Ich mag Menschen nicht / Der Weg zu Mitgefühl

  • Was ist eigentlich Mensch? Was bringt mich auf Abstand zu Menschen?

    Ich sage es so: das eigene ich sein als Mensch, bringt mich auf Abstand zu anderen Menschen.

    Weil ich mir ein, mein Menschenbild von mir schaffe, bringt mich automatisch auf Abstand.

    Warum ist das so? Das mich identifizieren mit Geistesgut macht mich zu einem Familienmensch, das ist Mensch sein, das ist auch Mensch sein, dass ich erkenne, dass es andere Familien gibt, die ungefähr wie ich leben.

    Wenn ich mich aber fest identifiziere, mit Stamm, Volk, Nation, Religionszugehörigkeit, dann falle ich auf ein sein herein, das mich von meiner Familie trennt, von der Menschheit, denn all das, was nicht Menschheit ist, ist Geist-geschaffenes Gefangensein in Verblendung.


    Was ist die Verblendung?

    Stamm, Volk, Nation, Religionszugehörigkeit ist das Abgeben von Selbstverantwortung für mein andere nicht zu mögen. Warum das denn? Weil ich meine Ruhe vor Menschen haben will, die meiner Meinung nach nicht zu meiner Identifikation passen, lasse ich zu das Menschen anderer Identifikationen abgewehrt, eingesperrt, gemordet werden. Ich hab damit nichts zu tun, denn ich bin ja nur ein Mensch und die anderen, die abwehren, einsperren, morden, da halte ich mich raus.


    Geht bei @Tim99 offen bar nicht. Da werden Bösewichter offengelegt und was muss er hier hören? Halt dich da raus, du bist doch nur ein Mensch.

    Ich frage mich nicht mehr, wie es zum größten Mordgeschehen der Geschichte kommen konnte: Halt dich da raus, du bist doch kein Sozialist, Kommunist, Jude, du bist doch ein Christ.

    Heute heißt es bei zu vielen, Kritische Masse, die AfD wird das schon machen.

  • GKH

    Es ist schwer sich darüber zu freuen, weil die Vorwürfe sind meiner Ansicht nach richtig.


    Was jedoch nicht heißt, dass diejenigen, die das überprüfen so sehen.

  • Qualia

    Deine Texte sind oft ein wenig schwierig für mich, was hoffentlich heißt, dass ich dumm bin, aber aber daher tue ich mir auch mit dem Antworten manchmal schwer, weil ich die Botschaft nicht immer richtig verstehe, was für dich seltsam klingen mag, aber nicht böse gemeint ist.


    Aber um auf deine Grundaussage im letzten Beitrag zu kommen. Ja, du hast Recht, viele schreckliche Dinge, die passieren und passiert sind, sind deshalb so gekommen, weil Niemand sich dagegen aufgelehnt hat oder viel zu Wenige.


    Wenn ich das ausspreche, was ich weiß oder denke, dann würde ich alles verlieren, meine Arbeit, meine Existenz, vermutlich würde man noch versuchen mir auf alle mögliche andere Art zu schaden, dass plötzlich ich der Böse bin.


    Und eines sage ich dir auch, ich war immer jemand, der den Mund aufgemacht hat und das in aller Deutlichkeit, aber es hat mir nur geschadet, weil ich habe den wirklich Mächtigen in meinem Bereich Sachen gesagt, die sie gar nicht hören wollten, weil sie wussten sie stimmen.


    Und rein auf die Gesellschaft bezogen, ich kann dir schon sagen, warum ich isoliert bin, weil die Meisten keine Zeit haben, obwohl jeder Zeit hat und vor allem weil die Leute über die vielen Dinge die falsch laufen einfach nicht reden wollen - genau was du gesagt hast. Und warum nicht, entweder fehlt der Intellekt bzw. das Interesse oder sie haben Angst.


    Das was vor 85 Jahren passiert ist, wäre nicht passiert, wenn es vielleicht mehr Wissende gegeben hätte die aufgestanden wären, die sind aber nicht aufgestanden Großteils sondern haben sich in Sicherheit begeben.

  • Du verstehst mich schon sehr gut. Auch ich bin einer, der vor keiner Nessel ausgewichen ist, ich hab mich reingesetzt. Es ging mir um mein Gewissen, meine Vorwürfe, die ich mir machen würde, wenn ich nichts tut. Glaub nicht, dass ich erfolgreicher war als du.


    Beim Universum bin ich mir sicher, dass es nicht unendlich ist,

    bei der menschlichen Dummheit nicht. Zitat

  • Zitat

    Deine Texte sind oft ein wenig schwierig für mich, was hoffentlich heißt, dass ich dumm bin, aber aber daher tue ich mir auch mit dem Antworten manchmal schwer, weil ich die Botschaft nicht immer richtig verstehe, was für dich seltsam klingen mag, aber nicht böse gemeint ist.

    Puh, wie habe ich denn diesen Satz geschafft. Richtig wäre gewesen - ... was hoffentlich heißt, dass ich NICHT dumm bin, und dann nicht zweimal aber aber. Unglaublich, jetzt muss ich schon so kurze Texte durchlesen, ich verblöde zunehmend - sorry an alle!


    Ich sehe irgendwie, wie chancenlos ich bin gegen ein System anzulaufen, wobei vermutlich wäre es bei jedem anderen einzelnen Menschen nicht anders.


    Aber ich muss meine Taktik aus eigenen Überlebensgründen ändern, wie gesagt, das schadet mir massiv alles, weil die checken das ja, dass ich da gewisse Sachen weiß bzw. sie auch kritisch sehe und in Anbetracht dessen, dass es mir selbst nicht grad toll geht, brauche ich keine neuen Feinde.


    Wie gesagt, es ermitteln die Justizbehörden, schauen wir mal ob die den objektiv ermitteln, aber das ist dann nicht mehr mein Thema und ich habe auch Niemand verpetzt, da gab es genug andere, die sich dazu genötigt sahen.


    Auch wenn Dinge schlecht laufen wie hier, es ist nicht meine Aufgabe, sie zur Sprache zu bringen.


    Wobei wenn es um Zivilcourage geht, werde ich immer da sein und helfen und nicht wegsehen, wenn jemand in Not ist, also im Leben da draußen.

  • warum muss ich auch mit jedem Mitgefühl haben, der anderen bzw. letztendlich der ganzen Gesellschaft schaden zufügt.

    Der Buddha sagt dazu: Weil es *Dir* schadet, das Mitgefühl zu verweigern.


    Das ist so wie mit Ärger. Wie geht der alte Spruch? "Sich dauerhaft über jemanden zu ärgern, ist wie selbst Gift nehmen, und denken, der andere stirbt daran."


    Liebe Grüße,

    Aravind.

  • Im Bezug auf Mitgefühl kann man ja die Sorge haben, dass es eine Identifikation mit dem anderen - seine Motiven und Gefühlen bewirkt - wo man gehenüber der anderen Person voreingenommen wird und das Leid, dass sie anrichtet verharmlost und entschuldigt.


    Aber Metta ist ja genau nicht die Identifikation mit dem anderen, sondern ist als Wohlwollen zu übersetzten.

    Empathie ist der erste Schritt auf dem Weg zum Mitgefühl. Nur wenn man das Leid eines anderen wahrnehmen und sich in ihn einfühlen kann, ist man imstande – im nächsten Schritt – Mitgefühl für diesen Menschen zu empfinden und danach zu handeln. Die Neurowissenschaftlerin Tania Singer und die Psychologin Olga Klimecki untersuchten am Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig die unterschiedlichen Wirkungen von Empathie und Mitgefühl. Ihre Ergebnisse bestätigen eine Erfahrung, die nicht nur die junge Internistin machte: Bleibt man bei der Empathie stehen, kann das zu emotionaler und auch physischer Erschöpfung führen. Diese Wirkung bleibt selbst bei einem erfahrenen buddhistischen Mönch wie Ricard Matthieu nicht aus, der seit vielen Jahren täglich Mitgefühlsmeditationen praktiziert. Mit ihm führte Tania Singer mehrere MRT-gestützte Untersuchungen durch. In einer bat sie ihn, sich Bilder anzusehen, die das Leid rumänischer Waisenkinder dokumentierten. Dabei sollte er erst einmal im Zustand der reinen Empathie verharren und erst später zu einer mitfühlenden Haltung übergehen, in der er den Kindern eine Linderung ihrer Leiden wünscht und entsprechende Gebete für sie spricht. Matthieu Ricard berichtete anschließend, dass das passive Verharren im empathischen Zustand ihn sehr erschöpft habe und er den Übergang zum aktiven Mitgefühl als geradezu erlösend erlebte. Die Daten des MRT bestätigten seine Aussage und belegten außerdem, dass Empathie und Mitgefühl sich in unterschiedlichen Bereichen des Gehirns abspielen. In einer weiteren Studie untersuchten die beiden Forscherinnen nun gezielt den „empathiebedingten Burnout“, an dem vor allem Menschen in heilenden und helfenden Berufen erkranken. Und gelangten zu dem Schluss: „Es gibt einen entscheidenden Unterschied zwischen Empathie und Mitgefühl: Wenn wir für eine Person, die traurig ist, Empathie empfinden, fühlen wir uns selbst traurig. Bringen wir ihr Mitgefühl entgegen, empfinden wir stattdessen teilnehmende Sorge für diese Person und zugleich die Motivation, ihr Leid zu lindern.“

    Und von daher ist doch Wohlwollen gegenüber Tätern wichtig. Ihnen alles gute zu wünschen bedeutet ja gerade ihnen zu wünschen, dass sie mit für sie und anderen schädlichen Verhalten aufhören.

  • void

    Verstehe ich dich richtig. Mitgefühl mit Tätern von Terrororganisationen wie IS, Hamas, mit dem langem Arm der Mafia, die allesamt teils grausam töten. Verdienen auch diese Menschen aus deiner Sicht Mitgefühl?


    Erklär es mir bitte, ich wäre dankbar, wie man hier Mitgefühl üben kann, vielen Dank.


    Aravind

    Danke für den guten und hilfreichen Spruch!

  • void

    Verstehe ich dich richtig. Mitgefühl mit Tätern von Terrororganisationen wie IS, Hamas, mit dem langem Arm der Mafia, die allesamt teils grausam töten. Verdienen auch diese Menschen aus deiner Sicht Mitgefühl?

    Wenn du die Wahl hattest in deinem nächsten Leben etweder Opfer einer Terrorgruppe zu werden oder Täter, was wäre für dich die schlimmere Aussicht? Also für mich letzteres. Als Opfer behält man ein Stück seiner Würde und Menschlichkeit aber als Täter muß man ja erstmal Menschlichkeit und Liebe in sich selber töten. Es ist vollkommen schlimm so zu sein. Ich habe Leute getroffen die in Kriegen waren und da Schreckliches getan haben und Innen ganz kaputt sind. Und nach buddhistischer Sicht verursacht man nicht nur bei andere. Leid sondern auch bei sich selber in der Zukunft.


    Bei jeden der Mafiakiller würde wäre es besser sein Leben wäre anders verlaufen und er hätte was anderes gemacht. Oder jemand wäre kein Kriegsverbrecher geworden. Ich wünschte Hitler wäre an der Akademie aufgenommen worden und Pol Pot Buddhist geblieben. Und ich freue mich für Massenmörder - die ihre Taten bereuen und Frieden finden.


    Menschlichkeit bedeutet doch den anderen zuerst als Menschen - als fühlendes Wesen - zu sehen und da keine Bedingungen zu stellen. Genau an dieser Fähigkeit ermangelt es doch dem Unmenschen. Er behandelt dem anderen nur als Menschen wenn er bestimmte Eigenschaften hat - wenn er arisch ist oder die gleiche Religion hat und nimmt sich heraus, da Leute auszuschließen - sie als Untermensch oder Unmensch zu sehen.

  • mukti

    Danke für deine Sicht, wenn ich sie richtig verstehe, was ich nicht weiß, siehst du Mitgefühl in extremen Fällen auch schwer, aber ich kann mich irren.


    Auf deine Frage, ich wäre lieber Opfer gewesen als ein Täter, auch wenn das schlimm gewesen wäre, aber darauf gibt es eine klare Antwort, ob es ein Leben noch gäbe später oder nicht, egal.


    Weißt du mukti, ich verstehe keinen Menschen, die im Namen eines Gottes töten, egal ob das die Christen waren oder jetzt Moslems. Ich habe das nie verstanden, warum so ein Hass gegen Juden da ist und er ist wieder gekommen.


    Ein Freund hat mir die Ursprünge versucht zu erklären. Ich habe nie was gegen Juden gehabt, aber was ich auch sagen muss, ich nehme keine Verantwortung auf mich, was vor 85 Jahren passiert ist, auch als Buddhist nicht. Es war nicht meine Tat und ich finde es auch schlecht, dass man versucht den heutigen Kinder noch ein schlechtes Gewissen zu machen.


    Ja, war grausam, aber das ist nicht fair, es sei denn man glaubt an die Wiedergeburt, wobei mein Wissen zu gering ist um zu wissen, ob alle buddhistische Richtungen diese These vertreten.


    Ich will auch nichts relativieren, aber es sind unglaublich viele Menschen auf der Welt im Laufe der Geschichte grausam umgebracht wurden, auch in enorm hoher Zahl, über diese Menschen wird wenig nachgedacht.

  • Mitgefühl mit Tätern von Terrororganisationen wie IS, Hamas, mit dem langem Arm der Mafia, die allesamt teils grausam töten. Verdienen auch diese Menschen aus deiner Sicht Mitgefühl?

    Ja, ganz genau! Im letzten Mörder, Vergewaltiger und Henker die ursprüngliche Buddha-Natur zu sehen, ansonsten du macht dich selbst fertig. Wenn du es nicht verstehst, innerlich, du würdest weiter leiden, sorry, wenn es persönlich klingt.

    Shantideva sagt, sinngemäß, mein schlimmster Feind ist mein bester Lehrer. So genau man sollte üben! Mach es gut. Verpasse diese Chance nicht! Alles Gute!

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Wenn Mitgefühl nicht bedingungslos ist, wird die Bestrafung des Täters nur Rache sein und nicht angemessen an den Gesetzen.

  • mukti

    Danke für deine Sicht, wenn ich sie richtig verstehe, was ich nicht weiß, siehst du Mitgefühl in extremen Fällen auch schwer, aber ich kann mich irren.


    Auf deine Frage, ich wäre lieber Opfer gewesen als ein Täter, auch wenn das schlimm gewesen wäre, aber darauf gibt es eine klare Antwort, ob es ein Leben noch gäbe später oder nicht, egal.

    ....

    Verwechselst du mich nicht mit jemandem? Ich habe dir keine Frage gestellt.

  • ... der Link ist leider kein Witz oder zynisch gemeint, also mich betrifft es dezidiert, durch diese veränderte Zeit haben sich meine kognitiven Fähigkeiten trotz zunehmender Achtsamkeit negativ verändert, kaum soziale Kontakte vieles andere. Ich mache viel mehr Fehler, usw.


    Das ist off-topic zu dem Beitragsthema. Nur ein Versuch einer Erklärung, die natürlich nicht bei allen Menschen gleich eingeschlagen haben wird.

  • Verstehe ich dich richtig. Mitgefühl mit Tätern von Terrororganisationen wie IS, Hamas, mit dem langem Arm der Mafia, die allesamt teils grausam töten. Verdienen auch diese Menschen aus deiner Sicht Mitgefühl?

    Ja, denn auch sie leiden und handeln - ganz offensichtlich - aufgrund von verschiedenen Ursachen.

    Das bedeutet nicht, dass dadurch deren Handeln gerechtfertigt oder entschuldigt wird, aber die Erkenntnis, dass ihr Handeln Ursachen hat, liefert eine Offenheit für Lösungen, eben diese Ursachen zu beseitigen und nicht nur auf der Ebene des Verurteilens zu bleiben. Komplexe Situationen wie im Nahen Osten sind - ganz offensichtlich - Ketten von Wirkungen, die sich immer fortsetzen, wenn sie nicht durchbrochen werden. Es ist zb ganz interessant, dass sowohl auf Palästinensischer wie auch Israelischer Seite mit Gebietsansprüchen argumentiert wird, die Muslime meinen ihnen gehöre das Land und viele Israelis meinen, Gott hätte es ihnen in der Bibel zugesichert.

  • worldconception

    Danke guter Beitrag auch. Wo ich mir trotz allem schwer tue ist wie du in einem Teil deines Beitrags erwähnst, dass es ja Gründe hat, warum die das tun, bis auf diesen Satz finde ich deinen Beitrag so wie ich es sehe.


    Schwer tue ich mir mittlerweile wirklich alle Begründungen zu rechtfertigen, dass es eben Gründe hat, dass die so sind. Weil schau nach Deutschland, hier begehen doch mittlerweile Menschen aller Nationalitäten Gewalttaten und wenn sie die Polizei nach ihrem Motiv fragt können sie nicht mal eines nennen, einfach Spaß und Freunde an der Zerstörung bzw. Gewalt, also ob das mit der schlechten Kindheit oder was auch immer zu tun hat zweifle ich.


    Ich mache für viele Dinge die sozialen Medien bzw. die Digitalisierung verantwortlich!


    Ich weiß nicht, vermutlich habe ich es oben weiter schon erwähnt Butan - also das Land in Nepal eingebettet hat seit der Einführung des Internets vor 10 Jahren eine x-fache Suizidquote und viel mehr Menschen mit psychischen Problemen. Die hatten vorher einen Psychiater und versuchen jetzt verzweifelt welche auszubilden bzw. zu bekommen. Auch eine Ansage über die Wirkung dieser Technologie.

  • Schwer tue ich mir mittlerweile wirklich alle Begründungen zu rechtfertigen, dass es eben Gründe hat, dass die so sind.

    Wären sie nicht von Unwissenheit beherrscht, würden sie nicht so sein. Mir fällt dazu oft der christliche Spruch ein "nicht den Sünder soll man hassen, sondern die Sünde". Analog zur Lehre des Buddha etwa: Nicht die Unwissenden gilt es zu beseitigen, sondern die Unwissenheit. Ein Problem ist dass ich diese Einsicht immer wieder vergesse und dann selber von Unwissenheit beherrscht werde.

    Obwohl es doch so einfach scheint ist das nicht immer leicht zu praktizieren:

    Zitat

    Andere werden einen übelwollenden Geist haben; da wollen wir einen Geist frei von Übelwollen haben.

    Andere werden grausam sein; da wollen wir nicht grausam sein.

    usw. (M.8.)

  • mukti

    Du zeigst dich sehr selbstkritisch, das gefällt mir, weil du doch ein Urgestein im Sinne deiner buddhistischen Erfahrung bist bzw. um das Wort Buddhismus nicht immer zu strapazieren.


    Ich meine deine Aussage, dass auch du als wirklich langjährig Praktizierender ebenso deine Linie manchmal nicht halten kannst, was ich jetzt nicht mit Genugtuung feststelle sondern es bestätigt mich einfach wie schwer es ist, auch für Menschen, die schon lange dabei sind.


    Vielleicht, dass die absoluten "Meister", die Jahrzehnte in den asiatischen Klöstern doch abgeschieden leben es schaffen, wie Mathieu Ricard, ich weiß nicht, ob ich ihn richtig geschrieben habe, aber ich hab sein Buch über Glück gelesen und das war wirklich eine Hilfestellung für mein Leben.


    Der Buddhismus ist wahrlich keine einfache Lehre zumindest für mich, weil da gibt es durchaus Punkte, wo ich mir mit dem Verstehen schwer tue, wie eben mit diesem bedingungslosen Mitgefühl. Ich weiß, es gibt Menschen, die haben Angehörigen auf brutalste Art verloren und haben den Tätern verziehen, ich fand das immer bewundernswert.


    Wobei ich auch sagen muss, wozu sollte der Hass dienen, es verändert gar nichts, außer, dass man sich selbst schaden würde.


    Du schreibst Unwissenheit, ich hoffe, das kommt jetzt nicht seltsam an, aber für mich ist die Umschreibung in realen Leben von Unwissenheit oft Dummheit. Heißt wenn ich etwas oder jemand für dumm halte, was wieder eine Wertung ist die mir nicht zusteht, dann umschreibe ich es mit Unwissenheit.


    Wobei Mukti, ich bleibe da bei meiner Aussage, heute gibt es doch sehr viele Taten von "Unwissenden", die dahin gehend gar nicht erklärbar sind, weil sie es ja selbst nicht sagen können, warum sie denn etwas gemacht haben. Das finde ich schon befremdlich.


    Ich mag übrigens weniger das Christentum, aber die Lehren von Jesus, der war ebenso ein guter Lehrer, was man im Laufe der Jahrhunderte aus seiner Lehre gemacht hat, würde ihm nicht gefallen. Aber es ist mir wichtig auch das zu erwähnen, dass er sehr gute Dinge gesagt hat.


    Was ich am Christentum nicht mag ist, dass ich Menschen aus dieser Religion kenne, die sagen, Gott verzeiht alles, heißt für mich oft, man kann ein Leben lang schlecht leben und am Lebensende oder wann auch immer gibt es immer die Vergebung. Der Buddhismus setzt von Beginn des Lebens an auf die Selbstverantwortung und Ursache und Wirkung, das ist für mich der realere Ansatz, wobei es nicht meine Absicht war das Christentum schlecht zu reden.


    Ich wollte es nur für mich erklären.

  • Wenn du die Wahl hattest in deinem nächsten Leben etweder Opfer einer Terrorgruppe zu werden oder Täter, was wäre für dich die schlimmere Aussicht?

    Das ist wirklich eine krasse Frage, lieber void , und ich bin ziemlich sicher, dass die Antwort z.B. für das eigene Kind anders ausfallen würde, als für einen selbst.


    So schrecklich es ist, wenn das eigene Kind zum Täter würde, als Täter lebt es immerhin weiter und hat immer noch die Möglichkeit zu bereuen und sich zu läutern.

    Die Bibel und der Palikanon sind voll von Täter-Geschichten, die ihre Taten nachträglich bitter bereuen, büßen, sich schließlich dem Guten zuwenden und Frieden finden. (z.B. MN 86, Angulimala Sutta)

    "Verlorene Schafe" genießen. speziell im Christentum, besondere Aufmerksamkeit und Zuwendung....

    Wie worldconception sehr gut beschreibt, sollte man bei den Ursachen ansetzen, um - einerseits - (weitgehend) verhindern zu können, dass Menschen überhaupt zu Tätern werden, andererseits sich bewusst zu machen, dass - unter bestimmten Umständen - (fast) jeder zum Täter werden kann....Auch das erleichtert Mitgefühl.


    Das Leben des Opfers ist bei Totschlag/Mord definitiv beendet, keine Chance, und was ich als Buddhistin besonders schlimm finde:

    Vorwiegend im tibet. Buddhismus wird betont, wie wichtig die richtige (innere) Haltung beim Sterben für die nachfolgende Existenz ist, d.h., es ist ungünstig, negative Emotionen zu fühlen. Diese sind aber wahrscheinlich unvermeidlich, wenn man ermordet wird.....

    Ich hoffe, wenn ich von Gewalttaten höre, stets, dass - spätestens im letzten bewussten Moment - der/die Sterbende die Tötung/den Tod in Frieden annehmen konnte, losließ und dem Mörder "verzieh"!

    Dies dürfte Menschen leichter fallen, die in ihrem Leben Mitgefühl geübt/praktiziert haben...


    Nebenbei bemerkt:

    Gerade sah ich, dass von 4 "aktiven" Themen im Buddhaland-Forum, sich 3 um das Thema "Mitgefühl" drehen..... :heart:


    Liebe Grüße, Anna :) _()_ :heart:

    "...Dieser edle achtfache Pfad aber ist der zur Aufhebung des Leidens führende Weg..." (AN.VI.63)


    "In dieser Stunde hörte Siddhartha auf, mit dem Schicksal zu kämpfen, hörte auf zu leiden. Auf seinem Gesicht blühte die Heiterkeit des Wissens, dem kein Wille mehr entgegensteht, das die Vollendung kennt, das einverstanden ist, mit dem Fluss des Geschehens, mit dem Strom des Lebens, voll Mitleid, voll Mitlust, dem Strömen hingegeben, der Einheit zugehörig." (H.Hesse)

  • Wo ich mir trotz allem schwer tue ist wie du in einem Teil deines Beitrags erwähnst, dass es ja Gründe hat, warum die das tun,

    Die Gründe sind, wenn man mal den Dharma hier zu Rate zieht, recht einfach und allgemein: Gier, Hass und Verblendung. Und es gilt auch die Sichtweise, dass alle Wesen Buddhanatur "haben" bzw. alle Wesen sind ursprünglich Buddha.

    Aber was bedeutet das? Buddhanatur ist ja keine Eigenschaft oder ein Merkmal, sondern es ist nichts anderes als ein Ausdruck für shunyata - Leerheit.

    Wer das also erkennen kann, für den gibt es keinen Anlass "mit gleicher Münze" zurück zu zahlen - weil es fühlende Wesen sind, die in einem niederen Daseinsbereich gefesselt sind - und da finden sich auch Mittel und Wege diesen Menschen heraus zu helfen.

    Schwierig ist es dann auf der Ebene der politischen (Ver)Führer, die von Gier, Hass und Verblendung profitieren. Und da diese Entwicklung im Nahen Osten seit dem Ende des 2. Weltkriegs nicht gelöst worden ist, sind das noch viele kalpas, die durchlaufen werden können.

    Die sozialen Medien und die Digitalisierung sind für die Handlungen nicht verantwortlich, aber auch hier ist eben die Nutzung doppel-seitig.

    Die Verbreitung von geistigen Viren wird einerseits schneller, aber es bilden sich auch Resistenzen heraus und zu glauben, was man sieht, erscheint eben fragwürdig und entpuppt sich als bewusste Täuschung.

    Es hilft dann immer wieder die regelmäßige Meditation oder Achtsamkeitsübung, die auch eine Art Entgiftung ist und damit die drei Geistesgifte neutralisieren kann. Es braucht aber auch Zeit, Geduld, Gleichmut.

    :zen:



  • Buddhanatur ist ja keine Eigenschaft oder ein Merkmal, sondern es ist nichts anderes als ein Ausdruck für shunyata - Leerheit.

    Nach Tsongkhapa Die Leerheit bedeutet das abhängige Entstehen und umgekehrt ( Study-Buddhismus.) Aber die Buddha-Natur man stellt als der Keim dar, der immer ( in allen lebendigen Wesen als das Potenzial in unseren Geisteskontinuum ) anwesend ist. Also, es geht um zwei verschiedene Sachen. :?

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Buddhanatur ist ja keine Eigenschaft oder ein Merkmal, sondern es ist nichts anderes als ein Ausdruck für shunyata - Leerheit.

    Nach Tsongkhapa Die Leerheit bedeutet das abhängige Entstehen und umgekehrt ( Study-Buddhismus.) Aber die Buddha-Natur man stellt als der Keim dar, der immer ( in allen lebendigen Wesen als das Potenzial in unseren Geisteskontinuum ) anwesend ist. Also, es geht um zwei verschiedene Sachen. :?

    Das sieht man im Zen des Huang-po anders. Oder Dogen.


    https://www.thezensite.com/ZenTeachings/Dogen_Teachings/Shobogenzo/021bussho.pdf


    Natürlich gilt auch für einen Keim oder ein Potential das bedingte Entstehen, andernfalls hätten wir da wieder ein atta-Konzept - der immer und ewig anwesend ist.

    Gott zum Gruße.

    :zen:



    Einmal editiert, zuletzt von Leonie ()

  • Schwer tue ich mir mittlerweile wirklich alle Begründungen zu rechtfertigen, dass es eben Gründe hat, dass die so sind.

    Es geht weniger darum, Gründe zu rechtfertigen, sondern erstmal um die Feststellung, dass Gründe existieren.

    Spätestens wenn die Täter sich auf den Weg machen, sich zu ändern, werden sie Gründe verstehen müssen, die sie zu dem gemacht haben, was sie sind.