Musik (im Buddhismus)

  • Ich habe einige Jahre jegliche Musik gemieden.


    Eines Tages konnte ich aus verschiedenen Gründen nicht mehr nach Thailand zurückkehren und hier im Westen hatte ich nur wenig kontakt zu buddhistischen Gruppen und zu einer Sangha.


    Zu der Zeit manifestierten sich massive gesundheitliche Einschränkungen (Lähmungserscheinungen im Bein und im Rücken)

    Ziemlich spontan fuhr ich nach Frankreich zu einem bekannten buddhistischen Lehrer.


    Als ich dort ankam konnte ich nicht mehr auf einer Matte (einem Kissen )meditieren, weil ich danach nicht aufstehen konnte. In Thailand wurde die Sache anders gesehen und gehandhabt.


    Die Nonnen und Mönche dort in Frankreich hatten einen freien Tag, spielten Fussball und musizierten.

    Alles war so anders und für einen Moment fühlte ich mich ein wenig wie ein Verräter .

    Ich dachte dass das kein echter Buddhismus wäre…


    Als ich einmal nach einer Meditation nicht mehr aufstehen konnte, kam eine junge vietnamesische Nonne und half mir beim aufstehen. Auch das war ein Schock für mich, weil eine Nonne doch nicht einfach einen Mann berühren sollte.


    Die Leute dort lebten Vegan und ich lebte damals vegetarisch. Als ich mal heimlich meine eingeschmuggelte Milch in meinen Kaffee leerte kam eine Nonne und ein Novize auf mich zu. Ich erwartete jetzt eine Standpauke . Sie lächelte und zeigte mir einen Kühlschrank (es war Winter und ich hatte die Milch im garten versteckt 🙈).


    In wenigen Tagen habe ich dort mehr Mitgefühl und Verständnis erfahren als in allen Jahren zuvor. Man hat meine Fehler und gesundheitlichen Schwierigkeiten nicht nur akzeptiert, sondern auch mit absolutem Mitgefühl behandelt.


    Um auf das Thema Musik zurück zu kommen :


    Eines Tages saß ich in der Meditationshalle und beschloss einen Neuanfang. Jetzt war ich eben hier und das andere war nicht mehr wichtig.

    Und als ich dann so da saß, sangen die Nonnen und Mönche ein Lied, dass mich zu tiefst berührt hatte. Ich konnte mir vergeben und loslassen. Seit dieser Zeit darf ich mich trotz meiner Schwächen und Unzulänglichkeiten trotzdem von ganzem Herzen lieben.


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    Mögen wir alle Liebe und Frieden finden!

    2 Mal editiert, zuletzt von Mar tin () aus folgendem Grund: Bin noch nicht ganz munter

  • Nicht nur die Konzentration wird beeinträchtigt, am einflussreichsten ist die rauschartige, enthemmende und süchtigmachende Wirkung bestimmter Musikarten und -stücke..., nicht umsonst sind sie Teil von (gesellschaftlichen) Strategien, um Menschen zueinanderzubringen, Paarbildungen zu unterstützen...

    Es kommt immer darauf an, wie die Musik strukturiert ist und worauf sie abzielt.

    Typisch ist z. B. für junge Männer, die auf ihrem Höhepunkt "in Saft und Kraft stehen" (wie man früher sagte), dass man sie leicht dabei ertappt, wie sie das Autoradio/-player auf volle Lautstärke stellen mit einem Rhythmus "wumm-wumm-wumm" in doppelter Geschwindigkeit wie der Herzschlag bei Ruhe. Manchmal ist das sogar so laut, dass einem selbst das Zwerchfell vibriert, wenn so ein Wagen an einem vorbeifährt. Das hat etwas mit Testosteron zu tun. Ich will nicht absprechen, dass Frauen das nicht auch tun, aber das habe ich bisher noch nicht so beobachtet. Diese Individuen wissen nicht wohin mit sich und ihren Hormonen. Und dieser "Wumm-wumm-wumm"-Rhythmus treibt die Lust auf Sex an, aber auch die Aggression. Gleichzeitig ist das ein Ausdruck von Unreife.

    Es ist leicht zu sagen, Musik treibt die Lust an und ist zu verwerfen, wenn man, wie die meisten hier, im fortgeschrittenen Alter ist und man die Höhepunkte der hormonellen Ausschüttungen schon hinter sich hat. Nach den Wechseljahren erledigt sich das ganz von selbst.


    Als der Buddha seinen Orden gründete, war ihm das wohl bewusst, denn er und seine Jünger waren noch jung.


    Es gibt aber auch sehr feine Musik, die auf subtile Art die inneren Kräfte, die einen auf Ebenen erheben und die wir spirituell nennen, uns erschließen können, sofern wir uns dafür geöffnet haben. Das wird von so einer Art spiritueller Sehnsucht angetrieben, und diese Sehnsucht hat allerhöchstens mittelbar noch etwas mit Hormonen zu tun. Es findet sich schwer ein Ausdruck dafür. Auf jeden Fall ist dieses nicht an ein Lebensalter gebunden, im Gegenteil. Solche Musik kann uns auf unserem spirituellen Weg begleiten.


    Auf diesem unserem spirituellen Weg versucht man

    im Hinayana (Theravada), Hindernisse zu vermeiden, aber

    im Mahayana/Vajrayana, mit Hindernissen zu arbeiten.


    Das ist ein ganz gravierender, entscheidender Unterschied, und der Unterschied ist nach meinem Empfinden gravierender, als der zwischen Protestantismus und Katholizismus.


    Nun muss man sich fragen: wenn wir doch von dieser großen, bunten Welt umgeben sind, warum sollen wir dann nahezu alles, was uns umgibt, als Versuchung deklarieren und es kategorisch ablehnen?! Das wäre unnormal.

    Besser ist es doch, damit zu arbeiten.

    Wie ich schon sagte, indem ich das tibetische Sprichwort zitierte:

    "Es wird wohl etwas schwierig sein, eine Suppe ohne Wasser zu kochen".


    Warum haben wir diese unendlich große Erscheinungswelt?

    Im Hinduismus lautet die Antwort: Das ist das göttliche Spiel, "Lila". Das unfassbare All, das ein Ausdruck des Göttlichen ist, "will" sich selbst in Glückseligkeit erleben, auch wenn es uns selbst, die wir als winzige Einzelwesen nur winzige Ausschnitte davon erfahren können, nicht plausibel erscheint, da wir höchstens die Oberfläche wahrnehmen können.


    Wenn wir diese Erscheinungswelt verwerfen, nur weil es uns nicht passt, dass sie uns "in Versuchung führt", dann ist das eine maßlose Überheblichkeit, die, anstatt dass sie uns durch Vermeidung in die gemutmaßte Befreiung führt, in Wirklichkeit in Höllenwelten runterzieht.

    Verlange nicht, dass alles so geschieht, wie du es wünschest,
    sondern wolle, dass alles so geschieht, wie es geschieht,
    und es wird dir gut gehen.
    Epiktet

  • Auch ist es nicht nötig, sich selbst zu zitieren oder andere zu bewerten oder zu verurteilen.

    Doch, manchmal ist das sehr, sogar bitter nötig, nämlich in solchen Fällen, wenn zu oberflächlich gelesen wird und man sich dann notgedrungen wiederholen muss.

    Aber warum Du das als "Bewertung" oder "Verurteilung" deutest, ist mir ein Rätsel.

    Verlange nicht, dass alles so geschieht, wie du es wünschest,
    sondern wolle, dass alles so geschieht, wie es geschieht,
    und es wird dir gut gehen.
    Epiktet

  • P.S.

    Igor:

    Zitat

    Die Musik, allgemein ausgedrückt, stellt den Ausdruck der Leidenschaft dar

    Diese auch?:

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    Hihi, ich dachte wirklich bei den ersten Takten, es geht um das Weihnachtslied "Stille Nacht, heilige Nacht"! (da ich selbst ja gerade ein Weihnachtsbuddha-Bild gepostet habe, siehe #25)

    Apropos: was sagst Du denn, Igor, über all die vielen Weihnachtslieder? Führen sie Deiner Meinung nach zur Verderbnis?

    Verlange nicht, dass alles so geschieht, wie du es wünschest,
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    und es wird dir gut gehen.
    Epiktet

  • In wenigen Tagen habe ich dort mehr Mitgefühl und Verständnis erfahren als in allen Jahren zuvor. Man hat meine Fehler und gesundheitlichen Schwierigkeiten nicht nur akzeptiert, sondern auch mit absolutem Mitgefühl behandelt.

    Nun, man mag über Thich Nath Han sagen was man will, aber da hast du eine nicht nur positive, sondern auch einschneidende Erfahrung gemacht.

    Verlange nicht, dass alles so geschieht, wie du es wünschest,
    sondern wolle, dass alles so geschieht, wie es geschieht,
    und es wird dir gut gehen.
    Epiktet

  • Besonders favorisiere ich zurzeit Händel-Arien,

    "Ombra mai fu" hat mich vor fünf Jahren aus einem massiven Stimmmungstief direkt ins zweithöchste Samadhi befördert.


    "Wenn jetzt die Welt untergeht, ist es o.k."


    :sunny:

  • Danke für all die unterschiedlichen und erweiternden Sichtweisen.


    Vorallem auch Dir, Martin, danke ich für Deine großherzige Offenheit.


    Ich stimme allen Erfahrungen und Meinungen zu. Jede/r einzelne muss sein Herz befragen, was Musik mit ihm/ihr macht. Das ist pauschal nicht sinnvoll, denn es kommt eben auch auf das Temperament an.


    Es gibt feurige Musik z.B. Flamenco und Wummwumm, die "scharf" macht - und es gibt eben spirituell erweiternde Musik z.B. u.a. Bach. Die kannte der Buddha noch nicht, denn die indische Musik dreht sich hauptsächlich um romantische Liebe und Sex.


    Wer jedoch erst mit der Lehre beginnt, hat viele Fragezeichen. Und da ist es weder hilfreich, etwas zu verteufeln noch zu verherrlichen.

    Wichtig ist auch der Hinweis darauf, dass wir HaushälterInnen sind.


    Deshalb gefällt mir so gut, was in diesem Thread ausgedrückt wurde.


    :heart: _()_Monika

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Schaut Euch mal dieses Video an, ich denke da an jemand Bestimmtes,

    und achtet besonders auf die feine Musik im Hintergrund:

    Menschheit

    Verlange nicht, dass alles so geschieht, wie du es wünschest,
    sondern wolle, dass alles so geschieht, wie es geschieht,
    und es wird dir gut gehen.
    Epiktet

  • Diese auch?:

    Liebe Anna Panna-Sati .


    Mir scheint, dass wir aneinander vorbeireden, denn niemand würde das heilende oder beruhigende Potenzial von Musik oder Mantras bestreiten.

    Doch im Buddhismus, insbesondere im Theravāda-Buddhismus, geht es primär darum, Nibbāna zu erreichen – und nicht, zugespitzt formuliert, darum, Depressionen oder Krebs zu lindern. Wenn man diese beiden Ebenen miteinander vermengt, entstehen zwangsläufig Missverständnisse.

    Im Theravāda-Buddhismus lernt man, den gesamten Prozess der Wahrnehmung – der meist vollkommen automatisch und nach bestimmten Mustern abläuft – zu verlangsamen und schrittweise zu dekonstruieren.

    Sieh hier:


    Zitat

    "Was das angeht, Bāhiyer, kannst du dich so üben: 'Gesehenes gelte dir nur als Gesehenes, Gehörtes nur als Gehörtes, sinnlich Erfahrenes nur als sinnlich Erfahrenes, Erkanntes nur als Erkanntes.' So kannst du dich üben, Bāhiyer. Wenn dir Gesehenes nur als Gesehenes, Gehörtes nur als Gehörtes gelten wird sinnlich Erfahrenes nur als sinnlich Erfahrenes, Erkanntes nur als Erkanntes, dann, bist 'du' nicht 'dort' Bāhiyer, dann ist 'das' nicht 'deine' Sache, dann Bāhiyer, bist 'du' weder 'hier' noch 'jenseits' noch 'dazwischen': Das eben ist das Ende des Leidens. "[18]



    Und so kommentiert der Bhikhu Anālayo:


    Zitat

    XI.4 DIE BELEHRUNG DES BÂHIYA

    Laut einer Lehrrede im Udâna war „Bâhiya mit dem Rindengewand“ ein

    nichtbuddhistischer Asket, der sich einmal mit der Bitte um Belehrung an

    den Buddha wandte, während dieser Almosenspeise sammelte. Während sie

    noch auf den Straßen der Stadt unterwegs waren, gab der Buddha ihm eine

    kurze Belehrung über ein Wahrnehmungstraining, was dazu führte, dass

    Bâhiya sofort vollständiges Erwachen erlangte.50 Die rätselhaft anmutende

    Belehrung des Buddha lautet:

    „Wenn in dem Gesehenen nur das ist, was gesehen wird, in dem Gehörten nur

    das, was gehört wird, in dem Gefühlten nur das, was gefühlt wird, in dem Erkannten

    nur das, was erkannt wird, dann bist du nicht ‚durch dieses’; wenn du

    nicht ‚durch dieses’ bist, dann bist du nicht ‚darin’; wenn du nicht ‚darin’ bist,

    dann bist du weder ‚hier’ noch ‚dort’ noch ‚dazwischen’. Dies ist das Ende von

    dukkha.“51

    Diese Belehrung richtet das reine Gewahrsein auf alles, was gesehen, gehört,

    gefühlt oder erkannt wird. Wenn man das reine Gewahrsein auf diese Weise

    aufrechterhält, so wird der Geist daran gehindert, die rohen Daten der

    Sinneswahrnehmung zu bewerten und mit Vorstellungen anzureichern. Dies

    entspricht dem Abschneiden der ersten Phasen in der Abfolge des Wahrnehmungsprozesses

    durch achtsame Aufmerksamkeit. Hier registriert das

    reine Gewahrsein einfach das, was an einem Sinnestor entsteht, ohne voreingenommene

    Formen des Wahrnehmens und ohne unheilsame Gedanken

    und Assoziationen hervorzurufen.52 In Hinsicht auf die Sinneszügelung wird

    die Phase des Schaffens eines „Zeichens“ (nimitta) dadurch in das bewusste

    Gewahrsein gebracht.53 Reines Gewahrsein in dieser Phase des Wahrnehmungsprozesses

    zu verankern hindert die latenten Neigungen (anusaya),

    die Einflüsse (âsava) und die Fesseln (saáyojana) am Entstehen.


    Zusammengefasst, rein praktisch betrachtet: Was bedeutet es, im Gehörten nur das Gehörte wahrzunehmen? Ein Autor erzählte von einem Freund, der häufig mit seiner Frau stritt. Doch irgendwann realisierte er, dass sich lediglich ihr Mund bewegte, Geräusche herauskamen, diese aber keinen Sinn ergaben.

    Ein Beispiel aus meinem eigenen Erleben: Eine wunderschöne Blume auf einer Wiese ist in Wirklichkeit keine Blume – sie ist nur ein bunter Fleck. Dank einer enormen Vielzahl von Prozessen, vielleicht mehr als 17, kann ich diesen Fleck als "Blume" identifizieren. ich ettikketiere sie. Doch wenn ich diesen Prozess bewusst wahrnehme, gibt es wahrscheinlich innere Verbindung mehr zu der Blume.

    Ohne Achtsamkeit und Weisheit kann man nicht nur die Schönheit einer Blume verpassen, sondern das ganze Leben. Oder? :? Und auch die schöne Musik, Tja.. :shrug:

    Alles Gute! :rainbow:



    PLUS:


    P.S.Nun, ich meinte eigentlich den traditionellen, konservativen Theravāda-Buddhismus und nicht Mahāyāna oder Tantra, die späteren Entwicklungen. In diesen späteren Traditionen kann man unzählige ewige Buddhas im Himmel platzieren – je mehr, desto besser – und auch den Medizin-Buddha sowie Musik einbeziehen. Doch selbst der Buddha lehnte die strengen Riten der alten Brahmanen ab, die er als Fesseln betrachtete.

    Wir gelangen stets zu dem Punkt, dass der frühere (oder eher ursprüngliche) Buddhismus, gemäß der Klassifikation von E. Conze, nicht im Mahyayna- Tantra zu suchen ist. Sowohl H.W. Schumann als auch M. Schmidt betonen die frappierenden Unterschiede.

    Im Wahrnehmungsprozess interpretieren wir nahezu augenblicklich Musik oder Klänge als angenehm oder unangenehm, wobei in diesem kurzen Moment eine enorme Anzahl von Zuständen erfasst wird. In dem Gesehenen nur das Gesehene, im Gehörten nur das Gehörte usw., denn der Prozess der mentalen Ausschweifung entsteht sofort und unwillkürlich. Was würde den Faden sprengen. Also Adieu _()_

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

    Einmal editiert, zuletzt von Igor07 ()

  • Hallo, lieber Martin, :)

    vielen herzlichen Dank, dass du deine (Herzens-) Weisheit hier wieder mit uns teilst! _()_ :heart:


    Einige deiner Einsichten zum Thema Musik möchte ich an dieser Stelle nochmal untereinanderstellen, damit sie leichter aufzunehmen sind (die Reihenfolge ist nicht zufällig...):


    Es geht nicht darum keine Musik mehr zu hören, kein Essen oder keinen Sex mehr zu genießen.


    Musik ist einfach nur Musik , das Herz kreiert tagtäglich den Himmel und die Hölle.


    Für den einen kann Musik noch ein Hindernis sein, weil er die Stille im Herzen noch nicht gefunden und freigelegt hat, und für den anderen kann Musik eine wunderbare Ergänzung zu dem inneren Herzenslied der Freiheit werden.


    Es geht um das loslassen und nicht mehr ergreifen. Um das vergeben, um die Liebe und um die Herzensheilung .


    Als ich die Musik genießen konnte, aber Sie weder vermisste noch als störend empfunden hatte , wusste ich dass der Buddha hier im Herzen ist und lächelt.


    Musik in all seinen Formen, kann das gestillte Herz weder stören noch vereinnahmen.


