ZitatNur du selbst bist die primäre Ursache deines Leidens, niemand sonst. Die andere Person ist lediglich die sekundäre Ursache.
Darum geht es doch gar nicht.
Es geht darum, dass ich, und wenn Du ehrlich wärest auch Du, wütend auf den Angreifer wärest. Das ist auch lebenswichtig.
Oder würdest Du Dich selbst schlagen, weil Du wütend geworden bist, wenn Dich jemand attackiert? Das wäre biologischer Selbstmord.
Wut an und für sich ist noch kein Grund für dukkha. Sie entsteht einfach. Sie hat ihre Ursache und ihre Berechtigung. Sie kann sehr nützlich sein.
Dukkha würde es, wenn Du dann auf Dich wütend werden würdest, weil Du wütend wirst. Oder wenn Du Deine Wut ungehemmt übertragen würdest. U.a.
Hass und Wut sind nicht dasselbe.
ZitatNehme wir an ein kleines Kind hätte uns getreten. Es wäre uns sofort klar, dass das kleine Kind wegen irgendwas wütend ist und Dampf ablässt, indem es gegen irgendwas tritt. Als Erwachsener realisieren wir problemlos, dass das Kind in dem Moment nicht unterscheiden kann, ob es gegen eine Wand tritt oder gegen unser Bein. Macht das uns dann wütend? Nein. Wir gehen einfach weiter als wäre nichts gewesen. Wenn uns das trotzdem wütend machen würde und wir würden das Kind zurücktreten, würden die Leute sagen, dass wir sie nicht alle hätten. Das Kind versteht ja nicht was es tut.
Wenn Du das als Erwachsener tun würdest, dann täten mir Deine Kinder sehr leid.
Es ist nämlich sehr wohl was gewesen in den Augen des Kindes. Und wenn es gegen mein Bein tritt, dann meint es mich. Und natürlich macht es wütend. Ich wäre nicht in der Lage diesen starken Ausbruch des Kindes zu ignorieren und es für blöd und unwissend zu verkaufen. Das wäre eine Erniedrigung des Kindes, ein Nicht-ernst-nehmen. Was ich dann mit meiner Wut anfange und wie ich mit der Wut des Kindes dann weiter umgehe, ist ein anderes Ding. Aber erst mal zeige ich ganz deutlich, wohl durch eine spontane Abwehrreaktion, dass es mich nicht einfach attackieren darf, dass das weh tut.
Ich sehe wie das meine Katzen machen. Die zeigen deutlich, was sie davon halten. Und so erziehen sie sich, zeigen ihre Grenzen. Katzen, die so aufgewachsen sind, nennt man "gut sozialisiert". Die sind nicht neurotisch und leben prima mit Katz, Mensch und sogar Hund zusammen.
ZitatWürde uns dann wütend machen? Nein. Wir würden einfach sofort alle Kräfte mobilisieren, um den nächsten Schlag zu entgehen.
Wut ist genau so eine mobilisierende Kraft. Wer mal in einem lebensbedrohlichen Kampf geraten ist und keine Kampfkünste beherrscht, und dazu noch der Unterlegene ist, weiß vielleicht wieviel Stärke aus dieser Wut bezogen wird. Sie ist vor allem nützlich, wenn wir nicht entfliehen können. Das können konkret lebensbedrohliche Situationen sein, genauso wie lebensbedrohliche Lebensumstände. Ich wäre sicher schon tot ohne diese Wut.
Wut kann zu großartigen Leistungen führen, z.B. wenn man wegen Ungerechtigkeit wütend ist.
ZitatWenn alles vorbei wäre, wären wir traurig, dass jemand so auf uns losgegangen ist. Oder wir würden zum Schluss kommen, dass wir aus diesem Assi-Viertel wegziehen müssen oder so ähnlich.
Wie kommst Du darauf, dass "wir" so empfinden würden?
In dem Wort "Assi" steckt viel Hass. Den hätte ich sicher nicht, wenigstens so weit bin ich.
ZitatIch hatte mal einen Klassenkollegen, der in Mathematik eine sehr schlechte Note geschrieben hatte. Er war außer sich vor wutend, tobte, weinte und schrie auf den Mathematik-Lehrer. Ich wusste genau warum, weil ich seinen Vater kannte. Sein Vater würde zu Hause ein riesen Theater veranstalten. Die Angst davor trieb ihn bis zur Verlust der Beherrschung. Ist das jezt eigentlich wirklich Wut oder was ist das?
Offensichtlich war das Wut. Wut und Angst sind oftmals vergesellschaftet. Wut kann Notwehr sein.
Wut ist völlig in Ordnung. Jede Emotion ist in Ordnung. Da muss nix wegmeditiert werden. Es ist nur ganz hilfreich und nützlich, wenn ich mich von den Emotionen nicht beherrschen lasse und in der Lage bin, mir alle Türen offen zu lassen. Alternativ zum Wegmeditieren kann die Option sein, alles klug und mit Weisheit geschehen zu lassen.
Liebe Grüße
Doris