Körperliche Seite der Sitzmeditation

  • Jojo:

    Hab mir jetzt mal den Shibayama "Quellen des Zen" bestellt.


    Hat auch nicht geholfen. Das, was da passiert, hat mit diesem Koan nichts zu tun.


    Inzwischen haben sich zwei Muster herausgebildet: einmal ein Zucken, ausgehend vom Beckenboden, und einmal ein Schütteln des Oberkörpers (Schultern schütteln rauf und runter). Das kommt schubweise und abwechselnd. Dazu kommen tagesbedingt idiosynkratische Schüttler.


    Schmerzen habe ich fast keine mehr, nur dieses Schütteln ist halt lästig, und unangenehm. Dennoch. Es ist auch phänomenal. Ich sitze jetzt auf einem Kissen, das nur halb so hoch ist wie das, mit dem ich im April angefangen habe. Meine Körperspannung hat sich verändert, die Hüften haben sich gelockert.


    Meine Methode ist die, dass ich mich auf die Wahrnehmung des Körpers als Ganzes konzentriere, auf den Kontakt zum Boden, und das Zusammenspiel von Körper und Schwerkraft. Dann fängt´s an zu schütteln. Zu Beginn der Sitzung lasse ich das Schütteln voll zu, weil es den Körper gut durchlockert. Dabei habe ich die Muster entdeckt. Dann versuche ich, mich auf die Empfindung zu konzentrieren, die dem Schütteln vorangeht, und nicht mehr voll in die Achterbahn einzusteigen.


    Es ist schwierig, die Balance zu finden zwischen „nicht unterdrücken“ und „nicht jedem Impuls nachgeben“. Wenn es schlecht läuft und ich in den Unterdrückungsmodus gerate, ende ich in totaler Starre und flachem Atem. Wenn es gut läuft und ich auf dem Punkt zwischen Unterdrücken und Loslassen bleiben kann, spüre ich – manchmal bis zur Verzweiflung – wie sich die Spannungen durch den Körper wälzen. Manchmal wälzen sie sich im Kreis. Manchmal komme ich an was Neues.


    Wenn ich alleine bin, halte ich diese Verzweiflung nicht immer aus. Dann gebe ich dem Schütteln halt nach. Ich sitze regelmäßig mit einer Gruppe, die Bescheid weiß. Gutes Regulativ. Bei denen schüttele ich trotz aller Vertrautheit nicht so hemmungslos wie manchmal zuhause.


    In den Schüttelpausen sitze ich leicht und konzentriert. Das zieht sich auch in den Alltag. Alles ist leichter, vor allem der Umgang mit anderen. Andererseits erhöht die Angstlosigkeit den Trampeltierfaktor. Die Emotionen sitzen auch lockerer. Da tut sich ein Übungsfeld auf.


    Ein bisschen schwierig finde ich, dass ich mit niemandem darüber reden kann. Obwohl viele Leute in meinem Leben sind, fühle ich mich oft ein bisschen alleine. Wirklich NIEMAND kann nachvollziehen, warum ich wegen ein bisschen Muskelentspannung derart in Begeisterung gerate. Sogar meine Zennie-Kumpel betrachten das mit Argwohn. Niemand fragt irgendwas. Ich habe mir abgewöhnt, darüber wirklich reden zu wollen. Ist vielleicht auch richtig so, weil es wohnt nun mal jeder in einem einzigartigen Körper mit einer einzigartigen Geschichte, und es gibt wohl nichts, was für alle gilt.


    Mein Verhältnis zu meinem bekloppten Körper ändert sich jedenfalls, wie schon gesagt. Ich fange an, mich gerne zu bewegen. Ich schlafe viel. Vor und nach dem Zazen mache ich Yogaübungen, meist Dehnungen. Noch vor einem halben Jahr habe ich das gehasst. Danke, raterz, für dein Augenrollen. Diese Kleinigkeit hat mich dazu gebracht, es noch mal zu probieren. Inzwischen kann ich die Abläufe regelrecht genießen. Hammer! Nicht, weil Yoga meinen Körper für Zazen vorbereitet hat. Sondern weil Zazen meinen Körper für Yoga vorbereitet hat. Kein Problem, wenn das niemand versteht.


    Im September habe ich erstmals ein längeres Sesshin. Bin gespannt, was der Lehrer sagt, und wie ich das so viele Stunden am Tag hinkriege. Wenn´s gar nicht geht, muss ich wohl abreisen.

  • Jojo,


    ich hab Dir eine PN geschickt.
    Ich schreibe das hier, weil meine PNs, wenn ich sie nicht als Reply schicke, oft verschütt gehen.
    Liebe Grüsse
    8)

    Der Horizont existiert nur im Auge des Betrachters, nicht in der Wirklichkeit

  • Liebe joho,


    komisch, ich gab dir hier noch nie geantwortet, lese aber schon die ganze Zeit mit. Für mich liest sich die Entwicklung total schön! Kennst du die sog. Trauma Release exercises von David Bercelli?


    Er nutzt Übungen, um bestimmte Muskelgrupoen zum schütteln anzuregen und das soll helfen, die in traumatischen Situationen im Körper 'gespeicherte' Anspannung und Energie zu befreien.


    Ich wünsche dir viel Freude weiterhin und wenn sich im Alltag Verbesserungen zeigen, ist es ein sehr gutes Zeichen, finde ich :)

  • Grüß Dich Jojo :->)
    Hut ab, du bist ja dran. es interessiert dich wirklich.
    Der erste Teil bezieht sich auf obere postings von dir:

    Jojo:

    Büffel und andere Tiere


    freilich kommt nach dem ersten Büffel ein zweiter… (und der wird fetter oder dünner erscheinen)
    ‚erscheinen‘ ist das entscheidende Wort.
    Die letztmögliche Erkenntnis ist ja: Die Gans war nie drin :->)


    Was sagt der Meister, wenn der Schüler euphorisch von Buddhavisionen, hellen Lichtern, inneren Bildern….. erzählt - er sagt: „Macht nichts, das geht vorbei.“
    Also jeder Ochse oder Büffel der beim Fenster reinkommt -> gleich wieder raus schicken :->) Es geht darum, die Gedanken rauszuschicken, den Gedankenimpulsen nicht mehr zu folgen.


    Stille ist Gedankenstille. Aber die kann man nicht machen.
    Sie kommt dann von selbst (weil sie schon jetzt da ist, kann man eigentlich nicht von ‚kommen‘ sprechen) - sie kann sich zeigen, wenn die Gedankenbarrieren und Gefühlsknoten nicht mehr die Sicht verstellen.
    Hast du das Gefühl, dass deine Meditation diese Barrieren sukzessive wegräumt? (Denn wenn nicht, wird das ein langer Weg.)


    Und ich frage das deshalb, weil die Antwort vielleicht in den nächsten drei quotes drinsteckt (also ich glaube, du bist da einer Sache auf der Spur) :

    Zitat

    Dann versuche ich, mich auf die Empfindung zu konzentrieren, die dem Schütteln vorangeht, und nicht mehr voll in die Achterbahn einzusteigen.


    Versuche dich auf das GEFÜHL zu konzentrieren, nicht unbedingt auf die Empfindung (falls du Körperempfindung damit meinst). Körperempfindungen sind schwere, wärme, verspannung,...
    GEFÜHLE sind Ärger, Traurigkeit, Freude, Schmerz, Verzweiflung, Ruhe, Angst,...


    Zitat

    Es ist schwierig, die Balance zu finden zwischen „nicht unterdrücken“ und „nicht jedem Impuls nachgeben“.


    Eine Balance zwischen „nicht unterdrücken“ und „nicht jedem Impuls nachgeben“ würde bedeuten, wie der Hase vor dem Löwen zu stehen, also in eine Art Starre zu gehen.
    Wie lange kann man das aushalten? Das wäre eine reine Konditionsfrage, eine Trainingsfrage. Und das hat mit spiritueller Transformation nichts zu tun.
    Also muss die Lösung wo anders liegen:

    Zitat

    Wenn es schlecht läuft und ich in den Unterdrückungsmodus gerate, ende ich in totaler Starre und flachem Atem. Wenn es gut läuft und ich auf dem Punkt zwischen Unterdrücken und Loslassen bleiben kann, spüre ich – manchmal bis zur Verzweiflung – wie sich die Spannungen durch den Körper wälzen. Manchmal wälzen sie sich im Kreis. Manchmal komme ich an was Neues.

    WEIL DU DAS ZUGRUNDE LIEGENDE GEFÜHL NICHT ZULÄSST.
    Es geht darum, diese Gefühle da sein zu lassen. Weil sie Teil des Moments sind. (Und das ist ein schlagendes Argument :->) oder)


    Zitat


    Wenn ich alleine bin, halte ich diese Verzweiflung nicht immer aus. Dann gebe ich dem Schütteln halt nach.

    Ein Herz ist größer als die Verzweiflung. Lade die Verzweiflung ein... und lass sie mit dir machen, was sie mit dir will. Lass es zu.


    Sonst musst du immer an dem Punkt stehen bleiben.


    Zitat

    Ich sitze regelmäßig mit einer Gruppe, die Bescheid weiß. Gutes Regulativ. Bei denen schüttele ich trotz aller Vertrautheit nicht so hemmungslos wie manchmal zuhause.

    Du bist mutig. Vielleicht bist du ein Gruppentyp :->) ich kann mir das nicht vorstellen, in der Gruppe zu schütteln.


    Zitat

    In den Schüttelpausen sitze ich leicht und konzentriert. Das zieht sich auch in den Alltag. Alles ist leichter, vor allem der Umgang mit anderen. Andererseits erhöht die Angstlosigkeit den Trampeltierfaktor. Die Emotionen sitzen auch lockerer. Da tut sich ein Übungsfeld auf.


    Es ist gut dass du das mitkriegst.
    Angstlosigkeit, echte Angstlosigkeit basiert auf dem Erkennen der ich-losigkeit (und dann ist auch keiner mehr da, der Angst haben könnte) - das ist ein friedlicher, weil gedankenstiller Zustand, in dem jetzt alle Kapazitäten (die vorher von den ichHAFTen sorgengedanken* verbraucht wurden) frei sind für: Wahr-nehmung. Aus dieser klaren Wahrnehmung heraus ist zb kein trampeln :->) Ist klar.


    Zitat

    Mein Verhältnis zu meinem bekloppten Körper

    so würde ich das nicht sehen. Du kriegst Signale und Hinweisschilder von dem. Dass du das Braille noch nicht so gut lesen kannst, dafür kann der Körpermaxi ja nichts. Sei froh dass er noch immer fleißig sendet. (Hättest du - an seiner Stelle - die Geduld gehabt? :->)) Wir übergehn seit Jahr und Tag unsere Gefühle. Und wir bemerkens nicht einmal. das aber nur nebenher :->)
    Denn wenn das mal aufhört... . . schau dich um in der Welt. Die meisten zittern nicht - aber schau dich um - eigentlich müssten sie
    :->))



    *) Beispiele für die permanent durchlaufenden ichhaften Sorgengedanken: bin ich schon entspannt genug? wie wird die meditation heute laufen. werden die mich mögen. was wenn ich das zittern oder die verzweiflung nicht aushalte? ist ein bisschen verspannung nicht auch gut. hab ich auch genug fortschritte gemacht. aber der eine im zen-zentrum hat mehr fortschritte gemacht. aber der ist ja auch jünger/älter. und was werde ich morgen tun? und werde ich mich da so gut entspannen können wie letzte woche mittwoch? ......... ad infinitum ....

  • Das ist schon gar nicht so falsch hier.
    Gefühle haben ja eine körperliche und eine gedankliche Komponente.
    Ja, im Moment habe ich immer so einen bestimmten Zeitfaktor dabei. Tiefer gehen, weiter kommen etc. Ich denke, dass die Ver-Zwei-flung damit zu tun hat. Kann ich momentan aber halt nicht fallen lassen.
    Und interessanter Punkt, dass ich mit dem "auf-dem-Punkt-bleiben-wollen" vielleicht gerade volle Pulle in die Sackgasse unterwegs bin. Das sein zu lassen würde ich mich in der Gruppe allerdings dann nicht trauen. Sieht wahrscheinlich ganz schön scheiße aus, dieses Schütteln.

  • Hi Jojo :->)


    Auf dem Weg des Vertiefens liegen an der Oberfläche die Gedanken, die inneren Filme und das Radio des inneren Dialogs und der Geschichten, die sorgenvolle Alltagsgrübelei.
    Wenn wir uns zb auf das stetige fließen des Körperatems richten, sind wir schon etwas tiefer: im Bereich der Körperempfindungen; dort sind auch die anderen Körperempfindungen wie Enge, Zittern, wahrnehmbare Energieströme, Kälte, Wärme, Spannungen, und so weiter.
    Noch tiefer liegen die GEFÜHLE - die deshalb wichtig sind, weil sie noch Tiefer liegen, und somit die richtige Richtung (in die Tiefe, in Richtung innerer Abgrund, Aufwachen) weisen. Auf dem Weg durch die Gefühle treffen wir zuerst auf die Alltagsgefühle wie Wut, Aufregung, Unruhe, Freude - weiter in der richtigen Richtung unterwegs folgen die tieferen Gefühle, wie Frieden, Weite, Bodenlosigkeit, Liebe, Schmerz, Verzweiflung und nahe dem Abgrund die Angst (vor Auflösung, vor dem Sterben, dem völligen Alleinsein und die Angst die Kontrolle zu verlieren). Wenn der Mut bis hier gereicht hat - nämlich: sich tatenlos, also Ohne einzugreifen, fallen zu Lassen - dann ist die Möglichkeit des Aufwachens schon recht nah.


    Das ist die innere Landkarte. (und wenn du das nicht hier und jetzt sofort überprüfen könntest, wäre es wertlos. Du sollst mir das bitte nicht einfach glauben.)


    Wichtig ist, sich in Erinnerung zu behalten, dass man dieses innere Fallen nicht machen kann - sondern nur geschehen Lassen. Dass man also aufhört etwas zu tun. (und sich klar macht, was das bedeutet; wie radikal und neu dieser Schritt ist/wäre).
    Und um die Landkarte nutzen zu können, müssen Gedanken als Gedanken erkannt werden können (sie sind zb keine Aspekte von Gefühlen), und Körperempfindungen als Köperempfindungen erkannt werden können, und Gefühle eindeutig als Gefühle erkannt werden können. Sonst ist die (richtige) Richtung schwer zu halten(!) Ist klar.


    Es ist im Grunde wie bei jeder Navigation/Schnitzeljagd. Ich brauche meinen wahren Ausgangsort, die Richtung und das Ziel. Der Unterschied zur Jagd besteht darin, dass ich mich (durch meine inneren Befindlichkeiten OHNE EINZUGREIFEN) jagen lasse. Das erste Mal lasse ich das zu.

    3 Mal editiert, zuletzt von boehnchen ()

  • Die "körperliche Seite der Sitzmeditation" (der Titel des Threads) befindet sich also auf der Ebene der Körperempfindungen. Und so wie du das beschreibst, so wie ich es verstehe, wechselst du ständig zwischen Körperempfindungen und Gedanken (über diese Körperempfindungen und die Fortschritte deiner Meditation) hin und her.
    Du kommst also nicht tiefer. Und jetzt ist auch klar warum. (siehe innere Landkarte)


    ...weil du die Gefühle entweder nicht klar als solche erkennst (sondern sie mit Gedanken(komponenten) oder Körperempfindungen verwechselst) um dich da wirklich hinein sinken lassen zu können (und somit tiefer zu kommen) oder weil da die Angst zu groß ist (zb die Kontrolle zu verlieren). Irgendwas wird da vermieden, oder verkannt. Sonst könnte sich die innere Bewegung in dein Inneres und nach Unten fortsetzen (es ist nunmal die überlieferte Richtung, der Weg so, wenn man ein sich Vertiefen zulassen möchte)

  • danke für die Links!


    Gib doch bitte Bescheid wie's war .


    Viel Erfolg
    :)

    Der Horizont existiert nur im Auge des Betrachters, nicht in der Wirklichkeit

  • Das ganze brim-bram-borium ueber die Sitzmediation ist schon skurril


    Auch im Gehen, Stehen oder Chi-Gong erlebe ich meinen Körper und IST Mediation !


    ... und wenn ike nur in meinem Liegestuhl in der Sonne mich ahle und den Wolken-Formationen nachschaue
    bin ich schon in der Medi


    und wenn ike koche und janz dabei bin, bin ich schon in der liebevollen Medi der Zubereitung.


    Du bereitest Dich zu -
    egal ob du sitzt, stehst, gehst, liegst, kochst oder gar liebst !


    LG, Gitte


    PS.
    Der Körper ist immer dabei !

    Es ist eine wahre Schmach und Schande, daß wir Christen wie blinde Hühner umhergehen und nicht erkennen, was in uns ist und davon gar nichts wissen.
    Johannes Tauler


  • Vielleicht ist das ja etwas hilfreich.
    Alles Gute, Jojo. :)


    Liebe Grüße

  • Tara4U:

    Gib doch bitte Bescheid wie's war .
    Viel Erfolg


    He Tara, hab den Retreat überstanden.
    Der Lehrer konnte (oder vielleicht eher wollte?) mir dazu nichts sagen. Also musste ich selber ran an den Speck.


    Bin dann in dieser Sache auch wirklich ein paar gute Schritte weiter gekommen. Erstmals ist mir aufgefallen, dass Spannungen sich durch zielgerichtetes inneres Draufstarren quasi "fixieren", d.h. eine Art Objektgestalt bekommen, die umso solider zu werden scheint, je konzentrierter ich "draufstarre". Bin deshalb dazu übergegangen, die Veränderung (ansich) in den Blick zu nehmen, und einiges mehr. Was dann tatsächlich irgendwie erfolgreich war, weil es eine Art innere Handbremse gelöst hat - was wiederum meine Motivation erstaunlicherweise gesenkt hat. Wenn´s nicht weh tut, werde ich faul :). Die Details sind ein bisschen technisch und sehr individuell. Es ist wohl auch gar kein Zen, aber das ist mir auch grad egal. Für mich ist es wichtig.


    Hatte mir ja insgeheim erhofft, das Schütteln nach dem Retreat los zu sein :lol: , aber es wird mich wohl noch einige Zeit begleiten.

  • Aaaaaahhhhh!
    Wieder hat sich eine gemeine, alte, faulige Verkrampfung gelöst!!!!


    Ich möchte alle ermutigen: Meditiert! Sitzt! Sitzt Euch den Arsch platt! Es lohnt sich!
    Betrachtet beim Sitzen aufmerksam euren Körper!


    Nur:
    Nicht wie die hungrige Katze die Maus!
    Eher wie eine Mutter ihr schlafendes Kind!
    Wenn Ihr eine Spannung oder einen Schmerz fühlt, der sich nicht löst, macht keine Pläne, wie es besser wäre!
    Bleibt bei dem Schmerz, betrachtet ihn freundlich!
    Seid geduldig!


    Auch wenn keine Erleuchtung dabei rauskommt - allein diese tiefe, tiefe, tiefe, ungekannte Entspannung ist es wert.


    (Tut mir leid wegen der vielen Ausrufezeichen. Geht nicht ohne.)


  • das meine ich mit betrachten: Wie eine Mutter ihr schlafendes Kind.
    Bei meinem letzten Krampf habe ich gesagt: Du möchtest diesen Krampf haben, dann mach weiter. Das war der letzte den dieser Körper beim sitzen hatte. Dann setzte er sich so hin das er keine Schmerzen mehr hatte.
    Und was kommt jetzt? Na da sind ja noch sehen, hören, riechen, schmecken, Gedanken. Die Mutter kann auch sehen ohne zu sehen, hören ohne zu hören.....Gedanken ohne denken.
    Das geht jetzt aber viel schneller zu erfahren, mit der Betrachtung/Achtsamleit :) .



  • ich kenn von mir keine solchen Körperlichen "Symtome", noch nie gehabt....

  • Jojo:


    (Tut mir leid wegen der vielen Ausrufezeichen. Geht nicht ohne.)


    Braucht dir nicht leid zu tun; später gehts auch ohne Ausrufezeichen, noch später verlierst du nicht mal mehr ein Wort drüber. :P
    _()_c.d.

    Tag für Tag ein guter Tag

  • crazy-dragon:

    noch später verlierst du nicht mal mehr ein Wort drüber. :P
    _()_c.d.


    Bestimmt. Z.B. an die Depressionslosigkeit habe ich mich innerhalb von einem Jahr schon so gewöhnt, dass ich sie inzwischen für normal halte, und nicht mehr den Drang habe, mit jedem darüber zu reden.
    Aber ich finde das auch ein bisschen schade.
    Diese Bewusstheit davon, was normale Gesundheit für eine Kostbarkeit ist, zu verlieren.

  • Ellviral:

    Bei meinem letzten Krampf habe ich gesagt: Du möchtest diesen Krampf haben, dann mach weiter. Das war der letzte den dieser Körper beim sitzen hatte. Dann setzte er sich so hin das er keine Schmerzen mehr hatte.


    :D Das habe ich noch nicht ausprobiert.


    Zitat

    Und was kommt jetzt?


    Ja, mal sehen! Ich denk, erst mal noch ein paar Verspannungen. Bevor ich zum Sehen, Hören, Fühlen und Schmecken komme, gebe ich mir noch ein halbes Jahr.


    Edit: Ellviral, du bist ein Schatz.

  • Jojo:

    Aaaaaahhhhh!
    Wieder hat sich eine gemeine, alte, faulige Verkrampfung gelöst!!!!


    Noch ein Monat vergangen.


    Sowas Spektakuläres ist jetzt nicht wieder passiert. Alles geht seinen Gang. Ich sitze morgens eine Stunde, ich sitze abends eine Stunde. Wenn´s geht. Inzwischen sitze ich praktisch schmerzfrei, bis auf gelegentliche heftige Verkrampfungen, das tut dann doch weh. Die Beine öffnen sich gerade. Oder eben nicht. Und in der rechten Körperhälfte steckt was fest, was sich gewaschen hat. Mein Lehrer sagt: D U R C H S I T Z E N. Ich glaube ihm, dem alten Hund.


    Schade, dass ich nicht richtig beschreiben kann, was da abgeht. Wenn ich versuche, es zu beschreiben, wird es falsch. Heute habe ich mal wieder versucht, wegzukommen von dieser Fokussierung auf "Oh! Da ist ein Schmerz! Atme ein! Atme aus! Jage ihn, bis er aufgibt". An einer Stelle kam der Eindruck, dass alles fließt im Körper. Ein ziemlich ruckelndes Fließen, so ungefähr stellt man sich das Fließen von Leichenteilen im Ganges vor, also hier ein Knochen, da ein Knochen, dort ein Holzstück, und das alles in einer undurchsichtigen Brühe, aber es war ein Fließen.


    Obwohl, stimmt natürlich so nicht. Ich habe viel gedacht. In manchen anderen Foren können die Leute beziffern, wieviel Prozent einer Sitzung sie konzentriert waren. Könnte ich nicht. Ich bin glaube ich nie konzentriert, außer wenn es weh tut. Vor zwei Tagen war ich mal konzentriert, der Geist war ganz still, sogar nach dem Sitzen noch. Das war so wunderbar, da träume ich jetzt noch von (wie blöd kann man sein, ne? :oops: ).


  • Hallo Jojo
    Ich hab mir viel versaut weil ich nicht verstanden habe das dieses Wunderbare wiederholbar sein muss. Heute ist das normal und keine Sensation mehr. Alles wirklich alles ist vergänglich. Alles findet nur jetzt statt.
    liebe Grüße
    Helmut

  • Das, was in der rechten Körperhälfte feststeckte, hat sich vor zwei, drei Tagen zu großen Teilen aufgelöst. Während des Tages und in der Nacht setzt es sich wieder fest, aber beim Sitzen löst es sich jetzt relativ zuverlässig wieder.


    Der gelöste Körper spiegelt sich in einem deutlich gelösteren Geist. Die Verbindung Körper-Geist wird deutlicher. Gelöster Körper - größere Ruhe, größere Flexibilität in der Interaktion. Fester Körper - innere Unruhe, Gereiztheit, Unfähigkeit, mich an die Situation anzupassen.


    Anlass für die Veränderung war, dass ich minutenweise den Kampf gegen die Verkrampfungen und Körperverzerrungen aufgeben konnte. Offenbar reicht es schon, den Kampf nur zeitweise aufzugeben. Er kehrt immer wieder zurück. Dennoch spüre ich die Veränderungen deutlich.


    Außerdem habe ich meine Sitzrunden in zwei aufgeteilt: 30 Minuten, aufstehen, drei Niederwerfungen, und dann noch mal 30 Minuten. Vor und nach dem Zazen mache ich ein, zwei Hatha-Yoga-Übungen zum Dehnen.


    Da sind noch eine Menge Widerstände im Körper. Ich setze mein Sitzen fort (wenn´s geht, morgens eine Stunde, abends eine Stunde, manchmal ist es weniger).

  • Hi Jojo,
    ich finde es toll, dass Du deine Erfahrungen mit uns teilst.
    Ich selbst hatte nicht den Mut dazu und suchte im Netz nach Erklärungen für seltsame Geschehnisse, die während der Meditation aufkommen können und energetische Prozesse, die ich mir nicht habe erklären können, die mich sehr stark irritierten.
    Naja, im Netz, da steht ja sooooooooooo viel... :badgrin:


    Bitte, halte uns auf dem Laufenden.

    Der Horizont existiert nur im Auge des Betrachters, nicht in der Wirklichkeit

  • @ tara: danke für das positive feedback :)


    @ X.


    schade, dass Du dein Post wieder gelöscht hast. Ich freue mich über alle Reaktionen. Aber ich durfte es noch lesen :)
    Du hast einen wichtigen Punkt angesprochen. Ob das Zittern im Alltag vorhanden ist.
    Ja, ist es.


    Schon vor Jahren war mir aufgefallen, dass meine Hände immer zitterten. Einige enge Familienmitglieder zittern genau so. Wenn wir anderen etwas eingießen, oder rüberreichen, werden wir regelmäßig darauf angesprochen: Du zitterst ja so, ist was?


    Ich hatte mir trotzdem nie Gedanken darüber gemacht. Dachte, das ist halt so in unserer Familie. Dieses Händezittern ging so weit, dass ich mit der linken Hand schließlich nichts mehr halten konnte. In schwierigen Situationen war ich so tief verkrampft, dass ich meinen Kopf nur ruckweise bewegen konnte. Meine Schrift war immer schon schlecht. In den letzten Jahren geriet sie immer mehr außer Form. Handschreiben war mir zunehmend zu anstrengend.


    Mit anderen Worten: Meine Feinmotorik war komplett im Arsch. Warum? Weil mein Körper unter extremen Spannungen stand. Ich könnte dazu noch dramatischere Geschichten erzählen. Lassen wir es dabei.


    Ich habe das alles aber nicht erkannt. Erst rückblickend fügte sich das Bild für mich zusammen.


    Ja, ich habe dieses Zittern auch off the cushion. Aber mein Körper ist sehr geübt darin, es zu unterdrücken. Das hat er Jahrzehnte lang gemacht. Wenn das Zittern nicht auftritt, bedeutet das nicht immer etwas Gutes. Es kann auch bedeuten, dass ich gerade unbewusst bin, und die alten Automatismen greifen.


    Natürlich lasse ich dem Zittern im Alltag nicht freien Lauf. Aber ich werde mir off the cushion immer deutlicher der massiven Energie bewusst, mit denen mein Körper sein inneres Ungleichgewicht im Zaum hält.


    Und diese Bewusstheit macht oft keinen Spass. Aber es funktioniert, sie zu üben. Der Körper gerät in Fluss. Und damit auch der Geist, die Emotionen, die Beziehungen zu anderen, und das Leben.


    Und deshalb übe ich, soviel ich kann, on the cushion und off the cushion. Verzweiflung ist dabei nur zeitweise. Die Begeisterung überwiegt.