Buddhismus und Homosexualität und Transsexualität

  • Wie geht der Buddhismus mit Homosexualität und Transsexualität um?


    Ich meine die Antwort mag einfach sein, es ist eine Begierde wie bei allen anderen Dingen auch, egal ob Mann Frau begeht oder Mann Mann begehret.


    Ich würde lieber wissen, was die buddhistische Erklärung ist woher sowas kommt?


    Ich sah mal eine Doku über ein Transgender in Thailand, welche ins buddhistische Kloster ging, aber ab 15 verstand, dass sie eine Frau ist.


    Der Abt wollte das sie weiter im Kloster bleibt.


    Was mich interessiert, die landläufige Meinung in Thailand die wohl auch von manchen Mönchen geteilt wird, dass Transsexualität daher kommt, weil man im alten Leben seinen Partner betrogen hätte.


    Der Abt in der Doku sagte, dass es nicht so sei, aber sagte nicht woher das kommt.

  • Homo- oder Transsexualität sind genetisch angelegt.


    Vorstellungen, dass geschlechtliche Orientierung oder Identität irgendwie mit „schlechtem Karma“ zusammenhinge, sind unbedingt abzulehnen. Hierbei werden geschlechtliche Identität und/oder sexuelle Orientierung, die nicht der zweigeschlechtlichen und/oder heterosexuellen Norm entsprechen, herabgesetzt.

    "Es gibt nur eine falsche Sicht: Der Glaube, meine Sicht ist die einzig richtige."

    Nagarjuna

  • DEN Buddhismus gibt es ja nicht, insofern gibt es darauf sicher keine allgemein gültige Antwort.


    Aber ehrlich gesagt verstehe ich auch die Frage nicht. Es gibt Homosexuelle, Transsexuelle, Asexuelle, etc., so wie es auch Blondhaarige, Braunhaarige, Schwarzhaarige etc. gibt. Da beschäftigt sich ja im "Buddhismus" auch niemand damit, wieso es solche Unterschiede gibt.

    Es sind einfach Spielarten des Seins und gut ist.

  • Aber ehrlich gesagt verstehe ich auch die Frage nicht. Es gibt Homosexuelle, Transsexuelle, Asexuelle, etc., so wie es auch Blondhaarige, Braunhaarige, Schwarzhaarige etc. gibt. Da beschäftigt sich ja im "Buddhismus" auch niemand damit, wieso es solche Unterschiede gibt.

    Es sind einfach Spielarten des Seins und gut ist.


    Haha ja Du hast recht. Die Buddhisten gehen ja direkt auf die Nicht-Existenz Ebene.


    Aber auf so eine Halb-Nicht-Existenz-Ebene. Wo in den letzten 30 Jahren die Welt komplett verändert hat, wo alles mögliche sich vermischt hat, frage ich mich ob das vermehrte Auftreten dadurch kommt, weil sich soviele Interessen und Wünsche Strömungen, Karma usw. sich vermischt und kollidiert sind, damit auch die Anima und Animus Sache…


    Ich behauptete nie das es was mit schlechtem Karma zutun hat, sondern mehr mit der „Zeit“


    Und ich verurteile nur Menschen die anderen Leid zufügen! Alles andere ist mir egal.

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  • Bevor du weiterer solcher Fragen hast, würde ich gerne sagen, dass es nicht „die eine Antwort“ vom „Buddhismus“ gibt. Es gibt vielleicht einzelne Personen die Empfehlungen aussprechen an die sich dann mehrere orientieren, aber es gibt so viele unterschiedliche Schulen und Menschen, da ist nicht mit einer einheitlichen Meinung zu rechnen. Jeder Mensch hat seine eigene Meinung.


    So gesehen fragst du hier im Forum nie „den Buddhismus“ sondern einzelne Leute mit unterschiedlichen Meinungen.


    Trotzdem hoffe ich, dass sich die meisten Menschen einig sind, dass sowas einem ziemlich egal sein sollte. Und wenn sich einer bunt anmalt, was juckt es mich. Solange dabei keiner zu Schaden kommt. :like:

  • ich wollte nie den Eindruck wecken! Das ich was dagegen hätte, mir ist das vollkommen egal, eher faszinierend wieso warum woher her es kommt, vermehrt in dieser Zeit auf so eine Spirituelle Ebene. Ohne direkt auf die Ebene der Leerheit und Ich-Illusion zugehen.


    Leider werden die Mann-Frau Sachen als urtypische Gegensätze betrachtetet, um es ganz grob einzuordnen.


    Es ist natürlich nicht so einfach, aber vieles vermischt, veränderte sich in kurzerester Zeit, und ich würde es gerne auf diese Karma, Strömungssache verstehen und wie ich sagte es hat nichts mit einem schlechten Karma zutun….

  • Karma heißt Ursache und Wirkung. Das heißt nicht unbedingt das du selbst etwas schlechtes getan hast. Zum Beispiel wenn du gemobbt wirst ist die Frage auf einer tieferen Ebene was war zu erst da warum du an Mobbingfolgen leidest, dass du gemobbt wurdest oder dass du nicht weit genug entwickelt bist. Diesen Punkt sollte man sich vor Augen führen bevor ich weiterschreibe.


    Ich habe mich mit diesem Thema auch einmal auseinandergesetzt und gelesen, dass Homosexuelle oft Selbstwert- und Selbstvertrauensprobleme haben, obwohl viele oft ganz normal im Leben stehen und zum Beispiel Akademiker sind oder andere hochrangige Jobs. Aber da kann man nicht sagen da hat irgendwer schuld. Und diese Probleme könne physisch sein weil zB die Hormone nicht passen oder auch emotional, mental oder spirituell. Zum Beispiel habe ich einmal gelesen, dass in Priesterseminaren oft Homosexuelle zu finden sind weil sie versuchen spirituell damit klar zu kommen. Als kurz Seitennote ein Priester in einer Ortschaft unweit von mir hatte sich einmal als Homosexuell geoutet und musste dadurch seinen Job aufgeben.


    Zum Thema Transsexualität habe ich, im Fernsehen glaube ich war das, gesehen, dass es bald Gehirnscans gibt weil manche Männer weißen Gehirnmuster von Frauen auf und umgekehrt. Das ist aber nicht immer eindeutig manchmal sind Gehirnmuster Mischungen aus männlichen und weiblichen Mustern. Aber wie das mit Karma bzw Ursache und Wirkung zusammenhängt kann ich nicht sagen.


    Ich habe vor kurzem ein Video gesehen von einer Rückführung in eine früheres Leben und interessanterweise war der Klient sowohl im Vorleben als auch im jetzigen Leben schwul. Und er hatte in der Rückführung einen Namen einer Ortschaft in Schottland gesagt die es wirklich gibt aber von der er in diesem Leben noch nie gehört hatte. Genauso wie ein britisches Schiff aus dem ersten Weltkrieg.

  • Habt ihr Glück, misch erst mit, wenn sich hier jemand outet, also aus eigener subjektiver Erfahrung schreibt. Sind mir zu viele „Fachleute“ :lol: .

  • Ich versteh gar nicht warum du uns hier auslachst. :shrug:

    Ich denke, das ist Galgenhumor. Bei all diesen Aussagen auf der Ebene "Warum hat Gott rothaarige Menschen damit gestraft und ohne Seele gemacht, so dass sie in die Hölle kommen?".


    Mit den Posts von Hendrik , lubob und explorer19 ist meiner Meinung nach aus buddhistischer Sicht alles gesagt. Ich schlage vor, den Faden zu schließen.


    Aravind.

  • Ja schon Galgenhumor, aber meiner Ansicht nach hat das nichts mit rechter Rede zu tun und Ellviral könnte es kommentarlos einfach lassen. Ich fühlte mich schon etwas gekränkt.


    Ich würde das aber noch nicht schließen, weil meiner Meinung auch Sexuelle Orientierung Karma unterworfen ist. Ob es gutes oder schlechtes Karma ist und ob man selbst oder andere Ursache hat ist wieder eine andere Frage.

  • Homo- oder Transsexualität sind genetisch angelegt.


    Vorstellungen, dass geschlechtliche Orientierung oder Identität irgendwie mit „schlechtem Karma“ zusammenhinge, sind unbedingt abzulehnen. Hierbei werden geschlechtliche Identität und/oder sexuelle Orientierung, die nicht der zweigeschlechtlichen und/oder heterosexuellen Norm entsprechen, herabgesetzt.


    Nach buddhistischer Vorstellung ist es z.B. eine Auswirkung positiven Karmas, wenn man als Mensch wiedergeboren wird, mehr noch, wenn man als Mensch wiedergeboren wird, der mit dem Dharma in Kontakt kommt, und in friedlichen und wohlhabenden Verhältnissen aufwächst, sich auch damit beschäftigen zu können. Warum sollte dann also ausgerechnet die Tatsache, homosexuell zu sein, aus diesem Ursache-Wirkung-Kontext herausgenommen sein?


    Problematisch wird es doch erst, wenn behauptet wird, es sei auf "schlechtes Karma" zurückzuführen, wenn jemand homosexuell ist, weil damit impliziert wird, es sei etwas Schlechtes oder eine Strafe für vergangene Vergehen. Dabei ist dann aber doch eher die Wertung problematisch. Man kann ja auch problemlos argumentieren, dass es einer positiven karmischen Ursache entspringt, wenn jemand homosexuell ist. Die Vorstellung Homosexualität = Strafe ist das Problem, nicht die Vorstellung Homosexualität = karmische Wirkung.


    Letztlich sind nach buddhistischer Vorstellung alle psychischen und physischen Eigenschaften karmische Wirkungen, und somit Grunddispositionen, auf Basis derer sich das Leben abspielt, mit unzähligen Entscheidungen, die heilsam oder unheilsam sein können. Eigentlich erübrigt sich so die Frage ohnehin, ob eine Eigenschaft die Wirkung positiven oder negativen Karmas bedeutet, weil jede Eigenschaft Basis für Befreiung oder weitere Verstrickung in Samsara sein kann – je nachdem, welchen Weg man einschlägt.


    Man kann ja Karma als Konzept ablehnen. Aber bestimmte Ursachen und Wirkungen aus dieser Vorstellungswelt auszunehmen und andere nicht, indem man sagt: das hier sind die Gene, das andere ist Karma, macht für mich keinen Sinn.

    Das ist denn doch nur der Abendwind, der heute mit ordentlich verständlichen Worten flüstert.


  • Habt ihr Glück, misch erst mit, wenn sich hier jemand outet,, also aus eigener subjektiver Erfahrung schreibt. Sind mir zu viele „Fachleute“

    wenn sich hier jemand outet,


    Das hast du offensichtlich nicht gelesen. Wenn sich hier keiner outet, also als nicht Heterosexuell, erkennbar ist, mach ich hier nicht mit.


    Meine sexuelle Orientierung habe ich erst in der Diskussion in Buddhaland wirklich erkennen und annehmen können. Da habe ich keinen Drang nach noch mal die „Fachleute“ hören, die nur ihr hetero sein dokumentieren.

    weil meiner Meinung auch Sexuelle Orientierung Karma unterworfen ist.

    Dazu muss ich erst mal dein deutsches Wort für Karma verstehen.

  • Ich würde lieber wissen, was die buddhistische Erklärung ist woher sowas kommt?

    Während es im Christentum sehr stark den Unterschied zwischen guter (gottgewollter) und nicht-gottgewollter Sexualität gibt, gibt es diese Differenz im Buddhismus nicht. Alle Sexualität wird erstmal als potenzielle Quelle von Anhaftung gesehen.


    Auch in anderen Bereichen haben die Menschen ja alle möglichen Vorlieben und Prägungen - manche mögen bunte Kleidung andere dunkle. Manche lieben Broccoli andere hassen ihn - ohne dass da jemand nach einer Erklärung sucht.


    Die Menschen sind eben verschieden. Und selbst ein Verweis auf vorherige Leben würde dem nichts wertvolles hinzufügen.


    Oder würde es dir ein tiefes Gefühl der Erleichterung verschaffen, dass du heute keinen Broccoli magst, weil du im letzten Leben an einem erstickt bist? Oder dass jemand schwul ist, weil er irgendwann eine Frau war? Das wäre doch alles recht beliebig und auch billig.


    Es gibt den Begriff der just-so Story - die dann eine lustige Geschichte erzählen - wie der Leopard an seine Flecken kam. Warum der Hase lange Ohren hat. Sie kommen aus dem Bedürfnis, dass man irgendeinen Grund haben möchte.

  • Geschlecht wird durch Biologie bestimmt.

    Alle Brut pflegenden Tiere nutzen Geschlecht zur Fortpflanzung.

    Sich als Individuum bewusste Tiere benutzen Geschlechtlichkeit auch zum Zweck der Entspannung und Freude, wenn auch nur wenige Tiere: zur Hierarchie Festlegung.


    Das was der glaubende Mensch daraus macht, ist von seiner Natur her nicht vorgesehen.

    Fundamentalistisch orientierte Menschen verwechseln oder mischen Geschlechtlichkeit und Sexualität, für diese Menschen ist es abartig, wenn sexuell gleichgeschlechtlich orientierte Mensch den Wunsch nach eigenen Kindern haben. Kinder bekommen ist ein geschlechtliches Grundbedürfnis, das nichts mit Sexualität zu tun hat.


    Einen Menschen, der über andere Sexualitäten reden möchte, muss man fragen: Was ist dein Grund: Geschlecht oder Sexualität?

    Allein diese Frage wird dem Fundamentalisten schon mal vollkommen unverständlich sein, es ist ihm nicht bewusst das da überhaupt ein Unterschied ist.


    Ein unüberwindbares evolutionäres Bedürfnis beim sexuellen Wesen ist die direkte körperliche Nähe eines Wesens. Dem Körper ist es vollkommen egal, welches Geschlecht dieses Wesen hat, auch ist es ihm egal, welche sexuellen Handlungen durchgeführt werden.


    Die meisten Menschen sind sich nicht bewusst, dass ihre Haustiere, die direkt mit ihnen leben, dieses Bedürfnis nach einem Wesen in direktem Kontakt befriedigen. Kaum ein Mensch kommt auf die Idee, dass das Sex ist. Auch Fundamentalisten nicht. Die lieben ihre Haustiere und verachten Menschen, die nur Nähe praktizieren.


    Mein Mann und Ich haben genau das gelebt, endlich ein Mensch, mit dem ich Nähe haben kann und das die letzten 6 Jahre ohne Bedürfnisse nach sexuellen Tätigkeiten. Aber das Wissen lange zusammenlebende Paare schon, nur die glauben nicht, dass das normal ist. Fremdgehen erscheint nur dann, wenn sich ein Partner der direkten Nähe verweigert. Eine gute Ehe hat also nichts mit Liebe zu tun, sondern mit dem Beisammensein zweier Körper. Das ist die schlimmst Katastrophe, wenn ein Partner stirbt, diese unfassbare Einsamkeit.


    Warum sind alle Religionen in ihren mönchischen Kreisen so Sexualität feindlich?

    Seht euch Menschen in Heimen usw. an, die mit nicht Körperkontakt der Zuneigung, Mit-fühlen als echte Nähe leben MÜSSEN. Auch nicht durch Haustiere.

    Da kommt es zu geistiger „Umnachtung“ und solche Menschen sind viel besser als Vieh zu halten. Oder was glaubt ihr, was Menschen im Kloster anderes sind als Vieh im Stall immer unter Kontrolle der Obrigkeit, die wunderbar davon profitieren können, ohne auf Bedürfnisse des Viehes zu achten, außer dem der Obrigkeit auf strikten körperlichen Trennung.


    Bei „Religionsgemeinschaften“ kommt als Belohnung das Paradies, das Nirvana usw. , natürlich erst nach dem Sterben.

    In z. B. Seniorenresidenzen ist das Ziel so schnell wie möglich Plätze freizumachen oder sinnlos weiter am Leben halten. Wie in einem Bauernhof, auf dem Tiere nur, als Fleischware gehalten wird.

    Nicht Samsara ist leidvoll, sondern das wie der Mensch Samsara erschafft.

    Und Buddha nehme ich da nicht raus. Ein Nähe Verweigerer, der andere ins Unheil schickt, weil er es nicht mehr benötigte. Ich brauche es auch nicht, doch habe ich dadurch das Recht es als Heiliges Leben zu verkaufen? Für die meisten Menschen ist, dass die Hölle, was die Religionen als Heilig verkaufen. Was tut man nicht alles um Leidfrei zu werden, einschließlich der Illusion ins Nirvana zu gelangen, wenn man sich nur vollkommen zu Vieh macht.


    Buddha: Nehme Zuflucht zuerst zu euch selbst!

    5 Mal editiert, zuletzt von Noreply ()

  • Nach buddhistischer Vorstellung

    Erster Denkfehler, lieber Thorsten Hallscheidt . Es gibt DIE buddhistische Vorstellung nicht.


    ist es z.B. eine Auswirkung positiven Karmas, wenn man als Mensch wiedergeboren wird, mehr noch, wenn man als Mensch wiedergeboren wird,

    Es gibt hier zwei Hauptdenkrichtungen in den alten Texten. 1. Ich bin wie ich bin oder ich lebe in den Umständen, in denen ich lebe, weil ich in der Vergangenheit in bestimmter Weise gehandelt habe. 2. Das Wirken von Karma in allen Details ist nur von einem Buddha durchschaubar und kann nicht von einem sonstigen vollkommen Erlösten begriffen werden.


    Die Problematik der ersten Denke, man sei für das, was man ist (homo- oder heterosexuell, groß, klein, dunkelhaarig, ein Bein zu kurz) und für die Umstände in denen man lebt (hungernd in der Sahelzone, champagnerschlürfend in Monaco) selbstverantwortlich, ist, dass es a) gesellschaftliche Ungerechtigkeiten und Rassismus fördern kann und Änderungen ungerechter Verhältnisse verhindert und b) kann es zum psychologischen Problem werde. Zufällige Variationen werden mit Schuld aufgeladen. "Du hast schlimmen Liebeskummer, bist kleinwüchsig, hast Krebs, dein Kind ist gestorben? Selbst schuld. Da möchte ich nicht wissen, was du in deinem letzten Leben verbrochen hast!"


    Diese Art des Karmaverständnisses ist deshalb aus meiner Sicht strikt abzulehnen!

    "Es gibt nur eine falsche Sicht: Der Glaube, meine Sicht ist die einzig richtige."

    Nagarjuna

  • Nach buddhistischer Vorstellung ist es z.B. eine Auswirkung positiven Karmas, wenn man als Mensch wiedergeboren wird, mehr noch, wenn man als Mensch wiedergeboren wird, der mit dem Dharma in Kontakt kommt, und in friedlichen und wohlhabenden Verhältnissen aufwächst, sich auch damit beschäftigen zu können.


    Es gibt solche Vorstellungen, aber es sind nur Vorstellungen. Und nicht besonders überzeugende.
    Warum sollte man sie noch ausschmücken?

  • Diese Art des Karmaverständnisses ist deshalb strikt abzulehnen!

    Naja, also man kann sie natürlich aus einer Haltung heraus ablehnen, die sich aus unseren gegenwärtigen Werturteilen speist. Diese Argumentation wird aber von den "Traditionalisten" zu Recht zurückgewiesen.
    Vielmehr sind solche Karmatheorien abzulehnen, weil sie dem Anatta-Prinzip widersprechen.

  • Diese Art des Karmaverständnisses ist deshalb strikt abzulehnen!

    Naja, also man kann sie natürlich aus einer Haltung heraus ablehnen, die sich aus unseren gegenwärtigen Werturteilen speist. Diese Argumentation wird aber von den "Traditionalisten" zu Recht zurückgewiesen.
    Vielmehr sind solche Karmatheorien abzulehnen, weil sie dem Anatta-Prinzip widersprechen.


    Auch ein Argument. Auf das aber Traditionalisten aber wol antworten würden: Die Kamainformation ist im unpersönlichen Bewustseinsstrom verankert. Damit ist dem Anatta-Prinzip genüge getan.

    "Es gibt nur eine falsche Sicht: Der Glaube, meine Sicht ist die einzig richtige."

    Nagarjuna

  • Es gibt DIE buddhistische Vorstellung nicht.

    Nun gut. Dieses Argument kann letztlich jede Diskussion beenden. Mit buddhistischer Vorstellung meine ich Vorstellungen, die auf die Lehre des Buddha zurückgehen, wie sie z.B. im Palikanon tradiert werden. Jetzt kannst Du natürlich weiter argumentieren, die Schriften des Palikanon müsse man in ihrem historischen Kontext betrachten, etc.. Ja klar, das ist so. Aber ich denke, diese Diskussion führt weit von der Fragestellung dieses Threads weg.


    Klar gibt es diese folkloristische Quid-Pro-Quo-Vorstellung von Karma: Du warst böse, jetzt bekommst Du eine Strafe. Die Vorstellung hält ja der Wirklichkeitsauffassung der buddhistischen Lehre selbst nicht stand. Welche Person soll wiedergeboren (und bestraft) werden, wenn die Person auf der Basis von vergänglichen Ursachen und Umständen entsteht?


    Gegeben, man hält das Konzept von Karma (in der von Dir genannten zweiten Lesart) für eine valide Beschreibungsmöglichkeit von Wirklichkeit (und das tue ich), so kann das einen guten Blick auf den Zusammenhang von persönlichem Tun und dessen Auswirkungen ermöglichen, ohne in Rassismus, Homophobie oder Schadenfreude zu münden.

    Die Problematik der ersten Denke, man sei für das, was man ist (homo- oder heterosexuell, groß, klein, dunkelhaarig, ein Bein zu kurz) und für die Umstände in denen man lebt (hungernd in der Sahelzone, champagnerschlürfend in Monaco) selbstverantwortlich, ist, dass es a) gesellschaftliche Ungerechtigkeiten und Rassismus fördern kann und Änderungen ungerechter Verhältnisse verhindert und b) kann es zum psychologischen Problem werde. Zufällige Variationen werden mit Schuld aufgeladen. "Du hast schlimmen Liebeskummer, bist kleinwüchsig, hast Krebs, dein Kind ist gestorben? Selbst schuld. Da möchte ich nicht wissen, was du in deinem letzten Leben verbrochen hast!"

    Ja, diese Art des Denkens ist problematisch, vor allem, wenn einer Wirkung unmittelbare persönliche Verantwortung zugewiesen wird. Schlimmer noch, wenn der Begriff "Schuld" auftaucht.


    Eine karmische Verantwortung oder Schuld für Krankheiten oder Lebensbedingungen, in die ich hineingeboren werde, gibt es auch erst dann, wenn man der Auffassung ist, dass eine Person von Leben zu Leben wiedergeboren wird. Und das ist der buddhistischen Kernlehre zufolge nicht der Fall, weil es diesen festen, inhärenten Kern, der als Person den Tod übersteht, schlicht nicht gibt.


    Aber natürlich ist es so, dass bestimmte Entscheidungen und Handlungen zu bestimmten Ergebnissen führen, und dass sich Handlungen von Milliarden Einzelindividuen manchmal über Generationen hinweg auswirken können. Auch ist es so, das eine meiner jetzigen Handlungen einen unabsehbar komplexen Ursache-Wirkung-Zusammenhang auslöst und ihrerseits aber auch das Ergebnis eines solchen Zusammenhangs ist.


    Und auch in der Naturwissenschaft ändert sich allmählich das Verständnis von persönlichem Verhalten, Lebensumständen und Vererbung. Hier ein Beispiel:

    Zitat

    Eine Vielzahl epigenetischer Veränderungen im Belohnungszentrum des Gehirns, die durch den Konsum von Rauschdrogen verursacht werden, ist bekannt. Auch die Vererbbarkeit mancher dieser Veränderungen konnte nachgewiesen werden. Die gezielte Beeinflussung der suchtfördernden epigenetischen Einstellungen wurde in vorklinischen Studien in Tiermodellen zwar schon erreicht, erwies sich jedoch als so kompliziert, dass Anwendungen in der Suchttherapie beim Menschen in naher Zukunft noch nicht absehbar waren.[18]

    Konsumiert die Mutter oder der Vater vor der Zeugung oder die Mutter während der Schwangerschaft Cannabis, so führt das beim Neugeborenen zu epigenetischen Veränderungen, die dafür bekannt sind, mit erhöhter Anfälligkeit für psychiatrische Störungen wie Autismus, ADHS, Schizophrenie oder Suchtverhalten in einem ursächlichen Zusammenhang zu stehen.


    Quelle

    Karma wird dann zu einem problematischen Begriff, wenn man die Annahme eines festen Persönlichkeitskerns hinzuaddiert. Ohne diese Vorstellung beschreibt Karma einfach das grundsätzliche Kausalgefüge der Wirklichkeit, wovon "die Person" und ihre Vorstellungen ebenso Wirkungen wie Ursachen sind wie Wellenbewegungen im Meer oder das Fallen der Blätter im Herbst.

    Das ist denn doch nur der Abendwind, der heute mit ordentlich verständlichen Worten flüstert.

    Einmal editiert, zuletzt von Thorsten Hallscheidt ()

  • Die Kamainformation ist im unpersönlichen Bewustseinsstrom verankert. Damit ist dem Anatta-Prinzip genüge getan.

    Das müssen die erst einmal zeigen. Bislang ist das nur ne Behauptung.

  • Mit buddhistischer Vorstellung meine ich Vorstellungen, die auf die Lehre des Buddha zurückgehen, wie sie z.B. im Palikanon tradiert werden.

    Offensichtlich wird da auch etwas tradiert, das sich widerspricht.
    Das kann man doch nicht einfach ignorieren, weils grad nicht passt.

  • Offensichtlich wird da auch etwas tradiert, das sich widerspricht.
    Das kann man doch nicht einfach ignorieren, weils grad nicht passt.

    Ich denke, es handelt sich bei dem Verständnis von Karma um einen kulturellen Prozess, der im Verlauf der Entwicklung der buddhistischen Philosophie von der plumpen (und unglaubwürdigen) Auge-um-Auge-Logik zu einer immer subtileren und differenzierteren Wirklichkeitsbeschreibung wurde. Im Palikanon und auch in späteren Schriften des Mahayana werden dazu unterschiedliche Konzepte vorgestellt. Jeder mag selbst entscheiden, welches dieser Konzepte ihm oder ihr plausibel erscheint. Plausibel jedenfalls werden diese Konzepte nicht, weil sie in irgendwelchen heiligen Schriften stehen, sondern nur, weil sie möglicherweise etwas zum Verständnis der unmittelbaren eigenen Lebenswirklichkeit beitragen können. So war für mich die Vorstellung, dass es sich bei den Gedanken, die ich aus Gewohnheit als "meine" Gedanken bezeichnete, (ebenso wie bei der Bewegung einer Wasseroberfläche im Wind) um die Ergebnisse von Ursache-Wirkung-Verbindungen handelt, die nicht meine sind, nicht mir gehören und die ich nicht bin.

    Das ist denn doch nur der Abendwind, der heute mit ordentlich verständlichen Worten flüstert.

  • Wunderbar, das böse Gleis verlassen. Wirklich gut gemacht! :like: