Tugend und Depression

  • ich habe irgendwann mal ent-deckt, dass, wenn ich meinen Fokus auf den körperlichen Bereich richte und darauf "verweile", die Wut, Angst, Enttäuschung... sich verflüchtigen. Jedes Gefühl, selbst körperlicher Schmerz (wenn er nicht zu intensiv ist) haben nur eine sehr kurze "Lebensdauer".

    Liebe Monika


    In Sachen Traumata ist das ziemlich kurz gegriffen. Traumata kommen immer wieder und bloss körperliche Reaktionen wahr zu nehmen, hilft einfach nicht.


    Traumata haben einen sehr ernsten Hintergrund. Gut ist, wenn die Emotion erst einmal wahrgenommen wird. Die Wahrnehmung allein ist erst der Anfang und wird bestimmt nicht das Ende. Möglicherweise gilt das für's Erste doch die belastende Emotion wird immer wieder kommen.


    Traumata können weder durch Kognition noch durch Wahrnehmung verarbeitet werden. Es hilft den Hintergrund zu erkenne, was seine Zeit braucht. Weiter braucht es eine umfassende Reorganisation des Systems, was z.B. durch Perspektivenwechsel möglich wird.


    Ich hab immer wieder die wertvolle Zusammenarbeit von Psychotherapie und Spiritualität erwähnt, was Buddhisten offenbar nicht interessiert, hauptsache der Kopf liefert Erlösung. 😨


    Selbst hab ich Traumatherapie hinter mit einer definierten Persönlichkeitsstörung und weiss, wovon ich spreche. 😨


    Sorry, der Kopf ist hilft möglicherweise kurzfristig aber langfristig ist Aufarbeitung gefragt.

    Nichts muss, alles darf (:

  • Die buddhistische Lehre war selbstverständlich die Grundlage für meinen Einblick. Das Wissen um die Ursachen des Leidens, die entsprechende "Arbeit" vieler Jahre, das Begreifen von annata und das Umsetzen gingen meiner Erfahrung voraus.

    Den Dingen geht der Geist voran.


    Ich schreibe auch nicht von Traumata und schweren seelischen Schäden.

    Natürlich bedarf es da fachfraulicher Hilfe.


    Von Kopfwissen hab ich auch nicht geschrieben. Es ist nur meine Erfahrung.

    _()_Monika

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Ich hab immer wieder die wertvolle Zusammenarbeit von Psychotherapie und Spiritualität erwähnt, was Buddhisten offenbar nicht interessiert, hauptsache der Kopf liefert Erlösung. 😨


    Wenn du dich hier von Buddhisten abgrenzt, warum bist du dann in einem buddhistischen Forum?

  • Wenn du dich hier von Buddhisten abgrenzt, warum bist du dann in einem buddhistischen Forum?

    Ich grenze nicht von Buddhismus ab, sondern weise darauf hin, dass seelisches Leid nicht durch buddhistische Praxis geheilt werden kann. Buddhistische braucht hinsichtlich schon eine gewisse innere Stabilität, sonst passiert es, dass alte Wunden aufbrechen und der Mensch damit überfordert ist. Das ist auch nicht weiter schlimm, es braucht bloss therapeutische Hilfe.

    Nichts muss, alles darf (:

  • Wenn, wenn buddhistische Praxis mit echtem Vertrauen auf Buddhas Erfahrungen angewendet wird, hilft sie, jedes durch Gedankenmachen entstandene Leiden zu vermindern und zu vernichten.

    Die Praxis des Buddhismus muss dabei von allen gewollten Verkrustungen der Praxis des Buddha befreit werden. Aber gerade das Sich-Durcharbeiten zum Buddha ist das Sich-Befreien vom persönlichen Leiden im Heute.

    Buddha hat sich auch durch alle Lehren seiner Zeit gearbeitet und stand dann ganz plötzlich und unerwartet für ihn außerhalb aller Lehren. Er benutzte sie dann, um andere zu ihrer Befreiung zu veranlassen.

    Weil es eine reine Lehre nicht gibt, denn alle Lehren sind von Verkrustungen umgeben. Buddha war ein Befreiter, der Lehren benutzte, um seine Lehre zu verkrusten. Von Verblendungen kann sich nur der Einzelne befreien, um sich dann mit dem Abfall zu verkleiden.


    Wer glaubt, dass ich eine Lehre habe, ist schon mal auf dem Holzweg, der plötzlich im Wald endet. Glaubt er, dass nur der Rückweg auf dem Holzweg die Lehre ist, hat die Leere der eigenen Befreiung nicht erkannt.

  • Wenn, wenn buddhistische Praxis mit echtem Vertrauen auf Buddhas Erfahrungen angewendet wird, hilft sie, jedes durch Gedankenmachen entstandene Leiden zu vermindern und zu vernichten.

    Bestimmt gibt es diese Wechselwirkung von Gedanken und Emotionen. Nur manche Emotionen sind dermassen 'verschüttet', dass sie maximal einen Schutz aufbauen, die sprichwörtliche Mauer, wo nicht mal der Betroffene erahnen kann, was in der Tiefe vor sich geht und was die Ursache des tiefsitzenden Problems ist.


    So etwas behindert letztlich die eigene Entwicklung und natürlich auch die spirituelle Entwicklung und so kommt es immer wieder zu spirituellen Krisen. Nix bewegt sich, man steht vor unüberwindbaren Hindernissen und es zieht einem mächtig nach unten, was gar nicht mal so schlecht ist, denn die Gefahr ist gross, die Bodenhaftung zu verlieren.


    Die gute Nachricht ist, für jedes noch so tief sitzende Problem gibt es eine Lösung. Die besteht darin, alles und ich meine wirklich alles anzunehmen, was da ist und darin Chancen zu erkennen. Vielleicht braucht es bloss einen Perspektivenwechsel auf das Problem, vielleicht will es einfach akzeptiert werden.

    Nichts muss, alles darf (:

  • Ich grenze nicht von Buddhismus ab, sondern weise darauf hin, dass seelisches Leid nicht durch buddhistische Praxis geheilt werden kann. Buddhistische braucht hinsichtlich schon eine gewisse innere Stabilität, sonst passiert es, dass alte Wunden aufbrechen und der Mensch damit überfordert ist. Das ist auch nicht weiter schlimm, es braucht bloss therapeutische Hilfe.

    Die Beseitigung von Hindernissen gehört ja auch zur buddhistischen Praxis. Seelisches Leid zu überspringen um gleich zur Anatta-Verwirklichung zu gelangen, funktioniert gewöhnlich nicht. Besser man schaut sich die Ursachen und Bedingungen an, durch die es entstanden ist.

  • Wenn du dich hier von Buddhisten abgrenzt, warum bist du dann in einem buddhistischen Forum?

    Ich grenze nicht von Buddhismus ab, sondern weise darauf hin, dass seelisches Leid nicht durch buddhistische Praxis geheilt werden kann. Buddhistische braucht hinsichtlich schon eine gewisse innere Stabilität, sonst passiert es, dass alte Wunden aufbrechen und der Mensch damit überfordert ist. Das ist auch nicht weiter schlimm, es braucht bloss therapeutische Hilfe.

    Psychotherapie und Psychiatrie sind natürlich essenzielle Werkzeuge im Baukasten unseres gesundheitdsystems und es schließt sich nicht aus professionelle Hilfe zu holen, es ist heilsam.


    Buddhismus ist eine antike Form von Psychologie / Philosophie. Das heißt es gibt Parallelen zur moderner Psychologie, selten antiparallelen und ganz gewiss sind sie nicht orthogonal zueinander.


    Was Buddhismus nicht ist, ist evidenzbasiert im Sinne moderner Studienanforderungen. Entsprechend Kann es den Buddhismus nicht auf rezept geben. Aber das ist auch selten der Anspruch.

  • Was Buddhismus nicht ist, ist evidenzbasiert im Sinne moderner Studienanforderungen. Entsprechend Kann es den Buddhismus nicht auf rezept geben. Aber das ist auch selten der Anspruch.

    Psychologie war ursprünglich eine Geisteswissenschaft, ringt seit her mit ihrer Wissenschaftlichkeit und wird auf Rezept gegeben. 😄


    Achtsamkeit ist längst Inhalt von Psychotherapie. Beide Wege haben letztlich das selbe Ziel: Das Ende des Leidens und was danach noch alles passiert oder nicht. 😄

    Nichts muss, alles darf (:

  • Psychologie war ursprünglich eine Geisteswissenschaft, ringt seit her mit ihrer Wissenschaftlichkeit und wird auf Rezept gegeben. 😄

    Nö.

    Psychologie hat sich als Nebenzweig der Medizin entwickelt und zwar im 19. Jh.

    Zitat

    Die Gründung des ersten psychologischen Instituts in Deutschland 1879 durch Wilhelm Wundt, ebenfalls in Leipzig, stand auch in einem engen Zusammenhang mit der Medizin. Kraepelin, der Begründer der modernen Psychiatrie, hatte dort an dem Institut ein Jahr gearbeitet und in einem sogenannten Arbeitsversuch einen Leistungstest entwicket, der heute noch als “Pauli-Test” benutzt wird. Bedeutender sind die Arbeiten von Kraepelin aus dem Jahre 1892 über die Beeinflussung einfachster psychischer Vorgänge durch einige Arzneimittel. Es handelte sich dabei um pharmakopsychologische Untersuchungen, die den Einfluß bestimmter chemischer Substanzen auf das Seelenleben deutlich machen sollten.

    hier


    Auf Rezept wird da auch nichts gegeben - evtl Psychopharmaka - aber es gibt die Möglichkeit der Überweisung durch einen Hausarzt oder man zahlt seine Therapie selbst.


    Philosophische Verbindungen gibt es natürlich, da das Menschenbild hier ja seine Begründungen hat. Die "Seele" ist ja was aus dem Platonismus kommt, aber die Studien Humes sind da wieder sehr dem buddhistischen Konzept angenähert.


    Wissenschaftlich hat die Psychologie ziemliche Schwierigkeiten die Wirksamkeit und Evidenz ihrer Interventionen nach zu weisen - da ist dann eben ziemlich viel Glaubenssache. So gesehen hat die Psychologie auch ihre Wurzeln in der Theologie - bzw. in der Seelenkunde der Religionen.

    Es geht aber nur deshalb um Wissenschaftlichkeit, weil die Krankenkassen die Behandlungen bezahlen sollen und diese Leistungen auf Evidenz basieren sollen.


    Dass da sehr vieles auf Glaube und Gutgläubigkeit beruht und es um Autorität geht ist das auch die wesentliche Schwäche dieser Art von Heilkunst. Es ist aber auch so, wenn jemand am Ertrinken ist und nicht Schwimmen kann oder ins Meer gefallen ist, dann braucht es einen Rettungsring - und evtl. jemand der die Fähigkeit hat, einen da wieder raus zu ziehen. Meistens reicht es, wenn ein guter Freund oder eine gute Freundin für einen da ist.


    Die buddhistische Praxis ist da auf dieser Ebene des "guten Freundes" angesiedelt.


    Noch ein Hinweis auf die Problematik der Erinnerung - da ist vieles "erfunden" oder erdichtet, da das Gehirn sich eine plausible Geschichte bastelt, um seinen jetzigen Zustand rational zu begründen.

    Schlimm sind dann solche Fälle, die der "False Memory Verein" bearbeitet.

    False Memory Deutschland - Aufklärung und Beratung zu falschen Erinnerungen an sexuellen Missbrauch

    :zen:



  • Noch ein Hinweis auf die Problematik der Erinnerung - da ist vieles "erfunden" oder erdichtet, da das Gehirn sich eine plausible Geschichte bastelt, um seinen jetzigen Zustand rational zu begründen.

    Schlimm sind dann solche Fälle, die der "False Memory Verein" bearbeitet.

    False Memory Deutschland - Aufklärung und Beratung zu falschen Erinnerungen an sexuellen Missbrauch

    Ach so…

    Alles meistens nur erfunden und erdichtet…

    Ich weiß nicht wie Du so etwas behaupten kannst…


    Und warum dann die Symptome?

    Warum sollte ich zB jemanden (Täter) belasten wenn da nichts war?


    Sorry, Klingt für mich nach „Anwalt fürTäter“ und Hohn und Spott für die Opfer…


    Klar das Täter sich gerne schützen möchten und sogar Vereine gründen, bzw. Missbrauchsopfern fehlen vor Gericht ohne hin oft Zeugen, da Täter und Opfer meist allein waren, oder zB die Familie lieber dicht hält. .


    Bzw zB sexueller Missbrauch verjährt sogar, obwohl Opfer ein Leben lang darunter leiden


    Falsche Erinnerung? Doku über False Memory und sexuelle Gewalt
    Der Verein „False Memory e.V.“ setzt sich für fälschlich Beschuldigte in Missbrauchsprozessen ein. Aber wer kann schon sagen, was falsche Erinnerung ist und…
    www.swr.de



  • Alles meistens nur erfunden und erdichtet…

    Ich weiß nicht wie Du so etwas behaupten kannst…

    Psychologie: Wie lassen sich falsche Erinnerungen enttarnen? - FernUniversität in Hagen


    https://bvvp.de/wp-content/uploads/2023/12/20231211_Die-False-Memory-Debatte-oder-Besonderheiten-der-Erinnerung_Interview-Langfassung_public.pdf


    Irren ist eben menschlich - nur wenn es bezüglich einer Straftat geschieht, ist die Falschaussage oder falsche Erinnerung auch eine Straftat.

    :zen:



  • Und warum dann die Symptome?

    Warum sollte ich zB jemanden (Täter) belasten wenn da nichts war?


    Sorry, Klingt für mich nach „Anwalt fürTäter“ und Hohn und Spott für die Opfer…

    Na ja, die Symptome sind real, das Leiden ist auch real.

    Selbst wenn die gesamte Erinnerung nicht der Wahrheit entspricht, bedeutet das nicht, dass das innere Trauma als Erlebnis, als Erfahrung, nicht stattgefunden hat.

    Andernfalls wäre das ein Hohn und eine Verspottung der Menschlichkeit.

    Hier ist ein interessanter Artikel, in dem die betroffene Person vorschlägt, zwischen dem Trauma und dem Missbrauch zu unterscheiden.

    Wenn die Wissenschaftler so verdammt auf die endgültige via objektive Wahrheit erpicht sind, löschen sie innerlich die Opfer aus, anstatt ihnen die notwendige Anerkennung und Hilfe zu leisten.


    The Trouble with Lived Experience: When Peer Support Compounds Trauma by Denying Abuse
    Trauma and abuse are different experiences, and they require different forms of support, accountability, and healing.
    www.madinamerica.com

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Meinen „leidvollen“ Erinnerungen nachspüren hat meist zu noch mehr Erinnerungen geführt, die geprüft werden müssen. Das Problem war, dass ich dem „Zeugen“ entweder glaubte oder Nicht glaubte. Gleiches gilt für ihn.


    Da war auf einer Seite Unwissenheit, bei der man nicht sagen kann, dass Daten vergessen wurden, einfach nur Unwissenheit, vergessen haben zeigt ja nur nicht mehr Wissen und nicht Unwissenheit. Das Vergessen gewollt haben, bemerkt man. Scham und Gewissen.

    („Geldschulden habe ich alle zurückgezahlt.“ Und schon meldet sich mein Gewissen mit Daten. Die können geprüft werden und mir fällt der ganze Vorgang ein. Mein Gewissen hatte noch eine Schuld und vergessen, dass sie mir erlassen wurde. Keine Scham mehr, kein Gewissen.)


    Wenn auf der mir gegenüberliegenden Seite Unwissenheit erschien, habe ich mein Wissen losgelassen, bewusst „vergessen“ verziehen. Nicht festhalten an Vergangenem.

    Oder ich habe das fremde Wissen angenommen, von dem ich wusste, dass es nicht mit meinen Tatsachen übereinstimmt. Warum einen, der sich von Schuld befreit sieht, weil er sich keiner Tat erinnert, nichts getan hat, mit meinen Verletzungen, die ich nicht heilen lassen wollte, bedrängen?


    Ich muss ihm und mir alles verzeihen und vergeben, darf aber nichts vergessen, denn wenn ich auch vergesse, lege ich den Stolperstein vor mir und ich stolpere wieder darüber, wann auch immer.


    (Der Stolperstein, immer wieder auf das Geheuchel meiner Schwester, Familie, hereinzufallen und vergeben und vergessen. Viel Jahrzehnte habe ich mir diesen Stein unbewusst und bewusst in den Weg gelegt. Das ist doch deine Familie.

    Am 26.12.2024, als sie wieder einmal über mich verfügen wollte, habe ich den Stein genommen und nicht wieder vergessen: „Warum kommst du denn nicht zu uns, haben wir doch jedes Jahr gemacht“, warf sie mir vor. Da habe ich gesagt, was wahr ist: „Ihr bedeutet mir nichts.“ Sie brach in Tränen aus und ging, und ich? Ich war befreit. Nicht das Gefühl: Wenn ein Stein vom Herzen fällt, landet er auf meinen Füßen. Ja es geht wirklich, die Befreiung aus der Falle, Bruder, Mutter, Vater zu sein, aus der Benutzung durch sogenannte Familie, Gruppe, Stamm, Volk. Die anderen Befreiungen von meinen Personsmasken waren schon früher.)

  • Am 26.12.2024, als sie wieder einmal über mich verfügen wollte, habe ich den Stein genommen und nicht wieder vergessen: „Warum kommst du denn nicht zu uns, haben wir doch jedes Jahr gemacht“, warf sie mir vor. Da habe ich gesagt, was wahr ist: „Ihr bedeutet mir nichts.“ Sie brach in Tränen aus und ging, und ich? Ich war befreit. Nicht das Gefühl: Wenn ein Stein vom Herzen fällt, landet er auf meinen Füßen. Ja es geht wirklich, die Befreiung aus der Falle, Bruder, Mutter, Vater zu sein, aus der Benutzung durch sogenannte Familie, Gruppe, Stamm, Volk. Die anderen Befreiungen von meinen Personsmasken waren schon früher.)

    Liebe*r Qualia

    Tut mir leid, dass du dir so lange den Schuh angezogen hast. 😨 In dem Moment, war deine Reaktion befreiend. Ich frage mich, ob du in der Zwischenzeit versöhnlicher geworden bist oder immer noch mit dem Schicksal haderst?


    Meine Mutter war und ist immer noch ein Tyrann. Ich habe ihr schon lange vergeben. Wir leben im gleichen Haus. Es stimmt mich traurig, dass sie niemals begreifen wird, was wirklich in ihr drin los ist. Sie wird sterben, ohne jemals wirklich erkannt zu haben. 😨


    Als helfender Mensch beachte ich das feine Gleichgewicht zwischen Helfen und Selbstachtung. Ich bin kein Retter, biete jedoch meine helfende Hand, wenn das erwünscht ist. Oft können Menschen, die dringend Hilfe bräuchten, das nicht 😨

    Nichts muss, alles darf (:

  • Na ja, die Symptome sind real, das Leiden ist auch real.

    Selbst wenn die gesamte Erinnerung nicht der Wahrheit entspricht, bedeutet das nicht, dass das innere Trauma als Erlebnis, als Erfahrung, nicht stattgefunden hat.

    Andernfalls wäre das ein Hohn und eine Verspottung der Menschlichkeit.

    Du hast mich vielleicht nicht verstanden.


    Wenn mir jemand sagt, er fühle sich mies, habe eine Depression, seit längerem, dann zweifle ich das nicht an. Ich frage nach den Möglichkeiten zu helfen.

    Der Punkt ist nicht der, ob Erfahrung und Trauma statt gefunden haben, sondern ob eine Identifikation hilft, dies festzuhalten oder ob es besser ist loszulassen. Manchmal dauert es Jahre, aber es führt ja kein Weg daran vorbei das was Vergangen ist, auch zu verabschieden. Du weißt ja, dass eben genau das Leiden bedeutet: Vergänglichkeit nicht anzunehmen, Festhalten wollen, an dem was war.

    Erfahrung ist bedingt durch Bewusstsein - und die Spuren der Erfahrung verlaufen im Sand - wie Vögel, die im Flug keine Spur hinterlassen.


    Das Thema der False Memory ist vor allem für Therapeuten von Bedeutung, die manchmal nicht die nötige Distanz zum Patienten haben und die dazu dann neigen, alles zu glauben, was da erzählt wird in der Therapie.

    Wilfred R. Bion hat auf dieses Problem des Therapeuten in seinen Schriften häufig hingewiesen.

    :zen:



  • Das Thema der False Memory ist vor allem für Therapeuten von Bedeutung, die manchmal nicht die nötige Distanz zum Patienten haben und die dazu dann neigen, alles zu glauben, was da erzählt wird in der Therapie.

    Wilfred R. Bion hat auf dieses Problem des Therapeuten in seinen Schriften häufig hingewiesen.

    Ja, klar. Wenn ich schon so lange Zeit „Made in Amerika“ abonniere, dann weiß ich natürlich auswendig, dass es keine rein biologische oder genetische Ursache für psychische Krankheiten gibt.


    Das wurde auch schon von den deutschen Leitlinien akzeptiert.


    Aber das Leiden ist real – und das weiß jeder.


    Ärzte können diese Informationen, auf die du verlinkt hast, leider auch als Waffe gegen die Betroffenen einsetzen.


    So nach dem Motto: „Ach wissen Sie, das haben Sie sich alles nur eingebildet.“


    Ich bin in dieser Hinsicht sehr empfindlich – das ist alles.


    Sorry. _()_

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Aber das Leiden ist real – und das weiß jeder.

    Tja - klar. Aber was ist mit "real" gemeint?


    Das buddhistische Konzept fragt nach den Bedingungen/Ursachen von Leiden - dukkha - und kommt zum Ergebnis, es ist "Durst". Tanha - . Auch "real" ist bedingt - nämlich vom "irreal" oder Wahn, wie es in manchen Übersetzungen heißt.

    Dieses "reale" Leiden ist eine Einbildung, die aber natürlich auch "real" ist. Jeder, der sich schon mal was ehrlich eingebildet hat, weiß, was es dann bedeutet, wenn man dies erkennt und aus der Einbildung erwacht - es ist wie mit dem Glauben.


    Wenn dieses Leiden nicht leer wäre, gäbe es keinen Weg zum Erlöschen.

    :zen:



  • Leiden ist real. Nicht unbedingt für die eigene Existenz. Sich vor Rückenschmerzen an eine Säule anlehnen zu müssen, z.Bsp., wie der Buddha im Alter = eigenes, relativ leicht zu " verwindentes" Karma.

