Ich verstehe die Logik nicht ganz. Leerheit ist nicht anders als die wechselseitige, also co-abhängige Verbundenheit aller Phänomene – wie zwei Seiten derselben Medaille. Anders ausgedrückt: Die relative und die absolute Wahrheit bedingen einander,
Und wie bedingen sich die relative und absolute Wahrheit einander?
So ist die Quelle:
ZitatDiese beiden Wahrheiten sind nicht als widersprüchlich zu verstehen. Vielmehr sollte man erkennen, dass sie sich gegenseitig ergänzen und sich sogar wechselseitig bestätigen: Die konventionelle Wahrheit beschreibt das abhängige Bestehen der Gegenstände, insbesondere ihr Bestehen als konventionelle Wirklichkeit. Demzufolge sind die Gegenstände leer von eigenständigem Bestehen; daher ist ihre letztliche Existenzweise die Leerheit, die durch die letztliche Wahrheit beschrieben wird. Umgekehrt existieren die Gegenstände gerade weil sie leer von einem ihnen innewohnenden, unabhängigen Dasein sind, in Abhängigkeit und Bezogenheit, insbesondere in Abhängigkeit von Konventionen. Auf diese Weise existieren die konventionelle und die letztliche Wirklichkeit zusammen, so wie die Vorderseite und die Rückseite eines Blattes Papier, die nicht voneinander getrennt werden können, da sie zwei Seiten ein- und derselben Sache sind.
S. 50,
„Der Weg zur Befreiung – FVP Band 3“ (2013) (Download)
Ohne absolute Wahrheit gäbe es keine relative. Sehr klipp und klar.
Und weiter kann man es so interpretieren:
Das Verständnis der Leerheit führt zu einem tiefen Mitgefühl. Wenn man erkennt, dass alle Wesen miteinander verbunden sind und dass das Leiden eines Wesens das Leiden aller beeinflusst, entsteht ein natürliches Mitgefühl. Dieses Mitgefühl ist nicht bloß eine emotionale Reaktion, sondern eine Folge des tiefen Verständnisses der Realität. Präziser kann man es nicht ausdrücken, oder?