Antai Ji und die Toten Hirsche oder „muss ein Mensch überhaupt so lange leben“

  • Tiere haben keine Einsicht in die Folgen ihres Handelns, jedenfalls nicht langfristig.

    Ich bezweifele ja auch, dass Menschen diese Einsicht haben.


    Jemand, der seinen Gegner tötet, sieht die Folgen seiner Handlung darin, das der Gegner aus dem Weg geschafft ist. Vielleicht kümmert er sich auch noch schnell darum im Falle der Strafverfolgung seine Unschuld beweisen zu können. Sicherlich denkt er nicht daran, dass er eine Witwe oder Waisen hinterlässt und eine ganze Familie ins Unglück stürzt.


    Kannibalismus gab es auch unter Menschen, bis die Missionare dafür gesorgt haben, das es nur noch heimlich geschehen darf. Ein Mann wie Eichmann tat seine Pflicht und sah vielleicht die Folgen seiner Handlung im Erfolg und beruflichen Fortkommen. Ein Taliban Kämpfer macht das wahrscheinlich genauso. Das geht so weiter bis ins Kleinste.


    Ich glaube alle Menschen die solche Untaten begehen denken, dass sie es gut machen. Das ist die Verblendung von der der Buddha sprach.


    Nur meine paar Gedanken dazu. Liebe Grüsse! Nanu

  • Also kurz erfasst: Tiere folgen ausschließlich Interessen, die rein evolutionsbiologisch bedingt sind.( abhängig entstanden). Der Mensch jedoch (allgemein betrachtet) tötet bewusst und sogar mit Vergnügen, wofür die moderne Geschichte mehr als genug Beispiele liefert.

    Menschen und Schimpansen sind sehr eng verwandt und so teilen wir viel an evolutionären Erbe und auch an Gefühlen. Und ist da wirklich so viel Unterschied? Wenn das Terretorium knapp wird, dann kann es mir bei der Jagd immer wieder passieren, dass der Nachbarstammtisch vor mir da war und wichtige Ressourcen vor mir gefunden hat - der Baum mit den Früchten ist leer, der Honig ist abgeerntet - dies kann zu Enttäuschung führen und wenn es immer wieder passiert zu Frustration und dann zur Wut. Man muß den Nachbarn zeigen, dass das nicht ihr Wald ist, dass sie sich verziehen soll. Man muß ihnen einen Schuß vor den Bug verpassen, eine Lektion erteilen, so dass sie geschwächt sind und sich verziehen. Von daher traut man sich dann mit einigen jungen, männlichen Artgenossen an die Grenze um die zu überraschen und ihnen den Schuß vor den Bug zu verpassen. .an lauert ihnen auf, und wenn man ein oder zwei findet dann macht man die fertig so dass ihnen ihr übles Treiben vergeht. Es gibt ganz viel an Story die sich für Menschen und Schimpansen fast gleich erzählen lässt.


    Um den anderen fertig zu machen, darf man ihn nicht mehr als gleichen behandeln. Man muß ihn verdinglichen, die Beißhemmung überwinden, ihn am besten wie eine Jagdbeutel betrachten. Schafft man es, in diesen Modus zu versetzte , geht alles leichter. Während die Männchen bei den Schimpansen meist bei ihrem Gruppe bleiben wechseln Weibchen manchmal zu einer Nachbargruppe. Es kann also sein, dass man feststellt dass man sein Opfer kennt, sich vielleicht gelaust oder gepaart hat oder als Kinder zusammen gespielt hat. Es regt sich also womöglich ein Zwiespalt der Verhaltensmuster wo man dann aufhören kann oder gegen einen Widerstand mit dem Massakrieren weitermacht. Dieser Zwiespalt ist beim Schimpansen ein sichtbares Zögern, ein Spalt der sich beim Menschen zum Gewissen tun Wissen um das eigene schlechte Handeln auswächst. Dies ist ein Unterschied aber so zu tun als wäre der Schimpanse ganz unfrei und der Mensch ganz frei, ist doch üvertrieben.

  • Menschen und Schimpansen sind sehr eng verwandt und so teilen wir viel an evolutionären Erbe und auch an Gefühlen. Und ist da wirklich so viel Unterschied?