    Kaum zu verwindentes Leiden erfahre ich in Verantwortung / Mitgefühl für andere Menschen.

    Ein schwerstbehindertes Kind und ich alt und entsprechend schwach z.Bsp.

    Wenn das Ego überwunden ist, bleibt doch das (auch leidende) Mitgefühl.

    Wie überwinde ich (befreie mich von) Mitgefühl?

  • Wie überwinde ich (befreie mich von) Mitgefühl?


    Das Ziel ist nicht, Mitgefühl zu überwinden, sondern gesunde Formen davon zu kultivieren, die ein Gleichgewicht zwischen Engagement und Selbstfürsorge ermöglichen.


    Übermächtiges Mitgefühl ist oft ein Spiegel alter Geschichten und damit zugleich eine Einladung, sich diesen zuzuwenden und sie liebevoll zu integrieren. Nur so wird echtes, tragfähiges Mitgefühl möglich, das nicht überwältigt, sondern verbindet und stärkt.

    Nichts muss, alles darf (:

  • Was sind gesunde Formen?

    Dein Text liest sich gut. Danke.

    Mir ging es um das Überwinden des Leidens. Stark, verbindend usw sind "nur" Worte, welche nicht das Leiden "ausschalten".

    Ist echtes Mitgefühl nicht leidend? Ist mein Mitgefühl demnach unecht?


    VG

  • Tja - klar. Aber was ist mit "real" gemeint?

    Das "Real" ist so von mir gemeint, dass er in meinem Inneren stattfindet und auf mich, auf mein Wohlbefinden, ein-wirkt.


    Für sehr viele depressive Menschen klingt das ganze Gerede über das "Erlöschen" verdammt zynisch.


    Sie brauchen die Stärkung und Festigung des eigenen Ichs als Struktur.


    Der Buddhismus aber ist darauf ausgerichtet, genau diese Struktur zu demontieren.


    Allegorisch ausgedrückt: Man muss erst einen Kopf haben – erst dann kann man ihn verlieren, wenn der auf dem Kopf steht. Kein Kopf, kein Problem, keine Lösung.


    Meine eigene Position ist: Der Dharma setzt eine gesunde Psyche voraus. Absolut!

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    Sokrates

  • Nein, Chilli, echtes Mit-Gefühl ist nicht Mit-Leid. Dieses Leiden zu überwinden, ist natürlich nicht leicht, wenn es sich um das eigene schwerstbehinderte Kind handelt.


    Mit-Gefühl erlebe ich als achtsame und fürsorgliche Liebe.


    Mit-Leid empfinde ich, nachdem ich vor vielen Jahren diesen Unterschied begriffen habe, als sentimentales Leiden "oh, das kann ich gar nicht mit ansehen ...", z.B. wenn man im TV hungernde Kinder sieht und dabei sein Abendbrot verspeist "oh, wie schrecklich ...".


    Da dreht sich das Leiden um mich selbst. Auch wenn ich nicht in der Lage bin, den Hunger in der Welt abzuschaffen, bin ich doch vielleicht in der Lage, mich zu engagieren oder zu spenden, auf jeden Fall meine Wahrnehmung zu schärfen für das Leiden anderer Menschen.


    Ich wünsche Dir viel Kraft, aus dem Leiden am Leiden herauszukommen.

    _()_ Monika

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Ist echtes Mitgefühl nicht leidend? Ist mein Mitgefühl demnach unecht?

    Monika hat es sehr gut ausgedrückt: Mitgefühl ist etwas anderes als Mitleid, das meiner Meinung nach im Aussen das eigene Leiden erkennt. Dein inneres Kind leidet. Ich meine, du solltest dich um dieses innere Kind kümmern: Was braucht es?


    Ich sehe es ähnlich wie Igor, erst die psychischen Problem angehen und später den Kopf verlieren 😄

    Nichts muss, alles darf (: