Theravada, Mahayana, Vajrayana - Methoden

  • Da dürfte es aber schon darauf ankommen ob der Lehrer verwirklicht hat wovon er spricht und nicht bloß aufgrund seines Amtes einer tradierten Lehrmeinung oder einem Ritual folgt.

    Bei der Buddhalehre auf alle Fälle. Trotzdem gibt es

    ja auch ganz komische Menschen die so einen Personenkult

    nachjagen geradezu wie die "Verrückten". Sie knieten nieder

    und falteten die Hände gegen den Buddha.

    Um ihren Idol möglichst nahe zu sein, versuchen sie diese

    nachzuahmen und nachzueifern, sich von Ihm inspirieren

    zu lassen wo sie können. Sowas gab es auch schon damals

    beim Buddha. Wenn sie dadurch z.B. so rein wurden das sie

    alle Trübungen in ihrem Geist aufgegeben und aufgelöst hatten

    dann haben sie viel Leiden überwunden.

    Das kann man beim Buddha heute nicht mehr so wie damals als er noch

    lebte und lehrte. Wenn man allerdings den falschen Idolen nacheifert ist

    es eben genauso schlecht.

  • Nein, das ist nicht so. Der äußere Guru ist immer ein Symbol des inneren Guru. Es gibt kein Guru-Yoga, wo sich der äußere Guru nicht auflöst und man nicht am Ende in der Natur des Geistes ruht.

    Wenn man das vergisst während man z. B. einem Guru dient, hat man ein Problem.

    Dient es der Entfaltung bestimmter Qualitäten (zB. Metta) oder eher der Geistesschulung (quasi)? Also könnte man im Grunde auch Kasina (eine Farbscheibe) visualisieren?

    Es dient beidem. Schön dass du fragst. Da fühlt man sich akzeptiert.

  • Deshalb wird der Geist in diesen Schulen auch nicht befreit werden können sondern lediglich beschäftigt und abgelenkt. Triebe werden nicht vernichtet sondern im Gegenteil geschürt: Alles ist möglichst bunt, harmonisch, liebevoll und konfliktfrei. Mann/Frau soll sich möglichst wohl, aufgehoben und geborgen fühlen.


    Statt sich anzustrengen in Nibbhana zu erlöschen bemüht man sich zusammen mit anderen gemeinsam Leid zu verdrängen und sich von den Realitäten abzulenken.

    Da fallen mir die vier anstrengenden Unterrichts- Stunden ein, die wir neulich hatten, wo uns mein tibetischer Lehrer durch die Betrachtung des Wiederlichen quälte. Er fühlte sich genauso "wohl" wie wir. Aber das sind nun mal die Realitäten betreffend der Körper die man begehrt. Von innen voll mit Scheiße und so weiter. Einmal hätte man den Gedanken ja noch ertragen aber das war episch, wir dachten er hört nie auf.


    Nach Aryadeva mit einem Kommentar von Chandakirti wurde das durchgegangen. Was dient das deiner Meinung nach denn außer der Vernichtung der Triebe? Was glaubst du, wird uns erzählt betreffend der Körper? Wie toll und sexy die sein?... Da fällt mir grade ein, es ist nur zwei Wocher her als ich schon wieder gefragt wurde: Where is the end of sex?... Du kannst dahin kommen wo ich bin. ( Beim Erlöschen von sexueller Begierde und anderem).

  • xxx , was Du persönlich beobachtet hast, wurde offensichtlich durch Deine persönlichen Be- und Verurteilungen gefiltert. Dieses dumme Zeug ist ziemlich unerträglich zu lesen.

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • ich fänd es daher besser, wenn dieser Thread nach "tibetischer Buddhismus" verschoben wird- denn darauf zielte ja die Frage ab. Dann kann das entsprechend streng moderiert werden. Es kann doch nicht sein, dass man als Vajrayana-Buddhist nicht außerhalb der geschlossenen Gruppe schreiben kann wenn man keinen Nerv auf die immer gleichen Verurteilungen hat? Ein Thread wie dieser nur eben in der Art moderiert dass die üblichen Verurteilungen nicht erlaubt sind, wär ein Anlass doch mal etwas mehr "Frischluft" zu schnuppern.

  • Nein, ich würde bitten den Thread hier zu belassen. Ich habe ihn bewusst hier eingestellt da mich die Meinung aller interessiert.

    Ich hoffe, das ist die ehrliche Meinung von xxx und die muss man aushalten können.

    Ich denke das eben auch guru yoga, yidam Praxis zur Befreiung führen kann wenn sie unter den richtigen Umständen praktiziert wird.

    Das ist xxx vielleicht nicht bewusst.

    :buddha: Es geht immer darum, sich in die Unannehmlichkeiten des Lebens hineinzulehnen und sich diese ganz genau anzuschauen. :buddha:

  • xxx , was Du persönlich beobachtet hast, wurde offensichtlich durch Deine persönlichen Be- und Verurteilungen gefiltert. Dieses dumme Zeug ist ziemlich unerträglich zu lesen.

    Es ist gut, Unerträglichkeit (dukkha) bewusst zu erfahren, Dukkha zu erkennen. Das ist ja meine Kritik am Mahayana, dass er Dukkha aus dem Weg geht, versteckt, verdrängt.

    Dabei ist das erkennen (d.h aktiv Leiden) von Dukkha die Grundlage.

    Da du nun ein Aspekt von Dukkha spürst, brauchst du nur noch in Versenkung (z.B Anapanasati) seinen Ursprung aufzuspüren... 😊


    Zitat

    21. "Wenn sein konzentrierter Geist auf solche Weise geläutert, klar, makellos, der Unvollkommenheit ledig, gefügig, nutzbar, stetig und unerschütterlich ist, richtet er ihn auf das Wissen von der Vernichtung der Triebe. Er versteht der Wirklichkeit entsprechend: 'Dies ist Dukkha.' Er versteht der Wirklichkeit entsprechend: 'Dies ist der Ursprung von Dukkha.' ......'MN 39. 



    Einmal editiert, zuletzt von xxx ()

  • Ich finde Deine Äußerungen auch sehr absolut formuliert, xxx, mit dem Zusatz "durch eigene Erfahrung/Bhavana" aber verständlich. Ich finde meine persönlichen Erfahrungen auch sehr wichtig. Mir ist bewusst, dass diese dem ständigen Wandel unterliegen.


    Wenn Dich andere Schulen nur vom Leid ablenken, anstatt es zu überwinden, sind diese IMHO sicher nicht die richtigen für Dich.

    Vielleicht hast Du Lust, das nächste Mal gleich auf Deine Erfahrungen hinzuweisen, dann gibt es weniger Missverständnisse.


    Liebe Grüße,

    Aravind.

  • Es ist schön, dass es uns gelingt eine gewisse Gemeinsamkeit zu finden und diese zu betonen, statt auf den Differenzen herumzureiten 👍


    Der Titel dieser Diskussion handelt von den verschiedenen herangehensweise einzelnen buddh. Schulen betreffend der Lehre Buddhas. Deshalb liess ich mich dazu verleiten, Stellung zu beziehen, obwohl ich von vornherein wusste, dass ich damit Widerstände provozieren würde.

    Da Widerstände überwunden werden müssen, betrachte ich mein Wirken immer auch ein wenig als Belehrung. Deshalb habe ich bewusst absolut formuliert.


    Auch wenn ich nun etwas sachter formuliere, halte ich einen verführerischen Weg, der in meiner Wahrnehmung zu einseitig auf Metta und Boddhichitta fokussiert, nicht für zielführend im Hinblick auf Befreiung bezw. erlöschen in Nibbana.


    _()_

  • Aber wohin verschiebt sich der Fokus im Vjarayana? Während Theravad aon Start (Samsara) aus denkt und Mahayana vom Ziel (Buddha) aus denkt , würde ich sagen, dass Yajrayana von der Transformation aus denkt. Der Fokus liegt auf den Mitteln der Transformation und das was bei der Transformation energetisch passiert. Von daher die grosse Nähe zu Ritualen, denn auch Rituale sind ja Tranformationen. Der Lehrer ist dann wohl so wichtig, weil er als das zentrale Mittel zur Befreiung gesehen werden kann.

    Ich tu mich ja immer schwer damit, Vajrayana ohne die höchste Ebene der Sicht und Identifikation zu denken. Von daher würde ich das, was Du beschreibst, erstmal als Tantra bezeichnen. Dazu kommt dann aber noch die Identifikation mit dem Ziel. Der Unterschied ist, dass Transformation immer noch eine Entwicklung von Verblendung hin zur Erleuchtung bedeutet. Auch wenn diese Erleuchtung bereits als "inneliegend" gesehen wird und durch die Transformation lediglich freigelegt wird, ist es doch noch ein Weg von der Verblendung zur Erleuchtung. Im Dzogchen dagegen geht man noch den Schritt weiter und geht davon aus, dass es niemals irgend eine Verblendung gegeben hat. Die Identifikation ist nicht mit etwas "inneliegendem" sondern direkt und unmittelbar. Allerdings bedeutet das in der Praxis auch nicht, dass man sofort ein Buddha wäre, nur weil man anfängt zu denken, man sei einer. Es handelt sich also zunächst mal um eine weitere Methode.

  • Was Buddha bezüglich Bodhichitta hält ist jedenfalls eindeutig:


    Zitat

    16. "Cunda, daß jemand, der selbst im Schlamm versinkt, einen anderen, der im Schlamm versinkt, herausziehen sollte, ist unmöglich; daß jemand, der nicht selbst im Schlamm versinkt, einen anderen, der im Schlamm versinkt, herausziehen sollte, ist möglich. Daß jemand, der selbst unbezähmt, ungezügelt ist und nicht in Nibbāna erloschen ist, einen anderen bezähmen, zügeln, zum Erlöschen in Nibbāna führen sollte, ist unmöglich; daß jemand, der selbst bezähmt, gezügelt ist und in Nibbāna erloschen ist, einen anderen bezähmen, zügeln, zum Erlöschen in Nibbāna führen sollte, ist möglich.

    MN8

    Ist das eindeutig? Bodhicitta ist die Absicht, zum Buddha zu werden, um den Wesen helfen zu können. Es wird klar gelehrt, dass je weiter man auf dem Weg zur Erleuchtung kommt, man umso mehr und effektiver helfen kann. Man könnte fast sagen, dass man den Bodhicitta-Gedanken aus diesem Abschnitt herleiten kann - nur dass es eben noch Zwischentöne zwischen "im Schlamm versinken" und "auf völlig festem Grund stehen" gibt.


    Um das Bild etwas auszuschlachten - manchmal muss man sich ausgehend vom festen Grund mit Achtsamkeit in Richtung des Versinkenden begegeben, damit man diesem überhaupt die Hand reichen kann. Dabei geht man ein gewisses Risiko ein. Das wäre die Ebene, wo sich ein Buddha als Bodhisattva ausdrückt, um den Wesen helfen zu können, weil er für sie sonst schlicht unerreichbar erscheint.


    Wie man sieht kann man also auch solche Textstellen so oder so interpretieren. Der Text der da steht, wenn ich davon ausgehen, dass er authentisch und richtig übersetzt ist, ist sicher wahr. Aber die Sicherheit, mit der einige daraus Interpretationen als einzige Wahrheit gegen eine andere Interpretation ableiten, die finde ich für die Diskussionen ausgesprochen blockierend.

  • Auch wenn ich nun etwas sachter formuliere, halte ich einen verführerischen Weg, der in meiner Wahrnehmung zu einseitig auf Metta und Boddhichitta fokussiert, nicht für zielführend im Hinblick auf Befreiung bezw. erlöschen in Nibbana.

    Es gibt eine Aussage vom 14. Shamar Rinpoche, dass in Tibet oder generell in Asien Jahrhunderte lang der Fokus v.a. auf das Leid von Samsara gelegt wurde. Dass sich aber im Westen und in der heutigen Zeit zeige, dass man mehr auf die Freude der Erleuchtung fokussieren müsse.


    Im tibetischen Buddhismus wird traditionell SEHR massiv auf dem Leid von Samsara herumgeritten. Eine solche vermeintlich einseitige Fokussierung gibt es in der Praxis zumindest dort nicht. Wie das in anderen Mahayana-Richtungen genau aussieht, weiss ich nicht.

  • Da Widerstände überwunden werden müssen, betrachte ich mein Wirken immer auch ein wenig als Belehrung. Deshalb habe ich bewusst absolut formuliert.

    Das ist sehr freundlich von Dir, aber auf Belehrungen von Dir oder anderen können die meisten hier wohl gut verzichten. Meinen Lehrer suche ich mir schon selber aus.


    Deine Erfahrungen sind mir immer willkommen!


    Liebe Grüße, Aravind.

  • Auch wenn ich nun etwas sachter formuliere, halte ich einen verführerischen Weg, der in meiner Wahrnehmung zu einseitig auf Metta und Boddhichitta fokussiert, nicht für zielführend im Hinblick auf Befreiung bezw. erlöschen in Nibbana.

    Es gibt eine Aussage vom 14. Shamar Rinpoche, dass in Tibet oder generell in Asien Jahrhunderte lang der Fokus v.a. auf das Leid von Samsara gelegt wurde. Dass sich aber im Westen und in der heutigen Zeit zeige, dass man mehr auf die Freude der Erleuchtung fokussieren müsse.


    Im tibetischen Buddhismus wird traditionell SEHR massiv auf dem Leid von Samsara herumgeritten. Eine solche vermeintlich einseitige Fokussierung gibt es in der Praxis zumindest dort nicht. Wie das in anderen Mahayana-Richtungen genau aussieht, weiss ich nicht.

    Ich denke das ist auch ein Grund warum einige Menschen vom PK Abstand nehmen und sich auf das Mahayana fokussieren.

    Diese totale Abkehr und Entsagung ist im PK stark ausgeprägt. Eben der Pfad der Entsagung. Andere bevorzugen eine andere herangehensweise mit mehr Möglichkeiten. Völlige Askese wie sie der Buddha lebte sind die wenigsten wirklich gewillt zu praktizieren, oder es ist ihnen auch nicht möglich.

    In einer seiner Bücher formuliert Ajahn Brahm dies so:


    Das Glück

    Der Weg zum Glück

    Die Abwesenheit des Glücks

    Der Grund für seine Abwesenheit

    :buddha: Es geht immer darum, sich in die Unannehmlichkeiten des Lebens hineinzulehnen und sich diese ganz genau anzuschauen. :buddha:

  • Zur "Herangehensweise im TheraVada".


    Zitat

    In der Übung des Reinen Beobachtens kann jedoch dieser Blick auf die flüchtigen, fragmentarischen Gedanken und Gefühle frei gehalten werden von dem für das Selbstgefühl peinlichen Ich-bezug. Denn im Reinen Beobachten gibt es keinerlei Ich-Identifizierung mit irgendwelchen Bewußtseinsinhalten, den höheren oder niederen. Sie ziehen am beobachtenden Auge vorbei wie die Passanten einer belebten Straße. Der innere Abstand wird gewahrt, und so wird auch negativen Eindrücken der Stachel entzogen. Eine Gelegenheit für solche Selbstbeobachtung bietet sich z.B. bei Unterbrechung der Hauptübung durch äußere Störungen, schweifende Gedanken usw.; und so können auch diese nutzbar gemacht werden.


    Welcher Anblick bietet sich uns nun bei einer solchen Innenschau? Wir bemerken zunächst eine große Anzahl von Sinnenwahrnehmungen wie Seheindrücke, Töne, Gerüche usw., die fast ununterbrochen, gleichsam im Hintergrund, durch unseren Geist ziehen. Die allermeisten sind undeutlich und fragmentarisch und bleiben unbeachtet. Doch manche von ihnen beruhen auf Wahrnehmungstäuschungen oder Fehlurteilen, und die etwas deutlicheren mögen mit vagen Stimmungen und Gefühlen verquickt sein. Uns selber unbewußt, beeinflussen und verfälschen solch ungeprüfte Eindrücke häufig unsere Entscheidungen und Urteile. Gewiß, alle diese Hintergrunds-Eindrücke sollen nicht etwa ständig oder auch nur regelmäßig zu Gegenständen gerichteter Achtsamkeit gemacht werden. Doch wir sollten hin und wieder einen Blick auf sie werfen; denn wenn wir sie ignorieren und sich selber überlassen, können sie die Zuverlässigkeit unserer voll-bewußten Wahrnehmungen und die Klarheit unseres Geistes erheblich beeinträchtigen.


    In noch höherem Grade als von den flüchtigen Hintergrunds-Sinneneindrücken gilt dies aber von jenen mehr artikulierten, jedoch noch unausgereiften Wahrnehmungen, Gedanken, Gefühlen, Absichten usw., die mit unserem zweckgerichteten Denken enger verknüpft sind und es daher stärker beeinflussen. Auch hier begegnen wir einer Fülle von undeutlichen, lückenhaften und fehlerhaften Sinnenwahrnehmungen, von Fehlassoziationen und ungeprüften Vorurteilen des Denkens und Fühlens. Weiterhin werden wir feststellen, wie viele unserer Gedankengänge fragmentarisch bleiben und ein vorzeitiges Ende finden, sei es wegen ihrer Schwäche, wegen mangelnder Konzentration oder wegen Mangels an Bekenntnismut zu ihren Konsequenzen. Ebenso steht es auch mit unserem Gefühls- und Willensleben. Wie viele edlen Gefühle und Absichten kommen nur zu einem kurzen, schwachen Aufflackern, ohne sich in Wille, Tat oder klares Denken umzusetzen!


    Tausende von vagen Gedanken und Stimmungen, von momentanen Wünschen und Leidenschaften kreuzen unseren Geist und unterbrechen einander wie unbeherrschte Disputanten, die einander ins Wort fallen. All dies übt in seiner Summierung einen ungünstigen Einfluß aus auf das Gesamt-Bewußtseinsniveau. Wenn solche unklaren und fragmentarischen Geistesfunktionen ungeprüft und mit Fehlurteilen oder Leidenschaften verquickt ins Unterbewußtsein sinken, aus den sie jederzeit hervorbrechen können, so stärken sie verhängnisvoll die Unberechenbarkeit und Unzuverlässigkeit künftiger Entscheidungen und Urteile und damit des Gesamtcharakters. Sie können auch zu unkontrollierten Gewohnheitsbildungen führen, die schwer zu entwurzeln sind.

    Die wirkliche Kraft und der Helligkeitsgrad des Gesamtbewußtseins lassen sich nicht beurteilen bloß nach dem begrenzten, vom gerichteten Willen grell beleuchteten Bewußtseinsausschnitt und dessen Spitzenleistungen, sondern ebenso wichtig ist der wachsende oder sich verringernde Umfang jener im Halbdunkel liegenden Bewußtseinsgebiete, von denen wir hier sprachen.


    Es ist die tägliche kleine Lässigkeit in Gedanken, Worten und Taten, die Selbstvernachlässigung des Geistes, welche durch viele Lebensjahre und, dem Buddha zufolge, durch viele Lebensläufe hindurch einen Zustand innerer Unordnung und Verworrenheit geschaffen und geduldet hat. Die alten buddhistischen Meister sagten: «Aus Lässigkeit entsteht eine Menge Schmutz, ja ein ganzer Kehrichthaufen. Es ist, wie wenn sich in einem Hause täglich nur ein wenig Schmutz ansammelt; doch wenn er durch Jahre hindurch anwächst, wird es eben ein großer Kehrichthaufen» (Kommentar zum Sutta-Nipāta).


    Es sind die unaufgeräumten Ecken unseres Inneren, wo unsere gefährlichsten Feinde hausen und von wo aus sie uns unversehens überfallen und uns nur allzu oft überwältigen. Diese Welt des Halbdunkels bildet einen fruchtbaren Nährboden für Gier und Haß in allen ihren Graden, sowie auch für die dritte und stärkste der drei «Wurzeln allen Übels» (akusala-mūla), die Verblendung, die gleichfalls starke Förderung erhält aus diesen dunklen und verdunkelnden Bereichen.


