Der Bodhisattva des großen Mitgefühls und des Helfens

  • Da kommt jetzt doch der Häretiker in mir durch. Das jemand, der Frau und Kind hat sitzenlassen, und in dessen Orden Kranke nicht aufgenommen wurden, als Großes Vorbild für Mitgefühl gilt, empfinde ich dann doch seltsam. Für mich ist Mitgefühl dann doch mehr als Verkünden der buddh. Lehre.

  • (Hervorhebung von mir)...Dann ist das wohl so:heart:_()_

  • Ich habe gerade die Zennies als sehr down to earth empfunden. Also nicht weltabgewandt.

    Ist ja auch oft so - find ich auch. Man kann sich aber z.B. auch hinter einer 'Mauer aus Leere' verschanzen und nichts an sich ran lassen, weil es ja leer ist und es einem ganz gelegen kommt, dass nichts von Bedeutung ist, weil man ja sonst Verantwortung übernehmen müsste. Wenn das nur vorübergehend ist, ist es ja auch ok.

  • Im jetzt und hier zu sein heißt auch, dass ich wahrnehme was um mich herum geschieht. Wenn ich ausblende, dass jemand Hilfe braucht, oder wie sich andere Menschen - aus meiner Wahrnehmung heraus - fühlen, dann distanziere ich mich aus dem Hier und Jetzt. Zazen ist, wie bereits schon genannt wurde, nichts was endet wenn man aufsteht.


    Auch ist Mitgefühl nicht gleichzusetzen mit Helfen. Wenn jemand ertrinkt, habe ich Mitgefühl - helfen kann ich aber nicht, da ich nicht wirklich schwimmen kann. Es wäre daher töricht ins Wasser zu springen. Das genannte Helfer-Syndrom, wäre ja, wenn man anderen Hilft, sich selbst aber schadet. Das kann ja nicht das Ziel sein. Wenn ich helfen kann, dann helfe ich. Wenn ich es nicht kann, dann nicht.

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  • Auch ist Mitgefühl nicht gleichzusetzen mit Helfen. Wenn jemand ertrinkt, habe ich Mitgefühl - helfen kann ich aber nicht, da ich nicht wirklich schwimmen kann. Es wäre daher töricht ins Wasser zu springen. Das genannte Helfer-Syndrom, wäre ja, wenn man anderen Hilft, sich selbst aber schadet. Das kann ja nicht das Ziel sein. Wenn ich helfen kann, dann helfe ich. Wenn ich es nicht kann, dann nicht.

    Ich glaube, wenn jemand ein Helfersyndrom unterstellt, dann meistens, weil unterstellt wird, dass man hilft, um sich selbst dabei gut zu fühlen, weil man ja einem höheren Ideal folgt, das aussagt, dass man was Besseres ist, wenn man hilft.

  • Ich glaube, wenn jemand ein Helfersyndrom unterstellt, dann meistens, weil unterstellt wird, dass man hilft, um sich selbst dabei gut zu fühlen, weil man ja einem höheren Ideal folgt, das aussagt, dass man was Besseres ist, wenn man hilft.

    Jap. Das sehe ich aber auch als schädlich an. Wenn es um solch ein Verhalten geht, dann ist ja primär die Außenwirkung wichtig. Also ja nicht ob die Hilfe die man bringt wirklich der Person hilft, sondern ob es von anderen als Wertvoll wahrgenommen wird. Damit steht das eigentliche Ziel, die Selbsterhöhung, über dem Helfen an sich. Dadurch entsteht eventuell bei der hilfsbedürftigen Person weiterer Schaden (z.B. Vertrauensverlust) und man schadet sich selbst, weil man immer mehr will und immer mehr Angst vor dem Verlust des Ansehens bekommt.

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  • Auch ist Mitgefühl nicht gleichzusetzen mit Helfen. Wenn jemand ertrinkt, habe ich Mitgefühl - helfen kann ich aber nicht, da ich nicht wirklich schwimmen kann. Es wäre daher töricht ins Wasser zu springen. Das genannte Helfer-Syndrom, wäre ja, wenn man anderen Hilft, sich selbst aber schadet. Das kann ja nicht das Ziel sein. Wenn ich helfen kann, dann helfe ich. Wenn ich es nicht kann, dann nicht.

    Ich glaube, wenn jemand ein Helfersyndrom unterstellt, dann meistens, weil unterstellt wird, dass man hilft, um sich selbst dabei gut zu fühlen, weil man ja einem höheren Ideal folgt, das aussagt, dass man was Besseres ist, wenn man hilft.

    Das geht doch in Ordnung wenn es im Inneren bleiben würde und nicht hinausposaunt werden würde. Meine Erfahrung mit meinem Helfersyndrom sind die das, wenn ich nach außen hin stolz darauf bin geholfen zu haben bin ich auch für die Folgen dieser Angeberei verantwortlich. Das hat zwei Seiten von Karma gezeigt. 1. Die des mir folgen wollen, bei mir zu sein. 2. die Feindschaft derer denen die Bewunderung derer die mir folgen wollten als Hörig und mich als Machtgierig sahen.

    Ich helfe und gehe, Hauptsache ich fühl mich wohl. Ich fühl mich Wohl, es geht mich nichts an ob es dem "Geholfenen" wohl geht, dafür muss er selber sorgen.

  • Damit steht das eigentliche Ziel, die Selbsterhöhung, über dem Helfen an sich. Dadurch entsteht eventuell bei der hilfsbedürftigen Person weiterer Schaden (z.B. Vertrauensverlust) und man schadet sich selbst, weil man immer mehr will und immer mehr Angst vor dem Verlust des Ansehens bekommt.

    Ich weiß gar nicht, ob es immer um Selbsterhöhung geht (das ist aber sicher ein klarer Hinweis), aber auf jeden Fall um Anhaftung.


    Liebe Grüße,

    Aravind.

  • Kann natürlich auch sein, dass die Zen-Meister das einfach unter sowas wie 'Soheit', 'Weisheit' oder 'Gewahrsein' mit abgehandelt verstehen, weils einfach ein natürlicher Nebeneffekt davon ist. Dafür scheints mir aber dann doch ein zu wichtiger Aspekt zu sein.

    das fang ich langsam an, anders zu sehen. Vielleicht ist es wirklich am besten, kein extra-Fass aufzumachen.

  • Ich glaube, wenn jemand ein Helfersyndrom unterstellt, dann meistens, weil unterstellt wird, dass man hilft, um sich selbst dabei gut zu fühlen, weil man ja einem höheren Ideal folgt, das aussagt, dass man was Besseres ist, wenn man hilft.

    Lieber Bosal Niemand!

    Es gibt von allem ein Zuviel. Helfersyndrom meint ein Zuviel. Vielleicht sogar das zwanghafte Helfen.

    Ein Bodhisattva legt dem anderen keine Verpflichtungen auf.

    Auf bald.

    Dae Kyong

  • Helfersyndrom ist doch hierzulande ein Schimpfwort mit dem unerwünschtes humanes oder soziales oder gesellschaftliches Engagement diffamiert wird. Das konnte man bisher zum Beispiel sehr gut an der Flüchtlingsproblematik verfolgen. Aber auch jedes andere ungewünschte soziale Engagement wird ja inzwischen mit dieser Beschimpfung diffamiert. Es wird das Helfen diffamiert, das nicht gefällt, weil es nicht sein darf. Jemandem, der / die uneigennützig hilft, geht es doch nicht um äußere Anerkennung von anderen, doch nicht darum, gut darstehen zu wollen,, sondern um die leidenden Menschen, die Hilfe und Unterstützung benötigen.


    Gruß Helmut

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Lieber Bosal Helmut!


    "Helfersyndrom" als Schimpfwort? Das können wir hier nicht klären. Das muß man im Einzelfall entscheiden. Sicher gibt es Personen, die Hilfe für die Neubürger seit 2015 ablehnen. Das war bei ihnen aber auch 1989 schon so und als die Spätaussiedler kamen, gab es die gleichen Schimpftiraden.

    Es werden Prügelknaben benötigt. Der Wandel geht manchem zu schnell. Eine bunte Community wie in London und Paris so gar nicht ihr Ziel. Damit muß mam leben. Das ist so alt wie der Mensch.


    Auf bald.

    Dae Kyong

  • Ist schon erstaunlich, wie "Helfer" oder "Gutmenschen" zu alles andere als schmeichelhaften Bezeichnungen verkommen sind. Wobei die, die gerne abwertend von "Helfersyndrom" und/oder "Gutmenschentum" schwadronieren, das durchaus ernst meinen, dass so Leute einen kräftigen Hau weghaben. Leute, die uneigennützig etwas für Andere tun - wie krank ist das denn? Das passt in die neoliberalen Frischauf-jeder-seines-Glückes-Schmied-Zeiten (was auf 'Jeder für sich und Gott gegen Alle' hinausläuft) nun wirklich nicht mehr.


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    OM MONEY PAYME HUNG

  • Da gilt es zwischen der eigentlichen Wortbedeutung und der gesellschaftlichen / kulturellen Nutzung zu unterscheiden.


    Auch kommen wir gerade wohl immer weiter vom eigentlichen Thema ab.

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  • Es ist nichts verkommen, das Helfen, die Empathie und die Achtsamkeit sind nach wie vor ein hohes menschliche Gut und es wird von den meisten Menschen auf dieser Welt gewürdigt, manchmal etwas ungeschickt oder nur gut gemeint und schlecht umgesetzt aber stets positiv für das Leben.

    Jedoch gibt es Menschen die an etwas Leiden, sie empfinden negative Gefühle und das ist für das Leben destruktiv. So gibt es Menschen die am Helfersyndrom leiden. das ist für die Anderen gefährlich denn sie sind nicht nur süchtig nach helfen müssen, sie sorgen, wenn niemand weiter da ist für Menschen die Hilfe brauchen indem sie ihnen die Luft abdrehen bzw. so weit schwächen und Leiden einreden, bis sie sich geschlagen geben und die Zuwendung annehmen. Somit erschaffen Menschen mit Helfersyndrom Krankheiten die es ohne sie nicht gäbe und das gehört mit Recht kritisiert denn das bedroht das natürliche Leben. Das Thema Helfersyndrom wird immer wieder groß angeprangert, hier jetzt auch gerade aber realistisch gesehen ist von diesem Leid nur eine kleine Gruppe von Menschen betroffen. Das gefährliche ist, man ist betroffen und geschwächt, erwartet Hilfe zur Stärkung und erlebt dann von jemanden mit Helfersyndrom, wie man erst richtig ausgesaugt wird. Helfen kann man nur wenn man etwas hat, was man abgeben kann, wie oben schon gesagt, einem Ertrinkenden kann man nur helfen wenn man besser schwimmen kann als er. Wenn man aber erst jemanden ins Wasser schubst um ihn retten zu können ist es Helfersyndrom und man erhebt sich auf ganz hinterhältige Tour über die Anderen. Im Zen hilft man indem man sagt, wir haben im Zen nichts was Dir helfen könnte. Daraufhin werden die Selbstheilungskräfte aktiv oder auch nicht.

  • Meiner Meinung nach ist es sehr einfach: Sieh was die Situation erfordert und handle danach. Und wie wir in der Demenzbetreuerausbildung immer wieder gesagt bekommen haben: Soviel wie nötig, so wenig wie möglich. Und man soll einfach kein großes Ding draus machen. Ist es ja auch nicht.
    Das ist für mich auch der Knackpunkt bei Mitgefühl: Mach kein großes Ding daraus. Es ist ja nix besonderes.

  • Geschätzter sati-zen - falls Deine Äußerung (auch) auf mich Bezug nahm, haben wir wohl aneinander vorbei geschrieben. Ich kann Dir durchaus zustimmen, möchte jedoch in Erinnerung bringen, dass ich von Uneigennützigkeit geschrieben hatte. Das ist genau der Punkt, wo eine Grenzscheide zwischen Helfern und "Helfern" liegt. Die zweite, mit Anführungszeichen markierte Gruppe ist die, an die Deine - berechtigte - Kritik sich richtet. Um Leute, die Hilfe zwar als Selbsthilfe verstehen, aber dabei aufgrund ihres Selbst-Begriffs (dieser und das damit erfahrene Ich mag nun defizitär oder hypertroph sein) keine Balance halten. Dann wird's - in beiden Richtungen - pathologisch (d.h. leiderzeugend). Und in solchem Kontext mag man auch bestimmte Symptome als 'Helfersyndrom' diagnostizieren, um eine geeignete Therapie vorschlagen zu können. Okay, aber ich will da diese Namenswahl bemängeln insofern diese Bezeichnung dem eigentlichen, altruistischen Begriffsinhalt von 'Helfer' nicht wirklich gerecht wird. Gibt da auch im 10. Kapitel des Lukasevangeliums eine nette Parallelstelle dazu. Aber ich räume ein, dass das (und anderes) Geschmackssache ist.


    Kannon (um die es in diesem Thread ja geht) siehst Du dort:

    Zitat

    So viel Wesen es in dieser Welt des Daseins gibt, zusammengefasst unter dem Begriff der Wesen - sie seien aus einem Ei geboren oder aus dem Mutterleib, aus Feuchtigkeit entstanden oder durch Verwandlung - geformt oder ohne Form, denkend oder nicht denkend, oder weder denkend noch nicht-denkend; soweit Welten von Dasein bekannt sind, alle diese müssen von mir in der vollkommenen Welt der Auslöschung erlöst werden. Und dennoch, wenn so unermesslich viele Wesen erlöst wurden, wurde doch kein einziges Wesen erlöst. Und warum? Wenn, o Subhuti, ein Bodhisattva dem Gedanken eines Wesens anhinge, könnte er nicht Bodhisattva genannt werden. Und warum? Weil, o Subhuti, niemand ein Bodhisattva genannt werden sollte, für den der Gedanke eines Wesens, der Gedanke des Lebens oder der Gedanke einer Person existiert.

    (Vajracchedikāprajñāpāramitāsūtra)



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    OM MONEY PAYME HUNG

  • Ich las heute einen interessanten Artikel mit dem Titel "Mut zur Wunde" von Dr. Andreas Weber in der neuen Ausgabe der evolve.

    Hier ein kleiner Auszug:

    Dr. Andreas Weber:

    ...Toxische Scham löst sich selten in heilenden Tränen. Sie will sich verbergen und muss dafür leugnen. Je schlimmer es weh tut, desto stärker wird die Verleugnung, desto größer die Brutalität. Wer toxische Scham empfindet, dass er zur Menschlichkeit nicht in der Lage war, tendiert dazu, anderen ihre zu entreißen. ...

    der Artikel bezog sich zwar auf das Leugnen des Klimawandels, aber ich denke das könnte man auch auf Leute ummünzen, die leichtfertig Helfersyndrome oder Gutmenschentum attestieren.

    Die toxische Scham fand ich jedenfalls sehr einleuchtend und nachvollziehbar.

  • Wovon redest du eigentlich?

    Ich kenn sowas gar nicht. Aber ist irgendwie dein Thema seit gefühlt 3 Jahren.

    Lieber Bosal Aka Onyx 9!

    Ein Mitfühlender distanziert sich nicht von Sati-Zen. Eines schönen Tages kennt einer Deine Setzung von Satzzeichen nicht und weigert sich deshalb Dir ein Ohr zu schenken.

    Ein Beispiel, an das ich immer wieder denken muß, wenn ich solche Kaltherzigkeiten lese: In einem Späti am Bahnhof Schönhauser Allee war eine alte Frau. Sie hatte sich wohl aus der Senoirenresidenz verdrückt und irrte durch die Stadt. Sie hatte sich eingemacht und stand nun in jenem Späti. Als sie die Kassiererin etwas fragte, bekam sie Auskunft und im Anschluß rünfte die junge Frau die Nase. In diesem Augenblick schoß es mir in den Kopf: "Liebes Fräulein, genau Du stehst eines Tages mit voller Hose im Spätverkauf und man zieht wegen Dir ein Gesicht."

    Vielleicht ist Deine Übung Mitgefühl.

    Auf bald.

    Dae Kyong

  • Segel streichen für einen der nicht hart am Wind segeln möchte ist ein kluger Zug, dann geht es mit Motor weiter, eine sichere

    und relativ geborgene Sache mit der Kraft der Energie. Nur wenn der Motor ausfällt sieht es schlecht aus, dann geht nur noch

    'hilfe' rufen oder schwimmen. Warten bis das Ende da ist, ist wohl keine so gute Option.

    Ich versuchte schon in der Schule die Mitschüler zur Eigenständigkeit zu bewegen und nicht dem Lehrer nach dem Mund zu reden,

    bei einigen bin ich auf heftige Anfeindung gestoßen, genau wie heute, für mich ein positives Zeichen getroffen zu haben.

    Mir geht es auch im Buddhismus nicht darum mich beliebt zu machen, bin mit Eigenliebe gut versorgt, sondern für Buddhas Lehre,

    von der ich überzeugt bin, einzutreten und das geht manchmal nicht ohne auf den Schlips zu treten.

    Ich bin überzeugt, dass in der westlichen Welt die meiste Hilfe ein faules Ei ist und das meiste Mitgefühl geheuchelt.

    Die wenigen würdevollen Momente herauszufinden und zu erleben ist eine Kunst, eine Aufgabe im Zen Buddhismus, eine Leerheit.