Verzehr von Fleisch aus Supermarkt moralischer als selber jagen?

  • Wir wissen nicht, wie Pflanzen empfinden. Wir können nur beobachten und unsere Schlüsse ziehen, die wir in einer Weise machen, die uns als Tiere, als Primaten möglich sind. Kein Nervensystem zu haben, das dem der Tiere gleicht (die Unterscheidung Tier–Pflanze entspringt dem menschlichen Denken), bedeutet nicht, dass Pflanzen nicht leiden können. Sie tun das womöglich anders als wir es tun.

    Letztens las ich einen kleinen Artikel darüber, dass Pflanzen hören können und die Produktion des Blütennektars steigern, wenn sie das Brummen von Bienen hören (man muss dann wohl von "Hören" sprechen, denn sie registrieren die Schallwellen – was wiederum das Koan vom Umfallen eines Baumes im Wald doch ein wenig aushebelt :grinsen: ).


    Wenn man mehr Verbindung zu den Mitwesen, zum Leben bekommt, dann steigt auch die Beziehung zu den Pflanzen. Sie wird sogar eine persönliche. Gärtner haben sie, Kinder haben sie häufiger, und ganz gewiss ist diese in den Naturreligionen üblich. Bei mir selbst merke ich das und wie schwer es mir fällt, manche Pflanzen im Garten herauszuziehen. Vor einem Fenster wächst eine große alte Esche. Sie begleitet mich schon fast mein ganzes Leben. Sie ist das erste, das ich morgens sehe und das letzte am Abend. Für mich ist sie kein Irgendwas, sie ist ein lebendiges Wesen, ein Gegenüber mit einer Persönlichkeit – wenngleich mir diese im Dunkeln bleibt, so weiß ich um sie.


    Wenn man alle Lebewesen auf der Erde als eine Einheit in Vielfalt betrachtet, das nicht anders ist als der "einzelne" Organismus "Ich", dann verabschiedet man sich von der Idee, dass es hier irgendwas geben könnte, das "nur" dies oder das sei. Auch ich bin ein Planet mit Billionen von Wesen in mir und auf mir. Wir zusammen bilden "Doris". Jedes Einzelwesen ist unverzichtbar, individuell und einmalig.


    Als Fazit bleibt dann nur die Achtung vor jedem einzigen Wesen, unabhängig davon wie wir es kategorisieren. Natürlich kann das ein Dilemma darstellen, denn wir müssen essen. Aber wenn man das Leben als einen Prozess von Werden und Vergehen versteht, einer gegenseitigen Abhängigkeit ohne Trennung, dann löst sich das Dilemma auf. Man geht mit allen Wesen, mit der ganzen Erde so schonend wie nur möglich um, das betrifft auch Pflanzen, Pilze, Bakterien, die Erdkrume … und sogar Steine.

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Esst Scheiße, zehn Millionen Fliegen können sich nicht irren.:clown:

    Ohne eine lange Zeit grimmiger Kälte,
    die Dir in die Knochen fährt –

    wie könnten die Pflaumenblüten

    dich erfüllen mit ihrem durchdringenden Duft?
    (Obaku)

  • Doris Ich habe selbst als Gärtner gearbeitet und weiß was es bedeutet, Pflanzen zu pflegen und eine gewisse Verbindung zu ihnen aufzubauen, ähnlich wie zu einem Tier oder einem Menschen. Bei dieser Arbeit merkt man schnell, wie lebendig pflanzliche Lebewesen wirklich sind. Ich koche mit pflanzlichen Produkten auch nicht weniger achtsam als wie mit tierischen Produkten.

    Trotzdem: Wenn es darum geht wie ich mich ernähre stelle ich mir die Frage, wie sehr ein Lebewesen leiden muss weil ich es - oder ein daraus hergestelltes Produkte - esse. Auch wenn manche Pflanzen auf ihre Art und Weise sehen/hören/fühlen können (die wissenschaftlichen Studien zu diesem Thema sind äußerst interessant) ist es höchst unwahrscheinlich, dass sie auch Leid empfinden können. Als Laie mag sich diese Schlussfolgerung logisch anhören ("Na, wenn die auf so vieles reagieren können, müssen sie ja auch Leid empfinden können!"), tatsächlich ist das aber sehr weit hergeholt.

  • Letztens las ich einen kleinen Artikel darüber, dass Pflanzen hören können und die Produktion des Blütennektars steigern, wenn sie das Brummen von Bienen hören (man muss dann wohl von "Hören" sprechen, denn sie registrieren die Schallwellen – was wiederum das Koan vom Umfallen eines Baumes im Wald doch ein wenig aushebelt :grinsen: ).

    Nicht wirklich, denn zum Klang gehören immer zwei Seiten, die Schallwelle allein macht noch keinen Klang. Erst wenn dieser Klang auf einen Körper trifft und diesen zum Schwingen bringt, und dann Nervenimpulse das weiterleiten, und aus dieser Information Klang erzeugt wird, kann man von einem Ton reden.

    Trotzdem: Wenn es darum geht wie ich mich ernähre stelle ich mir die Frage, wie sehr ein Lebewesen leiden muss weil ich es - oder ein daraus hergestelltes Produkte - esse. Auch wenn manche Pflanzen auf ihre Art und Weise sehen/hören/fühlen können (die wissenschaftlichen Studien zu diesem Thema sind äußerst interessant) ist es höchst unwahrscheinlich, dass sie auch Leid empfinden können. Als Laie mag sich diese Schlussfolgerung logisch anhören ("Na, wenn die auf so vieles reagieren können, müssen sie ja auch Leid empfinden können!"), tatsächlich ist das aber sehr weit hergeholt.

    Ich stimme Dir völlig zu. Man darf simple Reiz-Reaktions-Schemata nicht mit Bewusstsein verwechseln. Ich würde sogar so weit gehen, einige Klassen von Lebenwesen, die der Buddhismus als bewusst deklariert, nach heutigen wissenschaftlichen Erkenntnissen eher dem Pflanzenreich zuordnen, was die Leidfähigkeit angeht. Auch da ist eine blosse Reaktion auf Reize, evolutionär geschaffen, um Tod zu vermeiden und Leben zu erhalten, noch lange kein Bewusstsein und auch keine Leidfähigkeit. Einzeller usw. allemal, aber ich würde auch die gesamte Insekten- und Spinnenwelt dazu zählen, sowie einfache Würmer usw. Auch wenn ein einfaches Nervensystem vorhanden ist, ist das noch lange nicht komplex genug, um Bewusstsein herzustellen. Schmerz ist vielleicht sogar möglich, aber Leid im buddhistischen Sinne setzt eine Reflektionsfähigkeit voraus, die erst ab einer gewissen Komplexität möglich ist.

  • Nicht wirklich, denn zum Klang gehören immer zwei Seiten, die Schallwelle allein macht noch keinen Klang. Erst wenn dieser Klang auf einen Körper trifft und diesen zum Schwingen bringt, und dann Nervenimpulse das weiterleiten, und aus dieser Information Klang erzeugt wird, kann man von einem Ton reden.

    Die Pflanzen können diese Schallwellen wahrnehmen und als Information weiterverarbeiten. Daraufhin beginnen sie mit der verstärkten Produktion von Nektar, um die Bienen stärker anzulocken. Wahrscheinlich werden sie den Schall anders wahrnehmen wie wir, aber das tut schon ein tauber Mensch und andere Tiere auch, z.B. die Fähigkeit Ultraschall wahrzunehmen bei Fledermäusen.


    Zum Koan: Ist gerade keine Doris da, die den Baum umfallen hört und weshalb es den umfallenden Baum für sie nicht gibt, so sind da unzählige andere Wesen, die die Schallwellen wahrnehmen und auf sie reagieren.

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Trotzdem: Wenn es darum geht wie ich mich ernähre stelle ich mir die Frage, wie sehr ein Lebewesen leiden muss weil ich es - oder ein daraus hergestelltes Produkte - esse. Auch wenn manche Pflanzen auf ihre Art und Weise sehen/hören/fühlen können (die wissenschaftlichen Studien zu diesem Thema sind äußerst interessant) ist es höchst unwahrscheinlich, dass sie auch Leid empfinden können. Als Laie mag sich diese Schlussfolgerung logisch anhören ("Na, wenn die auf so vieles reagieren können, müssen sie ja auch Leid empfinden können!"), tatsächlich ist das aber sehr weit hergeholt.

    Leid im Sinne des Buddhismus interessiert mich nicht im Bezug auf andere Wesen. Das Konzept ist für sie irrelevant, es entspringt dem menschlichen diskursiven Denken und Erleben. Wir sind nicht das Zentrum der Welt.

    Wir haben schlicht keine Ahnung, wie es ist eine Pflanze zu sein. Aber wenn wir unser Nichtgetrenntsein (nicht nur im Sinn der buddhistischen Psychologie) erkennen, dann können wir auch Mitgefühl mit Pflanzen entwickeln.


    Mich interessiert ihr Leid, so wie es für sie ist. Und da sehe ich Abwehrmaßnahmen, Eingehen, Rückzug, verfrühtes Blühen usw.

    Im Grunde machen wir komplexer aufgebaute Wesen auch nichts anderes.

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Unzählige Menschen haben sich über diese Themen den Kopf zerbrochen.

    Ich habe auch mal als Vegetarier in einem Waldkloster in Thailand gelebt. Reis mit Sojasauce und klebreis mit Früchten als Nachspeise. Nach einigen Monaten war ich ein halbes Skelett das ständig schwächeanfälle hatte.

    Meine beste Freundin lebt vegan und hat meine vegetarische Lebensweise als nicht konsequent genug empfunden.

    Mein meditationspfad musste auch ständig von "Unkraut" befreit werden.

    Und was sollte ich mit den Ameisen und Moskitos machen?

    Die Hunde haben unsere Katzen und sich selbst ständig gejagt und zerfetzt. Die Katzen wurden damals noch nicht sterilisiert und deshalb gab es immer mehr Babys die entweder verhungert sind oder von Schlangen gefressen wurden.

    Wie konnten unsere Lehrer nur so ruhig und voller Frieden sein?


    Sie wussten dass sie die Welt nicht retten konnten. Für kurze Zeit konnten sie einiges verbessern, sie konnten das Leid ein wenig mindern, sie hatten Mitgefühl aber kein Mitleid.


    Das Leiden dieser Welt wird nicht verschwinden, aber wenn unsere Praxis erfolgreich ist, werden wir verschwinden (bzw die Idee über uns und die Welt).


    Wir engagieren uns für Flüchtlinge und für die armen Tiere. Wir können viel Leid verhindern wenn wir uns diesen edlen Zielen widmen, aber eines dürfen wir niemals vergessen : Es gibt keine Hoffnung für Samsara!

    Solange es unbeständigkeit gibt, wird jeder weltliche Erfolg unbeständigkeit sein.


    Die Natur ist weder gerecht noch ungerecht, wir stellen uns das nur so vor.


    Ich habe es oft im Urwald gesehen, die Schwachen und kranken haben meistens keine Chance.

    Es geht eigentlich nur um das erhalten und vermehren. Alles was entsteht muss vergehen.

    Wenn man das sieht und versteht, entsteht eine Art Ernüchterung (keine Ablehnung).


    In der Tradition wo ich die meiste Zeit verbracht habe, dient Nahrung nur als Treibstoff für den Körper. Wir können uns dadurch der Praxis widmen.


    In 100 Jahren werden sich andere Menschen über diese Themen den Kopf zerbrechen, unsere Körper werden als Asche oder Knochen in der Erde verweilen.



    Don't create a war in your heart! Das hat ein Lehrer immer zu mir gesagt, und damit hat er mir sehr geholfen.


    Alles Gute!

  • All dies wurde früher von allen Tieren angenommen, (und zeitweilig sogar von geistig und körperlich schwerbehinderten Mitmenschen ...)

    Da hatte man aber auch noch nicht so viele Informationen über Bewusstsein und Gehirn usw. Es war also etwas, das auf Unwissenheit beruhte. Jetzt kommt man zu der Definitionsgrenze eher durch genaueres Wissen. Wenn sich da etwas ändern sollte, bin ich gerne bereit, meine Sichtweise anzupassen. Abgesehen davon hindert mich das nicht daran, jedes Lebewesen und auch Pflanzen wo es möglich ist mit Sorgfalt und Respekt zu behandeln. Insekten oder Spinnen in der Wohnung schmeisse ich raus, oder lasse sie gewähren, je nachddem. Töten nur, wenn es nicht anders geht und die Umstände es erfordern.

    Die Pflanzen können diese Schallwellen wahrnehmen und als Information weiterverarbeiten. Daraufhin beginnen sie mit der verstärkten Produktion von Nektar, um die Bienen stärker anzulocken. Wahrscheinlich werden sie den Schall anders wahrnehmen wie wir, aber das tut schon ein tauber Mensch und andere Tiere auch, z.B. die Fähigkeit Ultraschall wahrzunehmen bei Fledermäusen.

    Ja, bei Pflanzen ein simples, evolutionär entstandenes Reiz-Reaktions-Schema. Da ist kein Bewusstsein dazwischen, das sich Gedanken über die richtige Information macht. Ein Kind kann sowas mit simplen Programmierkenntnissen in wenigen Zeilen Code programmieren. KI braucht es dafür nicht ;) Den Vergleich kann man gut als Anhaltspunkt nehmen für die Einschätzung, ob etwas Bewusstsein hat oder nicht.

    Zum Koan: Ist gerade keine Doris da, die den Baum umfallen hört und weshalb es den umfallenden Baum für sie nicht gibt, so sind da unzählige andere Wesen, die die Schallwellen wahrnehmen und auf sie reagieren.

    Gut, ein Koan ist keine Wissenschaft sondern hat andere Zwecke. Aber logisch betrachtet könnte man sagen, dass eben "hören" etwas anderes ist, als "auf Schallwellen reagieren".

  • Mich interessiert ihr Leid, so wie es für sie ist. Und da sehe ich Abwehrmaßnahmen, Eingehen, Rückzug, verfrühtes Blühen usw.

    Wenn ich Dir ein einfaches Computerprogramm schreibe, das all diese Reaktionen auf Reize zeigen kann, nimmt Du dann auch an, dass der Computer bzw. das Programm Leid empfinden kann?


    Da gab es ja mal diese "Tamagotchis" - da lebte ein kleines "Wesen" das Hunger signalisiert hat, geschlafen hat, gute oder schlechte Laune zeigte, und vom Besitzer richtig behandelt werden musste, damit es sich gut entwickelt und nicht stirbt. Keine KI, simple Programmzeilen mit ein paar Zufallsgeneratoren, auf dem Rechenlevel einer digitalen Armbanduhr aus den 90ern. Leid?

  • Mich interessiert ihr Leid, so wie es für sie ist. Und da sehe ich Abwehrmaßnahmen, Eingehen, Rückzug, verfrühtes Blühen usw.

    Wenn ich Dir ein einfaches Computerprogramm schreibe, das all diese Reaktionen auf Reize zeigen kann, nimmt Du dann auch an, dass der Computer bzw. das Programm Leid empfinden kann?


    Da gab es ja mal diese "Tamagotchis" - da lebte ein kleines "Wesen" das Hunger signalisiert hat, geschlafen hat, gute oder schlechte Laune zeigte, und vom Besitzer richtig behandelt werden musste, damit es sich gut entwickelt und nicht stirbt. Keine KI, simple Programmzeilen mit ein paar Zufallsgeneratoren, auf dem Rechenlevel einer digitalen Armbanduhr aus den 90ern. Leid?

    Du weißt, dass es bereits eine Debatte um KI gibt.

    Ein Tamagotchi ist sicher noch keine KI. Eine Pflanze ist kein Tamagotchi.


    Zitat

    Gut, ein Koan ist keine Wissenschaft sondern hat andere Zwecke. Aber logisch betrachtet könnte man sagen, dass eben "hören" etwas anderes ist, als "auf Schallwellen reagieren".


    Warum?

    Höre ich einen großen Krach, dann zucke ich automatisch und reflexartig zusammen. Da wird kein Denkprogramm vorgeschaltet. Da ist lebenswichtig, dass es so reflexartig geht.

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Du weißt, dass es bereits eine Debatte um KI gibt.

    Ja, aber das ist eine Debatte um KI, also ab welchem Punkt der Komplexität diese möglicherweise sowas wie ein Bewusstsein entwickeln kann. Da sind wir noch weit von entfernt. Wobei das westliche Modell eher davon ausgeht, dass Bewusstsein von einem komplexen System "hergestellt" werden kann (Emergenz), während der Buddhismus eher davon ausgehen würde, dass Bewusstsein von einem ausreichend komplexen System ausgedrückt werden kann.

    Höre ich einen großen Krach, dann zucke ich automatisch und reflexartig zusammen. Da wird kein Denkprogramm vorgeschaltet. Da ist lebenswichtig, dass es so reflexartig geht.

    Das sind unsere vegetativen Reflexe. Sozusagen unser biologischer Anteil, der mit Leid nichts zu tun hat. In dem Moment des Zusammenzuckens ist noch kein Leid da. Erst wenn der Schreck im Bewusstsein ankommt und reflektiert wird, kann von Leid die Rede sein.

    Interessanterweise wird gesagt, dass ein Buddha nicht mehr reflektiert. Und ein Buddha empfindet auch kein Leid ;)

  • Interessanterweise wird gesagt, dass ein Buddha nicht mehr reflektiert. Und ein Buddha empfindet auch kein Leid ;)

    Das ist das Konzept von Leid aus der buddhistischen Psychologie. Nur ist das eine starke Beschränkung des Begriffes "Leidensfähigkeit".

    Leitet man seinen Ethos davon ab und beschränkt ihn, dann kann man sagen, dass man einem Menschen nur die Fähigkeit zur Bewusstwerden nehmen muss, und dann darf man mit ihm machen, was man möchte. Dazu könnte bereits eine tiefe Narkose dienen. Eine Frau im Koma darf man demnach vergewaltigen (wie es gerade durch die Presse geht), denn sie ist ja "nur Gemüse".


    Wir können täglich sehen, wie sich dieses Denken auf den Zustand der Erde auswirkt. Wir sind immer noch im Glauben verhaftet, wir wären irgendwas besseres als die anderen Bewohner und Gestalter dieses Planeten. Wobei man hinzufügen muss, dass dies eine moderne Denkungsart ist, eine der Menschen, die sich die Erde untertan gemacht haben, ohne dabei den essentiellen Aspekt der Verantwortung bewusst zu werden, der in dieser Aufforderung steckt.

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Leitet man seinen Ethos davon ab und beschränkt ihn, dann kann man sagen, dass man einem Menschen nur die Fähigkeit zur Bewusstwerden nehmen muss, und dann darf man mit ihm machen, was man möchte. Dazu könnte bereits eine tiefe Narkose dienen. Eine Frau im Koma darf man demnach vergewaltigen (wie es gerade durch die Presse geht), denn sie ist ja "nur Gemüse".

    Auf die Idee, das so abzuleiten, würde ich nie kommen. Denn hier ist die Komplexität des Wesens grundsätzlich gegeben. Das Bewusstsein war vorher da, ist jetzt auf einer anderen Ebene weiterhin da, und wird oder kann nach dieser Phase wieder erkennbar da sein. Du verwechselst hier Bewusstsein mit Wachbewusstsein oder "bewusst sein" im Sinne von wach sein. Ein Mensch bleibt ein Mensch, auch wenn er gerade nicht wach ist.

  • Leitet man seinen Ethos davon ab und beschränkt ihn, dann kann man sagen, dass man einem Menschen nur die Fähigkeit zur Bewusstwerden nehmen muss, und dann darf man mit ihm machen, was man möchte. Dazu könnte bereits eine tiefe Narkose dienen. Eine Frau im Koma darf man demnach vergewaltigen (wie es gerade durch die Presse geht), denn sie ist ja "nur Gemüse".

    Auf die Idee, das so abzuleiten, würde ich nie kommen. Denn hier ist die Komplexität des Wesens grundsätzlich gegeben. Das Bewusstsein war vorher da, ist jetzt auf einer anderen Ebene weiterhin da, und wird oder kann nach dieser Phase wieder erkennbar da sein. Du verwechselst hier Bewusstsein mit Wachbewusstsein oder "bewusst sein" im Sinne von wach sein. Ein Mensch bleibt ein Mensch, auch wenn er gerade nicht wach ist.

    Was ist mit Hirntoten?

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Was mich an der ganzen Diskussion "Tiere töten oder nicht" immer stört, ist, dass mit welcher Selbstverständlichkeit wir davon ausgehen, daß man Pflanzen beliebig töten kann.

    Pflanzen zu töten ist für das menschliche Leben leider notwendig, wenn man aber nur Pflanzen und kein Fleisch konsumiert sterben in Summe aber auch deutlich weniger pflanzen.

  • Was ist mit Hirntoten?

    Das ist eine grenzwertige philosophische Diskussion, die ja v.a. in Bezug auf Organspenden relevant ist. Generell gilt auch da: das Wesen ist grundsätzlich ein bewusstes Wesen. Und das Gehirn ist nur ein Teil der Komplexität im Körper, was Bewusstsein angeht. Andere Teile des Körpers haben eine Komplexität, die ebenfalls hoch genug ist, um Aspekte von Bewusstsein auszudrücken.

    Selbst eine Leiche darf nicht geschändet werden, selbst da, wo man nicht davon ausgeht, dass das Bewusstsein das womöglich noch von ausserhalb des Körpers mitbekommt.

    Buddhistisch gesehen ist es für Karma relevant, wie ähnlich das Wesen, dem man Schaden zufügt, einem selbst ist. Und da ist ein gehirntoter Mensch einem Menschen noch wesentlich näher, als ein lebendiges Hausschwein. Das ist natürlich erstmal ein subjektiver Aspekt, subjektiv im Sinne von: den wahrnehmenden Menschen betreffend, nicht das Objekt der Betrachtung. Hat aber auch damit zu tun, wie hoch der angerichtete Schaden tatsächlich sein kann.

  • Tut es dem Apfel weh, wenn er vom Baum fällt? Können wir seine Schmerzen beenden, indem wir ihm den Gnadenbiss geben?

    Darüber hab ich auch schon öfter nachgedacht. Meistens beim Zwiebelschneiden. Die Zwiebel rächt sich nämlich fürs Zerschneiden :cry:

    :D

    :)

  • Wir können täglich sehen, wie sich dieses Denken auf den Zustand der Erde auswirkt. Wir sind immer noch im Glauben verhaftet, wir wären irgendwas besseres als die anderen Bewohner und Gestalter dieses Planeten.

    Ja. Ich mein halt, dass es unabhängig von der Leidensfähigkeit auch ein gewisses Recht auf Leben gibt, und auf Unversehrtheit, das unseren Mitlebewesen zukommt. Egal, ob sie Schmerzen empfinden, oder leiden, einfach weil sie da sind, am Leben sind.

    Ja, man muss Bäume schneiden und was essen, aber man sollte eben so wenig Schaden verursachen wie möglich. Aus so vielen Gründen: Ressourcenverbrauch, Rücksicht auf die Nachwelt, und auch deshalb, weil die anderen Erdenbewohner hier auch sein dürfen. Ich persönlich glaub schon, dass damit Leiden vermieden wird, aber, selbst wenn das nicht der Fall ist, gibt es noch so viele weitere Gründe.


    Ich habe auch mal als Vegetarier in einem Waldkloster in Thailand gelebt. Reis mit Sojasauce und klebreis mit Früchten als Nachspeise. Nach einigen Monaten war ich ein halbes Skelett das ständig schwächeanfälle hatte.

    Das ist natürlich ungeschickt. Sollte aber kein Argument gegen Vegetarismus sein - bisschen Tofu dazu, paar Böhnchen hier und da, und schon gehts ganz ordentlich. Ich seh ein, dass, wenn es echt nur Reis und Fleisch gibt im Kloster, es dann echt schwierig wird, und dass man dann auch nicht immer eine Sonderbehandlung einfordern kann. In dem Fall würde ich auch sagen, ich überwinde mich, esse das Fleisch, damit ich bei Kräften bleibe und nicht alle kirre mache. Aber das ist für mich dann doch eine Ausnahme. Fast immer hat man eine Alternative, und dann lass ich das Fleisch stehen.


    Das Leiden dieser Welt wird nicht verschwinden, aber wenn unsere Praxis erfolgreich ist, werden wir verschwinden (bzw die Idee über uns und die Welt).


    Wir engagieren uns für Flüchtlinge und für die armen Tiere. Wir können viel Leid verhindern wenn wir uns diesen edlen Zielen widmen, aber eines dürfen wir niemals vergessen : Es gibt keine Hoffnung für Samsara!

    Solange es unbeständigkeit gibt, wird jeder weltliche Erfolg unbeständigkeit sein.

    Meinst du damit, dass es egal ist, ob wir uns dafür einsetzen, Leid zu verringern, weil es ohnehin hoffnungslos ist? Und weil nur das Entfleuchen ins Nirvana ein lohnenswertes Unterfangen ist? Ich hab sowas schon von Theravadin gehört, bitte sei mir nicht bös, aber das klingt schon sehr pessimistisch. Ich hoffe sehr, dass das nicht alle Theravadin so sehen.

    Sollten wir nicht, solange wir auf dieser Erde sind, uns so konstruktiv wie möglich verhalten, den anderen Lebewesen gegenüber?

    Ich habe es oft im Urwald gesehen, die Schwachen und kranken haben meistens keine Chance.

    Wir leben hier aber nicht im Urwald :) Wir sind Wesen mit einem Verstand, der uns die Entscheidung ermöglicht, und leben (überwiegend) in Umständen, in denen die Wahl auch besteht.

    Wir können den Schwachen und Kranken ein würdiges Leben ermöglichen. Der wild lebende Tiger kann nicht mal schnell sagen, och, aus moralischen Gründen ess ich heute mal nur ein Kichererbsen-Curry. Körperlich, und auch mental ist er dazu nicht in der Lage. Wir schon...

    Einmal editiert, zuletzt von Grashuepfer ()

  • Hier gehts ja eigentlich um Fleisch aus dem Supermarkt, und da gibts welches was ich eher nicht kaufen würde und solches , was mir richtig gut schmeckt.


    Ich denke es ist ein bischen eine persönliche Geschmackssache,ob man sich nun entscheidet nur Wild ,nur Fleischersatz oder halt möglichst Fleisch aus artgerechter Haltung zu essen.


    Was ich aber ein richtig interessantes und auch schwieriges Thema finde ist die Sache mit den Pflanzen im Buddhismus.Das Pflanzen etwas anderes sind wie Tiere oder Menschen( oder Götter) kann ich ja schon einigermaßen nachvollzeihen. Aber das sie im Prinzip nur als außere Erscheinungsform eingestuft werden(wie Steine auch) , obwohl sie Stoffwechsel und Sexualität besitzen hab ich schon immer als einen Schwachpunkt in der buddistischen Weltanschauung angesehen.


    Ich persönliche versuche Pflanzen jedenfalls die gleiche Werschätzung entgegenzubringen wie Tieren auch, ohne Pflanzen gäbs hier schließlich weder Tiere noch Menschen und Buddhas gäb es nur solche ,die keinen Sauerstoff atmen müssen.;)

    :earth: Phönix

  • Hallo ihr Lieben.


    Sehr vorbildlich mit den Pflanzen. Zu den Mönchsregeln im Palikanon gehört auch, dass Pflanzen und Saatgut nicht beschädigt werden sollen.

    Kommt auch in den Lehrreden manchmal vor. Das sind dann aber eben die strengeren Regeln für Mönche. Haushälter/innen müssen sich nicht danach richten, aber schaden wirds wohl auch nicht, in der Hinsicht zumindest achtsam zu sein.


    Es ist also schon auch ein Thema in der Buddhalehre. Wobei die Meinungen darüber auseinandergehen, warum der Buddha auch darauf einging.


    Aber irgendetwas essen muß man ja, wenn man nicht verhungern will oder wenn man nicht so wie vom Buddha überliefert, von Devas mit himmlischer Speise über die Poren der Haut versorgt werden würde. Und da ich die Wahl habe, wähle ich eher Pflanzen als Tiere.


    Vielleicht auch mehr Früchte ins Essen einbauen, wenn man die Pflanzen schonen will.


    Und alles nur (m)eine Meinung. :)


    Liebe Grüße

    Einmal editiert, zuletzt von Raphy ()

  • Essen überhaupt ist unmoralisch - auch für Veganer werden Blattläuse getötet. Wenn man mal weiter denkt, ist an allem was Negatives und Gemeines dran. Irgendein Makel. Völlige Makellosigkeit gibt es im Samsara nicht.


    Man kann nur abwägen. Was dem einen sein Regen, ist dem anderen die Traufe. Deshalb möchten Einsichtsvolle ja Samsara verlassen.

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Ich finde Karotten aus regionaler Erzeugung aber irgendwie umweltverträglicher wie Tomaten und Paprika aus Spanien Holland.


    Will sagen, ich finde das Schwierige bei einer achtsamen Essenplanung, das es halt immer eine ganze Reihe an Faktoren zu berücksichtigen gibt.


    Und bei mir kommt noch dazu ,das ich mir das Meiste aus dem Biolanden auf Dauer nicht leisten kann. War letzte Woche mal wieder Yogitee kaufen, und bin fast umgefallen, als ich gesehen habe was viele Produkte mittlerweile für Preise haben.Irgendwas läuft da aus der Bahn finde ich.


    LG Phönix

  • So wie ich es sehe, ist das Ziel, so wenig Leid als möglich zu verursachen. Da vermute ich, dass ich mit dem Essen von Pflanzen weniger Leid verursache als beim Essen von Tieren. Ich kann mich irren, dann tut es mir sehr leid. Bis dahin kann ich nur nach bestem Wissen und Gewissen handeln.


    Nebenbei soll man ja dem Körper nur das Notwendige zuführen. Ein Hammertipp eigentlich - gut für die Gesundheit, für die Umwelt und minimiert das Leid der als Nahrung dienenden Lebewesen.

    Jetzt müsst ich mich noch ständig dran halten....

  • Also für mich ist es besser, wenn ich selber lieber nicht töte. Es ist sowieso für mich auch besser, wenn ich mir immer sicher bin, dass ich keine philosophische, pseudoobjektive Gesamtschau bin. Sondern das alles genau wie jeder andere, nur von hier aus betrachten kann.


    Ich hoffe für dich, dass es auch für dich einen grossen Unterschied macht. Selber töten. Oder nicht töten.

    Warum ist es pseudoobjektiv zu betrachten welche Auswirkungen die eigenen Handlungen im weiteren verlauf haben?

  • Ich habe nicht nur Mitgefühl für die fühlenden Wesen die für die Fleischproduktion geschlachtet werden.

    Mein Mitgefühl richtet sich auch an die Schlachter, Menschen die für ihren Lebensunterhalt solch negatives Karma anhäufen.

    Ich kann mir direkt vorstellen wie sich die Wahrnehmung dieser Menschen verdunkeln muss, tagtäglich fühlende Wesen zu töten und zu verarbeiten.

    Das kann nicht gesund sein.

    Aus diesem Grund verzichte ich nun auf den Fleischkonsum, bzw. ich versuche es, ist schwierig wenn man zuvor aus Gewohnheit Fleisch gegessen hat.

    Auch wenn es karmisch nicht so negativ ist Fleisch zu verzehren, andere müssen sich wegen meinem Fleischkonsum die Hände schmutzig machen...

    Ich will mir die Hände nicht schmutzig machen, also muss ich wohl auch auf Fleischkonsum verzichten.