    Das todlose stille Meer des Friedens ist die Musik der Arahats . Kein ergreifen,fürchten oder ablehnen mehr. Musik und die anderen Dinge sind dann wie Regentropfen die in das Meer des friedens fallen .


    Musik oder was auch immer in dieser Welt, stört uns nicht. Wir stören diese Dinge, in dem wir unser verletztes Herz ständig in die Welt raus schicken.


    Danke, dass du hier im Buddhaland schreibst, (sicher nicht nur) mir helfen deine Beiträge immer sehr, weil aus deiner Erfahrung und deinem Herzen sprechen. _()_



    Liebe Grüße, Anna :heart: _()_ :)

    "...Dieser edle achtfache Pfad aber ist der zur Aufhebung des Leidens führende Weg..." (AN.VI.63)


    "In dieser Stunde hörte Siddhartha auf, mit dem Schicksal zu kämpfen, hörte auf zu leiden. Auf seinem Gesicht blühte die Heiterkeit des Wissens, dem kein Wille mehr entgegensteht, das die Vollendung kennt, das einverstanden ist, mit dem Fluss des Geschehens, mit dem Strom des Lebens, voll Mitleid, voll Mitlust, dem Strömen hingegeben, der Einheit zugehörig." (H.Hesse)

  • Ich möchte Dir auch nochmal danken, Martin, ja, der Buddha ist in Deinem Herzen verankert.


    Und auch Dir, liebe Anna, dass Du das siehst und nochmal deutlich machst.

    _()_ :heart: Monika

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Alles klar!

    Wenn das also nicht korrekt ist, wie Du sagst, dann darf ja aus Deiner Sicht doch ein jeder, der dem buddhistischen Pfad folgt, wunderschöne Musik hören.

    Verlange nicht, dass alles so geschieht, wie du es wünschest,
    sondern wolle, dass alles so geschieht, wie es geschieht,
    und es wird dir gut gehen.
    Epiktet

  • Liebe Anna Panna-Sati .


    Mir scheint, dass wir aneinander vorbeireden, denn niemand würde das heilende oder beruhigende Potenzial von Musik oder Mantras bestreiten.

    Doch im Buddhismus, insbesondere im Theravāda-Buddhismus, geht es primär darum, Nibbāna zu erreichen – und nicht, zugespitzt formuliert, darum, Depressionen oder Krebs zu lindern. Wenn man diese beiden Ebenen miteinander vermengt, entstehen zwangsläufig Missverständnisse.

    Im Theravāda-Buddhismus lernt man, den gesamten Prozess der Wahrnehmung – der meist vollkommen automatisch und nach bestimmten Mustern abläuft – zu verlangsamen und schrittweise zu dekonstruieren.

    Du verstehst es also so, dass das Bestreben, Nirvana zu erreichen, absolut nichts damit zu tun hat, Depressionen oder Krebs zu lindern.

    Daraus schließe ich, dass Du von Dir weist, dass alles miteinander verwoben ist.

    Desweiteren bist Du der Meinung, dass der ganze Prozess der Wahrnehmung ein automatischer Ablauf ist.

    Daraus schließe ich, dass Du zustimmen würdest, wenn ich sage, eines Tages wird die KI so weit entwickelt sein, dass ihre automatischen Abläufe sie zur Erleuchtung führen. Das ist übrigens eine spannende Frage, die schon einige Zeit die Wissenschaftler und Philosophen beschäftigt.


    Andererseits hast Du jedoch entgegengesetzte Ansichten, so dass ich daraus schlussfolgere, dass zwei Seelen in Deiner Brust miteinander konkurrieren:

    Ein Beispiel aus meinem eigenen Erleben: Eine wunderschöne Blume auf einer Wiese ist in Wirklichkeit keine Blume – sie ist nur ein bunter Fleck. Dank einer enormen Vielzahl von Prozessen, vielleicht mehr als 17, kann ich diesen Fleck als "Blume" identifizieren. ich ettikketiere sie. Doch wenn ich diesen Prozess bewusst wahrnehme, gibt es wahrscheinlich innere Verbindung mehr zu der Blume.

    Ohne Achtsamkeit und Weisheit kann man nicht nur die Schönheit einer Blume verpassen, sondern das ganze Leben. Oder? :? Und auch die schöne Musik, Tja.. :shrug:

    Alles Gute! :rainbow:

    Das elektrisiert mich regelrecht.

    Im Wahrnehmungsprozess interpretieren wir nahezu augenblicklich Musik oder Klänge als angenehm oder unangenehm, wobei in diesem kurzen Moment eine enorme Anzahl von Zuständen erfasst wird. In dem Gesehenen nur das Gesehene, im Gehörten nur das Gehörte usw., denn der Prozess der mentalen Ausschweifung entsteht sofort und unwillkürlich. Was würde den Faden sprengen. Also Adieu _()_

    Das ist eine Beschreibung des Ablaufs der psychologischen Mechanik.

    Dazu müsstest Du fortsetzen, was das mit Dir macht, doch stattdessen sagst Du einfach: "Adieu".

    Das finde ich außerordentlich spannend.

    Verlange nicht, dass alles so geschieht, wie du es wünschest,
    sondern wolle, dass alles so geschieht, wie es geschieht,
    und es wird dir gut gehen.
    Epiktet

  • Danke für all die unterschiedlichen und erweiternden Sichtweisen.


    Vorallem auch Dir, Martin, danke ich für Deine großherzige Offenheit.


    Ich stimme allen Erfahrungen und Meinungen zu. Jede/r einzelne muss sein Herz befragen, was Musik mit ihm/ihr macht.

    Herzlichen Dank auch dir, liebe Monika:heart: , du hast es wunderbar auf den Punkt gebracht, daher kann ich mich deinem Dank - an alle hier - nur anschließen! _()_ :D


    Wer jedoch erst mit der Lehre beginnt, hat viele Fragezeichen. Und da ist es weder hilfreich, etwas zu verteufeln noch zu verherrlichen.

    Wichtig ist auch der Hinweis darauf, dass wir HaushälterInnen sind.

    Da stimme ich dir auch zu, wie so oft, ist auch hier der mittlere, neutrale, Weg der richtige (obwohl es mir zeitweise schwer fällt, von manchen Musikstücken nicht zu schwärmen und Musik, allgemein, nicht als "wunderbar" zu verherrlichen... :angel: :oops:).


    Tatsache ist, dass leider auch Musik (teuflisch) missbraucht werden kann

    (denn, wie Martin sagte, "Musik ist einfach nur Musik, das Herz kreiert tagtäglich den Himmel und die Hölle"...),

    z.B. vom Militär, um Soldaten zu disziplinieren - (einst) im rhythmischen "Gleichschritt" ins Gefecht- , die Moral der Truppe zu stärken und die Stimmung zu heben ("Marschmusik") oder von Nazis, um gegen bestimmte Menschen zu hetzen...usw. .


    (Dementsprechend kann man sich bedauerlicherweise auch nicht auf das alte Sprichwort verlassen:

    "Wo man singt, da lasse dich ruhig nieder - böse Menschen haben keine Lieder."

    Kommt halt darauf an, was und warum gesungen wird...)



    Liebe Grüße, Anna _()_ :heart: :)

    "...Dieser edle achtfache Pfad aber ist der zur Aufhebung des Leidens führende Weg..." (AN.VI.63)


    "In dieser Stunde hörte Siddhartha auf, mit dem Schicksal zu kämpfen, hörte auf zu leiden. Auf seinem Gesicht blühte die Heiterkeit des Wissens, dem kein Wille mehr entgegensteht, das die Vollendung kennt, das einverstanden ist, mit dem Fluss des Geschehens, mit dem Strom des Lebens, voll Mitleid, voll Mitlust, dem Strömen hingegeben, der Einheit zugehörig." (H.Hesse)

  • Also, Anna, ich finde schon, dass wir auch in Musik schwelgen dürfen.


    Wie bereits Martin schrieb, wo das Herz gefestigt ist, kann es uns nichts anhaben. Oder meinst Du, bei schönem Sex dürfen wir keine Geräusche machen?


    Zu Beginn der Lehre benötigen wir sicher eine gute "Führung", aber wenn wir keine Angst mehr vor uns haben, also ich vor mir und Du vor Dir, dann haben die Gesetze ihren Sinn erfüllt.

    _()_Monika

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Heute sieht man ja Musik eher etwas "was sich ein Individuum anhört".


    Aber der Ursprung der Musik ist das Soziale. Bei Jagdtänzen bewegen sich die Jäger so als Einheit, dass sie dann die sich dann auch auf der Jagd ohne Worte als Einheit verhalten können. Die erste Aufgabe der Musik war uns Zusammenzuschweissen. Zu Gemeinschaften der Freude, zu solchen des Dankes, des Kriegs, der Jagd, der Trauer. Musik erlaubt es Emotionen und Stimmungen aus dem privaten in den zwischenmenschlichen Bereich zu tragen.


    Von daher ist es ja klar, dass der Buddhismus des Palikanons, der ja insgesamt ein Mißtrauen gegen das soziale geht, und seine Ordinierten aus den sozialen Bindungen der Gemeinschaft herausschneiden will, auch der Musik mißtraut.


    Während im Mahayana teilweise das soziale in die Nähe des Heilsamen gerückt wird und dann auch die soziale Bindekraft der Musik nicht rein als Fessel wahrgenommen wird.

  • Von daher ist es ja klar, dass der Buddhismus des Palikanons, der ja insgesamt ein Mißtrauen gegen das soziale geht, und seine Ordinierten aus den sozialen Bindungen der Gemeinschaft herausschneiden will, auch der Musik mißtraut.

    Diesen "Take" finde ich interessant, denn der Buddha hat ja auch die saṅgha und die Ordnung der Mönchs- und Nonnenorden geschaffen (zumindest nach überlieferung). Er hat also - um mal keine Metapher zu scheuen - nicht im eigentlichen Sinne entwurzelt, sondern Setzlinge umgetopft. Das hätte ja auch mit Musik geschehen können.


    Darüber hinaus frage ich mich, inwieweit nicht die Rezitation des Pali Kanon vor seiner Verschriftlichung nicht auch musikalische Eigenschaften hatte. Mindestens war das ja "Sprechgesang".


    Im Pali Kanon findet sich auch Versdichtung, eine der Musik verwandte Kunstform.

  • Habe ich eigentlich noch recht in Erinnerung dass das Musikverbot im Pali Kanon in der Vinayapiṭaka zu finden ist und so in der Suttapiṭaka nicht vorkommt? Entsprechend also keine besondere Priorität für Laien hat? (Und ggf. jünger sein könnte als die Lehrreden des buddha).

  • Habe ich eigentlich noch recht in Erinnerung dass das Musikverbot im Pali Kanon in der Vinayapiṭaka zu finden ist und so in der Suttapiṭaka nicht vorkommt? Entsprechend also keine besondere Priorität für Laien hat? (Und ggf. jünger sein könnte als die Lehrreden des buddha).

    Hallo pano.


    Kann sein, dass es auch im Suttapitaka vorkommt.

    Die einzige Stelle die mir einfällt, wo es in eine ähnliche Richtung geht, ist DN31.


    Da geht es um den Besuch von Festlichkeiten, welche zu Besitzverlust führen sollen und nach meiner Interpretation von Absatz 10 eine ablenkende Wirkung haben:


    Belehrung des Siṅgālaka


    Eine Praxis für Bhikkhunis und Bhikkhus


    Grundsätzlich ist das aber Nonnen- und Mönchspraxis (Bhikkhuni/Bhikkhu).


    Für Laien gibt es kein Musik- oder Tanzverbot.


    Man kann als Laie die 5 Ethikregeln freiwillig auf 8 oder 10 Regeln erweitern.


    Wo dann diese "Verbote" wieder dabei sind.


    Das passiert normalerweise zeitlich begrenzt an den Uposatha-Tagen oder auf Retreats.


    Man könnte es als Laie aber auch immer praktizieren, wenn man mag.


    Wäre dann eine freiwillige Sache und kein generelles Verbot.


    Ihr könnt also wieder loslegen. :D

    Die acht Tugendregeln (Pali: atthangasila) werden von vertrauensvollen Laienanhängern an den wöchentlichen buddhistischen Uposatha-Fastentagen eingehalten. An diesen Tagen versammelt sich die Laiengemeinschaft in den Klöstern oder Viharas, um Zuflucht und eine Erneuerung der Tugendregeln zu erbitten. Dort, wo diese mondphasenabhängigen Einhaltungstage gepflegt werden, treffen sich die Laienanhänger schon am Vorabend und verbringen die Nacht mit Dhamma-Gesprächen oder Meditation sowie den Vorbereitungen und Arbeiten in den Klöstern zur Unterstützung der Mönchs- oder Nonnengemeinschaft. Menschen, die sich einem meditativen Leben widmen und deren Lebensweise entsprechend ist, oder Personen, die sich einer Meditationsklausur unterziehen, nehmen diese Regeln als stete Begleitung in ihrem Alltag auf sich.

    Sie ergänzen die fünf Silas um drei weitere Regeln:[3]

    • Ich nehme mich der Übungsregel des Abstehens von Essen zu verbotener Zeit (nach mittags zwischen Sonnenhöchststand und Sonnenaufgang[4]) an.
    • Ich nehme mich der Übungsregel des Abstehens von Tanzen, Singen, Musik, Unterhaltungsveranstaltung zu besuchen, Tragen von Schmuck, Gebrauch von Duftstoffen, und Verschönerung des Körpers mit Kosmetik an.
    • Ich nehme mich der Übungsregel des Abstehens vom Liegen auf hohen und üppigen Liegen an.

    Im Zuge einer Meditationsklausur wird die Übungsregel des Abstehens von sexuellem Fehlverhalten auf ein keusches Leben ausgeweitet bzw. ausgetauscht:[5]

    • Ich nehme mich der Übungsregel des Abstehens von sexuellen Handlungen an.

    Fünf Silas – Wikipedia


    Ganz im Moment


    Achtsamkeit und Einhalten eines gesunden Maßes ist dabei vermutlich hilfreich.


    Wobei es auch gut sein kann, ganz im Tanzen, Musizieren und Musik hören aufzugehen.


    Sich ganz darauf einlassen.


    Ganz im Hier und Jetzt, wie man so schön sagt.


    Wirkt zumindest bei mir innerlich reinigend und entspannend.


    Und dannach kann man ja noch etwas sitzen/meditieren, wenn man will.


    Scheinbare Widersprüche vereinen


    Letztendlich kann man Weltabwendung und Weltzuwendung auch zusammenbringen.


    Es muß kein Widerspruch sein.


    Die beiden können sich ergänzen, wie Yin und Yang.

    Man kann Beides leben, je nachdem was gerade dran ist.


    Nach einer Phase des Rückzuges erblüht die Welt in neuem Glanz und wenn man von der Welt ganz ausgelaugt ist, kann ein Rückzug hilfreich und heilsam sein.


    Man kann angeblich sogar beides im gleichen Moment leben. Was dann in Worten zum Ausdruck kommt wie:


    "In der Welt sein, aber nicht von der Welt sein."


    Man ist Alles und gleichzeitig Nichts.

    Ohne Ich auch kein Nicht-Ich.


    Mit dem Verstand nicht greifbar.


    Passt dann wohl gut zum Bodhisattva-Ansatz im Mahayana. Man kann aber auch Stellen im Palikanon so interpretieren.


    Zum Beispiel wenn die Rechte Ansicht als der Mittlere Weg zwischen Sein und Nichtsein bezeichnet wird.


    S.12.15. Der Sproß aus dem Hause Kaccāyana - 5. Kaccānagotta Sutta


    Samyutta Nikaya 12.11-20


    Wobei da dann noch ein Schritt weiter gegangen wurde und auch die Vorstellung von Sein und Nichtsein, von Alles und Nichts, von Ich und Nicht-Ich, von Welt und Nicht-Welt losgelassen wurde.


    Und alles nur (m)eine Meinung, außer die Zitate.

    Es können auch Fehler dabei sein.

    Schaut was für euch passt.


    Liebe Grüße

    5 Mal editiert, zuletzt von Raphy ()

  • Desweiteren bist Du der Meinung, dass der ganze Prozess der Wahrnehmung ein automatischer Ablauf ist.

    Am Rande bemerkt: Der ist nicht vollkommen automatisch, denn meine bewusste Absicht, also cetana, gestaltet meine Prozesshaftigkeit der Wahrnehmung.

    Andernfalls wäre alles vorbestimmt, also rein deterministisch, und folglich wäre keine Befreiung möglich. :)

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Raphy Also diese Formulierungen mit besitzverlust hören sich ja eher danach an, sich nicht in der Disko besinnungslos zu trinken als danach, Musik als Laie komplett zu meiden.

  • Raphy Also diese Formulierungen mit besitzverlust hören sich ja eher danach an, sich nicht in der Disko besinnungslos zu trinken als danach, Musik als Laie komplett zu meiden.

    :grinsen:


    Ja, genau.


    Wobei auch der Ablenkungsaspekt in der Sutta genannt wird. Wenn das Disko- und Partyleben immer mehr zum Lebensmittelpunkt wird und man sich ständig fragt:


    "Wo wird getanzt? Wo wird gesungen? Wo wird musiziert? Wo werden Geschichten erzählt? Wo wird mit den Händen der Takt geklatscht? Wo wird getrommelt?"


    Ich will das aber garnicht perse verteufeln. Es mag auch Phasen im Leben geben wo das angesagt ist. Kann auch sehr reinigend wirken. Mal die ganze grobe Sch.... raustanzen. Ist halt die Frage ob man fähig ist, das als innere Reinigung zu nutzen, als wichtige Erfahrung und nicht auf Party und Drogen hängen zu bleiben.


    Muß jeder für sich entscheiden, ich verurteile das nicht. Die Menschen sind verschieden.


    Meine Sicht dazu:


    Als Laie der sich bewußt und freiwillig für die Buddhalehre entscheidet, geht es ersteinmal darum zu genießen, ohne daran zu haften. Das Elend am Anhaften zu erkennen:

    Anguttara Nikaya X.91-100


    Wem das nicht reicht, wem der Sinn nach Höherem steht, der kann sich langsam über die Zeit eine Basis von Sittlichkeit, Sammlung und Weisheit aufbauen.


    Und für die Laien welche ein strikteres, nonnen-/mönchsähnlicheres Leben möchten, gibt es freiwillige verschärftere Regeln. -> 8/10 Silas


    Wobei man unabhängig von festen Regeln sich auch das raussuchen kann, was für einen gerade am Besten passt.


    Der Palikanon oder andere Schriften/Lehrer bieten da ja viele Anregungen.


    So ist für jede/n etwas dabei und jede/r wird da abgeholt, wo sie/er gerade steht.


    Heilsam oder Unheilsam?


    Ich schaue immer: Tut es mir und anderen gut oder nicht. Ist es heilsam oder nicht. Verringert es Gier, Hass und Verblendung.

    Mehrt es Dukkha oder mehrt es Freude, Glück, Spaß, Liebe, Güte, Mitgefühl, Ausgeglichenheit, innere Erfüllung, ... .


    A.III.112 Tatenentstehung und Tatenversiegung - 9. Paṭhama-nidāna Sutta


    Wobei es da einen Stolperstein gibt:


    Das Heilsame ist nicht immer angenehm in der Ausführung und das Unheilsame nicht immer unangenehm.


    A.IV.115 Angenehme und unangenehme Handlungen - 5. Ṭhāna Sutta


    Ob etwas heilsam oder unheilsam ist, merkt man deshalb nicht immer gleich, sondern manchmal muß man den Dingen Zeit geben zu wirken oder sich als Sackgasse herauszustellen.


    Es hat also auch immer einen Aspekt von Versuch und Irrtum.


    Scheinbare Fehler werden auf dem Weg passieren und sind ok.


    Innerer Frieden und Loslassen


    Es kann auch sein, dass Dinge die mir letztes Jahr noch gut getan haben, es dieses Jahr oder Morgen nicht mehr tun.


    Auch da können die Vergänglichkeit und der Wandel jederzeit zuschlagen (anicca).


    Da hilft dann loslassen des Alten und einlassen auf das Neue.


    Im Idealfall findet im Laufe der jahrelangen Praxis also immer mehr ein Loslassen von der Anhaftung an angehmem, unangenehmem und neutralem Fühlen statt und man lernt den Frieden schätzen der z.B. im Gleichmut und der inneren Ausgeglichenheit liegt.


    Und dieser Gleichmut kann sehr lebendig sein, es bedeutet einfach, dass man so im Frieden ist, dass alles da sein kann bzw. immer mehr da sein kann. Auch Unfrieden kann auftauchen.


    Gleichzeitig kann man aúch immer sagen: Stopp das hier ist unheilsam, das unterstütze ich nicht!

    Oder auch: Das geht über meine Grenzen, das möchte ich nicht!

    Oder: Diese Sache ist mir so wichtig, dass ich alles dafür gebe!


    Und da fast niemand vollkommen frei von Gier, Hass und Verblendung ist, spielen die natürlich immer mit rein.


    Und das ist ok, wir sind auch unvollkommene Menschen.


    Man wird also nicht zum willenlosen Ja-Sager, zur willenlosen Ja-Sagerin, sondern im Gegenteil bekommt man eine immer größere Freiheit echte Entscheidungen zu treffen und sich immer weniger von angenehmem, unangenehmem und neutralem Fühlen und Verblendung blind hin und her treiben zu lassen.


    Alles ein jahrelanger bis lebenslanger Prozeß der viel Geduld, Liebe und Mitgefühl erfordert und gleichzeitig fördert.


    Daraus kann dann echte Stärke und Kraft erwachsen.


    Es reicht Raphy!


    Oder man wirft das von mir gerade Geschriebene auf den Müll und sitzt einfach.


    Einfach leben, einfach sein.


    Alles nur weitere Ansichten und Vorstellungen.


    :)


    Liebe Grüße

    2 Mal editiert, zuletzt von Raphy ()

  • Hallo, liebe Amdap, lieber pano, Igor07 , void , :)


    vielen Dank für eure wertvollen Beiträge, von denen ich ein paar Zitate noch mal kommentieren möchte. _()_

    Mir scheint dass ein Teil der negativen Einstellung der Musik gegenüber von der Verbindung von Musik und dem ausgelassenen Feiern kommt. Frei nach dem Motto: wo eine Party ist, ist auch der Alkohol nicht weit, es wird gelästert und es kommt auch zur Prügelei, etc.

    Ja, ....und zu Sex, nicht zu vergessen. Dieser war doch zu Buddhas Zeiten das Hauptproblem, denn er konnte zur Geburt führen (es gab ja noch keine Verhütungsmittel...), dem Ursprung der "ganzen Masse" späteren Leid(en)s und demzufolge auch zur Rückkehr (des Mönches) ins weltliche Leben...

    Wenn man bedenkt, dass Menschen sehr lange Retreats absolvieren, bei denen sogar das Schreiben verboten ist – wie verhält es sich dann mit Musik? Musik wirkt --ver-Zauber-nd. Also befördert Maya, die Illusion.

    (Das Hören von) Musik ist natürlich auch unerwünscht...

    Der Mensch schwelgt bekanntlich zeitweise nur zu gern in Illusionen oder/und ( Tag-) Träumen, was natürlich während eines Retreats kontraproduktiv wäre - da geht es schließlich um Geistessammlung, Wissensklarheit und letztlich Erwachen, d.h. dem endgültigen Fallenlassen aller Illusionen.


    Obendrein kann Musik (ev. verschüttete) Emotionen triggern und verstärken, lockern und enthemmen wie Alkohol und hat daher ein gewisses Suchtpotenzial.

    Das steht Zielen der "Entsüchtung" und Geistesklarheit entgegen und gerade im Theravada-Buddhismus existieren ja Konzepte zur Vernichtung der Triebe, die - nach heutigen Maßstäben - recht krass ausfallen ("Leichenfeldbetrachtung", Vergegenwärtigung der Ekelhaftigkeit des Körpers, usw.).

    Der Geist kommt nicht dann zur Ruhe wenn er sich inmitten all des Fließens eine Welness-Oase aufpustet, sondern indem er mit dem Rhythmen mitgeht. Es muß nicht das Atmen zum Stillstand kommen und auch nicht der Herzschlag - sondern Stille ist dadurch erreicht, dass man mit den Rhythmen mitgeht - also ganz beim Atmen ist.

    Vielen Dank, void , das hast du wunderbar anschaulich formuliert.

    Totaler Stillstand wäre der Tod und Meditieren stellt eher eine Art "Üben des Sterbens/Loslassens" dar, aber nicht des Todes, denn mit/nach dessen Eintritt ist niemand (mehr) da.

    Die Musik, allgemein ausgedrückt, stellt den Ausdruck der Leidenschaft dar, aber Nibbana kann man als die Stille im Herzen metaphorisch ausdrücken.

    Frieden/Stille im Herzen zu fühlen, öffnet und ermöglicht doch gerade den (anhaftungsfreien) Genuss der Musik.


    Zum "Problem" wird Musik höchstens für Noch-Übende, wenn sie auf dem Weg zu stark ablenkt, durch An- und Aufregung den Lebensdurst befeuert, statt ihn zu beruhigen.


    Mit Achtsamkeit, in Maßen, (geeignete) Musik anzuhören, erlaubt m.E. nicht nur dem entgegenzuwirken, sondern sogar, die Praxis zu unterstützen.


    Wie Amdap schon schrieb:

    Der Grund könnte sein, dass man Musik früher überwiegend zur Unterhaltung und Belustigung eingestuft hat. Seitdem aber hat sich Musik, dank hochbegabter Komponisten und deren Interpreten, enorm weiterentwickelt, indem sie viele psychologische innere Vorgänge zum Ausdruck bringen kann. .....


    ....Musik, wenn geeignet, kann heute durchaus ein tiefenpsychologisches Mittel, ein Instrument zu tiefer Meditation sein.



    Mir scheint, dass wir aneinander vorbeireden, denn niemand würde das heilende oder beruhigende Potenzial von Musik oder Mantras bestreiten.

    Ja, irgendwie scheinen wir uns wohl misszuverstehen.... :?

    Buddha Shakyamuni ermutigte doch immer wieder, zu prüfen, ob etwas heilsam oder unheilsam sei (Rede an die Kalamer) - und die richtige Musik, mit Herz und Vernunft eingesetzt, hat m.E. auf jeden Fall das Potenzial, auch auf dem buddhist. Weg hilfreich zu sein...(Natürlich nicht während der Meditation!)

    Doch im Buddhismus, insbesondere im Theravāda-Buddhismus, geht es primär darum, Nibbāna zu erreichen – und nicht, zugespitzt formuliert, darum, Depressionen oder Krebs zu lindern. Wenn man diese beiden Ebenen miteinander vermengt, entstehen zwangsläufig Missverständnisse.

    Könnte man die beiden Ebenen nicht in Einklang bringen?

    Ja, der (orthodoxe) Theravada ist streng, nüchtern, mag auf Angehörige anderer buddhist. Schulen kühl und technisch wirken und "geschickte Mittel" (upaya kaushalya) brachte erst der Mahayana ein.


    Aber alles ist ja im steten Wandel und vielleicht öffnet sich der Theravada-Buddhismus irgendwann auch den hilfreichen Mitteln, die sich in anderen Schulen bewährt haben?


    Des Weiteren erlaubte der Buddha den Mönchen, bei (körperlichen) Erkrankungen "Medizin" einzunehmen und ich spekuliere mal, dass er heutzutage, Musik als therapeutische Maßnahme im Sinne von "Medizin", vielleicht auch zugelassen hätte. :)

    Im Theravāda-Buddhismus lernt man, den gesamten Prozess der Wahrnehmung – der meist vollkommen automatisch und nach bestimmten Mustern abläuft – zu verlangsamen und schrittweise zu dekonstruieren.


    Zusammengefasst, rein praktisch betrachtet: Was bedeutet es, im Gehörten nur das Gehörte wahrzunehmen? Ein Autor erzählte von einem Freund, der häufig mit seiner Frau stritt. Doch irgendwann realisierte er, dass sich lediglich ihr Mund bewegte, Geräusche herauskamen, diese aber keinen Sinn ergaben


    Danke für die Erläuterung, lgor! _()_


    ( Kleiner Scherz: Rein praktisch gefragt: Hat der besagte Mann dann auch registriert, dass aus seinem Mund ebenfalls nur sinnlose Geräusche herauskamen? Und was wurde aus dieser Ehe? ;))


    Im Wahrnehmungsprozess interpretieren wir nahezu augenblicklich Musik oder Klänge als angenehm oder unangenehm, wobei in diesem kurzen Moment eine enorme Anzahl von Zuständen erfasst wird. In dem Gesehenen nur das Gesehene, im Gehörten nur das Gehörte usw., denn der Prozess der mentalen Ausschweifung entsteht sofort und unwillkürlich.

    Für die Übenden entscheidend, ist Achtsamkeit/Bewusstheit, welche eine Kontrolle der Reaktion(en) auf die Gefühle "angenehm"/"unangenehm"/"neutral" zulässt - man wird diese dann registrieren, muss aber nicht womöglich unangemessen/unheilsam reagieren (In puncto Musik z.B. insoweit anzuhaften, dass man sich ständig mit Musik "berieselt").



    Auch Viktor Frankls berühmtes Zitat bringt zum Ausdruck, dass wir nicht "Sklaven" unserer Reaktionen sein müssen:


    "Zwischen Reiz und Reaktion liegt ein Raum. In diesem Raum liegt unsere Macht zur Wahl unserer Reaktion. In unserer Reaktion liegen unsere Entwicklung und unsere Freiheit."




    Liebe Grüße, Anna :) _()_ :heart:

    "...Dieser edle achtfache Pfad aber ist der zur Aufhebung des Leidens führende Weg..." (AN.VI.63)


    "In dieser Stunde hörte Siddhartha auf, mit dem Schicksal zu kämpfen, hörte auf zu leiden. Auf seinem Gesicht blühte die Heiterkeit des Wissens, dem kein Wille mehr entgegensteht, das die Vollendung kennt, das einverstanden ist, mit dem Fluss des Geschehens, mit dem Strom des Lebens, voll Mitleid, voll Mitlust, dem Strömen hingegeben, der Einheit zugehörig." (H.Hesse)