Das „nicht“-Paradoxon in den Koan des Chan/Zen Buddhismus oder es ist nicht ein Ding

  • Ich kenne mich mit diesem Thema nicht aus. Daher entschuldige ich mich jetzt schon, falls ich etwas vollkommen falsch verstanden habe und etwas völlig unpassendes dazu schreibe.

    Koans so "auseinander zu nehmen" mag bis zu einem gewissen Grad hilfreich sein. Ab einem bestimmten Punkt könnte ich mir vorstellen, dass man nur noch die Ratio sprechen lässt. Und - so wie ich das Thema Koan verstanden habe - erfüllt das nicht den "Sinn" eines Koans.

    Könnte es dann nicht besser sein, stattdessen über das Koan zu Schweigen bzw. die Übung des Koans unter einem entsprechenden Lehrer auf sich zu nehmen?


    Wie gesagt, korrigiert mich bitte, wenn ich etwas falsch verstanden habe.


    Viele liebe Grüße

    Sturm

    Es gibt keinen Weg zum Frieden. Der Frieden ist der Weg. - Gandhi

  • Und, Schweigen ist eines Menschen unwürdig!

    Ich teile diese Meinung nicht; weder in dieser pauschalisierten Form noch speziell in dem Umgang mit Koan

    Könnte es dann nicht besser sein, stattdessen über das Koan zu Schweigen bzw. die Übung des Koans unter einem entsprechenden Lehrer auf sich zu nehmen?

    Genau so ist es.

    Ohne eine lange Zeit grimmiger Kälte,
    die Dir in die Knochen fährt –

    wie könnten die Pflaumenblüten

    dich erfüllen mit ihrem durchdringenden Duft?
    (Obaku)

  • Und, Schweigen ist eines Menschen unwürdig!

    Ich teile diese Meinung nicht; weder in dieser pauschalisierten Form noch speziell in dem Umgang mit Koan

    Könnte es dann nicht besser sein, stattdessen über das Koan zu Schweigen bzw. die Übung des Koans unter einem entsprechenden Lehrer auf sich zu nehmen?

    Genau so ist es.

    Da sind sie wieder die Pole oder Extreme die nicht der mittlere Weg sind sondern nur die Ufer.

  • Da sind sie wieder die Pole oder Extreme die nicht der mittlere Weg sind sondern nur die Ufer.

    So hat jeder seine Meinung.

    Ohne eine lange Zeit grimmiger Kälte,
    die Dir in die Knochen fährt –

    wie könnten die Pflaumenblüten

    dich erfüllen mit ihrem durchdringenden Duft?
    (Obaku)

    • Offizieller Beitrag

    Koans so "auseinander zu nehmen" mag bis zu einem gewissen Grad hilfreich sein. Ab einem bestimmten Punkt könnte ich mir vorstellen, dass man nur noch die Ratio sprechen lässt. Und - so wie ich das Thema Koan verstanden habe - erfüllt das nicht den "Sinn" eines Koans.

    Könnte es dann nicht besser sein, stattdessen über das Koan zu Schweigen bzw. die Übung des Koans unter einem entsprechenden Lehrer auf sich zu nehmen?

    Das eine ist ja das "Koan als Praxis". Da hast du vollkommen recht, dass da ein Lehrer sinnvoll ist und ein "darüber reden" nicht sehr. Das andere ist ein Austausch darüber ,was ein Koan überhaupt ist und in welcher Beziehung es zu anderen Formen von "paradoxen Aussagen" steht. Bei letzterem ist ein "spiritueller Fortschritt" nicht das Ziel sondern es kann nur eine Begriffsklärung bewirkt werden: Das man weiss was ein Koan ist und was sein Funktion ist und es nicht mit anderen Sachen verwechselt die zwar auch paradox klingen aber eine andere Funktion haben.

  • 1. Ein Koan ist eine Art Fallbeispiel und ist ähnlich wie ein Präzedenzfall im Recht in der Praxis selbst entstanden und deshalb für die Praxis geeignet, weil es da Anwendung findet. Die Koansammlungen sind in China auch in der Zeit entstanden, als die Rechtsfälle in Sammlungen zusammen gestellt wurden.

    2. Koan sind nicht nur zusammen mit einem Lehrer sinnvoll, sondern für das Verständnis von Koan ist es unverzichtbar, gemeinsam mit jemandem zu praktizieren, der die ca. 750 Fälle aus seiner Tradition durchlaufen hat und der als Lehrer für diese Praxis anerkannt wurde.

    3. Koan sind vielleicht auf der Eben des "gesunden Menschenverstandes" Paradoxien. Sie wären vielleicht als metaphysische Paradoxien zu bezeichnen, wenn es da eine Metaebene gäbe. Koan erscheinen nur so. Sie sind ganz einfach Schranken für den Verstand und für das diskursive Denken. Daher können sie auch nicht begrifflich erklärt werden.

    4. Die Funktion eines Koan besteht darin eine Begegnung von Buddha zu Buddha zu ermöglichen und zu vertiefen. Deshalb ist ein Mensch, der das realisiert hat, notwendig und es ist auch notwendig, dass dies von Angesicht zu Angesicht geschieht. Letzteres bedeutet auch, dass man nicht über Bücher oder Schriften "die große Sache" klären kann, sondern zur letztendlichen Klärung eine Begegnung unmittelbar notwendig ist, also eine Art Dharmagefecht oder Schlagabtausch, wie z.B. Yoka Daishi und Eno.

    :zen:

  • Danke!


    @ Koans so "auseinander zu nehmen" mag bis zu einem gewissen Grad hilfreich sein. Ab einem bestimmten Punkt könnte ich mir vorstellen, dass man nur noch die Ratio sprechen lässt. Und - so wie ich das Thema Koan verstanden habe - erfüllt das nicht den "Sinn" eines Koans.


    Richtig, Ratio in den Koan ist nicht alles, da kommt eben noch das da, was viele hier geschrieben haben.


    Aber der Witz ist (und man soll den Humor der alten Chinesen nicht unterschätzen), die haben genau gewusst, was sie sagen.

    Die alten Chinesen rutschen eben "nicht ins nicht Rationale sprich Paradoxe" !!!


    z.B.::




    -> ein Schüler ist auf dem Weg ins Paradoxe, der Lehrer geht gar nicht darauf ein, Beispiel:

    Es gilt zu vermeiden: "es gibt das Gesetz welches besagt es gibt nichts (somit auch nicht dieses Gesetz, ja gibt dann doch was? z.B. dann auch wieder dieses Gesetz? Das besagt aber ... .. .)" denn das führt ins Paradoxe!

    Wu-men-guan 7:

    Frage: "Gib einen Fingerzeig ... Was ist mit Buddha (und seinem Gesetz)" Zhao-zhous: "Hast du schon gegessen? Dann wasch deinen Napf aus"

    ist kein Paradoxon, das führt nicht mal in einen infiniten Regress !!!

    Dass es scheinbar seltsam ist, hat mit Paradoxon in der Logik nichts zu tun.





    -> ein Lehrer testet einen anderen (z.B. Schüler), es besteht die Gefahr eines Paradoxons, aber der Lehrer kriegt vorher die Kurve:

    Wu-men-guan Koan 27:

    Bi-Yan-Lu Koan 28:

    Als Nan-quan Ehrwürden Nie-pan auf dem Hundert-Klafter-Berg seine Aufwartung machte, fragte

    Nie-pan: „Haben all die Wesen aus früherer Zeit noch eine Lehre gehabt, die sie vor den Menschen nicht ausgesprochen haben?“

    Nan-quan sagte: „Ja, die hatten sie!“

    Nie-pan sagte: „Und was ist die Lehre, die sie vor den Menschen nicht ausgesprochen haben (Vorsicht !)?“

    Nan-quan sagte: „Es ist nicht Geist, es ist nicht Buddha, es ist nicht sonst ein Ding! (damit ist auch das nicht, was er hier sagt, Gefahr des Pradoxons ... und wenn das nicht ist, ist jetzt was oder ist jetzt nichts)

    Nie-pan sagte: „Aber damit hast Du sie ja ausgesprochen!“

    Nan-quan sagte: „Unsereinem ist nur gerade so! Und wie hält es denn Ehrwürden selbst?“

    Nie-pan sagte: „Ich bin selbst nicht bewandert in der Kenntnis der Weisen der Vergangenheit; wie kann ich denn da wissen, ob es etwas gibt, das sie ausgesprochen haben oder nicht ausgesprochen haben?“

    Nan-quan sagte: „Unsereiner versteht nicht!“

    Nie-pan sagte: „Und dabei hab ich es für Dich doch allzu deutlich ausgesprochen!“


    Das rote geht ins Paradoxe,

    Das grüne vermeidet das Paradoxe, geht es noch besser?




    Fazit:


    Was die Syntax (die man auch in logischen Formeln hinschreiben könnte) betrifft:

    Die alten Chan "Meister" spielen vielleicht mal damit, aber oft im Gegensatz zu ihren Schülern vermeiden sie das Paradoxe in den Koan.

    So gesehen: Die Koan sind nicht paradox !!!


    Was die Semantik (wenn man Worte in die Formeln einsetzt) betrifft:

    Was wollen uns die Koan sagen?

    Das stimmen wohl viele Beiträge von hier .....

  • Schweigen ist im Prozess ein Koan zu lösen oft die beste und richtigste Antwort von allen Möglichkeiten

    aber das lässt sich in einem Internetforum nicht vermitteln und deshalb wird gequasselt in schriftlicher Form

    was die Finger an der Tastatur hergeben. Ob es dabei um Koans, das Wetter oder Omas Stricksachen geht

    spielt dabei kaum eine Rolle. So sind die Menschen, insbesondere die User, so ist das Netz.

  • Liebe Bosalin Leonie!


    Gestern durfte ich mit einer gelehrten Bosalin Pizza speisen. Sie lehrt Vajrayana in einer Berliner Gruppe. Irgendwann entfuhr ihr die Essenz ihrer Schulrichtung: Leere ist Form und Form ist Leere. Ich hatte mich gegen das Quietschbunte der Tibeter im Gegensatz zur Einfachheit des Zen geäußert. Und das ist der Punkt: Leere wird Form. Ob reduziert oder schrill. Form ist Form. Und beim Sitzen in Zazen schwinden die Formen, ob wenig oder viel. Form ist Leere.


    Mir ist Herr Roloff kein Begriff. Muß er auch nicht. Ob ich viel weiß oder den IQ eines Toastbrotes habe, Zazen ist einfach nur Zazen.


    Mach Dir kein Kopp und auf bald.

    Dae Kyong

  • Das Lügen Paradoxon ist Aussagenlogik:


    Ich sage: „Ich lüge“

    Lüge ich jetzt oder nicht?

    1) „Ich lüge“ --> ich lüge also, somit ist meine Aussauge zu negieren, also: nicht „Ich lüge“, also

    2) ich sage die Wahrheit, jedoch ich sage

    1) „Ich lüge“ .....

    2) ich sage die Wahrheit ......

    1) ....

    2) ...

    .....

    ...

    .

    Das ist nicht nur infiniter Regress wie

    die Ursache selbst ist wiederum Wirkung und dies setzt sich unbegrenzt fort, was somit nichts beweist (aber auch nichts widerlegt);

    hier ist der Regress zusätzlich zyklisch (hier in nur zwei Iterationen), man dreht sich im Kreis, was natürlich wie oben schon nichts beweist (aber auch nichts widerlegt);

    zusätzlich hier jedoch führt der Zyklus zu widersprüchlichen Aussagen, so dass hier ein Paradoxon vorliegt.


    In den Koan Sammlungen Bi-Yan-Lu / Cong-Rong-Lu Koan / Wu-men-guan ist das Thema in vielen Beispielen behandelt, nur mal eines von vielen:


    In aller Kürze Bi-Yan-Lu Koan 2:

    Das Dao ist gar nicht schwer, nur ohne wählerische Wahl, kaum dass sich Worte einstellen, wird daraus eine Wahl (!!!) ...

    Wir haben hier:

    „Ich wähle nicht wählen

    1) „Ich wähle nicht wählen“ --> ich wähle also nicht, also ist mein Wählen zu negieren zu nicht „Ich wähle nicht wählen“

    2) ich kann also wählen

    1) „Ich wähle nicht wählen“ --> ... .. .

    2) ......

    1) ....

    2) ...

    .....

    ...

    Nicht wählen ist die Lösung, jedoch ohne es zu sagen ... was ein wählen wäre:

    Das ist im Koan perfekt beendet, denn die finale Antwort ist:

    „Mach deine Verbeugung und zieh dich zurück!“



    Im Gegensatz dazu ist durch die Verwendung von Quantifikatoren (hier „alle“) das Folgende Prädikatenlogik, es ist somit anders:


    Zum „Paradoxon“ des Epimenides

    Dieses ist nicht aussagenlogisch sondern prädikatenlogisch, durch den Quantifizierer „alle“:

    „Epimenides der Kreter sagte: Alle Kreter sind Lügner (im Sinne von „lügen immer“).“

    Dadurch ist das „Paradoxon“ des Epimenides kein Paradoxon, da ist kein Widerspruch, sondern es führt zu einer konsistenten Lösung:

    1) Epimenides lügt mit seiner Behauptung „Alle Kreter lügen immer“, somit

    2) Negierung seiner Aussage: „Nicht“ alle (!!!!!) Kreter lügen immer, somit

    3) es gibt Kreter,

    a] die „nicht“ immer lügen (Nebenbemerkung: das impliziert auch diejenigen, die nie lügen, denn auch die lügen nicht immer),

    b] obwohl es auch Kreter geben kann (!) die immer lügen (das dürfen blos nicht alle sein: a] darf nicht Leer sein),

    egal wo Epimenides dazugehört (im Falle, dass a] nur nie-Lügner enthält nur zu b] gehörig : b] darf nicht Leer sein), dann folgt aus 1) die konsistente Lösung: Und 1) sagt Epimenides lügt.




    Dann zu:


    On Zen (Ch’an) Language and Zen Paradoxes

    Chung-ying Cheng

    thezensite: home page


    A Distant Mirror

    The Problem of Self-Refuting Statements in Chinese Buddhist Logic

    Jakub Zamorski

    hamburgup-hbs03-linradich-mirror.pdf


    Hier:

    “All statements are false”

    also

    „Alle Aussagen sind falsch“

    ist kein Paradoxon, denn es ist durch den Quantifizierer ‚alle‘ nicht aussagenlogisch sondern prädikatenlogisch und hat eine Lösung:

    1) Die Aussage „Alle Aussagen sind falsch“ ist falsch, somit negieren:

    2) „nicht ‚alle‘ Aussagen sind falsch“, oder „es existiert mindestens eine Aussage die richtig ist“, es gibt also zwei Haufen,

    - den einen Haufen mit Aussagen (mindestens einer), die richtig sind und

    - den anderen Haufen mit Aussagen, die falsch sind; da gehört die Aussage „Alle Aussagen sind falsch“ dazu, konsistent zu 1).



    Man kommt so raus:


    Man muss also die prädikatenlogischen Aussagen wie „Alle Aussagen sind falsch“

    in aussagenlogische Aussagen überführen wie diejenige, die besagt

    zum einen "Da ist nichts" und das zum anderen vermitteln, ohne es zu sagen:

    „Höre das Klatschen einer Hand!“,


    denn ansonsten ist doch wieder „etwas“

    und zwar:

    1) da ist dieses „etwas“ welches besagt: "Da ist nichts" --> da ist somit auch dieses „etwas“ nicht

    2) da ist dieses „etwas“ nicht, welches besagt: "Da ist nichts", somit ist möglich

    1) da ist dieses „etwas“ welches besagt: "Da ist nichts" --> da ist somit auch dieses „etwas“ nicht

    2) ........

    1) ......

    2) .....

    ....

    ...

    ..

    .


    Genial:

    Wu-men-guan Koan 3:

    Immer wenn Ju-zhi befragt wurde, streckte er nur eine Finger in die Höhe.



    Somit, der Witz ist (und man soll den Humor der alten Chinesen nicht unterschätzen), die haben genau gewusst, was sie sagen, sonst würde es nicht so dastehen wie es dasteht.

    Die alten Chinesen rutschen eben "nicht ins ‚nicht‘ Rationale sprich Paradoxe" !!!


    z.B.::


    -> ein Schüler ist auf dem Weg ins Paradoxe, der Lehrer geht gar nicht darauf ein, Beispiel:

    Es gilt zu vermeiden: "es gibt das Gesetz welches besagt es gibt nichts (somit auch nicht dieses Gesetz, ja gibt dann doch was? z.B. dann auch wieder dieses Gesetz? Das besagt aber ... .. .)" denn das führt ins Paradoxe!

    Wu-men-guan 7:

    Frage: "Gib einen Fingerzeig ... Was ist mit Buddha (und seinem Gesetz)" Zhao-zhous: "Hast du schon gegessen? Dann wasch deinen Napf aus"

    ist kein Paradoxon, das führt nicht mal in einen infiniten Regress !!!

    Dass es scheinbar seltsam ist, hat mit Paradoxon in der Logik nichts zu tun.

    Nebenbei: Die Bedeutung ist, dass man das Leben nicht einfach so durchleben soll, sondern eben nach "üben und Shunyata", leer und frei, entsprechend dem Schönen da wie den Pflichten, gelassen sein Leben leben soll.

    So kommt es zuguterletzt raus: Paradox ist hier nichts!


    -> ein Lehrer testet einen anderen (z.B. Schüler), es besteht die Gefahr eines Paradoxons, aber der Lehrer kriegt vorher die Kurve:

    Wu-men-guan Koan 27:

    Bi-Yan-Lu Koan 28:

    Als Nan-quan Ehrwürden Nie-pan auf dem Hundert-Klafter-Berg seine Aufwartung machte, fragte

    Nie-pan: „Haben all die Wesen aus früherer Zeit noch eine Lehre gehabt, die sie vor den Menschen nicht ausgesprochen haben?“

    Nan-quan sagte: „Ja, die hatten sie!“

    Nie-pan sagte: „Und was ist die Lehre, die sie vor den Menschen nicht ausgesprochen haben (Vorsicht !)?“

    Nan-quan sagte: „Es ist nicht Geist, es ist nicht Buddha, es ist nicht sonst ein Ding! (damit ist auch das nicht, was er hier sagt, Gefahr des Pradoxons ... und wenn das nicht ist, ist jetzt was oder ist jetzt nichts)“

    Nie-pan sagte: „Aber damit hast Du sie ja ausgesprochen!“

    Nan-quan sagte: „Unsereinem ist nur gerade so! Und wie hält es denn Ehrwürden selbst?“

    Nie-pan sagte: „Ich bin selbst nicht bewandert in der Kenntnis der Weisen der Vergangenheit; wie kann ich denn da wissen, ob es etwas gibt, das sie ausgesprochen haben oder nicht ausgesprochen haben?“

    Nan-quan sagte: „Unsereiner versteht nicht!“

    Nie-pan sagte: „Und dabei hab ich es für Dich doch allzu deutlich ausgesprochen!“


    Das grüne vermeidet das Paradoxe, geht es noch besser?

    So kommt es zu guter letzt raus: Paradox ist auch hier nichts!



    Fazit:

    Was die Syntax (die man auch in logischen Formeln hinschreiben könnte) betrifft:

    Die alten Chan "Meister" spielen vielleicht mal damit, aber oft im Gegensatz zu ihren Schülern stoßen sie wohl mal das Paradoxe an, jedoch vermeiden sie das Paradoxe in den Koan.

    So gesehen:

    Die Koan sind nicht paradox !!!


    Auf der Basis kann man weiter gehen ...


    Denn was die Semantik (wenn man Worte in die Formeln einsetzt) betrifft:


    Was wollen uns die Chan Koan sagen?

    Mach dich leer, dann geh gestärkt ins Leben?


    Das Kantsche „Ding an sich“ ist gleich der Schopenhauersche „Wille“ allgemein; gemeint ist das, was der Grund von allem ist und sich uns als Vorstellung (und nicht mehr) in den Naturgesetzen, gleich ob angewandt auf elementare Gravitation oder den Menschen ... letztlich auf alles, ergibt.


    Also, das Kantsche „Ding an sich“, gleich der Schopenhauersche „Wille“, hier als Beispiel der Wille der Gattung, bei den Koniferen das Ausstreuen der Pollen, geht bei den Menschen, wenn auch noch bei der Gattung bleibend, auch auf das Individuum über und äußert sich so im Geschlechtstrieb wie allgemein im (nur manchmal kooperativen) Egoismus des Individuums. Das letztere ist das Thema.


    Der Egoismus des Individuums hat die Aufgabe es fit (im darwinistischen Sinn) zu machen und ist so auch der Grund für immerwährende Verarbeitung von aufgenommenen Eindrücken, dann für den immerwährenden Zufluss von Gedanken und für das, im schlimmsten Fall auf der Basis von Gier, Hass und Verblödung/Verblendung, Zerdenken von vorgestellten Situationen im wachen, sinnierenden Zustand wie auch im Traum der stresst, auf dass wenn eine Situation eintritt, das Individuum die Lösung seiner Wahl somit zu seinem Vorteil als Reaktion parat hat. Zu dieser Ruhelosigkeit hat uns die Selektion hingeführt. Das muss nicht immer schlimm sein, so treibt es auch den Fortschritt und den Wohlstand. Man kann es aber auch als frustrierend für einen selbst betrachten, vor allem wenn es einen über-bestimmt, denn der Mensch ist mehr, er hat Mitleid, er erkennt Schönheit, er kennt gelassene Zufriedenheit.


    Und alle (!!!) diese Eigenschaften, auch die letzteren zu seinem Schutz, sind im Sinne des Darwinismus zu sehen; Darwinismus kennt keinen Dualismus gut oder böse. Auch das ist Teil von „was nicht ausstirbt bleibt über“, sonst wären wir nicht mehr hier; das ist DAO, das Wasser findet seinen Weg und die Natur zieht alle Register.


    Die Leere des Zen-Buddhismus soll nun, mehr wie alles andere, zum Schutze des Individuums und seines Überlebens, diese obigen, immerwährenden weil auch zerstörenden Gedanken und das zerstörende Zerdenken abschneiden, somit auch im darwinistischen Sinne und nicht im Schopenhauerschen Sinne den Willen verneinen sondern als Teil des Willens gleich des DAO, den Egoismus beenden, im Erkennen von: Das Ding an sich, entstanden aus nichts, ist letztlich banal, gleich wie wir es wahrnehmen und es uns vorstellen, da ist nichts. Der Egoismus wird immer mal durch das spontane (!!!) Mitleid sowie das spontane (!!!) Erkennen des Schönen, ob in der Natur oder in der Kunst, schützend im Sinne das Darwinismus, ja selbst durch einfache Pflichten des Lebens (wasch deinen Napf aus), durchbrochen. Die Leere des Zen-Buddhismus zu erlangen folgt dem.


    Mach dich leer, immer wieder ... und geh gelassen ins Leben, immer wieder!


    Das Nashorn findet nichts, worein es sein Horn bohren kann.

    Der Tiger findet nichts,

    darein er seine Krallen schlagen kann.

    Lao Zi

  • "Mach Dich leer, immer wieder...und gehe gelassen ins Leben,"

    Guter Satz. Warum muss ich mich immer wieder Leer machen? Weil ich auch wenn ich gelassen ins Leben gehe immer ein neues Ego bilde. Zen hat mich das gelehrt was es zu bieten hat. Das Ego ist da, ich muss seine Inhalte immer wieder leeren, damit ich gelassen ins Leben gehen kann. Als ich durch Zen in die schwebende Leichtigkeit kam hab ich schnell gemerkt das es kein schweben ist sondern Haltlosigkeit des Abstützens, das mich gelangweilt ins Leben gehen ließ.

  • Es gibt Dinge die lassen sich besser zwischen den Zeilen sagen als in logischen Abhandlungen und Traktaten.


    Da jeder Mensch andere Informationen zwischen den Zeilen liest, ist diese Art von Kommunikation etwas "schwammig" unklar.

    Je nach psychischer Verfassung, Lebenserfahrung und Stimmungslage nimmt jeder Mensch Informationen selektiv auf.


    Die "richtige" Interpretation eines Koans (d.h. das "richtige" Lesen zwischen den Zeilen) erfordert eine entsprechende psychisch/spirituelle Erfahrung. Ein Koan wird nämlich erst verstanden, wenn die angesprochene Situation selber schon erlebt wurde; sei es in der Meditation oder im alltäglichen Leben.


    Deshalb wird im Zen empfohlen ein Koan nicht allein im stillen Kämmerlein zu interpretieren sondern gemeinsam zu besprechen, etwa im Rahmen eines Dokusans. Dabei soll der Zenmeister den Fortschritt seine Schülers erkennen können.


    Vergleichbare Kommunikationsmuster kennen wir in der Kunst, der Poesie oder der Musik.

  • Lieber Bosal Bakram!


    Koans sind überbewertet. Mein Meister (Byong Oh Sunim) fragte mich einst, ob ich bereits ein Koan hätte. Als Anhänger der Soto-shu (nicht drüber nachdenken) antwortete ich ihm aufrichtig: Ja, die Zazen-Haltung. Und bis heute acker ich wie blöd an der Haltung auf dem Kissen. Irgendwas ist immer nicht ganz richtig. Mal sind die Daumen unten, mal vergesse ich mein Herz zu spüren, mal sitze ich auf meinem linken Fuß, was dann höllisch wehtut hinterher. Koans löst man nicht mit dem Geist, außer in der Irrenanstalt mit Haldol (Scherz!).


    Auf bald.

    Dae Kyong

  • Die meisten, die sich hier zu Koan äußern, haben noch nicht den Arsch in der Hose gehabt, eine traditionelle Koan Ausbildung mit einem dafür ausgebildeten Lehrer zu durchlaufen. So bleibt hier alles mehr oder weniger fundierte Theorie. Nicht dass das schlecht wäre. Man kann auch über Schlimmeres diskutieren. Aber es ist auch nicht mehr. :grinsen:

    Ohne eine lange Zeit grimmiger Kälte,
    die Dir in die Knochen fährt –

    wie könnten die Pflaumenblüten

    dich erfüllen mit ihrem durchdringenden Duft?
    (Obaku)

  • Dao De Jing: Ursprung der 10000 Dinge == Dao De Jing: Könnten wir weisen den Weg, Es wäre kein ewiger Weg. Könnten wir nennen den Namen, Es wäre kein ewiger Name (dieses ist ohne Namen, so dass sich nichts darüber aussagen lässt, nicht einmal, dass es ist) == Kôan 49 Cong-rong-lu, Kôan 51 Bi-yan-lu: Nur dies ist es: 10000 Dinge, weil jenes andere nichts == Kôan 1 Wu-Men-Guan: Wu -> == wahre Wirklichkeit == Buddha-Wesen == Buddha-Natur == Buddhas Wahrheitsleib == Dharmakâya == Wahrheitsleib == Shûnyatâ == Große Leere == ursprüngliches Antlitz, noch bevor unsere Eltern geboren waren == Kant: Ding an sich == Schopenhauer: Wille:



    Die jenseits der Erscheinung liegende, in dem Schaffen der Natur sich offenbarende Einheit des Willens ist eine metaphysische, mithin die Erkenntnis derselben transzendent, d. h. nicht auf den Funktionen unseres Intellekts beruhend und daher ein Abgrund der Betrachtung. (W. II, 366—368.)



    Da ist absolut nichts paradox an der ganzen Sache. Vielmehr ist es so, dass alles weggelassen (bei Schopenhauer erst verneint dann "nichts") wird, was nicht gezeigt werden kann. Oder anders formuliert: Was nur Hypothese somit pure Spekulation ist, wird weggelassen ja im Chan durch „da ist nichts“ ersetzt. Das ist nur konsequent.


    Nachtrag zu Schopenhauer:

    Das nach Verneinung der Welt übrig bleibende Nichts.

    Auch nach Negation des allgemein als positiv (+) Angenommenen, welches wir das Seiende nennen, bleibt kein absolutes Nichts übrig, sondern nur ein relatives (-). Ein Wechsel des Standpunkts würde die Zeichen vertauschen lassen und das für uns Seiende (die Welt der Vorstellung, d. i. die Objektität des Willens) als das Nichts und das Nichts derselben als das Seiende zeigen. Was nach gänzlicher Aufhebung des Willens übrig bleibt, ist für alle Die, welche noch des Willens voll sind, allerdings Nichts. Aber auch umgekehrt ist Denen, in welchen der Wille sich gewendet und verneint hat, diese unsere so sehr reale Welt mit allen ihrer Sonnen und Milchstraßen — Nichts. (W. I, 485—487.)

  • Zitat

    Das nach Verneinung der Welt übrig bleibende Nichts.

    Da ist ein Denkfehler drin. Weil nur noch das Nichts gesehen wird , wird nicht mehr bedacht das da ein super-winziges Etwas ist das das ganze Nichts erkennen kann.

    • Offizieller Beitrag

    Da ist ein Denkfehler drin.

    Das also ist des Pudels Kern - Goethe in Faust I , dabei an Schopenhauers Pudel denkend.

    Der ja "Atman" hiess_was sehr gut passt, da viele Denkfehler auf einen Atman herauslaufen.

    Doch nun also noch, wie versprochen, zu des „Pudels Kern“, wie Goethe sagen würde. Da entpuppt sich Schopenhauer als kauziger Ironiker, denn des Hundes Wesen ist eben das ‘Atman’, der triebgesteuerte Lebenswille, den Schopenhauer als das zu Überwindende ansah, und ihm doch immer verhaftet blieb. So wurde nach dem Tode jeden Hundes sogleich der nächste angeschafft, natürlich ein ‘baugleicher’ weißer Pudel namens ‘Atman’. Und wenns der Hund dann arg zu viehisch trieb, scholt er ihn schon mal „Du Mensch!“