    Zumindest sprechen wir Menschen eine Sprache und bevor Konflikte eskalieren könnte man in der Regel zuerst mal einen Dialog führen:


    Um den anderen besser zu verstehen und auch nach gemeinsamen Lösungen zu suchen:


    Im Fall der Nahrungssuche:

    Lass uns gemeinsam suchen und einander gemeinsam teilen das was da ist. Und zusammen feiern und tanzen.


    Es mag sein das die Sprache in der Evolution erst später hinzu gekommen ist und das wir auch oft primär zuerst auf die ältesten Verhaltensmuster in manchen Momenten auch reflexartig zurück greifen.


    Zb auch primäre Verhalten bei Bedrohung:


    Angriff, Flucht oder Erstarren (sich Tod stellen) um zu überleben.


    Die Ursachen für Agression beim Menschen sind vielseitig und vielschichtig.


    Er könnte ja mittlerweile auch aus seiner Vergangenheit gelernt haben.

    Man kennt heute ja die Ursachen.


    Tut er aber nicht: weil die Gier ihn umtreibt. Oder die Angst davor er könnte etwas verlieren. Oder die ständige Suche nach neuer Erregung.


    Es fehlt auch an gegenseitigem Vertrauen. Angefangen in der Familie. Bis hin global um die ganze Erde.

  • Dieser Zwiespalt ist beim Schimpansen ein sichtbares Zögern, ein Spalt der sich beim Menschen zum Gewissen tun Wissen um das eigene schlechte Handeln auswächst. Dies ist ein Unterschied aber so zu tun als wäre der Schimpanse ganz unfrei und der Mensch ganz frei, ist doch üvertrieben.

    Hm, void, die existenzielle Philosophie formuliert das Problem so, dass nur der Mensch alleine zur eigenen inneren Freiheit verdammt ist, also er kann über das eigene Dasein reflektieren: Woher komme ich? Wohin gehe ich? usw. Kein Tier stellt sich solche Fragen. Kein Tier kann kulturelle Denkmäler schaffen, aber die andere Seite der Medaille ist, dass auch kein Tier dieses existentielle Loch spüren und versuchen muss, es zu betäuben – ein Thema, über das die Psychoanalyse spricht und das auch den Kern des Buddhismus darstellt, mit dem Anatta-Konzept.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Hm, void, die existenzielle Philosophie formuliert das Problem so, dass nur der Mensch alleine zur eigenen inneren Freiheit verdammt ist, also er kann über das eigene Dasein reflektieren: Woher komme ich? Wohin gehe ich? usw. Kein Tier stellt sich solche Fragen. Kein Tier kann kulturelle Denkmäler schaffen, aber die andere Seite der Medaille ist, dass auch kein Tier dieses existentielle Loch spüren und versuchen muss, es zu betäuben – ein Thema, über das die Psychoanalyse spricht und das auch den Kern des Buddhismus darstellt, mit dem Anatta-Konzept.

    Für den Buddhismus kommt das "existentielle Loch" aus der Diskrepanz zwischen Wünschen und Welt. Wir wollen Sachen und die passieren anders. So gibt es ja die Geschichte von Kusaginati deren Kind starb und die dann ganz irr vor Trauer von Haus zu Haus lief, um es irgendwie zu retten. Bei Schimpansen hat man auch beobachtet, dass dies beim Tod ihres Kindes verstört wäre. Und das Baby herumtragen bis es zerfiel. Der Buddhismus hat etwas universelles. Wir sitzen mit den anderen fühlenden Wesen in dem gleichen Samsara. Während Sartre im Prinzip ein Humanist ist - ihn interessiert nur menschliches Leiden und da dann besonders so ein hochtrabendes, intellektuelles Leiden. Während die buddhistische Konzeption von Dukkha viel breiter ist. Der Buddhismus ist kein Humanismus.

  • Der Vergleich zwischen Mensch und Schimpanse hinkt immer wieder. Der Mensch hat die selbst erschaffene Zivilisation zu verantworten und der Schimpanse das Leben im Dschungel. Wenn man also Antworten auf menschliches Verhalten haben möchte, wie er mit Zivilisation umgeht, kann man nicht den Schimpansen betrachten. Menschen, die andere Menschen heimtückisch umbringen, entstehen aus der Zivilisation, nicht aus der Natur. Es ist der Druck den sich die Menschen untereinander machen, der ein Ventil braucht, manchmal mit Mord. Laut Statistik passieren die meisten Morde in Deutschland zwischen Eheleuten. Sicher, aus dem Affekt, weniger geplant, aber ein Verhalten, dass zum Tod des anderen Menschen führt. Unter Schimpansen gibt es den Vertrag Ehe nicht, jedoch ein starkes Beziehungsleben mit Rankkämpfen. Ich halte den Druck der Zivilisation für beachtlich, den hat kein anderes Lebewesen auf der Erde, außer die Zuchtwesen, die der Mensch für sich in Anspruch nimmt.


    Natürlich ist der Buddhismus ein Humanismus, aber er ist auch noch viel mehr.

  • Zumindest sprechen wir Menschen eine Sprache und bevor Konflikte eskalieren könnte man in der Regel zuerst mal einen Dialog führen:


    Um den anderen besser zu verstehen und auch nach gemeinsamen Lösungen zu suchen:

    Das ist der Vorteil der Sprache.

    Wenn es um Worte für Objekte geht, funktioniert sie auch heute noch.


    Wenn es um Worte für Nicht-Objekte (Geistesobjekte) geht, kann es zu Konflikten kommen, die bei dem Empfänger zu dem Empfinden führen, körperlich verletzt worden zu sein. Ein Missverstehen der Verwendung meiner Begriffe, die keine Realobjekte sind, kann mir aus der Gemeinschaft verstoßen, Körperverletzung oder sogar den Tod bringen.

    Das ist so, seitdem Streiten über oder mit Begriffen, die rein Geistobjekte, also nicht Objekt-behaftet sind.

    In Wirklichkeit weiß kaum jemand in diesem Thread, worum es eigentlich geht. Die Begriffe sind nicht klar, die Worte nicht bedeutet oder gedeutet. Und auch wenn Einigkeit besteht, wird es immer einen geben, der die gemeinsam gefundene Bedeutung in Zweifel ziehen wird, mit seinen gerade gefundenen Ideen und Verwirrung stiften, weil die anderen, auf die eine Bedeutung bestehen und das Ewige bewahren wollen. Fortschritt nicht zulassen wollen.

    Fortschritt bedeutet Sicherheit verlieren, aber auch zugeben müssen, dass es Sicherheit nicht gibt, nie.

  • Ich halte den Druck der Zivilisation für beachtlich, den hat kein anderes Lebewesen auf der Erde, außer die Zuchtwesen, die der Mensch für sich in Anspruch nimmt.

    Da fällt mir mir Freud ein"vom Unbehagen in der Kultur"

    Menschen müssen permanent ihre Affekte und Triebe kontrollieren, was natürlich gewisse Nebenwirkungen hat

    denn alles, was entsteht, ist wert, dass es zugrunde geht, drum besser wär's, dass nichts entstünde.


    (Goethes Faust)

  • Zitat

    Kultur ist, wenn Sie Ihrem Nachbarn den Kopf abschlagen und daraus eine Blumenvase machen. Zivilisation ist, wenn Sie dafür ins Gefängnis müssen und nie wieder rauskommen.“ — Henryk M. Broder


    Quelle: https://beruhmte-zitate.de/zit…-nachbarn-den-kopf-absch/

    "...Dieser edle achtfache Pfad aber ist der zur Aufhebung des Leidens führende Weg..." (AN.VI.63)


    "In dieser Stunde hörte Siddhartha auf, mit dem Schicksal zu kämpfen, hörte auf zu leiden. Auf seinem Gesicht blühte die Heiterkeit des Wissens, dem kein Wille mehr entgegensteht, das die Vollendung kennt, das einverstanden ist, mit dem Fluss des Geschehens, mit dem Strom des Lebens, voll Mitleid, voll Mitlust, dem Strömen hingegeben, der Einheit zugehörig." (H.Hesse)

  • Nur in der eingegrenzten Kulturlandschaft wird der Mensch sich selbst zum Feind.

    In der Natur würde ihm ein solches Verhalten den Tod durch die Natur bringen.

    Qualia

  • In Wirklichkeit weiß kaum jemand in diesem Thread, worum es eigentlich geht. Die Begriffe sind nicht klar, die Worte nicht bedeutet oder gedeutet.

    Ja das ist so. Auch diese Diskussionen „sagen nicht Alles“. Worte sind halt auch immer nur begrenzt und Hilfsmittel etwas zu vermitteln. Jeder sagt oft nur einen Teil der ganzen Wahrheit.


    Und wenn man nicht aufpasst, sich nicht so ausdrückt oder ausdrücken kann, was man eigentlich möchte sagen, führt dies auch zu weiteren Missverständnissen und endlosen Diskussionen.


    Wie ein Ehepaar das sich streitet…


    Denn der Geist ist auch immer nur begrenzt und kann allein auch nie alles wissen, umfassen oder wieder geben.


    Manches ist auch einfach zu „komplex“, oder man macht es „zu komplex“.


    Darum bin auch ich (mein Geist) irgend wann wieder mehr „ratlos“ oder auch nur „erschöpft“ und froh, wieder mehr in meiner Mitte, meinem Bauch zu sein.


    Es gibt aber Lösungen für ein besseres, friedlicheres Miteinander…


    Das wissen wir glaube ich Alle...


    Auch wenn es nicht immer einfach ist etwas letzendlich nur noch so akzeptieren zu können wie es ist.


    Auch wenn das manchmal eine große Herausforderung ist,


    Das betrifft die unterschiedlichsten Situationen im Leben.


    Alltäglich „kleine“ wie „große“ Situationen.


    Letztendlich kann jeder für sich allein zumindest nur versuchen am besten damit umzugehen.


    Wir können wahrscheinlich nie alle für ein und dieselbe „Sache“ erreichen wie wir manchmal gerne würden…

  • Hm, void, die existenzielle Philosophie formuliert das Problem so, dass nur der Mensch alleine zur eigenen inneren Freiheit verdammt ist, also er kann über das eigene Dasein reflektieren: Woher komme ich? Wohin gehe ich? usw. Kein Tier stellt sich solche Fragen. Kein Tier kann kulturelle Denkmäler schaffen, aber die andere Seite der Medaille ist, dass auch kein Tier dieses existentielle Loch spüren und versuchen muss, es zu betäuben – ein Thema, über das die Psychoanalyse spricht und das auch den Kern des Buddhismus darstellt, mit dem Anatta-Konzept.

    Für den Buddhismus kommt das "existentielle Loch" aus der Diskrepanz zwischen Wünschen und Welt. Wir wollen Sachen und die passieren anders. So gibt es ja die Geschichte von Kusaginati deren Kind starb und die dann ganz irr vor Trauer von Haus zu Haus lief, um es irgendwie zu retten. Bei Schimpansen hat man auch beobachtet, dass dies beim Tod ihres Kindes verstört wäre. Und das Baby herumtragen bis es zerfiel. Der Buddhismus hat etwas universelles. Wir sitzen mit den anderen fühlenden Wesen in dem gleichen Samsara. Während Sartre im Prinzip ein Humanist ist - ihn interessiert nur menschliches Leiden und da dann besonders so ein hochtrabendes, intellektuelles Leiden. Während die buddhistische Konzeption von Dukkha viel breiter ist. Der Buddhismus ist kein Humanismus.

    Ich bin mir nicht sicher. Es geht nicht um das Leiden per se, wie ich es verstehe, sondern um bestimmte Mechanismen in der menschlichen Psyche, die uns alle schützen. Dukkha als universelles Merkmal zu betrachten, wäre für das Überleben nicht förderlich, sondern das Gegenteil. Die Existenzialisten waren jedoch nicht übertrieben pessimistisch ( und intellektuell auch, sorry) Im Roman Die Pest von Albert Camus opfert der Held sein eigenes Leben, nur um das Leben des Kindes zu retten. Das Leiden war für den Existenzialismus universell, aber sie konnten keinen Ausweg finden. Man braucht nur die Notizen zu Dhamma von Ñāṇavīra Thera zu lesen.


    Der Buddhismus wäre eher als Realismus zu verstehen, aber wer braucht die ganze Wahrheit, frage ich mich. Die Mehrheit lebt mit der sprichwörtlichen rosa Brille ( so David L. Roy), was das Leben – und das Leiden – bestimmt erträglicher macht. Das Erwachen (egal wie man es definiert) wurde nicht rein evolutionär-biologisch installiert oder vorprogrammiert. So argumentiert der Neurowissenschaftler Robert Wright über das Wesen des Buddhismus.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Der Geist ist nie begrenzt, er kann nie alles erfassen, er ist immer ganz offen.

    Mein Geist ist vollkommen anders als dein Geist. Es gibt keinen einzigen menschlichen Geist, der meinem gleicht.

    Wir schreiben uns mit Worten, die eben nur scheinbar das aussagen, was ich sagen möchte.

    Nein, eigentlich sage ich genau das, was ich möchte. Das kann man nicht missverstehen!


    Wenn mein Geist auf einen trifft, der doch größere Schnittmengen mit meinem hat, kann der andere und ich tatsächlich glauben, dass wir uns verstehen. Aber wehe es geht ins Detail.

    Aber das hat Buddha schon alles klargemacht und wird vom Zen bestätigt. Also nichts Neues.


    Ausfragen, Nachfragen, Streiten über die Bedeutung, was wir beide meinen, Konsens finden, ist der einzige Weg zu relativem Verstehen. Sich der Kritik und Konfrontation in gemeinsamer Bedeutung zwischen uns zu finden, ist elementar für einen Geist, der wirklich frei sein will.


    Ein Medium, eine Umwelt, die das nicht als Kultur hat, erzeugt immer mehr Glauben und Dogmen, die eingehalten werden müssen, auch wenn sie Hindernisse im Verstehen sind.

    Dieses Medium habe ich nur in sehr kleinen privaten Gruppen gefunden, nur selten in einem Forum. Da, nur wenn es ein Austausch zwischen zwei oder drei Usern erscheint, die sich nicht unterbrechen lassen. Nur da erscheinen größere Schnittmengen der „Geister“.

  • Menschen müssen permanent ihre Affekte und Triebe kontrollieren, was natürlich gewisse Nebenwirkungen hat

    Der kontrollierte Umgang mit den "Trieben" funktioniert nur vorübergehend, denn sie brechen wie durch Träume, freie Assoziationen oder Versprecher wieder hervor. Sigmund Freud hat dafür keine endgültige Lösung gefunden.

    Das buddhistische Geistestraining hingegen zielt darauf ab, zu erkennen, dass alle Khandha flüchtig sind. Sie entstehen und vergehen wieder, da sie bedingt entstanden sind. Man lernt also Schritt für Schritt, sich nicht mehr mit ihnen zu identifizieren. Wenn man alles aus der Perspektive der drei Daseinsmerkmale wahrnehmen kann, dann ist man gewissermaßen in der Leerheit" verankert". Die andere Seite davon ist jedoch Mitgefühl und Liebe, im Sinne von Agape.

    So kann man den Buddhismus als die einzige existenzielle Lösung verstehen, um dem samsarischen Kreislauf ein Ende zu bereiten. Ein Zitat von David L. Roy:


    Zitat

    Wenn ich nicht länger danach strebe, mich selbst durch Dinge real zu machen, dann finde ich mich durch sie ‚erweckt‘“, sagt Dogen. Dieser Vorgang impliziert, dass das von uns gefürchtete Nichts nicht wirklich Nichts ist, sondern einfach die Perspektive eines Selbst-Gefühls, das Angst davor hat, seinen Halt an sich selbst zu verlieren. Aus der Sicht des Buddhismus führt das Loslassen meines Selbst und das Verschmelzen mit diesem Nichts (no-thing-ness) zu etwas anderem: Wenn das Bewusstsein damit aufhört, seinen eigenen Schwanz zu fangen, werde ich Nichts (no-thing) und entdecke, dass ich Alles bin – oder genauer gesagt, dass ich Alles sein kann.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Das Erwachen (egal wie man es definiert) wurde nicht rein evolutionär-biologisch installiert oder vorprogrammiert. So argumentiert der Neurowissenschaftler Robert Wright über das Wesen des Buddhismus.

    Ja. Darum müssen wir zB auch meditieren.

    Darum habe ich mich zuletzt auch gefragt warum eigentlich erst meditieren „damit etwas besser“ wird.


    Als wäre etwas am Menschen an sich „verkehrt“.

    Oder als würde ihm etwas „fehlen“.


    Abgesehen davon was ihn an sich verändert.

    Auf Grund von Umwelt, Erziehung, etc.

  • Der Geist ist nie begrenzt, er kann nie alles erfassen, er ist immer ganz offen.

    Wenn das so wäre, das der Geist immer ganz offen ist und nie begrenzt, wenn das beim Menschen natürlicherweise so wäre, dann wäre ja jeder Mensch erwacht.


    Das sehe ich nicht so.

    Bei Babys und Kleinkindern ist das vielleicht noch so.

    Aber je älter man wird…

    Nimmt das Denken über Hand und schränkt mehr oder weniger ein.


    Und später bedarf es eben Übungen um den „Geist“ wieder zu öffnen, oder vielmehr „das wahre Selbst“

  • Das der Geist nicht begrenzt ist, bedeutet ja, dass der Entwicklung des Geistes keine grundlegenden Grenzen gesetzt sind wie es aber beim Körper der Fall ist.


    Allerdings ist unser Geist von Unwissenheit behindert so lange wir in Samsara leben. Aber unsere Unwissenheit gehört nicht zum Wesen unseres Geistes. Deshalb kann sie beseitigt werden ohne dass unser Geist aufhört zu existieren. Frei von dieser Unwissenheit kann er ohne Einschränkung weiterentwickelt werden und wir können durch die Dharmapraxis zu einem Arhat und sogar zu einen Buddha werden.


    Die Unwissenheit, die unserem Geist in diesem Leben betrübt und einschränkt, ist die Wirkung von unheilsamen Handlungen, die wir in früheren Leben durchgeführt haben. Durch diese unheilsamen Handlungen, die wir in der Vergangenheit durchgeführt haben, haben wir in unserem Geisteskontinuum karmische Prägungen angesammelt. Diese bewirken, dass wir immer wieder Begierde und Hass entwickeln.


    Ein Neugeborenes bringt diese karmischen Prägungen, die in früheren Existenzen angesammelt wurden, mit in diese jetzige Existenz. Der Geist von Neugeborenen, Babys und Kleinkindern ist deshalb durch Unwissenheit geprägt. Sie muss nicht erst nach dem Austritt aus dem Mutterleib erlernt werden.


    Erwacht sind wir erst, wenn wir die Unwissenheit durch die Dharmapraxis überwunden haben. Vorher allerdings nicht.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Ich habe ganz bewusst Selbst, Ich, Person, Persönlichkeit, Ego, nicht verwendet, weil ich von Geist gesprochen habe und nicht von Vorstellungen, einer Wesenheit.

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  • Mit deinem Glauben komme ich nicht mehr klar. Du redest von Geisterübungen, obwohl es nur Verschleierungen, Verblendungen ( https://www.palikanon.com/wtb/kilesa.html )durch ein Ich-sein sind. usw. Der Geist ist kein Spiegel, den man putzen oder reinigen muss, es reicht, die eigenen Verblendungen wegzulassen.

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  • Der Geist ist kein Spiegel, den man putzen oder reinigen muss, es reicht, die eigenen Verblendungen wegzulassen.

    Ja, die eigenen „Verblendungen“ weglassen…


    Es ist sowohl richtig das der Geist nicht geputzt werden muss

    Als auch das der Geist geputzt werden muss


    „Beide“ hatten „Recht“, Eno und der Andere Mönch


    Nur erschien Enos Erkenntnis dem Abt die Tiefere/Weisere von beiden Wahrheiten

  • Die Erkenntis das der Spiegel gar nicht „geputzt“ werden muss


    Hat man nämlich erst


    Nachdem man versucht hat ihn vergeblich „zu putzen“.

  • Die Erkenntis das der Spiegel gar nicht „geputzt“ werden muss


    Hat man nämlich erst


    Nachdem man versucht hat ihn vergeblich „zu putzen“.

    Siehe hier:


    Zitat

    Im Grunde gibt es keinen Bodhi-Baum,


    noch gibt es Spiegel und Gestell.


    Da ist ursprünglich kein (einziges) Ding ?


    wo heftete sich Staub denn hin?


