Ventil für Wut und Frust

  • Aiko:
    Zitat

    Es ist die Fokussierung, die den Geist beruhigt.


    Ach was - Geist ist weder ruhig noch unruhig - er ist einfach so. Und wenn du auch "einfach so" bist - also eins mit dem Geist - dann bist du eben so. Und dieses So kann alles sein - also du kannst alles sein. Ich fokussiere nur, wenn ich einen Faden durch ein Nadelöhr bringen muss - oder ein Kamel.


    Hallo Doris und Aiko,


    wer lange Zeit nicht mehr Situationen im Denken, Reden und Handeln, die in ihm Wut gegenüber anderen Menschen aufgrund eigener Schwächen auslösten, die er in ihnen als Spiegelungen sah, ausgesetzt war, der verlernt es wütend zu sein. Die Zeit heilt nicht nur alle Wunden, sondern ist eine Salbe, die richtig genutzt auch vorbeugend wirkt. :)


    Liebe Grüße

  • Also gut. Der Geist beruhigt sich natürlich nicht. Ist so eine Redewendung. :D
    Ich konzentriere mich halt eben auf was anderes und verbeisse mich möglichst nicht in der Wut. Da muss weder was krampfhaft weggedrängt werden, noch dosiert abgelassen werden. Es funktioniert halt so: Wenn ich gerade wütend werde, weil mir jemand ein Bein gestellt hat, dann kann ich aufstehen und vor Wut den Bus vorüberfahren lassen oder ich merke, dass der Bus kommt und steige in diesen ein. Die Wut ist dann – zumindest für diesen Moment – vergessen. Und so funktioniert das auch, wenn ich gefrustet bin und dann Kuchen backe. Oder einfach ans Telefon gehe, wenn es klingelt und ganz bei dem Klingeln und im Gespräch bin. Das ist für mich Fokussierung. Das kann ich üben, das kann aber auch einfach so geschehen.


    Liebe Grüße
    Doris

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Doris Rasevic-Benz:

    Also gut. Der Geist beruhigt sich natürlich nicht. Ist so eine Redewendung. :D
    Es funktioniert halt so: Wenn ich gerade wütend werde, weil mir jemand ein Bein gestellt hat, dann kann ich aufstehen und vor Wut den Bus vorüberfahren lassen oder ich merke, dass der Bus kommt und steige in diesen ein. Die Wut ist dann – zumindest für diesen Moment – vergessen.


    Ein sehr gutes Beispiel!


    Wäre nicht vielleicht auch zu fragen, wer dem Beinsteller im übertragenen Sinn selbst ein Bein gestellt hat? Hat er deshalb vielleicht selbst "Haltestellen" in seinem Leben verpasst?
    Es sind oft Ängste die einen hemmen, bzw. auch hemmungslos machen.

  • Diese Gedanken helfen mir, wenn ich mich bereits verbissen habe. Sie lockern die Kiefer :D

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Doris Rasevic-Benz:
    keks:


    Wenn mir jemand eins über die Birne brennt, bin ich nicht wütend auf mich. Das ist sehr klar. Ich finde auch keine Wut auf mich, so sehr ich auch danach suche.
    Ich bin und bleibe wütend darüber, dass mir ein ANDERER eines übergebraten hat.
    Liebe Grüße
    Doris


    An der bulgarischen Grenze hätte mir ein Grenzer fast eins über die Birne gebrannt. Dem Schlag bin ich nur entgangen, weil ich mich rechtzeitig duckte und anschließend wegrannte. An einem ruhigen Ort bin ich dann in mich gegangen. Ich habe darüber meditiert, was ich falsch gemacht hatte, und warum der so wütend wurde.


    VLG

    Es gibt keine Freiheit ohne Wahrheit. Es gibt aber auch keine Wahrheit ohne Freiheit.

  • Doris Rasevic-Benz:

    Diese Gedanken helfen mir, wenn ich mich bereits verbissen habe. Sie lockern die Kiefer :D


    Bei der Meditation am besten die Zunge oben an den Gaumen legen. Denn wenn der Kiefer locker bleiben muss und nicht einmal Schlucken erlaubt ist, dann läuft man schnell über.


    Was droht ist zum Glück auch, wenn es herausdringen sollte aber nicht bedrohlich.


    Wuff :D

  • Chamäleon:


    An der bulgarischen Grenze hätte mir ein Grenzer fast eins über die Birne gebrannt. Dem Schlag bin ich nur entgangen, weil ich mich rechtzeitig duckte und anschließend wegrannte. An einem ruhigen Ort bin ich dann in mich gegangen. Ich habe darüber meditiert, was ich falsch gemacht hatte, und warum der so wütend wurde.


    VLG


    Und? Hattest Du ihn bedroht?

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Bedrohnungen ergeben sich aus Überraschungsmomenten. Der neugierige Mensch schützt sich, gleichzeitig verschließt er aber dem nun zum anklopfen gezwungenen Glück die Tür.


    Positiv eingestellte Menschen sind Menschen die sich anderen Menschen und damit dem Glück selbst öffnen.
    Negativ eingestellte Menschen sind Menschen, die meinen sich des Glücks versichern zu müssen.


    Ich wage nicht Glück zu verordnen nur zu ermuntern sich dem Glück nicht zu verschließen... :)


    Im Glück nicht zu glücklich und im Leid nicht zu betrübt sein das wäre denke ich auch im Sinne Buddhas.

  • Doris Rasevic-Benz:

    Also gut. Der Geist beruhigt sich natürlich nicht. Ist so eine Redewendung. :D [...] Und so funktioniert das auch, wenn ich gefrustet bin und dann Kuchen backe. [...] Das ist für mich Fokussierung. Das kann ich üben, das kann aber auch einfach so geschehen.


    Kuchen backen kann man üben. Nun ließe sich daraus herleiten, ob du weniger gefrustet bist, wenn du weniger Kuchen backst. Daraus ließe sich eine Statistik anfertigen und auch die Frage erörtern, ob die Qualität des Gebäcks in Beziehung steht zur Höhe des Frustes. Man könnte das noch mit den Wochentagen in Beziehung setzen und dann kannst du eine Geschichte schreiben und sie bei einem Wettbewerb einreichen - bei Brigitte z.B. - die machen sowas ja.


  • Ich hatte mal ein schlagendes Glückserlebnis.
    Mit meinem schicken neuen Trenchcoat besuchte ich nach langer Zeit meine Großmutter. Und als sie mich sah, haute sie mir eine runter und blaffte mich wegen des unseriösen Mantels an. Worauf ich mich umdrehte und wieder nach Hause fuhr. Wir beide waren sehr positiv eingestellt. Ab da waren wir bereit unsere wechselseitige Autorität anzuerkennen. Eine Begegnung auf Augenhöhe also.

  • Ich weiß zwar nicht was ein Trenchcoat ist, aber mir hättest Du ihn gerne vorführen können.
    Das Deine Großmutter so reagiert hat tut mir sehr leid.
    Vielleicht wollte sie Dich ja nur schützen vor Männern wie mir?
    Aber das kann sie natürlich nicht entschuldigen!


    Ich mag Dich jedenfalls, Du bist ehrlich und echt und redest nicht soviel um den heißen Brei herum wie ich.


    Ganz liebe Grüße

  • gbg:

    Ich weiß zwar nicht was ein Trenchcoat ist, aber mir hättest Du ihn gerne vorführen können.


    Das könnte man googlen - es ist ein Mantel, der mal fürs Militär geschaffen wurde. Meine pazifistische Großmutter, die da möglicherweise durch den Mantel getriggert wurde, hat völlig spontan, ja geradezu wie eine Zen-Meisterin gewirkt.

    Zitat


    Das Deine Großmutter so reagiert hat tut mir sehr leid.


    Das muss dir nicht Leid tun. Ihr hat es auch nicht Leid getan und mir auch nicht.

    Zitat


    Vielleicht wollte sie Dich ja nur schützen vor Männern wie mir?


    Du bist ein Mann? Fehlt da nicht was?


    Zitat


    Ich mag Dich jedenfalls, Du bist ehrlich und echt und redest nicht soviel um den heißen Brei herum wie ich.


    Das kann ins Auge gehen.

  • Kurz überleg...


    Ich habe ein verdecktes Auge und es tut mir nicht leid, dass ich manchmal ein Pirat auf Brautfang bin. Ist ja nur so eine Maskerade von mir... :)


    Aber das mit Deiner Großmuter und Dir tut mir echt leid auch, wenn Du im Augenblick eine kleine Sturköpfin mimst.

  • Aiko:
    Doris Rasevic-Benz:

    Also gut. Der Geist beruhigt sich natürlich nicht. Ist so eine Redewendung. :D [...] Und so funktioniert das auch, wenn ich gefrustet bin und dann Kuchen backe. [...] Das ist für mich Fokussierung. Das kann ich üben, das kann aber auch einfach so geschehen.


    Kuchen backen kann man üben. Nun ließe sich daraus herleiten, ob du weniger gefrustet bist, wenn du weniger Kuchen backst. Daraus ließe sich eine Statistik anfertigen und auch die Frage erörtern, ob die Qualität des Gebäcks in Beziehung steht zur Höhe des Frustes. Man könnte das noch mit den Wochentagen in Beziehung setzen und dann kannst du eine Geschichte schreiben und sie bei einem Wettbewerb einreichen - bei Brigitte z.B. - die machen sowas ja.


    :D:D:D


    Ich backe Kuchen auch ohne Frust, meist einfach, weil es mir Freude bereitet.
    Aber wenn ich Kuchen backe, dann denke ich nicht mehr an den blöden Heini vor der Bushaltestelle, sondern an den Kuchen.
    Wenn ich an den Heini denken würde, dann würde der Kuchen sicher nicht so gut gelingen, weil ich abgelenkt wäre.
    Insofern stünde die Qualität des Kuchen natürlich in einer Relation zum Frust.


    Es gilt also:
    1.
    Je mehr Frust, desto mehr Röstaromen.


    2.
    Je mehr Übung im Kuchenbacken, desto weniger Röstaromen.


    3.
    Je mehr Übung im Kuchenbacken, desto weniger Röstaromen trotz Frust.


    Aber es gilt nicht:
    Je mehr Frust, desto mehr Kuchen. Denn das würde voraussetzen, dass Frust die Bedingung für das Backen von Kuchen wäre.


    Daraus schließe ich, dass ich gut daran tue, das Kuchenbacken so gut wie möglich zu üben, damit mir im Frustzustand die Kuchen nicht anbrennen.
    Gleichzeitig mache ich die Erfahrung, dass im Frustzustand, das Backen von Kuchen mich von Frust befreit. Anscheinend ist das Backen von Kuchen für mich mit solch guten Erfahrungen verbunden, dass es mich in gute Stimmung versetzt. Von daher wäre es eine gute Sache, bei Frust einen Kuchen zu backen.
    Man kann sich hier wirklich fragen, was zu erst da war, die Henne oder das Ei? Aber was soll’s, ich mache das Ei in den Kuchen rein ...
    :D


    Liebe Grüße
    Doris

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Die Logik ist überzeugend, aber für mich wäre Kuchenbacken eine Ursache für Frust. Kuchenessen wirkt bei mir positiver. :)

  • Doris Rasevic-Benz:
    Chamäleon:


    An der bulgarischen Grenze hätte mir ein Grenzer fast eins über die Birne gebrannt. Dem Schlag bin ich nur entgangen, weil ich mich rechtzeitig duckte und anschließend wegrannte. An einem ruhigen Ort bin ich dann in mich gegangen. Ich habe darüber meditiert, was ich falsch gemacht hatte, und warum der so wütend wurde.


    VLG


    Und? Hattest Du ihn bedroht?


    Nein, mir fehlte nur ein bestimmter Stempel. Der wurde tatsächlich wütend, weil ich dämlich war und die dortigen Paragraphen nicht auswendig kannte.

    Es gibt keine Freiheit ohne Wahrheit. Es gibt aber auch keine Wahrheit ohne Freiheit.

  • Wenn ich in einem Gespräch bin und ich merke dass in mir Ärger oder Wut aufkommt, dann versuche ich mir bewusst zu werden, okey ich bin wütend. Beim Einatmen sage ich mir also: ''Einatmend weiss ich, dass ich Wütend bin und Ausatmend will ich mich um die Wut kümmern.'' Ich sage dann nichts mehr und handle auch nicht mehr aus der Wut heraus. Ich umarme also meine Wut und schaue tief in den Kern der Wut hinein und frage mich, warum bin ich eigentlich wütend?


    Wenn es in einem Zimmer kalt ist, dann machst du Heizung an und dadurch verbreiten sich Wellen der warmen Luft. Doch diese versuchen nicht die kalte Luft zu bekämpfen, vielmehr umfangen sie die kalte Luft und schon ein paar Minuten später hat sich die kalte Luft erwärmt.
    Die Energie der Achtsamkeit und der Konzentration umarmt in gleicher Weise die Energie des Ärgers und der Wut.


    Ich brauche also gar kein Ventil mehr für die Wut und den Frust. Versuche nicht deine Gefühle zu verdrängen sondern erkenne sie und schaffe ihnen auf diese Weise Erleichterung. Sobald du erkannt hast, dass deine Wut, Frust und deinen Ärger nur durch Missverständnisse, falsche Wahrnehmungen und verzerrte Sichtweisen entstehen, verwandeln sich deine Gefühle grundlegend und es entwickelt sich Verstehen.
    Ich schaffe es auch nicht immer auf diese Weise, doch es klappt auf jeden Fall schon viel besser als früher und ich erkenne dass meine Übungen Früchte tragen :D


    Gruss Joel

    Und mit jedem Verbrechen und jedem Akt der Güte erschaffen wir unsere Zukunft.

  • Doris Rasevic-Benz:


    Ich bin und bleibe wütend darüber, dass mir ein ANDERER eines übergebraten hat.


    Du hast irgendwann Mist gemacht, durchs überbraten bekommen bekommst es nun zurück. Nicht der andere hat dir eins übergebraten sondern du dir selbst durch deine vorhergegangene Tat. Der Auslöser war demzufolge nicht der andere sondern du selbst. Sei darüber wütend und das Spiel geht endlos weiter.

  • Zitat

    Du hast irgendwann Mist gemacht, durchs überbraten bekommen bekommst es nun zurück. Nicht der andere hat dir eins übergebraten sondern du dir selbst durch deine vorhergegangene Tat. Der Auslöser war demzufolge nicht der andere sondern du selbst. Sei darüber wütend und das Spiel geht endlos weiter.


    Das ist Quatsch.

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Doris Rasevic-Benz:


    Ich bin und bleibe wütend darüber, dass mir ein ANDERER eines übergebraten hat.


    Nur du selbst bist die primäre Ursache deines Leidens, niemand sonst. Die andere Person ist lediglich die sekundäre Ursache.

    Und mit jedem Verbrechen und jedem Akt der Güte erschaffen wir unsere Zukunft.

  • "Wenn andere alle unsere Taten kritisieren und darauf aus sind, nur schlecht über uns zu reden, ist das das Rad der scharfen Waffen, das uns mit voller Wucht zurückbringt, was wir an üblen Taten begangen haben." (Lama Zopa)

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Doris Rasevic-Benz:


    Das ist Quatsch.


    Bitte nochmal in dich gehen und drüber nachdenken.


    Du bist ich und ich bin du ist bei mir nicht durch Lesen, grübeln oder Intellekt entstanden sondern durch Erfahrung und eine EInsicht. Wenn ich du bin kommt alles was ich mir antue auch zu mir zurück. Wenn ich damit nicht aufhöre und weiter wütend bin geht es ewig so weiter.


    Einerseits könnte ich mich mit der Einsicht dass ich mich in allen Menschen um mich herum selbst gesehen habe in eine Klappse einweisen lassen. Andererseits ist es so genial das zu kapieren denn dadurch tust du mit Sicherheit niemandem anderen mehr was schlechtes an. Ganz ohne Ethik oder Moralvorstellungen alleine durch die EInsicht.

  • Ich bin ja Buddhismus-Anfänger und grabe immer in meinen Büchern um mehr zu verstehen. In einem Buch steht dieser Satz: "(...). Befreiung durch Hass durch die Erkenntnis, dass alles, was wir wahrnehmen, nur eine Spiegelung unseres Selbst ist.". Ich kann noch nicht so richtig durchdringen, aber es klingt für mich plausibel.


    Zitat

    Ich bin und bleibe wütend darüber, dass mir ein ANDERER eines übergebraten hat.


    Nehme wir an ein kleines Kind hätte uns getreten. Es wäre uns sofort klar, dass das kleine Kind wegen irgendwas wütend ist und Dampf ablässt, indem es gegen irgendwas tritt. Als Erwachsener realisieren wir problemlos, dass das Kind in dem Moment nicht unterscheiden kann, ob es gegen eine Wand tritt oder gegen unser Bein. Macht das uns dann wütend? Nein. Wir gehen einfach weiter als wäre nichts gewesen. Wenn uns das trotzdem wütend machen würde und wir würden das Kind zurücktreten, würden die Leute sagen, dass wir sie nicht alle hätten. Das Kind versteht ja nicht was es tut.


    Zitat

    Ist Wut nicht auch eine Antwort auf eine als negativ empfundene Überraschung?


    Das sehe ich auch so. Angenommen der Schlag auf den Kopf wäre wegen der Härte eine ernste Bedrohung für uns. Noch so ein Schlag und wir könnten in eine sehr ernste Situation geraten. Würde uns dann wütend machen? Nein. Wir würden einfach sofort alle Kräfte mobilisieren, um den nächsten Schlag zu entgehen. In dem Moment wären wir nicht wütend, sondern sehr beschäftigt und konzenriert. Wenn alles vorbei wäre, wären wir traurig, dass jemand so auf uns losgegangen ist. Oder wir würden zum Schluss kommen, dass wir aus diesem Assi-Viertel wegziehen müssen oder so ähnlich.


    Angenommen wir hätten nicht das Geld um die Miete in einem besseren Wohnviertel zu bezahlen. Das könnte mich dann wahrscheinlich wütend machen, wenn ich immer wieder die Ausweglosigkeit vor Auen geführt bekomme. Inwieweit wäre diese Wut ein Spiegelbild meiner selbst? Ist mir nicht ganz klar.


    Ich hatte mal einen Klassenkollegen, der in Mathematik eine sehr schlechte Note geschrieben hatte. Er war außer sich vor wutend, tobte, weinte und schrie auf den Mathematik-Lehrer. Ich wusste genau warum, weil ich seinen Vater kannte. Sein Vater würde zu Hause ein riesen Theater veranstalten. Die Angst davor trieb ihn bis zur Verlust der Beherrschung. Ist das jezt eigentlich wirklich Wut oder was ist das?


    Zitat

    Wie gehe ich mit Wut und Ärger um? Mit nachdenken. Ich bemerke an mir, dass ich wütend bin. Wenn ich danach mal nen ruhigen Moment habe denke ich über die Situation nach. Warum bin ich wütend geworden? Der Anlass ist schnell klar. Aber ich denke dann weiter, warum hat mich dieser Auslöser gerade in dieser Situation wütend gemacht? Wenn ich das rausfinden kann, dann überlege ich ob ich das Verhalten oder das was der Andere gemacht hat auch ab und an selber mache, und ob ich das an mir dann gut finde?


    Sehe ich auch so. Die Wirkzusammenhänge sind manchmal verwickelt unud durch die Zeit verwischt. Man muss es sich wieder erarbeiten. Meditation ist dafür super, finde ich.


    Zitat

    Nur du selbst bist die primäre Ursache deines Leidens, niemand sonst. Die andere Person ist lediglich die sekundäre Ursache.


    Ja, genau. Das scheint mir eine andere Formulierung zu sein für "Befreiung durch Hass durch die Erkenntnis, dass alles, was wir wahrnehmen, nur eine Spiegelung unseres Selbst ist."


    Zitat

    Da jeder ich ist macht es keinen Sinn auf jemand anderes wütend zu sein da man nur auf sich selbst wütend ist.
    Dazu braucht man kein Mitgefühl oder Gleichmut zu üben die Einsicht alleine reicht aus denn dadurch ergibt sich alles andere von selbst.


    Die Befreiung von Wut kann eine enorme Plackerei sein. Ich war mal so wütend, dass mir die Ohren über längere Zeit wummerten. Jahre nachher konnte ich immer noch enorm wütend werden, wenn ich mich daran erinnerte. Ein Kollege hatte meine Lösung als seine präsentiert, um beim Chef Punkte zu machen. Ich war überrascht, aber es war mir egal. Es war offensichtlich, dass dieser Mann es nicht verkraften konnte aus der Bank in die IT abgeschoben worden zu sein und er es nicht aushielt keine beruflichen Erfolge vorweisen zu können, obwohl er jetzt deutlich über 50 ist. Doch dann ging er sich immer wieder beim Chef beschweren - das immer hinterrücks. Ich bekam erst beim Mitarbeitergespräch mit, dass da was hätte sein müssen. Ich habe oft seine Arbeit gemacht, weil er sie einfach nicht machen konnte und habe daraus nie ein Thema gemacht noch es erwähnt. Ich habe auch nichts gesagt, wenn er gelogen hatte. Mir war schon klar, ass er im Kopf nicht mehr richtig war. Dann macht er sowas wie sich noch beschweren zu gehen. Der Chef hätte nur die anderen Kollegen fragen brauchen und er hätte gewusst, was wirklich ist. Stattdessen hat er mir die Beschweren genau so weitergegeben und mir noch gedroht diesen symbolischen Bonus zu streichen. Das hat mich enorm wütend gemacht. Mir war klar, dass ich es hier nur mit I...ten zu tun habe und bin einfach gegangen. Damit war es nicht erledigt. Das Gefühl der Ohnmacht machte mich auch noch Monate später zu schaffen. Ist das jetzt eigentlich Wut oder ist es waas anderes? Wo ist hier die Spiegelung meiner Selbst? Vielleicht, dass es mich ärgerte in solch eine schlechte Firma geraten zu sein, obwohl ich was besseres bin (das Niveau war dort wirklich sehr schlecht) und immer an guten Orten gearbeitet habe. Ich habe halt die Begierde, dass es immer nach oben gehen muss. Aber so ist es im Leben nicht. Hoffe ich bin mit solchen Denkansätzen auf den richtigen Weg ;-).


    Grüße, Oliver

  • OlliP:

    Als Erwachsener realisieren wir problemlos, dass das Kind in dem Moment nicht unterscheiden kann, ob es gegen eine Wand tritt oder gegen unser Bein.


    Ganz schön nativ und unterschätzt Kinder.
    Hat aber mit Buddha nicht viel zu tun.

  • Losang Lamo:

    "Wenn andere alle unsere Taten kritisieren und darauf aus sind, nur schlecht über uns zu reden, ist das das Rad der scharfen Waffen, das uns mit voller Wucht zurückbringt, was wir an üblen Taten begangen haben." (Lama Zopa)


    Der Ausdruck "üble Taten" ist meiner Meinung nach sehr unglücklich und missverständlich, und in keiner Weise hilfreich.
    Unter einer "üblen Tat" verstehen wir ja wahrscheinlich eine "absichtlich boshafte Handlung".
    Vielleicht wäre es besser, einen neutralen Begriff wie z.B. Konditionierungen zu verwenden.


    Dann könnte ich diesen SAtz unterschreiben: "Wenn andere alle unsere Taten kritisieren und darauf aus sind, nur schlecht über uns zu reden, ist das das Rad der scharfen Waffen, das uns mit voller Wucht auf unsere Konditionierungen stößt."