Achtsamkeit auf positve /neutrale /negative Objekte

  • Hi ,


    ich möchte eingangs ein paar Zitate aus einem Manuskript( Buddhismus entdecken vom Aryatara Institut/ Modul Meditation) hier teilen.


    Zitat

    Es ist zuträglich, das Bewusstsein auf positive Objekte zu fokussieren anstelle davon, Achtsamkeit per se.. Achtsamkeit per se bringt relativ wenig, weil man Achtsamkeit auf schädliche Objekte auch entwickeln kann, doch das bringt gar nichts.


    Zitat

    Die positiven Objekte können diverse Dinge sein wie z.b. die Visualisierung auf das OM. Das kann man auch in der U-bahn praktizieren.


    Was denkt Ihr darüber ? die meisten Objekte wie der Atem oder der Körper sind doch neutrale Objekte.

    Was könnten positive Objekte der Meditation sein. Wie meditiert man auf positive Objekte.


    Es gibt ja auch negative Objekte in der Meditation wie die Leichenfeld Betrachtung.



    Viele Grüße Kaimann

  • Hallo Kaiman,

    wenn man ein Verlangen hat, was man nicht stillen kann, z.B. ein Mensch, der einen nicht zurückliebt, oder ein Stück Sahnetorte, das man nicht auf der Hüfte mit sich rumtragen will, dann ist die Leichenbetrachtung oder was ähnliches sehr sinnvoll. Aber als dauerhafte oder einzige Übung, stimme ich zu, sie als ungeeignet zu sehen.

    Fokus auf etwas Positives könnte sein, einen Körperbereich auswählen, der nicht schmerzt oder sich gar wohlig anfühlt, ein Mantra, was für einen selbst eine positive Bedeutung hat, Mettameditationen sind positiv (wenn auch das Gefühl sich nicht immer sofort einstellt) oder abseits des Kissens mit offenen Augen durch die Welt gehen und Fröhlichkeit bei Menschen wahrnehmen, volle Teller, ein Dach über dem Kopf, vor Kälte schützende Kleidung, bei so vielen und sich mitfreuen.

    LG Hut

  • Hi Kaiman,

    Achtsamkeit bedeutet für mich, mir hauptsächlich meiner geistigen "Inhalte" bewusst zu sein.


    Nehme ich also nur Groll auf die Welt und "Andere" wahr, dann ist es sicher nützlich, das Positive um mich herum zu erkennen, z.B. die Natur.


    Es nützt aber überhaupt nichts, meinen Fokus auf einzelne positive Aspekte des Lebens zu richten. Das machen weniger Achtsame auch, z.B. "Du musst an was Schönes denken ..."


    Das ist nämlich Denken.


    Achtsamkeit aber aus meinem Verständnis ist "Beobachten ohne Bewertung", vorallem sich selbst.

    Was denke ich, was fühle ich, wie agiere ich ...

    Und daraus hinterher Schlüsse zu ziehen und möglicherweise umzusetzen.


    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Dazu ist vielleicht diese Lehrrede interessant:


    Zitat

    Ihr Bhikkhus, vor meiner Erleuchtung, als ich noch lediglich ein unerleuchteter Bodhisatta war, kam mir in den Sinn: 'Angenommen, ich teile meine Gedanken in zwei Klassen ein.' Auf die eine Seite brachte ich dann Gedanken der Sinnesbegierde, Gedanken des Übelwollens und Gedanken der Grausamkeit, und auf die andere Seite brachte ich Gedanken der Entsagung, Gedanken des Nicht-Übelwollens und Gedanken der Nicht-Grausamkeit.

    .....

    Ihr Bhikkhus, worüber auch immer ein Bhikkhu häufig nachdenkt und nachsinnt, das wird seine Herzensneigung werden.

    M.19


    Positive Objekte sind z.B. die 6 Betrachtungen (anussati)

  • Ja, das ist ein gutes Beispiel. Aber da liegt der Schwerpunkt auf Denken.


    Achtsamkeit ist der "Wächter" der Gedanken.


    Und Meditation ist wiederum etwas anderes.


    Es geht ja nicht darum, achtsam einen Tresor zu knacken.

    Achtsamsein kann ich auch in der U-Bahn. Eigentlich bedeutet das für mich, generell präsent zu sein - Hier und Jetzt - wo bin ICH.


    Wenn ich in der U-Bahn positive Objekte visualisiere, bin ICH nicht DA.


    Das ist m.E. keine gute Idee.

    _()_

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  • Ohne Denken wird man sich nicht in Achtsamkeit schulen können. Es geht ja darum, sich bewusst zu sein, was im eigenen Geist vor sich geht. Was im eigenen Geist vor sich geht, kann man aber nicht mit den Sinnesbewusstseinsarten erfassen.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Ohne Denken wird man sich nicht in Achtsamkeit schulen können. Es geht ja darum, sich bewusst zu sein, was im eigenen Geist vor sich geht.

    Das ist ein gutes Beispiel . Ich denke aber wenn die Gedanken sehr negativ sind . Kann man sich ein positives Objekt vorstellen, wie einen Buddha (visualisieren) oder die Aufmerksamkeit mehr auf Körperwahrnehmungen richtigen und die Gedanken eher im Hintergrund laufen lassen.

  • Achtsamkeit aber aus meinem Verständnis ist "Beobachten ohne Bewertung", vorallem sich selbst.

    Was denke ich, was fühle ich, wie agiere ich ...

    Ja ich denke das stimmt. Ich glaube aber das es wirklich um nicht Bewerten geht . Urteilen tut der Verstand ganz alleine . Aber wir (ich) bewerten die dinge oft negativ . Z.b man findet urteile über sich selbst und stellt fest das man manchen dinge weniger gut kann. Bewertet man (ich) oftmals mein Selbstbild negativ.

  • Hab ich mal, heute höre ich, was zu hören ist und sehen, was zu sehen ist, fühle meinen Körper, wie er sich anfühlt. Positive oder negativer Meditationsobjekte haben keine Bedeutung. Auch konzentriere ich mich nicht. Bin bei allen Wahrnehmungen meiner Sinne, weiter nicht. Ich bin ich in der gesamten Umwelt.

  • Ohne Denken wird man sich nicht in Achtsamkeit schulen können. Es geht ja darum, sich bewusst zu sein, was im eigenen Geist vor sich geht. Was im eigenen Geist vor sich geht, kann man aber nicht mit den Sinnesbewusstseinsarten erfassen.

    Ja, aber dieser Denkprozess findet ja vorher statt, bevor ich mich in Achtsamkeit üben kann.


    Und danach, wenn ich achtsam etwas wahrgenommen habe, analysiere ich das.


    Achtsamkeit ist SEHEN, FÜHLEN, HÖREN, LAUSCHEN ... - ohne Einmischung von Benennung.


    Das kann man natürlich machen, aber das ist dann Meditation, wenn Gedanken auftauchen, kann ich sagen "Gedanken" und wieder zur Meditation zurückkehren.


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  • Ich möchte an dieser Stelle darauf hinweisen, dass das Aryatara Institut zum FPMT gehört, dass wegen Missbrauchs in die Kritik geraten ist.


    Dies berührt die inhaltliche Diskussion nicht, ich rate aber dazu, keine Kurse dort zu besuchen.


    Missbrauch in der FPMT: Verleugnen, Angreifen und Umkehren von Opfer und Täter
    Überblick Eine kurze Geschichte der FPMT Missbrauchsvorwürfe, Reaktionen und eine unabhängige Untersuchung – eine zeitliche Abfolge Der zusammenfassende…
    buddhismus-kontrovers.info

    "Es gibt nur eine falsche Sicht: Der Glaube, meine Sicht ist die einzig richtige."

    Nagarjuna / 塞翁失馬焉知非福

  • Achtsamkeit ist eine Haltung, ist GEGENWÄRTIGKEIT.


    Das kann/muss ich natürlich üben, aber wenn sie in Fleisch und Blut übergegangen ist, dann brauche ich mich nicht mehr daran erinnern "ACHTUNG ACHTSAM SEIN", dann werde ich höchstens erinnert, sobald ich gegen den Türpfosten laufe, weil ich nicht mehr achtsam bin - autsch!


    Jiddu Krishnamurti machte das mal durch eine Begebenheit deutlich.


    Seine Freunde fuhren mit ihm durch die Gegend. Plötzlich hatten sie was überfahren, bemerkten das aber nicht. Krishnamurti sagte: "während Ihr hier über Achtsamkeit diskutiert, habt Ihr eine Ziege überfahren".


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  • Achtsamkeit (als bewusstes Wahrnehmen dessen was man fühlt oder sieht oder denkt ...) ohne eine freundliche Haltung zu üben ist bisweilen völlig kontraproduktiv, wenn das Hirn sehr negativ ausgerichtet ist. Dann kann man sich nämlich schutzlos all die fiesen Gedanken anhören, die einem durch's Hirn wabern und das bringt nix. Schon gar nicht allein.

  • was ich mich Frage in welcher Beziehung steht Meditation und Läuterung. Nur wenn man im hier und jetzt ist, wird man noch lange nicht geläutert von den Geistes Giften. Eher in dem man auf Krankheit Alter und Tod meditiert, oder? Und was versteht dich überhaupt unter Läuterung. Ayya Krema meinte mal man muss schon etwas geläutert sein um überhaupt meditieren zu können. Sry sind vielleicht neue Fragen sind mir aber gerade so gekommen.

  • Gewahrsein ohne Bewerten und das Betrachten positiver Objekte sind zwei verschiedene Übungen, die man ja beide machen kann, aber natürlich nicht gleichzeitig.

    Okay man sollte vielleicht wissen wan man was macht zu welchem Zweck.

  • was ich mich Frage in welcher Beziehung steht Meditation und Läuterung. Nur wenn man im hier und jetzt ist, wird man noch lange nicht geläutert von den Geistes Giften. Eher in dem man auf Krankheit Alter und Tod meditiert, oder? Und was versteht dich überhaupt unter Läuterung. Ayya Krema meinte mal man muss schon etwas geläutert sein um überhaupt meditieren zu können. Sry sind vielleicht neue Fragen sind mir aber gerade so gekommen.

    Warum will ich überhaupt meditieren?

    Wenn ich meine, alles wäre in Ordnung mit mir, ich leide nicht, ich bin voller Freude. Warum sollte ich den Wunsch nach Veränderung haben?


    Da das aber wohl nicht der Fall ist, gehe ich auf die Suche.

    Ich werde vielleicht fündig und erkenne, dass ich falsche Vorstellungen vom Leben hatte und mein Fehlverhalten. Das will ich ändern usw. So beginnt die Läuterung.


    Eigentlich ist fast jeder Mensch auf der Suche. Das äußert sich u.a. im Konsum, in der Spassgesellschaft, im Sex, Drogen, Alkohol, Ablenkung durch Arbeit, Ehrgeiz, in der digitalen Welt, Leistungssport, Schönheitspflege...


    Da das alles aber auf Dauer nicht reicht und auch vergänglich ist, fragt sich so mancher schon "was fehlt mir?".


    Und da beginnt dann die bewusste Suche nach der Ursache und als Folge beginnt möglicherweise die Läuterung ...


    Um im Hier und Jetzt zu leben muss ich ja begriffen haben, wie der Geist funktioniert.


    So greift eins ins andere. Aber wie und ob jemand "geläutert" wird, hängt ganz von den Einsichten etc ab.


    Wenn schon im Kindergarten meditiert wird, dann ist der Sinn ein anderer.

    Ein Kind muss ja erstmal ein Ego/eine Persönlichkeit entwickeln. Das ist absolut notwendig.


    Ohne Ego gibt es auch keine Befreiung davon (von seinen Zwängen).


    So sehe ich das.

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    Ayya Khema

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  • Gewahrsein ohne Bewerten und das Betrachten positiver Objekte sind zwei verschiedene Übungen, die man ja beide machen kann, aber natürlich nicht gleichzeitig.

    Okay man sollte vielleicht wissen wan man was macht zu welchem Zweck.

    Alle Übungen sind zusammengefasst im achtfachen Pfad, bei dem es um die Entwicklung von Weisheit, Sittlichkeit und Sammlung geht. Da kann man sich ein tägliches Programm zusammenstellen, z.B. den Geist sammeln indem man ihn auf ein einziges Objekt richtet, etwa den Atem. Vielleicht zehn Minuten lang oder eine halbe Stunde, wie man kann und wie man sich wohlfühlt. Dann vielleicht ein wenig Lehrergründung, z.B. über eine Lehrrede nachdenken, Güte und Wohlwollen auf alle Wesen richten, die fünf Sila ins Gedächtnis rufen usw.

    Wenn man es am Morgen macht hat man einen guten Start in den Tag und kann alles je nach Situation anwenden. Z.B. wenn Zorn aufsteigt weil man von jemandem beleidigt wird, erinnert man sich an die rechte, friedliche Gesinnung, oder an die Achtsamkeit auf die Gefühle, oder an Geduld, Wohlwollen und Güte, oder man macht ein paar bewusste Atemzüge zur Beruhigung. Man findet eine Strategie heraus die entsprechend der Situation am Besten funktioniert und wendet sie an bis sie zu einer Gewohnheit wird.

    So läutert und befreit man den Geist allmählich von Gier, Hass und Verblendung und Dukkha lässt nach. Das spornt dazu an sich immer mehr zu bemühen und so gerät man auf einen guten Weg mit den besten Aussichten. Der achtfache Pfad ist sehr vielfältig und man geht ihn nach seiner individuellen Veranlagung.

  • Wenn ich nicht mehr meditieren will, kein Ziel mehr habe durch Meditation zu erreichen, keiner Anweisung mehr folge, keine Zeit und keinen Raum benötige, dann fange ich an zu meditieren, Mitte sein von allem, Mitte ist Mitte, ungefesselt.

  • Hallo Kaiman , :)

    Zitat
     

    Es ist zuträglich, das Bewusstsein auf positive Objekte zu fokussieren anstelle davon, Achtsamkeit per se.. Achtsamkeit per se bringt relativ wenig, weil man Achtsamkeit auf schädliche Objekte auch entwickeln kann, doch das bringt gar nichts.


    Diese Aussage kann ich nicht nachvollziehen. :?

    Achtsamkeit wird ja überwiegend als "nicht wertende Vergegenwärtigung" praktiziert, es ist aber auch möglich, sich vor einer achtsamen Betrachtung/Meditation eine "Aufgabe" zu stellen, beispielsweise, sich der "Widerlichkeit des Körpers" bewusst zu werden, wobei dann der Fokus auf den ekelerregenden Seiten und dem Verfall des Körpers liegt - zum Zwecke des Loslassens von Anhaftung am Körper (dem eigenen, wie auch jenem von - u.U. begehrten - anderen Menschen).



    Einem ähnlichen Zweck und zusätzlich der Bewusstmachung der Vergänglichkeit, dient auch die Leichen(feld)-Betrachtung, welche mittlerweile ziemlich umstritten ist.... :sick:

    Was denkt Ihr darüber ? die meisten Objekte wie der Atem oder der Körper sind doch neutrale Objekte.

    Was könnten positive Objekte der Meditation sein. Wie meditiert man auf positive Objekte.

    Es handelt sich bei deinem Zitat ja um einen Text aus dem Mahayana, damit kenne ich mich nicht aus - vielleicht hilft dir der folgende Link weiter:


    Achtsamkeit: Die beteiligten geistigen Faktoren
    Die Übung der Vergegenwärtigung ist am effektivsten, wenn sie die ganze Spannweite der Geistesfaktoren mit einbezieht, die in der traditionellen buddhistischen…
    studybuddhism.com



    Im Theravada kennt man, wie mukti schon erwähnte, die Anussati-Meditation und darüber hinaus betrachtet man - im Rahmen der Achtsamkeit auf die Geistobjekte - die 7 Erleuchtungsglieder (bojjhanga), die ja auch "positive" Meditationsobjekte darstellen.


    Es geht aber weniger um die Bewertungen positiv/negativ/neutral bei der achtsamen Betrachtung, sondern darum, sich "eifrig, wissensklar und achtsam, nach Überwindung von Begierde und Trübsal hinsichtlich der Welt", die wahre Natur der Dinge, ihre Vergänglichkeit, Leidhaftigkeit und Substanzlosigkeit zu vergegenwärtigen, wie das Maha Satipatthana Sutta DN.22) deutlich macht:


    Zitat

    Da weilt, o Mönche, der Mönch beim Körper in Betrachtung des Körpers, eifrig, wissensklar und achtsam, nach Verwindung von Begierde und Trübsal hinsichtlich der Welt; er weilt bei den Gefühlen in Betrachtung der Gefühle, eifrig, wissensklar und achtsam, nach Verwindung von Begierde und Trübsal hinsichtlich der Welt; er weilt beim Geist in Betrachtung des Geistes, eifrig, wissensklar und achtsam, nach Verwindung von Begierde und Trübsal hinsichtlich der Welt; er weilt bei den Geistobjekten in Betrachtung der Geistobjekte, eifrig, wissensklar und achtsam, nach Verwindung von Begierde und Trübsal hinsichtlich der Welt.


    https://www.palikanon.com/dive…patthana/satipatt_10.html

    In dieser Weise wäre dann auch eine Betrachtung "positiver" Objekte durchzuführen:

    Zitat

    d) Die sieben Erleuchtungsglieder (bojjhanga)

    Und weiter noch, o Mönche da weilt der Mönch bei den Geistobjekten in Betrachtung der Geistobjekte, nämlich bei den sieben Gliedern der Erleuchtung. Wie nun, o Mönche, weilt der Mönch bei den Geistobjekten in Betrachtung der Geistobjekte, nämlich bei den sieben Gliedern der Erleuchtung?

    Da weiß hier, o Mönche, der Mönch, wenn in ihm das Erleuchtungsglied Achtsamkeit da ist: <Das Erleuchtungsglied Achtsamkeit ist in mir vorhanden>. Er weiß, wenn in ihm das Erleuchtungsglied Achtsamkeit nicht da ist: <Das Erleuchtungsglied Achtsamkeit ist in mir nicht vorhanden>. Wie es zur Entstehung des unentstandenen Erleuchtungsgliedes Achtsamkeit kommt, auch das weiß er; wie es zur Entfaltung und Vollendung des entstandenen Erleuchtungsgliedes Achtsamkeit kommt, auch das weiß er.

    Er weiß, wenn in ihm das Erleuchtungsglied Lehr-Ergründung da ist ... das Erleuchtungsglied Tatkraft ... das Erleuchtungsglied Entzücken ... das Erleuchtungsglied Ruhe ... das Erleuchtungsglied Sammlung... das Erleuchtungsglied Gleichmut da ist: <Das Erleuchtungsglied Gleichmut ist in mir vorhanden>. Er weiß, wenn in ihm das Erleuchtungsglied Gleichmut nicht da ist: <Das Erleuchtungsglied Gleichmut ist in mir nicht vorhanden.> Wie es zur Entstehung des unentstandenen Erleuchtungsgliedes Gleichmut kommt, auch das weiß er; wie es zur Entfaltung und Vollendung des entstandenen Erleuchtungsgliedes Gleichmut kommt, auch das weiß er.

    Er "weiß" heißt, dass es bewusst ist/wurde, eben durch das anhaltende Weilen und Betrachten, welches "Erkanntes Erleben" (wie Ayya Khema es nannte) zur Folge hat.

    Das ist Weisheit - ohne intellektuelles Nachdenken.


    Das Denken findet, wie Monika schon ausgeführt hat, vorher (wenn man beschließt, achtsam zu sein und/oder zu meditieren) und ggf. nachher statt (wenn gewonnene Beobachtungen/Erkenntnisse nochmal analysiert oder kontempliert werden, was u.a. ein beruhigendes Gefühl durch Verstehen der Zusammenhänge vermitteln kann :) ).

    Nur wenn man im hier und jetzt ist, wird man noch lange nicht geläutert von den Geistes Giften.

    Ayya Khema lehrte in diesem Zusammenhang, dass, wer z.B. gerade wirklich achtsam seinen Atem beobachte (d.h., sich "auf dem Atem" befindet) ja nicht gleichzeitig ärgerlich/gierig/ablehnend sein könne und ganz allmählich, bei konsequenter Praxis, Stück für Stück Läuterung stattfände - fast unmerklich...

    Und was versteht dich überhaupt unter Läuterung. Ayya Krema meinte mal man muss schon etwas geläutert sein um überhaupt meditieren zu können.

    Läuterung bedeutet "Reinigung"/Klärung des Geistes.


    "Nur ein freudiger Geist kann meditieren", war so ein Spruch von Ayya Khema, der besagen sollte, dass es wenig Sinn mache, wenn man sich emotional erregt/aufgewühlt oder in ablehnender Haltung, quasi gezwungen, aufs Kissen setzt.


    Andererseits riet sie zur regelmäßigen Meditation, so dass es unvermeidlich sein mag, sich auch mal "unfroh" hinzusetzen. Dann könnte man die negativen Gedanken/Gefühle achtsam beobachten und schließlich loslassen oder eine Metta-Meditiation erwägen.


    (Mir hilft es, falls ich vor der geplanten Meditation feststelle, dass ich irgendwie unruhig/ungeduldig oder emotional erregt bin, ruhige Musik zu hören, ev. beruhigende Mantren mitzusingen - das bringt mich wieder in eine entspannte, freundlich-freudige Stimmung. ^^ )




    Wenn man Achtsamkeit üben möchte, gibt es noch Folgendes zu beachten ;) :


    Alles Gute für dich und deinen Weg! _()_ :klee: :sunny:



    Liebe Grüße, Anna :) _()_ :heart:

    "...Dieser edle achtfache Pfad aber ist der zur Aufhebung des Leidens führende Weg..." (AN.VI.63)


    "In dieser Stunde hörte Siddhartha auf, mit dem Schicksal zu kämpfen, hörte auf zu leiden. Auf seinem Gesicht blühte die Heiterkeit des Wissens, dem kein Wille mehr entgegensteht, das die Vollendung kennt, das einverstanden ist, mit dem Fluss des Geschehens, mit dem Strom des Lebens, voll Mitleid, voll Mitlust, dem Strömen hingegeben, der Einheit zugehörig." (H.Hesse)

  • Eine Ergänzung zu Beitrag #6:


    Im Kompendium des Höheren Wissens von dem indischen Meister Asanga findet sich folgende Definition von Achtsamkeit:

    Zitat

    Was ist Achtsamkeit? Aufbauend auf Hasslosigkeit, Verblendungslosigkeit oder Begierdelosigkeit und mit Tatkraft verbunden, ist sie das Hüten des Geistes vor befleckten Phänomenen und die Gewöhnung an heilsame Phänomene. Sie hat die Funktion, alle weltlichen und überweltlichen Vortrefflichkeiten zu verwirklichen und zu vollenden.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Ohne Denken wird man sich nicht in Achtsamkeit schulen können. Es geht ja darum, sich bewusst zu sein, was im eigenen Geist vor sich geht. Was im eigenen Geist vor sich geht, kann man aber nicht mit den Sinnesbewusstseinsarten erfassen.

    Ganz genau!


    ich habe das an anderer Stelle bereits ausgeführt:

    Was haben die Lehrer Buddha Shakyamunis falsch gemacht gehabt ? - Seite 4 - Allgemeines zum Buddhismus - Buddhaland Forum

    aus dem Anlass, dass meine denkende Art des Vorgehens negativ kritisiert wurde.

    Dass man Deine Aussage verwirrend finden kann, ist mir ein Rätsel.

    Verlange nicht, dass alles so geschieht, wie du es wünschest,
    sondern wolle, dass alles so geschieht, wie es geschieht,
    und es wird dir gut gehen.
    Epiktet

  • Ohne Denken wird man sich nicht in Achtsamkeit schulen können. Es geht ja darum, sich bewusst zu sein, was im eigenen Geist vor sich geht. Was im eigenen Geist vor sich geht, kann man aber nicht mit den Sinnesbewusstseinsarten erfassen.

    Wie ich bei Analayo in mindestens drei Büchern über Satipatthana und vielen weiteren Artikeln verstanden habe, sollte man eigentlich das Denken, diesen plappernden Affen, am Ende überwinden und transzendieren, also über ihn hinausgehen. Der Beobachter und das Beobachtete kann man sich als zwei Seiten derselben Medaille vorstellen. Doch weitergehend gibt es keine Dualität mehr, keine Trennung, wie es zum Beispiel im Herz-Sutra beschrieben wird. Daher ist dieser Zustand mit sprachlichen Mitteln nicht vermittelbar, aber erlebbar und erfahrbar. Es ist kein Zufall, dass der Buddha im Pali-Kanon nicht direkt darauf geantwortet hat, was Nibbana ist.

    Anders ausgedrückt: Sati benutzt das Denken sozusagen als Werkzeug, aber es findet kein Denken statt. Für das Denken braucht man jedoch den Denkenden, und so erschafft man selbst die Trennung, die eigentlich nicht vorhanden ist.


    Zitat

    Eine genauere Untersuchung dieser Definition offenbart jedoch, dass sati eigentlich nicht als das Erinnern selbst definiert wird, sondern als das, was das Erinnern ermöglicht und erleichtert. Diese Definition von sati deutet darauf hin, dass das Erinnerungsvermögen gut funktioniert, wenn sati präsent ist. Auf diese Weise verstanden, lässt sich sati besser mit dem Kontext von satipaṭṭhāna in Verbindung bringen, wo es nicht darum geht, Vergangenes ins Bewusstsein zu rufen, sondern vielmehr darum, dass sich die Achtsamkeit auf den gegenwärtigen Augenblick richtet.

    Ähnlich wird sati als Achtsamkeit des gegenwärtigen Augenblicks in den Darstellungen des Paṭisambhidāmagga und des Visuddhimagga beschrieben, denen zufolge die typische Eigenschaft von sati "Gegenwärtigkeit" (upaṭṭhāna) ist – sei es als Fähigkeit (indriya), als Erwachensfaktor (bojjhaṅga), als Bestandteil des edlen achtfachen Pfades oder im Moment der Verwirklichung.

    So kann Achtsamkeit als Gegenwärtigkeit (upaṭṭhita-sati) verstanden werden, indem sie "Geistesgegenwärtigkeit" einschließt, insofern sie direkt der "Geistesabwesenheit" (muṭṭha-sati) entgegengesetzt ist. "Geistesgegenwärtigkeit" bedeutet, dass jemand, der sati besitzt, in Bezug auf den gegenwärtigen Augenblick hellwach ist. Aufgrund dieser Geistesgegenwart wird alles, was getan oder gesagt wird, klar vom Geist erfasst, sodass man sich später leichter daran erinnern kann.


    S.63, "Der Direkte Weg".



    In einem anderen Buch wird es noch präziser dargestellt, was mich persönlich an Zen erinnert. Es geht darum, immer wach und präsent zu bleiben, ohne „Denken“ oder „Bewertungen“. Man sieht die Welt der Phänomene, anders ausgedrückt, wie sie wirklich ist, und nicht durch die mentalen Schablonen und Raster der Wahrnehmung. Bei richtiger sati entfernt man sozusagen alles Denken, und übrig bleiben die rohen Daten der Wahrnehmung. Genau deshalb ermöglicht sati, die kilesa im Keim zu ersticken, oder noch weiter, sie können überhaupt nicht mehr entstehen. / Keine Mentale Ausuferung,.Papañca.Conceptual proliferation../ So habe ich es verstanden, und so praktiziere ich es nach der Theravada-Tradition.

    Alles Gute!

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Danke Igor, so praktiziere ich auch.


    "Das Denken ist eine Übersetzung. Eine schlechte Übersetzung."

    Eckhardt Tolle


    Erst durch das Füllen der Worthülsen mit entsprechender Erfahrung bekommen sie Sinn.


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