    Zen-Meister | Hui-neng

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Der Vergleich zwischen Mensch und Schimpanse hinkt immer wieder. Der Mensch hat die selbst erschaffene Zivilisation zu verantworten und der Schimpanse das Leben im Dschungel. Wenn man also Antworten auf menschliches Verhalten haben möchte, wie er mit Zivilisation umgeht, kann man nicht den Schimpansen betrachten. Menschen, die andere Menschen heimtückisch umbringen, entstehen aus der Zivilisation, nicht aus der Natur. Es ist der Druck den sich die Menschen untereinander machen, der ein Ventil braucht, manchmal mit Mord. Laut Statistik passieren die meisten Morde in Deutschland zwischen Eheleuten. Sicher, aus dem Affekt, weniger geplant, aber ein Verhalten, dass zum Tod des anderen Menschen führt. Unter Schimpansen gibt es den Vertrag Ehe nicht, jedoch ein starkes Beziehungsleben mit Rankkämpfen. Ich halte den Druck der Zivilisation für beachtlich, den hat kein anderes Lebewesen auf der Erde, außer die Zuchtwesen, die der Mensch für sich in Anspruch nimmt.


    Natürlich ist der Buddhismus ein Humanismus, aber er ist auch noch viel mehr.

    Ich glaube wir müssen uns von dem Dualismus Mensch / Tier lösen. Einfach weil die Trennlinie nicht scharf zu ziehen ist. Vieles was ich hier lese passt wenn man Eidechsen mit Menschen vergleicht, ja Eidechsen haben quasi keine Sozialstruktur, etc. Aber irgendwo zwischen Echse und Mensch gibt es ein fast kontinuierliches Spektrum an “Geist”, der Mensch mag das Säugetier sein, dass die größte Gefahr hat sich in Grübelspiralen zu denken, aber das heißt nicht, dass ein Schimpanse frei von Dukkha ist, oder von selbstverursachtem Leid. Trauer, Freude, Leid, Soziale Bindung, Hass, Spieltrieb , eigentlich ist keine menschliche Emotion im Tierreich nicht zu finden. Genug Tiere haben einen psychischen Knacks. Das einzige Merkmal was Menschen und Tiere unterscheidet ist die verbale Sprache mit Abstraktion (vielleicht auch nur weil wir walgesang einfach noch nicht entschlüsselt haben).

  • Mit deinem Glauben komme ich nicht mehr klar. Du redest von Geisterübungen, obwohl es nur Verschleierungen, Verblendungen ( https://www.palikanon.com/wtb/kilesa.html )durch ein Ich-sein sind. usw. Der Geist ist kein Spiegel, den man putzen oder reinigen muss, es reicht, die eigenen Verblendungen wegzulassen.

    Ich rede nicht von Glauben und Geisterübungen. Da hast du etwas gründlich missverstanden.


    In Beitrag #92 habe ich selbst die Analogie des Spiegels nicht erwähnt. Die hast du in deiner Antwort ins Spiel gebracht.


    Die Analogie des Spiegels wird ja in den Schriften unterschiedlich benutzt. In Zusammenhang meiner Ausführungen in Beitrag #92 würde es mit der Spiegelanalogie nicht um die Funktion des Spiegels gehen, sondern darum, dass das Reinigen des Spiegels den Spiegel nicht vernichtet, weil der Staub auf dem Spiegel nicht zur essentiellen Natur des Spiegels gehört.


    Genauso können wir unser Geisteskontinuum von den Verblendungen befreien ohne dass unser Geisteskontinuum dadurch zerstört wird. So wenig wie der Staub auf dem Spiegel zum Wesen des Spiegels gehört, genauso wenig gehören die Verblendungen zum Wesen unseres Geisteskontinuums.


    Die eigenen Verblendungen wegzulassen ist notwendig, aber das ist ein langfristiger Prozess. Man legt sie nicht so ab wie man am Abend ein Hemd in den Wäschekorb ablegt.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • eigentlich ist keine menschliche Emotion im Tierreich nicht zu finden.


    Es wäre tatsächlich interessant, es gäbe eine Wiedergeburt, und zwar zu dem Zeitpunkt, wo wir wenigstens unsere eigenen Gefühle verstanden haben, wenn nicht gar die der anderen Lebewesen: Tieremotionen (engl.).

    "Ein Mönch, der Fragen stellt und sich unsicher ist, wie er den Geist eines anderen einschätzen mag, soll einen 'Buddha' genau untersuchen, um festzustellen, ob dieser tatsächlich erwacht ist." (Vivamsaka Sutta)