Ich habe mich auf die Aussage von Geshe Pema Samten bezogen, dass die Diskussion über Nonnenordination und die Gleichberechtigung in Tibet, die von außen kommt, in der Sache nicht viel nützt.
Nun habe ich - wie ich ja schon gesagt habe - selbst keinen blassen Schimmer von der gesellschaftlichen Situation in Tibet und lediglich diese Aussage assoziert mit der kolonialen Mentalität, um die es in der Diskussion ging. Wahrscheinlich ist meine nicht-wissende Einmischung in diese Diskussion nicht weniger Zeugnis einer kolonialen Mentalität.
Mabli, ich sehe deine Selbstkritik, aber ich kann deiner Herangehensweise nicht folgen. Frauen und ihre Körper werden seit jeher von Männern kolonisiert, und zwar in einem Maße, das es mit sich bringt, dass ein Ausdruck wie "kulturelle Aneignung" viel zu wenig ist.
Geshe Pema Samten, beschreibt einen gesellschaftlichen Wandel in Tibet, der bedeutet, dass Frauen endlich mehr Chancen auf Bildung erhalten. Man muss sich aber nur das Zitat anschauen, um darüber hinaus daraus zu lesen: Die Mädchen und Frauen, die von ihren Familien "zur Schule geschickt" werden und später gute Jobs bekommen, sind nicht die, die später Nonnen werden. Ihre Aufgabe ist es, das ökonomische Überleben der Familie zu sichern. Vor allem aber: "Die Jungen dagegen rauchen oder frönen dem Glücksspiel." Ja hallo? Wieso können sie sich das denn leisten? Doch nur, weil die patriarchale Gesellschaft sie lässt. Für die Frauen, die nun nicht nur die Kinder bekommen, sondern auch noch für den Lebensunterhalt der Familie sorgen, bedeutet das, dass ihnen die gesamte Arbeit aufgebürdet wird und dass viele von ihne einen Junkie zu Hause haben, der das sauer verdiente Geld mit vollen Händen ausgibt, wenn nicht Schlimmeres. Zum Nonne-Werden haben die keine Zeit. All das klingt für mich nicht nach Gleichberechtigung und auch nicht danach, als gäbe es in den verbliebenen Klöstern, in denen die Nonne eben nicht wie die viel stärker anerkannten Mönche, von Spenden leben können, sondern traditionell arbeiten müssen und nicht zuletzt angesichts der Nonnen folternden und vergewaltigenden chinesischen Besatzer viel Raum, sich großartig über die Nonnenordination Gedanken zu machen. Kein Wunder, dass da von innen nicht viel kommt.
Die ganze Diskussion hier findet im luftleeren Raum statt, weil einer "kulturelle Aneignung" gesagt hat, aber niemand sich so richtig mit den Zitaten und Lebensverhältnissen befassen will, über die hier geredet wird.
Zum Thema Frauenleben lasse ich mal einen Link da - Ein Interview mit Familie Brauen, Tibeterinnen aus 3 Generationen. Für mich klingt es gar nicht danach, als seien sie nicht daran interessiert, dass geschlechtsspezifische Benachteiligungen beseitigt werden:
Oder lest mal, was Ani Chöying Drolma, die früher mit ihrer Mutter massiv unter Misshandlungen durch den Vater gelitten hat, zur Rolle der Mädchen und der Nonnen zu sagen hat: https://www.fr.de/panorama/nep…ying-drolma-91196261.html