    Alle Versuche, diese drei Hauptbefleckungen des Geistes - Gier, Haß und Verblendung - auszumerzen oder entscheidend zu schwächen, müssen scheitern, solange sie ungestörte Zuflucht und Unterstützung finden in jenen unkontrollierten Bewußtseinsbereichen. Doch wie können wir dem abhelfen? Gewöhnlich versucht man, diese unter- oder halbbewußten Vorgänge zu ignorieren und sich auf die Gegenkräfte des gerichteten Vollbewußtseins zu verlassen. Doch dies reicht nicht tief genug. Um diesen unkontrollierten Strömungen wirksam zu begegnen, muß man sie zunächst durch das Reine Beobachten kennen lernen. Und dieser Akt des Reinen Beobachtens ist auch gleichzeitig ein wirksames Gegenmittel. Denn wo das volle Licht der Achtsamkeit und Besonnenheit hinfällt, können die Zwielichtzustände des Bewußtseins nicht existieren. Das Wirkungsprinzip ist hier die einfache Tatsache, daß zwei Gedanken nicht gleichzeitig bestehen können. Wo achtsames Beobachten einsetzt, da ist kein Raum für einen verworrenen oder unheilsamen Gedanken.


    Im ruhigen Beobachten eines komplexen Gebildes heben sich allmählich die einzelnen Komponenten deutlich ab und können in ihrer Eigenart und in ihrem Verhältnis zum Ganzen identifiziert werden; und so gewinnt die Struktur des Gebildes an Klarheit. Ebenso vollzieht auch das Reine Beobachten eine ordnende und klärende Funktion bei jenem wirren Knäuel halbartikulierter Gedanken und Impulse, die sich im Bewußtseinshalbdunkel überschneiden. Die einzelnen Stränge werden dann deutlicher in ihrem Ursprung und ihrem Verlauf und damit zugänglicher dem ordnenden, regulierenden und formenden Bemühen der Geistesschulung.


    Während Jahrzehnten des gegenwärtigen Lebens und durch die unausdenkbaren Zeitperioden vergangener Daseinswanderungen hindurch hat sich tief im menschlichen Geist ein eng verknotetes, ja gleichsam verfilztes Gewebe gebildet von instinktiven Reaktionen und geistigen Gewohnheiten, die nicht mehr in Frage gestellt werden. Es sind Einlullungen und Gewohnheiten darunter, die ein organisches inneres Wachstum über einen engen Bezirk hinaus notwendig unterbinden müssen. Hier ist es eben das Reine Beobachten in seiner ordnenden Funktion, das dieses dichte Gewebe auflockert. Es enthüllt dabei die oft nur vorgeschobenen Motive und nachträglichen Rechtfertigungen der Triebe und Vorurteile; es deckt ihre wahren Wurzeln auf, die oft nur in recht oberflächlichen oder abwegigen Gedanken- und Triebassoziationen bestehen. Kraft des Reinen Beobachtens zeigen sich so in diesem scheinbar so unzugänglichen und geschlossenen Gefüge deutliche Lücken, die das Schwert der Weisheit erweitern kann. Dieses Deutlichwerden der inneren Zusammenhänge und damit der Zugänglichkeit, dieses Aufzeigen der Bedingtheit und damit der Veränderlichkeit nimmt jenen Trieben, Vorurteilen und Gewohnheiten, ja sogar der materiellen Welt selber ihre Selbstverständlichkeit. Durch das «Schwergewicht harter Tatsachen» der inneren und äußeren Welt werden viele Menschen so stark beeindruckt, daß sie zögern, sich einer methodischen geistigen Schulung zu unterziehen, an deren Erfolgsmöglichkeit sie zweifeln. Die so einfache Übung des Reinen Beobachtens aber vermag schon nach kurzer Zeit dieses Zaudern und Zweifeln zu zerstreuen und dem Übenden begründete Zuversicht zu geben.


    Diese ordnende und regulierende Funktion des Reinen Beobachtens gehört zu jener «Läuterung der Wesen», die die Lehrrede an erster Stelle als Aufgabe und Ergebnis der Achtsamkeitsübung nennt. Hierzu sagt der alte Kommentar: «Es heißt in den Texten: <Geistesbefleckung verunreinigt die Wesen, Geistesklärung läutert sie> (Samyutta Nikāya 22, 100). Solche Geistesklärung kommt durch eben diesen Satipatthāna-Weg zustande.»


    Das Benennen. - Das Sondern und Identifizieren in der ordnenden Funktion des Reinen Beobachtens vollzieht sich, wie bei jeder geistigen Tätigkeit, mit einer sprachlichen Formulierung, d.h. als ein Benennen des identifizierten Vorgangs.


    Es liegt ein Wahrheitskern in der Wortmagie der so genannten Primitiven: die Dinge bei ihrem rechten Namen nennen, bedeutet, sie zu beherrschen (wenigstens manchmal). Auch in vielen Märchen kehrt das Motiv wieder, wo die Macht eines Dämons gebrochen wird, wenn man ihm mutig entgegentritt und seinen Namen ausspricht.

    Satipatthana VIII a



    :sunny:

  • Also ich pflege geistig beeinträchtigte Frauen seit einem Vierteljahrhundert. Der Geruch von Kot ist und bleibt immer unangenehm, da man sich davon innerlich nicht distanzieren kann. Gewisse Betrachtungen hatte ich also genug. Ich sehe dadurch keinerlei Vernichtung meines sexuellen Triebes.

    Wenn ich andererseits beispielsweise im Bad einen sehr attraktiven Frauenkörper sehe, dann bemühe ich mich aber, instinktiv nicht zu sehr hinzuglotzen, denn es würde mich einfach nur sexualisierend ablenken und unzufrieden machen. Ähnlich dem Ärger verliert man das geistige Gleichgewicht, könnte man vielleicht buddhistisch sagen.

    Als „Weltling“ scheint mir die Überlegung wichtig, auf was es in einer geglückten Beziehung eigentlich ankommt, um die eigene Einstellung zur Sexualität sinnvoll zu relativieren.

  • nun, und damit wären wir wieder bei dem Punkt, warum man als Vajrayani eben nicht nur die Betrachtung des Wiederlichen als Möglichkeit mit der Begierde umzugehen, angeboten bekommt.

    Die Möglichkeiten der tantrischen Transformation sind ja ganz anders. Da ist eben nichts dabei, wo Anhaftung durch das Erzeugen von Ablehnung vermindert werden soll. Wenn Sutra-Methode nicht funktioniert, praktiziert man in dem Moment Tantra oder Dzogchen. Oder umgekehrt was man eben zuerst probiert ist einem selbst überlassen.


    Zu der besagten Methode aber: Ich glaub man soll eben wenn die Begierde kommt und die Frau ist nicht geistig beeinträchtigt das heißt man sieht sie nur so wie sie sich eben möglichst vorteilhaft prästentieren möchte, also zumindest eher nicht auf dem Klo sitzend, dann soll man sich das mit dem Kot halt klarmachen. Dass der da drin ist in dem Körper, zusammen mit anderem Ekligen. Seife, Deo usw sind nur draufgeschmiert. Glaub dazu läuft hier grad ein Thread, habe ich aber noch nicht reingeschaut.


    Das "ich als Weltling" Reden gildet eigentlich nicht. Der Stil: Die Erleuchtung sollen andere erreichen, ich erst mal nicht, ist buddhistisch gesehen irgendwie geschummelt. Das Ziel ist Null Begierde nicht anders diskutieren wir das in der geschlossenen Gruppe tibetischer Buddhismus.

    Wir reden da nicht über gelungene Beziehungen. Kann mal sein, aber das Ziel Null Begierde ist schon klar definiert.

    • Offizieller Beitrag

    Wenn man Mahayana und Theravada vergleicht, dann kann es einem passieren, dass weil es gerade im Westen viele Mahayana Organisationen gibt bei denen Laien die Hauptrolle spielen, Mahayana-Laien mit Thervada Ordinierte vergleicht statt wie es eigentlich gehört Laien mit Laien zu vergleichen und Ordinierte mit Ordinierten.


    Wenn man in Länder schaut, wo Thervada traditionell neben Mahayana existiert wie in Vietnam, sind die strukturellen Unterschieden nicht riesig.

  • Vergleiche führen häufig zu Fehlurteilen, weil der Theravada Praktizierende (egal ob ordiniert oder als Laie) seine Theravada Brille aufsetzt und der Mahayana Praktizierende seine Mahayana Brille.

    • Offizieller Beitrag

    Das "ich als Weltling" Reden gildet eigentlich nicht. Der Stil: Die Erleuchtung sollen andere erreichen, ich erst mal nicht, ist buddhistisch gesehen irgendwie geschummelt. Das Ziel ist Null Begierde nicht anders diskutieren wir das in der geschlossenen Gruppe tibetischer Buddhismus.

    Wir reden da nicht über gelungene Beziehungen. Kann mal sein, aber das Ziel Null Begierde ist schon klar definiert.


    Dee Begriff "Weltling" ( puthujjana) ist meistens nicht sehr hilfreich, weil er so verschiedene Menschen umfasst. Den "blinden Weltling" als auch den "edlen Weltling,"

    worlding who professes Buddhism, may be either

    • a 'blind worldling' (andha-p.) who has neither knowledge of, nor interest in the fundamental teaching (the Truths, groups, etc.);
    • or he is a 'noble worldling' (kalyāna-p.),who has such knowledge and earnestly strives to understand and practise the Teaching. -
  • Dee Begriff "Weltling" ( puthujjana) ist meistens nicht sehr hilfreich, weil er so verschiedene Menschen umfasst. Den "blinden Weltling" als auch den "edlen Weltling,"

    Das ist richtig. Der Begriff umfasste eben jeden

    der letztendliches Glück in der Welt sucht.

    Ob boshaft oder nicht. Der begriff "edler Weltling"

    gibt es in der Lehre so nicht. Weltling ist immer dem

    Begehren entsprechend und der Begriff "Welt" umfasst

    alle drei möglichen Welten. (sinnlichen, formhaften und

    nicht formhaften.)

  • Ich kenne den Begriff Upasaka/ Upasika


    Upāsaka – Wikipedia


    sind die Dabeisitzenden und können laut Mayayana die Erleuchtung erreichen. Es ist also nichts Negatives. "Sitzen dabei" das kommt daher dass sie sich zu den Belehrungen der Mönche manchmal dazu setzen. Lebt man in einem Land wo überwiegend Upasakas unterrichtet werden kann man das Wort auch verwenden, obwohl man nicht mehr sagen kann, dass sie sich zu den Mönchen dazu setzen. Es geht nur um einen Begriff ohne negativen touch.

  • Das ist es ja gerade eben. Dass alle Buddhisten wohl etwas mit diesen Beschreibungen (Satipatthana VIII a) anfangen können.


    Es ist sogar so, dass viele NichtBuddhisten etwas damit anfangen können. Man könnte ja auch ein "HeilsBestreben" und ähnliche Denkansätze nicht nur im Buddhismus erkennen.


    Zurecht wird auf den Unterschied zwischen Buddhismus und anderen Religionen oder Philosophien hingewiesen. Zurecht wird auch auf Ähnlichkeiten hingewiesen.


    Innerhalb des Buddhismus wird meiner Ansicht nach zuRecht auf Unterschiede hingewiesen, aber ebenso zurecht auf zentrale Gemeinsamkeiten.



    :sunny:

  • Die Lehren, die auf dem Resultat gründen, gehören nicht mehr zum Mahayana.

    Das gehört zum buddhistischen Tantra.


    Laut der Lehren des Tibetischen Buddhismus gehören sowohl die Lehren, die auf der Ursache gründen, Sūtrayāna, dö tekpa
    (mdo'i theg pa), auch Vollkommenheitsfahrzeug, Paramitayana, genannt, als auch die Lehren, die auf dem Resultat gründen, Vajrayana, zum Mahayana. Darüber hinaus gehören die Systeme des Dzogchen und Mahamudra ebenfalls zum Mahayana.

    Ich muss meine obige Aussage korrigieren. Dagyab Rinpoche bestätigt die Aussage von Dr. Carola Roloff.


    Irgendwie hatte ich immer angenommen, es gäbe im Buddhismus 3 "Fahrzeuge", nicht 2...... :?

  • Ich denke, das größte Problem im Vajrayana ist einen authenthischen Guru zu finden. Nobody is perfect. Das ist klar. Aber es ist eben ein kritischer und gefährlicher Punkt.

    Ich denke, die Gefahr des unseriösen Lehrers ist auch in anderen Richtungen wie Mahayana oder Theravada gegeben. Aber ich denke, im Vajrayana ist die Anfälligkeit besonders groß. Ein guter Guru kann sehr heilsam sein auf der einen Seite, ein schlechter Guru kann sehr unheilsam sein auf der anderen Seite.

    :buddha: Es geht immer darum, sich in die Unannehmlichkeiten des Lebens hineinzulehnen und sich diese ganz genau anzuschauen. :buddha: