieben" und was er bedeuten könnte nachgedacht. Dabei bin ich auf folgende Lesarten gekommen:


    1) etwas lieben, das Leiden verursacht, ohne zu wissen, dass es Leiden verursacht

    2) etwas lieben, weil es Leiden verursacht (sich im Leiden/Selbstmitleid suhlen)

    3) an etwas festhalten, obwohl es Leiden verursacht, weil man einen Gewinn daraus zieht

    4) sich nicht gegen das Leiden auflehnen (es nicht verleugnen), sondern es als Teil des Lebens akzeptieren


    Ich habe in der Diskussion stillschweigend die Lesart 4 als richtige unterstellt. Welche habt ihr gemeint?

    "Das Siegel der erreichten Freiheit: Sich nicht mehr vor sich selbst schämen."

    - Irvin Yalom, Und Nietzsche weinte

  • Ja, die Frage ist berechtigt, Mabil.


    Die ganze Diskussion ist so überflüssig wie ein Kropf.

    Ich muss nicht lieben, was ich annehme/akzeptiere. Dies allein zu tun, erfüllt alle Voraussetzungen, um den Pfad so frei wie möglich von Leiden gehen zu können. Es werden trotzdem, egal wie fortgeschritten ich bin, Leiden entstehen. Diese werden allerdings dadurch gemindert, dass ich kaum noch selbst welche verursache.


    Wer sich selbst liebt, wird also Sorge dafür tragen, sich selbst "keine Sorgen mehr zu machen", sie also gar nicht mehr zu verursachen.

    Zwangsläufig folgt daraus, dass "mein Nächster" davon profitiert.


    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Es gab eine Zeit, wo ich jeden Moment geliebt habe. Sogar meine gesundheitlichen Probleme.


    Wenn ich ehrlich bin, dann habe ich nichts anderes als die buddhistische Lehre, die meine innere Leere mit Geduld, Liebe, Mitgefühl und Mitfreude gefüllt hat.


    In jener Zeit, wo ich noch keine Lösung gefunden hatte, liebte ich wahrlich jeden Moment, weil er mich wieder auf den Kurs gebracht hat.


    Manchmal habe ich nämlich die temporäre Abwesenheit von Leiden, mit Glück verwechselt.

    Und wer stürzt sich schon in die Praxis wenn alles super läuft...

    Leiden war für mich nicht nur Leiden, sondern ein Lehrer.

    Ajahn Krebs, Ajahn Liebeskummer, Ajahn rückenschmerzen.

    Ich liebe meine Lehrer und deshalb liebte ich jeden Moment.



    Inzwischen hat sich was geändert.

    In der Stille des Herzens verschwindet die Welt natürlich nicht, aber sie hat keinen Einfluss mehr auf den Frieden und die Freiheit.


    Die unterschiedlichen Sichtweisen und Traditionen sind für mich keine Irrlehre, sondern eine Möglichkeit meinen Horizont zu erweitern.


    Mögen wir alle Frieden finden!


    Martin

  • Eine fünfte Lesart ist mir noch eingefallen:


    5) sich dem Leiden als (möglicherweise von Gott bestimmtes) Schicksal bedingungslos fügen.

    "Das Siegel der erreichten Freiheit: Sich nicht mehr vor sich selbst schämen."

    - Irvin Yalom, Und Nietzsche weinte

  • 4) sich nicht gegen das Leiden auflehnen (es nicht verleugnen), sondern es als Teil des Lebens akzeptieren


    Ich habe in der Diskussion stillschweigend die Lesart 4 als richtige unterstellt.

    Ich würde nicht sagen "richtig" - aber genau um diese Haltung geht es mE hier und darum, ob sie im Sinne des buddhistischen Weges angemessen (heilsam) ist. Um so mehr, wenn man das 'akzeptieren' flugs in ein 'lieben' umdeutet (was ja wohl nicht dasselbe ist).


    Das ist sie nicht - der zweite Halbsatz ("als Teil des Lebens akzeptieren") widerspricht dem Grundanliegen des Buddhismus: Leiden zu überwinden. Das Verständnisproblem liegt wohl darin, in 'Auflehnung' den Ansatz zur Überwindung zu suchen. Nur funktioniert das nicht, die 'Auflehnung' selbst ist leidhaft. Die Akzeptanz erst gibt einen Ansatz zur Überwindung, weil sie eine neutrale, nicht von Hass und Gier, von Ablehnung und Liebe verzerrte Sicht in die Natur des Leidens ermöglicht.

    OM MONEY PAYME HUNG

  • Die Aussage "das lieben, was gerade ist", umzudeuten zu "die Dinge lieben" und schließlich zu "das Leiden lieben" ...


    Was ist denn gerade? Nach SN 22.90 gilt "dass alles, was entsteht, nur entstehendes Leiden ist und alles, was aufhört, nur aufhörendes Leiden ist" und SN 12.17 konkretisiert: "Leiden ist wirklich". Ich vernachlässige hier jetzt die theravadische Klassifizierung über die Existenzweise der Dinge in paramattha, sammuti usw. Aber "auf Leiden ist die Welt gegründet" (SN 1.67), da kommen wir nicht drumherum. Und daher heißt es in SN 2.26: " ich sage auch, dass es nicht möglich ist, dem Leiden ein Ende zu machen, ohne ans Ende der Welt zu gelangen". Im Wunsch nach Nibbana habe ich die edle (= Ende der Welt) und unedle Suche (= Welt) angesprochen. Zum Dukkha und Vergnügen finden heißt es in SN 14.35: "wenn ihr am Erdelement [und allen anderen bedingten Dingen ebenfalls] Vergnügen findet, findet ihr am Leiden Vergnügen. Wenn ihr am Leiden Vergnügen findet, seid ihr nicht befreit vom Leiden".


    Also ja, die obige Ableitung ist korrekt.


    Metta und die anderen Brahmavihara, ganz egal wie sie jetzt verstanden werden, adressieren nur eine Teilmenge der Aussage "das lieben, was gerade ist" (und können daher nicht ausreichend widerlegen). Dies wurde hier auch schon mehrmals eingebracht. Das Metta-sutta und der Paramatthajotika im Kommentar zum Metta-sutta machen klar, dass "die ganze Welt" hier die Bedeutung von "die ganze Welt der Wesen" hat. Wie aber durch die obigen Zitate klargeworden sein sollte, gibt es nicht nur Wesen, sondern "Leiden ist wirklich". Wenn wir jetzt ein leidendes Wesen haben, dann haben wir u.a. Leiden und Wesen. Die Übung in den Brahmavihara lehrt, dass wir Mitgefühl mit dem Wesen haben sollten und wünschen sein Leiden würden sich lindern. Die eingangs kritisierte Aussagen, "das zu lieben, was gerade ist" führt zu der irrigen Aussagen wir sollten das Leiden lieben und das Wesen lieben. Da mache ich nicht mit, und du?


    MN 9 versteht die rechte Ansicht u.a. durch das Unterscheidungsvermögen was Heilsam und was Unheilsam ist. Geht man den Achtpfad weiter kommt man zum rechten Einsatz, Anstrengung o.ä. wo man sich "bemüht schlechte, untaugliche Eigenschaften nicht aufkommen zu lassen" usw. Im Kontext der Geistesschulung heißt es in MN20: "Falls dann immer noch üble unheilsame Gedanken, die mit Begierde, mit Haß und mit Verblendung verbunden sind, in ihm entstehen—während er die Aufmerksamkeit auf die Stillung der Gestaltung jener Gedanken richtet—dann sollte er mit zusammengebissenen Zähnen und an den Gaumen gepreßter Zunge das Herz mit dem Gemüt niederwerfen, es zu Boden zwingen und überwältigen" und in AN 4.114 heißt es weiter: "Und wie vernichtet eine Nonne? Es ist, wenn eine Nonne einen sinnlichen, boshaften oder grausamen Gedanken, der aufgekommen ist, nicht duldet. Sie duldet keine schlechten, untauglichen Eigenschaften, die aufgekommen sind. Sie gibt sie auf, macht sich von ihnen los, beseitigt sie und merzt sie aus".


    Macht es Sinn, diese Vorgehensweisen als "lieben" zu bezeichnen?

  • Mabli . Das Leben IST das Leiden per se, aber man sieht es nichts... Und das ist , was man als "Samsara " ettikettiert. Denn so die Wahrheit zu sehen, wie sie ist, im Sinne, dass absolut alles vergänglich ist, also entgleitet uns, und noch "schlimmer" *lach*, es gibt keinen "Ich", es gibt nur der Prozess des "Werdens", aber kein "Sein", nur der Wandel, die Veränderung, und nichts so wie Festes.

    Die Leute sehen es kaum, denn es ist sehr schmerzhaft ist, oder die wollten es nichts wahrhaben.

    Dann man ist so wie verknallt ins das , was ihn in die Verderbnis zieht, so wie wenn der Mensch nach dem Echten Brunnen in der Wüste sucht, und er wähne sich , er hätte den gefunden, aber er entpuppt sich dann als "Fata-Morgana", als die" Luft-Spiegelung".

    Wir "lieben " die Illusionen, die Chimären, aber so sind wir alle unsere nichts in der Realität existierende "Ich-Fest-ig-keit" aufrechtzuerhalten.

    Dann wir schauen uns die schöne Filme, oder surfen in Foren --*lach*. im von dieser Vergänglichkeit ( gefühl) abzulenken.

    Aber wenn wir sehen, dass es alles nur die unsere eignene Projektionen, die Vorstellungen, die alle mögliche Flucht-Versuche, nichts das zu sehen, was real ist. Und zwar , dass wir alle vergängliche Eintags-Fliegen sind, und dieser Augenblick könnte durchus der letzte sein.

    Das sage ich dir ohne zu viel Terminis, aber wenn man so die Welt sieht , der stellt meistens keine Fragen mehr.

    LG.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Eine fünfte Lesart ist mir noch eingefallen:


    5) sich dem Leiden als (möglicherweise von Gott bestimmtes) Schicksal bedingungslos fügen.

    Los-lassen wäre die Lösung, , lasse den "lieben" Gott in Ruhe, denn es gibt keinen. ( wenigstens im Buddhismus).

    Den Schicksal aber du bestimmt selbst, jeden Augenblick neu, das ist dein freier Willen, deine ( "rechte") Absicht, so erschaffst du selbst das eigene Kamma, und es passiert immer, wenn du genug achtsam ist .... und " deinen Geist " ---"Läuterst", wenn ich es ricihtig erinnere. Dann, aber nur dann, bleibt das, was man als die "Liebe " benennt. Oder das eigene Nackte Herz, das zugleich das Herz von All-em Ist. Es bleibt dann nichts, ausser dieses IST, und sogar das kannst du nicht finden. Denn es gibt nur das pure Erlebnis des Da-Sein-S, und das ist nichts ver-mittel-bar.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Gerade habe ich meinen Beitrag nochmal gelesen und dabei eine für mich wichtige Erweiterung/Veränderung ent-deckt.


    Wer sich selbst liebt, wird also Sorge dafür tragen, sich selbst "keine Sorgen mehr zu machen", sie also gar nicht mehr zu verursachen.

    Zwangsläufig folgt daraus, dass "mein Nächster" davon profitiert.


    _()_

    Wer sich also selbst liebt, wird sich "erziehen", so wie sich ein Kind, dass man liebt, nicht durch Laschheit und Verwöhnung gut entwickelt, sondern durch Einsicht und Erkennen dessen, was kluge Eltern vermitteln. Genauso befolge auch ich die Empfehlungen des Buddha, soweit ich kann.

    Somit ist diese Liebe von Verantwortung und Disziplin getragen, also keineswegs verblendet und lustig.


    Wer glaubt, sich zu lieben, indem er/sie auf jedes innere suchtvolle Zucken reagiert - egal durch welchen Sinn ausgelöst - geht zwangsläufig abwärts.

    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Ich würde nicht sagen "richtig" - aber genau um diese Haltung geht es mE hier und darum, ob sie im Sinne des buddhistischen Weges angemessen (heilsam) ist. Um so mehr, wenn man das 'akzeptieren' flugs in ein 'lieben' umdeutet (was ja wohl nicht dasselbe ist).

    Man kann vermuten, dass Vertreter der Position, keine weltablehnende Haltung im Sinne des Buddhismus propagieren, sondern möglicherweise wo etwas wie eine "Erlösung" in der Welt.

    Das Verständnisproblem liegt wohl darin, in 'Auflehnung' den Ansatz zur Überwindung zu suchen.

    Die Auflehnung (Verleugung) wäre in meinen Augen jedenfalls kein Ansatz zur Überwindung von Leid. Wenn man hier den Trauerprozess als Modell nimmt, ist die Verleugnung die erste Phase nach dem Verlust.

    Was ist denn gerade? Nach SN 22.90 gilt "dass alles, was entsteht, nur entstehendes Leiden ist und alles, was aufhört, nur aufhörendes Leiden ist" und SN 12.17 konkretisiert: "Leiden ist wirklich".

    Wobei hier schon ein Widerspruch darin besteht, dass in den zitierten Stellen von Entstehen und Aufhören die Rede ist, was einen Prozess in der Zeit impliziert, und der Satz von dem jetzigen Moment spricht.


    Das Problem, das ich auch sehe, ist, dass die Formulierung "was gerade ist" eine leere Funktion darstellt. Man kann theoretisch vieles einsetzen. Vielleicht sind die drei Daseinsmerkmale und deren Erkenntnis gemeint. Vielleicht ein zeitloses Jetzt. Ich würde den Satz auf jeden Fall nicht ontologisch verstehen in dem Sinne, dass es um unabhängig vom Bewusstsein Seiendes geht, sondern um etwas das in Bezug auf das Bewusstsein gerade ist.

    Die eingangs kritisierte Aussagen, "das zu lieben, was gerade ist" führt zu der irrigen Aussagen wir sollten das Leiden lieben und das Wesen lieben.

    Die Verwendung des Begriffs "Lieben" spricht meiner Meinung nach tatsächlich für eine weltbejahende Haltung. Ob man das nun als Irrlehre brandmarken muss weiß ich nicht. Wahrscheinlich ist es aus einer orthodoxen Position so zu bezeichnen.

    Im Kontext der Geistesschulung heißt es in MN20: "Falls dann immer noch üble unheilsame Gedanken, die mit Begierde, mit Haß und mit Verblendung verbunden sind, in ihm entstehen—während er die Aufmerksamkeit auf die Stillung der Gestaltung jener Gedanken richtet—dann sollte er mit zusammengebissenen Zähnen und an den Gaumen gepreßter Zunge das Herz mit dem Gemüt niederwerfen, es zu Boden zwingen und überwältigen" und in AN 4.114 heißt es weiter: "Und wie vernichtet eine Nonne? Es ist, wenn eine Nonne einen sinnlichen, boshaften oder grausamen Gedanken, der aufgekommen ist, nicht duldet. Sie duldet keine schlechten, untauglichen Eigenschaften, die aufgekommen sind. Sie gibt sie auf, macht sich von ihnen los, beseitigt sie und merzt sie aus".

    Daraus spricht natürlich eine gewisse Kompromisslosigkeit und Härte sich selbst gegenüber in der rechten Anstrengung bei der Überwindung unheilsamer Gedanken. Wo ich mich schon frage - ist das ein Weg, der heute noch und für Alle so funktionieren kann. Und ich würde fragen, gibt es auch einen sanfteren und weniger brachialen Weg? Oder ist das der einzige Weg, um zum Ziel zu gelangen?

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    - Irvin Yalom, Und Nietzsche weinte

  • Die Akzeptanz erst gibt einen Ansatz zur Überwindung, weil sie eine neutrale, nicht von Hass und Gier, von Ablehnung und Liebe verzerrte Sicht in die Natur des Leidens ermöglicht.

    Da würde ich absolut zustimmen. Paradoxerweise schafft die Akzeptanz die Möglichkeit zur Transformation. Jetzt kann man natürlich streiten, inwieweit Akzeptanz und Liebe zusammen fallen. Oder was da noch an Weltbejahung mitschwingt in der Formulierung.

    "Das Siegel der erreichten Freiheit: Sich nicht mehr vor sich selbst schämen."

    - Irvin Yalom, Und Nietzsche weinte

  • Die Auflehnung (Verleugung) wäre in meinen Augen

    Moment, das sind zwei paar Stiefel. Sich gegen duḥkha auflehnen, dagegen ankämpfen - ob nun durch übertriebene Askese oder Gier nach Macht und Besitz - ist eine Sache. Verleugnung ist es, duḥkha zu ignorieren - so zu tun, als wäre es nicht da. Insbesondere im Vergleich zur 'Auflehnung' eine passive (um nicht zu sagen bequeme) Herangehensweise. Insbesondere Letzteres ist nicht die Herangehensweise von upekkhā - sie ignoriert duḥkha nicht, sondern nimmt es an als das, was es ist: bedingt und ephemer.

    OM MONEY PAYME HUNG

  • . Paradoxerweise schafft die Akzeptanz die Möglichkeit zur Transformation.

    Sorry, das kann ich mir nichts mehr verkneifen. Du ( ich) ... haben , eigentlich, keine andere Option, als die absolute Hingabe. Aufgabe. Genau das entspricht dem ganzem Konzept von der bedingten Entstehung und dreien Daseins-merkmalen. Wenn man das versteht, die Show läuft sozusagen weiter, aber du bist ( im Jetzt) selbst der Regisseuer , der diese Show kreiert. ( Name und Form konzipieren ...konstruieren das Bewusstsein auf dem "Leinwand" der "Gestaltungen", frei nach Bhikkhu K. Nanananda).

    In der einfacher Sprache, das ist das Ziel von allen spirituellen Traditionen.

    Sogar im Christenstum. " Nichts mein , aber dein Wille, der Vater... "---- so etwas. Das verkörpert den symbolyschen Tod des "Ego". Und das entspricht dem Buddhismus, denn alles, was wir uns mit dem "Ich " identifizieren, existiert nur durch unsere "Angreifen", "Anhaften", an das, was nichts der Realität entspricht.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Ich muss nicht lieben, was ich annehme/akzeptiere. Dies allein zu tun, erfüllt alle Voraussetzungen, um den Pfad so frei wie möglich von Leiden gehen zu können.

    Vielen Dank, liebe Monika, für deine klaren, deutlichen Worte! Im Grunde sagt einem das schon der sogenannte "gesunde Menschenverstand", aber manchmal ist dieser ja umnebelt von Kopfgeburten und/oder allzu hehren Idealen.


    Die Übung in den Brahmavihara lehrt, dass wir Mitgefühl mit dem Wesen haben sollten und wünschen sein Leiden würden sich lindern. Die eingangs kritisierte Aussagen, "das zu lieben, was gerade ist" führt zu der irrigen Aussagen wir sollten das Leiden lieben und das Wesen lieben.

    Ja, hier in diesem Widerspruch wird der Irrtum deutlich. Allerdings weist Leiden auch positive Aspekte auf: Ayya Khema sprach beispielsweise von "Dukkha als bestem Lehrmeister", weil es Menschen dazu motivieren könne, den Pfad Buddhas zu beschreiten.

    Menschen vermögen überdies "am Leid zu wachsen/reifen", wenn sie es als Möglichkeit zu innerem Wachstum begreifen, statt es abzulehnen und zu bekämpfen.
    Buddhas Weg ist der mittlere : Weder ablehnen, noch lieben.....

    die Herangehensweise von upekkhā - sie ignoriert duḥkha nicht, sondern nimmt es an als das, was es ist: bedingt und ephemer.

    ...sondern mit friedvoller Gelassenheit betrachten.


    Im Christentum neigt man dazu, das Leiden zu verherrlichen (Jesu Leiden erlöste schließlich die Welt), allerdings nur das freiwillige, aus Liebe und Hingabe auf sich genommene.

    Übrigens ist es wissenschaftlich erwiesen, dass Schmerzen, denen der Leidende einen SINN geben kann, leichter ertragen werden können....

    Wirklich liegt alle Wahrheit und alle Weisheit

    zuletzt in der Anschauung. (Arthur Schopenhauer)


    Oh wünsche nichts vorbei und wünsche nichts zurück!

    Nur ruhiges Gefühl der Gegenwart ist Glück. (Friedrich Rückert)

  • Konkret: Migräne ist ein großartiger Lehrmeister - die Intensität des Migränekopfschmerzes blendet vieles andere aus der Empfindung aus und erleichtert so die Konzentration auf den Schmerz - bis hin zur 'einspitzigen'. Unterstützend vor allem hinsichtlich Achtsamkeit ist auch die vorangehende Auraphase, in der bei mir zeitweise die Gehirnhälften asynchron laufen (was lästigerweise mit visuellen Doppelbildern und Schwindel einhergeht). Das lässt interessante Einblicke in die Funktionsweise von rupa zu. Trotzdem - allzu oft muss ich das nicht haben ...

    OM MONEY PAYME HUNG

  • Lieber Sudhana,


    Gute Besserung!

    Das "rupa-Dukkha" hat mich auch schon viel belehrt.....Vor allem dahingehend, dass sich psychische/geistige Belastungen gerne im/am Körper zeigen.

    Zum Glück ist es der Vergänglichkeit unterworfen - schön, wenn der Schmerz nachlässt!


    Alles Gute!

    :) _()_

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    zuletzt in der Anschauung. (Arthur Schopenhauer)


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  • Das "rupa-Dukkha" hat mich auch schon viel belehrt.....Vor allem dahingehend, dass sich psychische/geistige Belastungen gerne im/am Körper zeigen.

    Zum Glück ist es der Vergänglichkeit unterworfen - schön, wenn der Schmerz nachlässt!

    Hi, Anna Panna-Sati ... drin aber leigt der Haken bei der Sache... Man wollte so wie "unbewusst", dass der Schmerz nachlässt, früher oder später, denn alles ist bedingt und vergänglich. Bei dem Arahant denn es gibt keine Identifikationen mehr, er kann sich sogar wegen der Schmerzen krümmen, aber er ist nichts mehr sein Körper, nichts mehr sein Schmerz. Der Schmerz aber ---- der bleibt bestehen, als der erste Pfeil, aber es gibt keinen zweiten . Der Körper stirbt auch, aber niemals so wie das "Gewahrsein" des Arahantes ; denn er ist nichts mehr sein Körper.

    Ich denke, diesen Zustand sehr schwer zu erreichen, und das ist das Los von sehr wenigen Individuumen in der Geschichte der Menschen.

    Genau drin leigt das Ziel, man stirbt sogar, aber der zuckt mit keiner Wimper....

    Deswegen , aber es ist meine eigene meinung, man verpackt meistens die Buddhisteuche Terminis in den Christentum, wie man ihn hier gewöhnlicherweise versteht.

    Jesus war verzweifelt, denn er wusste alles , was ihn erwartet, und dann als er gekreuzigt war, er litt immens. Das beweist seine "Menschlichkeit", klar, denn jeder das kann sehr gut nachvollziehen.

    Im Buddhismus das alles ist einfach die unmögliche sache. Denn das Leid ist getilgt, es gibt das nichts mehr... Aus! Was stirbt, oder wegen der unterträglichen Schmerzen winden könnte, das ist nur der Körper, der aus den so anderen Elementen besteht, aber die alle sind flüchtig, vergänglich, und am ende nichts mehr vorfindbar. Wie alle andere Skandhas auch.

    Wenn man diesen Grundstein der ganzen Lehre nichsts sieht ( Sunnata-Prinzip), dann es gibt keinen Buddhismus mehr. Und ich meine hier Theravada, an die Anlehnung an Buddhadasa Bhikkhu. Nur als der krasse Beispiel.

    Sudhana ... Klar, ich wünsche dir auch die gute Besserung... Wir sind ( noch...*lach*) keine Arahants. Ich---- nichts. Das ist tod-sicher. :)

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    Sokrates

  • Hi, Anna Panna ... drin aber leigt der Haken bei der Sache... Man wollte so wie "unbewusst", dass der Schmerz nachlässt, früher oder später, denn alles ist bedingt und vergänglich. Bei dem Arahant denn es gibt keine Identifikationen mehr, er kann sich sogar wegen der Schmerzen krümmen, aber er ist nichts mehr sein Körper, nichts mehr sein Schmerz. Der Schmerz aber ---- der bleibt bestehen, als der erste Pfeil, aber es gibt keinen zweiten . Der Körper stirbt auch, aber niemals so wie das "Gewahrsein" des Arahantes ; denn er ist nichts mehr sein Körper.

    Ja, Igor, klar, "unbewusst" wünscht man sich, dass der Schmerz nachlässt, auch, wenn man sich bewusst vorgenommen hat, ihn anzunehmen....

    Für mich ist es in Schmerzphasen aber nicht hilfreich, daran zu denken, wie ein Arahant jetzt damit umgehen würde, da dies wieder ein "Wollen und Wünschen" eines Zustandes bedeuten würde, den ich - in diesem Moment - nunmal nicht erreichen kann.... ;)

    Kontraproduktiv ist es in jedem Fall, den Schmerz abzulehnen, ihm Widerstand zu leisten, weil er dadurch (u.a. durch erhöhte Körperspannung) noch verstärkt wird.

    Die Vernunft gebietet aber, ebenso, wie das (Selbst-) Mitgefühl, mögliche lindernde Maßnahmen einzuleiten.

    Ich denke, diesen Zustand sehr schwer zu erreichen, und das ist das Los von sehr wenigen Individuumen in der Geschichte der Menschen

    Eben, weil das so ist, muss man sehen, wie man sich zwischenzeitlich mit dem Leben (und damit dem Leiden) "arrangiert"...

    Der Alltag, die "relative Ebene unseres Seins", ist genauso wahr, wie die "absolute Wahrheit". Letztere hat man quasi im Hinterkopf, während man die "relative Wahrheit" konkret lebt.

    Wirklich liegt alle Wahrheit und alle Weisheit

    zuletzt in der Anschauung. (Arthur Schopenhauer)


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  • Eben, weil das so ist, muss man sehen, wie man sich zwischenzeitlich mit dem Leben (und damit dem Leiden) "arrangiert"...

    Der Alltag, die "relative Ebene unseres Seins", ist genauso wahr, wie die "absolute Wahrheit". Letztere hat man quasi im Hinterkopf, während man die "relative Wahrheit" konkret lebt.

    Hm, kommt darauf, wie man den Begriff "Wahr" definiert. In Theravada und im TB man geht ein wenig anders vor.

    Von der absoluten Warte aus das Leid ist nichts auf( vor)-find-bar. Er entgleitet "mir" buchstäblich. Trotzdem die Bodhisattvas geloben alle(!) leidende Wesen zu rettten, ansonsten die können nichts "ruhig" ins Nirvana eingenen, ( ich scherze, oder?). Das Klingt wie Koan Frage, und es gibt keine "vernünftige " Lösung.

    Aber nochmal von dem anderem Winkel. Das Leid ist immer die Reaktion ( Re-agieren) auf den ersten Pfeil. Der ist unvermeidbar, wenn man geboren war, der ist schon verdammt zu sterben. Das Leid man kann nur als der zweite Pfeil nachvollziehen. Wenn ich mich mit meinem ( Meinen!.. ) Schmerz indetnifiziere, mit meiner ("") Krankheit, mit meinen ("") Problemen, usw, dann ich würde noch mehr leiden. Das Leid ist so wie angesiedelt im Geistigem Bereich. Und auf den ich kann den Einfluss machen. Das liegt in meiner Kraft. Das kann ich bestimmen. Die Frage wäre, wenn der Schmerz absolut unterträglich wäre, wie kann ( sollte) man damit umgenen?

    Na, z.B. die unheilbare Krankheit. Pali -Kanon erzählt uns über drei Fälle von Mönchen, die sich selbst töteten. Und es war alles in Ordnung. Man kann mich überprüfen, das waren Godhika (S4,23), Vakkali ( S22,87), und Channa (S35,87). Aber nichts wegen der Verblendung, Gier oder Hass, usw... nein , das wäre sinnvoller, um den eigenen Körper ( Eigenen?---*lach*) nicht weiter zu martern und peinigen.

    So machte auch Nanavira Thera. Vor drei tagen er hatte auf den Brief geantwortet, er war so verdammt vernünftig, sein Geist war absolut kristall-klar und sein Stil war so elegant, wie immer. Man sollte dran denken, er wusste doch, in drei Tagen er würde nichts mehr da!

    Weiss ich , ehrlich gesagt, nichts, Anna Panna-Sati , wie kann man so , wie du es ausdrückst, die letztere "Wahrheit"


    Zitat

    hat man quasi im Hinterkopf,

    zu halten, denn sie ist auch asboslut real. Hier ist wieder der reale Fall.


    Zitat

    Nach der Reise erkrankte Ajahn Chahs 1981 unter dem entkräftenden Einfluss von Diabetes. Während sich sein Gesundheitszustand verschlechterte, diente sein Körper als Lehrstück, in dem er gegenüber seinen Schülern und der buddhistischen Bevölkerung auf die Vergänglichkeit aller Dinge (Anicca) hinwies. Immer wieder erinnerte er die Menschen daran, sich zu bemühen, eine wahre Zuflucht im eigenen Inneren zu finden. Vor dem Ende der Regenzeit 1981 wurde Ajahn Chah in Bangkok operiert, was seinen Zustand jedoch nicht mehr verbesserte. Innerhalb weniger Monate verlor er die Fähigkeit zu sprechen und sich zu bewegen, bis er schließlich vollständig gelähmt und bettlägerig war. Seine Schüler pflegten Ajahn Chah mit Liebe und Hingabe, bis er in den frühen Morgenstunden am 16. Januar 1992 im Kloster Wat Pa Pong verstarb. An den mehrtägigen Beisetzungsfeierlichkeiten nahmen - neben der thailändischen Königsfamilie - etwa eine Million Menschen teil, um Ajahn Chah die letzte Ehre zu erweisen. Das aufwändige Zeremoniell für die Einäscherung kostete umgerechnet 680.000 US-Dollar.[4]


    Er Lehrte "Dhamma", durch ( dank) seinem Gelähmten Körper, das ist auch die Möglichkeit, den Zweiten Pfeil so wie "ausser Gefecht " zu setzen. Ich denke, es gibt keine endgültige Lösung auf alle Fälle.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates