psychoknacks durch achtsamkeit?

  • Da sind sie wieder, die beiden scheinbar unvereinbaren Positionen bzgl. Achtsamkeit ... hier das bestimmte "Kontrolle und Abwehr" und dort das fast ängstliche "bloß nicht bewerten als gut und schlecht" ... unvereinbar aber nur wenn man die von den beiden Parteien bevorzugten begrifflichen Formulierungen verdinglicht und mit eigenen Gefühlen vermengt, wobei es sich wohl v.a. um Gefühle handelt, die gewohnheitsmäßig bei Augenkontakt mit bestimmten Wörtern aus "nichts" aufsteigen 8)
    Also für mich ist's beides, sowohl "Kontrolle und Abwehr" als auch die sachdienliche und pragmatisch, streng zielorientierte Bewertung als "gut und schlecht" nicht verdinglichen 8)
    Steigt alles aus nichts auf und verliert sich wieder darin ... früher oder später ... je besser die Übung desto früher ...

  • Es ergibt sich vielleicht auch die Frage, wer das ist, der Kontrolle ausübt. Wenn im Zustand der vollen Achtsamkeit (ich nenne das jetzt mal so) die Wahrnehmung des Subjekts entfällt, kann es auch kaum einen Kontrolleur geben. Das heißt die s. g. Kontrolle entsteht dadurch, dass etwas wegfällt, nicht dadurch, dass etwas hinzukommt. Aber noch etwas - wie kommt man in diesen Zustand des Weglassens? Durch die Kontrolle (Erkennen) der aufsteigenden Gedanken und Gefühle. Im unkontrollierten Chaos wird man ja von dem ganzen eher überwältigt als dass man eine ruhige Position findet, von der aus man einen Überblick gewinnt..


    Das würde dann heißen, dass der anfängliche Torwächter den gleichen Ursprung in den geistigen Formationen hat wie auch die Dualität selbst.. man muss sich da wahrscheinlich generell erstmal auf diese Art durchquälen..


    Liebe Grüße Roni

  • Roni:


    ...
    Das würde dann heißen, dass der anfängliche Torwächter den gleichen Ursprung in den geistigen Formationen hat wie auch die Dualität selbst.. man muss sich da wahrscheinlich generell erstmal auf diese Art durchquälen..


    Liebe Grüße Roni


    Das sehe ich auch so, Roni. Zunächst einmal ist die Achtsamkeit - jedenfalls so wie ich Satipatthana verstehe - dazu da, mir über die Vorgänge bewusst zu werden. Wenn ich also erkenne, was die Ursache eines bestimmten immer wiederkehrenden Dilemmas ist, und bereit bin, dieses Drama zu beenden, dann "stelle ich den Torwächter auf". Aber dazu muss ich ja überhaupt erstmal wissen, was das ist und wie ich das handhabe. Durch Studium und Einsicht werde ich dazu fähig.


    Das ist dann auch nicht anders wie beim Abgewöhnen des Rauchens. In früheren Zeiten habe ich dennoch manchmal zugegriffen, wenn mir eine angeboten wurde, weil ich mir einbildete, die eine würde mir schon nix anhaben. Der Torwächter ist solange vonnöten, solange ein entsprechender Reflex besteht zuzugreifen. Ist das leidverursachende unheilsame "Ding" aus dem Geist verschwunden, kann der Torwächter sich anderen auftauchenden "Dingen" zuwenden, so man ihn denn einsetzen will.


    _()_ Monika

  • Roni:

    Es ergibt sich vielleicht auch die Frage, wer das ist, der Kontrolle ausübt.


    Niemand. Es ist Wissen, das kontrolliert. 8)

  • Roni:

    ... und was verstehst du unter 'Wissen'?


    Hüte dich vor der Verdinglichung von Begriffen. Erst "kontrollieren" jetzt "Wissen". Das lässt sich ad infinitum fortführen.
    Wie die Worte erscheinen ist nicht notwendigerweise das, was die Worte ausdrücken sollen.
    "Wissen" ist einfach "Wissen". Du kannst auch sagen, dass dieses "Wissen" der Späre von "nichts" zuzuordnen sei, aber nicht der Sphäre von "ich" und "mein". Aber auch das trifft es natürlich nicht, kann es gar nicht.


    Was bedeutet diese Formel im Sutta wohl?

    Zitat

    Und er verweilt unabhängig, haftet an nichts in der Welt an


    Wie ist "einer" der Aussenstehenden als "Person XY" erscheint, weil sie Körperform sehen und den Gewohnheiten folgend denken "Ah das ist der XY", wohl achtsam und haftet dabei, gleichzeitig an gar nichts in der Welt an?

  • Roni:

    Es ergibt sich vielleicht auch die Frage, wer das ist, der Kontrolle ausübt. Wenn im Zustand der vollen Achtsamkeit (ich nenne das jetzt mal so) die Wahrnehmung des Subjekts entfällt, kann es auch kaum einen Kontrolleur geben.


    Solange Wahrnehmung im herkömmlichen SInne stattfindet, gibt es ein Subjekt. Wahrnehmung ist die Wahrnehmung eines Objektes durch ein Subjekt. Wird dieser Dualismus durchbrochen, findet keine Wahrnehmung im herkömmlichen Sinne mehr statt. Es ist die SICHT des Letzendlichen. Aber das führt vom Thema weg. Rechte Achtsamkeit führt sicherlich nicht zum Psychoknacks.


    Gruß
    Charlie

    "Es gibt nichts Gutes, außer: man tut es." (Erich Kästner)
    "Dharma books and tapes are valuable, but the true dharma is revealed through our life and practice." (Thich Nhat Hanh)

  • Für mich ist Achtsamkeit eine Bewusstwerdung: Nichts von dem was in die Wahrnehmung tritt bin ich. Während dieses Vorganges wird bewertet: Dieses bringt vom Ziel der Freiheit ab, Jenes führt hin - Rechtes und Unrechtes des achtfachen Pfades. Am Ende des Weges ist keine Bewertung mehr, aber den muss ich schon achtsam gehen bis dahin.

  • TMingyur:


    "Wissen" ist einfach "Wissen". Du kannst auch sagen, dass dieses "Wissen" der Späre von "nichts" zuzuordnen sei, aber nicht der Sphäre von "ich" und "mein". Aber auch das trifft es natürlich nicht, kann es gar nicht.


    Ok, das meinte ich auch mit dem Zustand, in dem etwas weggelassen wird.
    Im Prinzip ist es ein Herumirren in den Begriffen, aber z. B. mit der "Sphäre von 'ich' und 'mein'" kann man etwas anfangen. "Kontrollieren" ist anhand der üblichen Assoziation ein Begriff, der daneben liegt, man könnte vielleicht sagen beim Aufhören des Einen kommt das Andere zum Vorschein, und das Andere erfüllt eine Funktion - und zwar die, dass das Erste nur noch in einer geschwächten Form vorkommt bzw. nicht mehr erscheint.


    Mir ging es auch um das "Üben" in Bezug auf den Psychoknacks. M. E. kann das vorübergehend vorkommen, das muss man nicht werten und wenn, dann nur im Hinblick auf den Gesamtprozess, und dabei ist immer alles richtig so wie es ist. Weil das vermeintlich "Schlechte" auch wieder einen Ausweg impliziert. Vier Wahrheiten - immer wieder..


    Gruß Roni

  • mukti:

    Für mich ist Achtsamkeit eine Bewusstswerdung: Nichts von dem was in die Wahrnehmung tritt bin ich. Während dieses Vorganges wird bewertet: Dieses bringt vom Ziel der Freiheit ab, Jenes führt hin - Rechtes und Unrechtes des achtfachen Pfades. Am Ende des Weges ist keine Bewertung mehr, aber den muss ich schon achtsam gehen bis dahin.


    Genau das.

  • Charlie:

    Rechte Achtsamkeit führt sicherlich nicht zum Psychoknacks.


    Das ist auch richtig. Es kann nur ev. manchmal ein bisschen danach aussehen... aber was bedeutet das schon.


    Liebe Grüße Roni

  • monikamarie:

    Das ist dann auch nicht anders wie beim Abgewöhnen des Rauchens. In früheren Zeiten habe ich dennoch manchmal zugegriffen, wenn mir eine angeboten wurde, weil ich mir einbildete, die eine würde mir schon nix anhaben. Der Torwächter ist solange vonnöten, solange ein entsprechender Reflex besteht zuzugreifen. Ist das leidverursachende unheilsame "Ding" aus dem Geist verschwunden, kann der Torwächter sich anderen auftauchenden "Dingen" zuwenden, so man ihn denn einsetzen will.


    Ja genau, Dinge in Anführungszeichen. Ich habe gestern einen Text gefunden, in dem es um unsere Vorstellungsmechanismen geht, und finde manche der Ausführungen recht zutreffend..


    http://www.bghh.de/Gerhard_Zarbock_9_Annaeherungen.pdf


    Liebe Grüße Roni

  • Da es ohne Zweifel eine Zusammenhang zwischen Achtsamkeit und Konzentration gibt, gibt es sicherlich auch einen Zusammenhang zwischen den bekannten beschriebenen Effekten und Merkmalen von Konzentration unterschiedlicher Stufen (s. Jhanas) und der Art und Weise wie Achtsamkeit praktiziert wird bzw werden kann und dies mag auch zur Erklärung scheinbar widersprüchlicher Begrifflichkeiten im Kontext "Achtsamkeit" beitragen. Soll heißen: "Achtsamkeit" ist nicht gleich "Achtsamkeit" in allen Fällen der Verwendung dieses Begriffes.

  • TMingyur:

    Also für mich ist's beides, sowohl "Kontrolle und Abwehr" als auch die sachdienliche und pragmatisch, streng zielorientierte Bewertung als "gut und schlecht" nicht verdinglichen 8)
    Steigt alles aus nichts auf und verliert sich wieder darin ... früher oder später ... je besser die Übung desto früher ...


    Langsam verstehe ich was du mal gemeint hast mit: Ich halte am Dhamma fest aber anders als du. Unsere anfänglichen Differenzen waren wohl ein Missverständnis. Das nur nebenbei, gehört nicht zum Thema, wollte es nur mal aussprechen.

  • mukti:

    Unsere anfänglichen Differenzen waren wohl ein Missverständnis.


    Wie es sich mit Differenzen meist verhält :lol:
    Nein, ich glaube es gab keine.
    Es ist nur so dass "gut oder schlecht" oder auch "richtig und falsch" auf unterschiedlichen Ebenen angesetzt werden kann. Entweder auf der Ebene von "ausgereiften Taten" oder auf der Ebene von sankharas, "Impulsen", also den Vorstufen von Taten, meist auch den Vorstufen ausgereifter motivierender Gedanken. Setzt man diese Unterscheidung "gut oder schlecht" auf der Ebene "ausgereifter Taten" an, dann geht es oft mit Ansichten von "Verdienstsammeln", etwas "aufbauen" oder "anhäufen" etc einher. Solche Ansichten habe ich damals wohl nicht gestützt ... wenn ich mich richtig erinnere ... habe sie aber auch nicht verneint. Nicht-Bestätigen oder die Bestätigung ablehnen ist ja nicht das Gleiche wie Verneinen, obwohl es sich häufig anfühlt wie Verneinung ;)


    Besser ist es "gut oder schlecht" auf der Ebene der sankharas anzusetzen und zwar derart, dass diese dort wo sie entstehen außer Kraft gesetzt werden ("gut") und man sie nicht "anwachsen" lässt ("schlecht"). Und dies bezieht sich dann auf Sankharas jedweden Ausganges also auch auf solche, die "gute" "ausgereifte Taten" zur Folge hätten, die aber eben auf Anhaftung an dieser Vorstellung von "gut" beruhen.

  • TMingyur:

    Besser ist es "gut oder schlecht" auf der Ebene der sankharas anzusetzen und zwar derart, dass diese dort wo sie entstehen außer Kraft gesetzt werden ("gut") und man sie nicht "anwachsen" lässt ("schlecht"). Und dies bezieht sich dann auf Sankharas jedweden Ausganges also auch auf solche, die "gute" "ausgereifte Taten" zur Folge hätten, die aber eben auf Anhaftung an dieser Vorstellung von "gut" beruhen.


    Man muss aber auch da nicht zwingend werten. Das Eine annehmen, das Andere unterlassen. Mein Psychoknacks z. B. bestand in der Abwehr, endete irgendwann in einem Chaos aus Angst und (Selbst)Ablehnung. Weil - man identifiziert sich gewohnheitsmäßig mit all dem (Ich), auch mit den karmischen Gegebenheiten.. das ist das Problem bei dieser Herangehensweise "Gut-Schlecht".


    LG Roni

    Einmal editiert, zuletzt von Roni ()

  • WISSEN


    Ich denke das Unterstrichene ist das doofe Stadium, wenn alles Kopf steht und man nirgendwo einen Halt findet. Einen Halt... welchen auch?


    LG Roni

  • TMingyur:


    Es ist nur so dass "gut oder schlecht" oder auch "richtig und falsch" auf unterschiedlichen Ebenen angesetzt werden kann. Entweder auf der Ebene von "ausgereiften Taten" oder auf der Ebene von sankharas, "Impulsen", also den Vorstufen von Taten, meist auch den Vorstufen ausgereifter motivierender Gedanken. Setzt man diese Unterscheidung "gut oder schlecht" auf der Ebene "ausgereifter Taten" an, dann geht es oft mit Ansichten von "Verdienstsammeln", etwas "aufbauen" oder "anhäufen" etc einher. Solche Ansichten habe ich damals wohl nicht gestützt ... wenn ich mich richtig erinnere ... habe sie aber auch nicht verneint. Nicht-Bestätigen oder die Bestätigung ablehnen ist ja nicht das Gleiche wie Verneinen, obwohl es sich häufig anfühlt wie Verneinung ;)


    Besser ist es "gut oder schlecht" auf der Ebene der sankharas anzusetzen und zwar derart, dass diese dort wo sie entstehen außer Kraft gesetzt werden ("gut") und man sie nicht "anwachsen" lässt ("schlecht"). Und dies bezieht sich dann auf Sankharas jedweden Ausganges also auch auf solche, die "gute" "ausgereifte Taten" zur Folge hätten, die aber eben auf Anhaftung an dieser Vorstellung von "gut" beruhen.


    Hm die Impulse ausser Kraft setzen? Es können ja nicht die Handlungen und Gedanken beendet werden, solange der Körper besteht muss er Denken und Handeln. Daher werden nur die hinderlichen (schlecht) Impulse ausser Kraft gesetzt, nicht die Förderlichen (gut). Eine gute "ausgereifte Tat" ist in diesem Sinn kein Ansammeln, Aufbauen oder Anhäufen, sondern auf das Ziel der Befreiung ausgerichtet.


    Damit führt Gutes (rechter achtfachfer Pfad) zur Auflösung der Identifikation, Schlechtes zu wachsender "Ich-Vorstellung". Z.B. der Impuls eine Meditation zu beginnen wäre nicht ausser Kraft zu setzen. Oder wie meinst du es?

  • mukti:


    Hm die Impulse ausser Kraft setzen? Es können ja nicht die Handlungen und Gedanken beendet werden, solange der Körper besteht muss er Denken und Handeln. Daher werden nur die hinderlichen (schlecht) Impulse ausser Kraft gesetzt, nicht die Förderlichen (gut). Eine gute "ausgereifte Tat" ist in diesem Sinn kein Ansammeln, Aufbauen oder Anhäufen, sondern auf das Ziel der Befreiung ausgerichtet.


    Damit führt Gutes (rechter achtfachfer Pfad) zur Auflösung der Identifikation, Schlechtes zu wachsender "Ich-Vorstellung". Z.B. der Impuls eine Meditation zu beginnen wäre nicht ausser Kraft zu setzen. Oder wie meinst du es?


    Das Problem ist - sobald man anfängt seine Taten als Gut und Ausgereift zu werten, ist man meilenweit auch davon entfernt, ein Ziel nicht als einen natürlichen Zustand zu sehen, sondern schließt es wieder in sein Wertesystem ein - Befreiung ist gut, Nicht-Befreiung schlecht. So pendelt man weiterhin zwischen zwei Polen, auf einen vermeintlichen Nutzen bedacht. D. h. dass bei all dem immer im Hinterkopf der Gedanke herumgeistern sollte - mich gibt es nicht, "ich" kann keine Taten vollbringen und Gut und Schlecht sind eine Illusion des veblendeten Geistes...


    LG Roni


  • Der Gedanke im Hinterkopf ist eben das Ziel das man im Auge behält - mich gibt es nicht, "ich" kann keine Taten vollbringen, Gut und Schlecht sind Illusionen des verblendeten Geistes.
    Um das Ziel zu erreichen wertet man: Befreiung ist gut, Nicht-Befreiung schlecht. Befreiung hat den grössten Nutzen, nämlich Leid und Unwissenheit zu beenden. Es ist einfach eine Frage was der grösste Wert ist, irgendwas in Bezug zum Ich oder Freiheit vom Ich. Klar ich habe keinen Nutzen wenn das Ich schwindet, aber das ist eben der grösste Wert, Befreiung, Nirvana. Es muß Klarheit über den richtigen oder grössten Wert bestehen um das Wertesystem danach auszurichten.

  • mukti:

    Es muß Klarheit über den richtigen oder grössten Wert bestehen um das Wertesystem danach auszurichten.


    Ja, ich denke das kann man auch Achtsamkeit nennen.


    8)


    Liebe Grüße Roni

  • Hallo,


    darkwave:


    zuviel achtsamkeit wird doch irgendwann selber zu einem psychoknacks, wieso sollte man das den ganzen tag üben?


    man kann Achtsamkeit tatsächlich in den Alltag einbauen.
    Man kann achtsam gehen, abwaschen, essen u. v. m.
    Den Effekt, den ich dabei beobachte ist,
    dass ich das Hier und Jetzt intensiver erlebe.


    Aber diese Achtsamkeit halte ich nicht den ganzen Tag.
    Aber ich erinnere mich gern immer wieder daran achtsam zu sein.


    Man kann sich sogar achtsam unterhalten
    und stellt dabei fest, wie nonverbale Kommunikation wirkt.


    Wieviel Achtsamkeit man im Alltag einbaut,
    dass ist Jedem selbst überlassen.


    Jeder muss sein Maß selbst finden.


    Aber Eines sollte man ganz sicher nicht tun - zu schnell urteilen.



    Das ist wie Du schreibst, keine wissenschaftliche Beweisführung,
    sondern eben Deine Sicht, durch Deine Brille, eine Meinung,
    nicht mehr, nicht weniger.


    darkwave:


    man spielt nicht einfach mit der psyche, und schon gar nicht mit seinem umfeld.


    Wer verbietet es denn genau?
    Gibt es hier ein Verbot?


    Warum sollte ich nicht Buddhas Weisheiten nutzen,
    um mir mehr Frieden und Klarheit zu verschaffen?
    Bei schweren psychischen Belastunge sollte natürlich ein Psychologe eingeschaltet werden
    und begleitend in Absprache mit den Psychologen z. Bsp. Achtsamkeitsübungen.
    Achtsamkeit hat aber in der modernen Psychologie längst erfolgreich Einzug gehalten,
    z. Bsp. begleitend zur Therapie von Depressionen.



    darkwave:


    ich habe mir diese sache sehr lange überlegt, zb. die reaktion auf die umwelt ist eigentlich unmittelbar, man reflektiert eigentlich nicht ständig sondern reagiert sofort.
    was für eine gesellschaft entsteht wohl wenn jeder sich ständig überlegt ob er das jetzt darf oder nicht?


    Wir reagieren in der Regel so,
    wie wir es aus Gewohnheit tun.
    Neuronal gesehen sind Gewohnheiten große Neuronenbündel, die gemeinsam feuern.
    Diese Bündel zu entbündeln, die Gewohnheit abzulegen, hierfür eignet sich Achtsamkeit.


    Ebenso hat die Amygdala im limbischen System großen Einfluss auf uns.
    Sie löst in Krisensituationen das fight oder flight aus.


    Ob unsere Reaktion aber auf Basis unserer Gewohnheit oder auf Basis der Amygdala wirklich intelligent ist,
    das steht eben auf einem anderen Blatt und ich würde hier durchaus kritisch bleiben.
    Aber häufig lösen wir durch unsere Reaktion Leid aus,
    Leid was eigentlich total überflüssig ist,
    denn die Erde braucht nicht noch mehr Leid,
    davon haben wir doch genug.


    Achtsamkeit bringt mir mehr Klarheit in mein Leben,
    führt mich zum Hier und Jetzt und
    gibt mir die Chance so zu reagieren,
    wie ich es für sinnvoll halte und eben nicht so,
    wie ich es seit eh und je getan habe.


    Professor Howard Gardner spricht hier von "emotionaler Intelligenz".
    Auf der Erde laufen einfach zu viele akademisch hochintelligente Menschen rum,
    die die emotionale Intelligenz eines Kleinkindes haben.
    Ich habe es über viele Jahre selbst erleben dürfen.


    Den ganzen Tag achtsam sein,
    dass schaffe ich ganz sicher nicht.
    Es ist auch nicht mein primäres Ziel jede Sekunde immer achtsam zu sein.
    Aber sich so häufig wie möglich daran zu erinnern,
    das finde ich wertvoll.


    Ich kann Deine Aversion nicht so recht teilen,
    vielleicht findest Du in Dir selbst die Antwort.
    Gut beraten ist man mit Aversion m. E. nicht unbedingt.


    Liebe Grüße


    Stefan

    Egal wie Dein Weg auch sein mag.
    Laß Dich stets von Achtsamkeit, Liebe und Mitgefühl führen.
    Denn ohne diese 3 Weisen, wird kein Weg von Erfolg sein.

  • Roni:
    TMingyur:

    Besser ist es "gut oder schlecht" auf der Ebene der sankharas anzusetzen und zwar derart, dass diese dort wo sie entstehen außer Kraft gesetzt werden ("gut") und man sie nicht "anwachsen" lässt ("schlecht"). Und dies bezieht sich dann auf Sankharas jedweden Ausganges also auch auf solche, die "gute" "ausgereifte Taten" zur Folge hätten, die aber eben auf Anhaftung an dieser Vorstellung von "gut" beruhen.


    Man muss aber auch da nicht zwingend werten. Das Eine annehmen, das Andere unterlassen. Mein Psychoknacks z. B. bestand in der Abwehr, endete irgendwann in einem Chaos aus Angst und (Selbst)Ablehnung. Weil - man identifiziert sich gewohnheitsmäßig mit all dem (Ich), auch mit den karmischen Gegebenheiten.. das ist das Problem bei dieser Herangehensweise "Gut-Schlecht".


    LG Roni


    Ich versteh dich nicht und ich versteh all diejenigen nicht, die ein Problem mit der Anwendung des Wortes "gut" für eine sachlich korrekte Bewertung haben (analoges für "schlecht" oder auch "richtig und "falsch").


    Du kannst auch "grün" und "rot" dazu sagen, wenn du eine Obsession bzgl. der Wörter "gut" und "schlecht" hast und die bei bloßem Augenkontakt mit diesen bedeutungslosen Symbolen aufsteigenden Gefühle nicht in den Griff bekommst.


    Wenn ich mit dem Auto die Rechtskurve fahren will, dann ist es "gut" ("richtig") wenn ich das Lenkrad im Uhrzeigersinn drehe und es ist "schlecht" ("falsch") wenn ich es im Gegenuhrzeigersinn drehe. 8)


  • Ich bezog mich auf die Konditionierung bzgl. "gut" als ich schrieb "die aber eben auf Anhaftung an dieser Vorstellung von "gut" beruhen."
    Die Zielrichtung ist also das Vermeiden von "Karma" jedweder Art, sowohl "gut"/"positiv" als auch "schlecht"/"negativ". Wenn wir den etwas überfrachteten Begriff "Karma", der manchmal schon metaphysische Züge anzunehmen scheint und die Phantasie zu Piruetten anregt mal ignorieren und uns "erden" und mit Begriffen arbeiten, mit denen auch ein Nicht-Buddhist was anfangen kann, dann geht es also nur um das Vermeiden des Nährens bereits bestehender Gewohnheiten/Gewohnheitsmuster und um ein Ent-Wöhnen von diesen. Darum geht es. Und ich sage, dass es nur darum geht. Ich sage auch, dass sowohl Shakyamuni als auch Bodhidharma genau dies lehrten (Annahme ist, dass das ihnen Zugeschriebene auch von ihnen stammt). Ersterer lehrte es "unter anderem" (und macht mit seinen Lehrreden und seiner Begriffswahl dabei vermutlich viele Zugeständnisse an seine Zeit/Kultur) und letzterer lehrte es "ausschließlich und mit anderen Worten".


    mukti:

    Daher werden nur die hinderlichen (schlecht) Impulse ausser Kraft gesetzt, nicht die Förderlichen (gut). Eine gute "ausgereifte Tat" ist in diesem Sinn kein Ansammeln, Aufbauen oder Anhäufen, sondern auf das Ziel der Befreiung ausgerichtet.


    Das eben ist ein anderer Pfad. Den empfehle ich nicht (d.h. ich bestätige ihn nicht, verneine ihn aber auch nicht). Das ist wohl das, was du als "unsere Differenz" wahrgenommen hast. 8)


    mukti:

    Eine gute "ausgereifte Tat" ist in diesem Sinn kein Ansammeln, Aufbauen oder Anhäufen, sondern auf das Ziel der Befreiung ausgerichtet.


    Ja, den Begriff "gut" als sachlich korrekt im Sinne von zweckdienlich verstanden hast du recht. Man muss es nicht als "Ansammeln, Aufbauen oder Anhäufen" verstehen im sinne "ich will Gutes ansammeln". Jedoch indem du im Vorfeld selektierst: Die lösche ich aus und die anderen nicht, weil sie zweckdienlich sind, nährst du die Gewohnheiten bzw "sammelst weiteres Karma an" (obwohl du es vielleicht gar nicht beabsichtigst).
    Natürlich kannst du den gleichen Einwand vorbringen gegen "gut" ist das Auslöschen aller Impulse und "schlecht" das Nicht-Auslöschen und weil da die Selektion einer Option stattfindet, läuft es auf das Gleiche hinaus. Aber der Punkt ist, dass es sich um ein Auslöschen ad infinitum handelt, den sobald dem "Wissen" auch nur die Spur von Willensformation erscheint wird diese desaktiviert. Die Inkonsistenz erscheint nur durch das Ausdrücken in Worten, weil mittels Worten immer nur ein "ja" oder "nein" vermittelt werden kann und weil eine Aussage sich immer nur auf eine Ebene von Auslöschen zu beziehen scheint, aber es gibt auch Wille(nsimpuls) bzgl. Nicht-Wollens (Anhaften an konditionierter Nicht-Anhaftung) und auch dieser wird ausgelöscht.
    Dies genau führt zu den typischen, auf den ersten Blick absurd erscheinenden Bodhidharma-Äußerungen:

    Zitat

    "Weder in Verweilen verweilen, noch in Nicht-Verweilen verweilen, aber gemäß Dharma verweilen, dies wird verweilen in Dharma genannt."


  • mukti


    du erinnerst dich vielleicht an eine andere Kommunikation zur Achtsamkeit, die wir hatten, und den metaphorischen Ausdruck "heiße Kartoffel fallen lassen" und im richtigen Augenblick in ein "Basis-Gewahrsein eintauchen", um Achtsamkeit zu verwirklichen?
    Die "heiße Kartoffel" steht hier für die Willensformationen, Sankhara, die "Impulse" zu "gut" oder "schlecht" (unterschiedslos!) und das "Eintauchen in das Basis-Gewahrsein" für das, was sich notwendigerweise ereignet, wenn das Auslöschen (d.h. das "sofortige Fallenlassen der heißen Kartoffeln") "ad infinitum" betrieben wird.
    Soweit meine Perspektive mit meinen Worten. Wenn ich die Worte anderer anwende, dann zitiere ich üblicherweise Lehrreden. 8)